Unter Usability verstehen wir die Gebrauchstauglichkeit einer Software, die ein Qualitätsmerkmal der Benutzeroberfläche darstellt und als Teilaspekt der gesamten User Experience anzusehen ist. Sie bildet die Grundlage positiver Interaktionen und ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Tools. Es spielt dabei eine entscheidende Rolle, inwieweit sich NutzerInnen innerhalb der Anwendung durch die verständliche Bedienbarkeit und den zu erwartenden Workflow der einzelnen Funktionen zurechtfinden. Dabei ist es hilfreich, sie von Anfang an mit in den Entwicklungsprozess einzubinden und ihre Arbeitsmethoden kennenzulernen. Dazu dienen auch Mockups wie das Beispiel im Abbildung 1 illustriert. In diesem Vortrag wollen wir darstellen, wie Usability in den Digital Humanities evaluiert werden kann und welche Probleme sich generell bei der Softwareentwicklung in der Forschung auftun. Dafür werden wir grundlegende Überlegungen zur Usability-Problematik anstellen. Anhand von Nutzungsszenarien am Beispiel des im Projekt LAUDATIO (weiter-)entwickelten Forschungsdatenrepositoriums für historische Textdaten demonstrieren wir, wie eine kostengünstige und einfache Usability-Evaluierung stattfinden kann. Als Verfahren wurden hierfür der Thinking-Aloud Test (Lewis und Rieman, 1994), eine der wichtigsten Methoden für die nutzerorientierte Evaluation, sowie eine heuristische Evaluation angewandt.
Das Web als Infrastruktur und Werkzeugkasten für die Wissenschaft
Usability in den Digital Humanities am Beispiel des LAUDATIO Repositoriums
1. Juliane Stiller1, Klaus Thoden2, Dennis Zielke1
1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck-Institut für
Wissenschaftsgeschichte
DHd Leipzig, 9.3.2016
3/9/2016
Usability in den Digital Humanities
am Beispiel des LAUDATIO Repositoriums
2. • Usability in den Digital Humanities
• Usability-Evaluation des LAUDATIO-Repositoriums
• Maßnahmen zur Verbesserung / Prototyp
• Wichtige Lektionen
Agenda
3/9/2016
1Juliane Stiller, 2Klaus Thoden, 1Dennis Zielke
1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck Institut für
Wissenschaftsgeschichte
3. “Good design is actually a lot harder to notice than poor design, in part
because good designs fit our needs so well that the design is invisible”
Donald Norman: The Design of Everyday Things. S. 1
Photo by David Boyle (CC BY-SA 2.0)
4. • Gebrauchstauglichkeit einer Software
• Qualitätsmerkmal einer Benutzeroberfläche
• Grundlage guter Interaktionen zwischen NutzerInnen und dem
System
Usability
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1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck Institut für
Wissenschaftsgeschichte
5. • Umfrage unter EntwicklerInnen von DH-Tools hat ergeben, dass
31% eine Usability-Evaluation durchführen (Schreibmann &
Hanlon, 2010)
• Evaluationsstudie von ling. Annotationswerkzeugen fand
allgemeine und fachspezifische Usability-Problematiken
(Burghardt, 2012)
• Usability-Studien (partizipatives Design) wurden im DH-Bereich
durchgeführt, z.B. CENDARI (Boukhelifa u.a., 2015), Welt der
Kinder (Heuwing & Womser-Hacker, 2015)
Usability in Digital Humanities
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1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck Institut für
Wissenschaftsgeschichte
6. • Bedienfreundlichkeit von Benutzeroberflächen
• Zweckmäßige Interaktionen zwischen FachwissenschaftlerInnen
und Systemen
• Transparenz der Arbeitsabläufe innerhalb eines Tools
• Reibungsfreiheit von Arbeitsabläufen in digitalen
Forschungsprozessen
Unser Verständnis von Usability in DH
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1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck Institut für
Wissenschaftsgeschichte
7. • Erforschung des Nutzerverhaltens von Geistes- und
KulturwissenschaftlerInnen beim Umgang mit digitalen Tools
und Diensten
• Exemplarische Evaluierung bestehender Dienste
• Erstellung eines Kriterienkatalogs Usability für externe
Kooperationsanfragen
• Begleitung von Programmierprozessen in DARIAH-DE
hinsichtlich Usability und Nutzeroberflächen
Wissenschaftliche Begleitforschung
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9. 1. Heuristische Analyse
2. Thinking-Aloud-Test
3. Abgleich mit Kriterienkatalog Usability
4. Priorisierung der gefundenen Usability-Problematiken mit
LAUDATIO-MitarbeiterInnen
Vorgehen
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Wissenschaftsgeschichte
10. • Nielsen hat 10 Heuristiken aufgestellt mit denen man Software
und Websites evaluieren kann:
- z.b. Sichtbarkeit des Systemstatus, Benutzerkontrolle und –freiheit,
Konsistenz und Standards, Hilfe beim Erkennen, Diagnostizieren
und Beheben von Fehlern, Hilfe und Dokumentation
• ExpertInnen suchen anhand der Heuristiken möglichst viele
Usability-Problematiken
1. Heuristische Evaluation
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11. 2. Thinking-Aloud-Test
1. Präsentation von Korpora
2. Suche nach Korpora und in deren
Dokumenten und Annotationen
3. Herunterladen von Korpora
4. Importieren von neuen und erweiterten
Korpora
5. Auseinandersetzung mit den verschiedenen
Beschreibungen der einzelnen Korpora
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1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck Institut für
Wissenschaftsgeschichte
Wo ist das
Suchfenster?
Wieso
dauert das
so lange?
Was macht
er denn?
12. • Sichtbarkeit Systemstatus/Rückmeldungen
• Startseite / Einstieg
• Fehlendes Responsive Design
• Suche
- Funktion der Facetten ist nicht klar
- wie erfolgreich (z.B. Anzahl Treffer) war die Suche
- welche Facetten sind aktiv?
• Konzept für Versionierung
• Konsistentes Vokabular
Gefundene Problematiken
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14. Forschungsdatenrepositorium für historische Texte
• Freie Zugänglichkeit und (Wieder)Nutzung von
historischen Korpora, da alle Korpora unter einer CC-
Lizenz verfügbar sind
• Suche nach Korpora und deren Dokumente
• Korpora herunterladen, Annotationen zu bereits
bestehenden Korpora hinzufügen und die neue Version im
Repositorium hochladen
Kurze Einführung LAUDATIO-Repositorium
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Wissenschaftsgeschichte
17. Vorteile:
• Einsatz moderner Webtechnologien durch HTML5, CSS3
und JavaScript-Bibliotheken
• Kompatiblität mit allen modernen Browsern
• Gewährleistung der Darstellung für verschiedene
Bildschirmauflösungen und für verschiedene Geräte z.B.
Smartphone, Tablet etc.
Einführung Responsive Design
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Wissenschaftsgeschichte
18. • Einheitliche Auf- und Unterteilung
- Header
- Footer
- Content-Bereich
• Einheitliche Navigation mit Breadcrumb
• Wichtige Punkte hervorheben
• Links: intern und extern
• Einheitliche Web-Fonts, Farben und Schriftgröße
Umsetzung Responsive Design
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19. Sichtbarkeit Systemstatus/Rückmeldungen
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Validierung innerhalb des Import-Prozesses
• Gegen das TEI-P5 Metadatenschema
• Gegen das IndexMapping, damit die Daten in den Suchindex mit
aufgenommen werden können
Erwartungshaltung des Datenlieferanten
• Fehlermeldungen, die die Nutzer angezeigt bekommen, wenn ein
Fehler in Ihren Metadaten enthalten sind bzw. was die Aktionen
innerhalb des User Interfaces auslösen.
20. Nicht erfolgreiche Validierung gegen das TEI-
Metadatenschema
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22. Validierung und Fehlermeldung gegen das
IndexMapping für die Suche.
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Wissenschaftsgeschichte
24. Einbindung eines WYSIWYG-Editors,
Möglichkeit ohne HTML-Kenntnisse
Beiträge zu verfassen
Momentan betreiberseitig einsetzbar, man
könnte es auf Datensatzebene einrichten,
um zusätzliche Informationen mit
anzubieten
Anzeige des letzten hochgeladenen Korpus
auf Startseite
Weitere Maßnahmen zur Verbesserung
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1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck Institut für
Wissenschaftsgeschichte
25. • Usability sollte im frühen Stadium der Entwicklung eine Rolle
spielen unter Einbezug der FachwissenschaftlerInnen
• Alle Interessengruppen mit einbeziehen – Betreiber,
Datenlieferanten, NutzerInnen, aber auch Fachfremde
• Die Einhaltung von Prinzipien bei der Usability ist häufig nicht
gegeben – heuristische Evaluation durch Experten kann schon
einen großen Teil der Problematiken aufdecken
• Wenn Ressourcen beschränkt sind, reichen auch kleine
Usability Test wie Thinking-Aloud-Test mit NutzerInnen
Wichtige Lektionen
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1Humboldt-Universität zu Berlin, 2Max-Planck Institut für
Wissenschaftsgeschichte
26. Burghardt, Manuel (2012). „Annotationsergonomie: Design-Empfehlun für linguistische
Annotationswerkzeuge“. Information Wissenschaft & Praxis 63, Nr. 5 (Januar 2012). doi:10.1515/iwp-
2012-0067.
Boukhelifa, Nadia; Giannisakis, Emmanouil; Dimara, Evanthia; Willett, Wesley; Fekete, Jean-Daniel
(2015). „Supporting Historical Research Through User-Centered Visual Analytics“. In EuroVis
Workshop on Visual Analytics (EuroVA), herausgegeben von Enrico Bertini and Jonathan C. Roberts,
1-5.
Gibbs, Fred, und Trevor Owens (2012). „Building Better Digital Humanities Tools: Toward Broader
Audiences and User-Centered Designs“. Digital Humanities Quarterly 006, no. 2.
Heuwing, Ben and Christa Womser-Hacker: Zwischen Beobachtung und Partizipation – nutzerzentrierte
Methoden für eine Bedarfsanalyse in der digitalen Geschichtswissenschaft, in: Information –
Wissenschaft & Praxis, Bd. 66 (2015) Nr. 5-6, S. 335–344.
Kirschenbaum, Matthew G (2004). „So the Colors Cover the Wires’: Interface, Aesthetics, and Usability“.
In A Companion to Digital Humanities, herausgegeben von Susan Schreibman, Ray Siemens und
John Unsworth, 523–42. Blackwell Publishing Ltd.
Nielsen, Jakob (1995): „10 Usability Heuristics for User Interface Design“. Webpage:
http://www.nngroup.com/articles/ten-usability-heuristics/ (15.1.16).
Schreibman, Susan, and Ann M. Hanlon. “Determining Value for Digital Humanities Tools: Report on a
Survey of Tool Developers.” Digital Humanities Quarterly 004, no. 2 (September 1, 2010).
Literatur
3/9/2016
27. 3/9/2016
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Juliane Stiller, juliane.stiller@ibi.hu-berlin.de
Klaus Thoden, kthoden@mpiwg-berlin.mpg.de
Dennis Zielke, zielkede@cms.hu-berlin.de