Ausbildungskonferenz2013 klaus lorenz_umsetzung_enquetekommission_berufliche_...
denkzettel #1
1. denkzettel #1 frühling 2010 www.unsereuni.ch zeitung@unsereuni.ch cc by-nc-nd
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DENKZETTEL DENKZETTEL DENKZETTEL
INDISCIPLINARITÉS INDISCIPLINARITÉS INDISCIPLINARITÉS
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keine Ware
denkzettel
9 Gegen den DENKZETTEL
indisciplinaritésneoliberalen Umbau des Bildungssystems denkzettel
INDISCIPLINARITÉS
indisciplinarités
3 Bologna-Gipfel in Wien 7 Ökonomische Ungleichheiten beim Hochschulzugang
14 Basel: Unirat 16 Bern: Rektorenkonferenz 17/20 Lausanne/Zürich: Chroniken
2. allgemein denkzettel #1 frühling 2010
sein (politisch) Inhalt
ich bin Allgemein
du bist «Wir können einen europäischen Protestraum schaffen» . . 3
er ist Kosten und Gebühren:
sie ist Die Herausforderungen der Universität . . . . . . . . . . . 4
und jeder trägt und bringt und hat Wie die Bewegung ins Rollen kam . . . . . . . . . . . . . . 6
und jeder will und tut und lässt Ökonomische Ungleichheiten
und ignoriert und liebt und hasst beim Zugang zum Hochschulstudium . . . . . . . . . . . . 7
Die Frage der privatwirtschaftlichen
wir und sie hat schon vieles verursacht Finanzierung von Forschung und Bildung . . . . . . . . . . 9
und immer mussten alle am Ende es tragen Gegen Ausgrenzung und Repression
nur wir, das gewann, hatte danach das Sagen Für die Vielfalt des Zusammenlebens . . . . . . . . . . . . 11
und sie war oft gleich wieder da, schon nach wenigen Tagen Heraus zum 8. März
Gemeinsam sind wir Frauen stark . . . . . . . . . . . . . . 13
jetzt herrscht die Zeit von wir und ihr
wir kennen, besprechen, bestreiten einander Basel
bis sich zeigt, dass ihr zu wenige seid - Autonomie als Fata Morgana:
wir gewinnt Der Unirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Ich und Du finden immer einen Weg Bern
auch mit ihm und ihr zusammen; Rektorenkonferenz – Hochschulpolitik
dass wir gemeinsam wir sind unter Ausschluss der Betroffenen . . . . . . . . . . . . . . 16
gehört nicht zu unseren Belangen
Lausanne
und jeder trägt und bringt und hat Éditorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
und jeder will und tut und lässt «Notre» Unil est née!
und ignoriert und liebt und hasst Une histoire militante faite d’espoirs et de tensions . . . . . 17
Zürich
Brief an den Zürcher Rektor Fischer . . . . . . . . . . . . . 12
Chronik: unsereuni Zürich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Solikonto Brief an die Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
FREIE BILDUNG Zürich
PC 85-389589-3
Editorial
Impressum
Du hältst die erste Ausgabe der zwischenuniversitären Zeitung
der Schweiz, denkzettel, in den Händen. Zahlreiche Studieren-
de der Universitäten Zürich, Basel, Bern und Lausanne haben
2010 an dieser Ausgabe mitgearbeitet. Sie haben damit eine schweiz-
weite Plattform zur Kommunikation, Reflexion, inhaltlichen
www.unsereuni.ch Arbeit und Mobilisierung geschaffen.
zeitung@unsereuni.ch
Die Zeitung ist sich, wie die Bewegung, noch am entwi-
Auflage: 6 000 Ex. ckeln. Keiner der Texte hat den Anspruch, definitiv zu sein.
Der denkzettel soll sowohl für SympathisantInnen als auch für
Gedruckt in der Druckerei Reitschule Bern AktivistInnen der Bewegungen an den Unis eine Informations-
quelle sein.
Logo nach einem Werk von Nick Bygon
(http://www.flickr.com/photos/nickbygon/) Der denkzettel erscheint in zwei Editionen, einer deutschen
und einer französischen. Trotzdem enthält auch diese deutsche
Bilder: Ausgabe einen französischen Teil; den Regionalteil der Univer-
sität Lausanne veröffentlichen wir auf Französisch.
Seite 1: geørg
Seite 10: mediaparker Wir bedanken uns bei allen, die diese erste Ausgabe möglich
Seite 13: a_kep gemacht haben und wünschen euch viel Spass beim Lesen.
Seite 15: Alex Koch
Seite 18: unibrennt
denkzettel
2
3. frühling 2010 denkzettel #1 allgemein
«Wir können einen europäischen
Protestraum schaffen»
Die Protestbewegung und die Bologna-Konferenz
von jaae
Es ist ruhig geworden um die Uni- setzung und auf die Bildungsproteste solange alles in geordneten Bahnen ab-
brennt-Bewegung. Auf die Frage ob eingehen. «Es ist nicht so, dass man hier läuft.»
überhaupt noch etwas passiert, kommt alles schön schreibt», betont Bacher. Die BFUG möchte die Protestbewe-
meist eine Antwort: «Der Bologna-Gip- Die Protestbewegung will auf einem gung bei der Konferenz einbinden, meint
fel im März». Die Bewegung will die Gegengipfel ihre Kritik und Alternati- Bacher. «Wir wollen eigentlich keine
Feierlichkeiten zum 10-Jahres-Jubiläum ven zum Bologna-Prozess ausarbeiten Konfrontation, sondern Diskussion». Er
der Bologna-Deklaration in Wien und und eine Wien-Deklaration formulieren. kann sich eine Delegation des Gegengip-
Budapest, zum nächsten Höhepunkt der Danach sollen sich die AktivistInnen je- fels bei der Konferenz oder bei der offizi-
Bildungsproteste werden lassen. des Jahr in einer anderen europäischen ellen Pressekonferenz vorstellen.
Bologna habe «die Strukturen des Großstadt treffen um einen «europäi- Lena zweifelt an der Ernsthaftigkeit
Europäischen Hochschulwesens über die schen Protestraum» zu schaffen, so Lena dieser Ankündigung. Es werde seit Jah-
letzten zehn Jahre, auf einem revolutio- von der AG Bologna. ren über die Probleme mit Bologna ge-
nären Weg, reformiert und eine außer- Zum ersten Gegengipfel in Wien sprochen, Taten sein aber noch nie ge-
gewöhnliche Rolle, in der Stärkung der werden ungefähr 1 000 Personen aus folgt. Die Kontaktdaten der AG Bologna
Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität verschiedenen europäischen Ländern sind jedenfalls auf der Homepage zu fin-
des Europäischen Hochschulsektors ge- erwartet. Vortragende aus ganz Europa den: «Wir sind für alles offen.»
spielt,» heißt es auf der offiziellen Websi- werden Workshops und Panels mit Si- Am 11. und 12. März findet die Bo-
te der Bologna-Konferenz. multanübersetzung abhalten. logna-Konferenz in Wien und Budapest
Der Prozess sei «charakterisiert durch Im Vorfeld soll eine Demonstration statt. 46 EU-Staaten und die Europäische
die Partnerschaft von öffentlichen Be- mit mindestens 10 000 TeilnehmerIn- Kommission nehmen teil. Acht Orga-
hörden, Hochschulinstitutionen und nen stattfinden und auch Blockaden der nisationen, darunter die Europäische
-angestellten, sowie Studierenden.» Bologna-Konferenz werden geplant. In Studierendenvertretung und der Euro-
Die Bildungsproteste der vergangenen den großen Plena der AG Bologna sind päische Arbeitgeberverband BusinessEu-
Monate zeichnen ein anderes Bild. «Der regelmäßig 100 bis 200 Personen dabei. rope haben beratende Funktion.
Bologna-Prozess hat das Ziel, die Ver- Auch die ÖH Bundesvertretung wird
einheitlichung des europäischen Hoch- Diskussion statt Konfrontation? dabei sein. «Wir werden die Position der
schulraumes für mehr Dynamik und Man müsse den MinisterInnen die Studierenden bei der Konferenz vertre-
Mobilität, klar verfehlt», kritisiert die Chance geben, die Fehler einzugeste- ten» sagt Maurer. Trotzdem werde sie
AG Bologna auf ihrer Website. hen und auszubessern, lehnt Mobayyed sich am Gegengipfel und den Protestakti-
Sigrid Maurer, Bundesvorsitzende Blockaden ab. Einem Gegengipfel steht onen beteiligen. Dass sie dann selber von
der ÖH, kritisiert der Prozess fördere er aber positiv gegenüber. «Ich kann einer Blockade erwischt werden könnte
Konkurrenz zwischen den Hochschulen, mir durchaus vorstellen teilzunehmen, ist ihr egal: «Protest ist notwendig».
anstatt von Kooperation. Der Vorsitzen-
de der Aktionsgemeinschaft, Samir Mo-
gipfelstürmer_in sein!
bayyed, bewertet das Konzept Bologna
zwar durchaus positiv, sieht aber Proble-
me in der Umsetzung. Wien
«Es ist nicht so, dass man hier alles 11. - 14. März
schön schreibt»
Der österreichischen Bologna Follow-
up Group, die den Prozess in Österreich
koordiniert, sind diese Probleme eben-
falls bekannt. «Die Probleme ergeben
sich aber nur in einigen Ländern und
deswegen klingt das auf der europäi-
schen Seite sicher positiver als bei uns»,
so Christoph Bacher, Leiter der BFUG.
Ein «Assessment-Report» soll bei der
Konferenz auf die Probleme in der Um-
bolognaburns.org
3
4. allgemein denkzettel #1 frühling 2010
Kosten und Gebühren:
Die Herausforderungen der Universität
Ein Abriss durch die Geschichte der Hochschule.
von martino comelli
Die 1960er- und 1970er-Jahre sie in den 1960er- und 1970er-Jahren beinhaltete die Einstellung von Lehr-
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat immer noch elitäre Mechanismen, denn personen, Qualitätsüberprüfungsmass-
die Universität einen grossen Wandel sie war stolz auf ihre Unabhängigkeit nahmen sowie die Ziele der Ausbildung
durchgemacht, hauptsächlich aufgrund und «Unaktualität». Sie unterstrich ihre und deren Evaluation. Weitere Probleme
des wirtschaftlichen Wachstums der feindschaftliche Haltung gegenüber der sozialer Art tauchten auf, in Bezug auf
westlichen Gesellschaften nach dem Industrie, der Produktion und allgemein die Lebens- und Studiumsbedingungen
zweiten Weltkrieg. Seit den 1960er-Jah- gegenüber dem Profit. Die Werte, welche der Studierenden, die Unterkunft, Sti-
ren ist eine konstante Zunahme der Zahl von dieser Institution vermittelt wur- pendien, aber auch die Problematik der
der an der Universität eingeschriebenen den, waren also aristokratische Werte, Beziehung zwischen Sekundarstufe und
Studierenden zu beobachten. Dieses welche zum Ziel hatten eine Kultur und tertiärem Bildungsbereich.5
Phänomen kann auf verschiedene Wei- Bildung zu vermitteln, die zu einem spe- Des Weiteren fand auch eine Verän-
se erklärt werden.1 Einerseits durch eine zifischen Lebensstil (way of life) führen derung statt auf der Seite der Anwärter
allgemeine Zunahme des Wohlstan- und nicht eigentlich dazu dienen sollten, auf höhere Bildung. Ihr soziales Milieu,
des – sogar in den ärmsten Klassen der einen wirklichen Beruf zu erlernen.4 die Gewohnheiten (und der Habitus),
Gesellschaft – , was dazu geführt hat, Auch die Wissenschaften wurden ih- die Gesinnung und Erwartungen an die
dass mehr Geld für die höhere Ausbil- res Inhalts wegen wertgeschätzt und die Universität haben die universitäre Kul-
dung eingesetzt werden konnte. Beson- Forschung wurde ihrer selbst willen ge- tur radikal verändert. Für einige unter
ders in den 1960er-Jahren hat sich eine fördert. Es gab eine Aufgabentrennung ihnen stellt die Universität nicht mehr
«affluent society»2 gebildet, in welcher indem die angewandte Forschung sich ein Luxus oder eine Möglichkeit dar,
die Ressourcen je länger wie mehr dazu nur um die industrielle Welt kümmerte, gute Umgangsformen und Kenntnisse
verwendet werden, post-materialistische die noch unabhängig war vom akademi- zu erlangen, sondern ein Mittel zu so-
Forderungen zu erfüllen, d.h. Bedürf- schen Milieu. Eine der Konsequenzen zialem Aufstieg, das es ihnen erlaubt,
nisse, welche weniger materieller Art des massiven und plötzlichen Anstieges in führende Kreise vorzustossen. Die
sind sondern das Wissen betreffen. An- der Zahl der Studierenden ist der Kurs- Gesellschaft verzeichnet ihrerseits, auf-
dererseits ist das Ende der 1960er-Jahre wechsel der universitären Institution, grund der immer grösseren Tertiarisie-
geprägt von Forderungen der Gesell- deren Grundwerte und auch Organisa- rung der Arbeitswelt, einen steigenden
schaft nach einer Demokratisierung tion weitgehend verändert wurden. Der Bedarf an qualifiziertem Personal und
der Bildung, denn der Zugang zu einer Universität wurden neue Aufgaben zu- sieht deshalb in der universitären Ins-
höheren Bildung wurde nun als Mittel gewiesen, welche vorher nicht existier- titution einen hervorragenden Partner,
gesehen, soziale Gerechtigkeit herzu- ten. Somit kann in der Periode nach 1970 diesem gerecht zu werden.
stellen. Trotzdem haben gewisse Intel- eine Neudefinition des Wesens und der So haben sich die Prioritäten der Uni-
lektuelle wie Pasolini3 den elitären und sozialen Funktion der Universität beob- versität geändert. Früher verteidigte sie
«radical chic» – Charakter dieser De- achtet werden. die akademische Freiheit und Autono-
monstrationen hervorgehoben. mie um jeden Preis; nun sind sichtbare
Wie wir also sehen können, hat die Die 1980er- und 1990er-Jahre Spuren des Druckes, welcher auf den
Universität aufgrund verschiedener, Die Konsequenzen des wirtschaftli- Universitäten lastet, zu erkennen. So-
miteinander verbundener Faktoren wie chen Aufschwungs der Nachkriegsjahre mit ist «die Universität (...) nicht mehr
der allgemeinen Zunahme des Wohl- («les trentes glorieuses») wirkten sich auf ein Elfenbeinturm. Die Professoren
standes, einer grösseren Neigung zu alle Aspekte des universitären Lebens wurden gebeten, herunterzusteigen und
postmaterialistischen Werten sowie ei- und der Beziehung zwischen der Gesell- Rechenschaft abzulegen. Das Konzept
ner massiven Forderungsbewegung, ihre schaft und der Universität aus. Durch der akademischen Freiheit wurde durch
Türen für eine grössere Zahl von Perso- diese Veränderungen tauchten neue dasjenige der Verantwortung, sogar der
nen öffnen müssen. Trotzdem behielt Fragestellungen auf, in Bezug auf die Zurechenbarkeit, ersetzt. Die Leistung
Finanzierung der universitären Institu- der Universität ist in Frage gestellt, im-
tion, aber auch administrativer und ver-
1 martin trow, reflections on the transition from
mass to Universal Higher education, Daedalus, vol.
waltender Aspekte. Dieser zweite Punkt
99, no. 1, 1970
2 john Kenneth Galbraith, L’ère de l’opulence, 5 martin trow, reflections on the transition from
calmann-lévy, Paris, 1986 4 martin trow, Problems in the transition from elite elite to mass to Universal access in modern Societies
3 Pier Paolo Pasolini, Studenti, Figli Di Papà, io Sto to mass Higher education, Carnegie Commission on since WWii, International Handbook of Higher Educa-
con i Poliziotti, Nuovi Argomenti, n. 10, 1968 Higher Education, 1973. tion, 2005
4
5. frühling 2010 denkzettel #1 allgemein
mer öfters muss sie sich rechtfertigen.»6 anatomy of urban crisis»7 veröffentlicht hung kommen, ohne dass die Produk-
So wird sichtbar, dass das Gewicht hat. Diese Studie verzeichnete einen tivität erhöht wird, was die grenzen-
der Bürokratie enorm geworden ist und grossen Erfolg und wurde seither immer lose Erhöhung der Kosten erklärt. Die
grosse administrative Schwierigkeiten wieder auf den neusten Stand gebracht, «Kostenkrankheit» befällt wahllos alle
mit sich bringt, obwohl einige Situatio- unter Berücksichtigung der kontinuier- Dienstleistungssektoren: das Gesund-
nen wesentlich einfacher gelöst werden lichen Veränderung des Wirtschafts- heitswesen zum Beispiel, das Personal-
könnten. Warum also versucht die Ge- systems.8 Baumol präsentiert in seiner wesen, die Bürokratie und, natürlich, die
sellschaft das universitäre Leben zu kon- Studie zwei Hypothesen: die erste setzt Bildung. Tatsächlich betrifft die Kosten-
trollieren? Die Kosten, die Erwartungen voraus, dass die Kosten der Waren und krankheit das Wohlfahrtssystem, wel-
vis-à-vis der Universität und ihre Wahr- Dienstleistungen direkt von der einge- ches sich in den 1970er-Jahren aufgrund
nehmung sind Teil der Antwort. In der setzten Arbeitskraft abhängen; die zwei- einer Erhöhung im «labour saving» -
Tat charakterisiert sich die Universität te geht davon aus, dass die Gesamtheit Sektor entwickelt hat. Baumol schlägt
nicht mehr durch die humanistischen der Löhne unter dem Einfluss der Löh- drei Mittel gegen die Kostenkrankheit
Werte, für welche sie früher stand, ne des industriellen Sektors tendenziell vor: das erste (1) besteht darin, die Kos-
sondern durch ihren wirtschaftlichen steigt. Baumol theoretisiert anhand ei- ten der Dienstleistungen zu internalisie-
Charakter, durch die Investition welche nes einfachen mathematischen Modells, ren, zum Beispiel innerhalb der Familie,
sie in den Augen einer kapitalistischen dass die Preise der Industriegüter im oder sicherzustellen, dass diese Kosten
Gesellschaft darstellt, welche von ihr Laufe der Zeit sinken sobald die indus- freiwillig übernommen werden. Dies
einen Nutzen erwartet, den sie durch trielle Arbeit hoch mechanisiert ist und zum Beispiel indem die Kleinkinder-
Überwachung und gewisse Einmischung dazu dient, die Produktivität bei gleich ziehung Aufgabe der Mütter bleibt oder
sicherzustellen versucht. Wenn die elitä- bleibendem Arbeitsaufwand zu steigern. die Pflege älterer Menschen durch Frei-
re Universität noch einigermassen kos- Der Name, den er dieser Art von Indus- willigenarbeit erledigt wird. Auf diese
tengünstig war, so wird für die heutige trie gab, ist «labour saving». In diesem Weise wären die Kosten der Dienstleis-
ein beträchtlicher Teil des Budgets auf- Modell kann die Produktivitätssteige- tungen abgeschafft. Eine zweite Vari-
gewendet, immer in Anbetracht dessen, rung zu einem vernünftigen Preis zu ei- ante (2) bestünde darin, dem Markt und
dass das in die Bildung investierte Geld ner regelmässigen Erhöhung der Löhne der Dynamik der reellen Produktivität
den Kriterien der Effizienz und des Nut- führen. Die Arbeit im Dienstleistungs- zu folgen und die gesamten Kosten der
zens unterworfen ist. sektor hingegen kann nicht mechani- Dienstleistungen zu bezahlen. Die drit-
In den 1980ern war der Wohlfahrts- siert werden und ist dadurch einer stän- te Möglichkeit (3) wäre schliesslich, die
staat mit schwerwiegenden Problemen digen Erhöhung der Kosten ausgesetzt. Dienstleistungen anzubieten und sie
der finanziellen Deckung konfrontiert. Eine lineare Erhöhung der Nachfrage durch allgemeine Besteuerung bezahlen
Dies hängt mit der Entwicklung des bringt eine exponentielle Erhöhung der zu lassen.
Produktionssystems und somit der Art, Kosten mit sich, eben weil die Produk- Alle Wohlfahrtsstaaten müssen sich
wie Wohlstand innerhalb eines Landes tivität der Arbeit im Dienstleistungs- mit dem Problem der Kostenkrankheit
hervorgebracht wird, zusammen. Mit sektor im Laufe der Zeit nicht erhöht auseinandersetzen. Der dänische Sozio-
dem Übergang von der keynesianisch- werden kann und dadurch mehr Perso- loge Esping-Gøsta Andersen10 formu-
fordischen Produktionsweise zu einem nen angestellt werden müssen. Deshalb liert eine Typologie, welche derjenigen
System, das auf dem tertiären Sektor entwickelt sich, was Baumol die «cost Baumols sehr ähnlich ist, und zeigt, wie
basiert, wächst das Bedürfnis nach ei- desease», die Kostenkrankheit, nennt : die Staaten eine dieser drei Strategien
ner höheren Bildung. Dies bedeutet «… while wages rise commensurately in anwenden müssen, um die Kosten in den
ebenfalls, dass ein Gesellschaftsmodell all areas, then relative costs in the non- Griff zu bekommen. Es geht also darum,
aufgegeben wurde, in welchem die Pro- progressive sectors must inevitable rise, entweder das Problem zu internalisie-
duktivitätsgewinne sicher und stabil and these costs will rise cumulatively ren (Wohlfahrtssysteme mediterranem
waren und eine ansteigende Kurve des and without limit.»9 Typs, konservativer Ausrichtung), das
Arbeitskapitals garantierten, was wiede- Die Herstellung einer Nadel zum Bei- freie Spiel des Marktes zuzulassen (an-
rum eine ansteigende Kurve in der Loh- spiel ist eine Tätigkeit, welche im Laufe gelsächsische Wohlfahrtssysteme libe-
nentwicklung mit sich brachte. der Zeit billiger geworden ist dank der raler Ausrichtung) oder sicherzustellen,
Die Gesellschaft der 80er-Jahre, auch industriellen Arbeit. Ein Quintett von dass die Kosten der Dienstleistungen auf
«trentes glorieuses» oder «affluent so- Mozart zu spielen hingegen erfordert die gesamte Bevölkerung verteilt und
ciety» genannt, war verschwunden und nach wie vor fünf Personen. Die An- durch eine allgemeine Besteuerung be-
durch eine Gesellschaft ersetzt worden, zahl dieser Personen kann nicht durch zahlt werden (skandinavische Systeme
in welcher die Erhöhung der Produkti- Mechanisierung verringert werden. des sozialen Schutzes, universelle Aus-
vität genauso wie die finanziellen Pers- Der Lohn der Mitglieder eines Orches- richtung).
pektiven der Privatpersonen ungewiss ters wird dem Lohn der Unternehmen In den 1980er-Jahren wurde in den
waren. Eine ziemlich überzeugende Er- des produktivsten industriellen Sektors Vereinigten Staaten und in Grossbri-
klärung dieses Phänomens stammt vom folgen. So wird es zu einer Lohnerhö- tannien als Resultat der liberalen Ideo-
neokeynesianischen Ökonomen Willi- logie der liberale Weg gewählt, der darin
am Baumol, der 1967 den Artikel «Ma- bestand, die Kostenkrankheit mit Pri-
croeconomics of unbalanced growth, the 7 William Baumol, macroeconomics of unbalanced vatisierungspolitik zu heilen. Gemäss
growth, The American Economic Review, vol. 57, no. 3,
1967
diesen ökonomischen und ethischen
8 William Baumol, Unbalanced Growth revisited, Doktrinen kann der Staat nicht die Kos-
The American Economic Review, vol. 75, no. 4, 1985
6 marc romainville, l’échec dans l’université de 9 William Baumol, macroeconomics of unbalanced
masse, L’Harmattan, Paris, 2000 (Übersetzung aus growth, The American Economic Review, vol. 57, no. 3, 10 esping-Gøsta andersen, Les trois monde de l’état
dem Französischen) 1967 providence, PUF, Paris, 2007
5
6. allgemein denkzettel #1 frühling 2010
ten für die Bildung und die Gesundheit
aller übernehmen. Des Weiteren, immer
noch nach dem liberalen Modell, wäre
es moralisch nicht wünschbar, dass der
Wie die Bewegung ins
Staat sich verpflichtet, allen die gleiche
Ausbildung und die gleiche Gesund- Rollen kam
heitspflege zu gewährleisten. Die libe-
rale Ideologie besagt, dass jeder frei ist
seine eigene Ausbildung zu wählen aber
gleichzeitig auch für die Finanzierung
Aus verschiedenen bildungspolitischen Initiativen
derselben verantwortlich ist. Das Krite- wie dem internationalen «Emancipating Education For All» und
rium der sozialen Gerechtigkeit, welches «Education Not for Sale»-Netzwerk entwickelte sich von
verwendet wird, zeigt warum eine durch
Österreich ausgehend die unsereuni-Bewegung.
Steuern finanzierte Universität unge-
recht ist für diejenigen, welchen keinen
von
Zugang zu einer höheren Bildung haben.
Dieser Paradigmenwechsel kann nicht
in gleicher Weise auf ganz Europa ange-
wendet werden, aber er ist unverzicht- In den letzten Jahren gab es in Öster- max der Universität Wien zu besetzen.
bar, um die Entwicklung der Universität reich mehrere schlechte Entwicklungen Die Besetzung erfuhr sofort enormen
und ihre inneren Zusammenhänge zu an den Unis. Zuerst das Universitätsge- Zulauf und erhielt grossen Zuspruch un-
verstehen. In Europa ist ein Grossteil setz 2002, das Managementstrukturen ter der Studierendenschaft – der ganze
der Universitäten nach wie vor durch auf der Uni implementierte (wo der Uni- aufgestaute Frust entlud sich, der Fun-
Steuergelder finanziert, obwohl die rat eingerichtet wurde), und durch das ke sprang über, die Uni brannte. In den
Steuerbelastung überall zunimmt.11 Die die demokratische Mitbestimmung für nächsten Tagen entschlossen sich nach
soziale Kontrolle über die Effizienz und Studierende eingeschränkt wurde. Dann und nach aktive Studierende an den an-
Leistungen der Universität konkretisiert wurden vor einigen Jahren Studienge- deren österreichischen Unis und in ganz
sich, die bürokratischen Bürden, die bühren eingeführt (teilweise seit 1 Jahr Europa, ebenfalls Unis zu besetzen.
sich in letzterer entwickelt haben, sind wieder abgeschafft). Aktuell wurde letz-
nur ein Zeichen unter vielen für dieses ten Sommer vom Wissenschaftsminis- Warum eine europaweite Bewegung?
Phänomen. Die Universitäten beginnen ter, gegen den Willen der Studierenden Die meisten Missstände an den Unis
untereinander zu konkurrenzieren um das Universitätsgesetz novelliert: Mas- sind Folgen der aktuellen neolibera-
die grösstmögliche Zahl an Studenten ter können zugangsbeschränkt werden, len Politik, die in ganz Europa auf dem
und somit auch öffentliche Gelder an- durch einen sogenannten Notfallpara- Vormarsch ist/war. Insofern betrifft es
zuziehen. Sie beginnen ebenfalls ihre graphen können überlaufene Fächer zu- alle in Europa: Entdemokratisierung an
universitäre Produktion so objektiv wie gangsbeschränkt werden, und es wurden den Unis, Einsparungen an Unis und
möglich in Zahlen zu fassen12, in dem für alle Fächer verpflichtend Studienein- im Sozialsystem, Individualisierung der
Publikationen und ihr Erfolg als «impact gangsphasen beschlossen. Studierenden, Trend hin zu Drittmit-
factor»13 erfasst werden. Dies erlaubt es Dazu kam allgemein die missglück- telfinanzierung der Unis; Unis werden
der Administration öffentliche Gelder te Umsetzung der Umstellung auf das durch (finanzielle) Barrieren wieder
nach einem Kriterium der Produktivität Bologna-System in den letzten Jahren, sozial selektiver etc. Und natürlich der
zu sprechen, welches Anzahl der Stu- Einsparungen im Bildungssystem, ergo Bologna-Prozess, der auch alle europä-
dierenden, der Publikationen, die Fähig- überlaufene Fächer und sehr schlechte ischen Studierenden betrifft: 2-Klas-
keit Gelder zu generieren etc umfasst. Betreuungsverhältnisse. Wegen dieser senbildung durch das BA/MA-System
All dies wirft Fragen auf betreffend der Entwicklungen staute sich der Unmut in (mit beschränktem Masterzugang); mit
Qualität der Ausbildung an diesen Or- der Studierendenschaft. dem Trend zu Ausbildung/Employabili-
ten, die eigentlich einen kritischen Geist Der Anlass für die Proteste: Die unib- ty statt Bildung; mit völlig überladenen
und die Fähigkeit der Reflexion fördern rennt-Bewegung ging von der Akademie Studienplänen, weil man teilweise 8se-
sollten, auch über finanzielle Überle- der bildenden Künste in Wien aus. Der mestrige Strukturen wie in D/Ö in den
gungen hinaus. dortige Rektor hat – entgegen der Ab- 6semestrigen Bachelor presste.
machungen mit den Studierenden – eine Wenn Studierende in ganz Europa ge-
Vereinbarung mit dem österreichischen meinsam dieselben Probleme aufzeigen,
Wissenschaftsminister unterzeichnet, stärkt dies unsere Position, und ermög-
dass die (Kunst-) Studien auf das Bache- licht auch, die europäische Kommission
lor/Master-System umgestellt werden zu erreichen, die den Bologna-Prozess
sollen. Daraufhin haben Studierende massiv pusht. Ausserdem soll durch ge-
11 john aubrey Douglass, trends in University Fees
and Financing in the eU and US, occasional Paper und Lehrende die Akademie besetzt. meinsames, solidarisches Vorgehen ver-
Series Aus Solidarität, und um auf Missstände hindert werden, dass Studierende aus
12 martin trow, reflections on the transition from aufmerksam zu machen, veranstalteten verschiedenen Ländern gegeneinander
elite to mass to Universal access in modern Societies
since WWii, International Handbook of Higher Educa-
Studierende der Akademie gemeinsam ausgespielt werden: so gab es den Ver-
tion, 2005 mit Studierenden der Uni Wien eine such der österreichischen Politik, die vie-
13 laurence coutrot, Sur l’usage récent des indica- Demo in und um die Universität Wien. len Deutschen an den österreichischen
teurs bibliométriques comme outil d’évaluation de
la recherche scientifique, Bulletin de Méthodologie
Diese wurde von der Polizei aufgelöst – Unis als Sündenböcke für die Unimisere
Sociologique, n. 100, 2008 spontan entschloss man sich, das Audi- hinzustellen.
6
7. frühling 2010 denkzettel #1 allgemein
Ökonomische Ungleichheiten
beim Zugang zum Hochschulstudium
Von den unsichtbaren Zugangsbeschränkungen im Bildungssystem
von UnSereUni laUSanne
Mit dem Dienstleistungsabkommen de Erhöhung [der Gebühren] nur in der · Diese deckte im Jahr 2005 durch-
«General Agreement on Trade in Ser- Aussicht der Umsetzung eines leistungs- schnittlich 39% des Budgets ab
vices» (GATS) der Welthandelorganisa- fähigen Systems von Stipendien und · Stipendien und Darlehen machen im
tion (WTO) wird die Bildung zu einem Darlehen denkbar [ist], was auf der Basis Schnitt 6% davon aus
Markt. So werden die Studierenden zu einer verfassungsmässigen Änderung ab · 10% aller Studierenden haben ein
KonsumentInnen des Produkts «Studi- 2008 vorgesehen ist.»2 Unserer Meinung Stipendium erhalten (tiefste Bezugs-
um», KundInnen und wie jede Kundin nach muss klar gestellt werden, dass die quote seit 1990)
oder Kunde sollen sie zahlungsfähig Stipendien nach sozialen Kriterien und · Für die Studierenden, die durch eine
sein. In diesem Supermarkt werden hohe nicht nach Kriterien von der individu- Ausbildungsbeihilfe ihre Studien fi-
Studiengebühren und Darlehenszinsen ellen «Exzellenz» ausbezahlt werden nanzieren müssen, macht diese Ein-
logisch, selbst wenn sie «jede demokra- müssen. Und sie müssen jede Form von nahmequelle 36% ihres monatlichen
tische und allen zugängliche Bildung»1 Darlehen ersetzen, da diese abgeschafft Budgets aus
begraben (S. 15). Hier wird die Frage werden sollen. Dazu dürfen die Stipen- · Innerhalb von zehn Jahren ist der
der Finanzierung der Universitäten ge- dien «nicht vom staatlichen Budget ab- von den Kantonen zur Verfügung
stellt. Laut dem Verband der Schweizer hängen, sondern müssen den Bedürf- gestellte Gesamtbetrag für die Aus-
Studierendenschaften (VSS), «Seit den nissen und Lebenshaltungskosten der bildungsbeihilfe real um 19% zu-
Neunzigerjahren sieht die Botschaft [des Studenten angepasst werden» (S. 70). Es rückgegangen (S. 66 – 67)
Bundesrates in den Bereichen Bildung, ist eben klar, wenigstens ist es klar für
Forschung und Innovation] zwar [finan- die UNO..., dass «der Hochschulunter- Dies drückt also zugleich einen Man-
zielle] Erhöhungen vor, konnte aber bis- richt auf jede geeignete Weise, insbe- gel und einen Rückgang der öffentli-
her noch nicht die wirklich notwendigen sondere durch allmähliche Einführung chen Finanzen der Ausbildungsbeihilfe
Beiträge gewähren» (S. 31). Nun, unser der Unentgeltlichkeit, jedermann/frau aus. Aber hier hören die Ungleichhei-
Prinzip ist, dass die Bildung ein öffent- gleichermassen entsprechend seinen ten nicht auf: da die Stipendienwesen
liches Wesen ist und durch eine öffent- Fähigkeiten züganglich werden muss.»3 kantonal organisiert sind, führt dies zu
liche Finanzierung gewährt sein muss Die VSS schlägt übrigens vor, dass die unterschiedlichen Kriterien der Vergabe
(S. 25). Die Studiengebühren machen Bildung als fundamentales Menschen- (S. 67). Und schliesslich ist die Einfüh-
kaum 2% der Finanzrechnung aus, sie recht in der Bundesverfassung verankert rung von Darlehen ein Skandal, dem
sind denn in keiner Weise unentbehrlich wird (S. 70). Das aktuelle Stipendien- ein Ende gesetzt werden muss. Diese
für diese (S. 26). Des weiteren gehören wesen schafft also Ungleichheiten. Es Tendenz «amerikanischer Art» nimmt
sie, im Widerspruch zum Prinzip der öf- gibt drei Probleme: der Rückgang der immer weiter zu: «in 2004 waren 10%
fentlichen Finanzierung, zu einer Form Ausbildungsbeihilfen der öffentlichen aller Ausbildungsbeihilfe Darlehen. Die
«von privater Finanzierung der Univer- Finanzen; die Kantonalisierung; und das Tendenz steigt für die Darlehen, denn
sitäten» (S. 27). Sie müssen also abge- Ersetzen der Stipendien durch Darlehen der Gesamtbetrag der ausbezahlten Dar-
schafft werden. Man muss zugleich die (S. 66). Einige Zahlen der Jahre 2004 – lehen stieg seit 1999 um 10%, während
Gebühren abschaffen und das Stipen- 2005 : derjenige für Stipendien etwa gleich
dienwesen erheblich verstärken. Diese hoch geblieben ist. (…) Die kantona-
zwei Punkte sind zusammenhängend zu · Im Schnitt kommen 53% des monat- len Unterschiede sind auffallend (zum
betrachten, denn der Bundesrat wünscht lichen Budgets einer/eines Studie- Beispiel, 42% im Wallis sind Darlehen,
sich, eine eventuelle Erhöhung der Sti- renden vom elterlichen Budget keine Darlehen im Kanton Graubünden).
pienden anzuwenden, um die Gebühren · 77% der Studierenden haben eine Darlehen bedeuten in erster Linie Schul-
erhöhen zu können. Im Jahre 2002 hat Erwerbstätigkeit den. Deswegen gefährdet der Ersatz von
er berücksichtigt, dass «eine bedeuten- Stipendien durch Darlehen die Chancen-
2 «Botschaft des Bundesrates in den Bereichen gleichheit» (S. 67–68). Abgesehen davon,
Bildung, Forschung und innovation für die Periode dass Darlehen Schulden bedeuten, was
1 Bezüglich der Frage der ökonomischen Ungleich- 2008-2011», 2002. das Schlimmste ist, sind zwei anderen
heit beim Zugang zum Hochschulstudium greift Zitiert bei olivier longchamp und Yves Steiner,
dieser text zurück auf die argumentationshilfe der «Bologne, et après ? essai d’histoire immédiate
Konsequenzen möglich: die Versuchung,
Broschüre des verbands der Schweizer Studieren- des réformes universitaires récentes», traverses, einen «rentablen» Studiengang zu wäh-
denschaften (vSS), Perspektiven zur Hochschul- n° 3, 2008, S. 40. len anstatt denjenigen, der einem eige-
landschaft Schweiz, Bern, 2008. Die Seitenzahlen 3 onU, internatiionaler Pakt über wirtschaftliche,
in Klammern beziehen sich darauf. Die anderen soziale und kulturelle rechte, 1966, ratifiziert von
nen Interesse (nicht nur finanziell) und
werden in notizen eingesetzt. der Schweiz in 1992. Zitiert vom vSS, S. 50. den persönlichen Fähigkeiten entspricht;
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8. allgemein denkzettel #1 frühling 2010
der schlichte und einfache Verzicht auf Zwei Fragen bleiben am Ende die- gezwungen zu sein, eine Erwerbstätig-
das Studium (S. 71). Alles in allem muss ser Darstellung der Vorschläge des keit nebenan zu haben? Denn studieren
man «durch ein harmonisiertes Stipen- VSS – die wir teilen. Die erste betrifft braucht Zeit und eine Arbeit nebenan,
dienwesen [auf nationaler Ebene], mit die Tatsache, dass «die Umsetzung der sollte es nur 20% sein, wertet die Qua-
vereinheitlichen Kriterien» das aktuel- Bologna-Reform […] die Studiengänge lität der für das Studium aufgewendeten
le System ersetzen (S. 69). Dazu, wenn verschult [hat] und die Studienfächer- Arbeit ab, einfach wegen der Zeit, die
nicht ein «Studentenlohn» umgesetzt Kombination für Nebenfachstudierende nicht dafür verwendet werden kann.
wird, ist es wichtig, dass ein Stipen- eingeschränkt (…). Durch die Verschu- Gibt es denn eine «Einschränkung» im
dium auf der Basis der wirklichen Be- lung wird den Werkstudierenden mittels Sinn von «Vollzeitstudien» oder Teil-
zeitstudien? Wir würden eher antwor-
ten, dass niemand dazu gezwungen wer-
den sollte, nur teilzeitig zu studieren.
Natürlich ändert das nicht die Tatsache,
dass Studierende, die eine Familie er-
nähren müssen, sowieso dazu gezwun-
gen sind. Für diese sollten die Stipendien
selbstverständlich ihren Lebenskosten
entsprechen.
Die zweite [Frage] besteht in ei-
ner Erweiterung der Problematik der
Gleichheit. Der VSS achtet wirklich gut
darauf, nur von «Chancengleichheit»
zu sprechen, das heisst von einem Aus-
gleich, hauptsächlich durch das Stipen-
dienwesen, von einem gesellschaftlichen
System, das fundamental ungleich ist.
Da wir ideologisch nicht neutral sind,
wollen wir betonen, dass die Idee von so-
zialer Mobilität gestützt auf das Konzept
von individuellem Verdienst grössten-
teils ein ideologischer Trick ist, und dass
das System – und seine gesellschaftli-
chen Klassen – sich von Generation zu
Generation reproduziert. Man mag also
das bestmöglichste Stipendiensystem
garantieren, doch das Problem besteht
weiter, dass die aus tieferen Kreisen
stammenden Jungen nur selten die not-
wendige Schulstufe erreichen, um in die
Universität einzutreten. Selbstverständ-
lich sind keine Natur oder Kultur vorzu-
bringen, um diese Tatsache zu erklären;
man muss seinen Blick eher in die Rich-
tung der strukturellen Bedingungen
richten, die grösstenteils die individu-
ellen Lebensläufe orientieren. Ein Kind
der tieferen Klassen hat eben, wegen der
dürfnisse der StudentInnen ausbezahlt Vollzeitstudium die Möglichkeit genom- Zwänge, die seine soziale Umwelt beein-
werden müssen und nicht willkürlich men, sich das Studium zu finanzieren.» flussen, nur wenig Chancen, die «scho-
auf begrenzte Weise. «In 2008 schätzte (S. 38). Wollen wir, einerseits, uns dieser lastischen» Anlagen zu entwickeln, die
die Schweizerische Konferenz für Sozi- Verschulung anpassen oder sie in Fra- im Einklang sind mit denjenigen, die
alhilfe (SKOS), dass ein Stipendium für ge stellen? Grosszügigere Vergabe von an der Universität erwartet werden. Die
Studierende, die weder bei den Eltern Stipendien sollten nicht einen Prozess Chancengleichheit ist nur ein Euphemis-
wohnen noch von ihnen finanziell un- rechtfertigen, den wir ansonsten ver- mus für Egalitarismus. Dieser bedeutet
terstützt werden und die keinerlei Er- urteilen. Andererseits, was muss man die Abschaffung der gesellschaftlichen
werbstätigkeit nachgehen können, sich von den Teilzeitstudien denken? Selbst Klassen. Dies muss regelmässig in Er-
auf 2140 Fr. monatlich belaufen soll.»4 wenn es normal ist, sich auf konkreten innerung gerufen werden, um sich be-
(S. 69). Die ausländischen Studierenden Fälle von Studierenden zu stützen, die wusst zu bleiben, dass unser Kampf nur
sollen auch Zugang zu diesen Stipendien zu einer Erwerbstätigkeit gezwungen ein Teil bleibt, aber auch um die Studie-
haben und ihre Zeugnisse müssen aner- sind, um ihre Studien zu machen, haben renden zu ermutigen, gemeinsam die
kannt werden. unsere Forderungen nicht eher zum Ziel Klassenkämpfe der Arbeiter zu unter-
(siehe oben die Schätzungen der SKOS), stützen. Es ist die ganze Gesellschaft,
ausreichende Stipendien durchzuset- die verändert werden muss, damit die
4 Zitiert vom vSS, S. 69. zen, die es erlauben, zu studieren, ohne Gleichheit gesichert ist.
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9. frühling 2010 denkzettel #1 allgemein
Die Frage der privatwirtschaftlichen
Finanzierung von Forschung und Bildung
Zur Neoliberalisierung der Bildung
von GaBriel GonZaleZ
«Die Ausübung der akademischen Staat nicht ohne zwingenden Grund Freiheit. Der Bundesrat wies die Motion
Freiheit durch die Hochschullehrkräfte einschränken darf. […]. So wird sowohl zurück in der Meinung, dass die aktuelle
muss gewährleistet sein. Dies beinhaltet im Forschungsgesetz (Art. 3) als auch Situation die Unabhängigkeit von For-
die Lehrfreiheit und die Diskussionsfrei- im ETH-Gesetz (Art. 5) die Lehr- und schung und Hochschulbildung garan-
heit ohne jegliche doktrinale Zwänge, Forschungsfreiheit gewährleistet. Diese tiere. Die heutigen Dispositive betreffen
die Freiheit Forschung zu betreiben und Freiheit ist auch im Kontext des jewei- Investitionen, welche die wissenschaft-
deren Resultate zu verbreiten und zu pu- ligen gesetzlichen Auftrags der Hoch- liche Ethik nicht respektieren. In dieser
blizieren, das Recht, frei seine Meinung schulen zu verstehen: Der Auftrag kann Pespektive ist die Ausübung der akade-
zu der Einrichtung oder dem System, nur erfüllt werden, wenn die Hochschu- mischen Freiheit tatsächlich nicht privat-
ihn dem sie arbeiten, auszudrücken, das len die Unabhängigkeit von Forschung wirtschaftlichen Zwängen unterworfen,
Recht keiner institutionellen Zensur un- und Lehre, gerade auch im Verhältnis da die wissenschaftliche Gemeinschaft
terworfen zu sein und das Recht sich frei zu Drittmittelgebern, sicherstellen. Im sich vor Finanzierung schützen kann,
an den Aktivitäten von Berufsverbänden Weiteren ist im Forschungsgesetz der welche nicht ihrer Ethik entspricht. Es
oder repräsentativen akademischen Or- Auftrag der schweizerischen wissen- scheint also, als wären alle Massnahmen
ganisationen zu beteiligen. Jede Lehr- schaftlichen Akademien verankert, das getroffen – gemäss der «Deklaration der
kraft des Hochschulwesens sollte ihre Bewusstsein für ethisch begründete akademischen Freiheit der Menschen-
Funktion ohne jegliche Diskrimination Verantwortung in der wissenschaftli- rechte im Bereich der Wissenschaft»
ausüben können und keine restriktiven chen Erkenntnisgewinnung zu fördern. – um böswillige Tätigkeiten zu vermei-
oder repressiven Massnahmen des Staa- Gemäss diesem gesetzlichen Auftrag den wie zum Beispiel die Herstellung
tes oder einer anderen Instanz fürchten haben die schweizerischen Akademien von chemischen Waffen. Des weiteren
müssen. Grundsätze und Verfahrensregeln zur sei es nicht möglich, dass eine religiöse,
Konkret beinhaltet die akademische wissenschaftlichen Integrität erarbei- rassistische oder andere Ansicht die In-
Freiheit die vier folgenden fundamenta- tet sowie eine Kommission eingesetzt, tegrität der Zivilisation gefährde, da die
len Aspekte: welche bei grundsätzlichen Fragen der Regierung, die Gerichte und die demo-
· die Autonomie der Institution in wissenschaftlichen Integrität Beratung kratisch gewählten Organe einer freien
ihrer Verwaltung und der akademi- anbietet. […]«Gekaufte» Forschungs- und ehrenhaften Wissenschaftstätigkeit
schen Arbeit betrifft (Forschung, resultate stünden nicht nur im Wider- zustimmen.
Lehre, gemeinnützige Funktion) spruch zur öffentlichen Aufgabe der Doch diese Dispositive entsprechen
· die individuellen Freiheiten und Hochschulen, sondern würden auch in einer neoliberalen Logik der Finanzie-
Rechte der Wissenschaftsgemeinschaft erkannt, rung von Hochschulbildung und For-
· die Selbstbestimmung: dass die Lehr- die Reputation und Glaubwürdigkeit der schung. Wenn diese Tatsache heute von
kräfte aktiv an der Organisation und betreffenden Personen und Institutionen unseren Behörden als rational ange-
der Verwaltung der Hochschulen würden beschädigt und dadurch die At- schaut wird, sollte es nicht der Fall sein,
teilnehmen können (akademische traktivität für künftige Kooperationen dass die Ausübung der akademischen
Räte, Dekanate, Rektorate, usw) ist und neue Geldgeber schnell schwinden. Freiheit in diesem Finanzierungssystem
Garant ihrer Autonomie und akade- Auch könnten Hochschulen unter diesen beeinträchtig wird. Trotzdem stellen wir
mischen Freiheit Bedingungen nicht mehr die besten Köp- fest dass diese Logik der akademischen
· die akademische Berufung der Lehr- fe für Forschung, Lehre und Studium Finanzierung nicht unabhängig von dok-
kräfte erlaubt es, ihre Anstellung zu anziehen.2 trinalen Zwängen ist, denn die Finan-
sichern und ihre Freiheit zu garantie- Mit diesen Dispositiven regeln Hoch- zierung der Forschung basiert auf einer
ren1 schulorgane und wisschenschaftliche neoliberalen und technologischen Ideo-
[…] gewährleistet die Bundesver- Gemeinschaften potentielle Interessens- logie, welche keine Alternative zulässt.
fassung die Freiheit von Forschung konflikte und verteidigen sich gegen So befinden wir uns in einem Prozess
und Lehre als Grundrecht, welches der Beeinträchtigungen der akademischen der zugegebenermassen rational, sogar
totalitär, ist und welcher, trotz all den
1 http://pedagogieuniversitaire.wordpress.
Schwierigkeiten, die das ganze oligarchi-
com/2009/07/06/a-propos-de-liberte-academique/, 2 http://www.parlament.ch/D/Suche/Seiten/ sche System kennt, nicht mehr in Frage
konsultiert am 02.02. 2010 um 16h13. artikel von geschaefte.aspx?gesch_id=20083340 konsultuert gestellt wird und zu einer Auflösung jeg-
Karan zu der empfehlung der UneSco von 1997 be- am 9. Februar 2010 . auszug aus der antwort des
treffend die lehrpersonen des Hochschulwesens. Die Bundesrates auf die motion eingereicht im nationalrat
lichen kritischen Geistes im universitä-
UneSco hat die akademische Freiheit so definiert. am 12.06.2008 von Stöckli Hans ren Milieu führt. Die Konsequenzen die-
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10. allgemein denkzettel #1 frühling 2010
ser Logik, welche in Hochschulbildung
und Forschung herrscht, werden immer
sichtbarer und sind Teil der Missstände,
welche von der Studierendenbewegung
unter dem Slogan «Education Is Not For
Sale» angeprangert werden. In der Tat
werden die Hochschulbildung und die
Forschung von der Universitätspolitik
als wirtschaftlicher Sektor betrachtet,
in welchem die Suche nach Investitio-
nen primordial geworden ist. So müssen
Hochschulbildung und Forschung den
Kriterien der Performance, der Rentabi-
lität, der messbaren Zielsetzungen und
der Produktivität entsprechen, in an-
deren Worten den Gesetzen des «Ran-
kings», welches auf den vorhergenann-
ten Kriterien basiert. Doch das Wissen
und der kritische Geist der Universitäten
können nicht in der Art und Weise die-
ser Logik gemessen werden. Das Wissen
und der kritische Geist, der zur Schaf-
fung einer Zivilisation beiträgt, sind die
Grundsteine der Geschichte der Emani-
zipation des Menschen. Die Fakultäten Wir müssen also feststellen, dass die wird also immer weniger demokratisch,
der Geistes-, Sozial- und Politikwissen- neoliberale Wende sehr wohl den Prin- frei und kritisch. Dass die Finanzierung
schaft sind als erste betroffen durch eine zipien der akademischen Freiheit und nicht mehr über den Staat, über einen fair
akademischen Finanzierung, welche auf der Autonomie der Universität wider- zwischen allen Fakultäten aufgeteilten
Produktion und Rentabilität abzielt, was spricht. Es wird an dieser Stelle nicht nur Fonds (Schweizerischer Nationalfonds
zu einer Hierarchisierung des Wissens die privatwirtschaftliche Finanzierung SNF), läuft, wird zu einer Gefahr für un-
führt. Diese hängt nunmehr von einer der Universität kritisiert, sondern auch sere Institution des öffentlichen Dienstes
einzigen Logik ab. Im übrigen, erinnern die vorherrschende Logik, welche sich und für die fundamentalen Freiheiten in
wir uns, sind das Wissen und der kri- auf totalitäre Weise etabliert hat. Wenn der Lehre und der Forschung.
tische Geist, der zur Emanzipation des nun also die Finanzwelt kürzlich zusam- Unsere Gesellschaft, organisiert nach
Menschen beiträgt, Werte, welche von mengebrochen ist und die Staaten ihr einem Modell der neoliberalen Verwal-
den ersten liberalen Philosophen hoch- zu Hilfe geeilt sind, werden die öffent- tung, zeigt ein Krankheitsbild, welches
gehalten wurden. So sehen wir, dass die lichen Einrichtungen (unter anderem die unheilbar geworden ist. Dieses Modell,
politische Ausrichtung heute nicht mehr Universität) die nächsten Opfer dieses mit all seinen sozialen und ökologi-
ausschlaggebend ist, denn die neue neo- Systems sein. Denn in der Tat, wenn die schen Konsequenzen, wird inzwischen
liberale und technologische Ideologie, Finanzwelt nicht mehr fähig ist, in die auf alle Bereiche unserer Zivilisation
indem sie sich als rational, sogar totali- Hochschulbildung und die Forschung angewandt. Während dem Gipfel von
tär, durchgesetzt hat, behindert jede al- zu investieren, und der Staat sich schon Kopenhagen wollten die globalen Diri-
ternative Denkweise. Dies sogar in den zurückgezogen hat, werden die Gelder, genten zum Beispiel die Erderwärmung
Augen derjeniger, welche zur Entwick- welche der Universität in Zukunft zu- in den nächsten 50 Jahren auf nur 2 Grad
lung dieser Ideologie beigetragen haben. gesprochen werden, notwendigerweise reduzieren. Doch die neoliberale Dikta-
Als weitere Konsequenz sind Lehrkräf- verringert. Des weiteren wird das Geld, tur hat nicht einmal diesen, seinerseits
te und Forschende je längers wie mehr welches die Staaten ausgegeben haben schon skandalösen Kompromiss zuge-
dazu gezwungen, zu publizieren, denn um die Finanzwelt zu retten, auf Kosten lassen. Die finanziellen Interessen ver-
dies definiert den Rang und die Quali- der Bürger zurückgewonnen werden. Die unmöglichen, dass sich ein rationaler
tät einer Universität, in Zahlen ausge- Strategie zur Sanierung der Staatshaus- Allgemeinwille bilden kann. Deshalb ist
drückt und nicht nach der Relevanz der halte wird nicht in einer Steuererhöhung die Kritik am Bildungssystem – «Educa-
Publikationen bewertet. Die Hochschul- für die Schuldigen der heutigen Krise tion is not for sale» – ein erster Schritt
bildung und die Forschung, unabhängig bestehen, denn diese sind die Garanten in Richtung der Infragestellung eines
vom Wissen und vom kritischen Geist, des herrschenden Systems. Der Staat schleichenden Prozesses, welcher sich als
sehen sich gezwungen sich in einem wird sein Geld auf hinterlistigere Weise einzig kulturell mögliche Logik etabliert
konkurrenzierenden Markt zu bekämp- zurückerlangen, indem die Arbeitslo- hat, gegen die wir uns aber wehren. An-
fen. Die Forschung passt sich, wenn auch sengelder gekürzt und das Gesundheits- gesichts dieser umfassenden Logik kön-
vielleicht schlecht, an diese Entwick- system, die IV, das Rentenwesen und nen wir nicht nur pessimistisch bleiben
lung an, während die Lehre, Garant der natürlich die öffentliche Finanzierung sondern befinden uns in der moralischen
akademischen Werte, auf keinste Weise der Bildung reformiert werden. Schliess- Notwendigkeit, im Hinblick auf einen
quantifiziert ist und somit entwertet lich verfügen wir über überhaupt keine Fortbestand unserer Zivilisation, diesen
wird. Auf diese Weise sind die Reflexi- Entscheidungs- und politische Gewalt Prozess anzuprangern indem wir unsere
on und Kritik durch eine verschlechterte mehr in diesem Prozess und werden die Universitäten vor diesem Krankheitsbe-
Qualität der Bildung beeinträchtigt. Hauptopfer davon sein. Die Universität fall schützen.
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11. frühling 2010 denkzettel #1 allgemein
Gegen Ausgrenzung und Repression
Für die Vielfalt des Zusammenlebens
Ein Aufruf
von Der aUtonomen ScHUle ZÜricH aSZ
Mit der Annahme der Minarett- · Ob Flüchtlinge, MigrantInnen und gen jegliche Art von Ausgrenzung
Initiative hat das Schweizer Stimm- diejenigen, die ihnen beistehen, mit in unserer Gesellschaft zu zeigen.
volk ein hässliches Gesicht gezeigt: Gesetzesverschärfungen in die Ille- Wir wollen eine andere Welt: Wir wol-
Einer Minderheit wurden der Schutz galität getrieben werden… len Bildung für alle, ein Bleiberecht für
und die Würde entzogen, die ihr als · Ob gegen IV- und Sozialhilfebezüge- alle in der Schweiz lebenden Menschen.
Menschenrechte zustehen. Darüber rInnen gehetzt und detektivisch ge- Wir wollen eine offene Universität, Kin-
hinaus zeichnen sich Verschärfungen fahndet wird… derkrippen für alle, wir wollen günstige
in einem Asyl- und AusländerInnen- · Ob die alternativen Bildungsansätze Wohnungen überall in der Stadt und auf
gesetz ab, das schon heute unter men- von unsereuni oder der Autonomen dem Land. Wir wollen ein menschen-
schenrechtlichen Gesichtspunkten nicht Schule Zürich durch Raumentzug würdiges Leben für alle, wir wollen po-
zu tolerieren ist. Neben der nationalen verunmöglicht werden sollen… litische und soziale Rechte für alle. Wir
Abstimmungspolitik zeigt sich auf lo- · Ob autonome, besetze Kultur- und wollen Meinungsfreiheit, wir wollen
kalpolitischer Ebene, dass Alternativen Wohnräume auf Vorrat geräumt Lehrstellen für Jugendliche und würdige
zum neoliberalen Kapitalismus nicht werden… Arbeit für alle. Wir wollen mit verschie-
toleriert werden. Freiräume für An- · Ob ganze Wohnquartiere zu toten denen Welt- und Lebensvorstellungen
dersdenkende werden auf Vorrat ge- «Boomtowns» für Konzerne oder zu zusammen leben.
schlossen. Deutliche Beispiele für diese Zweitwohnungszonen für Manage-
Repression sind die Brachlegung der rInnen umgewidmet werden… Hintergründe
Besetzung Wehntalerstrasse und die Alternative Bildungskultur und Wohn-
Räumung der Autonomen Schule Zü- …immer wird im Namen einer ver- raum
rich mit kostenlosen Deutschkursen für meintlichen Mehrheit argumentiert, die Am 7. Januar 2010 wurde die Auto-
MigrantInnen am 7. Januar 2010, sowie ihren Wohlstand und ihr Ordnungssys- nome Schule Zürich völlig überraschend
die Schliessung des Pavillons von unse- tem gegenüber «den Anderen» zu schüt- durch ein massives Polizeiaufgebot ge-
reuni vom 20. auf den 21. Januar – alle- zen habe. Damit lenken die rechtskon- räumt. Damit wurde ein selbstverwal-
samt unangekündigt. servativen Kräfte von den drängenden tetes Bildungsprojekt, das wegen der
Repression und Ausgrenzung ge- Problemen ab. Unsere Zeit erlebt Wirt- Deutschkurse für Sans-Papiers und Asyl-
genüber allem, was vom neoliberal- schaftsbetrug in nie gekanntem Ausmass suchende vor allem für Flüchtlinge essen-
folkloristischen Mainstream abweicht und betreibt die gnadenlose Umvertei- tiell war, stark beeinträchtigt. Gleichen-
und nicht systemkonform ist, werden lung der Volksvermögen von Unten nach tags wurden in der besetzten Siedlung an
in der Schweiz immer mehr die Regel. Oben und von Süd nach Nord. der Wehntalerstrasse Strom und Wasser
Betroffen sind viele Bevölkerungsgrup- Wir demonstrieren am 20. März um abgestellt. In der Nacht vom 20. auf den
pen: von MigrantInnen, Arbeitslosen, sichtbar zu machen: Wir lassen uns nicht 21. Januar wurde der selbstorganisierte
IV- und SozialhilfebezügerInnen bis zu Minderheiten abstempeln. Wir tragen Pavillon der Bewegung unsereuni von
hin zu HäuserbesetzerInnen, autono- zum materiellen Reichtum der Gesell- der Universität unangekündigt gesperrt
men Bildungskreisen und Selbstbestim- schaft bei, ohne gross davon zu profitie- und von der Securitas abgeschirmt. Der
mung fordernden Studierenden. Dabei ren, und bereichern die Schweiz durch Pavillon war im Anschluss an die Hör-
nehmen die Ausgrenzungsmassnahmen unsere Vielfalt. Wir sind diejenigen, die saal-Besetzung vom vergangenen No-
zahlreiche Formen an. Immer öfter do- um Dialog und Solidarität besorgt sind, vember zum wichtigen Treffpunkt jener
minieren sie lautstark die Medien, im und diese Begriffe nicht nur zu Marke- Menschen geworden, die sich gegen die
Alltag dagegen agieren sie unsichtbar, ting-Zwecken vor uns her tragen. Statt neoliberale Vermarktwirtschaftlichung
mittels gesetzlicher Verschärfungen Repression und Marginalisierung zu des Bildungssystems wehren wollten.
und polizeilicher Kontrolle: durch Ray- erdulden, zeigen wir, dass wir uns – als Die Mächtigen der «Boomtown» Zürich,
onverbote, Räumungen, Videoüberwa- vermeintlich Randständige – mitten in die durch ihre Politik der «Aufwertung»
chungen, Sozialinspektoren und Fichie- der Gesellschaft befinden. und durch Immobilienspekulation eine
rungssysteme. Alle, die sich eine andere, eine fortschreitende Gentrifizierung («See-
menschlichere Welt wünschen, alle, feldisierung») Zürichs vorantreiben,
Isolation und Ausgrenzung sollen die sich dagegen wehren, Menschen sind offensichtlich nicht begeistert über
Gemeinschaftssinn und Solidarität zwi- als wirtschaftliche Rendite zu betrach- die Erschaffung von autonomen, nicht
schen den vereinzelten Gruppen syste- ten, rufen wir dazu auf, gemeinsam kommerziell ausgerichteten Wohn- und
matisch verhindern: und friedlich ihren Widerstand ge- Kulturräumen.
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12. allgemein denkzettel #1 frühling 2010
Flüchtlingsschicksale und Migration fen – zwischen 700 00 – 900 000 Men- verfügen. Mit einer Steuerpolitik, die auf
Für MigrantInnen und Flüchtlinge schen. Die Verarmung und Ausgrenzung ihre Interessen ausgerichtet ist, sorgen
ist die Repression besonders stark. Ver- betrifft besonders MigrantInnen, allein- sie für eine weitere Umverteilung von
folgung, Verhaftungen und gewaltsame erziehende Mütter, Frauen, Jugendli- unten nach oben.
Ausschaffung gehören zum Alltag. Tau- che und Kinder. Armut in der reichen
sende abgewiesene Asylsuchende werden Schweiz! In einem Land, in dem knapp 3 Bewilligte Demonstration am 20. märz 2010
Besammlungsort vor dem landesmuseum um
durch den Staat illegalisiert und unter Prozent der Steuerpflichtigen über mehr 14 Uhr. Der Umzug führt zum Helvetiaplatz.
das rigide Nothilfe-Regime gestellt. Sie als die Hälfte des gesamten Vermögens
dürfen nicht arbeiten, wohnen zusam-
mengepfercht in Notunterkünften und
leben mit 8.60 Franken pro Tag in Form
von Migros-Gutscheinen. Wenn sie auf
der Strasse in eine polizeiliche Kontrolle Brief an den Zürcher
kommen, können sie bis achtzehn Mo-
nate ins Gefängnis eingesperrt werden. Rektor Fischer
Aber nicht nur abgewiesene Asylsu-
chende leiden unter der Illegalisierungs- von Hai FiScH
politik. In der Schweiz leben gegen 300
000 Sans-Papiers – meist unter höchst
prekären Arbeitsbedingungen. Sie sind
das «Bodenpersonal der Globalisierung». Präambel: würden? Weshalb bekämpfen Sie
Aber da sie keine Aufenthaltsbewilli- Erzürnt durch die Räumung des aktiv eine positive Kraft an der Uni,
gung haben, können sie sich nicht weh- Pavillons schrieb ich daraufhin dem eine positive Kraft in unserer Gesell-
ren gegen Arbeitgeber, die ihre Notlage Rektor der Uni Zürich eine Mail. schaft? Oder sehen Sie etwa in der
ausnutzen. Auch sie können jederzeit Leider warte ich immer noch gespannt studentischen Bewegung eine nega-
festgenommen und ausgeschafft werden. – seit nunmehr zehn Tagen – auf seine tive Kraft, die es zu unterdrücken
Diese Politik von Law and Order und die- Antwort. gilt?
se Praxis der sozialen Ausgrenzung wer- Es scheint als ob die Uni-Leitung in
den immer mehr auch im gesetzlichen den Semesterferien überlastet sei - ein Ich verstehe nicht, wieso ein Rektor
Rahmen verankert. Weitere Verschär- Schelm wer denkt, dass Rückmeldun- der Uni Zürich ein dermassen vehe-
fungen im Asyl- und Ausländerrecht gen der Studierenden von der Uni-Lei- menter Gegner einer guten (Uni-)
sind bereits geplant, und die Ausschaf- tung nicht ernst genommen würden. politischen Bewegung ist; einer
fungsinitiative der SVP steht an. Nein! Ich bin sicher, dass der Brief bei Bewegung, die Verbesserungen in
Herrn Fischer, den beiden Generalse- der Gesellschaft und Verbesserun-
Arbeitslosigkeit, IV-, Sozialhilfe und kretären und der Kommunikations- gen an den Hochschulen anstrebt,
Armut chefin der Uni in dieser hektischen die denkt, diskutiert und agiert!
Am Pranger der neoliberalen Politik Periode einfach untergegangen ist.
stehen auch die angeblichen Profiteure So dachte ich mir: «Gebe ich doch Ich bin schwer enttäuscht, Herr
der Invalidenversicherung, der Arbeits- Herrn Fischer eine zweite Möglich- Fischer, und ich bereue es, Sie
losenversicherung, der «Sozialhilfe». keit meine Fragen zu beantworten!» neulich in der Oper nicht angespro-
Jugendliche müssen mit ansehen, dass So folgt nun mein Brief in leicht opti- chen zu haben. Ich respektierte Ihre
ihre Perspektiven immer mehr einge- mierter Fassung: freie Zeit, Sie jedoch bringen tausen-
schränkt werden. Lehrstellen fehlen, den von freiwilligen Arbeitsstunden
Stipendien für das Studium werden weder Wertschätzung, geschweige
gekürzt. Es sind wenige Jobs und er- denn Respekt, entgegen.
schwingliche Wohnungen vorhanden. Betreff:
SozialhilfebezügerInnen werden jetzt Räumung des Pavillons. Scha(n)de Genehmigen Sie, Herr Fischer, Sie
von Detektiven beobachtet. Personen Uni! freundlich zu grüssen.
mit einer Behinderung müssen damit
rechnen, dass sie als Betrüger und Delin- 26. Januar 2010 [Mein Name]
quente abgestempelt werden. Erwerbs- Guten Abend Herr Fischer,
lose haben mit der neusten Revision
der Arbeitslosenversicherung weitere Bisher war ich nur ein Sympathi-
Kürzungen und Verschärfungen zu er- sant der Studentenbewegung, nun Viele von uns finden verständlicher-
warten – und werden weiterhin für ihre treiben Sie mich aber förmlich dazu, weise nicht die Zeit, aktiv bei der Stu-
Arbeitslosigkeit schuldig gemacht. Viele aktiv zu werden. dentenbewegung mitzuwirken, ein Brief
werden nie wieder vom regulären Ar- lässt sich aber mit Freude innerhalb von
beitsmarkt aufgenommen und statt- Ich habe einige wichtige Fragen an nur einer Viertelstunde schreiben.
dessen in billige Beschäftigungspro- Sie: Dieser Leserbrief soll ein Appell an
gramme und prekäre Arbeiten gesteckt. alle männlichen, wie weiblichen Sym-
Unter Ausgrenzung und Abbau des So- Herr Fischer, weshalb ist Ihnen die Be- pathisanten sein, ein Appell: Ebenfalls
zialstaats leiden viele Menschen in der wegung ein Dorn im Auge? Sagten Sie eine Mail an die Uni-Leitung mit eige-
Schweiz. Nach Schätzungen der Caritas nicht, dass auch Sie für Verbesserun- nen Fragen und eigenen Ansichten zu
ist jede zehnte Person von Armut betrof- gen in der Bildungspolitik einstehen schreiben.
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13. frühling 2010 denkzettel #1 allgemein
Heraus zum 8. März
Gemeinsam sind wir Frauen stark
Die marktgerechte Gleichstellungspolitik der Uni Zürich – eine feministische Perspektive?
vom 8. märZ-BÜnDniS
Die internationale Bewegung unse- Dass Frau und Mann
reuni prangert die Lissabonstrategie und nicht die gleichen
die GATS an, die die Ökonomisierung gesellschaftlichen
aller Lebensbereiche und die Privatisie- Möglichkeiten ha-
rung der Dienstleistungssektoren zum ben, wird an der Uni
Ziel haben. Die Universitäten und der erst dann sichtbar,
gesamte Bildungsbereich ist ein emp- wenn sich von 57%
findliches Beispiel dafür, wie der Staat Studentinnen weni-
planmässig seine soziale Verantwortung ger als 10% für eine
dem liberalisierten Markt überlässt. Die Karriere entschei-
Rektoren und leitenden Räte führen die den. Die objektiven
Bildungsinstitute heute schon wie ein Bedingungen spre-
Unternehmen. Sie schützen ihre weisse chen anscheinend
Westen mit einem «fortschrittlichen» nicht für die Frauen.
Management: ein Beispiel dafür ist die Wie auch, wenn die
Gender policy der Universität Zürich. sogenannte Verein-
barkeit zwischen Fa-
Gleichstellung an der Uni Zürich milie und Beruf nur für Frauen gilt. Wie Emanzipation muss eine solche Politik
Den Gender- Gap, wie der Unterschied auch, wenn 80% aller Mütter die Haupt- die kapitalistischen Strukturen und die
von 57% Studentinnen zu 14% Profes- verantwortung für den Haushalt tragen. damit verbundenen Rollenverteilungen
sorinnen an der Zürcher Universität ge- Wie auch, wenn in eher von Frauen be- zwischen den Geschlechtern bekämpfen.
nannt wird, ist schon lange ein Thema in legten Studiengängen die Aussichten auf Es geht uns auch an der Uni darum,
der Öffentlichkeit. Dieses «Phänomen» eine Teilzeitstelle hoch und bei den weit- die Genderfrage zu thematisieren und in
wird immer wieder ungläubig konsta- gehend von Männern absolvierten Stu- diesem Beispiel die institutionalisierte
tiert und fast schüchtern fragt man sich, dien, gering ist. Das sind Bedingungen Gleichstellungspolitik als Farce zu ent-
ob die hoch gelobte Chancengleichheit die es Frauen praktisch verunmöglichen larven.
vielleicht doch nicht funktioniert. nach einem Uniabschluss Karriere zu Deshalb nehmen wir den Frauen-
Die Uni Zürich antwortete 1996 auf machen. Der Kapitalismus ist angewie- kampf selbst in die Hand und rufen auf,
diesen Gender-Gap mit der Errichtung sen auf die Ungleichheit zwischen den gemeinsam ein starkes Zeichen zu setzen
der Gleichstellungs-Abteilung. Diese Geschlechtern. Er profitiert von der täg- am diesjährigen Frauenkampftag, sei es
fördert den wissenschaftlichen, weibli- lich gratis verrichteten Haus- und Pfle- auf der Strasse, an der Uni oder sonst wo.
chen Nachwuchs und befasst sich vor- gearbeit, von den tieferen Frauenlöhnen,
nehmlich mit Fragen der Vereinbarkeit von den vielen Frauen in Billiglohnjobs · 6. März 2010, Zürich:
von Karriere und Familie. Die Gleich- und von den Frauen, die in Zeiten von Frauendemo, 14h Hechtplatz
stellungspolitik, wie sie die Universität Arbeitslosigkeit zur Hausfrau werden. Gemeinsam sind wir Frauen stark!
in ihr politisch korrektes Management Deshalb erkennen wir die betriebliche
integriert hat, hat aber nichts mit einem Gleichstellungspolitik, wie sie an der Uni · 8. März 2010, Zürich:
Kampf um Emanzipation zu tun. Die Zürich geübt wird, als Bestandteil der Kurze Aktion zu langen Ladenöff-
grundlegende Ungleichheit zwischen neoliberalen Flexibilisierung der Fami- nungszeiten, 18h Bahnhofsbrücke
den Geschlechtern will die herrschen- lien- und Erwerbsstrukturen, ohne aber
de Gleichstellungspolitik nämlich nicht real gleiche Möglichkeiten für Frauen · 9. März 2010, Zürich:
verändern. und Männer anzustreben. Veranstaltung mit Tove Soiland:
«Von der Frauenbewegung zum
Ihre Gleichstellungspolitik hat nichts Wir wollen gleiche Möglichkeiten für Gender-Management? Perspektiven
mit unserer Forderung nach gleichen alle von Frauenbefreiung heute.» 19h
Möglichkeiten für alle zu tun. Wir sind der Meinung, dass unsere OASE (weitere Infos: unsereunizh.ch)
Dass ein Kind aus proletarischen Ver- Gesellschaft eine herrschaftskritische
hältnissen nicht die gleichen Chancen Gleichstellungspolitik braucht, die nicht · 13. März 2010, Bern:
hat wie ein Kind aus einer sozial höher nur bessere Bewerbungschancen für Schweizweite Frauendemonstration,
gestellten Familie, ist fast jeder_m klar. Frauen erreichen will. Mit dem Ziel der 13:30 Schützenmatte
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