Interdisziplinäres und heterogenes Denken der Ideengeber unabdingbare Vorauss...
Dagmar Frick-Islitzer Bio + Abstract
1. Was heißt schon KulturVERMITTLUNG?
social inclusion :: participation :: emotional intelligence
www.kulturvermittlung.net
Dagmar FRICK-ISLITZER, Liechtenstein
WORKSHOPS KREATIVITÄT
:: Freitag, 10. Mai, 13.30 Uhr
:: Freitag, 10. Mai, 15.30 Uhr
:: Samstag, 11. Mai, 13.30 Uhr
BIOGRAFIE
Dagmar Frick-Islitzer (*1964) ist
ausgebildete Kulturvermittlerin
und bildende Künstlerin.
Aber nicht nur. Sie arbeitete über zwanzig Jahre im Produkt- und Projektmanagement
international tätiger Industrieunternehmen und leitete das Marketing eines Theaters. 2006
gründete sie Kubus Kulturvermittlung.
2009 führte sie ihre betriebswirtschaftlichen, künstlerischen und pädagogischen Erfahrungen
zusammen und machte sich als Kulturunternehmerin selbständig. Sie hält Workshops und
Vorträge für Führungskräfte, Mitarbeiter und Lernende. Dabei verbindet sie stets
unternehmensrelevante Themen mit Kunst und künstlerischen Methoden.
Seit 2010 befasst sie sich gestalterisch und kognitiv mit künstlerischen Prozessen und
ermittelt, wie diese auf unternehmerische Prozesse übertragen werden können. Der Nutzen
für Führungskräfte und Mitarbeiter liegt in der geistigen Beweglichkeit, indem sie
gewohnheitsgeprägte Verhaltensformen aufbrechen, neue Sichtweisen erproben,
querdenken – kurzum, wenn sie sich auf das interaktive Spiel mit Kunst und Kreativität
einlassen.
2. Was heißt schon KulturVERMITTLUNG?
social inclusion :: participation :: emotional intelligence
www.kulturvermittlung.net
ABSTRACT
DER FRISCHE BLICK :: Perspektivwechsel in der Kulturvermittlung
Kreativität ist gefragt. Nicht nur in der Kunst- und Kulturvermittlung, sondern auch im Beruf
und Privatleben. Überall dort, wo Menschen etwas Bestehendes anders haben oder wo sie
einen besonderen Bedarf decken wollen. Gerade wir Kulturvermittler/innen sind gefordert,
uns kreativ-kulturelle Herangehensweisen auszudenken und nicht in konventionellen
Lösungsansätzen zu verharren. Denn unsere Zielgruppe erwartet gerade aus der Kulturecke
auch immer wieder Überraschendes.
Haben Sie nicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass Sie dringend eine gute Idee
bräuchten, die Ihnen um alles in der Welt nicht einfallen wollte? Ja, so ergeht es vielen, denn
Kreativität geschieht nicht auf Knopfdruck. Sie lässt sich per se nicht erzeugen, aber man
kann ein Umfeld schaffen und eine Haltung einüben, in denen neues Denken und Handeln
gedeihen kann.
PAPER
Was heißt Perspektivwechsel?
Sie wissen, es gibt eine ganze Reihe von Kreativitätsmethoden. Eine davon ist die
künstlerische Haltung des Perspektivwechsels, was bedeutet, etwas oder jemanden aus
verschiedenen Blickrichtungen zu sehen. Wenn sich das Objekt der Aufmerksamkeit nicht
bewegt, müssen wir uns bewegen, um mehr als einen Eindruck zu bekommen. Wir sind also
aufgefordert, unseren eingenommenen Standpunkt zu verändern, um in neue Richtungen zu
blicken und uns damit einer weiteren Sicht der Dinge zu öffnen. Es ist wichtig zu erkennen,
dass das, was wir aus verschiedenen Blickwinkeln sehen, stets subjektiv gefärbt ist. Denn wir
verknüpfen Neues mit dem, was wir schon kennen und wissen.
Eine umfassende Wahrnehmung eines Gegenstandes bedingt, dass wir unsere Position
innerlich oder äußerlich, oder auch beides verändern. Eine Skulptur zum Beispiel lässt sich
am besten erfassen, indem wir um sie herumgehen. Im eigenen Tempo erfassen wir sie
quasi in einem 360°-Panoramabild. Dazwischen halten wir vielleicht mal inne, besonders
dann, wenn wir ein spannendes Verhältnis von Vor- und Nachgelagertem entdecken, was
unsere Aufmerksamkeit fesselt. Vielleicht müssen wir uns bücken oder strecken, um das
einfallende Licht um oder durch die Skulptur einzufangen. Wir binden unseren Körper in die
Erkundung mit ein. Dieses Erfassen des Werkes aus ungewohnten Perspektiven, gekoppelt
3. Was heißt schon KulturVERMITTLUNG?
social inclusion :: participation :: emotional intelligence
www.kulturvermittlung.net
mit einer leichten physischen Anstrengung, kann zu einem Moment der Überraschung
werden, der dem Betrachter im Gedächtnis bleibt.
Mit jedem Schritt verändern wir unsere Sicht auf das Objekt. Das ist eine Arbeit, die der
Künstler, der die Skulptur gestaltet, genauso leisten muss wie der Betrachter.
Im Alltag passiert das Perspektivwechseln manchmal unbewusst, oft aber leider gar nicht.
Doch wie kommen wir zu einer perspektivischen Haltung?
Künstler sind Vorbilder
Wer mit offenen Augen auf die Welt blickt, entdeckt überall Menschen, die Herausragendes
geleistet haben oder immer noch leisten, die uns erstaunen lassen und die uns ein neues
Sichtfeld eröffnen. Das kann ein Mensch sein, zu dem wir eine enge Beziehung pflegen. Oder
aber es sind Menschen, die wir aus den Medien kennen. In der Anschauung sind Künstler
und Berufsdenker echte Weltmeister und schnelle Perspektivwechsler. Immer, wenn ein
Aufschrei durch die hehren Hallen der Kunst oder auf dem gesellschaftlichen Parkett ertönt,
hat ein Künstler, Philosoph, Kritiker oder Reformer die Hand im Spiel. Da offenbart sich
etwas, was nicht der Norm entspricht, etwas Unkonventionelles, Schräges, Queres,
Absurdes. Kurzum, es ist etwas, was nicht in das eigene Denkmuster passt.
Das passierte mit Picasso, der mit seinen Demoiselles d’Avignon einen Wendepunkt zum
Kubismus markierte. Duchamps Ready-Mades brachen mit sämtlichen Konventionen. Nicht
mit alten Sehgewohnheiten, sondern mit Umdeutungen waren Mona Lisa mit Bart und
Schnauzer, Flaschentrockner und Pissoir zu verstehen. Oder ein neuzeitliches Beispiel: Ordos
100 war ein gescheitertes Architekturprojekt von Ai Weiwei, zu dem er 100 junge
Architekturbüros aus der ganzen Welt eingeladen hatte, Einfamilienhäuser in der
mongolischen Steppe zu entwerfen. Die architektonische Ideenvielfalt eröffnete den Diskurs,
wie man Siedlungsbauten anders entwickeln kann. Das sind nur drei herausgepickte
Anschauungen aus der Kunstwelt, die einen Perspektivwechsel evozierten. Auf der
gesellschaftlich-politischen Ebene gibt es ebenfalls hinreichende Beispiele. Gandhi bewirkte
mit gewaltfreiem Widerstand die Unhabhängigkeit Indiens. Mit der Spinnradkampagne und
dem Salzmarsch zeigte er seinen Landsleuten Handlungsalternativen auf, deren
Anwendungen schließlich der britischen Kolonialherrschaft das Genick brachen. Durch
Aussöhnung mit dem Apartheidregime führte Mandela die Bevölkerung Südafrikas
schließlich in die Demokratie. Alle diese Beispiele lassen Perspektivwechsel erkennen.
Menschen wagen, neue Standpunkte einzunehmen, und animieren andere zum Nachdenken
und Mitziehen. Letztlich bleibt jedem Menschen aber die Verantwortung zu entscheiden, ob
es eine gute Sache ist, für die sich ein Perspektivwechsel lohnt.
4. Was heißt schon KulturVERMITTLUNG?
social inclusion :: participation :: emotional intelligence
www.kulturvermittlung.net
„So habe ich das noch nie gesehen!“
Wenn jemand so einen Satz von sich gibt, ist der Betroffene oft erstaunt und nicht selten
auch ergriffen. Er hat gerade eine neue Erkenntnis gewonnen. Ein Umdenken, Andersdenken
oder Wegdenken hat eben in seinem Kopf stattgefunden. Mit dem frischen Denkfutter hat
sein Gehirn neue Synapsen – neue Denkwege – gebildet. Das alles muss er erst in seinen
Kosmos einordnen, was seine Zeit braucht.
Denn die bisherige Sicht auf Dinge, Menschen oder Begebenheiten, die sich selbst nicht
verändern, wird umgelenkt. Der Wahrnehmungshorizont erweitert sich um eine oder
mehrere Dimensionen. Menschen spüren, dass sie mit der geschenkten Klarsicht ein
weiteres Stück Welt begriffen haben. In solchen Momenten können sie sich glücklich und
erhaben fühlen. Sich auf das Unbekannte einzulassen ist ein lohnendes Wagnis. Wenn
jemand eine neue Anschauungsweise gewinnt, kann er neue und bisher fremde Welten für
sich entdecken. Für zwischenmenschliche Beziehungen hat er den Schlüssel zur Empathie in
der Hand, mit der er andere Menschen besser verstehen, akzeptieren und wertschätzen
kann.
Wie können wir uns diese Fähigkeit aneignen?
Fast alles, was wir im Leben erlernt haben, lässt sich auf repetitives Handeln zurückführen.
Richard Sennett schreibt in seinem neuesten Buch Zusammenarbeit von „forschender
Wiederholung“ bei Musikern. Der Prozess des eigenen Beobachtens und der schrittweisen
Bewältigung schwieriger Partituren führt dazu, dass Musiker in der Lage sind, ihre
Aufmerksamkeit beim Üben über lange Zeit aufrechtzuerhalten. Und so ist es auch hier: Wir
können Perspektivwechseln fortlaufend einüben, indem wir immer wieder Gelegenheiten
nutzen, die sich uns im Alltag anbieten. Dabei können wir kleine Veränderungen in unserer
Wahrnehmung aufmerksam registrieren und als Erfolg verbuchen.
Was nützt es uns?
Die Frage nach dem persönlichen Nutzen ist mehr als berechtigt. Weshalb ist die Fähigkeit
des frischen Blicks gerade für uns wichtig und dringlich?
Wir Kulturvermittler/innen haben ein Potenzial von unschätzbarem Wert. Das ist unser
kreatives Kapital. Kreativität will kultiviert werden. Also durch Gebrauch, Übung,
Anwendung.
Was heißt das konkret? In unserer Arbeit haben wir es mit unterschiedlichsten
Menschengruppen, Inhalten und Orten zu tun. Jede Gruppe will persönlich „abgeholt“
werden, jedem Thema müssen wir inhaltlich gerecht werden, jeder Ort bedingt, dass wir
5. Was heißt schon KulturVERMITTLUNG?
social inclusion :: participation :: emotional intelligence
www.kulturvermittlung.net
unseren Ablauf danach ausrichten. Über allem steht der kulturelle Anspruch. Das sind ganz
schöne Herausforderungen, denen wir uns stellen. Nur wer seine Angebote auf spannende,
angemessen ungewöhnliche Weise anbietet, weckt das Interesse seiner Kundinnen und
Kunden und sorgt dafür, dass sie gerne wiederkommen. Gerade in Krisenzeiten, wo
finanzielle Mittel knapp sind und Menschen nicht in Scharen in Museen und Theater
strömen, ist die Kreativität des einzelnen Kulturvermittlers besonders gefragt. Je mehr
Blickrichtungen wir dann erproben können, desto vollständiger können wir das Abbild der
Wirklichkeit erfassen. Die Kreativitätsmethode des Perspektivwechsels unterstützt uns
dabei, wenn es um Fragen geht, die da heißen können:
Wie erkläre ich Lokalpolitikern den Wert der Kulturvermittlung in meiner Kulturinstitution
beim nächsten Budgetverteilungskampf?
Wie könnte ein Event zum anstehenden Jubiläum aussehen?
Wie kann ich Pressevertretern unsere Alleinstellung deutlich machen?
Wie könnte ich Besucherinnen und Besucher erneut in unser Haus holen, die früher öfters
kamen, aber in den vergangenen Jahren ausblieben?
Augen auf!
Abschließend können wir festhalten, dass Perspektivwechseln nicht nur auf der inhaltlichen
Ebene – in unserem Fall im Kunst- und Kulturkontext –, sondern auch im alltäglichen
Umgang mit Menschen angewendet werden kann. In der Zusammenarbeit mit anderen
können wir die Fähigkeit, sich auf den Standpunkt des anderen zu begeben, immer wieder
erproben. Blickwechselgeübte bringen in der Regel mehr Verständnis, Respekt und Toleranz
für seine Gesprächspartner auf. Ihre Haltung beugt zudem Konflikten vor. Nicht umsonst
zählt der Perspektivwechsel zu den Königsdisziplinen in der Kommunikation. Probieren Sie
den frischen Blick auf Dinge und Menschen aus und genießen Sie die neue Aussicht!
6. Was heißt schon KulturVERMITTLUNG?
social inclusion :: participation :: emotional intelligence
www.kulturvermittlung.net
Ablauf der Workshops
In den am Symposium durchgeführten Workshops befassen sich die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer mit Standpunkt und Perspektivwechsel. Die Übungen machen ihre Sichtweise
bewusst und erweitern sie. Nach der Selbsterfahrung reflektieren sie, wie ihre Anschauung
sich verändert hat und welchen Impuls sie für ihren Arbeitsalltag mitnehmen.
Einstiegsfrage
Erinnern Sie sich an eine Situation, wo Sie – bewusst oder unbewusst – die Perspektive
gewechselt haben?
Aufwärmübung
Mit welchem Gehirn wollten Sie schon immer einen Tag spazieren gehen?
Weshalb gerade diese Person? Was wäre anders, neu? Was brächte es mir?
Körperlicher Perspektivwechsel
Übung: Einen Gegenstand von verschiedenen Seiten wahrnehmen und zeichnen, indem die
Teilnehmer ihre Position räumlich verändern.
Geistiger Perspektivwechsel
Übung: In Gruppen entwickeln die Teilnehmer Ideen zu gestellten Aufgaben, die ihnen einen
Perspektivwechsel abverlangen. Die Aufgabenstellungen sind aus dem Arbeitsumfeld von
Kulturvermittler/innen gegriffen.
Reflexion und Abschluss
Im Plenum reflektieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie es ihnen bei den Übungen
ergangen ist. Sie überlegen, welchen frischen Blick sie gewonnen haben und welche
Erkenntnisse sie in ihren beruflichen Alltag integrieren können.
7. Was heißt schon KulturVERMITTLUNG?
social inclusion :: participation :: emotional intelligence
www.kulturvermittlung.net
Kontakt
frick@kubus.li
www.kubus.li
LINKS
Kubus
http://www.kubus.li/20001.html
Linkedin
https://www.linkedin.com/pub/dagmar-frick-islitzer/1b/949/776
Twitter
https://twitter.com/kubuskultur
Kuverum
http://www.kuverum.ch/person.php?persid=189&pt=3
Artnet
http://www.artnet.li/index.php?src=membership&srctype=detail&refno=71&submenu=
kuenstler