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Embodimenttheorie III


        Karen Barad - Agential Realism

                        Referent_in: S.R.Palàcsik



Vortrag im Rahmen des Seminars:
Der Embodimentansatz in der Geschlechterforschung.
Kritische Reflektionen und Historisierung einer emanzipativen biologischen Theorie

Dozent_in: Dr. Kerstin Palm, Humboldt Universität zu Berlin

                                                                            http://crea
– Gliederung
        Agential Realism

1. Karen Barad
2. Ausgangspunkt
3. Methode
4. Klassische Newton'sche Physik
5. Quantenphysik (nach Bohr)
6. Materialität
7. Embodimentkonzeption
8. Quellen
– Karen Barad (1)
      Agential Realism



    Theoretische Physikerin und Philosophin


    Professorin für Science Studies/ Feministische

    Studien an der University of California, Santa
    Cruz, USA
– Karen Barad (1)
      Agential Realism



    Embodimenttheorien versuchen Materialität in

    konstruktivistischer Weise zu fassen


    Agential Realism:


    - physikalische Embodimenttheorie
    - Rahmen für spezifische Form von Realismus
– Ausgangspunkt (2)
    Agential Realism



    zentrale Frage: Wie kann ein adäquater

    wissenschaftlicher Zugang zur Welt aussehen?


    Bezug zur andauernden Kontroverse zwischen

    klassisch-naturwissenschaftlischem Realismus
    und Sozialkonstruktivismus
– Ausgangspunkt (2)
    Agential Realism



    Barad: Realismus und Sozialkonstruktivismus

    sind keine prinzipiell gegensätzlichen Positionen,
    sondern eine Frage:
1. der Methode (hier bleibt Barad Realistin)
2. epistemologischer & ontologischer Vorannahmen

    es gibt kulturell-diskursive UND natürlich-

    materielle Grundlagen für naturwissenschaftliche
    Wissensbestände
– Ausgangspunkt (2)
    Agential Realism



    lehnt relativistische Position ab


    rein konstruktivistische und relativistische

    Zugänge bieten kein Modell für naturwissen-
    schaftliches Arbeiten
    feministisch-politischer Anspruch: Notwendigkeit

    eines reflexiv-kritischen Diskurses und eines
    Konzepts von Verantwortlichkeit bei der
    naturwissenschaftlichen Wissensproduktion
– Methode (3)
        Agential Realism


    gemeinsam mit Niels Bohrs Philosophie-Physik

    und dessen Interpretation der Quantentheorie
    entwickelt sie das Konzept des Agential Realism
    fokussiert aus epistemologischer Perspektive auf

    naturwissenschaftliche Praxis
    Verschränkung von Ontologie & Epistemologie


    Bohrs & Barads Verständnis situierter

    Wissensproduktion entsprechen nicht klassisch-
    deskriptiven Ansätzen
    keine Interpretation unabhängig vom

    Interpretationsapparat
– Newton'sche Physik (4)
Agential Realism


Epistemologische Grundlegungen
 es existiert eine Welt unabhängig von unseren
  experimentellen Untersuchungen
 Objekte haben wohldefinierte, intrinsische
  Eigenschaften
 Welt dieser Objekte folgt konstanten,
  festschreibbaren Gesetzmäßigkeiten
 mittels Messung & Interpretation können diese
  Eigenschaften und Gesetze ermittelt, dargestellt
  und theoretisiert werden
– Newton'sche Physik (4)
Agential Realism


Implikationen:
 Objekt & Beobachter_in (Naturwissenschaftler_in)
  sind physisch und konzeptuell voneinander
  unabhängig
 deterministisches Weltbild:
    Kennst du den aktuellen Zustand eines geschlossenen
    Systems vollständig, kannst du für alle Zeit das Verhalten
    des Systems für jeden beliebigen Zeitpunkt vorhersagen.

    Konzept der Störung bei Messungen:

     1 – Störung ist minimal und daher vernachlässigbar
     2 – Störung ist bestimmbar und wird subtrahiert
– Quantenphysik (5)
    Agential Realism


    Eigenarten des Lichts/ von Quantenobjekten:


1 – Zufall: gleichartig gezielt beschleunigte Photonen
    verteilen sich zufällig und nicht vorhersagbar auf
    einem Detektor
2 – Unschärfe: es ist nicht möglich zwei Messgrößen
    eines Quantenobjekts gleichzeitig beliebig genau
    zu bestimmen (bspw. Ort & Impuls), da die
    Messaparatur in ihrer Konzeption entweder nur
    das eine oder das andere messen kann
3 – Beobachtungsabhängigkeit: experimentelle
    Beobachtung bestimmt die beobachtbaren
    Eigenschaften des Objekts
– Quantenphysik (5)
Agential Realism


Hier sei das Doppelspaltexperiment empfohlen,
welches den Welle-Teilchen-Dualismus von
Quantenobjekten, das Zufallsprinzip, die
Unschärferelation und die Beobachtungs-
abhängigkeit inklusive der damit entstandenen
Probleme innerhalb der klassischen Physik
veranschaulicht.

 1.Teil: http://www.youtube.com/watch?v=to2QMNtolQs
 2.Teil: http://www.youtube.com/watch?v=Xw7SYcHw9WY
 3.Teil: http://www.youtube.com/watch?v=zT2tdSeXYHY
– Quantenphysik (5)
    Agential Realism



    Zufall, Unschärfe und Beobachtungsabhängig-
    keit sind nicht vereinbar mit klassischer
    Newton'scher Physik


    Ei                sollte zeigen, dass
    nsteinPodolskiRosen-Papier

    Quantentheorie essentiell unvollständig ist
    (EPR-Gedankenexperiment nachzulesen unter:
     http://de.wikipedia.org/wiki/EPR-Effekt)
– Quantenphysik (5)
    Agential Realism

Einwand Bohr:
    epistemologische Vorannahmen der klass.

    Newton'schen Physik führen zur EPR-
    Interpretation

    beide Messgrößen (Ort & Impuls) sind nicht, wie im

    klass. Sinne, Elemente einer Realität, sondern
    Elemente zweier komplementärer Realitäten
    Messgrößen und Objekteigenschaften (wie Welle-

    & Teilcheneigenschaften von Licht) werden durch
    wechselseitig exklusive experimentelle
    Arrangements instrumentell hergestellt
– Quantenphysik (5)
    Agential Realism



Schlußfolgerung Bohr:
 experimenteller Aufbau/ konzeptionelles Schema
   muß in die Theoriebildung einbezogen werden
    so werden auch im Zufall und bei

    Unbestimmtheit Messergebnisse reproduzierbar
    und Regelmäßigkeiten beobachtbar
    Realität ist nicht determiniert, sondern lokal,

    temporär und instrumentell hergestellt
– Quantenphysik (5)
    Agential Realism


    es existiert keine von unseren experimentellen

    Untersuchungen unabhängige Welt, die der_die
    Naturwissenschaftler_in entdecken kann
    jede „Beobachtung“ stellt einen Eingriff dar


    Objekt & Beobachter_in sind physisch und

    konzeptionell von einander abhängig – zeigen
    in gemeinsamer Intra-Aktion und als
    spezifisches Phänomen von Ganzheit die
    beobachtbaren Eigenschaften
– Materialität (6)
        Agential Realism


Materie:
 hat keine fixen, inhärenten, von
  Beobachter_innen unabhängigen Eigenschaften
    (wie klassischer Realismus)
    ist kein leeres Blatt, das mit Bedeutung diskursiv

    gefüllt wird (wie Sozialkonstruktivismus)
    ist nicht direkt gegeben, sondern instrumentell

    hergestellt
    keine Kausalität & Kontinuität, wie im

    klassischen Sinn
– Materialität (6)
         Agential Realism


Materie:
 bildet mit Beobachtungsapparat und
  konzeptionellem Schema ein non-dualistisches
  Ganzes¹
    innerhalb dieser Ganzheit intra-agieren

    Wissensobjekt & Beobachtungsapparat
    Realität wird in Form eines spezifischen

    Phänomens mit lokalen und temporären
    Eigenschaften verkörpert

    1 Ganzheit meint hier nicht die Auflösung von Grenzen, also Einheit im
      holistischen Sinne - Ganzheit basiert auf Partialität & Vollständigkeit.
– Materialität (6)
       Agential Realism



    Materie hat Handlungsfähigkeit (agency)


    aber: nicht symmetrisch zur Konzeption

    menschlicher Handlungsfähigkeit !
    Materie wird als aktiv & eigenständig, aber eben

    nicht unabhängig gedacht
– Embodimentkonzeption (7)
Agential Realism

      Agential Realism = physikal. Embodimenttheorie
  

      Agential Realism: - agentischer Realismus
  
                        - verhandelter Realismus
                        - prozesshafter aktiver
                          Realismus

      keine fixen inhärenten Eigenschaften, die sich
  
      fortwährend entwickeln (Fausto-Sterling) oder
      die kulturellen Zuweisungsprozessen unterliegen
      (Birke)
– Embodimentkonzeption (7)
Agential Realism

      statt inhärenter Subjekt-Objekt-Trennung stellen
  
      Materie, Praxis und Bedeutung eine Ganzheit
      dar
      statt Objekten gibt es lokale & temporäre
  
      Phänomene, verkörperte Momente von Ganzheit
      Wissensobjekte besitzen Eigenschaften nicht,
  
      beobachtete Eigenschaften sind temporäre
      Verkörperungen von Intra-Aktionen, die sich
      wieder verlieren
      Ganzheiten sind multidimensional
  

      Phänomene sind lokal und temporär situiert
  
– Quellen (8)
            Agential Realism

    Barad, Karen (1996): Meeting the universe halfway, Realism

    and social constructivism without contradiction. In: Lynn
    Hankinson Nelson & Jack Nelson (eds). Feminism, Science
    and the Philosophy of Science. Dordrecht, Boston, London,
    S.161-194.

    Wikipedia:

    - http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenmechanik
    - http://de.wikipedia.org/wiki/Interpretationen_der_Quantenmechanik
    - http://de.wikipedia.org/wiki/Kopenhagener_Deutung
    - http://de.wikipedia.org/wiki/Niels_Bohr
    - http://de.wikipedia.org/wiki/Komplementarit%C3%A4tsprinzip
    - http://de.wikipedia.org/wiki/Heisenbergsche_Unsch%C3%A4rferelation
    - http://de.wikipedia.org/wiki/EPR-Effekt


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Karen Barad: Agential Realism

  • 1. Embodimenttheorie III Karen Barad - Agential Realism Referent_in: S.R.Palàcsik Vortrag im Rahmen des Seminars: Der Embodimentansatz in der Geschlechterforschung. Kritische Reflektionen und Historisierung einer emanzipativen biologischen Theorie Dozent_in: Dr. Kerstin Palm, Humboldt Universität zu Berlin http://crea
  • 2. – Gliederung Agential Realism 1. Karen Barad 2. Ausgangspunkt 3. Methode 4. Klassische Newton'sche Physik 5. Quantenphysik (nach Bohr) 6. Materialität 7. Embodimentkonzeption 8. Quellen
  • 3. – Karen Barad (1) Agential Realism Theoretische Physikerin und Philosophin  Professorin für Science Studies/ Feministische  Studien an der University of California, Santa Cruz, USA
  • 4. – Karen Barad (1) Agential Realism Embodimenttheorien versuchen Materialität in  konstruktivistischer Weise zu fassen Agential Realism:  - physikalische Embodimenttheorie - Rahmen für spezifische Form von Realismus
  • 5. – Ausgangspunkt (2) Agential Realism zentrale Frage: Wie kann ein adäquater  wissenschaftlicher Zugang zur Welt aussehen? Bezug zur andauernden Kontroverse zwischen  klassisch-naturwissenschaftlischem Realismus und Sozialkonstruktivismus
  • 6. – Ausgangspunkt (2) Agential Realism Barad: Realismus und Sozialkonstruktivismus  sind keine prinzipiell gegensätzlichen Positionen, sondern eine Frage: 1. der Methode (hier bleibt Barad Realistin) 2. epistemologischer & ontologischer Vorannahmen es gibt kulturell-diskursive UND natürlich-  materielle Grundlagen für naturwissenschaftliche Wissensbestände
  • 7. – Ausgangspunkt (2) Agential Realism lehnt relativistische Position ab  rein konstruktivistische und relativistische  Zugänge bieten kein Modell für naturwissen- schaftliches Arbeiten feministisch-politischer Anspruch: Notwendigkeit  eines reflexiv-kritischen Diskurses und eines Konzepts von Verantwortlichkeit bei der naturwissenschaftlichen Wissensproduktion
  • 8. – Methode (3) Agential Realism gemeinsam mit Niels Bohrs Philosophie-Physik  und dessen Interpretation der Quantentheorie entwickelt sie das Konzept des Agential Realism fokussiert aus epistemologischer Perspektive auf  naturwissenschaftliche Praxis Verschränkung von Ontologie & Epistemologie  Bohrs & Barads Verständnis situierter  Wissensproduktion entsprechen nicht klassisch- deskriptiven Ansätzen keine Interpretation unabhängig vom  Interpretationsapparat
  • 9. – Newton'sche Physik (4) Agential Realism Epistemologische Grundlegungen  es existiert eine Welt unabhängig von unseren experimentellen Untersuchungen  Objekte haben wohldefinierte, intrinsische Eigenschaften  Welt dieser Objekte folgt konstanten, festschreibbaren Gesetzmäßigkeiten  mittels Messung & Interpretation können diese Eigenschaften und Gesetze ermittelt, dargestellt und theoretisiert werden
  • 10. – Newton'sche Physik (4) Agential Realism Implikationen:  Objekt & Beobachter_in (Naturwissenschaftler_in) sind physisch und konzeptuell voneinander unabhängig  deterministisches Weltbild: Kennst du den aktuellen Zustand eines geschlossenen Systems vollständig, kannst du für alle Zeit das Verhalten des Systems für jeden beliebigen Zeitpunkt vorhersagen. Konzept der Störung bei Messungen:  1 – Störung ist minimal und daher vernachlässigbar 2 – Störung ist bestimmbar und wird subtrahiert
  • 11. – Quantenphysik (5) Agential Realism Eigenarten des Lichts/ von Quantenobjekten:  1 – Zufall: gleichartig gezielt beschleunigte Photonen verteilen sich zufällig und nicht vorhersagbar auf einem Detektor 2 – Unschärfe: es ist nicht möglich zwei Messgrößen eines Quantenobjekts gleichzeitig beliebig genau zu bestimmen (bspw. Ort & Impuls), da die Messaparatur in ihrer Konzeption entweder nur das eine oder das andere messen kann 3 – Beobachtungsabhängigkeit: experimentelle Beobachtung bestimmt die beobachtbaren Eigenschaften des Objekts
  • 12. – Quantenphysik (5) Agential Realism Hier sei das Doppelspaltexperiment empfohlen, welches den Welle-Teilchen-Dualismus von Quantenobjekten, das Zufallsprinzip, die Unschärferelation und die Beobachtungs- abhängigkeit inklusive der damit entstandenen Probleme innerhalb der klassischen Physik veranschaulicht. 1.Teil: http://www.youtube.com/watch?v=to2QMNtolQs 2.Teil: http://www.youtube.com/watch?v=Xw7SYcHw9WY 3.Teil: http://www.youtube.com/watch?v=zT2tdSeXYHY
  • 13. – Quantenphysik (5) Agential Realism Zufall, Unschärfe und Beobachtungsabhängig- keit sind nicht vereinbar mit klassischer Newton'scher Physik Ei sollte zeigen, dass  nsteinPodolskiRosen-Papier Quantentheorie essentiell unvollständig ist (EPR-Gedankenexperiment nachzulesen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/EPR-Effekt)
  • 14. – Quantenphysik (5) Agential Realism Einwand Bohr: epistemologische Vorannahmen der klass.  Newton'schen Physik führen zur EPR- Interpretation beide Messgrößen (Ort & Impuls) sind nicht, wie im  klass. Sinne, Elemente einer Realität, sondern Elemente zweier komplementärer Realitäten Messgrößen und Objekteigenschaften (wie Welle-  & Teilcheneigenschaften von Licht) werden durch wechselseitig exklusive experimentelle Arrangements instrumentell hergestellt
  • 15. – Quantenphysik (5) Agential Realism Schlußfolgerung Bohr:  experimenteller Aufbau/ konzeptionelles Schema muß in die Theoriebildung einbezogen werden so werden auch im Zufall und bei  Unbestimmtheit Messergebnisse reproduzierbar und Regelmäßigkeiten beobachtbar Realität ist nicht determiniert, sondern lokal,  temporär und instrumentell hergestellt
  • 16. – Quantenphysik (5) Agential Realism es existiert keine von unseren experimentellen  Untersuchungen unabhängige Welt, die der_die Naturwissenschaftler_in entdecken kann jede „Beobachtung“ stellt einen Eingriff dar  Objekt & Beobachter_in sind physisch und  konzeptionell von einander abhängig – zeigen in gemeinsamer Intra-Aktion und als spezifisches Phänomen von Ganzheit die beobachtbaren Eigenschaften
  • 17. – Materialität (6) Agential Realism Materie:  hat keine fixen, inhärenten, von Beobachter_innen unabhängigen Eigenschaften (wie klassischer Realismus) ist kein leeres Blatt, das mit Bedeutung diskursiv  gefüllt wird (wie Sozialkonstruktivismus) ist nicht direkt gegeben, sondern instrumentell  hergestellt keine Kausalität & Kontinuität, wie im  klassischen Sinn
  • 18. – Materialität (6) Agential Realism Materie:  bildet mit Beobachtungsapparat und konzeptionellem Schema ein non-dualistisches Ganzes¹ innerhalb dieser Ganzheit intra-agieren  Wissensobjekt & Beobachtungsapparat Realität wird in Form eines spezifischen  Phänomens mit lokalen und temporären Eigenschaften verkörpert 1 Ganzheit meint hier nicht die Auflösung von Grenzen, also Einheit im holistischen Sinne - Ganzheit basiert auf Partialität & Vollständigkeit.
  • 19. – Materialität (6) Agential Realism Materie hat Handlungsfähigkeit (agency)  aber: nicht symmetrisch zur Konzeption  menschlicher Handlungsfähigkeit ! Materie wird als aktiv & eigenständig, aber eben  nicht unabhängig gedacht
  • 20. – Embodimentkonzeption (7) Agential Realism Agential Realism = physikal. Embodimenttheorie  Agential Realism: - agentischer Realismus  - verhandelter Realismus - prozesshafter aktiver Realismus keine fixen inhärenten Eigenschaften, die sich  fortwährend entwickeln (Fausto-Sterling) oder die kulturellen Zuweisungsprozessen unterliegen (Birke)
  • 21. – Embodimentkonzeption (7) Agential Realism statt inhärenter Subjekt-Objekt-Trennung stellen  Materie, Praxis und Bedeutung eine Ganzheit dar statt Objekten gibt es lokale & temporäre  Phänomene, verkörperte Momente von Ganzheit Wissensobjekte besitzen Eigenschaften nicht,  beobachtete Eigenschaften sind temporäre Verkörperungen von Intra-Aktionen, die sich wieder verlieren Ganzheiten sind multidimensional  Phänomene sind lokal und temporär situiert 
  • 22. – Quellen (8) Agential Realism Barad, Karen (1996): Meeting the universe halfway, Realism  and social constructivism without contradiction. In: Lynn Hankinson Nelson & Jack Nelson (eds). Feminism, Science and the Philosophy of Science. Dordrecht, Boston, London, S.161-194. Wikipedia:  - http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenmechanik - http://de.wikipedia.org/wiki/Interpretationen_der_Quantenmechanik - http://de.wikipedia.org/wiki/Kopenhagener_Deutung - http://de.wikipedia.org/wiki/Niels_Bohr - http://de.wikipedia.org/wiki/Komplementarit%C3%A4tsprinzip - http://de.wikipedia.org/wiki/Heisenbergsche_Unsch%C3%A4rferelation - http://de.wikipedia.org/wiki/EPR-Effekt Lizensiert unter: Creative Commons Attribution Non-Commercial Share Alike 3.0 http://creativecommons