2. Literatur
• La Roche / Buchholz (2004): Radiojournalismus.
Berlin: List
• Hermann / Krol / Bauer (2002): Das
Moderationshandbuch. Tübingen: A. Francke
• Rossie (2004): Frei sprechen. Berlin: List
• Rossie (2004): Sprechertraining. München: List
- Klassiker von Buchholz und LaRoche: 9. Auflage, sehr kompakt / praxisnah
3. Listen and Repeat -
Wiederholung
• Schnitt gibt dem Beitrag seine Form -->
Grobschnitt um Inhalte zu gewichten, Feinschnitt
um Beitragselemente zu polieren -->Single Track
Modus
• Beim Arrangieren des Beitrags auf Pausen und
Übergänge achten, akustischen Vorder- und
Hintergrund gestalten --> Multi Track Modus
• Schnitt wird durch gute Planung und Vorarbeit
(besonders bei den O-Tönen) erleichtert
3
4. Erfahrungsbericht Audioschnitt
• Wie habt ihr das Schneiden vor zwei Wochen erlebt?
• Wieviel O-Ton-Material habt ihr verwendet?
• Wie habt ihr gegliedert (Grobschnitt)?
• Wonach habt ihr die Hintergrundmusik ausgewählt?
• Wie zufrieden seid ihr mit dem Resultat?
4
- nächste Sitzung machen wir einen Aircheck mit Beiträgen, Mods und Interviews -->
professionalisiertes Feedback
5. Ablaufplan heute
• Moderation in Theorie und Praxis
• Frei sprechen
• Interviewführung - Wie frage ich erfolgreich?
• Beispiele für Interviewfallen
• Interview-Praxis
5
6. Die Moderation
• Verkauft Inhalte - Information und Unterhaltung
werden entsprechend der Zielgruppe präsentiert
• Stellt Hörerbindung her (wenn sie gut gemacht ist)
• Verbindet Rhetorisches Wissen mit sendetechnischem
Know-How --> Selbstfahrerstudios sind üblich
• Ist nur eine von vielen radiojournalistischen
Tätigkeiten
6
- Verkäufer müssen nicht nur Fakten, sondern auch Emotionen ansprechen
- Hörerbindung durch Aussetzungsdauer --> die meiste Zeit hört man den Moderator
7. Die Moderation - Praxistipps
• Natürlich sein, sich nicht verstellen, etwas mehr sprechen als
privat
• Betonen was für den Hörer neu ist und die meisten
Informationen trägt, aber nicht zuviel
• Sprechtempo beachten, Pausen nicht stur nach Satzzeichen legen
• Hineinversetzen in die Moderation --> mit Lautstärke, Tempo,
Rhythmus und Stimmführung Emotionen modulieren
• Zwerchfellatmung --> keine Brust- oder Schulteratmung
7
- Tipp um richtige Betonung zu finden: Macht aus eurem Satz eine Schlagzeile für eine
Boulevard-Zeitung
- immer ein Gedanke --> Hörer schaut euch nicht fragend an --> „Er tat nichts -- , um
seine Lage zu ändern -- , obwohl er -- , meines Erachtens -- , nicht glücklich war.“
-Schulteratmung bei Seufzen, Brustatmung bei Sport - vormachen
8. Die Moderation - Praxistipps
• „vorn sprechen“ --> nicht auf die Stimme drücken --> nicht wie
eine keifende Alte ;)
• Mund auf! --> Muskeln im Unterkiefer nicht anspannen
• Natürliche Stimmlage verwenden --> Indifferenzlage
• Mimik und Gestik nutzen, auch wenn es keiner sieht
• Frei sprechen, nur Stichpunkte nutzen
• Technische Abläufe proben und trainieren
8
- Negativbeispiele vorne sprechen: Verona Feldbusch, Margarethe Schreinemakers, tritt im
Streit auf, kratzt auf Dauer --> Test: iii (vorn) - uuu (hinten)
- wenn Stimmlage verlagert, dann kein Spielraum mehr für Gestaltung
- Konzentration braucht das Sprechen, nicht die Technik
9. Arten der Moderation - nach
Inhalt
• Pflichtmoderationen - Station ID, Claim und
Frequenz - meist 3-Element-Break
• An- / Abmod redaktioneller Beitrag
• Inhaltliche Moderation
• Musikmoderation
9
- TEB - gut sprechbar, einfachste Form der Moderation, nicht jedes Element muss Pflichtmod
sein, kann auch Service sein
- Anmod / Abmod darf nicht aus dem Beitrag stehlen, soll Lust auf den Beitrag machen
- in Inhaltlicher Moderation präsentiert der Moderator ein Thema allein
10. Besonderheiten der
Musikmoderation
• Ansagen der Musik abhängig vom Sender, Format und
der Zielgruppe --> neuere Titel werden eher angesagt als
altbekannte Tageshits
• Mehrere Songs werden in umgekehrter Reihenfolge
angesagt (den zuerst gespielten Song zuletzt)
• Ramp-Zeiten sinnvoll nutzen, keine Sendelöcher
produzieren
• Musik nicht kritisieren --> damit kann man nur verlieren
10
- Alternative bei nur zwei Songs: Eine Anmod und eine Abmod
- Ramp = Rampe, ruhiger Teil eines Liedes zu Beginn, bevor es richtig losgeht
- Kritik: Hörer der Lied auch nicht mag, fragt sich warum wir es dann spielen, Hörer der es
mag fühlt sich auf den Schlipps getreten --> Ausnahme: Hitparade mit DJ Ötzi und dem
Burgerdance
11. Arten der Moderation - nach Stil
• Nachrichtliche Mod
• Faktenmod
• Panorama- und Fokusmod
• Situationsmod
• Gegensatzmod
11
Nachrichtlich: klassische Nachricht mit Lead-Zeile --> besonders in aktuellen Sendungen /
Magazinen
Fakten: mit einer Tatsache beginnen
Panorama: Überblick geben, Thema einordnen - Fokus: vom Einzelfall zum Allgemeinen
Situation: mit Alltagssituation einsteigen, die leicht nachvollziehbar ist
Gegensatz: vom Neuen zum Alten oder umgekehrt
12. Arten der Moderation - nach Stil
• Rätsel-Mod & Frage-Mod
• Spielerische Mod
• Zitat-Mod
• O-Ton-Mod
• Geräusch- & Musik-Mod
12
Rätsel / Frage: Mit Frage einsteigen (nicht zu einfach, Antwort planen) oder Rätsel (offen
lassen worum es geht)
Spiel: Sonstiges --> Dialekt, Parodie, Geräusch nachmachen
Zitat: Persönlichkeit zitieren
O-Ton: mit O-Ton einsteigen, nicht aus Beitrag klauen
Geräusch: Vogelzwitschern bei Vogel des Jahres
Musik: Titel nennen
13. Frei Sprechen
• Vorgelesen klingt immer vorgelesen, egal wie gut man vorlesen
kann
• Freies Sprechen fällt uns im Alltag leicht --> Gespräche unter
Freunden, beim Einkaufen, in Seminaren --> jeder kann zu
einem Thema etwas sagen und wenn es nur ist, dass man zu dem
Thema nichts sagen kann ;)
• Frei sprechen heißt nicht, dass man die Hände frei hat oder dass
man alles sagen darf
• Exakte Informationen wie Zitate und Namen können abgelesen
werden --> Genauigkeit verträgt sich nicht mit Spontaneität
13
- Frei sprechen bedeutet, dass ich meinen Inhalt erfinde, in dem Moment in dem ich ihn
erzähle
- jeder produziert täglich etwa 50 Seiten mündliche Kommunikation
- Radio ist zwar keine alltägliche Situation, aber wir versuchen uns ihr anzunähern,
ansonsten bleibt nur die Lüge (vgl. Schauspieler, wo man weiß, dass er nur spielt)
14. Frei Sprechen
• Man kann zu jedem Thema sprechen, man darf nur nicht mit der
Anforderung eines Experten daran gehen --> im Notfall
persönlichen Bezug zu einem Thema herstellen, schnell
reagieren
• Lange Pausen wirken sehr überlegt, nicht spontan und nicht
authentisch
• Nicht versuchen auszuweichen und zu angenehmerem Thema
hinzulenken --> fällt meist auf
• Unbekannte Begriffe beim Gesprächspartner nachfragen --> nur
über Dinge sprechen, die man sicher weiß
14
15. Das Topf-System
• Grundlage: Es gibt nicht nur eine richtige
Reihenfolge für gesprochene Informationen zu
einem Thema
• Als Notiz kommen lediglich einzelne
Informationskerne zum Einsatz, die beliebig
vorgetragen werden können --> Töpfe
• Vorbereitung ist folglich das Füllen der
einzelnen Töpfe zu dem Thema
15
- Beispiel: Urlaubserzählung - kann man mit letztem Tag beginnen (Flug verspätet) oder mit
außergewöhnlichem Ausflug oder man erzählt es chronologisch
- Struktur vergleichbar einer MindMap zum Brainstorming --> Thema in der Mitte und
einzelne Aspekte darum
16. Das Topf-System
Urlaub in Griechenland
Betrunken vom Ouzo
Muskelkater nach Esel-Safari
Rückflug verspätet wegen
Streik der Fluglotsen
Wetter genial - 14 Tage
Sonne pur
Essen lecker, aber zu
reichhaltig
Antike Ruinen beeindruckend
16
- Thema Urlaub: Topf 1 - privater Urlaub vom letzten Jahr
- weitere Töpfe könnten sein: Urlaubsplanung allgemein, Ferientermine, Urlaubsregelungen
im Ausland
17. Das Topf-System
• Mehr Töpfe haben als notwendig --> dann kann man
unbedenklich auch etwas vergessen --> mehr wissen,
als man sagt, wenn einem nichts mehr einfällt aufhören
• 3 bis 10 Fakten pro Topf
• Mindestens 3 Sätze pro Element können erzählt werden
• Üben mit der genauen Topfübersicht --> wenn es Ernst
wird nur die Liste der Töpfe verwenden
17
- Zum Üben: Zusammentragen und beginnen zu sprechen, verschieden starten, wenn weitere
Sache einfallen wie Sprichwörter oder Zitate, dann ergänzen
- Variation ist wichtig - Thema wird nicht langweilig. Wir lernen nicht auswendig, wir bauen
jedesmal neu auf
18. Vorteile des Topfsystems
• Rede wirkt authentisch und glaubwürdig
• Es fällt leichter Menschen zu begeistern
• Durch das freie Sprechen kann Feedback besser
wahrgenommen werden
• Auch mehrmalige Vorträge oder Interviews zu einem
Thema werden nicht langweilig
18
19. Das Topfsystem - jetzt praktisch
• Stellt einen Topf „Wetter“ für den Wetterbericht
zusammen
• Teil des Topfes kann sein: Wetter heute Nacht, Wetter
morgen am Tag, Wetter nächste Tage, Wetter für
bestimmte Gruppen (Autofahrer, Wintersportler),
Wetter in angrenzenden Regionen, Sonstiges
(Schneehöhen)
• Zeit: 20 Minuten, dann zusammentragen
19
- gedanklich vorstellen: 5 Mal am Tag ansagen
20. Fehler beim Moderieren - So
bitte nicht!
• Weniger ist mehr - den Hörer nicht selbstgefällig
zuquatschen
• Stimme nicht verstellen und nicht gekünstelt sprechen
• Nicht vorlesen, frei sprechen
• Überleitungen nicht um jeden Preis
• Keine auswendig gelernten Gesten aus dem
Moderatoren-Workshop --> wirkt im besten Fall nur affig
20
- Gesten: erhobener Finger, auf die Hand klatschen, punktieren (super auf französisch)
- Überleitungen sind nicht immer sinnvoll: wenn Verbindung zu offensichtlich, dann wirkt es
platt, wenn zu weit her geholt, dann wirkt es peinlich (vom kalten Wetter zur Kälte in den
Herzen)
21. Nochmal praktisch
• bereitet 3 Moderationen vor: einen 3-Element-Break,
eine Anmod für euren bereits erstellten Beitrag (nicht
länger als 1 Minute) und eine inhaltliche Moderation zum
Thema Winter / Weihnachten (ca. 2 - 3 Minuten)
• Möglichst frei, Topf-Liste soweit wie möglich kürzen
• Praktisches Einsprechen im Studio unter
Sendebedingungen - Mod zwischen zwei Songs -->
zweite Scheinbedingung erfüllt
21
- wer zwischenzeitlich Blockade hat, kann auch erstmal schon einen Beitrag einsprechen
22. Das Interview
• journalistische Darstellungsform, bei der Fragen
und Antworten eines Redakteurs gesendet werden
• Interview ist kein Gespräch
• gesagt ist gesagt - Interview muss nicht
abgenommen werden
• 3 Interviewtypen: Sache, Meinung, Person
22
- Fragen müssen sendereif sein, keine Zeit zum Überlegen von Fragen (außer Nachfragen)
- meist zeitlich begrenzt
- Unterschiede zum Gespräch: Teilnehmer sind nicht gleichberechtigt, es gibt einen Dritten
(den Hörer) --> Interviewer bleibt in Fragehaltung
- Hörfunkinterviews müssen nicht freigegeben werden, egal ob live oder aufgezeichnet
- Sachinterviews behandeln best. Thema (Fakten), Meinungsinterviews fragen nach
Einstellungen / Bewertungen und Personeninetrviews sind eine Art Porträt (Künstler, Musiker)
- Beispiel durch Klick starten (Dirk Fischer, verkehrspolitischer Sprecher CDU-Fraktion) -
schön: Nachfrage zur Quelle
23. Rolle des Interviewers
• Interviewer als Stellvertreter für den Hörer
– sachlich-neutraler Anwalt für die Hörer
– führt das Interview --> plant und steuert den
Verlauf
– bleibt unabhängig, möglichst objektiv
• ist kein Stichwortgeber oder Steigbügelhalter
für den Interviewgast
• ist nicht die Hauptperson
23
Was der Interviewer nicht ist:
- Interviewer ist zum Beispiel kein Fan, der endlich einmal seine Lieblingsband trifft
- Interviewer ist auch selbst nicht der Star, was er zum Beispiel durch Besserwissen deutlich
macht
- Interviewer ist kein Meinungsmacher, der seine Meinung kund tun kann
24. Rolle des Interviewten
• verfügt über interessante Informationen für die Hörer
• ist eher ein Interviewgast als ein Interviewpartner
• hat eine bestimmte Funktion: Experte, Augenzeuge,
Betroffener, Promi
• hat einen eigenen Redestil
• hat zwar (meist) ein Kommunikationsziel, gibt aber nicht
die Struktur des Gespräches vor
24
- wenn erster Punkt nicht zutrifft, dann sollte derjenige kein Interviewgast sein --> kritisch:
Promis (Paris Hilton)
- Warum Interviewgast: Machthierarchie wird deutlich, trotzdem bleibt man (gast-)freundlich
--> Unterschiedlichkeit der Rollen wird deutlicher
- Interviewter hat immer nur eine (und damit meine ich nur eine!) Funktion --> entweder
Experte oder Augenzeuge --> Bsp.: Brand --> Augenzeuge kann nichts zur Ursache sagen
(Brand) --> Fehler passiert auch Profis --> Bsp.: Günther Jauch Stern TV, Contergan, Ursache
25. Kurzes Praxisbeispiel
• Überlegt euch ein paar Fragen für aktuelle Interviews zu
folgendem Ereignis:
Ein Busfahrer der Linie 42 ist an der Zenti in den
Gemüsestand gefahren. Überall liegt Gemüse herum. Der
Besitzer ist aufgebracht. Verletzt wurde niemand, lediglich
der Busfahrer steht unter Schock (kann nicht befragt werden).
Mehrere nachfolgende Busse konnten nicht fahrplangerecht
fahren und es kommt zu einem Verkehrschaos in der
Innenstadt. Die Polizei ist vor Ort.
• Beachtet dabei die Funktion eurer Interviewpartner!
25
26. Vorbereitung des Interviews
• Brainstorming von Inhalten --> Was ist für den Hörer interessant
• Recherche zum Thema --> Worum geht es genau?
• Eingrenzung des Themas --> Was ist davon relevant?
• Recherche zur Person --> Wer ist der Interviewgast?
• Interviewverlauf planen --> man nehme einen Trichter
• bei schwierigen Interviews: Interviewverlauf antizipieren
26
- Brainstorming: Nicht in Fragen denken, sondern in Inhalten --> Gefühle (Schadenfreude,
Betroffenheit beim Nachbar)
- mangelnde Recherche (Quelle: Kollegen, Agenturmeldungen, Bücher) wird im besten Fall
nur peinlich vorm Interviewgast
- bei Eingrenzung Zeitlimit beachten --> wozu kann der Befragte am meisten sagen, was ist
am Interessantesten --> nicht überladen, sonst bleibt das Interview oberflächlich
- Recherche zur Person bewahrt vor Fettnäpfchen und kann Stoff für Nachfragen liefern, auch
gut fürs Vorgespräch
- Tricher = vom Allgemeinen zum Speziellen, kann auch umgekehrt werden
27. Fragen, Fragen, Fragen - Aber
wie?
• so konkret wie möglich
• nicht zu lang und kompliziert
• zum richtigen Zeitpunkt
• Mehrfachfragen vermeiden --> Immer nur nach
einem Sachverhalt fragen
• Nachfragen, wenn Antwort unscharf bleibt
27
- allgemeines Geschwafel lädt zur Unschärfe / Abschweifen ein
- Fragen müssen verständlich sein --> sowohl für den Hörer als auch für den Interviewgast
- brisante Fragen nicht zu Beginn, wenn möglich aus der Situation heraus --> Gast kann
warm werden und bei möglichem Abbruch hat man wenigstens schon etwas in der Tasche
- eine Sache nach der anderen - ansonsten sucht sich der Partner die Frage aus, die ihm am
besten passt, außerdem werden Nachfragen erschwert
28. Fragetypen
• Offene Frage - Wie hat dir das Konzert gefallen?
• Geschlossene Frage - Hat dir das Konzert gefallen?
• Skala-Frage - Wie hat das Konzert gefallen - gut,
geht so oder gar nicht?
• Bestätigungsfrage - Habe ich dich richtig
verstanden, dass du es im großen und ganzen gut
fandest?
28
- offene Fragen laden zum Reden ein --> besonders sinnvoll zu Beginn des Interviews
- geschlossene Fragen begünstigen kurze Antwort
- Bestätigungsfrage zur Auflösung von Unschärfe
29. Fragetypen
• Alternativfrage - Welche Band hat dir besser gefallen,
Arctic Monkeys oder Gnarls Barkley?
• Gründefrage - Warum hat dir das Konzert gefallen?
• Balkonfrage - Alle Bands haben heute Abend umsonst
gespielt, um die Kinder in der 3. Welt zu unterstützen. Was
ist dein Beitrag zu dem Projekt?
• Feststellung als Frage - Alle Bands haben heute umsonst
gespielt, um die Kinder in der 3. Welt zu unterstützen.
29
- Balkonfrage begünstigt Überleitung
- Feststellung als Frage kann Rhythmus des Interviews positiv verändern
30. Dunkle Fragetypen - nicht
verwenden!
• Unterstellungsfrage - Die Bands heute haben schlecht
gespielt. Woran hat es gelegen?
• Suggestivfrage - Du bist auch der Meinung, dass die Bands
heute schlecht waren, oder?
• Mehrfachfrage - Wie fandest du die Bands heute? Haben
sie gut oder schlecht gespielt? Was ist deine Meinung zur
Qualität der Auftritte?
• Doppelfrage - Wie fandest du die Bands heute und was ist
deine Meinung zu der Aktion mit den Kindern der 3. Welt?
30
- Oberbegriff: „Geladene Frage“
- Suggestiv- und Unterstellungsfrage werden peinlich, wenn sie durchschaut werden -->
schwächt Position des Interviewers
- Mehrfachfrage meist aus Unsicherheit --> verwirrt den Partner, nervt den Hörer
- Doppelfrage - entweder Partner beantwortet nur angenehmste Frage oder er kann sich
nicht alle merken oder der Interviewer hat Probleme beim Nachhaken
- Wenn alle Fragen ausgedacht sind, muss man sie noch aufschreiben
31. Interviewverlauf: der Spickzettel
• zuerst Name und Titel des Interviewgastes gut lesbar notieren
• Fragekomplexe und einzelne Fragen in prägnanten Stichpunkten
auflisten --> nicht ausformulieren
• wichtige Fakten mit Quellenangabe notieren --> hilft, wenn
Interviewpartner Fakten in Frage stellt
• Klemmbrett verwenden --> kein Blätter-Rascheln
• Interviewgast nicht mitlesen lassen
• Reservefragen notieren, falls noch Zeit ist
31
- gibt Sicherheit und zeigt dem Interviewten Vorbereitung
- alles gut lesbar schreiben
- jetzt wirds nochmal praktisch
32. Jetzt mal wieder praktisch
• Plant ein Interview zum Thema
„Radiojournalismus - Schreiben fürs Hören -
Radiophone Sprache“ für die Sprachsendung
„Lingua et Opinio“
• Interview soll etwa 3 Minuten lang sein
• legt Themenschwerpunkte und einzelne
Fragen fest und schreibt einen
Interviewleitfaden
32
- nach der Vorbereitung kommt das eigentliche Gespräch --> wir schauen uns an, wie das
am besten läuft
33. Das Vorgespräch
• dient vor allem dazu Anspannung abzubauen
• nichts vorwegnehmen, sondern Richtung angeben
--> keinesfalls Fragen im voraus nennen --> eher
Fragekomplexe oder Themen nennen
• Ausnahme: erste Frage kann genannt werden
• vor allem den Interviewgast reden lassen --> man
will ihn kennen lernen (Redestil, etc.)
33
- emotionale Fragen wirken bei zweitem Durchgang meist wie kalter Kaffee
- Ausnahme Frage im voraus: erste Frage (Befragter beruhigt)
34. Auf Antworten reagieren
• Nächste Frage stellen, wenn Antwort ausreichend
• zum Weiterreden auffordern, wenn Antwort
besonders gut
• Nachhaken / Vertiefen, wenn Antwort
ausweichend oder nicht ausreichend
• unterbrechen, wenn Antwort zu lang oder
ausweichend
34
- Schwierigkeit: gleichzeitig Zuhören und Verlauf planen --> nicht nur am Leitfaden
festhalten
- wenn Antworten zu lahm sind, Fragen anspitzen, lebhafter sprechen, Körpersprache
einsetzen
35. Gegenstrategien des Befragten
erkennen und abwehren
• auf Zeit spielen - schnell unterbrechen,
präzisierend nachfragen
• ausweichen ins Grundsätzliche - unterbrechen und
zum Thema zurückführen
• vage, uneindeutige Antworten - Bestätigungsfrage
• kurze, einsilbige Antworten - nachfragen, Fakten
im Balkon nachlegen
35
36. Gegenstrategien des Befragten
erkennen und abwehren
• „Ich habe Ihre Frage nicht verstanden“ -
Frage ruhig und präzise wiederholen
• „Wie können Sie so etwas fragen?“ - Ich
frage das, weil ...
• „Was ist denn Ihre Meinung dazu?“ - nicht
aus der Rolle des Fragenden drängen lassen,
man gerät so in eine schwächere Position
36
37. Gegenstrategien des Befragten
erkennen und abwehren
• Fakten werden bestritten - Quelle nennen, Frage
wiederholen
• Reporter kritisieren wegen schlechter
Vorbereitung - Beweis für richtige Vorbereitung
(Quelle) liefern oder knapp entschuldigen
• Reporter kritisieren wegen Voreingenommenheit
- sachlichen Grund für Frage nennen
37
- nicht auf persönliche Ebene wechseln
38. Gegenstrategien des Befragten
erkennen und abwehren
• mehrfach ausweichen - in Meta-Ebene wechseln - „Warum
ist Ihnen diese Frage unangenehm?“
• Verweigern einer Antwort - nach Grund der Verweigerung
fragen, Notwendigkeit einer Antwort anführen
• Abbrechen des Interviews - kurze neutrale Absage, nicht
nachtreten
• Einschleimen - nicht einwickeln lassen, Tonfall überprüfen,
da ansonsten Mitleidseffekt droht
38
- Mitleidseffekt: Fragen des Interviewers werden als borend und unhöflich aufgefasst -->
Befragter bekommt Mitleid
39. Ein paar Beispiele zu den
Gegenstrategien
„Herr Mehdorn, Sie haben sich in der
Vergangenheit gegen den Streik der Lokführer
ausgesprochen und deren Methoden als
unverhältnismäßig zurückgewiesen. Sollen die
Lokführer aus Rücksicht auf die Pendler die
Streiks einstellen?“
„Sehen Sie das anders?“
„? ? ?“
39
- Was entgegnen wir als Reporter
- auf Rollen hinweisen: „Meine Meinung ist hier nicht von Belang.“ oder „Ich stelle die Fragen
Herr Mehdorn, bitte beantworten Sie sie.“
- auf keinen Fall Meinung antworten, damit reißt Mehdorn das Ruder an sich
40. Ein paar Beispiele zu den
Gegenstrategien
„Frau Merkel, aus ökologischer Sicht ist der Verzicht auf
Atomenergie unabdingbar, aus wirtschaftlicher Sicht jedoch nicht
unbedingt sinnvoll. Sind Sie für oder gegen Atomenergie?“
„Die Atomenergie ist unbestreitbar ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor für den Standort Deutschland und in einem
vernünftigen Energiemix zur Zeit nicht zu ersetzen. Dennoch
müssen wir alle Bemühungen bündeln, um langfristig auch
alternative Energien zu etablieren und Deutschland als
Innovationsgeber des internationalen Energiemarktes zu stärken.“
„? ? ?“
40
- Was entgegnen wir als Reporter
- Nachhaken, versuchen Entscheidung zu erzwingen: Werden Sie mit Ihrer Politik jetzt mehr
Reaktoren abschalten oder Laufzeiten verlängern?
41. Ein paar Beispiele zu den
Gegenstrategien
„Herr Fischer, diese Woche sind Berichte bekannt
geworden, wonach der damalige Bundeskanzler
Gerhard Schröder in der Ära Rot-Grün massiv in
Ihre Geschäfte als Außenminister eingegriffen hat.
War dies auch bei der Planung des Afghanistan-
Einsatzes der Fall?“
„Das kann man so nicht sagen.“
„? ? ?“
41
- Was entgegnen wir als Reporter
- näher auf Quelle eingehen - Frage reformulieren: Hat Gerhard Schröder Entscheidungen
zum Afghanistan-Feldzug gegen die Empfehlung des auswärtigen Amtes durchgesetzt? -
Gerhard Schröder hat also in dieser Sache keinen Einfluß ausgeübt?
42. Fehlerquellen beim Interview
• Fragen sind zu lang, kompliziert, schlecht formuliert oder
eintönig
• Fragen kommen zu selten --> Interviewpartner redet zuviel
• Fragen unterbrechen Interviewpartner an den falschen
Stellen
• Fragen sind zu samtpfötig oder zu agressiv
• Fragen klingen abgelesen, unbeteiligt oder kommen zu spät
42
43. Aufgabe zur nächsten Sitzung
• Führt ein Sach-Interview für die imaginäre
Beitragsreihe „Studieren in Chemnitz“ im Magazin
„Campus Live“ durch
• Fragen und Antworten müssen zu hören sein
• potenzielle Interviewgäste: Studierende,
Professoren, Mensa-Mitarbeiter, Sport-
Verantwortlicher, Prüfungsamtmitarbeiter, URZ,
StuRa (studentische Selbstverwaltung), StuWe
(Sozialberatung)
43
44. Beim nächsten Mal ausführlich:
Nachbereitung & Aircheck
• Was ist nach dem fertigen Beitrag noch zu
tun?
• Wie überprüfe ich die Qualität meines
Beitrages?
• Besprechung der Abschlussaufgabe
44