Es gibt zahlreiche Methoden für Research, Design und Evaluation im User Experience Design Prozess, aber vieles, was in der Theorie sinnvoll erscheint, stößt in der Praxis auf die Grenzen von Zeit, Geld und Prioritäten. Zu aufwändigen High End-Tools wie Contextual Enquiries oder Eyetracking-Tests gibt es Alternativen – simple Guerilla-Methoden, oder auch notfalls das, was Jared Spool "Genius Design" nennt: Auf Erfahrungsbasis einfach loslegen. Aber wie stellen wir fest, ob das für unser nächstes Projekt angemessen und realistisch ist, wenn wir als IA/UX- Profis gute Arbeit leisten wollen?
Selten wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen – aber dürfen wir mit Erbsen auf den Elefanten zielen? Der Vortrag stellt ein grobes Entscheidungsmodell vor, das helfen kann, diese Frage zu beantworten.
Das neue AJAX - Frischeformel für strahlende Nutzer?
Dürfen wir mit Erbsen auf den Elefanten zielen? Ein Einschätzungsmodell zum praktikablen Einsatz von IA/UX-Methoden
1. Rupert Platz, CD Online-Konzeption, Aperto AG
Dürfen wir mit Erbsen
auf den Elefanten zielen?
Ein Einschätzungsmodell zum praktikablen Einsatz von UX-Methoden
IA Konferenz, München, 20./21. Mai 2011
a
6. Der Klassiker: Zeit, Geld, Prioritäten.
„Das schaffen wir so
nicht bis zur [Messe,
Vorstandssitzung, „Agentur X macht das
Weihnachten etc.]“ aber für die Hälfte.“
„Wir testen das vielleicht
am Schluss, wenn noch
Budget da ist.“
7. Verständnis für User Research.
„Wir kennen unsere
Kunden schon.“
„Als Fachleute sollten
Sie doch wissen, was bei
Nutzern funktioniert.“ „Wir haben letztes Jahr
schon eine MaFo-Studie
„Das schaffen wir so gemacht.“
nicht bis zur [Messe,
Vorstandssitzung, „Agentur X macht das
Weihnachten etc.]“ aber für die Hälfte.“
„Wir testen das vielleicht
am Schluss, wenn noch
Budget da ist.“
8. Fixierung auf Visual Design und interne Stakeholder.
„Brauchen wir dieses
„Wir kennen unsere Weierfrehming
Kunden schon.“ wirklich?“
„Wichtig ist vor allem,
dass die Homepage
„Als Fachleute sollten dem Chef gefällt.“
Sie doch wissen, was bei
Nutzern funktioniert.“ „Wir haben letztes Jahr
schon eine MaFo-Studie
„Das schaffen wir so gemacht.“
nicht bis zur [Messe,
Vorstandssitzung, „Agentur X macht das
Weihnachten etc.]“ aber für die Hälfte.“
„Machen Sie doch bitte
erst mal nur das Design.“ „Wir testen das vielleicht
am Schluss, wenn noch
Budget da ist.“
9. Angst vor Komplexität.
„Brauchen wir dieses
„Wir kennen unsere „Das wird Weierfrehming
Kunden schon.“ organisatorisch zu wirklich?“
kompliziert.“
„Wichtig ist doch nur,
dass das Design dem
„Als Fachleute sollten Chef gefällt.“
Sie doch wissen, was bei
Nutzern funktioniert.“ „Wir haben letztes Jahr
schon eine MaFo-Studie
„Das schaffen wir so gemacht.“
nicht bis zur [Messe,
Vorstandssitzung, „Agentur X macht das
Weihnachten etc.]“ aber für die Hälfte.“
„Wir wollen Lösungen
„Machen Sie doch erst von Ihnen, keine
mal nur das Design.“ wissenschaftliche „Wir testen das vielleicht
Arbeit.“ am Schluss, wenn noch
Budget da ist.“
11. Besser: Spielräume und Argumente finden.
Über
Methoden
Bedingungen
anpassen
verhandeln
Adaption
12. Besser: Spielräume und Argumente finden.
Über
Methoden
Bedingungen
anpassen
verhandeln
Adaption
13. Zum Beispiel: Research für Personas
3 Bekannte aus 8 Telefon- 80 Tagebuch-
Zielgruppe Interviews, nur Studien mit
anrufen Deutschland 10 Zielgruppen
Surrogate
Eigene Je 5 Facetime
Research:
Erfahrungen & Interviews zu 5
Vertriebler
Vermutungen Aktionsmustern
fragen
Aufwand
14. Unsere Anpassungs-Spielräume.
Genius Design Guerilla Lo-Fi Hi-Fi
Rein Entformalisieren Reduzieren Aufwändig
erfahrungsbasiert „Unter dem Vereinfachen Umfassend
entscheiden Radar bleiben“ Alternativen finden Systematisch
Dokumentiert
Verbindlich
Aufwand
15. Risiko: Einfacher ist nicht immer besser.
Genius Design Guerilla Lo-Fi Hi-Fi
Aufwändig / Teuer
Fehlentscheidungen:
Chancen / Probleme werden nicht erkannt
Methodik / Research-Ergebnisse
werden angezweifelt
Konzept-Entscheidungen
sind nicht nachvollziehbar
Aufwand
16. Was zählt: Der Effekt.
Genius Design Guerilla Lo-Fi Hi-Fi
Erkenntnisnutzen
Aufwand
20. A. Wie nah sind wir an Nutzer und Nutzungssituation?
Wir sind die Nutzer.
1
Wireframing, Zeiterfassung
Die Nutzungssituation ist uns selbst gut vertraut.
2
Provider wechseln, Wohnungssuche
Wir können unsere eigenen Erfahrungen übertragen.
3
Rasenmäher vergleichen, an E-Petition teilnehmen
Die Situation ist unvertraut, aber die Zielgruppe zugänglich.
4
Mütter, Jurastudenten, Wirtschaftsmigranten
Situation & Zielgruppe sind fremd und nicht zugänglich.
5
Investmentbanker, Piloten, koreanische Mikrobiologen
21. Verstehen wir, was wir sehen?
„The problem is we don‘t understand the problem.“
Paul MacCready
a
22. B. Wie wichtig ist User Experience für den Auftraggeber?
Überlebensrelevant.
1
Nutzungserlebnis ist Kern des Produkts
Geschäftsrelevant.
2
Klare Konversions- und Umsatzziele
Persönlich erfolgsrelevant.
3
Interne Positionierung durch KPIs und Reports
Image-/PR-relevant.
4
Negatives Feedback & Abwanderung verhindern
Gewünscht, aber konsequenzlos.
5
Kein Wettbewerb, keine Erfolgsmessung, kein Feedback
23. Können wir Prioritäten beeinflussen?
„If I had asked what my customers wanted ,
they would have said a bigger horse“.
Henry Ford
a
24. C. Projekt-Erfahrung: Wie vertraut ist uns die Aufgabe?
Routinefall.
1 Seit 6 Jahren bei Online-Singlebörse, der 10te Warenkorb Eule
Wir können Design Patterns nutzen.
2
Video Player, Date Picker, kein USP-Anspruch
Wir können zuvor gewonnenes Wissen transferieren.
3
Kaufentscheidungsprozess: Gabelstapler = Funkgeräte?
Wir betreten Neuland.
4 Keine Erfahrung mit Projekt Typ X / Zielgruppe Y / Device Z
26. Szenario 1
Nutzer- UX- Projekt-
nähe Anspruch Erfahrung
• Risiko: Schmerzhafte
Hoch Fehlentscheidungen.
• Gutes, umfassendes
Research & Iterationen
sind unabdingbar.
• Keine Kompromisse:
Für Einsatz von Hi-Fi-
Methoden plädieren.
Gering Gering
27. Szenario 2
Nutzer- UX- Projekt-
nähe Anspruch Erfahrung
• Risiko:
Sinnloses Projekt
• Argumente für höhere
Priorisierung von UX
finden
• Hilfreich z.B.
Geld: ROI-Fakten
Empathie: U-Test-Videos,
Gering Gering Gering Vox Pops
28. Szenario 3
Nutzer- UX- Projekt-
nähe Anspruch Erfahrung
• Risiko:
Hoch Hoch Hoch Nutzernähe & Erfahrung
reichen für hohen UX-
Anspruch nicht aus.
• Intensive User-
Rückkopplung bleibt
nötig.
• Mindestens Lo-Fi-
Methoden einsetzen.
29. Szenario 4
Nutzer- UX- Projekt-
nähe Anspruch Erfahrung
• Genius Design kann
Hoch Hoch ausreichend sein.
• Vorsicht:
Erfahrungswissen
veraltet.
Mittel
30. Vorgehen: Argumente finden, nachhaken, anpassen.
Haben wir
Wie Zu wenig
Argumente, Können wir
schätzen wir Ressourcen:
um unsere Aufwände Unsere
Situation und Was bewegt
Bedingungen angemessen Strategie
Bedarf die
zu anpassen?
ein? Entscheider?
verbessern?
33. Tipps zum Weiterlesen im Web
• Jared Spool: Five Design Decision Styles – which one‘s yours?
http://www.uie.com/articles/five_design_decision_styles/
• Jakob Nielsen: Guesses vs. Data as Basis for Design Recommendations
http://www.useit.com/alertbox/guesses-data.html
• Steve Baty: Bite-Sized UX Research
http://www.uxmatters.com/mt/archives/2008/05/bite-sized-ux-research.php
• Perfetti Media: Quick and Dirty User Research
http://www.slideshare.net/perfettimedia/quick-and-dirty-user-research
• Ruth Ellison: Guerrilla User and Design Research
http://www.slideshare.net/RuthEllison/guerrilla-user-design-research-final
• Matt Miller: Communicating the UX Value Proposition
http://uxmag.com/strategy/communicating-the-ux-value-proposition
• Erin Young: The ROI of UX: Proving the Value of User Experience Design
http://www.erinlynnyoung.com/603/roi-ux-value-of-user-experience-design-notes/
34. Danke!
Rupert Platz
Creative Director Konzept
xing.com/profile/rupert_platz
twitter.com/r000pert
Aperto AG
Chausseestraße 5
10115 Berlin
aperto.de
blog.aperto.de
facebook.com/aperto
twitter.com/aperto
xing.com/companies/apertoAG
37. Bildnachweise 3 (Menschen & Diagramme)
• Mann mit Tablet http://www.flickr.com/photos/european_parliament/5241673830
• Frau m. Phone http://www.flickr.com/photos/58847482@N03/5597906430/
• Mann am Desktop http://www.flickr.com/photos/trippchicago/3513625529/
• Frauen mit Laptop http://www.flickr.com/photos/bozdoz/4421744702/
• Frau am Desktop http://www.flickr.com/photos/sarahmstewart/2870665813/
• Männer m. Phones http://www.flickr.com/photos/walkercleaveland/4347105251/
• CEO mit iPhone http://www.flickr.com/photos/globalx/976558711/
• UX-Prozessdiagramme: Aus dem (sehr guten) Vortrag
„ Understanding Content: The Stuff We Design For“ von Karen McGrane
http://www.slideshare.net/KMcGrane/understanding-content-the-stuff-we-design-for
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