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Patrick Schneider, Andreas Burren: Mit Konversionsraten-Optimierung zu mehr Erfolg im Onlinehandel                                                    report




Mit Konversionsraten-Optimierung zu mehr
Erfolg im Onlinehandel
Jede Internetseite hat Ziele, die ein Besucher im Idealfall erreichen soll: beispielsweise der Kauf eines Produkts,
der Download eines Dokuments, eine Registrierung oder eine Kontaktaufnahme. Nur wenige Unternehmen lenken
die Nutzer ihrer Website aber konsequent darauf hin. Patrick Schneider, Andreas Burren

                                                                                                     In der Onlinewelt bezeichnet Conversion genau den Mo-
                                                                                                     ment, in dem ein Nutzer eine gewünschte Aktion auf
                                                                                                     einer Website erfolgreich abschliesst. Genau dann wird
                                                                                                     er vom reinen Besucher zum Akteur. Die Conversion
                                                                                                     Rate (CR) gilt im Onlinehandel als einer der wichtigsten
                                          Patrick Schneider                                          Indikatoren. Sie bildet das Verhältnis zwischen der An-
                                befasst sich als Consultant bei                                      zahl an gewünschten und abgeschlossenen Aktionen
                                   Namics mit der Konzeption                                         (Konversionszielen) und den Besuchern einer Website
                                 von Websites unter CRO- und                                         ab. Konversionsziele können in diesem Zusammenhang
                                    Usability-Gesichtspunkten                                        vielfältig sein. Oftmals ist das Hauptziel, den Nutzer
                                                                                                     über ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung
                                                                                                     zu informieren. Dadurch sollen so genannte Leads, also
                                                                                                     Kontaktdaten von Interessenten, generiert oder ein be-
                                                                                                     stimmtes Image transportiert werden. Im E-Commerce
                                                                                                     bildet die Umwandlung von Interessenten zu Kunden si-
                                             Andreas Burren                                          cherlich die wichtigste Kenngrösse, da diese sich direkt
                                     beschäftigt sich als Senior                                     in den Umsatzzielen eines Online-Shops widerspiegelt.
                                     Consultant bei Namics mit
                                       komplexen E-Business-                                         Die fünf Cs im Konversionsprozess
                                    Lösungen aus strategischer                                       Modellhaft durchläuft ein Kaufinteressent im Konversi-
                                      und konzeptioneller Sicht                                      onsprozess fünf Schritte. Zunächst wird der potenzielle
                                                                                                     Kunde auf einen bestimmten Anbieter und/oder ein An-
                                                                   gebot aufmerksam gemacht («Catch»), online über Instrumente wie Banner oder Micro-
                                                                   sites, offline über Plakate, Anzeigen oder Presseartikel. Ist der Besucher gewonnen und
                                                                   hat das entsprechende Webangebot betreten, kann er anschliessend zu dem auf seine
                                                                   Bedürfnisse exakt abgestimmten Produkt und zu den für ihn relevanten Informationen
                                                                   geführt werden («Conduct»). Kann das Angebot den Besucher überzeugen («Convince»),
                                                                   ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Interessent zum Käufer wird («Convert»). Das
                                                                   primäre Konversionsziel einer E-Commerce-Lösung ist somit erreicht. Up- und Cross-
                                                                   Selling, regelmässige Newsletter und vorteilhafter Service sind dann Möglichkeiten, eine
                                                                   langfristige Beziehung mit dem Kunden aufzubauen und ihn zum Stammkunden werden
                                                                   zu lassen («Connect»).


                                                                   Konversionshürden bewältigen
                                                                   Konversionshürden treten innerhalb dieses Prozesses besonders bei den Übergängen
                                                                   von einem Schritt zum nächsten auf, seltener innerhalb der einzelnen Schritte. Führt
                                                                   beispielsweise der Klick auf ein Werbebanner auf eine allgemein gehaltene Start- oder
                                                                   Übersichtsseite, nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass der Benutzer bis zum Produkt
                                                                   weiterklickt. Entsprechend sinkt natürlich auch die Konversionsrate. Einerseits entstehen
                                                                   die Hürden im Rahmen der bewussten, rationalen Handlungsfähigkeit eines Benutzers. Er
                                                                   hat zunächst einmal die offensichtliche Möglichkeit, im Prozess weiter zu gelangen («Ich
                                                                   kann …»). Daher müssen die primären Onlineelemente sowie naheliegende Aktionen,



ICT-Jahrbuch 2010 © Netzmedien AG 2010                                                                                                                    48
Report                                                       Patrick Schneider, Andreas Burren: Mit Konversionsraten-Optimierung zu mehr Erfolg im Onlinehandel




die zum Konversionsziel führen, so prominent im Blick-
verlauf des Interessenten platziert sein, dass sie auf den              Catch          Conduct         Convince              Convert                Connect
ersten Blick und ohne Suchaufwand wahrgenommen
                                                                    Besucher          Besucher         Besucher           Besucher                Kunden
werden. Beachtet man diese Regel nicht, findet sich der             gewinnen (On-     führen           überzeugen         werden zu               werden zu
Nutzer möglicherweise nicht zurecht und kann die rele-              und Offsite)                                          Kunden                  Stammkunden
vanten Inhalte nicht finden. Daraus resultiert dann eine
                                                                        Hürden im
hohe Abbruchgefahr. Andererseits handeln die Benutzer              Verkaufsprozess
nicht ausschliesslich rational, sondern sind von Gefüh-
                                                                    Bewusste Handlungsfähigkeit
len und Emotionen getrieben. Daher muss eine Website
auch die unbewusste Handlungsbereitschaft positiv be-               Unbewusste Handlungsbereitschaft
einflussen. Ein potenzieller Kunde hat zunächst einmal
den impliziten Willen im Prozess weiter zu gelangen
(«Ich werde …»). Dies erreicht ein Onlineauftritt unter
anderem durch eine emotionale und zielgruppengenaue Ansprache sowie klare und                                     Das 5C-Modell beschreibt die Schritte
nutzenorientierte Kommunikation. Es gilt, die Bedürfnisse und Interessen des Käufers                              im Verkaufsprozess und hilft, Konversi-
so anzusprechen, dass er sich beim Verkäufer gut aufgehoben fühlt. Ausserdem sollte                               onshürden zu identifizieren. Bildquelle: Namics
er die Vorteile klar erkennen können, die für ihn am Ende des Kaufprozesses stehen.


Der «Joy of Use»
Doch was nützt es, wenn alle aufgeführten Aspekte berücksichtigt werden, der Spass bei
der Nutzung einer Website aber auf der Strecke bleibt!? Erfahrungswerte haben gezeigt,
dass der sogenannte «Joy of Use» immens wichtig ist. Demnach verweilt ein potenziel-
ler Käufer wesentlich länger auf einer Website und sucht nach interessanten Inhalten,
wenn ihn interaktive Elemente in die Informationsaufnahme involvieren und er auf seine
Aktionen unmittelbares Feedback erhält.
Um mögliche Hürden auf der Website zu identifizieren, ist es sinnvoll, den Konversions-
prozess auf die fünf Cs – Catch, Conduct, Convince, Convert, Connect – zu überprüfen
und anschliessend zu optimieren. Hierzu wurde in Kooperation mit der European Busi-
ness School (EBS) ein Analyseinstrument entwickelt, das sowohl das Potenzial einer
Website bestimmen als auch den Handlungsbedarf für eine Konversionsraten-Optimie-
rung ableiten kann. Dazu wird der komplette Verkaufsprozess mit seinen fünf Schritten
in den entsprechenden fünf Kategorien anhand eines
Fragenkatalogs untersucht. Die Analyse zur Kategorie
«Catch» betrachtet, wie erfolgreich das Unternehmen                                                    Catch
ist, die richtigen Nutzer auf die Ausgangsseite des Kon-
versionsprozesses zu bringen und dort zu halten. Bei
der Kategorie «Convince» wird überprüft, wie gut der
Nutzer zielgruppengerecht angesprochen wird, ob es                                                                                     Conduct
                                                                           Connect
gelingt, ihn zu überzeugen und ob die obersten Kon-
versionsziele im Vordergrund stehen. In den Kategorien­
                                                                                   Mögliche
«Conduct» und «Convert» wird kontrolliert, ob der
                                                                            Differenzierung
Nutzer schnell und einfach durch den Vertriebs- und                                                                                    Eigene Site
Konversionsprozess geführt wird. Mit Hilfe der fünften                                                                                 Konkurrenz
Kategorie «Connect» analysiert man schliesslich, wie
konsequent es dem Unternehmen gelingt, bestehende                                       Convert                   Convince
Kunden zu binden.
E-Commerce-Lösungen lassen sich mithilfe des Tools
auf objektive und nachvollziehbare Weise analysieren und optimieren. Die Ergebnisse                               Beispielhafte grafische Darstellung
können dabei jederzeit reproduziert und verglichen werden. Noch aussagekräftiger                                  (Spinnennetzdiagramm) als Zusam-
wird die Potenzial-Analyse, wenn zusätzlich die wichtigsten Mitbewerber einbezogen                                menfassung der Konversionshürden
werden. So lassen sich verlässliche Aussagen über eine mögliche Positionierung bezie-                             im Vergleich zu den Mitbewerbern.
hungsweise Differenzierung der eigenen Website aufzeigen. <                                                       Bildquelle: Namics




49                                                                                                                                      ICT-Jahrbuch 2010 © Netzmedien AG 2010

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Konversionsraten-Optimierung: Mehr Erfolg im Onlinehandel.

  • 1. Patrick Schneider, Andreas Burren: Mit Konversionsraten-Optimierung zu mehr Erfolg im Onlinehandel report Mit Konversionsraten-Optimierung zu mehr Erfolg im Onlinehandel Jede Internetseite hat Ziele, die ein Besucher im Idealfall erreichen soll: beispielsweise der Kauf eines Produkts, der Download eines Dokuments, eine Registrierung oder eine Kontaktaufnahme. Nur wenige Unternehmen lenken die Nutzer ihrer Website aber konsequent darauf hin. Patrick Schneider, Andreas Burren In der Onlinewelt bezeichnet Conversion genau den Mo- ment, in dem ein Nutzer eine gewünschte Aktion auf einer Website erfolgreich abschliesst. Genau dann wird er vom reinen Besucher zum Akteur. Die Conversion Rate (CR) gilt im Onlinehandel als einer der wichtigsten Patrick Schneider Indikatoren. Sie bildet das Verhältnis zwischen der An- befasst sich als Consultant bei zahl an gewünschten und abgeschlossenen Aktionen Namics mit der Konzeption (Konversionszielen) und den Besuchern einer Website von Websites unter CRO- und ab. Konversionsziele können in diesem Zusammenhang Usability-Gesichtspunkten vielfältig sein. Oftmals ist das Hauptziel, den Nutzer über ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung zu informieren. Dadurch sollen so genannte Leads, also Kontaktdaten von Interessenten, generiert oder ein be- stimmtes Image transportiert werden. Im E-Commerce bildet die Umwandlung von Interessenten zu Kunden si- Andreas Burren cherlich die wichtigste Kenngrösse, da diese sich direkt beschäftigt sich als Senior in den Umsatzzielen eines Online-Shops widerspiegelt. Consultant bei Namics mit komplexen E-Business- Die fünf Cs im Konversionsprozess Lösungen aus strategischer Modellhaft durchläuft ein Kaufinteressent im Konversi- und konzeptioneller Sicht onsprozess fünf Schritte. Zunächst wird der potenzielle Kunde auf einen bestimmten Anbieter und/oder ein An- gebot aufmerksam gemacht («Catch»), online über Instrumente wie Banner oder Micro- sites, offline über Plakate, Anzeigen oder Presseartikel. Ist der Besucher gewonnen und hat das entsprechende Webangebot betreten, kann er anschliessend zu dem auf seine Bedürfnisse exakt abgestimmten Produkt und zu den für ihn relevanten Informationen geführt werden («Conduct»). Kann das Angebot den Besucher überzeugen («Convince»), ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Interessent zum Käufer wird («Convert»). Das primäre Konversionsziel einer E-Commerce-Lösung ist somit erreicht. Up- und Cross- Selling, regelmässige Newsletter und vorteilhafter Service sind dann Möglichkeiten, eine langfristige Beziehung mit dem Kunden aufzubauen und ihn zum Stammkunden werden zu lassen («Connect»). Konversionshürden bewältigen Konversionshürden treten innerhalb dieses Prozesses besonders bei den Übergängen von einem Schritt zum nächsten auf, seltener innerhalb der einzelnen Schritte. Führt beispielsweise der Klick auf ein Werbebanner auf eine allgemein gehaltene Start- oder Übersichtsseite, nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass der Benutzer bis zum Produkt weiterklickt. Entsprechend sinkt natürlich auch die Konversionsrate. Einerseits entstehen die Hürden im Rahmen der bewussten, rationalen Handlungsfähigkeit eines Benutzers. Er hat zunächst einmal die offensichtliche Möglichkeit, im Prozess weiter zu gelangen («Ich kann …»). Daher müssen die primären Onlineelemente sowie naheliegende Aktionen, ICT-Jahrbuch 2010 © Netzmedien AG 2010 48
  • 2. Report Patrick Schneider, Andreas Burren: Mit Konversionsraten-Optimierung zu mehr Erfolg im Onlinehandel die zum Konversionsziel führen, so prominent im Blick- verlauf des Interessenten platziert sein, dass sie auf den Catch Conduct Convince Convert Connect ersten Blick und ohne Suchaufwand wahrgenommen Besucher Besucher Besucher Besucher Kunden werden. Beachtet man diese Regel nicht, findet sich der gewinnen (On- führen überzeugen werden zu werden zu Nutzer möglicherweise nicht zurecht und kann die rele- und Offsite) Kunden Stammkunden vanten Inhalte nicht finden. Daraus resultiert dann eine Hürden im hohe Abbruchgefahr. Andererseits handeln die Benutzer Verkaufsprozess nicht ausschliesslich rational, sondern sind von Gefüh- Bewusste Handlungsfähigkeit len und Emotionen getrieben. Daher muss eine Website auch die unbewusste Handlungsbereitschaft positiv be- Unbewusste Handlungsbereitschaft einflussen. Ein potenzieller Kunde hat zunächst einmal den impliziten Willen im Prozess weiter zu gelangen («Ich werde …»). Dies erreicht ein Onlineauftritt unter anderem durch eine emotionale und zielgruppengenaue Ansprache sowie klare und Das 5C-Modell beschreibt die Schritte nutzenorientierte Kommunikation. Es gilt, die Bedürfnisse und Interessen des Käufers im Verkaufsprozess und hilft, Konversi- so anzusprechen, dass er sich beim Verkäufer gut aufgehoben fühlt. Ausserdem sollte onshürden zu identifizieren. Bildquelle: Namics er die Vorteile klar erkennen können, die für ihn am Ende des Kaufprozesses stehen. Der «Joy of Use» Doch was nützt es, wenn alle aufgeführten Aspekte berücksichtigt werden, der Spass bei der Nutzung einer Website aber auf der Strecke bleibt!? Erfahrungswerte haben gezeigt, dass der sogenannte «Joy of Use» immens wichtig ist. Demnach verweilt ein potenziel- ler Käufer wesentlich länger auf einer Website und sucht nach interessanten Inhalten, wenn ihn interaktive Elemente in die Informationsaufnahme involvieren und er auf seine Aktionen unmittelbares Feedback erhält. Um mögliche Hürden auf der Website zu identifizieren, ist es sinnvoll, den Konversions- prozess auf die fünf Cs – Catch, Conduct, Convince, Convert, Connect – zu überprüfen und anschliessend zu optimieren. Hierzu wurde in Kooperation mit der European Busi- ness School (EBS) ein Analyseinstrument entwickelt, das sowohl das Potenzial einer Website bestimmen als auch den Handlungsbedarf für eine Konversionsraten-Optimie- rung ableiten kann. Dazu wird der komplette Verkaufsprozess mit seinen fünf Schritten in den entsprechenden fünf Kategorien anhand eines Fragenkatalogs untersucht. Die Analyse zur Kategorie «Catch» betrachtet, wie erfolgreich das Unternehmen Catch ist, die richtigen Nutzer auf die Ausgangsseite des Kon- versionsprozesses zu bringen und dort zu halten. Bei der Kategorie «Convince» wird überprüft, wie gut der Nutzer zielgruppengerecht angesprochen wird, ob es Conduct Connect gelingt, ihn zu überzeugen und ob die obersten Kon- versionsziele im Vordergrund stehen. In den Kategorien­ Mögliche «Conduct» und «Convert» wird kontrolliert, ob der Differenzierung Nutzer schnell und einfach durch den Vertriebs- und Eigene Site Konversionsprozess geführt wird. Mit Hilfe der fünften Konkurrenz Kategorie «Connect» analysiert man schliesslich, wie konsequent es dem Unternehmen gelingt, bestehende Convert Convince Kunden zu binden. E-Commerce-Lösungen lassen sich mithilfe des Tools auf objektive und nachvollziehbare Weise analysieren und optimieren. Die Ergebnisse Beispielhafte grafische Darstellung können dabei jederzeit reproduziert und verglichen werden. Noch aussagekräftiger (Spinnennetzdiagramm) als Zusam- wird die Potenzial-Analyse, wenn zusätzlich die wichtigsten Mitbewerber einbezogen menfassung der Konversionshürden werden. So lassen sich verlässliche Aussagen über eine mögliche Positionierung bezie- im Vergleich zu den Mitbewerbern. hungsweise Differenzierung der eigenen Website aufzeigen. < Bildquelle: Namics 49 ICT-Jahrbuch 2010 © Netzmedien AG 2010