In nur drei Monaten 4400 treue Fans gewinnen, ein riesiges Medienecho auslösen und
am Ende sogar noch einen Weltrekord-Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde bekommen. Klingt unmöglich?
Ist es aber nicht, wie die Kampagne «Alpiq - Power to the Fans» von MySign beweist.
1. 42 KOMMUNIKATION Marketing Kommunikation 10/10
Kommunikation 9/10
Das Energieunternehmen
Alpiq, 2009 aus dem Zusam-
menschluss von Atel und EOS
entstanden, engagiert sich seit
letztem Jahr als Verbandssponsor
des Schweizerischen Skiverbands
Swiss Ski. Ziel des Projekts «Po-
wer to the Fans», das gerade mit
einem Award-CC gekrönt wurde,
war es, die Marke als solche und
deren Engagement bekannt zu ma-
chen und Alpiq als sympathisches
Unternehmen zu positionieren.
Die eigentliche Herausforde-
rung an die Agentur MySign wa-
ren die Rahmenbedingungen, un-
ter denen die Kommunikations-
kampagne stattfinden musste:
Kurz vor den Olympischen Spie-
len die wintersportbegeisterte Be-
völkerung zu motivieren, ohne
ins Visier des Olympischen Ko-
mitees zu geraten, war nicht ein-
fach – schliesslich ist Alpiq kein
offizieller Sponsor der Olym-
pischen Winterspiele.
Es galt also, unzählige Vor-
schriften zu beachten. So durfte
in der Kommunikation keinerlei
Verbindung zu den Olympischen
Spielen hergestellt werden. Kon-
kret: Keine Nennung der Worte
Olympische Spiele, Vancouver
oder Kanada, keine Verwendung
offizieller Logos, keine Abbildung
von teilnehmenden Athleten. Zu-
dem setzte die olympische Sperr-
frist die Agentur unter Zeitdruck:
«Wir mussten das Projekt realisie-
ren, bevor die Kommunikations-
Sperrfrist begann», sagt Freddy
Berger von MySign. Sie hätten
bis zum Schluss gebangt, «aber
dann hat alles geklappt, wir hat-
ten wirklich Glück.»
Offiziell die grösste
Glückwunschkarte der Welt
Glück war auch die Ausgangs-
idee des Projekts: Die offiziell
im Guinnessbuch der Rekorde
verewigte, weltgrösste Glück-
wunschkarte wollte man kreieren
und den Schweizer Athleten auf
diesem Weg alles Gute für ihre
Olympiateilnahme wünschen.
Die eigentlichen Wünsche sollten
aus der Bevölkerung kommen –
jeder konnte via Internet aktiv am
Projekt teilnehmen, seinen Glück-
wunsch auf die Karte drucken
lassen und schliesslich stolz «sei-
nen» Eintrag im Guinnessbuch
der Rekorde bewundern. Um mit
der Aktion zusätzlich die Verbin-
dung zwischen Swiss Ski und Al-
piq zu betonen, wurde die riesige,
bedruckte Glückwunsch-Plastik-
plache an einer Stauseemauer in
den Schweizer Alpen aufgehängt,
bestens einsehbar vom Walliser
Skigebiet 4 Vallées aus.
Ein waghalsiges Unterfan-
gen: Die 43x63 Meter grosse, fast
eine Tonne schwere Plastikpla-
che musste von zehn in den Sei-
len hängenden Spezialisten an
der Staumauer montiert werden
– und dies auf über 2000 Metern
Höhe mitten im Winter. «Es war
bis zur letzten Minute nicht si-
cher, ob die Glückwunschkar-
te wirklich aufgehängt werden
kann», sagt Berger. Die Verant-
wortlichen haben sich ständig die
aktuellen Wetterdaten vom Flug-
hafen Genf liefern lassen, einen
ersten Termin verschoben – bis
beim Ersatztermin am 8. Februar
schliesslich alles perfekt passte.
Dass die Plache recycelt wer-
den sollte, war für die Macher
von Anfang an klar. So verwan-
delten die Angestellten einer so-
zialen Werkstätte in Zürich die
riesige Glückwunschkarte nach
der Aktion in robuste Einkaufs-
taschen, welche man zum Selbst-
kostenpreis kaufen konnte. Rund
tausend Leute haben eine Tasche
bestellt. «Diese hohe Zahl hat
uns sehr überrascht», sagt Berger,
«schliesslich kostete das Stück
doch 29 Franken.» Die grosse He-
rausforderung sei anschliessend
gewesen, jedem Käufer genau die
Tasche zu schicken, auf der sein
persönlicher Glückwunsch aufge-
druckt war.
Digitale Medien verhalfen
Projekt zum Erfolg
Neben der aussergewöhnlichen
Idee selbst war die Nutzung neu-
er Medien stark für den Erfolg
der Kampagne verantwortlich.
So lobte auch die Jury des Award-
CC, dass «die Einbindung neuer
Medien in die klassische Medi-
enwelt besonders gut» umgesetzt
worden sei.
Extra für das Projekt kre-
ierte man die Plattform fanpow-
er.ch, auf der Skifans neben News
und Wettbewerben auch exklu-
sive, stets aktuelle Videohinter-
grundberichte über ihre Stars
und persönliche Blogs der Ath-
Mit Fanpower zum Weltrekord
STATE OF THE ART In nur drei Monaten 4400 treue Fans gewinnen, ein riesiges Medienecho auslösen und
am Ende sogar noch einen Weltrekord-Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde bekommen. Klingt unmöglich?
Ist es aber nicht, wie die Kampagne «Alpiq - Power to the Fans» von MySign beweist.
VON JEANETTE KUSTER
Kommunikation 10/10
Die 43x63 Meter grosse Glückwunschkarte hängt - Weltrekord geschafft. Zehn Mann montierten die Riesenplache an der Staumauer.
2. Marketing Kommunikation 10/10 KOMMUNIKATION 43
leten fanden. Zudem wurde eine
Facebook-Gruppe gegründet, die
schon vor Beginn der Aktion über
2000 Fans hatte. «Diese bekamen
als Dankeschön zugesichert, dass
sie ihre Glückwünsche als Erste
auf der Plache platzieren durf-
ten», so Berger.
Redaktionelle Berichte
erreichen sieben Millionen
Parallel zur Online-Kampagne
wurden Print-Anzeigen geschal-
tet und über ein PR-Büro die
klassischen Medien bedient.
Letztere sprangen sofort auf die
Geschichte auf, lässt sich die
Kombination aus Skisport, «je-
der kann mitmachen» und Welt-
rekordversuch den Lesern doch
bestens verkaufen. So erreichte
das Alpiq-Projekt dank sech-
zig redaktionellen Berichten in
Print, TV und Radio zusätzlich
fast sieben Millionen Schweizer.
Nicht verwunderlich also,
dass das Wissen um die Marke
Alpiq laut Umfragen stark gestie-
gen ist. Und der Brand soll noch
bekannter werden: Die Fanpower-
Page ist weiterhin aktiv, zur Zeit
ist MySign daran, neue Projekte
zu erarbeiten. Die 4400 registrier-
ten Fans haben den Newsletter-
Service nach wie vor abonniert –
und damit das so bleibt, wird ihr
Interesse mit Videos hoch gehal-
ten. «Diese Leute werden sicher
an weiteren Aktionen teilneh-
men», ist Berger überzeugt. Das
Ziel sei aber nicht, den letztjäh-
rigen Erfolg zu toppen. Jedes Jahr
einen Weltrekord aufzustellen
wäre auch etwas viel verlangt. I
Der Award für integrierte
Kommunikation hat dieses Jahr
bereits zum sechsten Mal statt-
gefunden. Erstmals in Zürich,
an der Zürcher Hochschule für
Wirtschaft. «Voraussichtlich wer-
den wir die Communicators auch
2011 wieder in der Limmatstadt
vergeben», sagt Award-CC-Initia-
tor Roland Bieri.
Nach einer etwas stürmischen
Phase, in welcher der Bildungs-
partner gewechselt und die Mit-
initiatorin das Schiff verlassen
hat, segelt der Award nun wieder
ruhigeren Zeiten entgegen. «Ich
bin optimistisch, dass wir den
Marketingworld
2011
Vom 23.-24. Februar 2011 findet
die 3. Trendmesse für Promotion
im Airforce Center Dübendorf
statt. Mit etwas Nostalgie von der
JU-Air wird den Besuchern eine
einzigartige Messe- und Event-
plattform präsentiert. Ziel der
Marketingworld ist es, in einem
persönlichen und angenehmen
Ambiente einem interessier-
ten und fachkundigen Publikum
die neuesten Marketing- und
Werbetrends aus dem Promo-
tionsbereich zu präsentieren.
Rund 25 Aussteller zeigen ihre
Innovationen. Dazu gibt es span-
nende Referate von namhaften
Fachspezialisten. Die Marke-
tingworld richtet sich bewusst
an Fachbesucher, Einkäufer und
Marketingverantwortliche mit
Business-Nachweis. Wer sich
jetzt anmeldet, sichert sich einen
freien Eintritt im Wert von
28 Franken. Weitere Informa-
tionen rund um die Messe, ihre
Partner und Aussteller auf
www.marketingworld.ch
Verpackung
nach Mass
Rund 80% der Aufträge ent-
wickelt und produziert Petro-
plastVinora - der führende
Schweizer Hersteller von hoch-
wertigen Folien und flexiblen
Verpackungslösungen - ganz
gezielt nach Kundenwünschen
mit einem ausgezeichneten
Preis-Leistungs-Verhältnis in
den Bereichen Verpacken, Ver-
markten und Entsorgen. Das hat
PetroplastVinora zum Kompe-
tenzleader
für flexible
Folien und
Verpa-
ckungslö-
sungen aus
Polyetyhlen
und nach-
wachsen-
den Rohstoffen gemacht. Die
Mehrschichtfolien, die in drei,
fünf und sieben Schichten im Co-
extrusionsverfahren hergestellt
werden, bieten eine absolut prä-
zise Anpassung der Folieneigen-
schaften an das jeweilige Füllgut.
Die Hightech-Folien können mit
bis zu zehn Farben bedruckt und
je nach Anforderung auch löse-
mittelfrei kaschiert werden.
www.petroplastvinora.ch
news
AusgezeichneteKommunikation
Award-CC Innovativ soll es sein, kreativ, erfolgreich - und mindestens drei
Disziplinen aus dem Bereich Corporate Communications integrieren. Nur unter
diesen Bedingungen hat ein Kommunikationsprojekt überhaupt eine Chance, am
Award-CC eine der begehrten Communicator-Trophäen abzuräumen.
Award-CC auch in Zukunft
durchführen können», sagt Bieri.
Und fügt lachend an, dass man
das wohl sein müsse, wenn man
sich so für ein Projekt engagiere.
«Der Award-CC ist der einzige na-
tionale Preis im Bereich Kommu-
nikation – der muss einfach be-
stehen bleiben.»
Nominierte Kampagnen alle
auf hohem Niveau
An spannenden Eingaben mangelt
es auf jeden Fall nicht. «Der Job der
Jury wird von Jahr zu Jahr schwie-
riger», so Bieri, «weil immer mehr
namhafte Firmen mitmachen und
die Qualität der eingereichten Pro-
jekte ständig steigt.» So seien 2010
alle nominierten Kampagnen auf
einem hohen Niveau gewesen.
Einen der begehrten Communica-
tors gewonnen haben schliesslich
der Schweizer Verband hotellerie-
suisse mit dem «Swiss Hotel Film
Award» sowie die beiden Agen-
turen MySign mit «Alpiq – Power
to the Fans» (siehe Hauptartikel)
und Kreon Communications mit
«Young Stage – International Cir-
cus Festival Basel».
Social Media wird je länger
desto wichtiger
Einen persönlichen Favoriten un-
ter den Preisträgern hat Roland
Bieri nicht. Aber ihm sei aufge-
fallen, dass sie alle drei den Be-
reich Social Media sehr stark in-
tegriert hätten. «Das ist ein enorm
wichtiges Element geworden in
der integrierten Unternehmens-
kommunikation», sagt Bieri. Die
Teams arbeiten entsprechend
auch mehr mit Video, «das gab es
vor drei Jahren noch gar nicht.»
Dank der Einbindung von Social
Media sei man flexibler, erreiche
ein anderes Publikum – und habe
oft Erfolg. Die drei preisgekrönten
Kommunikationsprojekte sind
die besten Beispiele dafür. I
www.award.cc.ch
Die Sieger des Award-CC 2010: Guglielmo L. Brentel und Eva Strebel
von hotelleriesuisse, Natalie Kolb von Alpiq, Reto Baumgartner von MySign,
Rony Hauser und Alain Szerdahelyi von Kreon, Nadja Hauser von Young
Stage und Patrick Gloor von Kreon (v.l.).
Die Plache wurde schliesslich zu
Einkaufstaschen verarbeitet, wel-
che Alpiqs Werbebotschaft nun
weiterverbreiten.