1. SPD
Höchst
Themenabend „Finanzkrise“
Grundlagen, Hintergründe, Fakten
Michael Dehl
18. Juni 2009
18.06.2009
2. Unsere Adresse
SPD Ortsverein Frankfurt-Höchst
Ladenadresse:
Albanusstraße 2
65929 Frankfurt am Main
Postadresse:
Bolongarostraße 154
65929 Frankfurt am Main
Homepage: www.spd-hoechst.de
Kontakt: kontakt@spd-hoechst.de
2 Michael Dehl –18.06.2009
4. Eigenkapitalrendite & Leverage-Effekt
Kioskbesitzer: Eigenkapital 10.000 Euro
Wareneinkauf: 10.000 Euro
Aufpreis auf Einkaufspreis: 50%
25 Tage im Monat geöffnet; Pro Tag 600 Euro Warenverkauf; Nach 1 Monat alle Waren verkauft
Einnahmen: 15.000 Euro im Monat; 180.000 Euro im Jahr
Kosten für Waren, Miete, Gehalt, etc.: 14.500 Euro pro Monat; 174.000 Euro im Jahr
Gewinn pro Monat: 500 Euro; Gewinn pro Jahr 6.000 Euro
Eigenkapitalrendite in % = (Gewinn/Eigenkapital)*100
Eigenkapitalrendite des Kioskbesitzers = (6.000/10.000)*100 = 60%
Eigenkapital: 9.000 Euro
Fremdkapital: 1.000 Euro zu 10% p.a.
Einnahmen 15.000 Euro pro Monat; 180.000 Euro im Jahr
Kosten für Waren, Miete, Gehalt: 174.000 Euro im Jahr plus Zinsen für 1.000 Euro: 100 Euro
Gewinn pro Jahr 5.900 Euro
Eigenkapitalrendite des Kioskbesitzers = (11.900/9.000)*100 = 65,56%
Eigenkapital: 5.000 Euro
Fremdkapital: 5.000 Euro zu 15% p.a.
Einnahmen 15.000 Euro pro Monat; 180.000 Euro im Jahr
Kosten für Waren, Miete, Gehalt: 174.000 Euro im Jahr plus Zinsen für 5.000 Euro: 750 Euro
Gewinn pro Jahr 5.250 Euro
Eigenkapitalrendite des Kioskbesitzers = (5.250/5.000)*100 = 105%
4 Michael Dehl –18.06.2009
5. Asset Backed Securities (ABS)
Ø Früher:
Ø Bank vergibt Kredit
Ø Kredit bleibt bis Ende der Laufzeit in den Büchern der Bank
Ø Kunde zahlt Kredit ab -> ok
Ø Kunde wird zahlungsunfähig -> Bank verlor Geld
Ø Nachteile:
Ø Zunehmender Wettbewerb drückte Gewinnspannen
Ø Kreditgeschäft bindet Eigenkapital, aber Geber forderten immer höhere Renditen
Ø Heute:
Ø Bank behält Kredite nicht bis Ende der Laufzeit
Ø Kredite werden gebündelt und in handelbare Wertpapiere ( sogenannte ABS) verwandelt
Ø Investoren kaufen diese Wertpapiere
Ø Dieser Vorgang heißt Verbriefung.
Ø Nachteile:
Ø Oftmals nicht transparent, welche Kredite den ABS-Papieren unterliegen.
Ø Kreditrisiko wird transferiert
Ø ABS (Asset Backed Securities) forderungsbesicherte Wertpapiere:
Ø Eine ABS-Transaktion beruht auf Dreiecksbeziehung zwischen
Ø Forderungsverkäufer (Originator)
Ø Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle, SPV)
Ø Investor.
Ø Bank bündelt geeignete Kredite in einem Forderungspool und verkauft sie an SPV.
Ø Bank erhält im Gegenzug Wert der verkauften Forderungen als flüssige Mittel.
Ø Das erwerbende SPV refinanziert sich selbst wiederum über die (öffentliche oder private) Platzierung von Wertpapieren am
Kapitalmarkt. Die Zins- und Tilgungsleistungen an die Investoren werden aus den umstrukturierten Zins- und
Tilgungszahlungen der Kreditnehmer geleistet.
Ø Eine Ratingagentur bewertet die Emission und beeinflusst so den Platzierungserfolg und Preis der Wertpapiere.
5 Michael Dehl –18.06.2009
6. Finanzkrise: Schlagworte
Ø Subprime = „ zweitklassig“
.
Ø Subprime-Markt: Privater Hypothekendarlehenmarkt; überwiegend bestehend aus
Kreditnehmern mit geringer Bonität.
Ø RMBS (Residential Mortgage Backed Securities):
Unterart des ABS. Bank gewährt Privathaushalt Immobilienkredit. Eigenheim dient
als Sicherheit. Zehntausend solcher Hypothekenkredite über jeweils 100.000 Dollar
bringt die Bank in Portefeuille ein (Gesamtvolumen: 1 Milliarde Dollar). Dieses
Portefeuille dient wiederum als Sicherheit für ein handelbares Wertpapier, das die
Bank an Anleger verkauft. Die Zinsen und Tilgungsraten der Haushalte werden
somit an die Käufer der Wertpapiere durch geleitet.
Ø CDO (Collateralized Debt Obligation) strukturierte Anleihen:
Unterart von ABS. Verbriefte Schuldtitel, die durch Vermögenswerte vorwiegend in
Form von Krediten, Derivaten oder Anleihen gesichert sind.
Ø Credit Default Swaps (CDS): handelbare Kreditabsicherungen; versichert werden
Forderungen gegen dritte Unternehmen für den Fall, dass diese insolvent werden.
Der Sicherungsgeber erhält vierteljährlich eine Versicherungsprämie. Dafür muss
er im Schadensfall dem Versicherungsnehmer den erlittenen Schaden ersetzen.
Ø Abschreibungen: Endgültiger Verlust einer Forderung
Ø Wertberichtigungen: Möglicherweise nur vorübergehende Wertverluste (z.B.
Preisverfall von Wertpapieren). Anders als bei Abschreibung muss der Verlust
jedoch nicht endgültig sein.
6 Michael Dehl –18.06.2009
7. Finanzkrise: Was ist passiert? (1/3)
Ø Investoren (wie Versicherungen, Pensionsfonds) suchen sichere Anlagemöglichkeiten
Ø Normalerweise kaufen sie staatliche Schatzbriefe (da sie als sicherste Anlage gelten)
Ø Ab 2001 stark rückläufige Zinsen bis auf historisch niedriges Niveau nach Ende New-Economy-
Bubble und Terroranschlägen 9/11. Alan Greenspan senkt Zinssatz auf 1%
Ø Banken leihen nun zu 1%, nutzen den Leverage-Effekt und erzielen sagenhafte Gewinne
Ø Für Investoren rechnen sich die Schatzbriefe nicht mehr und suchen daher neue Anlageformen
Ø Traditionell große Bedeutung des Wohneigentums und umfangreiche staatliche Förderung des
Immobilienbesitzes in den USA durch staatliche Agenturen und Schuldzinsabzug.
Ø 70% der Haushalte leben in Wohneigentum.
Ø Seit den späten 1990er Jahren auch politische Förderung des Immobilienbesitzes von
Beziehern niedriger Einkommen.
Ø Boom auf dem Immobilienmarkt.
Ø Ausweitung der privaten Hypothekenfinanzierung wegen steigender Hauspreise und hoher
Marktliquidität.
Ø Banken sehen neues Geschäft und verbinden Hypothekendarlehensnehmer und Investoren.
7 Michael Dehl –18.06.2009
8. Finanzkrise: Was ist passiert? (2/3)
Ø Das neue Geschäftsmodell:
Ø Familie möchte Haus auf Kredit erwerben
Ø Hypothekenmakler vermittelt gegen Provision Hypothekenkredit bei einer
Hypothekenbank
Ø Familie ist nun Hausbesitzer; scheinbar gut angelegtes Geld da die
Hauspreise jährlich enorm steigen
Ø Investmentbanken kaufen den Hypothekenbanken die Hypothekenkredite
gegen eine Gebühr ab
Ø Investmentbanken nehmen für den Ankauf von Hypothekenkrediten ihrerseits
Kredite auf
Ø Die Hypothekenkredite werden gebündelt und in RMBS-Pakete aufgeteilt (von
sicher bis riskant) -> Verbriefung
Ø Die riskanten Pakete werden nochmals in CDO-Pakete aufgeteilt
Ø Teile der CDO werden gegen Forderungsausfälle versichert
Ø Käufer: von Versicherungen und Pensionsfonds über Banken bis hin zu
Hedgefonds
Ø Die Investmentbanken verdienen sich dumm und dämlich
8 Michael Dehl –18.06.2009
9. Finanzkrise: Was ist passiert? (3/3)
Ø Investoren wollen mehr CDO kaufen, aber keine „ guten“Kreditnehmer mehr vorhanden
Ø Finanzierungsvermittlung durch ein Heer von Maklern mit abschlussorientierter Vergütung.
Ø Wachsender Anteil computergestützter Bereitstellung von Hypotheken.
Ø Mangelnde Sorgfalt bei der Risikoprüfung entlang der Verbriefungskette.
Ø Da Häuserpreise immer höher steigen und bei Forderungsausfall Haus als Sicherheit verbleibt,
werden die Vergabekriterien für Hypothekenkredite immer weiter gelockert. Zusätzlich
bekommen Hauseigentümer zusätzliche Darlehen für Privatkonsum.
Ø Anstieg des Anteils variabel verzinslicher Hypothekenkredite von 15% (2002) auf 40% (2005);
Zugleich wachsender Anteil privat finanzierter Hypotheken minderer Bonität mit variablem
Zinssatz (2006: ca. 50%).
Ø Beliebte Konditionsvarianten: 2/28, niedrige Anfangszinsen, anfänglicher Tilgungsverzicht,
Piggy-Backs.
Ø Völlige Unterschätzung des Liquiditätsrisikos.
Ø Die US-Notenbank macht sich zunehmend Sorgen wegen der hohen Inflationsrate und erhöht
ab Juni 2004 kontinuierlich Leitzinsen.
Ø Wegen der variablen Zinssätze steigen die Hypothekenzinsen unmittelbar mit. Viele
Hausbesitzer über Nacht mit unbezahlbarer Zinsbelastung konfrontiert.
Ø Mit der Zeit immer mehr Kreditausfälle, immer mehr Häuser zum Verkauf, Preisverfall bei
Häusern. Selbst Gutverdiener betroffen, die in Boomszeiten vermeintlichen Wertgewinn ihrer
Häuser für neue Kredite verpfändet haben.
Ø Investmentbanken bleiben auf ihren neuen CDO sitzen; die Investoren erleiden massive
Verluste mit alten CDO
9 Michael Dehl –18.06.2009
10. Geldpolitik der USA 2000-2003
von: Thomson Financial Datastream
10 Michael Dehl –18.06.2009
11. Entwicklung der Hauspreise in USA
Veränderung innerhalb der jeweils vier zurückliegenden Quartale in Prozent
Quelle: Börsen-Zeitung Nr. 240 vom 13.12.2007, S. 6.
11 Michael Dehl –18.06.2009
12. Bestand an verbrieften Forderungen (ABS) in den USA
Quelle: Federal Reserve Board und Bhatia (2007)
12 Michael Dehl –18.06.2009
13. Geldpolitik der USA 2000-2008
von: Thomson Financial Datastream
13 Michael Dehl –18.06.2009
14. Entwicklung der Hauspreise in USA
Veränderung innerhalb der jeweils vier zurückliegenden Quartale in Prozent
Quelle: Börsen-Zeitung Nr. 240 vom 13.12.2007, S. 6.
14 Michael Dehl –18.06.2009
19. Die großen Drei: Standard & Poor's, Moody's, Fitch
Ø Plus- oder Minuszeichen setzen Milliardentransaktionen in Gang.
Ø Stufen S&P, Moody's oder Fitch ein Unternehmen herab, muss die betroffene Firma schnellstens frisches
Kapital besorgen, große Fonds verkaufen automatisch ihre Beteiligungen.
Ø Drastische Fehlurteile: Noch zu Beginn der Krise Top-Noten ("Triple A"). Beispiel Lehman Brothers: Am Tag vor
Konkurs Top-Noten: A, A2 und A+.
Ø Grundübel im Geschäftsmodell. Ratings bezahlen jene, deren Papiere bewertet werden.
Ø Kritiker fordern Warnschilder wie auf Zigarettenschachtel. Motto: "Achtung, dieses Rating wurde vom
Herausgeber dieses Wertpapiers bezahlt.„
Ø Weitergehende Forderung: Komplett neues Geschäftsmodell: Anleger statt Emittenten sollen Ratings
abonnieren.
Ø John Moody begründete 1909 den Ruhm seiner Firma, damals mit Ratings zu stark schwankenden Eisenbahn-
Anleihen. Während des Börsen-Crashs 1929 kollabierte keines der von ihm als erstklassig eingestuften
Wertpapiere; eine Meisterleistung. Anleger vertrauten Moody und zahlten gern für seine objektiven Analysen.
Ø In den siebziger Jahren wechselten S&P, Moody's oder Fitch ihr Geschäftsmodell. Fortan ließen sie die
Herausgeber von Wertpapieren für ihre Analysen zahlen. Drum herum bauten sie ein florierendes
Beratungsgeschäft. Umsätze und Gewinne explodierten. Ein bombensicheres Geschäft, trotz gelegentlicher
Fehlurteile. 30 Prozent Rendite sind nichts Besonderes.
Ø Papiere mit kryptischen Kürzeln wie etwa "Balta 2006-8 1A2", mit denen US-Ramschhypotheken kunstvoll
verpackt und nach Europa weiterverkauft wurden, verloren in kürzester Zeit ihre Bestnote. Am 10. März 2008
erhielt Balta von Moody's noch die Bewertung Aaa: so sicher wie ein Sparbuch. Ende August benoteten
dieselben Analysten dasselbe Papier 14 Stufen tiefer mit B3: hochspekulativ. 2009 reichte es nur noch für Ca:
beinahe Ramsch.
Ø Herabstufungen lösen in Bankbilanzen Massaker aus. Aufgrund eines Automatismus im Aufsichtsrecht - im
Fachjargon Basel II genannt - schlagen sie voll auf die Kapitaldecke durch.
Ø Je höher das Risiko, umso mehr Eigenkapital muss die Bank für das Papier als Sicherheit vorhalten. Lautet
beispielsweise ein Papier auf eine Million Euro und eine Moody's-Note von Aaa, braucht die Bank dafür nur
5600 Euro zu reservieren. Bei Ba1 sind es jedoch bereits 200.000 Euro. Sinkt die Bewertung auf B1, muss
bereits die gesamte Million geparkt werden.
Ø Derselbe krisenverschärfende Basel-II-Mechanismus greift auch bei Bankfinanzierungen für Firmen. Je
schlechter deren Rating - egal ob von Moody's & Co. oder intern von der Bank vergeben -, umso mehr Geld
muss für die einzelne Position vorgehalten werden. Das Kapital steht der Bank nicht mehr für neue Geschäfte
zur Verfügung - zum Beispiel für die dringend nötige Kreditvergabe an den Mittelstand.
19 Michael Dehl –18.06.2009
20. Was passiert, wenn Banken Pleite gehen?
Ø Einlagen sind bis 20.000 Euro gesichert.
Ø Volumen des Einlagensicherungsfond beträgt ca. 4,6 Mrd. Euro.
Ø Kosten für deutsche Tochter von Lehmann Brothers bis zu 6 Mrd.
Euro.
Ø Sollten weitere Banken kippen, wird es noch dramatischer:
Termingeld- und Sichtgeldeinlagen bei deutschen Banken
ungefähr 1500 Mrd. Euro
Ø Risikozuschläge in Form von höheren Zinssätzen
Ø Kreditklemme (credit crunch)
Ø Der gesamte Zahlungsverkehr kann lahm gelegt werden
20 Michael Dehl –18.06.2009
21. Bad Bank (bzw. Abwicklungsbank)
Ø Bad Bank: Gesondertes Kreditinstitut zur Aufnahme von Derivaten und Zertifikaten von in
Zahlungsschwierigkeiten geratenen Emittenten und zur Abwicklung sogenannter notleidender
Kredite sanierungsbedürftiger Banken.
21 Michael Dehl –18.06.2009
22. Wie geht es mit der Wirtschaft weiter? (1)
SPIEGEL-STREITGESPRÄCH 30.05.09:
Thorsten Polleit (seit 2000 Chefvolkswirt Deutschland bei Barclays Capital in Frankfurt am Main):
„Seit Beginn der Währungsunion vor zehn Jahren hat die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum nur um
knapp 20 Prozent zugenommen, die Geldmenge ist gleichzeitig um 111 Prozent gewachsen.
Dieses Geldmengenwachstum bestimmt die Geldentwertung. Die Inflation wird in den kommenden
Jahren steigen, möglicherweise erheblich, nicht nur im Euro-Raum, sondern weltweit.“
Peter Bofinger (seit März 2004 Mitglied im Gremium der "Fünf Wirtschaftsweisen„ ):
„ Tendenz geht klar in Richtung Deflation, also eines Preisverfalls auf breiter Front. Wir haben jetzt
Die
schon eine Inflationsrate nahe null, sie dürfte in den nächsten Jahren eher darunter liegen. Der
Wirtschaft fehlen die Wachstumstreiber. Die Exporte brechen weg, die Arbeitslosigkeit wächst, die
Löhne sinken, die Gehaltskürzung bei Daimler ist nur der Anfang. In einem solchen Umfeld können
die Preise unmöglich steigen.“
22 Michael Dehl –18.06.2009
23. Wie geht es mit der Wirtschaft weiter? (2)
23 Michael Dehl –18.06.2009
25. Wirkliche Ursache der Finanzkrise?!
Die Finanzkrise ist Ergebnis des staatlichen Systems, in dem Geld
durch Kredit produziert wird. Durch Zins und Zinseszins entstehen
im Laufe der Zeit enorme Schuldenberge. Die Geldmenge steigt
ins Unermessliche.
Gefahr: Zeichnet sich eine Überschuldungssituation ab, kann politisch
schnell das Anwerfen der Notenpresse zum Weginflationieren der
Schulden als das kleinste Übel angesehen werden.
Friedrich August von Hayek (österreichische Ökonom):
Die Geschichte des staatlichen Geldes, von kleinen Ausnahmen
abgesehen, ist eine Geschichte voller Lug und Betrug.
25 Michael Dehl –18.06.2009
26. Inflation
Einfache Definition:
Ø Geldmengenwachstum –Wirtschaftswachstum = Inflation
Geldmengenwachstum (M3) in Deutschland 2007: ca. 12%
minus Wirtschaftswachstum in Deutschland 2007: ca. 2,2 %
= Inflation in Deutschland 2007: 9,8%
Geldmenge M3 = Sichteinlagen der der Nicht-Banken sowie den gesamten Bargeldumlauf + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und
Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten + Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten, Geldmarktpapiere und
Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren
(Nebenbei bemerkt: Die Abgeordnetendiäten stiegen 2007 um 9,4%)
Berechnung von Inflation mittels Warenkorb:
Ø In Warenkorb kommt alles rein, was der deutsche Bürger (angeblich)
braucht. Die Preisveränderungen pro Jahr werden verglichen. Der
Warenkorb ist aber bloß ein Index, der die Preisentwicklung von Waren und
Dienstleistungen misst; er vernachlässigt wichtige Vermögenswerte: Aktien
zum Beispiel oder Immobilien. In 2007 betrug die Warenkorbinflation 2,2%.
Ø Die Differenz zwischen 9,8% und 2,2% ist die gefühlte Inflation.
26 Michael Dehl –18.06.2009
27. Tricksereien beim Warenkorb
Ø Zusammenstellung des jährlichen Warenkorbes:
Ø Weniger im Korb von Waren, die teurer werden
(Beispiel: Lebensmittelanteil sank von 13,1% (1995) zu 10,4%
(2005))
Ø Mehr in den Korb von Waren, die billiger werden
(Beispiel: Freizeit und Kultur (enthält die immer billiger werdenden
Fernreisen) stieg von 10,4% (1995) auf 11,6,4% (2005))
Ø Substitution von Waren (Beispiel: Steak durch Hamburger)
Ø Hedonische Methode:
Ø Beispiel: PC-Preis letztes Jahr 1000 Euro, dieses Jahr 1100 Euro
Ø Gesunder Menschenverstand sagt: Inflation = 10%
Ø Statistiker sagen: Letztes Jahr 2 GHz, dieses Jahr 4 GHz ->
Lustzugewinn 100% für nur 10% Aufpreis -> Gerät wurde billiger
27 Michael Dehl –18.06.2009
28. Exponentialfunktion:
Am Beispiel von Jesus Sparbuch
Ø Einlage Sparbuch im Jahr 0: 0,01 €
Ø Zinssatz für Sparbuch: 2,00% p.a.
Ø Sparbuchguthaben nach 2009 Jahren: 1.895.592.883.959.330 €
in Worten: fast 2 Billiarden Euro
Ø Tonnen Gold für Sparbuch: 88.439.303 t
Ø Bisher geschürfte Goldmenge in t: 165.000
Ø Sparbuch zu geschürfte Menge Gold: 536-mal
Ø Aktuelles US Defizit: $10.150.000.000.000,00
in Worten: ca. 10 Billionen Dollar
Ø Sparbuch zu US Defizit: 252-mal
28 Michael Dehl –18.06.2009
30. Kann sich eine solche Krise wiederholen?
JA!
30 Michael Dehl –18.06.2009
31. Kann sich eine solche Krise wiederholen?
Ø Eine Welt, in der Geiz als geil erklärt wird
Ø Eine Welt, in der Gier als Hauptantriebsfeder menschlicher
Schaffenskraft verklärt wird,
Ø Eine Welt, in der Ethik und Moral nur noch vom Profit abgeleitete
Werte sind,
Ø Eine Welt, in der Krankenhäuser effizient geführt werden müssen
wie Autofabriken,
Ø Eine Welt, in der multinationale Unternehmen mehr Macht haben
und ausüben als demokratisch gewählte Regierungen,
Ø Eine Welt, in der die oberste Prämisse Wachstum um jeden Preis
heißt
Ø Eine solche Welt wird immer wieder so etwas gebären.
31 Michael Dehl –18.06.2009
32. Ist das unser eigentliches Problem?
NEIN!
32 Michael Dehl –18.06.2009
33. Ist das unser eigentliches Problem?
Energiekrise (Verbrauch exponentiell)
Rohstoffkrise (Verbrauch exponentiell)
Ökologische Krise (Verbrauch exponentiell)
Überbevölkerung (Zunahme exponentiell)
33 Michael Dehl –18.06.2009
34. Wassertropfen in der Commerzbankarena
Ø Sie sitzen um 11:00 Uhr im obersten Rang (32 m über dem Boden) in der
Commerzbankarena
Ø Volumen der Arena ca. 480.000 m3
Ø Ein Wassertropfen (0,5 g) fällt alle 4 Sekunden in die Arena
Ø Größe des Wassertropfens wächst jedesmal um 3% gegenüber dem
vorangegangenen Tropfen
Ø Um 12:03:48 Uhr ist die Arena komplett mit Wasser gefüllt
Ø Um 11:55:00 Uhr ist die Arena erst zu 2% gefüllt (etwas mehr als
kniehoch)
Ø Um 11:57:32 Uhr steht das Wasser schon über 2m hoch
34 Michael Dehl –18.06.2009
35. Was können wir ändern?
Ø Es muss eine grundsätzliche Debatte darüber stattfinden,
Ø wie wir wirtschaften,
Ø wie wir nachhaltig mit Ressourcen umgehen,
Ø wie wir die massive Ungleichheit zwischen Arm und Reich beseitigt
können,
Ø wie wir mit Arbeit und Einkommen umgehen,
Ø wie wir demokratische Organe wieder stärken.
Ø Jeder Mensch ist in der Pflicht, sich zu informieren und sich zu
äußern –sei es in Wahlen, in Bürgerinitiativen, in Leserbriefen, im
privaten Bereich.
35 Michael Dehl –18.06.2009
36. Mahatma Gandhi
„ Welt hat genug für
Die
jedermanns Bedürfnisse, aber
nicht für jedermanns Gier.“
36 Michael Dehl –18.06.2009