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Invest Krankenversicherungen
84  BILANZ  11/2015
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Hausarztmodell mit 300 Franken Franchise:
4536 Franken pro Jahr bei der KPT.
• Nicht-kassenpflichtige Medikamente, Hauskrankenhilfe, Reiseversicherung,
gynäkologische Untersuchungen, Psychotherapie, Brille, Fitnesscenter:
501 Franken pro Jahr bei der Visana (Ambulant 3).
• Komplementärmedizin bis 4000 Franken pro Jahr, keine Franchise:
380 Franken pro Jahr bei der Visana (Komplementär 2).
• Spitalversicherung Privatabteilung: 1738 Franken pro Jahr bei der Visana.
Kosten total: 7155 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Hausarztmodell mit einer Franchise von 300 Franken:
4590 Franken pro Jahr bei Groupe Mutuel (SanaTel).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken. Nicht-kas-
senpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200
Franken jedes Jahr: 456 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel (SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken pro Jahr bei der Groupe
Mutuel (MU Mundo).
• Spitalzusatzversicherung ohne Franchise, dafür eine Beteiligung an den
Kosten für Spitalaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abteilung,
75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Privatabteilung: 713 Fran-
ken pro Jahr bei der Innova (Activa Switch).
• Taggeldversicherung, die 200 Franken pro Tag im Spital zahlt, womit die
Beteiligung der Spitalzusatzversicherung in der privaten Abteilung bei der
Innova gedeckt ist: 264 Franken bei der Groupe Mutuel.
Kosten total: 6083 Franken pro Jahr.
Ersparnis: 1072 Franken.
Fabia Vogt*, 43 Jahre alt, Wohnkanton Bern. Gesundheit: Linsenträgerin, Raucherin, leidet an einer Insuffizienz des Lymph­
gefässsystems, geht deswegen regelmässig in die Physiotherapie. Sport und Hobbys: Yoga, fährt bei schönem Wetter mit dem Velo zur Arbeit,
Wandern, Lesen und Kino. Krankenkosten in der Grundversicherung: Öfter über 1700 Franken pro Jahr.
11/2015  BILANZ 85
Gesund
versichertEs lohnt sich, bereits jetzt ein Beitrittsgesuch für eine neue
Krankenversicherung zu stellen, vor allem bei den Zusätzen.
BILANZ zeigt, worauf es ankommt.
harry büsser Text / bianca litscher Illustrationen
Z
war wissen es die wenigsten, doch rund
jede vierte Person in der Schweiz hat bei
den Zusätzen im Krankenversicherungs­
bereich eine Kündigungsfrist von sechs
Monaten. Für einen Wechsel auf Anfang
2016 gilt es also, ­bereits jetzt schnell zu
handeln. Selbst für Versicherte mit drei Mo­
naten Kündigungsfrist ist es hinsichtlich
der Zusatzversicherungen ratsam, schon bald ein Beitritts­
gesuch bei einer neuen Gesellschaft einzureichen, weil das
Aufnahme­verfahren, etwa das Einholen von Arztberichten
durch die Krankenkassen, oft vier bis sechs Wochen in Anspruch
nehmen kann und die ­Sommerferien vor der Türe stehen.
Wer bei Groupe Mutuel, Assura, Supra oder Helsana – dort
nur diejenigen mit einem Fünfjahresvertrag – versichert ist, hat
eine Kündigungsfrist von sechs Monaten, muss also schon bis
Ende Juni neuen Unterschlupf gefunden haben. Vorher muss
die passende Kasse mit dem zweckmässigsten Versicherungs­
modell, den sinnvollsten Deckungen und der richtigen Fran­
chise gefunden werden. Keine leichte Aufgabe im Kassen­
dschungel und im Wirrwarr der Produkte. BILANZ hat mit
einem ausgewiesenen Experten fünf reale Beratungen durch­
geführt. Daran konkretisiert sich, wo Einsparungen möglich
sind und wie Versicherungsdeckungen optimiert werden.
Erster Fall: Fabia Vogt (siehe unten). Die 43-jährige Bernerin
ist umfassend versichert, bezahlt dafür insgesamt 7155 Fran­ •
* Alle Namen aus Datenschutzgründen geändert
86  BILANZ  11/2015
Invest Krankenversicherungen
ken pro Jahr. Ihre Grundversicherung hat sie bei der KPT.
«Die Versicherung ist in Ordnung», kommentiert Stephan Wirz,
­Mitglied der Geschäftsleitung beim Maklerzentrum Schweiz,
einer Firma mit rund 140 Angestellten, die sich auf die Vermitt­
lung von Krankenversicherungen spezialisiert hat.
Vogt hat in der Grundversicherung die minimale ­Franchise
von 300 Franken gewählt. Das passt, denn ihre Krankenkosten
liegen meist bei über 1700 Franken pro Jahr (siehe «Guter Rat»
auf Seite 90). In der Grundversicherung hat sie kein ­Standard-,
sondern ein Hausarztmodell gewählt. Das vergünstigt die Prä­
mie enorm. Wenn Vogt damit zufrieden sei, solle sie unbedingt
Hakan Bohlen, 45 Jahre alt. Gesundheit: Linsenträger, Raucher, zwei Knieoperationen am Meniskus nach Unfällen (10 und 20
Jahre her). Schultergelenksprengung bei einem Skiunfall vor zwei Jahren, Meniskus am Handgelenk gerissen bei einem Fahrradunfall vor sechs
Monaten, Leistenbruch. Geht in Massagen, zum Osteopathen, zu Sportärzten und in die Physiotherapie. Sport und Hobbys: Tennis, Rollerbladen,
Velofahren, Joggen, Schwimmen, Skifahren, Wellenreiten, Surfen, Fitnesscenter. Krankenkosten in der Grundversicherung: 700 Franken pro Jahr.
beim Hausarztmodell bleiben, meint Wirz. Die Zusatzversiche­
rung Visana Ambulant 3 habe sehr gute Leistungen, sei aber
auch teuer, so Wirz. Visana Komplementär 2 für Behandlungen
aus der Alternativmedizin habe ebenfalls gute Leistungen.
­«Allerdings sind diese auf 4000 Franken pro Kalenderjahr be­
grenzt.» Das sei zwar ein recht hoher ­Betrag, aber es gebe
­Alternativen, zum Beispiel das Produkt SB Bonus von der Groupe
Mutuel, bei dem der Betrag für Alter­nativmedizin ­unbegrenzt
sei. SB Bonus decke auch die ­wichtigsten Leistungen der Visana
Ambulant 3 ab. Mit einem Umstieg auf SB Bonus könnte Vogt
also rund 425 Franken ­pro Jahr sparen und büsste kaum Leis­
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im ­Standardmodell mit 300 Franken Franchise:
4766 Franken pro Jahr bei der Aquilana.
• Nicht-kassenpflichtige Medikamente, Haushaltshilfe, Psychotherapie,
Brille und Fitnesscenter: 333 Franken pro Jahr bei der Visana (Ambulant 2).
• Komplementärmedizin bis 4000 Franken pro Jahr, keine Franchise:
265 Franken pro Jahr bei der Visana (Komplementär 2).
• Spitalpflegeversicherung in der Privatabteilung in der ­ganzen Schweiz mit
einer Franchise von 2000 Franken: 1507 Franken pro Jahr bei der Aquilana.
Kosten total: 6872 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung mit Telefonmodell und einer Franchise von 2500
Franken: 2742 Franken pro Jahr bei Groupe Mutuel (SanaTel). ­
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken. Nicht-
kassenpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitness-
center 200 Franken jedes Jahr: 300 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel
(SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken pro Jahr bei der Groupe
Mutuel (MU Mundo).
• Spitalversicherung ohne Franchise, dafür eine Beteiligung an den Kosten
für Spitalaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abteilung,
75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Privatabteilung:
864 Franken pro Jahr bei der Innova (Activa Switch).
Kosten total: 4166 Franken pro Jahr.
Ersparnis: 2706 Franken.
•
11/2015  BILANZ 87
tungen ein. Wirz empfiehlt, ­Zusatz- und Grundversi­cherung
bei derselben Kasse abzuschliessen, damit Rechnungen immer
nur an eine Kasse ­eingereicht werden müssen. Deshalb rät er
Fabia Vogt auch bei der Grundversicherung zum Wechsel zur
Groupe Mutuel. Für den Schutz auf Reisen empfiehlt er das Pro­
dukt MU Mundo der Groupe ­Mutuel. Für 60 Franken pro Jahr
sind damit Spital- und Reisekosten im Ausland gedeckt.
Flex-Lösung bevorzugt. Was Spitalversicherungen betrifft, ist
Wirz der ­Ansicht, dass diese nicht bei derselben Kasse wie die
­Grundversicherung abgeschlossen werden müssen. «In diesem
Bereich übernimmt meist das Spital direkt die Administration
mit den Kassen.» Vogt hat eine Spitalpflegeversicherung für die
Privatabteilung bei Visana. «Diese ist mit 1738 Franken pro Jahr
schon heute teuer. Wenn Fabia Vogt einmal 60 sein wird, dürfte
sie über 5000 Franken pro Jahr kosten», so Wirz. Er schlägt eine
Flex-Lösung vor, wie sie viele Kassen ­anbieten. Bei den Flex-Pro­
dukten können die Patienten vor Spitaleintritt wählen, ob sie in
die allgemeine, die ­halbprivate oder die private Abteilung über­
wiesen werden ­wollen, müssen dafür aber Aufpreise zahlen.
Wirz gefallen die Flex-Policen der Innova: Activa Switch für
Raucher und das leicht günstigere Produkt Sanvita Switch
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Telefonmodell mit 1500 Franken
Franchise: 4219 Franken pro Jahr bei der Helsana (Premed24).
• Zusatz für Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz:
32 Franken bei der Helsana (Hospital Eco).
• Alternativmedizin unlimitiert ambulant (Kasse übernimmt
75 Prozent): 246 Franken bei der Helsana (Sana).
• Kapitalversicherung bei Unfall: im Todesfall 10 000
Franken, bei Invalidität 100 000 Franken: 120 Franken bei
der Helsana (Prevea).
Kosten total: 4617 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Telefonmodell mit einer Franchise
von 2500 Franken: 2742 Franken bei der Groupe Mutuel
(AH Standard).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150
Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150
Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200 Franken jedes
Jahr: 408 Franken bei der Groupe Mutuel (SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der
Groupe Mutuel (MU Mundo).
• Spitalzusatzversicherung ohne Franchise, dafür eine
­Beteiligung an den Spitalkosten: pro Tag 10 Franken in
der allgemeinen Abteilung, 75 Franken für halbprivat und
200 Franken für die Privatabteilung: 572 Franken bei
der Innova (Activa Switch).
• Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt,
womit die Beteiligung für die halbprivate Abteilung gedeckt
ist: 90 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld).
Kosten total: 3872 Franken pro Jahr.
Ersparnis: 745 Franken. Zudem neu mit Spitalversicherung
halbprivat.
Beatrice Buckaus Zürich, 34 Jahre
alt. Gesundheit: Schwanger im fünften Monat, Allergi­
kerin (Neurodermitis und Heuschnupfen), Nichtrauche­
rin seit sechs Monaten. Nutzt lieber Alternativ- als
Schulmedizin. Sport und Hobbys: Fährt mit dem Velo
zur Arbeit, macht Sportübungsprogramm zu Hause mit
YouTube und Gymnastikmatte, Snowboard und
­Wandern, kein Fitnesscenter. Konzerte, Musik, Natur,
gemeinsame Essen mit Freunden, fährt VW-Bus.
­Krankenkosten in der Grundversicherung: Immer etwas
über 1200 Franken.
•
88  BILANZ  11/2015
Invest Krankenversicherungen
für Nichtraucher, wobei man nachweislich seit mindestens
fünf Jahren nicht mehr rauchen darf. Bei diesen Spitalversiche­
rungsmodellen müssen je nach Abteilung Aufpreise zwischen
10 und 200 Franken pro Tag bezahlt werden. «Weil die durch­
schnittliche Aufenthaltsdauer im Spital heute bei nur noch drei
bis fünf Tagen liegt, wird das auch in der ­Privatabteilung nicht
allzu teuer», sagt Wirz. Dafür ist die Prämie über 1000 Franken
tiefer. Um Fabia Vogt gleichzustellen mit der Situation vor dem
Wechsel, als sie keine Aufpreise bezahlen musste, empfiehlt er
eine Taggeldversicherung bei der Groupe Mutuel. Diese bezahlt
200 Franken pro Tag im Spital, was die Kosten­beteiligung bei
der Innova neutralisiert. Die Police kostet 264 Franken pro Jahr,
was immer noch eine Einsparung von über 700 Franken gegen­
über vorher ergibt. Total kann Vogt mit den Empfehlungen von
Wirz 1072 Franken pro Jahr sparen.
Zweiter Fall: Der 45-jährige Hakan Bohlen kann bei Umset­
zung der Expertentipps sogar 2706 Franken einsparen (siehe
Seite 86). Da seine Krankenkosten immer unter 1000 Franken
lagen, kann er die Franchise von 300 auf 2500 Franken erhöhen.
Zudem steigt er auf ein Telefon­modell um, muss also künftig
vor einer Erstkonsultation ein Ärztezentrum anrufen. «Die
sagen einem dort aber kaum, man dürfe nicht zum Arzt gehen»,
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Hausarztmodell mit 2500 Franken
Franchise: 2684 Franken bei der Concordia (Centramed).
• Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz: 80 Franken bei
der Concordia (Hospital Eco).
• Transport- und Rettungskosten, Brille, Fitnesscenter,
nicht-kassenpflichtige Medikamente: 133 Franken bei der
Concordia (Diversa).
Kosten total: 2897 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Hausarztmodell, Franchise
von 2500 Franken: 1975 Franken bei der Groupe Mutuel
(RA Basic Plus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der
Groupe Mutuel (MU Mundo).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150
Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150
Franken alle drei Jahre: 228 Franken bei der Groupe Mutuel
(SB Bonus).
• Spitalversicherung mit Beteiligung an den Kosten für Spi-
talaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abtei-
lung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Pri-
vatabteilung: 486 Franken bei der Innova (Sanvita Switch).
• Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt,
womit Beteiligung für die halbprivate Abteilung ­gedeckt ist:
90 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld).
Kosten total: 2839 Franken pro Jahr.
Mehrkosten: 58 Franken, dafür mit Spitalversicherung
halbprivat und Alternativmedizin.
•
Urs König, 35 Jahre alt. Gesundheit: Bril­
lenträger, Nichtraucher. Besucht ab und zu einen Os­
teopathen (Alternativmedizin). Schwere Bänderrisse an
beiden Fussgelenken, zum Teil mit Operation behandelt
(8 und 15 Jahre her). Zudem Zerrungen und Bänderan­
risse an Oberschenkel, Wade, Schulter. Sieben Jahre
Vaskulitis (Hautausschlag) an den Fussgelenken, verur­
sacht durch zu viel Kaffeekonsum – heute komplett ver­
heilt. Trägt orthopädische Einlagen. Sport und Hobbys:
Sehr sportlich, fährt täglich 16 Kilometer mit dem Fahr­
rad zu Arbeit, Joggen, Hallenfussball, Ski. Kein Fitness­
center. Krankenkosten in der Grundversicherung: Rund
1000 Franken pro Jahr.
11/2015  BILANZ 89
sagt Wirz. «Das wäre viel zu risikoreich», ergänzt er. Wenn da
etwas passieren würde – unvorstellbar. Die Möglichkeit, dort
anzurufen, hat sogar Vorteile: Wiederkehrende und auch neue
Medikamentenrezepte können per Telefon bestellt werden. Das
spart Zeit und Geld, vor allem bei einer hohen Franchise.
Weniger Kosten, mehr Leistung. Dritter Fall: Die schwangere Be­
atrice Buck kann 745 Franken sparen und zugleich die Leistun­
gen erhöhen (siehe Seite 87). Neu hat sie eine Spitalversiche­
rung auf halbprivatem ­Niveau. Einzig die Franchise für die
Grundversicherung wurde von 1500 auf 2500 Franken erhöht,
was sich aber für Buck auszahlt, solange ihre jährlichen Krank­
heitskosten weiterhin nicht viel mehr als 1200 Franken betragen.
Im Fall des sportlichen Urs König kann für 58 Franken
Mehrkosten pro Jahr nicht nur die Spitalversicherung auf halb­
privatem Niveau finanziert werden, sondern auch eine Deckung
für alternativmedizinische Leistungen (siehe Seite 88). Der
­Osteopath, den König ab und zu in Anspruch nimmt, würde
neu von der Groupe Mutuel bezahlt.
Im Fall des 52-jährigen Walter Bandowski bemerkt Stephan
Wirz schnell, dass die Police noch uralte Produkte der CSS
­umfasst (siehe oben). «Von der Kasse gibt es neue Produkte,
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Standardmodell mit 300 Franken
Franchise: 5260 Franken pro Jahr bei der CSS.
• Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz plus nicht-kassen-
pflichtige Medikamente, Brillen, Fitnesscenter etc.:
342 Franken pro Jahr bei der CSS (AVB-Version 1997).
• Alternativmedizin mit 300 Franken Franchise, maximal
10 000 Franken pro Kalenderjahr und Selbstbehalt von 20
Prozent: 239 Franken bei der CSS (AVB-Version 2001).
• Transport- und Rettungskosten: 18 Franken bei der CSS
(Notfallversicherung AVB-Version 1997).
• Kur- und Pflegeversicherung mit Tagesbeitrag von höchs-
tens 80 Franken, maximal 800 Franken pro Jahr: 24 Franken
bei der CSS (AVB-Version 1997).
Kosten total: 5883 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Standardmodell mit einer Franchise
von 300 Franken: 4559 Franken bei der Groupe Mutuel
(AH Standard).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150
Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150
Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200 Franken jedes
Jahr: 312 Franken bei der Groupe Mutuel (SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der
Groupe Mutuel (MU Mundo).
• Spitalversicherung mit ­Beteiligung an den Kosten für Spi-
talaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abtei-
lung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Pri-
vatabteilung: 853 Franken bei der Innova (Sanvita Switch).
• Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt,
womit die Beteiligung für die halbprivate Abteilung gedeckt
ist: 108 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld).
Kosten total: 5892 Franken pro Jahr.
Mehrkosten: 9 Franken. Mit Spitalversicherung halbprivat.
Walter Bandowskiaus Zürich, 52
Jahre alt. Gesundheit: Brillenträger, seit sieben Jahren
Nichtraucher, leidet an chronischen Kopfschmerzen,
deswegen in Behandlung bei einer Ärztin für Naturheil­
verfahren. Geplatzter Blinddarm vor sieben Jahren.
Sport und Hobbys: Fährt mit dem Velo zur Arbeit. Alte
Motorräder fahren und Kontrabass spielen. Kranken­
kosten in der Grundversicherung: Über 1700 Franken.
•
90  BILANZ  11/2015
Invest Krankenversicherungen
die deutlich besser sind, aber der Stammkundschaft nicht
automatisch angeboten werden», sagt Wirz. Nur schon durch
einen Umstieg auf die neuen Produkte derselben Krankenkasse
könnte einiges eingespart werden. Ausserdem missfällt dem
Experten die Kur- und Pflegeversicherung der CSS gänzlich.
Die 80 Franken pro Tag und maximal 800 Franken pro Kalen­
derjahr seien bei einer Kur ein sehr magerer Beitrag. In der
Empfehlung von Wirz muss Bandowski nur neun Franken pro
Jahr mehr bezahlen, ist dafür aber im Spital neu in der halbpri­
vaten Abteilung versichert. Wäre er bereit, vom Standardmo­
dell auf ein ­Telefonmodell in der Grundversicherung umzustei­
gen, könnte Bandowski einige hundert Franken einsparen.
Der Trick mit der Ehefrau. Da dieser über 50 Jahre alt ist und an
chronischen Kopfschmerzen leidet, könnte es allerdings
schwierig werden, in der Halbprivatversicherung angenommen
zu werden. Zum Alter sagt Wirz, dass es ab etwa 45 Jahren
schwieriger wird, eine ­Spitalzusatzversicherung abzuschlies­
sen – vor allem dann, wenn einzelne Leiden schon bekannt
sind. Wer aber eine Operation schon vor mehr als fünf Jahren
hinter sich hat, müsse sich deswegen keine grossen Sorgen
­machen. «Die Krankenkassen fragen nur fünf Jahre zurück.»
Die sieben häufigsten Fehler bei
Grund- und Zusatzversicherung
1. Teure Anbieter in der Grund-
versicherung (Beispiele: Bandow-
ski und Buck).
2. Teures Standardmodell in der
Grundversicherung bzw. kein
­alternatives Modell wie Telmed
(Bohlen, Bandowski).
3. Falsche Franchise – meist zu
tief (Bohlen, Bandowski).
4. Fehlende Deckungen, etwa für
Alternativmedizin (König) und
für Heilungskosten-Zusatz
(Buck).
5. Falsche bzw. teure Spitalde-
ckung – nur allgemein versichert,
wenn über eine Flexdeckung
auch Privatversicherung
­erschwinglich wäre (Bohlen,
­Bandowski).
6. Zahnkorrekturen bei Kindern
nicht versichert.
7. Unfallrisiko bei Zusatzver­
sicherungen ausgeschlossen.
Die besten Tipps
für Kinder
1. Zahnversicherungen rechtzei-
tig einschliessen: je früher, desto
besser. Bei einzelnen Kassen ist
bereits ab dem vierten Geburts-
tag kein Abschluss mehr möglich,
bei einer diagnostizierten Zahn-
fehlstellung sowieso nicht mehr.
2. Versicherung einer Invalidität
für Kinder einschliessen. Dies,
weil sie keine Invaliditätsversi-
cherung aus der Pensionskasse
besitzen – Kinder haben ja noch
gar keine Pensionskasse.
3. Private Spitalversicherung ist
für Kinder oftmals nur zwei bis
drei Franken teurer. Sie ermög-
licht dem Kind im Erwachsenen-
alter unabhängig vom Gesund-
heitszustand das Wahlrecht, die
hohe Deckung fortzuführen.
Die besten Tipps
für Frauen und Männer
1. Bei einer Mutterschaft ist eine
gute Spitaldeckung wichtig,
halbprivat oder privat. Es sind
jedoch Karenzfristen zu beachten
(in der Regel zwölf Monate nach
Versicherungsbeginn).
2. Eine Versicherung, die zwi-
schen Männer- und Frauentari-
fen unterscheidet, ist oftmals für
Männer viel günstiger, für
Frauen ist hingegen eine Versi-
cherung günstiger, die keine
­Unterscheidung vorsieht, da die
Männer die Kosten für Schwan-
gerschaft mittragen.
Die besten Tipps
für Erwachsene
1. Zahnversicherungen sind für
Erwachsene kaum sinnvoll, also
ausschliessen.
2. Eine gute Auslanddeckung ist
wichtig, da oftmals keine Reise-
versicherung abgeschlossen wird
– wie zum Beispiel bei Einkaufs­
trips ins angrenzende Ausland.
Häufig wiegen sich die Leute in
falscher Sicherheit, weil sie Rega-
Gönner sind. Transporte und
Rettungen im Ausland sind
­jedoch nicht inklusive. Beim
ETI-Schutzbrief sind zudem
­Behandlungskosten nur bevor-
schusst, müssten also zurück­
erstattet werden.
3. Wer Arztkosten von weniger
als 1200 Franken pro Jahr hat,
sollte die Franchise in der Grund-
versicherung auf das Maximum
setzen – wenn künftig nicht deut-
lich höhere Kosten absehbar
sind. Erst wer Kosten über 1700
Franken hat, sollte die tiefste
Franchise wählen.
4. Darauf schauen, wie die Prä-
mien bei den halbprivaten und
privaten Deckungen im Alter
steigen. Sind die Prämien im
Alter noch bezahlbar?
Guter Rat
Die häufigsten
Fehler in der
Krankenver­
sicherung –
und die besten
Tipps vom
­Experten.
Wirz empfiehlt Bandowski, zusammen mit der Ehefrau zur
neuen Kasse für die Spitalversicherung zu wechseln. «Das
­erhöht die Chancen für eine Aufnahme.» Natürlich sollen beide
– wie die Protagonisten fast aller untersuchten Fälle – ebenfalls
zur Groupe Mutuel und zur Innova. Darauf angesprochen, be­
gründet Stephan Wirz, dass die beiden Gesellschaften eben
gute Produkte anböten, die sich passend kombinieren liessen.
Was Verkaufsprovisionen betrifft, meint er, diese seien bei
allen Krankenkassen etwa gleich hoch. Das wird von anderen
Marktteilnehmern bestätigt, wenn auch mit der Einschrän­
kung, dass kleine Unterschiede bei der Provisionierung über
eine hohe Verkaufsmenge eben auch mehr Einnahmen
­ergäben. Eine Umfrage unter anderen Versicherungsvermitt­
lern und Marktteilnehmern ergibt auf jeden Fall, dass die Leis­
tungen der Produkte von Groupe Mutuel und Innova gut seien
und sicher mit den anderen Kassen mithalten könnten.
Bei der Groupe Mutuel könne nur bemängelt werden, dass
ihre Produkte zum Teil etwas aggressiv verkauft würden, was
bei Kunden zu hohe Erwartungen wecke und wiederum zu Ent­
täuschungen führen könne. Deswegen seien möglicherweise die
Kundenbewertungen zur Groupe Mutel bei Vergleichsportalen
wie Comparis nicht ganz so gut wie bei anderen Anbietern.
Stephan Wirz ist
Mitglied der Ge-
schäftsleitung beim
Maklerzentrum
Schweiz in Basel.
Die Firma mit 140
Mitarbeitern ist auf
die Vermittlung
von Krankenkassen
spezialisiert.
•
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Invest Krankenversicherungen mit hilfe von Stephan Wirz

  • 2. Versicherungssituation: • Grundversicherung im Hausarztmodell mit 300 Franken Franchise: 4536 Franken pro Jahr bei der KPT. • Nicht-kassenpflichtige Medikamente, Hauskrankenhilfe, Reiseversicherung, gynäkologische Untersuchungen, Psychotherapie, Brille, Fitnesscenter: 501 Franken pro Jahr bei der Visana (Ambulant 3). • Komplementärmedizin bis 4000 Franken pro Jahr, keine Franchise: 380 Franken pro Jahr bei der Visana (Komplementär 2). • Spitalversicherung Privatabteilung: 1738 Franken pro Jahr bei der Visana. Kosten total: 7155 Franken pro Jahr. Empfehlung von Stephan Wirz: • Grundversicherung im Hausarztmodell mit einer Franchise von 300 Franken: 4590 Franken pro Jahr bei Groupe Mutuel (SanaTel). • Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken. Nicht-kas- senpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200 Franken jedes Jahr: 456 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel (SB Bonus). • Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel (MU Mundo). • Spitalzusatzversicherung ohne Franchise, dafür eine Beteiligung an den Kosten für Spitalaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abteilung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Privatabteilung: 713 Fran- ken pro Jahr bei der Innova (Activa Switch). • Taggeldversicherung, die 200 Franken pro Tag im Spital zahlt, womit die Beteiligung der Spitalzusatzversicherung in der privaten Abteilung bei der Innova gedeckt ist: 264 Franken bei der Groupe Mutuel. Kosten total: 6083 Franken pro Jahr. Ersparnis: 1072 Franken. Fabia Vogt*, 43 Jahre alt, Wohnkanton Bern. Gesundheit: Linsenträgerin, Raucherin, leidet an einer Insuffizienz des Lymph­ gefässsystems, geht deswegen regelmässig in die Physiotherapie. Sport und Hobbys: Yoga, fährt bei schönem Wetter mit dem Velo zur Arbeit, Wandern, Lesen und Kino. Krankenkosten in der Grundversicherung: Öfter über 1700 Franken pro Jahr. 11/2015  BILANZ 85 Gesund versichertEs lohnt sich, bereits jetzt ein Beitrittsgesuch für eine neue Krankenversicherung zu stellen, vor allem bei den Zusätzen. BILANZ zeigt, worauf es ankommt. harry büsser Text / bianca litscher Illustrationen Z war wissen es die wenigsten, doch rund jede vierte Person in der Schweiz hat bei den Zusätzen im Krankenversicherungs­ bereich eine Kündigungsfrist von sechs Monaten. Für einen Wechsel auf Anfang 2016 gilt es also, ­bereits jetzt schnell zu handeln. Selbst für Versicherte mit drei Mo­ naten Kündigungsfrist ist es hinsichtlich der Zusatzversicherungen ratsam, schon bald ein Beitritts­ gesuch bei einer neuen Gesellschaft einzureichen, weil das Aufnahme­verfahren, etwa das Einholen von Arztberichten durch die Krankenkassen, oft vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen kann und die ­Sommerferien vor der Türe stehen. Wer bei Groupe Mutuel, Assura, Supra oder Helsana – dort nur diejenigen mit einem Fünfjahresvertrag – versichert ist, hat eine Kündigungsfrist von sechs Monaten, muss also schon bis Ende Juni neuen Unterschlupf gefunden haben. Vorher muss die passende Kasse mit dem zweckmässigsten Versicherungs­ modell, den sinnvollsten Deckungen und der richtigen Fran­ chise gefunden werden. Keine leichte Aufgabe im Kassen­ dschungel und im Wirrwarr der Produkte. BILANZ hat mit einem ausgewiesenen Experten fünf reale Beratungen durch­ geführt. Daran konkretisiert sich, wo Einsparungen möglich sind und wie Versicherungsdeckungen optimiert werden. Erster Fall: Fabia Vogt (siehe unten). Die 43-jährige Bernerin ist umfassend versichert, bezahlt dafür insgesamt 7155 Fran­ • * Alle Namen aus Datenschutzgründen geändert
  • 3. 86  BILANZ  11/2015 Invest Krankenversicherungen ken pro Jahr. Ihre Grundversicherung hat sie bei der KPT. «Die Versicherung ist in Ordnung», kommentiert Stephan Wirz, ­Mitglied der Geschäftsleitung beim Maklerzentrum Schweiz, einer Firma mit rund 140 Angestellten, die sich auf die Vermitt­ lung von Krankenversicherungen spezialisiert hat. Vogt hat in der Grundversicherung die minimale ­Franchise von 300 Franken gewählt. Das passt, denn ihre Krankenkosten liegen meist bei über 1700 Franken pro Jahr (siehe «Guter Rat» auf Seite 90). In der Grundversicherung hat sie kein ­Standard-, sondern ein Hausarztmodell gewählt. Das vergünstigt die Prä­ mie enorm. Wenn Vogt damit zufrieden sei, solle sie unbedingt Hakan Bohlen, 45 Jahre alt. Gesundheit: Linsenträger, Raucher, zwei Knieoperationen am Meniskus nach Unfällen (10 und 20 Jahre her). Schultergelenksprengung bei einem Skiunfall vor zwei Jahren, Meniskus am Handgelenk gerissen bei einem Fahrradunfall vor sechs Monaten, Leistenbruch. Geht in Massagen, zum Osteopathen, zu Sportärzten und in die Physiotherapie. Sport und Hobbys: Tennis, Rollerbladen, Velofahren, Joggen, Schwimmen, Skifahren, Wellenreiten, Surfen, Fitnesscenter. Krankenkosten in der Grundversicherung: 700 Franken pro Jahr. beim Hausarztmodell bleiben, meint Wirz. Die Zusatzversiche­ rung Visana Ambulant 3 habe sehr gute Leistungen, sei aber auch teuer, so Wirz. Visana Komplementär 2 für Behandlungen aus der Alternativmedizin habe ebenfalls gute Leistungen. ­«Allerdings sind diese auf 4000 Franken pro Kalenderjahr be­ grenzt.» Das sei zwar ein recht hoher ­Betrag, aber es gebe ­Alternativen, zum Beispiel das Produkt SB Bonus von der Groupe Mutuel, bei dem der Betrag für Alter­nativmedizin ­unbegrenzt sei. SB Bonus decke auch die ­wichtigsten Leistungen der Visana Ambulant 3 ab. Mit einem Umstieg auf SB Bonus könnte Vogt also rund 425 Franken ­pro Jahr sparen und büsste kaum Leis­ Versicherungssituation: • Grundversicherung im ­Standardmodell mit 300 Franken Franchise: 4766 Franken pro Jahr bei der Aquilana. • Nicht-kassenpflichtige Medikamente, Haushaltshilfe, Psychotherapie, Brille und Fitnesscenter: 333 Franken pro Jahr bei der Visana (Ambulant 2). • Komplementärmedizin bis 4000 Franken pro Jahr, keine Franchise: 265 Franken pro Jahr bei der Visana (Komplementär 2). • Spitalpflegeversicherung in der Privatabteilung in der ­ganzen Schweiz mit einer Franchise von 2000 Franken: 1507 Franken pro Jahr bei der Aquilana. Kosten total: 6872 Franken pro Jahr. Empfehlung von Stephan Wirz: • Grundversicherung mit Telefonmodell und einer Franchise von 2500 Franken: 2742 Franken pro Jahr bei Groupe Mutuel (SanaTel). ­ • Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken. Nicht- kassenpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitness- center 200 Franken jedes Jahr: 300 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel (SB Bonus). • Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel (MU Mundo). • Spitalversicherung ohne Franchise, dafür eine Beteiligung an den Kosten für Spitalaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abteilung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Privatabteilung: 864 Franken pro Jahr bei der Innova (Activa Switch). Kosten total: 4166 Franken pro Jahr. Ersparnis: 2706 Franken. •
  • 4. 11/2015  BILANZ 87 tungen ein. Wirz empfiehlt, ­Zusatz- und Grundversi­cherung bei derselben Kasse abzuschliessen, damit Rechnungen immer nur an eine Kasse ­eingereicht werden müssen. Deshalb rät er Fabia Vogt auch bei der Grundversicherung zum Wechsel zur Groupe Mutuel. Für den Schutz auf Reisen empfiehlt er das Pro­ dukt MU Mundo der Groupe ­Mutuel. Für 60 Franken pro Jahr sind damit Spital- und Reisekosten im Ausland gedeckt. Flex-Lösung bevorzugt. Was Spitalversicherungen betrifft, ist Wirz der ­Ansicht, dass diese nicht bei derselben Kasse wie die ­Grundversicherung abgeschlossen werden müssen. «In diesem Bereich übernimmt meist das Spital direkt die Administration mit den Kassen.» Vogt hat eine Spitalpflegeversicherung für die Privatabteilung bei Visana. «Diese ist mit 1738 Franken pro Jahr schon heute teuer. Wenn Fabia Vogt einmal 60 sein wird, dürfte sie über 5000 Franken pro Jahr kosten», so Wirz. Er schlägt eine Flex-Lösung vor, wie sie viele Kassen ­anbieten. Bei den Flex-Pro­ dukten können die Patienten vor Spitaleintritt wählen, ob sie in die allgemeine, die ­halbprivate oder die private Abteilung über­ wiesen werden ­wollen, müssen dafür aber Aufpreise zahlen. Wirz gefallen die Flex-Policen der Innova: Activa Switch für Raucher und das leicht günstigere Produkt Sanvita Switch Versicherungssituation: • Grundversicherung im Telefonmodell mit 1500 Franken Franchise: 4219 Franken pro Jahr bei der Helsana (Premed24). • Zusatz für Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz: 32 Franken bei der Helsana (Hospital Eco). • Alternativmedizin unlimitiert ambulant (Kasse übernimmt 75 Prozent): 246 Franken bei der Helsana (Sana). • Kapitalversicherung bei Unfall: im Todesfall 10 000 Franken, bei Invalidität 100 000 Franken: 120 Franken bei der Helsana (Prevea). Kosten total: 4617 Franken pro Jahr. Empfehlung von Stephan Wirz: • Grundversicherung im Telefonmodell mit einer Franchise von 2500 Franken: 2742 Franken bei der Groupe Mutuel (AH Standard). • Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200 Franken jedes Jahr: 408 Franken bei der Groupe Mutuel (SB Bonus). • Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der Groupe Mutuel (MU Mundo). • Spitalzusatzversicherung ohne Franchise, dafür eine ­Beteiligung an den Spitalkosten: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abteilung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Privatabteilung: 572 Franken bei der Innova (Activa Switch). • Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt, womit die Beteiligung für die halbprivate Abteilung gedeckt ist: 90 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld). Kosten total: 3872 Franken pro Jahr. Ersparnis: 745 Franken. Zudem neu mit Spitalversicherung halbprivat. Beatrice Buckaus Zürich, 34 Jahre alt. Gesundheit: Schwanger im fünften Monat, Allergi­ kerin (Neurodermitis und Heuschnupfen), Nichtrauche­ rin seit sechs Monaten. Nutzt lieber Alternativ- als Schulmedizin. Sport und Hobbys: Fährt mit dem Velo zur Arbeit, macht Sportübungsprogramm zu Hause mit YouTube und Gymnastikmatte, Snowboard und ­Wandern, kein Fitnesscenter. Konzerte, Musik, Natur, gemeinsame Essen mit Freunden, fährt VW-Bus. ­Krankenkosten in der Grundversicherung: Immer etwas über 1200 Franken. •
  • 5. 88  BILANZ  11/2015 Invest Krankenversicherungen für Nichtraucher, wobei man nachweislich seit mindestens fünf Jahren nicht mehr rauchen darf. Bei diesen Spitalversiche­ rungsmodellen müssen je nach Abteilung Aufpreise zwischen 10 und 200 Franken pro Tag bezahlt werden. «Weil die durch­ schnittliche Aufenthaltsdauer im Spital heute bei nur noch drei bis fünf Tagen liegt, wird das auch in der ­Privatabteilung nicht allzu teuer», sagt Wirz. Dafür ist die Prämie über 1000 Franken tiefer. Um Fabia Vogt gleichzustellen mit der Situation vor dem Wechsel, als sie keine Aufpreise bezahlen musste, empfiehlt er eine Taggeldversicherung bei der Groupe Mutuel. Diese bezahlt 200 Franken pro Tag im Spital, was die Kosten­beteiligung bei der Innova neutralisiert. Die Police kostet 264 Franken pro Jahr, was immer noch eine Einsparung von über 700 Franken gegen­ über vorher ergibt. Total kann Vogt mit den Empfehlungen von Wirz 1072 Franken pro Jahr sparen. Zweiter Fall: Der 45-jährige Hakan Bohlen kann bei Umset­ zung der Expertentipps sogar 2706 Franken einsparen (siehe Seite 86). Da seine Krankenkosten immer unter 1000 Franken lagen, kann er die Franchise von 300 auf 2500 Franken erhöhen. Zudem steigt er auf ein Telefon­modell um, muss also künftig vor einer Erstkonsultation ein Ärztezentrum anrufen. «Die sagen einem dort aber kaum, man dürfe nicht zum Arzt gehen», Versicherungssituation: • Grundversicherung im Hausarztmodell mit 2500 Franken Franchise: 2684 Franken bei der Concordia (Centramed). • Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz: 80 Franken bei der Concordia (Hospital Eco). • Transport- und Rettungskosten, Brille, Fitnesscenter, nicht-kassenpflichtige Medikamente: 133 Franken bei der Concordia (Diversa). Kosten total: 2897 Franken pro Jahr. Empfehlung von Stephan Wirz: • Grundversicherung im Hausarztmodell, Franchise von 2500 Franken: 1975 Franken bei der Groupe Mutuel (RA Basic Plus). • Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der Groupe Mutuel (MU Mundo). • Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre: 228 Franken bei der Groupe Mutuel (SB Bonus). • Spitalversicherung mit Beteiligung an den Kosten für Spi- talaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abtei- lung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Pri- vatabteilung: 486 Franken bei der Innova (Sanvita Switch). • Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt, womit Beteiligung für die halbprivate Abteilung ­gedeckt ist: 90 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld). Kosten total: 2839 Franken pro Jahr. Mehrkosten: 58 Franken, dafür mit Spitalversicherung halbprivat und Alternativmedizin. • Urs König, 35 Jahre alt. Gesundheit: Bril­ lenträger, Nichtraucher. Besucht ab und zu einen Os­ teopathen (Alternativmedizin). Schwere Bänderrisse an beiden Fussgelenken, zum Teil mit Operation behandelt (8 und 15 Jahre her). Zudem Zerrungen und Bänderan­ risse an Oberschenkel, Wade, Schulter. Sieben Jahre Vaskulitis (Hautausschlag) an den Fussgelenken, verur­ sacht durch zu viel Kaffeekonsum – heute komplett ver­ heilt. Trägt orthopädische Einlagen. Sport und Hobbys: Sehr sportlich, fährt täglich 16 Kilometer mit dem Fahr­ rad zu Arbeit, Joggen, Hallenfussball, Ski. Kein Fitness­ center. Krankenkosten in der Grundversicherung: Rund 1000 Franken pro Jahr.
  • 6. 11/2015  BILANZ 89 sagt Wirz. «Das wäre viel zu risikoreich», ergänzt er. Wenn da etwas passieren würde – unvorstellbar. Die Möglichkeit, dort anzurufen, hat sogar Vorteile: Wiederkehrende und auch neue Medikamentenrezepte können per Telefon bestellt werden. Das spart Zeit und Geld, vor allem bei einer hohen Franchise. Weniger Kosten, mehr Leistung. Dritter Fall: Die schwangere Be­ atrice Buck kann 745 Franken sparen und zugleich die Leistun­ gen erhöhen (siehe Seite 87). Neu hat sie eine Spitalversiche­ rung auf halbprivatem ­Niveau. Einzig die Franchise für die Grundversicherung wurde von 1500 auf 2500 Franken erhöht, was sich aber für Buck auszahlt, solange ihre jährlichen Krank­ heitskosten weiterhin nicht viel mehr als 1200 Franken betragen. Im Fall des sportlichen Urs König kann für 58 Franken Mehrkosten pro Jahr nicht nur die Spitalversicherung auf halb­ privatem Niveau finanziert werden, sondern auch eine Deckung für alternativmedizinische Leistungen (siehe Seite 88). Der ­Osteopath, den König ab und zu in Anspruch nimmt, würde neu von der Groupe Mutuel bezahlt. Im Fall des 52-jährigen Walter Bandowski bemerkt Stephan Wirz schnell, dass die Police noch uralte Produkte der CSS ­umfasst (siehe oben). «Von der Kasse gibt es neue Produkte, Versicherungssituation: • Grundversicherung im Standardmodell mit 300 Franken Franchise: 5260 Franken pro Jahr bei der CSS. • Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz plus nicht-kassen- pflichtige Medikamente, Brillen, Fitnesscenter etc.: 342 Franken pro Jahr bei der CSS (AVB-Version 1997). • Alternativmedizin mit 300 Franken Franchise, maximal 10 000 Franken pro Kalenderjahr und Selbstbehalt von 20 Prozent: 239 Franken bei der CSS (AVB-Version 2001). • Transport- und Rettungskosten: 18 Franken bei der CSS (Notfallversicherung AVB-Version 1997). • Kur- und Pflegeversicherung mit Tagesbeitrag von höchs- tens 80 Franken, maximal 800 Franken pro Jahr: 24 Franken bei der CSS (AVB-Version 1997). Kosten total: 5883 Franken pro Jahr. Empfehlung von Stephan Wirz: • Grundversicherung im Standardmodell mit einer Franchise von 300 Franken: 4559 Franken bei der Groupe Mutuel (AH Standard). • Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200 Franken jedes Jahr: 312 Franken bei der Groupe Mutuel (SB Bonus). • Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der Groupe Mutuel (MU Mundo). • Spitalversicherung mit ­Beteiligung an den Kosten für Spi- talaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abtei- lung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Pri- vatabteilung: 853 Franken bei der Innova (Sanvita Switch). • Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt, womit die Beteiligung für die halbprivate Abteilung gedeckt ist: 108 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld). Kosten total: 5892 Franken pro Jahr. Mehrkosten: 9 Franken. Mit Spitalversicherung halbprivat. Walter Bandowskiaus Zürich, 52 Jahre alt. Gesundheit: Brillenträger, seit sieben Jahren Nichtraucher, leidet an chronischen Kopfschmerzen, deswegen in Behandlung bei einer Ärztin für Naturheil­ verfahren. Geplatzter Blinddarm vor sieben Jahren. Sport und Hobbys: Fährt mit dem Velo zur Arbeit. Alte Motorräder fahren und Kontrabass spielen. Kranken­ kosten in der Grundversicherung: Über 1700 Franken. •
  • 7. 90  BILANZ  11/2015 Invest Krankenversicherungen die deutlich besser sind, aber der Stammkundschaft nicht automatisch angeboten werden», sagt Wirz. Nur schon durch einen Umstieg auf die neuen Produkte derselben Krankenkasse könnte einiges eingespart werden. Ausserdem missfällt dem Experten die Kur- und Pflegeversicherung der CSS gänzlich. Die 80 Franken pro Tag und maximal 800 Franken pro Kalen­ derjahr seien bei einer Kur ein sehr magerer Beitrag. In der Empfehlung von Wirz muss Bandowski nur neun Franken pro Jahr mehr bezahlen, ist dafür aber im Spital neu in der halbpri­ vaten Abteilung versichert. Wäre er bereit, vom Standardmo­ dell auf ein ­Telefonmodell in der Grundversicherung umzustei­ gen, könnte Bandowski einige hundert Franken einsparen. Der Trick mit der Ehefrau. Da dieser über 50 Jahre alt ist und an chronischen Kopfschmerzen leidet, könnte es allerdings schwierig werden, in der Halbprivatversicherung angenommen zu werden. Zum Alter sagt Wirz, dass es ab etwa 45 Jahren schwieriger wird, eine ­Spitalzusatzversicherung abzuschlies­ sen – vor allem dann, wenn einzelne Leiden schon bekannt sind. Wer aber eine Operation schon vor mehr als fünf Jahren hinter sich hat, müsse sich deswegen keine grossen Sorgen ­machen. «Die Krankenkassen fragen nur fünf Jahre zurück.» Die sieben häufigsten Fehler bei Grund- und Zusatzversicherung 1. Teure Anbieter in der Grund- versicherung (Beispiele: Bandow- ski und Buck). 2. Teures Standardmodell in der Grundversicherung bzw. kein ­alternatives Modell wie Telmed (Bohlen, Bandowski). 3. Falsche Franchise – meist zu tief (Bohlen, Bandowski). 4. Fehlende Deckungen, etwa für Alternativmedizin (König) und für Heilungskosten-Zusatz (Buck). 5. Falsche bzw. teure Spitalde- ckung – nur allgemein versichert, wenn über eine Flexdeckung auch Privatversicherung ­erschwinglich wäre (Bohlen, ­Bandowski). 6. Zahnkorrekturen bei Kindern nicht versichert. 7. Unfallrisiko bei Zusatzver­ sicherungen ausgeschlossen. Die besten Tipps für Kinder 1. Zahnversicherungen rechtzei- tig einschliessen: je früher, desto besser. Bei einzelnen Kassen ist bereits ab dem vierten Geburts- tag kein Abschluss mehr möglich, bei einer diagnostizierten Zahn- fehlstellung sowieso nicht mehr. 2. Versicherung einer Invalidität für Kinder einschliessen. Dies, weil sie keine Invaliditätsversi- cherung aus der Pensionskasse besitzen – Kinder haben ja noch gar keine Pensionskasse. 3. Private Spitalversicherung ist für Kinder oftmals nur zwei bis drei Franken teurer. Sie ermög- licht dem Kind im Erwachsenen- alter unabhängig vom Gesund- heitszustand das Wahlrecht, die hohe Deckung fortzuführen. Die besten Tipps für Frauen und Männer 1. Bei einer Mutterschaft ist eine gute Spitaldeckung wichtig, halbprivat oder privat. Es sind jedoch Karenzfristen zu beachten (in der Regel zwölf Monate nach Versicherungsbeginn). 2. Eine Versicherung, die zwi- schen Männer- und Frauentari- fen unterscheidet, ist oftmals für Männer viel günstiger, für Frauen ist hingegen eine Versi- cherung günstiger, die keine ­Unterscheidung vorsieht, da die Männer die Kosten für Schwan- gerschaft mittragen. Die besten Tipps für Erwachsene 1. Zahnversicherungen sind für Erwachsene kaum sinnvoll, also ausschliessen. 2. Eine gute Auslanddeckung ist wichtig, da oftmals keine Reise- versicherung abgeschlossen wird – wie zum Beispiel bei Einkaufs­ trips ins angrenzende Ausland. Häufig wiegen sich die Leute in falscher Sicherheit, weil sie Rega- Gönner sind. Transporte und Rettungen im Ausland sind ­jedoch nicht inklusive. Beim ETI-Schutzbrief sind zudem ­Behandlungskosten nur bevor- schusst, müssten also zurück­ erstattet werden. 3. Wer Arztkosten von weniger als 1200 Franken pro Jahr hat, sollte die Franchise in der Grund- versicherung auf das Maximum setzen – wenn künftig nicht deut- lich höhere Kosten absehbar sind. Erst wer Kosten über 1700 Franken hat, sollte die tiefste Franchise wählen. 4. Darauf schauen, wie die Prä- mien bei den halbprivaten und privaten Deckungen im Alter steigen. Sind die Prämien im Alter noch bezahlbar? Guter Rat Die häufigsten Fehler in der Krankenver­ sicherung – und die besten Tipps vom ­Experten. Wirz empfiehlt Bandowski, zusammen mit der Ehefrau zur neuen Kasse für die Spitalversicherung zu wechseln. «Das ­erhöht die Chancen für eine Aufnahme.» Natürlich sollen beide – wie die Protagonisten fast aller untersuchten Fälle – ebenfalls zur Groupe Mutuel und zur Innova. Darauf angesprochen, be­ gründet Stephan Wirz, dass die beiden Gesellschaften eben gute Produkte anböten, die sich passend kombinieren liessen. Was Verkaufsprovisionen betrifft, meint er, diese seien bei allen Krankenkassen etwa gleich hoch. Das wird von anderen Marktteilnehmern bestätigt, wenn auch mit der Einschrän­ kung, dass kleine Unterschiede bei der Provisionierung über eine hohe Verkaufsmenge eben auch mehr Einnahmen ­ergäben. Eine Umfrage unter anderen Versicherungsvermitt­ lern und Marktteilnehmern ergibt auf jeden Fall, dass die Leis­ tungen der Produkte von Groupe Mutuel und Innova gut seien und sicher mit den anderen Kassen mithalten könnten. Bei der Groupe Mutuel könne nur bemängelt werden, dass ihre Produkte zum Teil etwas aggressiv verkauft würden, was bei Kunden zu hohe Erwartungen wecke und wiederum zu Ent­ täuschungen führen könne. Deswegen seien möglicherweise die Kundenbewertungen zur Groupe Mutel bei Vergleichsportalen wie Comparis nicht ganz so gut wie bei anderen Anbietern. Stephan Wirz ist Mitglied der Ge- schäftsleitung beim Maklerzentrum Schweiz in Basel. Die Firma mit 140 Mitarbeitern ist auf die Vermittlung von Krankenkassen spezialisiert. • •