Bie diesem Vortrag auf der Smart Cities Week 2015 in Salzburg stelle ich in 10 Minuten die Kernergebnisse der 5-jährigen Evaluation des immer noch einzigen integrativen Smart-Cities-Projekts in Deutschland, der T-City Friedrichshafen, vor.
Lernen können - um die Frage des Titels zu beantworten - Smart Cities folgendes von der T-City Friedrichshafen:
Nutzen - Projekte müssen sich am Nutzen für die Nutzer orientieren. Das klingt trivial, ist es aber nicht. Smart Metering als Beispiel bringt für die Nutzer, die den Smart Meter einbauen lassen und auch noch bezahlen sollen (fast) keinen Nutzen.
Transparenz - Der wahre Nutzen der Smart Meter etnsteht erst dann, wenn deren Funktionalität zur Netzsteuerung genutzt werden kann. Dies ist auch so zu kommunizieren und die Kosten sind dann auch von den Nutznießern (den EVU) zu zahlen.
Privacy by Design - Mehr als die Hälfte der Befragten in der T-City Freidrichshafen haben Sorge, dass dem Schutz ihrer persönlichen Daten bei der Einführung neuer Technologien nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und diese Sorge haben sie zurecht. Alle Akteure, die gerne auch morgen noch in einer Demokratie leben wollen, sollten daher bei der Umsetzung von Smart City Aktivitäten auf Datensparsamkeit achten und Privacy-by-Design-Konzepte berücksichtigen.
Kommunikation - Bei allen Smart City Projekten ist bei der Kommunikation auf zwei Dinge besonders zu achten: 1) Die eigenen Ziele und Nutzen sind immer wieder und gegenüber allen möglichen Adressaten klar zu kommunizeren (s.o. Transparenz) und 2) der größere Teil der Kommunikationsressourcen sollte ins Zuhören investiert werden. Damit sind weniger Umfragen mit dem Tenor "Was wollt Ihr denn in der Smart City?" gemeint, als das Verstehen der Lebensbedingungen, Sorgen und Hoffnungen der sogenannten "Zielgruppen".
Mehr Informationen über die Evaluation des Smart-City-Projektes T-City Friedrichshafen gibt es auf der Webseite stadtundikt.de und in unserem Endbericht, der als Buch erschienen ist: Hatzelhoffer, Humboldt, Lobeck und Wiegandt (2013): Smart City konkret. Hier einige Beispielseiten: http://bit.ly/1DKUfuE
Bei Fragen zum Projekt oder auch zum Transfer für eigene Smart City Projekte, melden Sie sich einfach:
Michael Lobeck
lobeck@promediare.de
@michael_lobeck
cit stellt auf CeBIT neue Lösung für das Fördermittelmanagement vor
Was Smart Cities von der T-City Friedrichshafen lernen können
1. Was Smart Cities von der T-City
Friedrichshafen lernen können
Michael Lobeck
Geographisches Institut der Universität Bonn / promediare.de
für die Smart Cities Week 2015 in Salzburg
2.
3. Forschungsdesign
• Wirkung und Prozess
• Quantitativ:
Jährlich 1.000 BürgerInnen
• Qualitativ:
Jährlich ca. 30 BürgerInnen
und ca. 20 Zukünftler
• Politik, Experten, Presse,
Dokumente, Homepages, …
cwasteson, CC BY, flickr.com
8. "Die von der EU angestrebte
Rolloutquote von 80% bis 2022
über eine allgemeine
Einbauverpflichtung führt zu
einem gesamtwirtschaftlich
negativen Netto-Kapitalwert, und
ist zudem für den Großteil der
Kundengruppen wirtschaftlich
nicht zumutbar.“
(Ernst & Young 2013, S. 217)
Christian Haugen, CC BY 2.0, flickr.com
Herzlichen Dank für die Einladung zur Smart Cities Week 2015. (https://www.klimafonds.gv.at/assets/Uploads/Veranstaltungen/2015/Smart-Cities-Week-2015/ProgrammSCW2015DE.pdf)
Herr Tempel von der Deutschen Telekom hat Ihnen das Projekt T-City bereits vorgestellt.
Jetzt möchte ich Ihnen einige Einsichten aus der unabhängigen Begleitforschung vorstellen, die ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalforschung am Geographischen Institut der Universität Bonn von 2006 bis 2012 durchgeführt haben. (vgl. auch: stadtundikt.de)
Der Start. Cappuccino am See mit Blick auf die Schweizer Berge.
Und hier wollen die die Lebensqualität erhöhen – mit breitbandigem Internet.
Trotzdem haben wir ein Forschungsdesign entwickelt, dass auf einem subjektivem Ansatz beruhte.
Wenn die Friedrichshafener BürgerInnen uns sagten, die Lebensqualität habe sich erhöht, dann hatte sie sich erhöht.
1.000 jährlich zufällig ausgewählte BürgerInnen per Telefon und standardisiertem Fragebogen befragt.
Dieselben ca. 30 BürgerInnen jedes Jahr qualitativ interviewt.
Zukünftler (mit Technik ausgestattete Haushalte) intensiv begleitet
Viele Interviews mit Projektbeteiligten, Politik, Experten.
Zusätzlich Auswertung von Presse, Dokumenten, Homepages, ...
Mehr Infos zum Projekt im Endbericht „Smart City konkret“
Und auf der Webseite stadtundikt.de
Was genau passiert, Wie es zu bewerten ist?
Wir wissen es (noch) nicht.
Wir wissen aber, dass einfache Einschätzungen vermutlich falsch sind.
Jugendliche – danah boyd – Das soziale Leben vernetzter Jugendlicher
Jgdl gehen sehr differenziert mit dem Medium um; Es geht hier wie immer bei Jgdl um Peers und Wer mit wem und mit wem nicht usw
Frau Merkel hat mit diesem Satz vermutlich mehr recht, als viele hippe Internet-Freaks in ihrer Blase erkennen.
86% hatten von T-City gehört
36% stimmten dem Satz zu „Das Projekt T-City wird die Lebensqualität in FN erhöhen“
(Ist das viel oder ist das wenig? Man wollte alle erreichen, aber wer wartet schon in seinem Alltag auf eine solche Beglückung, vor allem, wenn er am Bodensee wohnt?)
43% der Männer
29% der Frauen
Stimmten dem Satz zu „Das Projekt T-City wird die Lebensqualität in FN erhöhen“
45% der in einem Teilprojekt involvierten
22% der NICHT in einem Teilprojekt involvierten
Stimmten dem Satz zu „Das Projekt T-City wird die Lebensqualität in FN erhöhen“
Alle Daten siehe: Hatzelhoffer / Humboldt / Lobeck / Wiegandt (2013): Smart City konkret.
Wir haben uns viele Einzelprojekte genauer angesehen.
Es gab sehr positiv bewertete, wie z.B. „Mobile Visite“ ein Projekt, in dem chronische Herzpatienten durch selbst vorgenommene Messungen von Gewicht, Blutdruck, etc häufiger zuhause bleiben konnten und nicht in die Klinik fahren mussten.
Es gab sehr negativ bewertete, wie z.B. die Lernplattform „Edunex“, die von den Schulen nicht angenommen wurde.
Ein großes Projekt mit mehr als 1.600 installierten „intelligenten“ Stromzählern in einem kompletten Stadtteil wurde gesondert in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE untersucht. 4,3% Einsparungen der Strommenge wurden berichtet. Das deckt sich mit 3,7%, die Fraunhofer ISE u.a. in der groß angelegten Intelliekon-Studie ermittelt hatten.
Und es deckt sich mit einer Studie, die Ernst&Young 2013 für das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft durchgeführt haben.
Ernst & Young (2013): Kosten-Nutzen-Analyse für einen flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler. Online verfügbar unter http://bit.ly/ernst_young_smartmetering, zuletzt geprüft am 15.02.2015.
Der Nutzen für den Endkunden ist also recht überschaubar.
Aber darum geht es bei Smart Metering und Smart Grid ja auch nicht. Es geht um Steuerung.
Das sollte man dann aber auch sagen und die, die steuern wollen, sollten die Steuerungsinstrumente dann auch finanzieren.
54% der Befragten in Friedrichshafen stimmten der Aussage zu, „Ich habe Sorge, dass der Schutz meiner persönlichen Daten bei der Einführung neuer Technologien nicht genug beachtet wird“.
Neben dem fehlenden Nutzen und intransparenten Zielen (Smart Meter) führt die Sorge um den Datenschutz und mangelnde Kommunikation (das zuhören fehlt, geredet wird genug) dazu, dass nicht 100% sondern 36% zustimmen zu der Aussage „Das Projekt T-City wird die Lebensqualität in FN erhöhen.“
Sorgen Sie bitte dafür, dass
Projekte einen echten wahrnehmbaren Nutzen für BürgerInnen schaffen, also dass sie echte Probleme der BürgerInnen lösen.
Projekte ihre tatsächlichen Ziele auch darstellen und nicht für BürgerInnen Pseudo-Ziele erfinden.
Privacy by design und Datensparsamkeit Grundprinzipien in allen Smart-City-Projekten sind, egal ob im Energiesektor oder woanders.
Kommunikation vor allem Zuhören bedeutet und weniger aufeinander einreden.
Dann lernen Sie aus dem erfolgreichen Smart-City-Projekt T-City Friedrichshafen und gestalten eine lebenswerte Zukunft.