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Helaba Volkswirtschaft/Research



                                      Länderfokus                                                                            22. März 2012




                                      Ungarn: Fünf vor zwölf
                        Autor:

              Marion Dezenter
                                         Ungarn hat in den Gesprächen mit EU und IWF bislang keine Fortschritte erzielt. Das Land
     Telefon: 0 69/91 32-28 41
                                         muss aber bald greifbare Ergebnisse vorweisen, um die nervösen Anleger zu beruhigen und
          research@helaba.de
                                         seine für 2012 anstehenden Zahlungen zu sichern. Vor allem der jüngste EU-Beschluss, bei
                                         weiter mangelhafter Haushaltskonsolidierung Fördergelder für 2013 einzufrieren, deutet eine
                                         härtere Gangart der internationalen Organisationen an.
                    Redaktion:

        Dr. Stefan Mitropoulos
                                      Das Wachstum des ungarischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) fiel im Schlussquartal 2011 mit ei-
                                      nem Plus von 1,5 % gegenüber dem Vorjahr (+0,3 % im Quartalsvergleich) besser aus als befürch-
                                      tet. Im Gesamtjahr 2011 lag das reale Wachstum mit 1,7 % etwas höher als im Vorjahr (+1,3 %).
                 Herausgeber:
                                      Von der starken Rezession 2009 (-6,8 %) hat sich das Land aber noch nicht erholt. Die nachlas-
          Dr. Gertrud R. Traud        sende Konjunkturdynamik in Ungarn und in den Hauptexportmärkten in der EU, notwendige Kon-
Chefvolkswirt/Leitung Research        solidierungsmaßnahmen der öffentlichen Hand, die hohe Arbeitslosigkeit und die pessimistische
Landesbank Hessen-Thüringen           Haltung der Verbraucher deuten auf ein schwaches Jahr 2012 hin. Über eine Stagnation wird die
                MAIN TOWER            ungarische Wirtschaft nicht hinauskommen, bevor 2013 voraussichtlich wieder ein BIP-Wachstum
      Neue Mainzer Str. 52-58         von 1,4 % erreicht wird.
      60311 Frankfurt am Main
     Telefon: 0 69/91 32-20 24        Ein Ziel, das Viktor Orban nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 2010 ausrief, wurde damit
     Telefax: 0 69/91 32-22 44        verfehlt: Ohne internationale Finanzhilfe und v.a. ohne die damit verbundenen Auflagen wollte er
                                      das Land wieder auf einen Wachstumspfad bringen. Die 2008 mit EU und IWF vereinbarten
                                      Hilfsprogramme wurden daher 2010 nicht verlängert. Jedoch ist die Unabhängigkeit des Landes
                                      offenbar geringer als angenommen, denn im November 2011 ersuchte Orban überraschend erneut
                                      um Unterstützung bei EU und IWF.

      Ungarn hält sich bei nachlassender Dynamik…                           …im positiven Wachstumsbereich
      Reales BIP gegenüber dem Vorquartal in %                              Reales BIP gegenüber dem Vorjahr in %




      Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                   Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                      In den Gesprächen stehen neben umstrittenen gesetzlichen Maßnahmen besonders die öffentlichen
                                      Haushalte im Fokus. Dabei hat sich das in den Vorjahren übliche Staatsdefizit 2011 in einen
                                      Haushaltsüberschuss von 1,2 % des BIP gekehrt. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich diese ver-
                                      meintliche Konsolidierung allerdings als Potemkinsches Dorf: Ohne Sondereinnahmen etwa aus
Länderfokus: Ungarn




                                    der Rückverstaatlichung privater Pensionsgelder und aus sektorspezifischen Sondersteuern resul-
                                    tierte für 2011 ein Defizit von rund 6 %. Der Schuldenstand ist in den vergangenen Jahren eben-
                                    falls rasant angestiegen und erreichte 2011 gut 80 % des BIP – über 20 Prozentpunkte mehr als im
                                    Jahr des EU-Beitritts 2004 und mit Abstand der höchste Wert in der Region.

                                    Die EU-Kommission sieht das ungarische Vorgehen kritisch: Seit 2004 läuft wegen der wiederhol-
                                    ten Überschreitung der Maastricht-Grenzwerte (3 % des BIP beim Defizit und 60 % beim Schul-
      EU droht mit Kürzung
                                    denstand) ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn. Neu ist aber der Beschluss der EU-
        von Fördergeldern
                                    Kommission im März, dem Land 2013 rund 500 Mio. Euro (ca. 30 %) an Fördermitteln vorzuent-
                                    halten, sollten keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Damit rückt die Uhr quasi auf fünf
                                    vor zwölf. Die EU verschärft deutlich ihre Gangart, denn bislang hat kein anderes Vertragsverlet-
                                    zungsverfahren dieses Stadium erreicht. Im Juni soll eine erneute Prüfung der Sachlage stattfinden.

Ungarn bei Budgetdefizit und…                                                      …Schuldenstand außerhalb der Maastricht-Grenzen
Öffentliche Defizite in % des BIP                                                  Öffentlicher Schuldenstand in % des BIP
  2                                                                        2
                                                                                    100                                                                    100
  1                                                  Ungarn                1         90                                           Ungarn                   90
  0                                                                        0         80         Tschechien                                                 80
         2007    2008      2009      2010     2011     2012*      2013*              70                                                                    70
 -1                                                                        -1
                                                                                     60                                                                    60
 -2                                                                        -2                                Polen
                                                              Tschechien             50                                                                    50
 -3                                                                        -3
                                                                                     40                                                                    40
 -4                                                                        -4        30                                                                    30
 -5                                                                        -5        20                                                                    20
 -6                                                                        -6        10                                                                    10
                                                                                      0                                                                    0
 -7                                           Polen                        -7
                                                                                           2007       2008     2009     2010    2011       2012*   2013*
 -8                                                                     -8
*Prognosen                    Quellen: EIU, Helaba Volkswirtschaft/Research        *Prognosen                    Quellen: EIU, Helaba Volkswirtschaft/Research


                                    Anleger nervös

                                    An den Finanzmärkten wird Ungarn aufgrund seines schwachen Wachstums und der hohen Ver-
                                    schuldung mit großer Vorsicht betrachtet. Der unberechenbare Kurs der ungarischen Regierung
                                    geriet des Öfteren in die Schlagzeilen und hat damit nicht zur Beruhigung der Anleger beigetragen.
                                    Das Resultat ist eine hohe Schwankungsanfälligkeit bei der Rendite der Staatsanleihen und der
                                    Währung. Im Herbst 2011 stiegen die Zinsen für 10-jährige ungarische Bonds wieder deutlich – in
                                    der Spitze auf 11,7 % Anfang 2012. Der Forint erreichte gegenüber dem Euro zu Jahresbeginn ein
                                    neues Allzeittief von rund 320. Nachdem die ungarische Regierung ihren Willen zur Zusammen-
                                    arbeit mit den Organisationen bekundet hat, liegt er aktuell bei 290 Forint je Euro.

Anleger beurteilen Entwicklung in Ungarn…                                          …mit großer Vorsicht
Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in %                                            Währungen zum Euro, Index, 1.1.2010 = 100




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                                Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research




                                    Helaba Volkswirtschaft/Research · 22. März 2012· © Helaba                                                                    2
Länderfokus: Ungarn




                      Sowohl die hohen Zinsen als auch die schwache Währung sind für Ungarn eine enorme Belastung,
                      denn das Land hat 2012 einen erheblichen Refinanzierungsbedarf von umgerechnet rund 15 bis
             Hoher
                      20 Mrd. Euro und darüber hinaus Rückzahlungsverpflichtungen aus früheren Krediten verschiede-
Finanzierungsbedarf
                      ner internationaler Organisationen. Allein für den letzten Stand-by-Kredit des IWF sind in diesem
              2012
                      Jahr 3 ½ Mrd. Euro fällig. Auch im Hinblick auf den großen Anteil an Fremdwährungskrediten in
                      Ungarn bedeutet der schwache Forint eine zusätzliche Erschwernis für die Wirtschaft.

                      Ende 2011 machte die rasant steigende Rendite bei Staatsanleihen und die daraus resultierende
                      Verteuerung der staatlichen Refinanzierung das Hilfeersuchen beim IWF notwendig. Dass hier
                      noch keine Einigung erzielt werden konnte, liegt daran, dass der IWF bislang die geforderten
                      spürbaren Fortschritte im Sinne einer stabilitätsorientierten Politik in Ungarn vermisst. Eine Alter-
                      native zu internationaler Hilfe ist jedoch nicht in Sicht. Die eigenen wirtschaftspolitischen Mög-
                      lichkeiten Ungarns sind aufgrund der schwierigen Haushaltslage erschöpft. Ebenso befindet sich
                      die Notenbank in einem Dilemma: Sie kann die Zinsen nicht senken, denn die Inflation liegt mit
                      fast 6 % wegen der gestiegenen Rohstoffpreise, der Mehrwertsteuer-Erhöhung Anfang Januar und
                      des schwachen Forint mittlerweile deutlich außerhalb des Notenbank-Ziels von 3 % +/- 1 Prozent-
                      punkt. Zinsanhebungen würden die Konjunktur weiter schwächen.

                      Ungarische Zentralbank mit wenig Spielraum
                      Leitzins in %




                      Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research



                      Die gegenwärtige Konstellation verdeutlicht, dass die ungarische Regierung bei Verhandlungen
                      mit den internationalen Organisationen nicht mehr auf Zeit spielen kann. Zwar konnte bereits der
                      Kontakt zum Währungsfonds die nervösen Anleger etwas beruhigen. Ungarn wird aber gut daran
                      tun, den Absichtserklärungen nun schnell konkrete Schritte folgen zu lassen und alles für eine
                      baldige Einigung mit den Institutionen zu tun.

                      Wirtschaftsdaten Ungarn

                                                                                         2011s   2012p         2013p


                      Bruttoinlandsprodukt                             % gg. Vj., real    1,7     0,0            1,4
                      Privater Konsum                                  % gg. Vj., real    0,5    -2,7           -0,7
                      Bruttoanlageinvestitionen                        % gg. Vj., real    0,1    -3,5           -1,0
                      Exporte                                          % gg. Vj., real   10,8    -1,0            5,0
                      Importe                                          % gg. Vj., real    5,9    -2,5            3,7
                      Leistungsbilanzsaldo                              % des BIP         1,6     1,0            0,5
                      Budgetsaldo (gemäß ESA)                           % des BIP         1,2    -5,0           -4,0
                      Arbeitslosenquote                                      %           11,0    11,2           10,7
                      Inflationsrate                                     % gg. Vj.        3,9     5,5            4,0
                      Quelle: EIU, Helaba Volkswirtschaft/Research 




                      Helaba Volkswirtschaft/Research · 22. März 2012· © Helaba                                           3

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  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Länderfokus 22. März 2012 Ungarn: Fünf vor zwölf Autor: Marion Dezenter Ungarn hat in den Gesprächen mit EU und IWF bislang keine Fortschritte erzielt. Das Land Telefon: 0 69/91 32-28 41 muss aber bald greifbare Ergebnisse vorweisen, um die nervösen Anleger zu beruhigen und research@helaba.de seine für 2012 anstehenden Zahlungen zu sichern. Vor allem der jüngste EU-Beschluss, bei weiter mangelhafter Haushaltskonsolidierung Fördergelder für 2013 einzufrieren, deutet eine härtere Gangart der internationalen Organisationen an. Redaktion: Dr. Stefan Mitropoulos Das Wachstum des ungarischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) fiel im Schlussquartal 2011 mit ei- nem Plus von 1,5 % gegenüber dem Vorjahr (+0,3 % im Quartalsvergleich) besser aus als befürch- tet. Im Gesamtjahr 2011 lag das reale Wachstum mit 1,7 % etwas höher als im Vorjahr (+1,3 %). Herausgeber: Von der starken Rezession 2009 (-6,8 %) hat sich das Land aber noch nicht erholt. Die nachlas- Dr. Gertrud R. Traud sende Konjunkturdynamik in Ungarn und in den Hauptexportmärkten in der EU, notwendige Kon- Chefvolkswirt/Leitung Research solidierungsmaßnahmen der öffentlichen Hand, die hohe Arbeitslosigkeit und die pessimistische Landesbank Hessen-Thüringen Haltung der Verbraucher deuten auf ein schwaches Jahr 2012 hin. Über eine Stagnation wird die MAIN TOWER ungarische Wirtschaft nicht hinauskommen, bevor 2013 voraussichtlich wieder ein BIP-Wachstum Neue Mainzer Str. 52-58 von 1,4 % erreicht wird. 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Ein Ziel, das Viktor Orban nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 2010 ausrief, wurde damit Telefax: 0 69/91 32-22 44 verfehlt: Ohne internationale Finanzhilfe und v.a. ohne die damit verbundenen Auflagen wollte er das Land wieder auf einen Wachstumspfad bringen. Die 2008 mit EU und IWF vereinbarten Hilfsprogramme wurden daher 2010 nicht verlängert. Jedoch ist die Unabhängigkeit des Landes offenbar geringer als angenommen, denn im November 2011 ersuchte Orban überraschend erneut um Unterstützung bei EU und IWF. Ungarn hält sich bei nachlassender Dynamik… …im positiven Wachstumsbereich Reales BIP gegenüber dem Vorquartal in % Reales BIP gegenüber dem Vorjahr in % Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research In den Gesprächen stehen neben umstrittenen gesetzlichen Maßnahmen besonders die öffentlichen Haushalte im Fokus. Dabei hat sich das in den Vorjahren übliche Staatsdefizit 2011 in einen Haushaltsüberschuss von 1,2 % des BIP gekehrt. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich diese ver- meintliche Konsolidierung allerdings als Potemkinsches Dorf: Ohne Sondereinnahmen etwa aus
  • 2. Länderfokus: Ungarn der Rückverstaatlichung privater Pensionsgelder und aus sektorspezifischen Sondersteuern resul- tierte für 2011 ein Defizit von rund 6 %. Der Schuldenstand ist in den vergangenen Jahren eben- falls rasant angestiegen und erreichte 2011 gut 80 % des BIP – über 20 Prozentpunkte mehr als im Jahr des EU-Beitritts 2004 und mit Abstand der höchste Wert in der Region. Die EU-Kommission sieht das ungarische Vorgehen kritisch: Seit 2004 läuft wegen der wiederhol- ten Überschreitung der Maastricht-Grenzwerte (3 % des BIP beim Defizit und 60 % beim Schul- EU droht mit Kürzung denstand) ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn. Neu ist aber der Beschluss der EU- von Fördergeldern Kommission im März, dem Land 2013 rund 500 Mio. Euro (ca. 30 %) an Fördermitteln vorzuent- halten, sollten keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Damit rückt die Uhr quasi auf fünf vor zwölf. Die EU verschärft deutlich ihre Gangart, denn bislang hat kein anderes Vertragsverlet- zungsverfahren dieses Stadium erreicht. Im Juni soll eine erneute Prüfung der Sachlage stattfinden. Ungarn bei Budgetdefizit und… …Schuldenstand außerhalb der Maastricht-Grenzen Öffentliche Defizite in % des BIP Öffentlicher Schuldenstand in % des BIP 2 2 100 100 1 Ungarn 1 90 Ungarn 90 0 0 80 Tschechien 80 2007 2008 2009 2010 2011 2012* 2013* 70 70 -1 -1 60 60 -2 -2 Polen Tschechien 50 50 -3 -3 40 40 -4 -4 30 30 -5 -5 20 20 -6 -6 10 10 0 0 -7 Polen -7 2007 2008 2009 2010 2011 2012* 2013* -8 -8 *Prognosen Quellen: EIU, Helaba Volkswirtschaft/Research *Prognosen Quellen: EIU, Helaba Volkswirtschaft/Research Anleger nervös An den Finanzmärkten wird Ungarn aufgrund seines schwachen Wachstums und der hohen Ver- schuldung mit großer Vorsicht betrachtet. Der unberechenbare Kurs der ungarischen Regierung geriet des Öfteren in die Schlagzeilen und hat damit nicht zur Beruhigung der Anleger beigetragen. Das Resultat ist eine hohe Schwankungsanfälligkeit bei der Rendite der Staatsanleihen und der Währung. Im Herbst 2011 stiegen die Zinsen für 10-jährige ungarische Bonds wieder deutlich – in der Spitze auf 11,7 % Anfang 2012. Der Forint erreichte gegenüber dem Euro zu Jahresbeginn ein neues Allzeittief von rund 320. Nachdem die ungarische Regierung ihren Willen zur Zusammen- arbeit mit den Organisationen bekundet hat, liegt er aktuell bei 290 Forint je Euro. Anleger beurteilen Entwicklung in Ungarn… …mit großer Vorsicht Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in % Währungen zum Euro, Index, 1.1.2010 = 100 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Helaba Volkswirtschaft/Research · 22. März 2012· © Helaba 2
  • 3. Länderfokus: Ungarn Sowohl die hohen Zinsen als auch die schwache Währung sind für Ungarn eine enorme Belastung, denn das Land hat 2012 einen erheblichen Refinanzierungsbedarf von umgerechnet rund 15 bis Hoher 20 Mrd. Euro und darüber hinaus Rückzahlungsverpflichtungen aus früheren Krediten verschiede- Finanzierungsbedarf ner internationaler Organisationen. Allein für den letzten Stand-by-Kredit des IWF sind in diesem 2012 Jahr 3 ½ Mrd. Euro fällig. Auch im Hinblick auf den großen Anteil an Fremdwährungskrediten in Ungarn bedeutet der schwache Forint eine zusätzliche Erschwernis für die Wirtschaft. Ende 2011 machte die rasant steigende Rendite bei Staatsanleihen und die daraus resultierende Verteuerung der staatlichen Refinanzierung das Hilfeersuchen beim IWF notwendig. Dass hier noch keine Einigung erzielt werden konnte, liegt daran, dass der IWF bislang die geforderten spürbaren Fortschritte im Sinne einer stabilitätsorientierten Politik in Ungarn vermisst. Eine Alter- native zu internationaler Hilfe ist jedoch nicht in Sicht. Die eigenen wirtschaftspolitischen Mög- lichkeiten Ungarns sind aufgrund der schwierigen Haushaltslage erschöpft. Ebenso befindet sich die Notenbank in einem Dilemma: Sie kann die Zinsen nicht senken, denn die Inflation liegt mit fast 6 % wegen der gestiegenen Rohstoffpreise, der Mehrwertsteuer-Erhöhung Anfang Januar und des schwachen Forint mittlerweile deutlich außerhalb des Notenbank-Ziels von 3 % +/- 1 Prozent- punkt. Zinsanhebungen würden die Konjunktur weiter schwächen. Ungarische Zentralbank mit wenig Spielraum Leitzins in % Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research Die gegenwärtige Konstellation verdeutlicht, dass die ungarische Regierung bei Verhandlungen mit den internationalen Organisationen nicht mehr auf Zeit spielen kann. Zwar konnte bereits der Kontakt zum Währungsfonds die nervösen Anleger etwas beruhigen. Ungarn wird aber gut daran tun, den Absichtserklärungen nun schnell konkrete Schritte folgen zu lassen und alles für eine baldige Einigung mit den Institutionen zu tun. Wirtschaftsdaten Ungarn 2011s 2012p 2013p Bruttoinlandsprodukt % gg. Vj., real 1,7 0,0 1,4 Privater Konsum % gg. Vj., real 0,5 -2,7 -0,7 Bruttoanlageinvestitionen % gg. Vj., real 0,1 -3,5 -1,0 Exporte % gg. Vj., real 10,8 -1,0 5,0 Importe % gg. Vj., real 5,9 -2,5 3,7 Leistungsbilanzsaldo % des BIP 1,6 1,0 0,5 Budgetsaldo (gemäß ESA) % des BIP 1,2 -5,0 -4,0 Arbeitslosenquote % 11,0 11,2 10,7 Inflationsrate % gg. Vj. 3,9 5,5 4,0 Quelle: EIU, Helaba Volkswirtschaft/Research  Helaba Volkswirtschaft/Research · 22. März 2012· © Helaba 3