Weitere ähnliche Inhalte Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20) Devisenreport.pdf1. Helaba Volkswirtschaft/Research
Devisenreport 20. Januar 2012
Im Fokus 1
1.1 US-Dollar: Entspannung belastet sicheren Hafen 2
Autor: 1.2 Britisches Pfund: Aufwertung vor dem Ende 3
Christian Apelt, CFA 1.3 Schweizer Franken: Neuer Kopf, alte Politik 4
Telefon: 0 69/91 32-47 26 1.4 Japanischer Yen: Atempause für den Vorjahressieger 5
research@helaba.de 1.5 Neuseeland-Dollar: Mit wenig Potenzial 6
2 Kompakt: AUD, CAD und ZAR 8
Helaba Währungsprognosen 9
Redaktion:
Claudia Windt Im Fokus
Euro-Performance im Monatsvergleich
% gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 23.12.2011 bis zum 19.01.2012)
Herausgeber:
Dr. Gertrud Traud
0,6 US-Dollar
Chefvolkswirt/Leitung Research
1,9 Japanischer Yen
Landesbank Hessen-Thüringen
0,0 Britisches Pfund
MAIN TOWER
1,1 Schweizer Franken
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main 1,6 Kanadischer Dollar
Telefon: 0 69/91 32-20 24 3,2 Australischer Dollar
Telefax: 0 69/91 32-22 44 4,3 Neuseeland-Dollar
2,5 Schwedische Krone
1,8 Norwegische Krone
1,8 Tschechische Krone
3,1 Polnischer Zloty
1,2 Ungarischer Forint
0,4 Russischer Rubel
4,7 Türkische Lira
2,8 Koreanischer Won
2,0 Chinesischer Yuan
6,7 Indische Rupie
3,5 Südafrikanischer Rand
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt 6,2 Brasilianischer Real
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
5,3 Mexikanischer Peso
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
nen Angaben dienen der Information. Sie
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
Anlageentscheidungen verstanden werden.
2. Devisenreport
1.1 US-Dollar: Entspannung belastet sicheren Hafen
Am Devisenmarkt schloss der Japanische Yen das abgelaufene Jahr als Sieger ab, gefolgt vom
Chinesischen Yuan. Unter den Industrieländerwährungen lag der US-Dollar an zweiter Stelle. In
den letzten Wochen dominierte die Euro-Schwäche, der Euro-Dollar-Kurs fiel bis auf 1,26 und
damit auf den tiefsten Stand seit August 2010. Auch werteten einige Währungen aus Schwellen-
ländern sowie der Rohstoffexporteure merklich auf. Der negative Zusammenhang zwischen Euro-
Dollar-Kurs und Risikoneigung an den Finanzmärkten hat zwar nachgelassen, ist jedoch nicht
auseinandergebrochen. Zuletzt erholte sich der Euro jedoch wieder.
Die expansive Geldpolitik trägt erheblich zur Schwäche des Euro bei. Die EZB stellt den Ge-
schäftsbanken sehr großzügig Liquidität bereit, ihre Bilanzsumme bzw. die Geldbasis expandiert
Positivere
kräftig. Die Frage nach einem neuen Kaufprogramm der Federal Reserve ist in den Hintergrund
US-Konjunktur
gerückt, selbst wenn einzelne Notenbanker solche Käufe als sinnvoll erachten. Zuletzt überzeugten
die US-Konjunkturdaten insgesamt. Insbesondere der Arbeitsmarkt weist eine Verbesserung auf,
die Arbeitslosenquote fiel auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren, die Unternehmerstim-
mung verbesserte sich. Damit kann die Fed trotz leicht nachlassender Inflation neue quantitative
Maßnahmen derzeit kaum begründen.
Expansivere EZB-Politik begründete Euro-Schwäche Rekordhohe Verkaufsposition als Kontraindikator
Verhältnis der Geldbasis US-Dollar vs. Euro US-$ Kontrakte in Tsd. US-$
2,6 1,50 150 1,50
EUR-USD (rechte Skala)
2,5
EUR-USD 100 1,45
2,4 1,45
(rechte Skala)
2,3 50 1,40
2,2 1,40
2,1 0 1,35
1,35
2,0 -50 1,30
1,9 1,30
1,8 -100 1,25
USD- vs. EUR-Geldbasis
1,7 1,25
(linke Skala) -150 Netto-Kaufsposition (EUR-USD) 1,20
1,6
von Spekulanten (linke Skala)
1,5 1,20 -200 1,15
Apr Jun Aug Okt Dez Feb Apr Jun Aug Okt Dez 2009 2010 2011
2010 2011 2012
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die von der EZB verursachte Euro-Flut kann sich indirekt positiv auf den Wechselkurs auswirken.
Denn so wird das Bankensystem stabilisiert, die Risikoprämien für Banken gingen zuletzt zurück.
Anzeichen für Krisen-
Aber auch beim Hauptproblem, den Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie, zeichnet sich insge-
entspannung
samt eine Verbesserung ab. Die Risikoaufschläge insbesondere für kürzer laufende Papiere aus
Italien und Spanien sind massiv zurückgegangen – trotz der Ratingabstufungen von S&P. Somit
steigt die Hoffnung, dass die Krisenländer ihren anstehenden erheblichen Refinanzierungsbedarf
aus eigener Kraft decken können. Gleichfalls versuchen die neuen Regierungen in Italien und
Spanien den Haushalt zu konsolidieren und zu reformieren. Wenn hier neue Hiobsbotschaften
ausbleiben, hat die Schuldenkrise ihren Zenit bereits überschritten. Die Umschuldung Griechen-
lands bleibt allerdings ein maßgeblicher Unsicherheitsfaktor. Mit einer abebbenden Krise muss die
EZB ihre Geldpolitik nicht mehr expansiver gestalten. Die Notenbank wird vermutlich nicht unli-
mitiert Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie kaufen. Mit einem wachsenden Vertrauen im Fi-
nanzsektor kann die aufgeblähte Geldbasis auch wieder schrumpfen. Die Renditendifferenz zwei-
jähriger Bundesanleihen zu US-Treasuries wird sich wohl wieder zu Gunsten des Euro bewegen,
insbesondere wenn weitere EZB-Zinssenkungen ausbleiben. Außerdem können der in der Öffent-
lichkeit herrschende Euro-Pessimismus wie auch die rekordhohen Verkaufspositionen spekulativer
Investoren als Kontraindikatoren gewertet werden. Die Leerverkäufe müssen irgendwann wieder
eingedeckt werden. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich daher im Bereich von 1,25 bis 1,30 auspen-
deln und dann eine positive Trendwende vollziehen, die den Kurs in Richtung 1,40 tragen sollte.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 2
3. Devisenreport
1.2 Britisches Pfund: Aufwertung vor dem Ende
Das Britische Pfund konnte sich endlich einmal von den Problemen der Eurozone lösen. Die all-
gemeine Schwäche des Euro in den letzten Wochen führte auch zu einem Rückgang des Euro-
Pfund-Kurses bis auf 0,82, dem tiefsten Stand seit September 2010. Gegenüber dem US-Dollar
wertete das Pfund Sterling dennoch etwas ab.
Konjunkturell sieht die Situation in Großbritannien kaum besser als in der Eurozone aus. Die
Wirtschaft bewegt sich am Rande einer Rezession. Nach einem Zuwachs von 0,6 % in der Vorpe-
BIP-Rückgang
riode dürfte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2011 schrumpfen. So fiel im November
in Q4 droht
die Industrieproduktion erneut. Der Dienstleistungssektor wird diesen Rückgang nicht ausgleichen
können. Eine technische Rezession, also zwei rückläufige Quartale in Folge, ist jedoch nicht unbe-
dingt zu erwarten. Denn im Dezember haben einige Stimmungsindikatoren Erholungssignale an-
gezeigt. Die Einkaufsmanagerindizes legten sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch bei den
Dienstleistungen zu. Sogar aus dem Einzelhandel gab es positive Daten. Der Arbeitsmarkt befindet
sich nach wie vor in schwierigem Fahrwasser, die Quote stieg zuletzt auf 8,4 %. Der Wohnimmo-
bilienmarkt tritt auf der Stelle. Leicht verbesserte Realeinkommen werden den privaten Konsum
stabilisieren, die Unternehmen bleiben vermutlich vorsichtig, der Staat begrenzt seine Ausgaben.
Insgesamt erweist sich das Wirtschaftswachstum 2012 auch ohne eine Rezession als sehr mäßig.
Euro-Pfund-Kurs sucht den Boden Notenpressen der BoE folgen der EZB
GBP US-$ Mrd. GBP Bio. Euro
0,98 2,1 340 2,8
0,95
EUR-GBP (lhs) 2,7
2,0
320 EZB-Bilanzsumme
0,92 2,6
1,9 (rechte Skala)
2,5
0,89 300
1,8 2,4
0,86
1,7 280 2,3
0,83
1,6 2,2
0,80 260 Bank of England-Bilanzsumme
(linke Skala) 2,1
0,77 1,5
2,0
GBP-USD (rhs) 240
0,74 1,4 1,9
0,71 1,3 220 1,8
2008 2009 2010 2011 2010 2011
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Inflation in Großbritannien kann doch noch sinken. Der Dezember-Wert von 4,2 % gegenüber
Vorjahr wurde zuletzt im März 2011 unterboten. Basiseffekte – die Mehrwertsteuererhöhung so-
Bank of England bald
wie der Energiepreisanstieg von Anfang 2011 – sprechen für einen weiteren Inflationsrückgang.
wieder expansiver
Die angestrebte Zielmarke von 2,0 % wird 2012 voraussichtlich dennoch nicht erreicht. Die Bank
als EZB
of England (BoE) hatte trotz hoher Teuerung im Oktober ein Kaufprogramm für Staatsanleihen
begonnen, das Anfang Februar ausläuft. Angesichts der schwächeren Konjunktur und der gesun-
kenen Inflation kann die Notenbank ihre Käufe um 50 oder 75 Mrd. Pfund fortsetzen. Zurzeit
rotieren die Notenpressen der EZB noch schneller als die der BoE. Im Jahresverlauf dürfte der
Faktor Geldpolitik wieder eindeutig zu Lasten des Pfunds schwingen. In einem ruhigeren Finanz-
marktumfeld dürfte sich die Renditedifferenz deutscher zu britischen Staatsanleihen zu Gunsten
des Euro bewegen. Gemäß Kaufkraftparitäten ist die Unterbewertung des Pfund Sterling nahezu
verschwunden. Der Euro-Pfund-Kurs dürfte daher seinen Boden ausbilden und im Jahresverlauf in
Richtung 0,88 ansteigen. Im Vergleich zum US-Dollar sieht das Bild anders aus. Der Greenback
hat vor allem als sicherer Anlagehafen profitiert. Mangels Zinserhöhungsperspektive und mit
wachsender Risikoneigung wird die US-Währung weniger gefragt werden und auch gegenüber
dem Pfund abwerten. Der Pfund-Dollar-Kurs könnte dann bis 1,65 ansteigen. Die Renditen zehn-
jähriger Gilts werden sich 2012 im Einklang mit Bunds und Treasuries erhöhen und zum Jahres-
ende näher bei 3 % als bei 2 % liegen.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 3
4. Devisenreport
1.3 Schweizer Franken: Neuer Kopf, alte Politik
Mitte August 2011 war der Schweizer Franken extrem überbewertet, insbesondere gegenüber dem
US-Dollar. Nach der Kaufkraftparität unterstellte der Dollar-Franken-Kurs damals eine um
Ein guter Deal…
60 Prozentpunkte höhere Inflation in den USA (s. Devisenreport vom 18.08.2011). Tatsächlich hat
der US-Dollar seit dem 15. August, wenige Tage nach dem Tief, gegenüber der Schweizer Wäh-
rung um mehr als 20 % aufgewertet. Zur Franken-Schwäche hatte die Schweizer Notenbank
(SNB) wesentlich beigetragen. Bereits Anfang August senkte die SNB ihren Leitzins und erhöhte
die Liquidität, Anfang September setzte sie einen Mindestkurs gegenüber dem Euro fest. Daher
war es eine gute Idee auf einen steigenden Dollar-Franken-Kurs zu setzen.
Nach dem Rücktritt des SNB-Präsidenten Hildebrand legte der Franken gegenüber dem Euro et-
was zu. Wird unter einem noch zu ernennenden Nachfolger die Notenbank etwa ein Kurswechsel
beim Wechselkursziel vornehmen? Die fundamentale Entwicklung spricht eher dagegen. Die
Preisentwicklung befindet sich weiter im deflatorischen Terrain. Insgesamt fielen die Preise um
0,7 %, die Kernrate um sogar 1,1 % gegenüber Vorjahr. Die konjunkturelle Lage ist schwierig. So
deutet der KOF-Index an, dass sich die Schweizer Wirtschaft am Rande einer Rezession befindet.
Der im Dezember gestiegene Einkaufsmanagerindex hingegen macht Hoffnung, dass die Abwärts-
spirale gestoppt werden kann. Der Export verlangsamt sich, aber trotz der vorherigen massiven
Franken-Aufwertung fällt er nicht in sich zusammen. Insgesamt sprechen aber sowohl Konjunktur-
als auch Preisentwicklung weiter für eine expansive Geldpolitik, d.h. von dieser Seite her wird die
SNB ihr Wechselkursziel nicht aufgeben.
Franken stabil vs. Euro, schwach vs. US-Dollar Anstieg der Devisenreserven hält sich in Grenzen
CHF CHF Mrd. CHF
1,40 1,10 300 300
EUR-CHF (linke Skala) 275 275
1,35 15.08.11 1,05
250 SNB-Devisenreserven 250
1,30 1,00 225 225
200 200
1,25 0,95
175 175
1,20 0,90 150 150
1,15 0,85 125 125
USD-CHF (rechte Skala) 100 100
1,10 0,80 75 75
1,05 0,75 50 50
25 25
1,00 0,70 0 0
Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep
2010 2011 2008 2009 2010 2011
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
Bislang war es für die SNB wohl nicht so schwierig, ihr Wechselkursziel zu halten. Zwar sind im
Dezember ihre Devisenreserven gestiegen, lagen aber in etwa auf dem Niveau vom August. Die
Wechselkurs verursacht
SNB erwirtschaftete 2011 überraschend einen Gewinn von 13 Mrd. Franken, was unterstreicht,
bislang keine Kosten
dass das Interventionsvolumen eher begrenzt war. Das Ergebnis resultiert aus Bewertungsgewin-
nen der Gold- und Devisenreserven, das Geschäftsjahr 2010 schloss die Notenbank noch mit ei-
nem Verlust von 20 Mrd. Franken ab. Der Gewinn reduziert den politischen Druck auf die SNB.
Daher spricht wenig dafür, dass unter einem neuen SNB-Präsidenten die Wechselkurspolitik geän-
dert wird, zumal die Notenbank ihr Kursziel nach dem Hildebrand-Rücktritt noch einmal bestätig-
te. Es ist aber sicherlich nicht auszuschließen, dass der Devisenmarkt in dieser etwas unsicheren
Phase die SNB bzw. die Marke von 1,20 testet. Diesen Test wird die Notenbank wahrscheinlich
bestehen. Da der Franken weiter überbewertet ist, könnte im Jahresverlauf sogar das Kursziel
angehoben werden. Hierfür müsste sich aber die europäische Schuldenkrise noch deutlicher ent-
spannen.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 4
5. Devisenreport
1.4 Japanischer Yen: Atempause für den Vorjahressieger
Die stärkste Währung 2011 startet auch positiv ins neue Jahr. Gegenüber dem US-Dollar bewegt
sich der Yen nur begrenzt, der Dollar-Yen-Kurs hat sich in der Mitte des seit fast einem halben
Jahr währenden Seitwärtsbandes von 76 bis 78 Yen platziert. Die Euro-Schwäche spiegelt sich
voll gegenüber dem Yen wider. Der Euro-Yen-Kurs fiel auf ein Elf-Jahres-Tief um 97. Die expan-
siven Maßnahmen der EZB erklären den Kursverlauf, die den Yen häufig stützende Risikoaversion
an den Finanzmärkten hatte sich zuletzt dagegen eher verringert.
Von der japanischen Wirtschaft gehen derzeit kaum Impulse aus. Nach den Turbulenzen im Sog
der Naturkatastrophe hat die Konjunktur nun ein ruhigeres Tempo eingeschlagen. Japan lässt sich
Schattenseiten
bislang nur marginal von den Problemen der Eurozone infizieren, eine große Eigendynamik ist
der Yen-Stärke
jedoch auch nicht zu erkennen. Wirklich auffallend ist dagegen die ausbleibende Verbesserung im
Außenhandel, im November lag der Fehlbetrag auf einem Jahreshoch. Das Abschalten vieler
Kernkraftwerke erhöht den Bedarf an Energiegütern. Dadurch wachsen die Importe deutlich. Der
Export hat sich nur begrenzt erholt, möglicherweise hat die Flutkatastrophe in Thailand die japani-
sche Produktion signifikant beeinträchtigt. Jenseits der Sondereffekte stellt sich aber die Frage, ob
der nun seit geraumer Zeit sehr teure Yen nicht doch der Wettbewerbsfähigkeit Japans nachhaltig
schadet. So gibt es Berichte über Produktionsverlagerungen japanischer Unternehmen ins Ausland.
Ohne die einst beharrlichen Exportüberschüsse steht der Yen auf wackligeren Beinen. Dank des
hohen Auslandsvermögens und der damit verbundenen Kapitalerträge (3 % am BIP 2011) bleibt
die Leistungsbilanz zumindest positiv, so dass Japan noch nicht auf ausländisches Kapital ange-
wiesen ist. Deshalb muss das Land zunächst nicht mit den Problemen der Euro-Peripherie rechnen,
obwohl Japan bei der Staatsverschuldung unangefochten an der Weltspitze liegt. Langfristig ber-
gen die Schulden jedoch erhebliche Risiken. Daher versucht Premierminister Noda die Haushalts-
lage durch die Anhebung der Mehrwertsteuer von fünf auf zehn Prozent zu verbessern. Allerdings
benötigt er hierfür die Zustimmung der Opposition. Ob die Umbildung seines Regierungskabinetts
die noch ablehnenden LDP-Kontrahenten gnädig stimmt, bleibt ungewiss.
Japans Außenhandel im Sinkflug Yen kann keine Impulse mehr von Spreads erhalten
% am BIP JPY %-Punkte
6 6 170 4,0
5 Leistungsbilanz 5 3,5
160
4 4 150 3,0
3 3 Euro-Yen-Kurs (linke Skala) 2,5
140
2 2 2,0
130
1 1 1,5
120
0 0 1,0
-1 Außenhandelsbilanz -1 110 0,5
-2 -2 100 Renditedifferenz 2j. Staatsanleihen 0,0
Deutschland - Japan (rechte Skala)
-3 -3 90 -0,5
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2008 2009 2010 2011
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die japanische Notenbank sieht auch kurzfristig Risiken für die Konjunktur. Daher bleibt die
Geldpolitik sehr expansiv, das Interesse an einem schwächeren Yen hält an, zumal die Deflation
Zinsdifferenzen
weiter besteht. Der Yen-Anstieg der letzten Jahre spiegelt insbesondere die Einengung von Rendi-
am Tief
tedifferenzen wider. Die Zinsniveaus in der Eurozone und in den USA haben sich den japanischen
Verhältnissen stark angenähert. Dieser Prozess dürfte jedoch vorerst abgeschlossen sein. Daher
fehlt dem Yen weiteres Aufwertungspotenzial, auch die Risikoaversion wird keine großen Impulse
mehr geben. Deshalb wird vermutlich eine Gegenbewegung einsetzen. Der Euro-Yen-Kurs wird
wieder deutlich über 100 steigen, der Dollar-Yen-Kurs wird sich geringfügig erhöhen.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 5
6. Devisenreport
1.5 Neuseeland-Dollar: Mit wenig Potenzial
In Europa regiert die Krise, auch die USA sind nicht frei von Problemen. Bei all den Sorgen
kommt vielleicht der Gedanke auf, ob es wenigstens am Ende der Welt besser aussieht. Tatsäch-
lich haben Anleger aus der Eurozone, die Anfang 2011 in den Australischen und Neuseeländi-
schen Dollar investierten, einen Gewinn erwirtschaftet. Nur sehr wenige Währungen schnitten
besser ab. Jedoch weicht das Plus kaum von dem im US-Dollar ab. Der Australische Dollar gilt
zunehmend als Indikator für die chinesische Konjunktur, da Australien quasi als Rohwarenlager
für China dient. Führt der Neuseeland-Dollar dagegen wenigstens ein Eigenleben?
2011 war für die neuseeländische Währung eher eine Achterbahnfahrt. Nach dem schweren Erd-
beben vom Februar geriet der „Kiwi“ zunächst deutlich unter Druck. Bereits im März setzte eine
kräftige Erholung ein, die im Juli mit einem Mehr-Dekaden-Hoch gegenüber dem US-Dollar ende-
te. Ein Anstieg der Risikoaversion an den globalen Finanzmärkten belastete den Neuseeland-
Dollar bis in den November, selbst gegenüber dem Euro. Seitdem wertete der Neuseeländische
Dollar wieder merklich auf. Insgesamt hält der seit mehr als zehn Jahre währende Höhenflug des
Kiwi an und mündete zuletzt in einem Mehr-Dekaden-Hoch gegenüber dem Euro.
Der Neuseeland-Dollar ist wie der Australische Dollar eine Rohstoffwährung. Allerdings gibt es
durchaus Unterschiede. Während Australien vor allem Erze und Kohle exportiert, führt Neusee-
Abhängigkeit von Roh-
land insbesondere Agrarprodukte aus. Die Nachfrage nach letzteren Gütern hängt in der Regel
stoffpreisen
weniger stark vom Konjunkturzyklus ab. Allerdings wiesen in den letzten Jahren die Preisverände-
rungen von Industriemetallen und Agrargütern einen hohen Zusammenhang auf. Dies unter-
streicht, dass neben den fundamentalen Kräften Angebot und Nachfrage wohl auch monetäre bzw.
spekulative Faktoren die Rohstoffmärkte prägen. Daher entwickeln sich Australischer Dollar und
Neuseeland-Dollar häufig ähnlich.
Neuseeland-Dollar im Höhenrausch: erst gegenüber US-Dollar, dann gegenüber Euro
NZD USD
2,6 0,90
2,5 NZD-USD 0,85
2,4 EUR-NZD (rechte Skala) 0,80
(linke Skala)
2,3 0,75
2,2 0,70
2,1 0,65
2,0 0,60
1,9 0,55
1,8 0,50
1,7 0,45
1,6 0,40
1,5 0,35
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die neuseeländische Wirtschaft wächst mittlerweile wieder recht solide. Das Land hat den kurzzei-
tigen Einbruch nach dem Erdbeben gut verkraftet, vom Wiederaufbau gehen expansive Impulse
Solides Wirtschafts-
aus. 2011 wuchs das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 2 %. Der private Konsum fiel zu-
wachstum
letzt stark aus. Der Wohnungsbau hingegen schrumpft seit einigen Jahren. Die Unternehmen zei-
gen sich eher vorsichtig, die Stimmung trübte sich ein. Die Probleme in Europa wirken sich in
Neuseeland indirekt aus. Als Exportdestination spielt die Eurozone nur eine geringe Rolle. Jedoch
verschlechtern sich wegen der Krise die Finanzierungsbedingungen selbst am Ende der Welt, was
das Wachstum belastet. Positive Impulse kommen vom Export, da die Haupthandelspartner China
und die USA 2012 vermutlich beständig wachsen. Aufgrund der zunehmenden Importnachfrage
Neuseelands wird vom Außenhandel wohl insgesamt kein positiver Wachstumsbeitrag ausgehen.
Daher dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr mit gut 2,5 % nur etwas stärker als 2011 expandieren.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 6
7. Devisenreport
Der einst defizitäre Außenhandel Neuseelands weist seit 2009 Überschüsse auf. Aufgrund einer
signifikanten Auslandsverschuldung und damit verbundener negativer Kapitalerträge zeigt aller-
dings die Leistungsbilanz 2011 einen Fehlbetrag von wohl gut 3,5 % am BIP an. Dieses Defizit ist
deutlich niedriger als 2008 (9 % am BIP), unterstreicht aber auch, dass das Land nach wie vor auf
internationales Kapital angewiesen ist. Steigt die Nervosität an den Märkten, stockt der Kapitalzu-
fluss. Dann wertet der Neuseeland-Dollar zumeist ab – wie phasenweise im letzten Jahr. Daher
eignet sich der Kiwi nicht als sicherer Anlagehafen. Da hilft es auch wenig, dass die Staatsver-
schuldung vergleichsweise gering ausfällt.
Traditionell galt der Neuseeland-Dollar als Hochzinswährung. Jedoch reduzierte die Notenbank
bis 2009 ihren Leitzins auf das noch heute gültige Niveau von 2,5 % – eine zwischenzeitliche
Renditevorsprung ver-
Anhebung wurde nach dem Erdbeben rückgängig gemacht. Zwar befinden sich die neuseeländi-
gleichsweise gering
schen Zinsen damit über denen der Eurozone oder der USA. Im historischen Vergleich ist der
Renditevorsprung neuseeländischer Staatsanleihen aber gering und passt damit kaum zum starken
Kiwi. Diese Aussage gilt auch für inflationsbereinigte Renditedifferenzen. Mit Blick auf den Jah-
resverlauf birgt die Geldpolitik jedoch Chancen für den Neuseeland-Dollar. Die wegen höheren
Energiepreisen und Umsatzsteuern gestiegene Gesamtinflation wird sich zwar verringern, die
Kernteuerung sollte aber sukzessive einen Boden bilden. Wenn neuerliches Störfeuer aus der Eu-
rozone oder den USA bzw. China ausbleibt, dürfte die Reserve Bank of New Zealand ihren Zin-
serhöhungszyklus wieder aufnehmen. EZB und Federal Reserve werden hingegen an ihrem expan-
siven Kurs festhalten.
Renditevorsprung spricht kaum für den Neuseeland-Dollar Kiwi koppelt sich von den Agrarpreisen ab
%-Punkte, invertiert NZD Index USD
1,25 1,90 130 0,90
Renditedifferenz zweijähriger Staatsanleihen
1,50 Neuseeland vs. Deutschland, inv. (linke Skala) 1,85 120 NZD-USD 0,85
110 (rechte Skala) 0,80
1,75 1,80
0,75
100
2,00 1,75 0,70
90
2,25 1,70 0,65
80
0,60
2,50 1,65 HWWI-Agrarrohstoffindex
70 0,55
(linke Skala)
2,75 EUR-NZD (rechte Skala) 1,60 60 0,50
3,00 1,55 50 0,45
Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan 2008 2009 2010 2011
2011 2012
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Rohstoffpreise dürften dank einer im Jahresverlauf höheren globalen Nachfrage wieder etwas
zulegen. Dadurch werden die Exporterlöse Neuseelands steigen. Eigentlich spricht dies für eine
Kursverluste gegenüber
zumindest auf mittlere Sicht positive Einschätzung des Kiwi. Allerdings muss an dieser Stelle eine
Euro wahrscheinlich
deutliche Warnung ausgesprochen werden. Der Neuseeland-Dollar ist sowohl gegenüber US-
Dollar als auch Euro sehr hoch bewertet: Weder die Preise für Agrarrohstoffe, die Zinsdifferenzen
noch die Kaufkraftparität rechtfertigen derzeit den starken Kiwi. Eine zu erwartende positive Ent-
wicklung der Einflussgrößen hat der Neuseeland-Dollar bereits vorweggenommen. So besteht
gegenüber dem US-Dollar allenfalls leichtes Kurspotenzial bis 0,82. Gegenüber dem Euro wird
der Kiwi vermutlich sogar abwerten. Schließlich hat sich der Euro insgesamt merklich verbilligt.
Mit einigen Fortschritten in der Krisenbewältigung dürfte sich der Euro-Neuseeland-Dollar-Kurs
von 1,60 auf rund 1,75 erholen. Langfristig mag zwar die positive fundamentale Entwicklung für
die neuseeländische Währung sprechen. Attraktiv wird der Kiwi aber erst wieder nach deutlichen
Kursrückschlägen, die in einem volatilen Umfeld durchaus möglich sind. Eine geeignete Flucht-
währung vor den Problemen der Eurozone ist der Neuseeland-Dollar aufgrund der Abhängigkeit
vom Auslandskapital und Rohstoffexporten jedoch nicht. Im Falle einer Kriseneskalation würde
die Flutwelle auch bis ans andere Ende der Welt reichen.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 7
8. Devisenreport
2 Kompakt: AUD, CAD und ZAR
Australischer Dollar löst sich von fundamentalen Faktoren AUD
AUD %-Punkte, invertiert Tendenz: Abwertung gegenüber Euro
0,0
2,1 Der Australische Dollar ist gegenüber dem US-Dollar deut-
2,0 EUR-AUD 0,5
(linke Skala) 1,0
lich über die Parität und gegenüber dem Euro auf ein All-
1,9
1,8 1,5 zeithoch gestiegen. Hoffnung auf neue Wachstumsimpulse
1,7 2,0 aus China und leicht höhere Rohstoffpreise halfen dem
1,6 2,5 „Aussie“. Die australische Wirtschaft ist aber nicht frei von
1,5 3,0
3,5
Problemen, so dass die Zentralbank den Leitzins wohl noch
1,4
1,3 Zinsdifferenz 2j. Staatsanleihen 4,0 weiter reduziert. Der sinkende Zinsvorsprung spricht gegen
1,2 Australien - Deutschland, inv. 4,5 den Aussie. Ein freundlicheres globales Konjunkturumfeld
(rechte Skala)
1,1 5,0 stützt die Währung im Prinzip. Aufgrund der hohen Bewer-
2006 2007 2008 2009 2010 2011
tung drohen aber Verluste zumindest gegenüber dem Euro.
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
„Loonie“-Aufwertung gegenüber Euro fast ausgereizt CAD
CAD %-Punkte Tendenz: leichte Abwertung gegenüber Euro
1,75 2,0 Der Kanadische Dollar legte zuletzt leicht gegenüber dem
1,70
1,65
EUR-CAD 1,5 Greenback und deutlicher gegenüber dem Euro zu. Die
(linke Skala)
1,60 1,0 Wirtschaft Kanadas wächst solide, ist aber stark von den
1,55
0,5 USA abhängig. Die Inflation ist moderat. Die Notenbank
1,50
1,45 wird bis auf Weiteres ihren Leitzins bei 1,0 % belassen. Ein
0,0
1,40 fester Rohölpreis stützt den Export und damit auch den
1,35 -0,5
1,30
„Loonie“. So dürfte die kanadische Währung gegenüber
-1,0
1,25
Zinsdifferenz 2j. Staatsanleihen dem US-Dollar im Jahresverlauf tendenziell aufwerten.
Deutschland - Kanada (rechte Skala)
1,20 -1,5 Allerdings sind gegenüber dem Euro Verluste zu erwarten,
2006 2007 2008 2009 2010 2011
wenn in Europa die Krise weiter nachlässt.
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
Höhere Rohstoffpreise begünstigen den Rand ZAR
ZAR Index, invertiert Tendenz: leichtes Aufwertungspotenzial
16 200 Der Südafrikanische Rand erholte sich seit November von
300
15
CRB-Index für
seinen zuvor erlittenen Verlusten. Südafrika weist ein Leis-
400
14 Industriemetalle (rechte Skala)
500
tungsbilanzdefizit auf und ist somit von ausländischem Ka-
13 600 pital abhängig. Zudem exportiert es insbesondere Rohstoffe.
12 700 Daher litt der Rand unter einer hohen Risikoaversion, profi-
11 800 tiert nun aber von deren Rückgang. Die Zentralbank wird
900
10
1000
angesichts eines nur moderaten Wachstums bei hoher Infla-
9 EUR-ZAR (linke Skala) 1100 tion den Leitzins vorerst nicht verändern. Mit wachsender
8 1200 Risikoneigung gewinnt der Rand nur marginal gegenüber
2008 2009 2010 2011 dem Euro und deutlicher gegenüber dem US-Dollar.
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 8
9. Devisenreport
Helaba Währungsprognosen
Veränderung seit aktueller Prognose Ende
30.12.11 23.12.11 Stand* Q1/2012 Q2/2012 Q3/2012 Q4/2012
gg. Euro (jeweils gg. Euro, %)
US-Dollar -0,1 0,6 1,30 1,30 1,35 1,40 1,45
Japanischer Yen -0,3 1,9 100 102 106 112 117
Britisches Pfund -0,5 0,0 0,84 0,85 0,87 0,88 0,88
Schweizer Franken 0,7 1,1 1,21 1,20 1,25 1,25 1,25
Kanadischer Dollar 1,0 1,6 1,31 1,33 1,35 1,37 1,38
Australischer Dollar 2,0 3,2 1,24 1,30 1,34 1,37 1,38
Neuseeland-Dollar 3,2 4,3 1,62 1,69 1,73 1,75 1,77
Schwedische Krone 1,9 2,5 8,75 8,80 8,90 9,00 9,00
Norwegische Krone 1,1 1,8 7,66 7,70 7,60 7,50 7,50
gg. US-Dollar (jeweils gg. USD, %)
Japanischer Yen -0,3 1,3 77 78 79 80 81
Schweizer Franken 0,6 0,5 0,93 0,92 0,93 0,89 0,86
Kanadischer Dollar 1,0 1,0 1,01 1,02 1,00 0,98 0,95
Schwedische Krone 2,0 1,9 6,75 6,77 6,59 6,43 6,21
Norwegische Krone 1,2 1,1 5,91 5,92 5,63 5,36 5,17
,
US-Dollar gg. … (jeweils gg. USD, %)
Britisches Pfund -0,4 -0,6 1,55 1,53 1,55 1,59 1,65
Australischer Dollar 2,1 2,6 1,04 1,00 1,01 1,02 1,05
Neuseeland-Dollar 3,3 3,7 0,80 0,77 0,78 0,80 0,82
*19.01.2012
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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