SlideShare uma empresa Scribd logo
1 de 92
Auswirkungen von demographischen
Entwicklungen auf die berufliche Ausbildung
Die Berufsbildungsforschungsinitiative des BMBF

Zur Stärkung der Attraktivität und Zukunftsfähigkeit
des Berufsbildungssystems sowie zur Erhöhung der
Integrationschancen von Jugendlichen an der ersten
und zweiten Schwelle bedarf es einer konsistenten
und konsequenten Berufsbildungspolitik. Mit Blick
auf die Komplexität der für die Berufsbildungspolitik
entscheidungsbeeinflussenden Faktoren und Rahmen-
bedingungen sollen die Erkenntnisse der Berufsbil-
dungsforschung eine Grundlage für die politische
Entscheidungsfindung sein.

Die im Jahr 2006 gestartete Initiative des BMBF un-
terstützt durch das Bundesinstitut für Berufsbildung
orientiert sich kontinuierlich in seiner inhaltlichen
Ausrichtung an programmatischen bildungspoli-
tischen Anforderungen. Das Ziel der im Rahmen der
Berufsbildungsforschungsinitiative durchgeführten
Forschungsvorhaben ist es, Informationen, Daten und
Vorschläge in Form von Expertisen und empirischen
Untersuchungen für bildungspolitisches Handeln zu
generieren. Darüber hinaus soll diese Initiative zu einer
Intensivierung der Kommunikation zwischen Wissen-
schaft und Politik beitragen.




Impressum

Herausgeber                                                 Autoren
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)          Dr. Iris Pfeiffer
Referat Grundsatzfragen der beruflichen Bildung             Simone Kaiser
53170 Bonn
                                                            Prognos AG, Berlin
Bestellungen                                                Geschäftsführer:
Schriftlich an den Herausgeber                              Christian Böllhoff
Postfach 30 02 35                                           Goethestraße 85
53182 Bonn                                                  10623 Berlin
                                                            Tel.: +49 30 52 00 59-200
oder per Tel.: 01805 - 262 302                              Fax: +49 30 52 00 59-201
Fax: 01805 - 262 303                                        www.prognos.com
(0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz)                 E-Mail: info@prognos.com

E-Mail: books@bmbf.bund.de
Internet: http://www.bmbf.de

Gestaltung
Hauke Sturm Design, Berlin

Produktion
W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld

Bonn, Berlin 2009
Auswirkungen von demographischen
Entwicklungen auf die berufliche Ausbildung
InHAlT                                                                                                                                                                                                                     




Inhaltsverzeichnis



Inhaltsverzeichnis..................................................................................................................................................................................................



Abbildungsverzeichnis......................................................................................................................................................................................... 4



Tabellenverzeichnis .............................................................................................................................................................................................. 6



Zusammenfassung.................................................................................................................................................................................................7




	       Ziele und Herangehensweise................................................................................................................................................................... 

         1.1      Zielsetzung des Projektes .......................................................................................................................................................................11
         1.2      Projektdesign........................................................................................................................................................................................... 12
         1.3      Trendanalyse und Trenddarstellung ................................................................................................................................................... 12
         1.4      Delphi-Befragung ................................................................................................................................................................................... 13
         1.5      Szenarioanalyse....................................................................................................................................................................................... 14



2        Gesellschaftspolitischer Hintergrund ....................................................................................................................................................6

         2.1      Wandel zur Wissensgesellschaft.......................................................................................................................................................... 16
         2.2      Demographischer Wandel .................................................................................................................................................................... 18
         2.3      Globalisierung und Internationalisierung......................................................................................................................................... 19
         2.4      Neue Technologien................................................................................................................................................................................. 21



3        Konsequenzen des gesellschaftspolitischen Wandels für die berufliche Ausbildung ................................................................. 22

         3.1      Konsequenzen des gesellschaftspolitischen Wandels aus Sicht der Experten ........................................................................... 25



4        Ausbildungsanfänger in Deutschland................................................................................................................................................... 29

         4.1      Mittelfristige Entwicklungen................................................................................................................................................................ 31
         4.2      Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 32
         4.3      Ergebnisse der Delphi-Befragung ....................................................................................................................................................... 32



5        Die Situation der Bildungsanbieter....................................................................................................................................................... 34

         5.1      Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 36
         5.2      Herausforderungen und Perspektiven ...............................................................................................................................................37
         5.3      Ergebnisse der Delphi-Befragung ....................................................................................................................................................... 38
2                                                                                                                                                                                                      InHAlT




6    Angebot an dualen Ausbildungsplätzen ...............................................................................................................................................4

     6.1      Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 42
     6.2      Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 43
     6.3      Ergebnisse der Delphi-Befragung ....................................................................................................................................................... 44




7    Verwertbarkeit beruflicher Ausbildung ...............................................................................................................................................46

     7.1      Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 49
     7.2      Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 50
     7.3      Ergebnisse der Delphi-Befragung ........................................................................................................................................................ 51



8    Organisation beruflicher Bildung .......................................................................................................................................................... 53

     8.1      Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 55
     8.2      Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 56
     8.3      Ergebnisse der Delphi-Befragung ........................................................................................................................................................57



9	   Szenarien Zeitraum 206–2025 ..............................................................................................................................................................60

     9.1      Variante I: Angebot und Nachfrage stehen in einem ausgewogenen Verhältnis ....................................................................... 61
              9.1.1  Beschreibung des Szenarios..................................................................................................................................................... 61
              9.1.2 Funktionen und Wirkungsweisen der Deskriptoren ......................................................................................................... 63
              9.1.3 Zentrale Einflussfaktoren auf die berufliche Ausbildung ................................................................................................. 63
              9.1.4 Empfehlungen für das Szenario 2016–2025: „Trotz umfangreicher Reformen sinkende 

                     Ausbildungsbeteiligung von Unternehmen“...................................................................................................................... 64

     9.2      Variante II: Das Angebot an Ausbildungsplätzen übersteigt deutlich die Nachfrage............................................................... 65
              9.2.1 Beschreibung des Szenarios.................................................................................................................................................... 65
              9.2.2 Funktionen und Wirkungsweisen der Deskriptoren ......................................................................................................... 67
              9.2.3 Zentrale Einflussfaktoren auf die berufliche Ausbildung ................................................................................................. 67
              9.2.4 Empfehlungen für das Szenario 2016–2025: „Vielfalt der Ausbildung als Strategie gegen 

                     den Fachkräftemangel“........................................................................................................................................................... 68

     9.3      Variante III: Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen übersteigt deutlich das Angebot ......................................................... 69
              9.3.1 Beschreibung des Szenarios.................................................................................................................................................... 69
              9.3.2 Funktionen und Wirkungsweisen der Deskriptoren .......................................................................................................... 71
              9.3.3 Zentrale Einflussfaktoren auf die berufliche Ausbildung .................................................................................................. 71
              9.3.4 Empfehlungen für das Szenario 2016–2025: „Duale Ausbildung verliert im Wettbewerb“.........................................72



0   Übergreifende Empfehlungen für eine zukunftsfähige berufliche Ausbildung............................................................................ 73

     10.1 Stärkere Verzahnung zwischen dualer Ausbildung und Hochschule ...........................................................................................73
          10.1.1 Befund .........................................................................................................................................................................................73
          10.1.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................73

     10.2 Integration in die berufliche Ausbildung durch Basisqualifikation und Durchlässigkeit verbessern ....................................74
          10.2.1 Befund .........................................................................................................................................................................................74
          10.2.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................74
InHAlT                                                                                                                                                                                                               3




      10.3 Flächendeckender Aufbau branchenspezifischer regionaler Aus- und Weiterbildungszentren ............................................75
           10.3.1 Befund .........................................................................................................................................................................................75
           10.3.2 Empfehlung ............................................................................................................................................................................... 76

      10.4 Mobilität von Jugendlichen erhöhen ................................................................................................................................................. 76
           10.4.1 Befund ........................................................................................................................................................................................ 76
           10.4.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................77

      10.5 Neue Instrumente zur Finanzierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung..........................................................................77
           10.5.1 Befund .........................................................................................................................................................................................77
           10.5.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................77

      10.6 Förderung der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund .................................................................................78
           10.6.1 Befund .........................................................................................................................................................................................78
           10.6.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................78

      10.7 Sicherung einer bedarfsgerechten Ausbildungsinfrastruktur ...................................................................................................... 79
           10.7.1 Befund ........................................................................................................................................................................................ 79
           10.7.2 Empfehlung ............................................................................................................................................................................... 79

      10.8 Systematisierung von Angeboten zur Bildungsberatung und Berufswahl ................................................................................. 80
           10.8.1	 Befund ........................................................................................................................................................................................ 80
           10.8.2	 Empfehlung ................................................................................................................................................................................ 81

      10.9	 Qualität und Transparenz von Ausbildungsangeboten sichern..................................................................................................... 81
            10.9.1	 Befund ......................................................................................................................................................................................... 81
            10.9.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................ 81



	   literatur......................................................................................................................................................................................................83
4                                                                                                                                                                      ABBIlDunGSVErZEIcHnIS




Abbildungsverzeichnis


Abbildung 1:           Die Arbeitsschritte im Projekt.......................................................................................................................................................11

Abbildung 2:           Angebots-Nachfrage-Relationen ................................................................................................................................................ 12

Abbildung 3:           Einflussfaktoren der Arbeitswelt................................................................................................................................................. 16

Abbildung 4:           Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Tätigkeiten 1995 – 2010 (in %) .............................................................. 17

Abbildung 5:           Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Qualifikationsniveau 1995 – 2010 (in %) ............................................ 17

Abbildung 6:           Erwerbspersonenpotenzial nach Altersklassen ....................................................................................................................... 19

Abbildung 7:           Entwicklung der Beschäftigung nach Qualifikation .............................................................................................................. 20

Abbildung 8:           Internationalisierungs- und Globalisierungsprozesse in der beruflichen Ausbildung ................................................... 26

Abbildung 9:           Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der beruflichen Ausbildung ..................................27

Abbildung 10:          Privatisierung von Einrichtungen beruflicher Ausbildung ...................................................................................................27

Abbildung 11:          Auswirkungen des technologischen Wandels auf die Integrationschancen bildungsferner 

                       Ausbildungsbewerber.................................................................................................................................................................. 28

Abbildung 12:          Bildungsabschlüsse von Absolventen allgemeinbildender Schulen im Jahr 2007............................................................ 29

Abbildung 13:          Konkurrenzverhältnis akademischer und beruflicher Bildung ........................................................................................... 33

Abbildung 14:          Systematisierung des Systems der beruflichen Ausbildung.................................................................................................. 34

Abbildung 15:          Zukunftsperspektiven von Bildungsdienstleistern ................................................................................................................ 39

Abbildung 16:          Infrastrukturrückbau nach Regionen ....................................................................................................................................... 40

Abbildung 17:          Zukünftige Bedeutung des Übergangssystems....................................................................................................................... 40

Abbildung 18:          Kooperation und Konkurrenz in der beruflichen Ausbildung ............................................................................................. 44

Abbildung 19:          Zukünftige Bedeutung der Verbundausbildung .................................................................................................................... 45

Abbildung 20: Entwicklung der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge, absolut, 2000 bis 2005.......................................................... 46

Abbildung 21:          Berufswechselquoten................................................................................................................................................................... 48

Abbildung 22: Arbeitsmarktungleichgewichte................................................................................................................................................. 49

Abbildung 23: Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und Verwertbarkeit der beruflichen Ausbildung.................................. 51

Abbildung 24: Verwertbarkeit schulischer Ausbildungsformen.................................................................................................................... 52

Abbildung 25: Bildungsausgaben im dualen System nach Finanzierungsträgern 2006 ........................................................................... 55
ABBIlDunGSVErZEIcHnIS                                                                                                                                                                                       5




Abbildung 26: Ausmaß von Modularisierung in der beruflichen Ausbildung..............................................................................................57

Abbildung 27:           Europäische Vergleichbarkeit beruflicher Bildung................................................................................................................ 58

Abbildung 28: Strukturelle Veränderungen beruflicher Bildung .................................................................................................................. 58

Abbildung 29: Lernformen in der beruflichen Ausbildung ............................................................................................................................. 59

Abbildung 30: Übersicht der Deskriptoren......................................................................................................................................................... 63

Abbildung 31:           Übersicht der Deskriptoren......................................................................................................................................................... 67

Abbildung 32: Übersicht der Deskriptoren.......................................................................................................................................................... 71
6                                                                                                                                                                  TABEllEnVErZEIcHnIS




Tabellenverzeichnis


Tabelle 1:       Ausgewählte Deskriptoren und jeweilige Ausprägungen ............................................................................................................. 14

Tabelle 2:       Bevölkerung Deutschlands nach Altersklassen, ausgewählte Jahre............................................................................................ 18

Tabelle 3:       Einnahmen und Ausgaben der Gebietskörperschaften, absolut und Veränderung in % p.a., 2004 bis 2030 ....................... 24

Tabelle 4:       Entwicklung der deutschen Studienanfänger seit 2000................................................................................................................ 30

Tabelle 5:       Übergangsquote von der Schule an die Hochschule in Deutschland .......................................................................................... 30

Tabelle 6:       Neueintritte in das berufliche Bildungssystem ............................................................................................................................... 35

Tabelle 7:       Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquote .................................................................................................................... 42

Tabelle 8:       Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote .................................................................................................. 42

Tabelle 9:       Ausbildungsbetriebsquote für Deutschland nach Betriebsgröße................................................................................................ 43

Tabelle 10: Lösungsquoten in %, 2000 bis 2005 .....................................................................................................................................................47

Tabelle 11: Übernahmequoten nach Betriebsgrößen......................................................................................................................................... 48

Tabelle 12: Bruttoinlandsprodukt und Hauptverwendungskomponenten, absolut und Veränderung in %, 2004–2030 ..................... 50
ZuSAMMEnFASSunG                                                                                                              7




Zusammenfassung


Auftrag und Methode                                             Entwicklung zentraler
                                                                Rahmenbedingungen
Mit der vorliegenden Studie werden Trends und Szenarien für
die berufliche Bildung für den Zeitraum von heute bis 2035      Die Zukunft der beruflichen Bildung ist vor dem Hintergrund
vorgestellt. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung      des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels zu sehen.
und Forschung sollen dabei die folgenden Konstellationen am     Vier zentrale Entwicklungen prägen Deutschland in den
Ausbildungsmarkt berücksichtigt werden:                         nächsten Jahren:

	 Das Angebot an Ausbildungsplätzen übersteigt die Nach-           Der Strukturwandel wird eine starke strukturelle Verschie-
     frage.                                                     bung der Beschäftigung nach sich ziehen und die Beschäfti-
                                                                gung in Dienstleistungsberufen stärken. Für die berufliche
	 Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen übersteigt das         Bildung bedeutet dies, mit dynamischen Entwicklungen im
     Angebot.                                                   Hinblick auf Kompetenz- und Tätigkeitsprofile umgehen zu
                                                                müssen, die zugleich eine deutlich stärkere Leistungsdifferen-
	 Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sind           zierung erfordern als bislang.
     ausgewogen.
                                                                    Der demographische Wandel sorgt für eine schrumpfen-
Dabei sollen sich die Szenarien auf drei unterschiedliche       de Bevölkerung, die zugleich deutlich älter wird. Dadurch wird
Zeiträume beziehen:                                             die Zahl der ausbildungsberechtigten Jugendlichen deutlich
                                                                zurückgehen, und zwar um knapp 1,5 Millionen (20%) bis 2035.
1)   Heute bis 2015: In diesem Zeitraum wird der Wendepunkt     Diese Entwicklungen treten regional unterschiedlich und
     bei der Zahl der Schulabsolventen erreicht.                zeitlich versetzt auf. Neben Auswirkungen auf den Bedarf an
                                                                Infrastruktur wird es zu einem Fachkräftemangel kommen,
2) 2015 bis 2025: In diesem Zeitraum wird das Minimum der       dessen Konsequenzen kontrovers diskutiert werden.
   Schulabsolventen erreicht.
                                                                   Die Globalisierung führt zu steigenden Anforderungen
3) 2025 bis 2035: In diesem Zeitraum wird der Wendepunkt        an die Internationalisierung der Unternehmen und geht mit
   bei der Zahl der Erwerbstätigen erreicht.                    einer zunehmenden Bedeutung von Abstimmungsprozessen
                                                                auf europäischer Ebene einher. Gleichzeitig wird die interna-
Für die Entwicklung der Szenarien wurden drei Arbeitsschritte   tionale Mobilität von Jugendlichen zunehmen, was sowohl die
durchgeführt:                                                   Auswanderung als auch die Einwanderung betrifft und damit
                                                                neue Anforderungen an interkulturelle Kompetenzen sowie
1)	 Trendanalysen, die Entwicklungen der Vergangenheit          den Umgang mit Migranten stellt.
    betrachten und diese weiter fortschreiben. Dabei werden
    mögliche Trendbrüche in die Überlegungen zur Fortschrei-        Die technologische Entwicklung prägt einerseits die
    bung einbezogen.                                            Branchen und Tätigkeitsfelder der Beschäftigten und wirkt
                                                                andererseits unmittelbar auf die Ausgestaltung der Ausbil-
2)	 Delphi-Befragung von Experten der beruflichen Bildung       dung selbst. Verbunden wird dies insbesondere mit steigenden
    aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Bildungseinrich-    Leistungsanforderungen.
    tungen, die anhand von ausgewählten Thesen zukünftige
    Entwicklungen der beruflichen Bildung bewerten und             Vor dem Hintergrund der genannten Rahmenbedin-
    zeitlich einordnen.                                         gungen werden zukünftige Entwicklungen in folgenden
                                                                Bereichen der beruflichen Bildung analysiert:
3) Entwicklung von 12 Zukunftsszenarien, die für die vorgege-
   benen Konstellationen zum Verhältnis von Angebot und         	 Zahl der Ausbildungsanfänger und Veränderungen in
   Nachfrage nach Ausbildungsplätzen mit ausgewählten              ihrer Bildungsentscheidung
   Indikatoren systematisch entwickelt werden.
                                                                   Die Zahl der Jugendlichen, die dem Ausbildungsmarkt
                                                                   potenziell zur Verfügung stehen, wird demographisch
                                                                   bedingt zurückgehen. Bis 2030 schrumpft die Altersgrup-
8                                                                                                           ZuSAMMEnFASSunG




    pe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen           	 Zukünftige Verwertbarkeit beruflicher Ausbildung
    17 und 25 Jahren – diejenige Altersgruppe, die die Ausbil-       für die Unternehmen vor dem Hintergrund einer zuneh-
    dungsplatznachfrage im Wesentlichen bestimmt – um                menden Konkurrenz um Fachkräfte und gestiegener
    rund ein Fünftel. Gleichzeitig verändert sich die Bildungs-      Flexibilitätsanforderungen
    entscheidung der Jugendlichen. Der Trend zu höheren
    Schulabschlüssen hält an, gleichzeitig erhöhen die Stu-          Veränderte ökonomische Rahmenbedingungen können
    diengangsreformen des Bologna-Prozesses die Attrakti-            die Verwertbarkeit der beruflichen Ausbildung für die
    vität einer akademischen Ausbildung. Die Konkurrenz              Unternehmen verringern: Berufliche Qualifikationen
    zwischen dualer Ausbildung und Hochschulausbildung               können schneller veralten, flexiblere Arbeitnehmer die
    um den Fachkräftenachwuchs nimmt vor diesem Hinter-              Dynamik von Arbeitsplatz- und Berufswechsel erhöhen.
    grund zu.                                                        Dennoch reduzieren sich die Einstellungs- und Übernah-
                                                                     mechancen für Auszubildende dadurch nicht. Im Gegen-
	 Anpassungs- und Modernisierungsbedarf für die Bildungs-           teil werden sich Einstellungs- und Übernahmechancen für
    anbieter in den einzelnen Säulen des Systems beruflicher         ausreichend qualifizierten Fachkräftenachwuchs sogar
    Bildung                                                          erhöhen. Diese Entwicklung ist jedoch an eine Vorausset-
                                                                     zung gebunden: Die Dualität der beruflichen Ausbildung
    Veränderte sozioökonomische Rahmenbedingungen                    bleibt auch bei einer formalen Gleichstellung schulischer
    machen quantitative und qualitative Anpassungen                  Ausbildungsformen eine wesentliche Voraussetzung für
    innerhalb des Systems der beruflichen Bildung notwen-            den Arbeitsmarkterfolg.
    dig. Auf der quantitativen Seite wird der Rückbau von
    Infrastruktur notwendig werden. Auszubildende werden          	 Organisation beruflicher Bildung in einem einheitlichen
    daher häufiger als bisher in bundes- oder landesweiten           europäischen Bildungsraum
    Fachklassen gebündelt werden. In qualitativer Hinsicht
    ergeben sich neue Herausforderungen für die Bildungs-            Ein einheitlicher europäischer Bildungsraum wird mittel-
    dienstleister insbesondere durch eine höhere Autonomie           fristig für die berufliche Ausbildung erreicht werden: Die
    und Verantwortung der regionalen Akteure. Dezentrale             Vergleichbarkeit und Anerkennung beruflicher Qualifi-
    Steuerungs- und Koordinierungsmechanismen gewinnen               kationen wird sich deutlich erhöhen. EU-weite Vorgaben
    an Bedeutung. Bildungsdienstleister, die bisher bspw. im         zu beruflichen Kompetenzen werden hierfür das zentrale
    Rahmen der außerbetrieblichen Ausbildung innerhalb des           Instrument darstellen. Durch die stärkere Kompetenzori-
    Übergangssystems tätig waren, sind von dieser Entwick-           entierung werden informelle Formen des Lernens nicht
    lung besonders betroffen. Sinkende Schülerzahlen werden          nur für die Gestaltung der lebenslangen Bildungsbiogra-
    zu einer Verkleinerung des Übergangssystems führen.              phie immer wichtiger, sondern gewinnen auch in der
    Bildungsanbieter in diesem Bildungsbereich müssen vor            beruflichen Ausbildung an Bedeutung.
    diesem Hintergrund neue Märkte erschließen, wollen sie
    ihren Bestand zukünftig sichern.

	 Zahl und Art der angebotenen dualen Ausbildungsplätze
    sowie Formen der betrieblichen Zusammenarbeit in der
    dualen Ausbildung

    Das unternehmerische Verhalten wird durch den erwart-
    baren Fachkräftemangel kaum beeinflusst. Die Ausbil-
    dungsbereitschaft bleibt im Wesentlichen stabil. Dies
    betrifft auch die qualifikatorischen Anforderungen an den
    Fachkräftenachwuchs. Sind Ausbildungsanfänger nicht
    ausreichend qualifiziert, werden sie auch trotz Fachkräf-
    temangel nicht eingestellt. Eher bleiben Ausbildungs-
    plätze unbesetzt. Deutlich verändern wird sich jedoch das
    Verhältnis ausbildender Unternehmen untereinander. Die
    Konkurrenz um geeignete Auszubildende macht eine
    Zusammenarbeit der Unternehmen in der Ausbildung
    bspw. im Rahmen von Verbundausbildungen oder in über-
    betrieblichen Bildungsstätten unwahrscheinlicher.
ZuSAMMEnFASSunG                                                                                                                  9




Szenarien                                                             Parallel zu dieser Entwicklung haben die Anforderungen
                                                                  der Unternehmen an die duale Ausbildung zugenommen.
                                                                  Durch umfangreiche Investitionen in die allgemeinbildende
Die zukünftigen Entwicklungen in diesen Schwerpunkt-              und berufliche Bildung konnte diesen neuen Anforderungen
bereichen sind nicht unabhängig voneinander zu betrach-           Rechnung getragen werden. Die hohen Investitionen haben
ten, da sie in komplexen Wirkungszusammenhängen                   sich ausgezahlt.
zueinander stehen. Die Szenarien berücksichtigen diese
Wirkungszusammenhänge und beschreiben auf der Grund-                  Gleichzeitig wurden im Bereich der beruflichen Bildung
lagen unterschiedlicher Annahmen zu den Angebots- und             umfangreiche Strukturreformen umgesetzt. Der Erwerb von
Nachfrageverhältnissen auf dem Ausbildungsmarkt für drei          Einstiegs- und Teilqualifikationen und von zusätzlichen Zertifi-
Betrachtungszeiträume kohärente Zukunftsoptionen für die          katen ist umfassend möglich, die Orientierung an beruflichen
unterschiedlichen Bereiche beruflicher Bildung.                   Kompetenzen in der beruflichen Ausbildung hat zugenom-
                                                                  men. Die Durchlässigkeit zwischen einzelnen Berufsgruppen,
   Beispielhaft werden drei Szenarien für den Zeitraum von        zwischen dem Übergangssystem und der dualen Ausbildung
2016 bis 2025 dargestellt.                                        sowie zwischen der dualen Ausbildung und der akademischen
                                                                  Bildung konnte dadurch umfassend erhöht werden.
Szenario  – Trotz umfangreicher reformen sinken-
de Ausbildungsbeteiligung von unternehmen                            Die Vielfalt der Angebote beruflicher Bildung nimmt
(Angebot und nachfrage stehen in einem ausge-                     dadurch zu. Gleichzeitig reizt der Wettbewerb um die besten
wogenen Verhältnis)                                               Köpfe auch private Bildungsanbieter an, sich stärker im
                                                                  Bereich der beruflichen Ausbildung zu engagieren. Diese
Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen entwickeln          Anbieter finden und gestalten damit einen neuen Markt: Vor
sich in einer wirtschaftlich wenig dynamischen Zeit parallel      dem Hintergrund der Wissensgesellschaft sind immer mehr
rückläufig. Der Rückgang der Schulabsolventen geht einher         Menschen bereit, auch privat in die berufliche Ausbildung zu
mit einer Rückbesinnung der Unternehmen auf die Weiterbil-        investieren.
dung vorhandener Fachkräfte und die vermehrte Einstellung
von Hochschulabsolventen.                                         Szenario 3 – Duale Ausbildung verliert im Wettbe-
                                                                  werb (nachfrage nach Ausbildungsplätzen über-
   Die Anforderungen an die duale Ausbildung sind deutlich        steigt das Angebot)
gestiegen. Mit entsprechenden schulischen Reformen und er-
heblichen Investitionen in die berufliche Ausbildung ist es je-   Trotz zurückgehender Schülerzahlen bekommen nicht alle
doch gelungen, diesen Anforderungen erfolgreich zu begegnen.      Ausbildungssuchenden einen Ausbildungsplatz im dualen
                                                                  System, sondern die Unternehmen ziehen sich mehr und mehr
    Dennoch können nicht alle Jugendlichen in gleichem Maße       aus der beruflichen Ausbildung zurück. Ein deutlicher Ausbil-
vom ausgeglichenen Ausbildungsmarkt profitieren: Jugendli-        dungsplatzmangel ist das Resultat. Gründe für diesen Rückzug
che mit Migrationshintergrund gehören auch mittelfristig zu       der Unternehmen aus der beruflichen Ausbildung sind dabei
den benachteiligten Gruppen am Ausbildungsmarkt. Ähn-             fehlende finanzielle Ressourcen aufgrund einer ungünstigen
liches gilt für Frauen in technischen und naturwissenschaft-      wirtschaftlichen Entwicklung sowie eine mangelnde Qua-
lichen Berufen. Trotz Förderung der für diese Berufe notwen-      lität der dualen Ausbildung sowie der allgemeinbildenden
digen Kompetenzen in der Vergangenheit, konnte in diesem          Schulen.
Bereich keine Änderung des traditionellen geschlechtsspezi-
fischen Berufswahlverhaltens erreicht werden.                         Vor diesem Hintergrund nutzen die Unternehmen ver-
                                                                  stärkt andere Märkte zur Deckung ihres Fachkräftebedarfs.
Szenario 2 – Vielfalt der Ausbildung als Strategie                Ältere Arbeitnehmer werden kontinuierlich betrieblich quali-
gegen den Fachkräftemangel (Angebot an Aus-                       fiziert und die Bemühungen, sie länger in den Unternehmen
bildungsplätzen übersteigt die nachfrage)                         zu halten, ausgeweitet. Zusätzlich werden verstärkt Hoch-
                                                                  schulabsolventen eingestellt sowie internationale Arbeits-
Der Rückgang der Schülerzahlen führt zu einem erheblichen         kräfte angeworben.
Nachwuchskräftemangel aufseiten der Unternehmen. Zahl-
reiche Ausbildungsplätze bleiben aufgrund fehlender geeig-            Die schlechte Qualität der beruflichen Ausbildung wird
neter Bewerber unbesetzt. Vor diesem Hintergrund gewinnen         auch nicht durch private Bildungsangebote und Bildungs-
betriebliche Maßnahmen zur besseren Integration älterer           anbieter aufgefangen. Aufgrund der fehlenden Nachfrage
Arbeitnehmer und zur Förderung des lebenslangen Lernens           vonseiten der Unternehmen investieren sie insbesondere in
einen deutlichen Bedeutungsaufschwung. Die Förderung              tertiäre Ausbildungsformen sowie die Weiterbildung.
betrieblicher Weiterbildung wird zur zentralen Strategie der
Unternehmen zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses.
0                                                                ZuSAMMEnFASSunG




Konsequenzen

Die Szenarioanalyse erlaubt über ihre Abbildung von Wir-
kungszusammenhängen nicht nur die Beschreibung von
Zukunftsoptionen, sondern insbesondere auch die Ableitung
der zentralen politischen Stellhebel, die für die Sicherung der
Zukunftsfähigkeit des Systems der beruflichen Bildung ent-
scheidend sind. Die Konsequenzen, die aus der Identifikation
der Stellhebel resultieren, werden begründet, priorisiert und
in Empfehlungen konkretisiert.

Diese umfassen:

1) 	 Stärkere Verzahnung zwischen dualer Ausbildung und
     Hochschule

2) 	 Integration in die berufliche Ausbildung durch Basis-
     qualifikation und Durchlässigkeit verbessern

3) 	 Flächendeckender Aufbau branchenspezifischer regio-
     naler Aus- und Weiterbildungszentren

4) 	 Mobilität von Jugendlichen erhöhen

5) 	 Neue Instrumente zur Finanzierung der beruflichen
     Aus- und Weiterbildung

6) 	 Förderung der Integration von Jugendlichen mit Migra-
     tionshintergrund

7) 	 Sicherung einer bedarfsgerechten Ausbildungsinfra-
     struktur

8) 	 Systematisierung von Angeboten zur Bildungsberatung
     und Berufswahl

9) 	 Qualität und Transparenz von Ausbildungsangeboten
     sichern
ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE                                                                                                      




1      Ziele und Herangehensweise


1.1    Zielsetzung des Projektes                                  sollen damit in die Lage versetzt werden, frühzeitig auf
                                                                  Entwicklungen zu reagieren und ggf. erforderliche Maß-
                                                                  nahmen zu initiieren. Ein Ignorieren der sich deutlich ab-
Detaillierte Prognosen zur mittel- bis langfristigen Bevölke-     zeichnenden Umfeldveränderungen könnte dramatische
rungsentwicklung und eine inzwischen auch im öffentlichen         Auswirkungen für die Leistungsfähigkeit des bundesdeut-
Diskurs sehr präsente Diskussion um gesellschaftliche und         schen Systems der beruflichen Ausbildung und damit der
ökonomische Auswirkungen des demographischen Wandels              gesamten Wirtschaft haben. Ausgehend vom aktuellen
machen es inzwischen möglich und notwendig, konkrete und          Entwicklungsstand ist es das Ziel des Forschungsvorhabens,
tragfähige Konzepte für die gesellschaftliche Zukunft Deutsch-    die wichtigsten Auswirkungen der demographischen Verän-
lands zu entwickeln. In seiner Bedeutung für eine wettbe-         derungen auf die berufliche Ausbildung bis zum Jahr 2035
werbsfähige, wissensbasierte Gesellschaft kommt dabei dem         zu untersuchen. Vor diesem Hintergrund soll ein realistisches
Bereich der beruflichen Bildung und Ausbildung eine wichtige      Bild der zu erwartenden Entwicklungen gezeichnet und
strategische Position zu.                                         rechtzeitig auf Handlungserfordernisse und -optionen hin-
                                                                  gewiesen werden.
    Angesichts der komplexen Problemlage von unterschied-
lichen Einflussfaktoren und vielschichtigen Anforderungen         Die Studie „Auswirkungen der demographischen Verände-
werden im Projekt „Auswirkungen von demographischen               rungen auf die berufliche Ausbildung“ soll eine aus Fakten,
Entwicklungen auf die berufliche Ausbildung“ mögliche             breitem Expertenwissen und realistischen Erwartungen
alternative Entwicklungsszenarien und tragfähige Hand-            begründete Orientierung für politisches Handeln, adminis-
lungsoptionen für die Einrichtungen der beruflichen Bildung       trative Planungen und Entscheidungen von Akteuren der
aufgezeigt. Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft       Bildungspolitik bieten.



                                        Abb. : Die Arbeitsschritte im Projekt

                                                           Modul 1
                                         Indikatorenanalyse und Rahmenbedingungen


                               Modul 2                                                  Modul 3
                          Expertenworkshop                                         Delphi-Befragung I


                                                            Modul 4
                                                      Deskriptorenanalyse


                              Modul 5                                                   Modul 6
                    Hearing-Cross-Impact-Analyse                                   Delphi-Befragung II


                                                           Modul 7
                                                     Szenarioentwicklung


                               Modul 8                                                  Modul 9
                         Hearing  Bewertung                                Berichtslegung  Dokumentation


          Quelle: Prognos AG 2008
2                                                                                                     ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE




1.2 	 Projektdesign                                                      frage-Relationen zu entwickeln. Für den Zeitraum bis 2015
                                                                         sollten zudem unterschiedliche Entwicklungen für Ost und
                                                                         West angenommen werden. Insgesamt waren damit 12 Szena-
Die Arbeitspakete des Forschungsvorhabens „Demographische                rien zu erstellen (vgl. Abbildung 2).
Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die berufliche Bil-
dung“ dienen der Gewinnung eines differenzierten Einblicks                   Die Angebots-Nachfrage-Relationen für die unterschied-
in die Zukunft der beruflichen Bildung. Die Forschungsleitfra-           lichen Zeiträume sind aufgrund der weitgehend feststehenden
ge lautet:                                                               demographischen Entwicklung nicht gleich wahrscheinlich.
                                                                         Ziel der vorliegenden Studie war damit nicht die Darstellung
    „Welche kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen                der wahrscheinlichsten Zukunftsszenarien, sondern vielmehr
des demographischen Wandels lassen sich auf verschiedene                 die Darstellung unterschiedlicher denkbarer Entwicklungspfade
Rahmenbedingungen der beruflichen Bildung erkennen?“                     und ihrer zentralen Stellhebel.
Die Abbildung 1 zeigt das für die Untersuchung zur Bedeutung
des demographischen Wandels für die Zukunft der Berufsaus-
bildung entwickelte Projektdesign und gibt eine Übersicht
über die einzelnen Arbeitsschritte und anzuwendenden
Methoden.
                                                                         1.3 	 Trendanalyse und Trend-
                                                                               darstellung
    Aufbauend auf einer Trendanalyse der vorhandenen Stu-
dien und Erkenntnisse werden Experten im Rahmen von Work-
shops und einer Delphi-Befragung zu ihren Einschätzungen                 Im Rahmen einer Trendanalyse wurden Trends und Prognosen
der zukünftigen Entwicklungen befragt. Diese bilden die                  in sechs Themenbereichen erarbeitet, die die wesentlichen
Grundlage für die Definition von zentralen Bestimmungsgrö-               Entwicklungen für die Zukunft der beruflichen Bildung in
ßen, die die wesentlichen Parameter für die zu erarbeitenden             Deutschland skizzieren. Die definierten Themenfelder und die
Szenarien darstellen (Deskriptoren). Die Deskriptoren werden             zugeordneten Indikatoren konstituieren damit gleichzeitig
systematisch auf ihre gegenseitigen Wirkbeziehungen hin                  die relevanten Variablengruppen für die Delphibefragung
analysiert und anschließend in einer zweiten Befragungsrunde             und die Beschreibung der geplanten Szenarien im späteren
erneut den Experten vorgelegt.                                           Projektverlauf.

    Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung                  Die Trendanalysen wurden für die sechs Themenfelder
vorgegebenen Rahmenbedingungen definieren den Raum für
die Szenarioentwicklung: Auftrag war es, für die Zeiträume               	 Gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen der beruf-
2007–2015, 2016–2025 sowie 2026–2035 Szenarien zur Zukunft                  lichen Bildung in Deutschland und Europa,
der beruflichen Ausbildung für alle denkbaren Angebots-Nach-



                                            Abb. 2: Angebots-nachfrage-relationen


                                                   205                             2025                   2035
                                                   Wendepunkt                       Minimum                Wendepunkt
                                                   Schulabsolventen                 Schulabsolventen       Erwerbstätige

                                                   Ost            West              bundesweit             bundesweit

        nachfrage  Angebot



        nachfrage = Angebot



        nachfrage  Angebot


        Quelle: Prognos AG 2008 auf Grundlage der Projektausschreibung
ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE                                                                                                                 3




	 Ausbildungsanfänger in Deutschland,                             3)	 sog. Trendbrüchen und Wildcards1, also Entwicklungen, die
                                                                       vom heutigen Standpunkt betrachtet als unwahrscheinlich
	 Situation der Bildungsanbieter,                                     eingestuft werden müssen, jedoch wesentliche Auswir-
                                                                       kungen auf die berufliche Bildung haben können.
	 Angebot an dualen Ausbildungsplätzen,
                                                                   Insbesondere für den Zeitraum bis 2035 besteht die Heraus-
	 Verwertbarkeit beruflicher Ausbildung sowie                     forderung darin, nicht nur aktuelle Entwicklungen und
                                                                   Diskussionen fortzuschreiben, sondern auch Entwicklungs-
	 Organisation der beruflichen Bildung                            linien zu antizipieren, für die zum derzeitigen Zeitpunkt nur in
                                                                   eingeschränktem Umfang Anzeichen zu erkennen sind.
durchgeführt.

   Die Trendanalyse unterscheidet zwischen der Darstellung
der Ausgangslage anhand eines Stützzeitraums und der Be-
schreibung der potenziellen Entwicklungen in der Zukunft.
                                                                   1.4 Delphi-Befragung

    Der Stützzeitraum beschreibt die Entwicklung der beruf-        Für die Validierung der Aussagen zur zukünftigen Entwick-
lichen Bildung in den letzten Jahren bis hin zum aktuellen         lung in der beruflichen Bildung wurde eine zweistufige
Rand. Die Darstellung in den Themenfeldern erfolgt anhand          Delphi-Befragung durchgeführt. Mit einer Delphi-Befragung
ausgewählter Indikatoren, die den Status quo und zukünftige        wird die Wahrscheinlichkeit und der Zeitpunkt zukünftiger
Entwicklungen in ihrer quantitativen und qualitativen Dimen-       Entwicklungen durch Experten eingeschätzt.
sion beschreiben. Die Auswahl der Indikatoren beschränkt
sich auf Faktoren, die zur Beantwortung der Frage nach der         Erste Befragungswelle der zweistufigen Delphi-
Zukunft der beruflichen Bildung wesentlich und relevant            Befragung
beitragen (Zweckmäßigkeit). Daneben ist die Auswahl insbe-
sondere der quantitativen Kennzahlen von ihrer Verfügbarkeit       In einer ersten Runde der Delphi-Befragung wurden insgesamt
bestimmt. Hier wird auf bestehende Datenquellen der offi-          500 Experten/innen mit einem rund 20-seitigen Fragebogen
ziellen Statistik bzw. eigene Daten und Trendberechnungen          angeschrieben. Dabei dienten die Ergebnisse der Delphi-Befra-
zurückgegriffen.                                                   gung zum einen der Plausibilisierung der Trendanalysen, vor
                                                                   allem aber auch der Identifikation zentraler Einflussfaktoren
    Die Trendanalysen haben den Charakter von modifizierten        (Deskriptoren) für die Zukunft der beruflichen Ausbildung. Die
Business-as-usual-Fortschreibungen. Das bedeutet, die heute        Rücklaufquote der ersten Befragungsrunde lag bei 33,8%
absehbaren Trends werden in die Zukunft fortgeschrieben,           (N = 169).
wobei wahrscheinliche politische Reaktionen auf die ein-
tretenden Entwicklungen in die Betrachtung einbezogen              Zweite Befragungswelle der zweistufigen Delphi-
werden.                                                            Befragung

   Die zukünftige Entwicklung der beruflichen Bildung              In der zweiten Runde der Delphi-Befragung wurden dieselben
wird auf Basis dieser Bestandsaufnahme dargestellt, und die        Experten/innen mit einem leicht modifizierten Fragebogen
zentralen zukünftigen Herausforderungen für das System der         erneut angeschrieben. Dabei wurden die Ergebnisse der ersten
beruflichen Bildung werden abgeleitet. Dabei wird unterschie-      Befragungsrunde den Experten mitgeteilt mit der Bitte, die
den zwischen                                                       eigenen Einschätzungen an den Gesamtbewertungen zu
                                                                   prüfen und ggf. anzupassen. Sollten abweichende Meinungen
1)	 zukünftigen Entwicklungen, die aufgrund relativ fest-          beibehalten werden, wurden diese schriftlich begründet.
    stehender Rahmenbedingungen (z.B. Verkürzung der
    Schulzeit) oder stabiler Trends in der Vergangenheit bereits       Durch diesen Reflexionsprozess wird ein Austausch der
    heute absehbar sind,                                           Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander ermöglicht,
                                                                   der die Ergebnisse fokussiert und validiert. In der zweiten Be-
2)	 zukünftigen Trends, die heute bereits sichtbar sind und dis-   fragungsrunde lag die Rücklaufquote bei 27,2% (N = 136).
    kutiert werden, ohne dass schon erkennbar ist, in welchem
    Rahmen sich diese Entwicklungen tatsächlich manifestie-
    ren werden, da sie bspw. von politischen Entscheidungen
    abhängig sind (z.B. zunehmende Privatisierung des Bil-
    dungssektors) und
                                                                   	   Wildcards	sind	plötzliche	zufällige	und	unerwartete	Ereignisse	in	der	
                                                                        Zukunft,	die	eine	sehr	geringe	Wahrscheinlichkeit	haben,	aber	wesent-
                                                                        liche	Änderungen	bewirken	(z.B.	Fall	der	Mauer).
4                                                                                             ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE




1.5 Szenarioanalyse
                                                                     Demographische Entwicklung der
                                                                2 Ausbildungsbevölkerung
Die Szenarien selbst wurden in vier aufeinander aufbauenden          – Ausbildungsbevölkerung sinkt
methodischen Schritten entwickelt. Im Mittelpunkt der einzel-        – Trend wird gestoppt
nen Schritte stand dabei:
                                                                     Entwicklung des sektoralen Fachkräftebedarfs
Arbeitsschritt 1     Identifikation der wichtigen Einfluss-          – Die Nachfrage nach hoch qualifizierten Fachkräften
                     faktoren                                          im Dienstleistungssektor ist höher als nach einfachen
                                                                3      Dienstleistungen
Arbeitsschritt 2     Definition der Wirkungszusammenhänge            – Nachfrage nach hoch qualifizierten Fachkräften im
                     zwischen den Einflussfaktoren                     Dienstleistungssektor ist niedriger als nach einfachen
                                                                       Dienstleistungen
Arbeitsschritt 3     Berechnung von möglichen und wahr-
                     scheinlichen Zukunftsoptionen                   Internationale Mobilität der Auszubildenden
                                                                4 Nimmt zu
Arbeitsschritt 4     Auswahl der Szenarien und damit Bestim-         Behält Niveau
                     mung plausibler Zukunftsoptionen
                                                                     neue Technologien in der Ausbildung
Im Folgenden werden die einzelnen Arbeitsschritte der Szena-         – Umfangreicher Einsatz neuer Technologien im
rioentwicklung im Überblick dargestellt.                        5      Bildungsbereich
                                                                     – Technologische Lösungen finden nur in Einzelfällen
                                                                       Anwendung
.       Deskriptorenanalyse
                                                                     Integration von Migranten
Die Deskriptorenanalyse legt fest, welche Aspekten und Ent-     6 – Gelingt schlechter
wicklungen im Rahmen der Szenarien thematisiert werden.              – Gelingt besser
Die Deskriptorenanalyse definiert damit auch den Rahmen
und die Reichweite der Szenarioanalyse. Für jeden Deskriptor         Bildungsbeteiligung von Mädchen
werden mögliche zukünftige Ausprägungen definiert, die sich     7 – Erhöht sich
gegenseitig ausschließen. Bezogen auf den Deskriptor „An-            – Status quo bleibt bestehen
gebots- Nachfrage-Relation auf dem Ausbildungsmarkt“ lauten          Übergangsquoten an Hochschulen und in die
die alternativen Ausprägungen beispielsweise A = Angebot        8 duale Ausbildung
entspricht der Nachfrage, B = Angebot übersteigt Nachfrage,          – Attraktivität dualer Ausbildung geringer
C = Nachfrage übersteigt Angebot.                                    – Attraktivität dualer Ausbildung höher

   Um die Plausibilität der Szenarien einschätzen zu können,         Bedeutung des Übergangssystems
wird die Eintrittswahrscheinlichkeit der einzelnen Ausprä-      9 – Nimmt zu
gungen bewertet. Tabelle 1 zeigt die 19 Deskriptoren (fett           – Nimmt ab
gedruckt) mit ihren jeweiligen Ausprägungen.
                                                                     regionalisierung in der beruflichen Ausbildung
                                                                0 – Nimmt zu
                                                                     – Nimmt ab

         Tabelle : Ausgewählte Deskriptoren                         Attraktivität vollzeitschulischer Ausbildungsgänge
         und jeweilige Ausprägungen                                  – Duale Ausbildung wird gegenüber vollzeitschulischer
                                                                     Ausbildung bevorzugt
                                                                     – Vollzeitschulische Ausbildung als gleichwertiges
         Angebots-nachfrage-relation auf dem                           Äquivalent zur dualen Ausbildung
         Ausbildungsmarkt
        – Angebot und Nachfrage stehen in einem ausgewo-            leistungsanforderungen in der beruflichen
           genen Verhältnis                                     2 Ausbildung
         – Das Angebot übersteigt deutlich die Nachfrage             – Nehmen zu
         – Die Nachfrage übersteigt deutlich das Angebot             – Bleiben unverändert
ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE                                                                                                          5




                                                                      Ausprägungen der Deskriptoren. Ziel ist, Interdependenzen
      Alter(n)sgerechte Personalpolitik                               zwischen den einzelnen Einflussfaktoren auf Ebene der
 3 – Alter(n)sgerechte Personalpolitik                               möglichen Ausprägungen zu bestimmen. Leitfrage für die
      – Jugendzentrierte Personalpolitik                              Erstellung der Cross-Impact-Matrix ist, inwiefern das Eintreten
                                                                      einer bestimmten Entwicklung die Eintrittswahrscheinlichkeit
      Ausbildungsquote                                                einer anderen möglichen Entwicklung beeinflusst. Während
 4 – Sinkt                                                           die Vernetzungsmatrix die Stärke der gegenseitigen Beein-
      – Steigt                                                        flussung bestimmt, wird in der Cross-Impact-Matrix deren
                                                                      Wirkungsrichtung (positiver oder negativer Zusammenhang)
    Übernahmequoten                                                   berücksichtigt.
 5 – Steigen
      – Sinken                                                        3.    Szenarienberechnung

      Flexibilisierung der beruflichen Ausbildung                     Ein Zukunftsszenario definiert sich über die spezifische
 6 – Modularisierung tritt ein                                       Kombination von Deskriptorausprägungen. Da sich die Aus-
      – Modularisierung tritt nicht ein                               prägungen, die ein Deskriptor annehmen kann, gegenseitig
                                                                      ausschließen, definieren sie die Rahmenbedingungen für
      Zunahme privater Bildungsangebote                               ein spezifisches Szenario eindeutig. Vor diesem Hintergrund
 7 – Private Angebote nehmen zu                                      verfolgt die Szenarioberechnung ein doppeltes Ziel:
      – Status quo bleibt erhalten
                                                                      	 Für jede Deskriptorausprägung soll – unabhängig von ih-
      Qualität der primären und sekundären Bildung                         rer Eintrittswahrscheinlichkeit – ein rechnerisch mögliches
 8 – Nimmt zu                                                             Szenario ausgegeben werden. Damit wird ein möglichst
      – Bleibt gleich                                                      breites Spektrum an möglichen zukünftigen Entwick-
                                                                           lungen aufgezeigt. Auch zunächst weniger naheliegende
      Bedeutung der Erstausbildung vor dem Hinter-                         Szenarien sollen in die Zukunftsbetrachtung mit einbezo-
 9 grund des lebenslangen lernens                                         gen werden können.
      – Nimmt ab
      – Verbleibt im Status quo                                       	 Bestimmte Ausprägungskombinationen sind wahrschein-
                                                                           licher als andere. Ausschlaggebend für diese Häufung
Quelle: Prognos AG 2008                                                    bestimmter Kombinationen ist die spezifische Ausprägung
                                                                           von kritischen und treibenden Deskriptoren. Damit auch
                                                                           dieser Aspekt in der Szenarioanalyse berücksichtig werden
2.   Definition der Wirkungszusammenhänge
                                                                           kann, wird bei der Ausgabe der unterschiedlichen Szena-
                                                                           rien auch die Häufigkeit des Auftretens einer spezifischen
Die Deskriptoren sind in ihren Wirkungen nicht unabhängig
                                                                           Kombination gezählt. Damit wird in der Szenarioberech-
voneinander, sondern stehen in komplexen Abhängigkeitsbe-
                                                                           nung ein Anhaltspunkt für die Eintrittswahrscheinlichkeit
ziehungen: Sie überlagern und verstärken, widersprechen und
                                                                           spezifischer Szenarien mitgeliefert. Je häufiger eine be-
hemmen sich. Welche Ausprägung ein Deskriptor innerhalb
                                                                           stimmte Ausprägungskombination auftritt, desto größer
eines Szenarios annimmt, hängt entscheidend davon ab, in
                                                                           ist rechnerisch die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses
welcher Wirkungsbeziehung er zu anderen Einflussfaktoren
                                                                           Szenarios.
steht. Die Analyse der Wirkungsbeziehungen zwischen den
ausgewählten Deskriptoren wurde in einem zweistufigen
                                                                      Die Berechnung der Szenarien wurde mit der Software Szeno-
Verfahren vorgenommen:
                                                                      Plan durchgeführt.
2. Vernetzungsmatrix
                                                                      4.    Szenarienauswahl und -interpretation
Die Vernetzungsmatrix beschreibt den grundsätzlichen Zu-
sammenhang zwischen den Deskriptoren. Die Interdepen-                 Aus den berechneten Szenarien wurden im letzten Schritt der
denzen zwischen den Deskriptoren werden in einer Matrix               Szenarioanalyse für jeden der vier definierten Betrachtungs-
dargestellt. Leitfrage ist, wie stark der Einfluss von Deskriptor A   zeiträume Szenarien ausgewählt und interpretiert. Ziel dabei
auf Deskriptor B ist.                                                 war es, die zukünftigen Rahmenbedingungen und Entwick-
                                                                      lungen in ihrer Auswirkung auf das System der beruflichen
2.2 cross-Impact-Matrix                                               Ausbildung zu beschreiben und die Wirkungszusammenhän-
                                                                      ge innerhalb der Szenarien zu identifizieren.
Die Cross-Impact-Matrix präzisiert die Wirkungszusammen-
hänge aus der Vernetzungsmatrix für die unterschiedlichen
6                                                                                                GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD




2      Gesellschaftspolitischer Hintergrund

Die Arbeitswelt von morgen wird durch vier wesentliche Me-                de Gewerbe und die Bauwirtschaft langfristig an Bedeutung
gatrends geprägt (vgl. Abb. 3). Der sich im Zuge der Globali-             verlieren und in ihren Anteilen an der Bruttowertschöpfung
sierung verschärfende internationale Wettbewerb und ein                   zurückgehen, gehen vom Dienstleistungssektor weiter Wachs-
immer rascherer technologischer Wandel in einer wissens-                  tumsimpulse aus. Mit 1,6 % p.a. wird dieser langfristig etwas
und informationsbasierten Ökonomie erfordern ein immer                    stärker wachsen als die Gesamtwirtschaft (mit rund 1,4 % p.a.)
höheres Ausbildungsniveau und höhere Flexibilität. Dabei                  und zudem seinen Anteil an der Bruttowertschöpfung bis zum
kann dieser Bedarf nicht nur durch exzellentes akademisch                 Jahr 2030 auf fast drei Viertel erhöhen (71,8%).
ausgebildetes Personal gedeckt werden. Die Vermittlung be-
rufsbezogener Kompetenzen im Rahmen einer hochwertigen,                      Mit dem Strukturwandel geht zudem eine starke struk-
anspruchsvollen und kontinuierlichen beruflichen Aus- und                 turelle Verschiebung der Beschäftigung einher. Mit dem
Weiterbildung ist vorrangig.                                              Wechsel zur Dienstleistungsgesellschaft ist – bezogen auf die



                                              Abb. 3: Einflussfaktoren der Arbeitswelt

                              Die Arbeitswelt von morgen wird durch vier zentrale Trends geprägt:


        WIrTScHAFTlIcHEr                                                                             GlOBAlISIErunG
                                                             ng




        STruKTurWAnDEl
                                                                             Se




                                                                                                     • Zunahme internationaler
                                                            tu




                                                                             lb
                                                         or




                                                                                 st




        • Übergang in wissensbasierte                                                                  Konkurrenz
                                                       tw




                                                                                  or




                                                                                                     • Verkürzung der Produktzyklen
                                                                                    ga




          Dienstleistungsgesellschaft
                                                     an




                                                                                        ni




                                                                                                     • Verringerung der Halbwerts-
                                                   er




        • Anstieg der Qualifikationsniveaus                 • Projektzentrierte
                                                                                        sa
                                                nv




                                                              Arbeitsorganisation                      zeit von Fachwissen
                                                                                         tio
                                               ge




                                                                                             n




                                                            • Selbstbeschäftigung
                                              Ei




                                                            • Flexibilisierung der
                                                              Unternehmensorgani-
                                                              sation
                                                            • Diskontinuität der
                                                                                               t
                                                                                             ei
                                              Ko




                                                              (Erwerbs-)biographien
                                                                                             gk




        nEuE TEcHnOlOGIEn                                                                            DEMOGrAFIScHEr
                                                op




                                                                                         hi




                                                            • Wechselhäufigkeit
                                                   er




                                                                                        fä




                                                                                                     WAnDEl
                                                                                        rn




                                                              des Fachwissens
                                                    at




        • Dominanz der Verbund-
                                                                                    le
                                                     io




          technologien
                                                        n




                                                                                                     • Stagnation/Rückgang des
                                                                                    e
                                                         sf




                                                                                 ng




        • IuK-Technologie erlaubt
                                                            ä




                                                                                                       Erwerbspersonenpotenzials
                                                            hi




                                                                                a
                                                                             sl
                                                              gk




          - Flexibilität von Arbeitszeit                                                             • Verlängerung der Lebens-
                                                                             n
                                                                ei




                                                                          be




            und -ort                                                                                   arbeitszeit
                                                                  t



                                                                        le




          - Dezentrale Produktion                                                                    • Anstieg der Erwerbsbeteiligung



        Quelle: Prognos AG 2008




                                                                          Erwerbstätigenstrukturen – die Zunahme der Beschäftigung
2.1      Wandel zur Wissensgesellschaft                                   in den Dienstleistungsberufen bei gleichzeitiger Abnahme im
                                                                          primären und sekundären Sektor verbunden. Das Ausmaß der
Die zentrale Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte in                    Verschiebung in den Tätigkeitsstrukturen in Deutschland ist
Deutschland (wie in anderen entwickelten Volkswirtschaften)               bereits heute quantifizierbar: Der Arbeitskräftebedarf für pro-
ist der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesell-              duktionsorientierte Tätigkeiten und primäre Dienstleistungen,
schaft. Der wirtschaftliche Strukturwandel führt zur Auswei-              welcher in den 90er-Jahren noch drei Viertel des Gesamtbe-
tung des Dienstleistungssektors bei gleichzeitigem Rückgang               darfs ausmachte, wird bereits bis 2010 nur noch zwei Drittel
von Landwirtschaft und Industrie. In der Vergangenheit wie                betragen. In gleichem Umfang werden sekundäre Dienstleis-
auch in Prognosen für die zukünftige Entwicklung zeigt sich,              tungen wie Betreuung, Beratung, Lehre, Management sowie
dass sich der sektorale Strukturwandel weiter fortsetzen wird.            Forschung und Entwicklung an Bedeutung gewinnen (vgl.
Während sekundäre Wirtschaftsbereiche wie das Produzieren-                Abbildung 4).
GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD                                                                    7




         Abb. 4: Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Tätigkeiten 995–200 (in %)

                                    995                                    200

                                   III           4,6   7,7    Betreuen, Beraten,
                              Sekundäre                         Lehren, Publizieren u. Ä.
                           Dienstleistungen                                                    35,4%
                                                 6,7
                                                        8,4     Organisation, Management
                                 22,8%           5,0
                                                        5,5     Forschung, Entwicklung
                                                 4,2
                                   II                           Allgemeine Dienste (Trans-
                               Primäre                  3,2    portieren, Lagern, Reinigen,
                           Dienstleistungen                     Bewirten etc.)
                                                 7,4
                                                                                               36,2%
                                 42,4%                  7,7    Bürotätigkeiten
                                                 ,4
                                                        3,5    Handelstätigkeiten
                                                 6,6
                                   I
                             Produktions-        7,2    5,3     Reparatur
                              orientierte                       Einrichtung und Wartung
                                                        6,0                                    28,3%
                              Tätigkeiten                       von Maschinen
                                                 6,9
                                                        2,7    Gewinnen, Herstellen
                                 34,9%


      Quelle: Prognos / IAB-Projektion




     Abb. 5: Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Qualifikationsniveau 995–200 (in %)


                                   995                                     200



                                                               Führungsaufgaben, Organisation
                          höher qualifizierte           4     und Management, qualifizierte
                                                 35
                             Tätigkeiten                       Forschung und Entwicklung, Betreu-
                                                               ung, Beratung, Lehren u.Ä.




                                                               Fachtätigkeiten in der Produktion,
                          mittel qualifizierte                 Maschinen einrichten u.Ä., Fach-
                             Tätigkeiten         46
                                                               verkäufer, Sachbearbeiter,
                                                        44     Assistententätigkeit in Forschung
                                                               und Entwicklung, nicht akade-
                                                               mische Betreuung u.Ä.




                               einfache                        Hilfstätigkeiten in Produktion, Reini-
                              Tätigkeiten        20     6     gung, Bewirtung, Lagerhaltung,
                                                               Transport, einfache Bürotätigkeiten,
                                                               Verkaufshilfen u.Ä.


      Quelle: Prognos / IAB-Projektion
8                                                                                                GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD




    Mit dem Strukturwandel steigen die Anforderungen an                        2.2 Demographischer Wandel
das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte. Bis 2010 wird der
Anteil der höher qualifizierten Tätigkeiten (Führungsaufga-
ben, Organisation, qualifizierte Forschung und Entwicklung                     Die weltweiten demographischen Verhältnisse werden sich
etc.) bereits über 40% sämtlicher Berufstätigkeiten ausma-                     in den kommenden 25 Jahren dramatisch verändern. Wäh-
chen, während der Anteil mittel qualifizierter Tätigkeiten                     rend in allen anderen Kontinenten die Bevölkerung wächst,
weitgehend stabil bleiben und derjenige der einfachen (Hilfs-)                 geht in Europa die Bevölkerungszahl um über 4 % zurück. Als
Tätigkeiten zurückgehen wird. Der Trend zur wissensbasierten                   Konsequenz der konstant niedrigen Geburtenraten, einer
Dienstleistungsgesellschaft wird damit zu einer zunehmenden                    zunehmenden Lebenserwartung und eines moderaten Saldos
Bedrohung für die berufliche Existenz gering qualifizierter                    der Auswanderung wird auch in Deutschland die Bevölke-
Personen (vgl. Abbildung 5).                                                   rungszahl langfristig schrumpfen. Zwar nimmt sie noch bis
                                                                               zum Jahr 2011 leicht auf etwas mehr als 83 Millionen zu, geht
    Aber auch der Dienstleistungscharakter beruflicher Tä-                     aber dann bis zum Ende des Prognosezeitraums um rund zwei
tigkeiten außerhalb des Dienstleistungssektors ist gestiegen,                  Millionen zurück. Entscheidender als die Veränderungen der
soziale Kompetenzen oder Kundenorientierung sind auch in                       absoluten Bevölkerungszahl ist der dahinterstehende Wandel
Produktionsberufen unverzichtbar. Die Aufnahme und Mitge-                      der Altersstruktur. Während mit steigender Lebenserwartung
staltung dieses Wandels in den Beschäftigungsstrukturen stellt                 die Besetzungsstärken der älteren Kohorten größer werden,
eine der großen Herausforderungen für das Ausbildungssys-                      ist jeder nachwachsende Jahrgang zahlenmäßig schwächer
tem dar. Die Erhaltung der hohen sozialen und arbeitsmarkt-                    besetzt als der vorhergehende (vgl. Tab. 2).
bezogenen Integration der Auszubildenden und Absolventen
des dualen Systems einerseits und die Sicherstellung von aus-                     Der demographische Wandel wirkt unmittelbar auf die
reichendem Fachkräftenachwuchs andererseits bedarf der                         Erwerbstätigenstruktur und hat gravierende Auswirkungen
vorausschauenden politischen Gestaltung.                                       auf das Arbeitskräfteangebot. Die Altersgruppe der unter



     Tabelle 2: Bevölkerung Deutschlands nach Altersklassen, ausgewählte Jahre



        Alter in Jahren                                                                                                   Veränderung
                                                                                                                            2005–30

         Mio. Personen                      2005                   2010                2020               2030                  %

              0 bis 19                        16,6                      15,4            14,4                13,8               –16,5

             20 bis 34                        14,8                      15,3            14,7                13,1                –1 1,1

             35 bis 49                       20,3                       19,0            15,6                16,0               –2 1,0
             50 bis 64                        15,1                  16,4                19,5                16,3                    7,9
             65 bis 79                        12,2                      12,4             12,5               15,7                28,9
           80 und älter                        3, 7                     4,2              5,8                 6,1                65,4
              Summe                          82,6                   82,8                82,6                8 1, 1               –1,8


          Anteile in %                      2005                   2010                2020               2030                  %
              0 bis 19                       20,0                   18,6                17,5                17,1               –14,9
             20 bis 34                        17,9                  18,5                 17,8              16,2                 –9,5
             35 bis 49                       24,5                   22,9                18,9                19,7               –19,5
             50 bis 64                       18,3                   19,8                23,6               20,2                  9,9
             65 bis 79                        14,7                  15,0                 15,2               19,3                31 , 3
           80 und älter                       4,5                        5,1             7,0                 7,5                68,5
              Summe                         100,0                  100,0               100,0              100,0                  0,0

     Quelle: Statistisches Bundesamt, Prognos Deutschland Report 2030
GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD                                                                                             9




                                   Abb. 6: Erwerbspersonenpotenzial nach Altersklassen

           100%
                           12,9                   15,0            16,5
                                                                                        21,7               19,8

            80%

                           33,8
                                                   41,1           42,1
            60%                                                                        35,8                38,1




            40%
                           40,7
                                                  33,4                                                     32,3
                                                                  30,8                 32,9
            20%



                           12,6                   10,6            10,6                  9,7                9,9

             0%
                          1991                   2005             2010                 2020               2030


                       55+            40–54               25–39   15–24

                  Quelle: Prognos Deutschland Report 2030




20-Jährigen schrumpft in den kommenden Jahren um 16,5%.             und Produktion in internationaler Arbeitsteilung statt und
Die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen – die Kohorte, die das     führen so zu hohen Anforderungen an die Flexibilität der
Arbeitskräfteangebot im Wesentlichen bestimmt – nimmt im            Belegschaften. Als Konsequenzen der internationalen Öffnung
gleichen Zeitraum um 9,4 % ab. Diese Entwicklung hat auch           der Arbeitsmärkte werden diskutiert:
eine Verschiebung in der Altersverteilung des Erwerbsper-
sonenpotenzials zur Folge (vgl. Abbildung 6).                       	 Die umfangreiche Verlagerung von Tätigkeiten und der
                                                                          entsprechenden Arbeits- und Ausbildungsplätze in das
                                                                          Ausland.

2.3 Globalisierung und                                              	 Die Vergrößerung des in Deutschland verfügbaren Arbeits-
    Internationalisierung                                                 kräftepotenzials durch zuwandernde Arbeitskräfte.

                                                                    	 Die Eröffnung zunehmender Beschäftigungsoptionen im
Die fortschreitende Globalisierung und die verstärkte Verla-              Ausland für deutsche Arbeitnehmer.
gerung von Produktionsprozessen in das Ausland werden bis
zum Jahr 2035 erhebliche strukturelle Veränderungen auf             Dabei hängt der Grad der individuellen Betroffenheit ent-
dem deutschen Arbeitsmarkt nach sich ziehen. Die Zunahme            scheidend von der Qualifizierung ab. Während die Gesamtbe-
internationaler Konkurrenz führt zu neuen Herausforde-              schäftigung in Deutschland nicht zwangsläufig zurückgeht,
rungen an die interkulturellen Kompetenzen der Mitarbeiter.         wirken der steigende internationale Wettbewerb und die
Gleichzeitig verkürzen sich Produktzyklen, finden Herstellung       damit einhergehenden Anpassungsprozesse im Inland zu
20                                                                                                           GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD




Ungunsten der gering qualifizierten Beschäftigten. Unter der                           rung und die steigende Arbeitskräftemobilität beeinflusst.
vereinfachten Annahme, dass sich dieser Trend weiter fortset-                          Dabei bietet die kulturelle und soziale Heterogenität der Zu-
zen wird, gehen im Niedriglohnsegment weitere Arbeitsplätze                            wanderungspopulation ein großes Entwicklungspotenzial für
verloren, während die Zahl der Erwerbstätigen mit beruflicher                          die deutsche Gesellschaft und stellt zugleich eine erhebliche
und Hochschulausbildung weiter zunimmt (vgl. Abb. 7).                                  Herausforderung nicht zuletzt für das Ausbildungswesen dar.



                                        Abb. 7: Entwicklung der Beschäftigung nach Qualifikation

                               30.000



                               25.000



                               20.000
       Erwerbstätige in Tsd.




                               15.000



                               10.000



                                5.000



                                   0
                                    1975              1985              1995          2005            2015          2025

                                            ohne Ausbildung              mit beruflicher Ausbildung          mit Hochschulausbildung
                                        Quelle: Prognos Deutschland Report 2030




Zuwanderung als demographische notwendigkeit                                           Europäische Ausbildungspolitik mit dem Ziel
und Konsequenz aus der zunehmenden Internatio-                                         der Harmonisierung
nalisierung
                                                                                       Für Deutschland steht die berufsbildungspolitische Zusam-
Mit Ausnahme der Gastarbeiterabkommen – und in jüngster                                menarbeit in und mit der Europäischen Union im Vorder-
Zeit durch das Zuwanderungsgesetz – war die Zuwanderung                                grund. Zukünftige Anforderungen an das System der beruf-
nach Deutschland in der Vergangenheit stets ungesteuert. Vor                           lichen Bildung werden sich insbesondere im europäischen
dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und be-                                Kontext ergeben: Gemeinsame Bildungsziele und der Kopen-
sonders des in zunehmendem Maß virulenten Fachkräfteman-                               hagen-Prozess, nicht nur die Mobilitätsförderung, auf der
gels wird der Druck seitens der Wirtschaft steigen, selektiv                           weiterhin der Schwerpunkt europäischer Kooperation im
Zuwanderung zu erleichtern.                                                            Bildungsbereich liegt, sondern auch die gegenseitige Aner-
                                                                                       kennung von Abschlüssen weisen bereits heute auf die
   Deutschland wird daher auch zukünftig ein Zuwande-                                  verstärkte Harmonisierung der Bildungspolitiken in Europa
rungsland sein: Im Hinblick auf den langfristigen durch-                               hin.
schnittlichen Wanderungssaldo der vergangenen 50 Jahre
kann zukünftig eine Nettozuwanderung von rund 200.000                                      Mit der Vision eines gemeinsamen europäischen Bildungs-
Personen pro Jahr angenommen werden. Diese Entwicklung                                 raumes soll es allen Bürgern Europas ermöglicht werden,
wird maßgeblich durch die zunehmende Internationalisie-                                Bildungs- und Arbeitsplatzangebote bedarfsgerecht und
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf
auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf

Mais conteúdo relacionado

Semelhante a auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf

Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)
Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)
Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)Cogneon Akademie
 
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]Marcel Schöne
 
Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...
Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...
Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...Tobi Mattl
 
Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...
Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...
Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...Annette Elias
 
Sponsoring in Klein und Kleinstunternehmen
Sponsoring in Klein und KleinstunternehmenSponsoring in Klein und Kleinstunternehmen
Sponsoring in Klein und Kleinstunternehmenandreaswill.com
 
2b version bachelorarbeit
2b  version bachelorarbeit2b  version bachelorarbeit
2b version bachelorarbeitkamer3
 
DUK Krems Projektarbeit
DUK Krems ProjektarbeitDUK Krems Projektarbeit
DUK Krems Projektarbeitheiko.vogl
 
T_zukunfts raum_tirol_2007
T_zukunfts raum_tirol_2007T_zukunfts raum_tirol_2007
T_zukunfts raum_tirol_2007lebenmitzukunft
 
Künstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social Networks
Künstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social NetworksKünstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social Networks
Künstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social NetworksFelix Bauer
 
Blended learning mathe_v1.7_03052010
Blended learning mathe_v1.7_03052010Blended learning mathe_v1.7_03052010
Blended learning mathe_v1.7_03052010Carsten Freundl
 
2015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 11057335
2015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 110573352015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 11057335
2015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 11057335Geert de Bruijn
 
Medienprojekt "Fit for Future"
Medienprojekt "Fit for Future"Medienprojekt "Fit for Future"
Medienprojekt "Fit for Future"Cornelie Picht
 

Semelhante a auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf (20)

Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)
Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)
Benchlearning Bericht Social Intranet 2012 (blp12)
 
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
 
Berufsbildungsbericht2012.pdf
Berufsbildungsbericht2012.pdfBerufsbildungsbericht2012.pdf
Berufsbildungsbericht2012.pdf
 
Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...
Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...
Social Media Relations - Studie zu Erfolgsfaktoren in der Krisenkommunikation...
 
Bildungsatlas Virtual Engineering Baden-Württemberg 2013
Bildungsatlas Virtual Engineering Baden-Württemberg 2013Bildungsatlas Virtual Engineering Baden-Württemberg 2013
Bildungsatlas Virtual Engineering Baden-Württemberg 2013
 
fh-201206.pdf
fh-201206.pdffh-201206.pdf
fh-201206.pdf
 
Ein Crashkurs in Betriebswirtschaft: FACTORY
Ein Crashkurs in Betriebswirtschaft: FACTORYEin Crashkurs in Betriebswirtschaft: FACTORY
Ein Crashkurs in Betriebswirtschaft: FACTORY
 
Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...
Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...
Marketingkonzept für Möbel-Einzelhandel Behr Accessoires in Leverkusen / Dipl...
 
Leseprobe: Wie Budgetmärkte weiter wachsen - Niedrigpreissegmente und elektro...
Leseprobe: Wie Budgetmärkte weiter wachsen - Niedrigpreissegmente und elektro...Leseprobe: Wie Budgetmärkte weiter wachsen - Niedrigpreissegmente und elektro...
Leseprobe: Wie Budgetmärkte weiter wachsen - Niedrigpreissegmente und elektro...
 
Sponsoring in Klein und Kleinstunternehmen
Sponsoring in Klein und KleinstunternehmenSponsoring in Klein und Kleinstunternehmen
Sponsoring in Klein und Kleinstunternehmen
 
2b version bachelorarbeit
2b  version bachelorarbeit2b  version bachelorarbeit
2b version bachelorarbeit
 
BISS_Expertise.pdf
BISS_Expertise.pdfBISS_Expertise.pdf
BISS_Expertise.pdf
 
DUK Krems Projektarbeit
DUK Krems ProjektarbeitDUK Krems Projektarbeit
DUK Krems Projektarbeit
 
T_zukunfts raum_tirol_2007
T_zukunfts raum_tirol_2007T_zukunfts raum_tirol_2007
T_zukunfts raum_tirol_2007
 
Künstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social Networks
Künstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social NetworksKünstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social Networks
Künstlervermarktung und Präsentation im Bereich Social Media/Social Networks
 
Blended learning mathe_v1.7_03052010
Blended learning mathe_v1.7_03052010Blended learning mathe_v1.7_03052010
Blended learning mathe_v1.7_03052010
 
2015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 11057335
2015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 110573352015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 11057335
2015-05-15 Bachelorarbeit Definitiv Geert de Bruijn 11057335
 
Hotel und Investment - Der schwierige Weg zum richtigen Standort
Hotel und Investment - Der schwierige Weg zum richtigen StandortHotel und Investment - Der schwierige Weg zum richtigen Standort
Hotel und Investment - Der schwierige Weg zum richtigen Standort
 
Comunis Final synthesis booklet 4 languages
Comunis Final synthesis booklet 4 languagesComunis Final synthesis booklet 4 languages
Comunis Final synthesis booklet 4 languages
 
Medienprojekt "Fit for Future"
Medienprojekt "Fit for Future"Medienprojekt "Fit for Future"
Medienprojekt "Fit for Future"
 

Mais de unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH

Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 

Mais de unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20)

Über den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdfÜber den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf
 
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdfAL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
 
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
 
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdfPresseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
 
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
 
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdfZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
 
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
 
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
 
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
 
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdfPrinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
 
PI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdfPI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
 
01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
 
Text EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdfText EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdf
 
PM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdfPM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdf
 

auswirkungen_demografische_entwicklung_berufliche_ausbildung[1].pdf

  • 1. Auswirkungen von demographischen Entwicklungen auf die berufliche Ausbildung
  • 2. Die Berufsbildungsforschungsinitiative des BMBF Zur Stärkung der Attraktivität und Zukunftsfähigkeit des Berufsbildungssystems sowie zur Erhöhung der Integrationschancen von Jugendlichen an der ersten und zweiten Schwelle bedarf es einer konsistenten und konsequenten Berufsbildungspolitik. Mit Blick auf die Komplexität der für die Berufsbildungspolitik entscheidungsbeeinflussenden Faktoren und Rahmen- bedingungen sollen die Erkenntnisse der Berufsbil- dungsforschung eine Grundlage für die politische Entscheidungsfindung sein. Die im Jahr 2006 gestartete Initiative des BMBF un- terstützt durch das Bundesinstitut für Berufsbildung orientiert sich kontinuierlich in seiner inhaltlichen Ausrichtung an programmatischen bildungspoli- tischen Anforderungen. Das Ziel der im Rahmen der Berufsbildungsforschungsinitiative durchgeführten Forschungsvorhaben ist es, Informationen, Daten und Vorschläge in Form von Expertisen und empirischen Untersuchungen für bildungspolitisches Handeln zu generieren. Darüber hinaus soll diese Initiative zu einer Intensivierung der Kommunikation zwischen Wissen- schaft und Politik beitragen. Impressum Herausgeber Autoren Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Dr. Iris Pfeiffer Referat Grundsatzfragen der beruflichen Bildung Simone Kaiser 53170 Bonn Prognos AG, Berlin Bestellungen Geschäftsführer: Schriftlich an den Herausgeber Christian Böllhoff Postfach 30 02 35 Goethestraße 85 53182 Bonn 10623 Berlin Tel.: +49 30 52 00 59-200 oder per Tel.: 01805 - 262 302 Fax: +49 30 52 00 59-201 Fax: 01805 - 262 303 www.prognos.com (0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz) E-Mail: info@prognos.com E-Mail: books@bmbf.bund.de Internet: http://www.bmbf.de Gestaltung Hauke Sturm Design, Berlin Produktion W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld Bonn, Berlin 2009
  • 3. Auswirkungen von demographischen Entwicklungen auf die berufliche Ausbildung
  • 4.
  • 5. InHAlT Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis.................................................................................................................................................................................................. Abbildungsverzeichnis......................................................................................................................................................................................... 4 Tabellenverzeichnis .............................................................................................................................................................................................. 6 Zusammenfassung.................................................................................................................................................................................................7 Ziele und Herangehensweise................................................................................................................................................................... 1.1 Zielsetzung des Projektes .......................................................................................................................................................................11 1.2 Projektdesign........................................................................................................................................................................................... 12 1.3 Trendanalyse und Trenddarstellung ................................................................................................................................................... 12 1.4 Delphi-Befragung ................................................................................................................................................................................... 13 1.5 Szenarioanalyse....................................................................................................................................................................................... 14 2 Gesellschaftspolitischer Hintergrund ....................................................................................................................................................6 2.1 Wandel zur Wissensgesellschaft.......................................................................................................................................................... 16 2.2 Demographischer Wandel .................................................................................................................................................................... 18 2.3 Globalisierung und Internationalisierung......................................................................................................................................... 19 2.4 Neue Technologien................................................................................................................................................................................. 21 3 Konsequenzen des gesellschaftspolitischen Wandels für die berufliche Ausbildung ................................................................. 22 3.1 Konsequenzen des gesellschaftspolitischen Wandels aus Sicht der Experten ........................................................................... 25 4 Ausbildungsanfänger in Deutschland................................................................................................................................................... 29 4.1 Mittelfristige Entwicklungen................................................................................................................................................................ 31 4.2 Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 32 4.3 Ergebnisse der Delphi-Befragung ....................................................................................................................................................... 32 5 Die Situation der Bildungsanbieter....................................................................................................................................................... 34 5.1 Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 36 5.2 Herausforderungen und Perspektiven ...............................................................................................................................................37 5.3 Ergebnisse der Delphi-Befragung ....................................................................................................................................................... 38
  • 6. 2 InHAlT 6 Angebot an dualen Ausbildungsplätzen ...............................................................................................................................................4 6.1 Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 42 6.2 Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 43 6.3 Ergebnisse der Delphi-Befragung ....................................................................................................................................................... 44 7 Verwertbarkeit beruflicher Ausbildung ...............................................................................................................................................46 7.1 Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 49 7.2 Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 50 7.3 Ergebnisse der Delphi-Befragung ........................................................................................................................................................ 51 8 Organisation beruflicher Bildung .......................................................................................................................................................... 53 8.1 Mittelfristige Entwicklungen............................................................................................................................................................... 55 8.2 Herausforderungen und Perspektiven .............................................................................................................................................. 56 8.3 Ergebnisse der Delphi-Befragung ........................................................................................................................................................57 9 Szenarien Zeitraum 206–2025 ..............................................................................................................................................................60 9.1 Variante I: Angebot und Nachfrage stehen in einem ausgewogenen Verhältnis ....................................................................... 61 9.1.1 Beschreibung des Szenarios..................................................................................................................................................... 61 9.1.2 Funktionen und Wirkungsweisen der Deskriptoren ......................................................................................................... 63 9.1.3 Zentrale Einflussfaktoren auf die berufliche Ausbildung ................................................................................................. 63 9.1.4 Empfehlungen für das Szenario 2016–2025: „Trotz umfangreicher Reformen sinkende Ausbildungsbeteiligung von Unternehmen“...................................................................................................................... 64 9.2 Variante II: Das Angebot an Ausbildungsplätzen übersteigt deutlich die Nachfrage............................................................... 65 9.2.1 Beschreibung des Szenarios.................................................................................................................................................... 65 9.2.2 Funktionen und Wirkungsweisen der Deskriptoren ......................................................................................................... 67 9.2.3 Zentrale Einflussfaktoren auf die berufliche Ausbildung ................................................................................................. 67 9.2.4 Empfehlungen für das Szenario 2016–2025: „Vielfalt der Ausbildung als Strategie gegen den Fachkräftemangel“........................................................................................................................................................... 68 9.3 Variante III: Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen übersteigt deutlich das Angebot ......................................................... 69 9.3.1 Beschreibung des Szenarios.................................................................................................................................................... 69 9.3.2 Funktionen und Wirkungsweisen der Deskriptoren .......................................................................................................... 71 9.3.3 Zentrale Einflussfaktoren auf die berufliche Ausbildung .................................................................................................. 71 9.3.4 Empfehlungen für das Szenario 2016–2025: „Duale Ausbildung verliert im Wettbewerb“.........................................72 0 Übergreifende Empfehlungen für eine zukunftsfähige berufliche Ausbildung............................................................................ 73 10.1 Stärkere Verzahnung zwischen dualer Ausbildung und Hochschule ...........................................................................................73 10.1.1 Befund .........................................................................................................................................................................................73 10.1.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................73 10.2 Integration in die berufliche Ausbildung durch Basisqualifikation und Durchlässigkeit verbessern ....................................74 10.2.1 Befund .........................................................................................................................................................................................74 10.2.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................74
  • 7. InHAlT 3 10.3 Flächendeckender Aufbau branchenspezifischer regionaler Aus- und Weiterbildungszentren ............................................75 10.3.1 Befund .........................................................................................................................................................................................75 10.3.2 Empfehlung ............................................................................................................................................................................... 76 10.4 Mobilität von Jugendlichen erhöhen ................................................................................................................................................. 76 10.4.1 Befund ........................................................................................................................................................................................ 76 10.4.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................77 10.5 Neue Instrumente zur Finanzierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung..........................................................................77 10.5.1 Befund .........................................................................................................................................................................................77 10.5.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................77 10.6 Förderung der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund .................................................................................78 10.6.1 Befund .........................................................................................................................................................................................78 10.6.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................78 10.7 Sicherung einer bedarfsgerechten Ausbildungsinfrastruktur ...................................................................................................... 79 10.7.1 Befund ........................................................................................................................................................................................ 79 10.7.2 Empfehlung ............................................................................................................................................................................... 79 10.8 Systematisierung von Angeboten zur Bildungsberatung und Berufswahl ................................................................................. 80 10.8.1 Befund ........................................................................................................................................................................................ 80 10.8.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................ 81 10.9 Qualität und Transparenz von Ausbildungsangeboten sichern..................................................................................................... 81 10.9.1 Befund ......................................................................................................................................................................................... 81 10.9.2 Empfehlung ................................................................................................................................................................................ 81 literatur......................................................................................................................................................................................................83
  • 8. 4 ABBIlDunGSVErZEIcHnIS Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die Arbeitsschritte im Projekt.......................................................................................................................................................11 Abbildung 2: Angebots-Nachfrage-Relationen ................................................................................................................................................ 12 Abbildung 3: Einflussfaktoren der Arbeitswelt................................................................................................................................................. 16 Abbildung 4: Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Tätigkeiten 1995 – 2010 (in %) .............................................................. 17 Abbildung 5: Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Qualifikationsniveau 1995 – 2010 (in %) ............................................ 17 Abbildung 6: Erwerbspersonenpotenzial nach Altersklassen ....................................................................................................................... 19 Abbildung 7: Entwicklung der Beschäftigung nach Qualifikation .............................................................................................................. 20 Abbildung 8: Internationalisierungs- und Globalisierungsprozesse in der beruflichen Ausbildung ................................................... 26 Abbildung 9: Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der beruflichen Ausbildung ..................................27 Abbildung 10: Privatisierung von Einrichtungen beruflicher Ausbildung ...................................................................................................27 Abbildung 11: Auswirkungen des technologischen Wandels auf die Integrationschancen bildungsferner Ausbildungsbewerber.................................................................................................................................................................. 28 Abbildung 12: Bildungsabschlüsse von Absolventen allgemeinbildender Schulen im Jahr 2007............................................................ 29 Abbildung 13: Konkurrenzverhältnis akademischer und beruflicher Bildung ........................................................................................... 33 Abbildung 14: Systematisierung des Systems der beruflichen Ausbildung.................................................................................................. 34 Abbildung 15: Zukunftsperspektiven von Bildungsdienstleistern ................................................................................................................ 39 Abbildung 16: Infrastrukturrückbau nach Regionen ....................................................................................................................................... 40 Abbildung 17: Zukünftige Bedeutung des Übergangssystems....................................................................................................................... 40 Abbildung 18: Kooperation und Konkurrenz in der beruflichen Ausbildung ............................................................................................. 44 Abbildung 19: Zukünftige Bedeutung der Verbundausbildung .................................................................................................................... 45 Abbildung 20: Entwicklung der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge, absolut, 2000 bis 2005.......................................................... 46 Abbildung 21: Berufswechselquoten................................................................................................................................................................... 48 Abbildung 22: Arbeitsmarktungleichgewichte................................................................................................................................................. 49 Abbildung 23: Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und Verwertbarkeit der beruflichen Ausbildung.................................. 51 Abbildung 24: Verwertbarkeit schulischer Ausbildungsformen.................................................................................................................... 52 Abbildung 25: Bildungsausgaben im dualen System nach Finanzierungsträgern 2006 ........................................................................... 55
  • 9. ABBIlDunGSVErZEIcHnIS 5 Abbildung 26: Ausmaß von Modularisierung in der beruflichen Ausbildung..............................................................................................57 Abbildung 27: Europäische Vergleichbarkeit beruflicher Bildung................................................................................................................ 58 Abbildung 28: Strukturelle Veränderungen beruflicher Bildung .................................................................................................................. 58 Abbildung 29: Lernformen in der beruflichen Ausbildung ............................................................................................................................. 59 Abbildung 30: Übersicht der Deskriptoren......................................................................................................................................................... 63 Abbildung 31: Übersicht der Deskriptoren......................................................................................................................................................... 67 Abbildung 32: Übersicht der Deskriptoren.......................................................................................................................................................... 71
  • 10. 6 TABEllEnVErZEIcHnIS Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ausgewählte Deskriptoren und jeweilige Ausprägungen ............................................................................................................. 14 Tabelle 2: Bevölkerung Deutschlands nach Altersklassen, ausgewählte Jahre............................................................................................ 18 Tabelle 3: Einnahmen und Ausgaben der Gebietskörperschaften, absolut und Veränderung in % p.a., 2004 bis 2030 ....................... 24 Tabelle 4: Entwicklung der deutschen Studienanfänger seit 2000................................................................................................................ 30 Tabelle 5: Übergangsquote von der Schule an die Hochschule in Deutschland .......................................................................................... 30 Tabelle 6: Neueintritte in das berufliche Bildungssystem ............................................................................................................................... 35 Tabelle 7: Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquote .................................................................................................................... 42 Tabelle 8: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote .................................................................................................. 42 Tabelle 9: Ausbildungsbetriebsquote für Deutschland nach Betriebsgröße................................................................................................ 43 Tabelle 10: Lösungsquoten in %, 2000 bis 2005 .....................................................................................................................................................47 Tabelle 11: Übernahmequoten nach Betriebsgrößen......................................................................................................................................... 48 Tabelle 12: Bruttoinlandsprodukt und Hauptverwendungskomponenten, absolut und Veränderung in %, 2004–2030 ..................... 50
  • 11. ZuSAMMEnFASSunG 7 Zusammenfassung Auftrag und Methode Entwicklung zentraler Rahmenbedingungen Mit der vorliegenden Studie werden Trends und Szenarien für die berufliche Bildung für den Zeitraum von heute bis 2035 Die Zukunft der beruflichen Bildung ist vor dem Hintergrund vorgestellt. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels zu sehen. und Forschung sollen dabei die folgenden Konstellationen am Vier zentrale Entwicklungen prägen Deutschland in den Ausbildungsmarkt berücksichtigt werden: nächsten Jahren:  Das Angebot an Ausbildungsplätzen übersteigt die Nach- Der Strukturwandel wird eine starke strukturelle Verschie- frage. bung der Beschäftigung nach sich ziehen und die Beschäfti- gung in Dienstleistungsberufen stärken. Für die berufliche  Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen übersteigt das Bildung bedeutet dies, mit dynamischen Entwicklungen im Angebot. Hinblick auf Kompetenz- und Tätigkeitsprofile umgehen zu müssen, die zugleich eine deutlich stärkere Leistungsdifferen-  Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sind zierung erfordern als bislang. ausgewogen. Der demographische Wandel sorgt für eine schrumpfen- Dabei sollen sich die Szenarien auf drei unterschiedliche de Bevölkerung, die zugleich deutlich älter wird. Dadurch wird Zeiträume beziehen: die Zahl der ausbildungsberechtigten Jugendlichen deutlich zurückgehen, und zwar um knapp 1,5 Millionen (20%) bis 2035. 1) Heute bis 2015: In diesem Zeitraum wird der Wendepunkt Diese Entwicklungen treten regional unterschiedlich und bei der Zahl der Schulabsolventen erreicht. zeitlich versetzt auf. Neben Auswirkungen auf den Bedarf an Infrastruktur wird es zu einem Fachkräftemangel kommen, 2) 2015 bis 2025: In diesem Zeitraum wird das Minimum der dessen Konsequenzen kontrovers diskutiert werden. Schulabsolventen erreicht. Die Globalisierung führt zu steigenden Anforderungen 3) 2025 bis 2035: In diesem Zeitraum wird der Wendepunkt an die Internationalisierung der Unternehmen und geht mit bei der Zahl der Erwerbstätigen erreicht. einer zunehmenden Bedeutung von Abstimmungsprozessen auf europäischer Ebene einher. Gleichzeitig wird die interna- Für die Entwicklung der Szenarien wurden drei Arbeitsschritte tionale Mobilität von Jugendlichen zunehmen, was sowohl die durchgeführt: Auswanderung als auch die Einwanderung betrifft und damit neue Anforderungen an interkulturelle Kompetenzen sowie 1) Trendanalysen, die Entwicklungen der Vergangenheit den Umgang mit Migranten stellt. betrachten und diese weiter fortschreiben. Dabei werden mögliche Trendbrüche in die Überlegungen zur Fortschrei- Die technologische Entwicklung prägt einerseits die bung einbezogen. Branchen und Tätigkeitsfelder der Beschäftigten und wirkt andererseits unmittelbar auf die Ausgestaltung der Ausbil- 2) Delphi-Befragung von Experten der beruflichen Bildung dung selbst. Verbunden wird dies insbesondere mit steigenden aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Bildungseinrich- Leistungsanforderungen. tungen, die anhand von ausgewählten Thesen zukünftige Entwicklungen der beruflichen Bildung bewerten und Vor dem Hintergrund der genannten Rahmenbedin- zeitlich einordnen. gungen werden zukünftige Entwicklungen in folgenden Bereichen der beruflichen Bildung analysiert: 3) Entwicklung von 12 Zukunftsszenarien, die für die vorgege- benen Konstellationen zum Verhältnis von Angebot und  Zahl der Ausbildungsanfänger und Veränderungen in Nachfrage nach Ausbildungsplätzen mit ausgewählten ihrer Bildungsentscheidung Indikatoren systematisch entwickelt werden. Die Zahl der Jugendlichen, die dem Ausbildungsmarkt potenziell zur Verfügung stehen, wird demographisch bedingt zurückgehen. Bis 2030 schrumpft die Altersgrup-
  • 12. 8 ZuSAMMEnFASSunG pe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen  Zukünftige Verwertbarkeit beruflicher Ausbildung 17 und 25 Jahren – diejenige Altersgruppe, die die Ausbil- für die Unternehmen vor dem Hintergrund einer zuneh- dungsplatznachfrage im Wesentlichen bestimmt – um menden Konkurrenz um Fachkräfte und gestiegener rund ein Fünftel. Gleichzeitig verändert sich die Bildungs- Flexibilitätsanforderungen entscheidung der Jugendlichen. Der Trend zu höheren Schulabschlüssen hält an, gleichzeitig erhöhen die Stu- Veränderte ökonomische Rahmenbedingungen können diengangsreformen des Bologna-Prozesses die Attrakti- die Verwertbarkeit der beruflichen Ausbildung für die vität einer akademischen Ausbildung. Die Konkurrenz Unternehmen verringern: Berufliche Qualifikationen zwischen dualer Ausbildung und Hochschulausbildung können schneller veralten, flexiblere Arbeitnehmer die um den Fachkräftenachwuchs nimmt vor diesem Hinter- Dynamik von Arbeitsplatz- und Berufswechsel erhöhen. grund zu. Dennoch reduzieren sich die Einstellungs- und Übernah- mechancen für Auszubildende dadurch nicht. Im Gegen-  Anpassungs- und Modernisierungsbedarf für die Bildungs- teil werden sich Einstellungs- und Übernahmechancen für anbieter in den einzelnen Säulen des Systems beruflicher ausreichend qualifizierten Fachkräftenachwuchs sogar Bildung erhöhen. Diese Entwicklung ist jedoch an eine Vorausset- zung gebunden: Die Dualität der beruflichen Ausbildung Veränderte sozioökonomische Rahmenbedingungen bleibt auch bei einer formalen Gleichstellung schulischer machen quantitative und qualitative Anpassungen Ausbildungsformen eine wesentliche Voraussetzung für innerhalb des Systems der beruflichen Bildung notwen- den Arbeitsmarkterfolg. dig. Auf der quantitativen Seite wird der Rückbau von Infrastruktur notwendig werden. Auszubildende werden  Organisation beruflicher Bildung in einem einheitlichen daher häufiger als bisher in bundes- oder landesweiten europäischen Bildungsraum Fachklassen gebündelt werden. In qualitativer Hinsicht ergeben sich neue Herausforderungen für die Bildungs- Ein einheitlicher europäischer Bildungsraum wird mittel- dienstleister insbesondere durch eine höhere Autonomie fristig für die berufliche Ausbildung erreicht werden: Die und Verantwortung der regionalen Akteure. Dezentrale Vergleichbarkeit und Anerkennung beruflicher Qualifi- Steuerungs- und Koordinierungsmechanismen gewinnen kationen wird sich deutlich erhöhen. EU-weite Vorgaben an Bedeutung. Bildungsdienstleister, die bisher bspw. im zu beruflichen Kompetenzen werden hierfür das zentrale Rahmen der außerbetrieblichen Ausbildung innerhalb des Instrument darstellen. Durch die stärkere Kompetenzori- Übergangssystems tätig waren, sind von dieser Entwick- entierung werden informelle Formen des Lernens nicht lung besonders betroffen. Sinkende Schülerzahlen werden nur für die Gestaltung der lebenslangen Bildungsbiogra- zu einer Verkleinerung des Übergangssystems führen. phie immer wichtiger, sondern gewinnen auch in der Bildungsanbieter in diesem Bildungsbereich müssen vor beruflichen Ausbildung an Bedeutung. diesem Hintergrund neue Märkte erschließen, wollen sie ihren Bestand zukünftig sichern.  Zahl und Art der angebotenen dualen Ausbildungsplätze sowie Formen der betrieblichen Zusammenarbeit in der dualen Ausbildung Das unternehmerische Verhalten wird durch den erwart- baren Fachkräftemangel kaum beeinflusst. Die Ausbil- dungsbereitschaft bleibt im Wesentlichen stabil. Dies betrifft auch die qualifikatorischen Anforderungen an den Fachkräftenachwuchs. Sind Ausbildungsanfänger nicht ausreichend qualifiziert, werden sie auch trotz Fachkräf- temangel nicht eingestellt. Eher bleiben Ausbildungs- plätze unbesetzt. Deutlich verändern wird sich jedoch das Verhältnis ausbildender Unternehmen untereinander. Die Konkurrenz um geeignete Auszubildende macht eine Zusammenarbeit der Unternehmen in der Ausbildung bspw. im Rahmen von Verbundausbildungen oder in über- betrieblichen Bildungsstätten unwahrscheinlicher.
  • 13. ZuSAMMEnFASSunG 9 Szenarien Parallel zu dieser Entwicklung haben die Anforderungen der Unternehmen an die duale Ausbildung zugenommen. Durch umfangreiche Investitionen in die allgemeinbildende Die zukünftigen Entwicklungen in diesen Schwerpunkt- und berufliche Bildung konnte diesen neuen Anforderungen bereichen sind nicht unabhängig voneinander zu betrach- Rechnung getragen werden. Die hohen Investitionen haben ten, da sie in komplexen Wirkungszusammenhängen sich ausgezahlt. zueinander stehen. Die Szenarien berücksichtigen diese Wirkungszusammenhänge und beschreiben auf der Grund- Gleichzeitig wurden im Bereich der beruflichen Bildung lagen unterschiedlicher Annahmen zu den Angebots- und umfangreiche Strukturreformen umgesetzt. Der Erwerb von Nachfrageverhältnissen auf dem Ausbildungsmarkt für drei Einstiegs- und Teilqualifikationen und von zusätzlichen Zertifi- Betrachtungszeiträume kohärente Zukunftsoptionen für die katen ist umfassend möglich, die Orientierung an beruflichen unterschiedlichen Bereiche beruflicher Bildung. Kompetenzen in der beruflichen Ausbildung hat zugenom- men. Die Durchlässigkeit zwischen einzelnen Berufsgruppen, Beispielhaft werden drei Szenarien für den Zeitraum von zwischen dem Übergangssystem und der dualen Ausbildung 2016 bis 2025 dargestellt. sowie zwischen der dualen Ausbildung und der akademischen Bildung konnte dadurch umfassend erhöht werden. Szenario – Trotz umfangreicher reformen sinken- de Ausbildungsbeteiligung von unternehmen Die Vielfalt der Angebote beruflicher Bildung nimmt (Angebot und nachfrage stehen in einem ausge- dadurch zu. Gleichzeitig reizt der Wettbewerb um die besten wogenen Verhältnis) Köpfe auch private Bildungsanbieter an, sich stärker im Bereich der beruflichen Ausbildung zu engagieren. Diese Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen entwickeln Anbieter finden und gestalten damit einen neuen Markt: Vor sich in einer wirtschaftlich wenig dynamischen Zeit parallel dem Hintergrund der Wissensgesellschaft sind immer mehr rückläufig. Der Rückgang der Schulabsolventen geht einher Menschen bereit, auch privat in die berufliche Ausbildung zu mit einer Rückbesinnung der Unternehmen auf die Weiterbil- investieren. dung vorhandener Fachkräfte und die vermehrte Einstellung von Hochschulabsolventen. Szenario 3 – Duale Ausbildung verliert im Wettbe- werb (nachfrage nach Ausbildungsplätzen über- Die Anforderungen an die duale Ausbildung sind deutlich steigt das Angebot) gestiegen. Mit entsprechenden schulischen Reformen und er- heblichen Investitionen in die berufliche Ausbildung ist es je- Trotz zurückgehender Schülerzahlen bekommen nicht alle doch gelungen, diesen Anforderungen erfolgreich zu begegnen. Ausbildungssuchenden einen Ausbildungsplatz im dualen System, sondern die Unternehmen ziehen sich mehr und mehr Dennoch können nicht alle Jugendlichen in gleichem Maße aus der beruflichen Ausbildung zurück. Ein deutlicher Ausbil- vom ausgeglichenen Ausbildungsmarkt profitieren: Jugendli- dungsplatzmangel ist das Resultat. Gründe für diesen Rückzug che mit Migrationshintergrund gehören auch mittelfristig zu der Unternehmen aus der beruflichen Ausbildung sind dabei den benachteiligten Gruppen am Ausbildungsmarkt. Ähn- fehlende finanzielle Ressourcen aufgrund einer ungünstigen liches gilt für Frauen in technischen und naturwissenschaft- wirtschaftlichen Entwicklung sowie eine mangelnde Qua- lichen Berufen. Trotz Förderung der für diese Berufe notwen- lität der dualen Ausbildung sowie der allgemeinbildenden digen Kompetenzen in der Vergangenheit, konnte in diesem Schulen. Bereich keine Änderung des traditionellen geschlechtsspezi- fischen Berufswahlverhaltens erreicht werden. Vor diesem Hintergrund nutzen die Unternehmen ver- stärkt andere Märkte zur Deckung ihres Fachkräftebedarfs. Szenario 2 – Vielfalt der Ausbildung als Strategie Ältere Arbeitnehmer werden kontinuierlich betrieblich quali- gegen den Fachkräftemangel (Angebot an Aus- fiziert und die Bemühungen, sie länger in den Unternehmen bildungsplätzen übersteigt die nachfrage) zu halten, ausgeweitet. Zusätzlich werden verstärkt Hoch- schulabsolventen eingestellt sowie internationale Arbeits- Der Rückgang der Schülerzahlen führt zu einem erheblichen kräfte angeworben. Nachwuchskräftemangel aufseiten der Unternehmen. Zahl- reiche Ausbildungsplätze bleiben aufgrund fehlender geeig- Die schlechte Qualität der beruflichen Ausbildung wird neter Bewerber unbesetzt. Vor diesem Hintergrund gewinnen auch nicht durch private Bildungsangebote und Bildungs- betriebliche Maßnahmen zur besseren Integration älterer anbieter aufgefangen. Aufgrund der fehlenden Nachfrage Arbeitnehmer und zur Förderung des lebenslangen Lernens vonseiten der Unternehmen investieren sie insbesondere in einen deutlichen Bedeutungsaufschwung. Die Förderung tertiäre Ausbildungsformen sowie die Weiterbildung. betrieblicher Weiterbildung wird zur zentralen Strategie der Unternehmen zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses.
  • 14. 0 ZuSAMMEnFASSunG Konsequenzen Die Szenarioanalyse erlaubt über ihre Abbildung von Wir- kungszusammenhängen nicht nur die Beschreibung von Zukunftsoptionen, sondern insbesondere auch die Ableitung der zentralen politischen Stellhebel, die für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Systems der beruflichen Bildung ent- scheidend sind. Die Konsequenzen, die aus der Identifikation der Stellhebel resultieren, werden begründet, priorisiert und in Empfehlungen konkretisiert. Diese umfassen: 1) Stärkere Verzahnung zwischen dualer Ausbildung und Hochschule 2) Integration in die berufliche Ausbildung durch Basis- qualifikation und Durchlässigkeit verbessern 3) Flächendeckender Aufbau branchenspezifischer regio- naler Aus- und Weiterbildungszentren 4) Mobilität von Jugendlichen erhöhen 5) Neue Instrumente zur Finanzierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung 6) Förderung der Integration von Jugendlichen mit Migra- tionshintergrund 7) Sicherung einer bedarfsgerechten Ausbildungsinfra- struktur 8) Systematisierung von Angeboten zur Bildungsberatung und Berufswahl 9) Qualität und Transparenz von Ausbildungsangeboten sichern
  • 15. ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE 1 Ziele und Herangehensweise 1.1 Zielsetzung des Projektes sollen damit in die Lage versetzt werden, frühzeitig auf Entwicklungen zu reagieren und ggf. erforderliche Maß- nahmen zu initiieren. Ein Ignorieren der sich deutlich ab- Detaillierte Prognosen zur mittel- bis langfristigen Bevölke- zeichnenden Umfeldveränderungen könnte dramatische rungsentwicklung und eine inzwischen auch im öffentlichen Auswirkungen für die Leistungsfähigkeit des bundesdeut- Diskurs sehr präsente Diskussion um gesellschaftliche und schen Systems der beruflichen Ausbildung und damit der ökonomische Auswirkungen des demographischen Wandels gesamten Wirtschaft haben. Ausgehend vom aktuellen machen es inzwischen möglich und notwendig, konkrete und Entwicklungsstand ist es das Ziel des Forschungsvorhabens, tragfähige Konzepte für die gesellschaftliche Zukunft Deutsch- die wichtigsten Auswirkungen der demographischen Verän- lands zu entwickeln. In seiner Bedeutung für eine wettbe- derungen auf die berufliche Ausbildung bis zum Jahr 2035 werbsfähige, wissensbasierte Gesellschaft kommt dabei dem zu untersuchen. Vor diesem Hintergrund soll ein realistisches Bereich der beruflichen Bildung und Ausbildung eine wichtige Bild der zu erwartenden Entwicklungen gezeichnet und strategische Position zu. rechtzeitig auf Handlungserfordernisse und -optionen hin- gewiesen werden. Angesichts der komplexen Problemlage von unterschied- lichen Einflussfaktoren und vielschichtigen Anforderungen Die Studie „Auswirkungen der demographischen Verände- werden im Projekt „Auswirkungen von demographischen rungen auf die berufliche Ausbildung“ soll eine aus Fakten, Entwicklungen auf die berufliche Ausbildung“ mögliche breitem Expertenwissen und realistischen Erwartungen alternative Entwicklungsszenarien und tragfähige Hand- begründete Orientierung für politisches Handeln, adminis- lungsoptionen für die Einrichtungen der beruflichen Bildung trative Planungen und Entscheidungen von Akteuren der aufgezeigt. Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Bildungspolitik bieten. Abb. : Die Arbeitsschritte im Projekt Modul 1 Indikatorenanalyse und Rahmenbedingungen Modul 2 Modul 3 Expertenworkshop Delphi-Befragung I Modul 4 Deskriptorenanalyse Modul 5 Modul 6 Hearing-Cross-Impact-Analyse Delphi-Befragung II Modul 7 Szenarioentwicklung Modul 8 Modul 9 Hearing Bewertung Berichtslegung Dokumentation Quelle: Prognos AG 2008
  • 16. 2 ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE 1.2 Projektdesign frage-Relationen zu entwickeln. Für den Zeitraum bis 2015 sollten zudem unterschiedliche Entwicklungen für Ost und West angenommen werden. Insgesamt waren damit 12 Szena- Die Arbeitspakete des Forschungsvorhabens „Demographische rien zu erstellen (vgl. Abbildung 2). Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die berufliche Bil- dung“ dienen der Gewinnung eines differenzierten Einblicks Die Angebots-Nachfrage-Relationen für die unterschied- in die Zukunft der beruflichen Bildung. Die Forschungsleitfra- lichen Zeiträume sind aufgrund der weitgehend feststehenden ge lautet: demographischen Entwicklung nicht gleich wahrscheinlich. Ziel der vorliegenden Studie war damit nicht die Darstellung „Welche kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen der wahrscheinlichsten Zukunftsszenarien, sondern vielmehr des demographischen Wandels lassen sich auf verschiedene die Darstellung unterschiedlicher denkbarer Entwicklungspfade Rahmenbedingungen der beruflichen Bildung erkennen?“ und ihrer zentralen Stellhebel. Die Abbildung 1 zeigt das für die Untersuchung zur Bedeutung des demographischen Wandels für die Zukunft der Berufsaus- bildung entwickelte Projektdesign und gibt eine Übersicht über die einzelnen Arbeitsschritte und anzuwendenden Methoden. 1.3 Trendanalyse und Trend- darstellung Aufbauend auf einer Trendanalyse der vorhandenen Stu- dien und Erkenntnisse werden Experten im Rahmen von Work- shops und einer Delphi-Befragung zu ihren Einschätzungen Im Rahmen einer Trendanalyse wurden Trends und Prognosen der zukünftigen Entwicklungen befragt. Diese bilden die in sechs Themenbereichen erarbeitet, die die wesentlichen Grundlage für die Definition von zentralen Bestimmungsgrö- Entwicklungen für die Zukunft der beruflichen Bildung in ßen, die die wesentlichen Parameter für die zu erarbeitenden Deutschland skizzieren. Die definierten Themenfelder und die Szenarien darstellen (Deskriptoren). Die Deskriptoren werden zugeordneten Indikatoren konstituieren damit gleichzeitig systematisch auf ihre gegenseitigen Wirkbeziehungen hin die relevanten Variablengruppen für die Delphibefragung analysiert und anschließend in einer zweiten Befragungsrunde und die Beschreibung der geplanten Szenarien im späteren erneut den Experten vorgelegt. Projektverlauf. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Die Trendanalysen wurden für die sechs Themenfelder vorgegebenen Rahmenbedingungen definieren den Raum für die Szenarioentwicklung: Auftrag war es, für die Zeiträume  Gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen der beruf- 2007–2015, 2016–2025 sowie 2026–2035 Szenarien zur Zukunft lichen Bildung in Deutschland und Europa, der beruflichen Ausbildung für alle denkbaren Angebots-Nach- Abb. 2: Angebots-nachfrage-relationen 205 2025 2035 Wendepunkt Minimum Wendepunkt Schulabsolventen Schulabsolventen Erwerbstätige Ost West bundesweit bundesweit nachfrage Angebot nachfrage = Angebot nachfrage Angebot Quelle: Prognos AG 2008 auf Grundlage der Projektausschreibung
  • 17. ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE 3  Ausbildungsanfänger in Deutschland, 3) sog. Trendbrüchen und Wildcards1, also Entwicklungen, die vom heutigen Standpunkt betrachtet als unwahrscheinlich  Situation der Bildungsanbieter, eingestuft werden müssen, jedoch wesentliche Auswir- kungen auf die berufliche Bildung haben können.  Angebot an dualen Ausbildungsplätzen, Insbesondere für den Zeitraum bis 2035 besteht die Heraus-  Verwertbarkeit beruflicher Ausbildung sowie forderung darin, nicht nur aktuelle Entwicklungen und Diskussionen fortzuschreiben, sondern auch Entwicklungs-  Organisation der beruflichen Bildung linien zu antizipieren, für die zum derzeitigen Zeitpunkt nur in eingeschränktem Umfang Anzeichen zu erkennen sind. durchgeführt. Die Trendanalyse unterscheidet zwischen der Darstellung der Ausgangslage anhand eines Stützzeitraums und der Be- schreibung der potenziellen Entwicklungen in der Zukunft. 1.4 Delphi-Befragung Der Stützzeitraum beschreibt die Entwicklung der beruf- Für die Validierung der Aussagen zur zukünftigen Entwick- lichen Bildung in den letzten Jahren bis hin zum aktuellen lung in der beruflichen Bildung wurde eine zweistufige Rand. Die Darstellung in den Themenfeldern erfolgt anhand Delphi-Befragung durchgeführt. Mit einer Delphi-Befragung ausgewählter Indikatoren, die den Status quo und zukünftige wird die Wahrscheinlichkeit und der Zeitpunkt zukünftiger Entwicklungen in ihrer quantitativen und qualitativen Dimen- Entwicklungen durch Experten eingeschätzt. sion beschreiben. Die Auswahl der Indikatoren beschränkt sich auf Faktoren, die zur Beantwortung der Frage nach der Erste Befragungswelle der zweistufigen Delphi- Zukunft der beruflichen Bildung wesentlich und relevant Befragung beitragen (Zweckmäßigkeit). Daneben ist die Auswahl insbe- sondere der quantitativen Kennzahlen von ihrer Verfügbarkeit In einer ersten Runde der Delphi-Befragung wurden insgesamt bestimmt. Hier wird auf bestehende Datenquellen der offi- 500 Experten/innen mit einem rund 20-seitigen Fragebogen ziellen Statistik bzw. eigene Daten und Trendberechnungen angeschrieben. Dabei dienten die Ergebnisse der Delphi-Befra- zurückgegriffen. gung zum einen der Plausibilisierung der Trendanalysen, vor allem aber auch der Identifikation zentraler Einflussfaktoren Die Trendanalysen haben den Charakter von modifizierten (Deskriptoren) für die Zukunft der beruflichen Ausbildung. Die Business-as-usual-Fortschreibungen. Das bedeutet, die heute Rücklaufquote der ersten Befragungsrunde lag bei 33,8% absehbaren Trends werden in die Zukunft fortgeschrieben, (N = 169). wobei wahrscheinliche politische Reaktionen auf die ein- tretenden Entwicklungen in die Betrachtung einbezogen Zweite Befragungswelle der zweistufigen Delphi- werden. Befragung Die zukünftige Entwicklung der beruflichen Bildung In der zweiten Runde der Delphi-Befragung wurden dieselben wird auf Basis dieser Bestandsaufnahme dargestellt, und die Experten/innen mit einem leicht modifizierten Fragebogen zentralen zukünftigen Herausforderungen für das System der erneut angeschrieben. Dabei wurden die Ergebnisse der ersten beruflichen Bildung werden abgeleitet. Dabei wird unterschie- Befragungsrunde den Experten mitgeteilt mit der Bitte, die den zwischen eigenen Einschätzungen an den Gesamtbewertungen zu prüfen und ggf. anzupassen. Sollten abweichende Meinungen 1) zukünftigen Entwicklungen, die aufgrund relativ fest- beibehalten werden, wurden diese schriftlich begründet. stehender Rahmenbedingungen (z.B. Verkürzung der Schulzeit) oder stabiler Trends in der Vergangenheit bereits Durch diesen Reflexionsprozess wird ein Austausch der heute absehbar sind, Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander ermöglicht, der die Ergebnisse fokussiert und validiert. In der zweiten Be- 2) zukünftigen Trends, die heute bereits sichtbar sind und dis- fragungsrunde lag die Rücklaufquote bei 27,2% (N = 136). kutiert werden, ohne dass schon erkennbar ist, in welchem Rahmen sich diese Entwicklungen tatsächlich manifestie- ren werden, da sie bspw. von politischen Entscheidungen abhängig sind (z.B. zunehmende Privatisierung des Bil- dungssektors) und Wildcards sind plötzliche zufällige und unerwartete Ereignisse in der Zukunft, die eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit haben, aber wesent- liche Änderungen bewirken (z.B. Fall der Mauer).
  • 18. 4 ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE 1.5 Szenarioanalyse Demographische Entwicklung der 2 Ausbildungsbevölkerung Die Szenarien selbst wurden in vier aufeinander aufbauenden – Ausbildungsbevölkerung sinkt methodischen Schritten entwickelt. Im Mittelpunkt der einzel- – Trend wird gestoppt nen Schritte stand dabei: Entwicklung des sektoralen Fachkräftebedarfs Arbeitsschritt 1 Identifikation der wichtigen Einfluss- – Die Nachfrage nach hoch qualifizierten Fachkräften faktoren im Dienstleistungssektor ist höher als nach einfachen 3 Dienstleistungen Arbeitsschritt 2 Definition der Wirkungszusammenhänge – Nachfrage nach hoch qualifizierten Fachkräften im zwischen den Einflussfaktoren Dienstleistungssektor ist niedriger als nach einfachen Dienstleistungen Arbeitsschritt 3 Berechnung von möglichen und wahr- scheinlichen Zukunftsoptionen Internationale Mobilität der Auszubildenden 4 Nimmt zu Arbeitsschritt 4 Auswahl der Szenarien und damit Bestim- Behält Niveau mung plausibler Zukunftsoptionen neue Technologien in der Ausbildung Im Folgenden werden die einzelnen Arbeitsschritte der Szena- – Umfangreicher Einsatz neuer Technologien im rioentwicklung im Überblick dargestellt. 5 Bildungsbereich – Technologische Lösungen finden nur in Einzelfällen Anwendung . Deskriptorenanalyse Integration von Migranten Die Deskriptorenanalyse legt fest, welche Aspekten und Ent- 6 – Gelingt schlechter wicklungen im Rahmen der Szenarien thematisiert werden. – Gelingt besser Die Deskriptorenanalyse definiert damit auch den Rahmen und die Reichweite der Szenarioanalyse. Für jeden Deskriptor Bildungsbeteiligung von Mädchen werden mögliche zukünftige Ausprägungen definiert, die sich 7 – Erhöht sich gegenseitig ausschließen. Bezogen auf den Deskriptor „An- – Status quo bleibt bestehen gebots- Nachfrage-Relation auf dem Ausbildungsmarkt“ lauten Übergangsquoten an Hochschulen und in die die alternativen Ausprägungen beispielsweise A = Angebot 8 duale Ausbildung entspricht der Nachfrage, B = Angebot übersteigt Nachfrage, – Attraktivität dualer Ausbildung geringer C = Nachfrage übersteigt Angebot. – Attraktivität dualer Ausbildung höher Um die Plausibilität der Szenarien einschätzen zu können, Bedeutung des Übergangssystems wird die Eintrittswahrscheinlichkeit der einzelnen Ausprä- 9 – Nimmt zu gungen bewertet. Tabelle 1 zeigt die 19 Deskriptoren (fett – Nimmt ab gedruckt) mit ihren jeweiligen Ausprägungen. regionalisierung in der beruflichen Ausbildung 0 – Nimmt zu – Nimmt ab Tabelle : Ausgewählte Deskriptoren Attraktivität vollzeitschulischer Ausbildungsgänge und jeweilige Ausprägungen – Duale Ausbildung wird gegenüber vollzeitschulischer Ausbildung bevorzugt – Vollzeitschulische Ausbildung als gleichwertiges Angebots-nachfrage-relation auf dem Äquivalent zur dualen Ausbildung Ausbildungsmarkt – Angebot und Nachfrage stehen in einem ausgewo- leistungsanforderungen in der beruflichen genen Verhältnis 2 Ausbildung – Das Angebot übersteigt deutlich die Nachfrage – Nehmen zu – Die Nachfrage übersteigt deutlich das Angebot – Bleiben unverändert
  • 19. ZIElE unD HErAnGEHEnSWEISE 5 Ausprägungen der Deskriptoren. Ziel ist, Interdependenzen Alter(n)sgerechte Personalpolitik zwischen den einzelnen Einflussfaktoren auf Ebene der 3 – Alter(n)sgerechte Personalpolitik möglichen Ausprägungen zu bestimmen. Leitfrage für die – Jugendzentrierte Personalpolitik Erstellung der Cross-Impact-Matrix ist, inwiefern das Eintreten einer bestimmten Entwicklung die Eintrittswahrscheinlichkeit Ausbildungsquote einer anderen möglichen Entwicklung beeinflusst. Während 4 – Sinkt die Vernetzungsmatrix die Stärke der gegenseitigen Beein- – Steigt flussung bestimmt, wird in der Cross-Impact-Matrix deren Wirkungsrichtung (positiver oder negativer Zusammenhang) Übernahmequoten berücksichtigt. 5 – Steigen – Sinken 3. Szenarienberechnung Flexibilisierung der beruflichen Ausbildung Ein Zukunftsszenario definiert sich über die spezifische 6 – Modularisierung tritt ein Kombination von Deskriptorausprägungen. Da sich die Aus- – Modularisierung tritt nicht ein prägungen, die ein Deskriptor annehmen kann, gegenseitig ausschließen, definieren sie die Rahmenbedingungen für Zunahme privater Bildungsangebote ein spezifisches Szenario eindeutig. Vor diesem Hintergrund 7 – Private Angebote nehmen zu verfolgt die Szenarioberechnung ein doppeltes Ziel: – Status quo bleibt erhalten  Für jede Deskriptorausprägung soll – unabhängig von ih- Qualität der primären und sekundären Bildung rer Eintrittswahrscheinlichkeit – ein rechnerisch mögliches 8 – Nimmt zu Szenario ausgegeben werden. Damit wird ein möglichst – Bleibt gleich breites Spektrum an möglichen zukünftigen Entwick- lungen aufgezeigt. Auch zunächst weniger naheliegende Bedeutung der Erstausbildung vor dem Hinter- Szenarien sollen in die Zukunftsbetrachtung mit einbezo- 9 grund des lebenslangen lernens gen werden können. – Nimmt ab – Verbleibt im Status quo  Bestimmte Ausprägungskombinationen sind wahrschein- licher als andere. Ausschlaggebend für diese Häufung Quelle: Prognos AG 2008 bestimmter Kombinationen ist die spezifische Ausprägung von kritischen und treibenden Deskriptoren. Damit auch dieser Aspekt in der Szenarioanalyse berücksichtig werden 2. Definition der Wirkungszusammenhänge kann, wird bei der Ausgabe der unterschiedlichen Szena- rien auch die Häufigkeit des Auftretens einer spezifischen Die Deskriptoren sind in ihren Wirkungen nicht unabhängig Kombination gezählt. Damit wird in der Szenarioberech- voneinander, sondern stehen in komplexen Abhängigkeitsbe- nung ein Anhaltspunkt für die Eintrittswahrscheinlichkeit ziehungen: Sie überlagern und verstärken, widersprechen und spezifischer Szenarien mitgeliefert. Je häufiger eine be- hemmen sich. Welche Ausprägung ein Deskriptor innerhalb stimmte Ausprägungskombination auftritt, desto größer eines Szenarios annimmt, hängt entscheidend davon ab, in ist rechnerisch die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses welcher Wirkungsbeziehung er zu anderen Einflussfaktoren Szenarios. steht. Die Analyse der Wirkungsbeziehungen zwischen den ausgewählten Deskriptoren wurde in einem zweistufigen Die Berechnung der Szenarien wurde mit der Software Szeno- Verfahren vorgenommen: Plan durchgeführt. 2. Vernetzungsmatrix 4. Szenarienauswahl und -interpretation Die Vernetzungsmatrix beschreibt den grundsätzlichen Zu- sammenhang zwischen den Deskriptoren. Die Interdepen- Aus den berechneten Szenarien wurden im letzten Schritt der denzen zwischen den Deskriptoren werden in einer Matrix Szenarioanalyse für jeden der vier definierten Betrachtungs- dargestellt. Leitfrage ist, wie stark der Einfluss von Deskriptor A zeiträume Szenarien ausgewählt und interpretiert. Ziel dabei auf Deskriptor B ist. war es, die zukünftigen Rahmenbedingungen und Entwick- lungen in ihrer Auswirkung auf das System der beruflichen 2.2 cross-Impact-Matrix Ausbildung zu beschreiben und die Wirkungszusammenhän- ge innerhalb der Szenarien zu identifizieren. Die Cross-Impact-Matrix präzisiert die Wirkungszusammen- hänge aus der Vernetzungsmatrix für die unterschiedlichen
  • 20. 6 GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD 2 Gesellschaftspolitischer Hintergrund Die Arbeitswelt von morgen wird durch vier wesentliche Me- de Gewerbe und die Bauwirtschaft langfristig an Bedeutung gatrends geprägt (vgl. Abb. 3). Der sich im Zuge der Globali- verlieren und in ihren Anteilen an der Bruttowertschöpfung sierung verschärfende internationale Wettbewerb und ein zurückgehen, gehen vom Dienstleistungssektor weiter Wachs- immer rascherer technologischer Wandel in einer wissens- tumsimpulse aus. Mit 1,6 % p.a. wird dieser langfristig etwas und informationsbasierten Ökonomie erfordern ein immer stärker wachsen als die Gesamtwirtschaft (mit rund 1,4 % p.a.) höheres Ausbildungsniveau und höhere Flexibilität. Dabei und zudem seinen Anteil an der Bruttowertschöpfung bis zum kann dieser Bedarf nicht nur durch exzellentes akademisch Jahr 2030 auf fast drei Viertel erhöhen (71,8%). ausgebildetes Personal gedeckt werden. Die Vermittlung be- rufsbezogener Kompetenzen im Rahmen einer hochwertigen, Mit dem Strukturwandel geht zudem eine starke struk- anspruchsvollen und kontinuierlichen beruflichen Aus- und turelle Verschiebung der Beschäftigung einher. Mit dem Weiterbildung ist vorrangig. Wechsel zur Dienstleistungsgesellschaft ist – bezogen auf die Abb. 3: Einflussfaktoren der Arbeitswelt Die Arbeitswelt von morgen wird durch vier zentrale Trends geprägt: WIrTScHAFTlIcHEr GlOBAlISIErunG ng STruKTurWAnDEl Se • Zunahme internationaler tu lb or st • Übergang in wissensbasierte Konkurrenz tw or • Verkürzung der Produktzyklen ga Dienstleistungsgesellschaft an ni • Verringerung der Halbwerts- er • Anstieg der Qualifikationsniveaus • Projektzentrierte sa nv Arbeitsorganisation zeit von Fachwissen tio ge n • Selbstbeschäftigung Ei • Flexibilisierung der Unternehmensorgani- sation • Diskontinuität der t ei Ko (Erwerbs-)biographien gk nEuE TEcHnOlOGIEn DEMOGrAFIScHEr op hi • Wechselhäufigkeit er fä WAnDEl rn des Fachwissens at • Dominanz der Verbund- le io technologien n • Stagnation/Rückgang des e sf ng • IuK-Technologie erlaubt ä Erwerbspersonenpotenzials hi a sl gk - Flexibilität von Arbeitszeit • Verlängerung der Lebens- n ei be und -ort arbeitszeit t le - Dezentrale Produktion • Anstieg der Erwerbsbeteiligung Quelle: Prognos AG 2008 Erwerbstätigenstrukturen – die Zunahme der Beschäftigung 2.1 Wandel zur Wissensgesellschaft in den Dienstleistungsberufen bei gleichzeitiger Abnahme im primären und sekundären Sektor verbunden. Das Ausmaß der Die zentrale Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte in Verschiebung in den Tätigkeitsstrukturen in Deutschland ist Deutschland (wie in anderen entwickelten Volkswirtschaften) bereits heute quantifizierbar: Der Arbeitskräftebedarf für pro- ist der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesell- duktionsorientierte Tätigkeiten und primäre Dienstleistungen, schaft. Der wirtschaftliche Strukturwandel führt zur Auswei- welcher in den 90er-Jahren noch drei Viertel des Gesamtbe- tung des Dienstleistungssektors bei gleichzeitigem Rückgang darfs ausmachte, wird bereits bis 2010 nur noch zwei Drittel von Landwirtschaft und Industrie. In der Vergangenheit wie betragen. In gleichem Umfang werden sekundäre Dienstleis- auch in Prognosen für die zukünftige Entwicklung zeigt sich, tungen wie Betreuung, Beratung, Lehre, Management sowie dass sich der sektorale Strukturwandel weiter fortsetzen wird. Forschung und Entwicklung an Bedeutung gewinnen (vgl. Während sekundäre Wirtschaftsbereiche wie das Produzieren- Abbildung 4).
  • 21. GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD 7 Abb. 4: Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Tätigkeiten 995–200 (in %) 995 200 III 4,6 7,7 Betreuen, Beraten, Sekundäre Lehren, Publizieren u. Ä. Dienstleistungen 35,4% 6,7 8,4 Organisation, Management 22,8% 5,0 5,5 Forschung, Entwicklung 4,2 II Allgemeine Dienste (Trans- Primäre 3,2 portieren, Lagern, Reinigen, Dienstleistungen Bewirten etc.) 7,4 36,2% 42,4% 7,7 Bürotätigkeiten ,4 3,5 Handelstätigkeiten 6,6 I Produktions- 7,2 5,3 Reparatur orientierte Einrichtung und Wartung 6,0 28,3% Tätigkeiten von Maschinen 6,9 2,7 Gewinnen, Herstellen 34,9% Quelle: Prognos / IAB-Projektion Abb. 5: Arbeitsplätze in Deutschland – Entwicklung nach Qualifikationsniveau 995–200 (in %) 995 200 Führungsaufgaben, Organisation höher qualifizierte 4 und Management, qualifizierte 35 Tätigkeiten Forschung und Entwicklung, Betreu- ung, Beratung, Lehren u.Ä. Fachtätigkeiten in der Produktion, mittel qualifizierte Maschinen einrichten u.Ä., Fach- Tätigkeiten 46 verkäufer, Sachbearbeiter, 44 Assistententätigkeit in Forschung und Entwicklung, nicht akade- mische Betreuung u.Ä. einfache Hilfstätigkeiten in Produktion, Reini- Tätigkeiten 20 6 gung, Bewirtung, Lagerhaltung, Transport, einfache Bürotätigkeiten, Verkaufshilfen u.Ä. Quelle: Prognos / IAB-Projektion
  • 22. 8 GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD Mit dem Strukturwandel steigen die Anforderungen an 2.2 Demographischer Wandel das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte. Bis 2010 wird der Anteil der höher qualifizierten Tätigkeiten (Führungsaufga- ben, Organisation, qualifizierte Forschung und Entwicklung Die weltweiten demographischen Verhältnisse werden sich etc.) bereits über 40% sämtlicher Berufstätigkeiten ausma- in den kommenden 25 Jahren dramatisch verändern. Wäh- chen, während der Anteil mittel qualifizierter Tätigkeiten rend in allen anderen Kontinenten die Bevölkerung wächst, weitgehend stabil bleiben und derjenige der einfachen (Hilfs-) geht in Europa die Bevölkerungszahl um über 4 % zurück. Als Tätigkeiten zurückgehen wird. Der Trend zur wissensbasierten Konsequenz der konstant niedrigen Geburtenraten, einer Dienstleistungsgesellschaft wird damit zu einer zunehmenden zunehmenden Lebenserwartung und eines moderaten Saldos Bedrohung für die berufliche Existenz gering qualifizierter der Auswanderung wird auch in Deutschland die Bevölke- Personen (vgl. Abbildung 5). rungszahl langfristig schrumpfen. Zwar nimmt sie noch bis zum Jahr 2011 leicht auf etwas mehr als 83 Millionen zu, geht Aber auch der Dienstleistungscharakter beruflicher Tä- aber dann bis zum Ende des Prognosezeitraums um rund zwei tigkeiten außerhalb des Dienstleistungssektors ist gestiegen, Millionen zurück. Entscheidender als die Veränderungen der soziale Kompetenzen oder Kundenorientierung sind auch in absoluten Bevölkerungszahl ist der dahinterstehende Wandel Produktionsberufen unverzichtbar. Die Aufnahme und Mitge- der Altersstruktur. Während mit steigender Lebenserwartung staltung dieses Wandels in den Beschäftigungsstrukturen stellt die Besetzungsstärken der älteren Kohorten größer werden, eine der großen Herausforderungen für das Ausbildungssys- ist jeder nachwachsende Jahrgang zahlenmäßig schwächer tem dar. Die Erhaltung der hohen sozialen und arbeitsmarkt- besetzt als der vorhergehende (vgl. Tab. 2). bezogenen Integration der Auszubildenden und Absolventen des dualen Systems einerseits und die Sicherstellung von aus- Der demographische Wandel wirkt unmittelbar auf die reichendem Fachkräftenachwuchs andererseits bedarf der Erwerbstätigenstruktur und hat gravierende Auswirkungen vorausschauenden politischen Gestaltung. auf das Arbeitskräfteangebot. Die Altersgruppe der unter Tabelle 2: Bevölkerung Deutschlands nach Altersklassen, ausgewählte Jahre Alter in Jahren Veränderung 2005–30 Mio. Personen 2005 2010 2020 2030 % 0 bis 19 16,6 15,4 14,4 13,8 –16,5 20 bis 34 14,8 15,3 14,7 13,1 –1 1,1 35 bis 49 20,3 19,0 15,6 16,0 –2 1,0 50 bis 64 15,1 16,4 19,5 16,3 7,9 65 bis 79 12,2 12,4 12,5 15,7 28,9 80 und älter 3, 7 4,2 5,8 6,1 65,4 Summe 82,6 82,8 82,6 8 1, 1 –1,8 Anteile in % 2005 2010 2020 2030 % 0 bis 19 20,0 18,6 17,5 17,1 –14,9 20 bis 34 17,9 18,5 17,8 16,2 –9,5 35 bis 49 24,5 22,9 18,9 19,7 –19,5 50 bis 64 18,3 19,8 23,6 20,2 9,9 65 bis 79 14,7 15,0 15,2 19,3 31 , 3 80 und älter 4,5 5,1 7,0 7,5 68,5 Summe 100,0 100,0 100,0 100,0 0,0 Quelle: Statistisches Bundesamt, Prognos Deutschland Report 2030
  • 23. GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD 9 Abb. 6: Erwerbspersonenpotenzial nach Altersklassen 100% 12,9 15,0 16,5 21,7 19,8 80% 33,8 41,1 42,1 60% 35,8 38,1 40% 40,7 33,4 32,3 30,8 32,9 20% 12,6 10,6 10,6 9,7 9,9 0% 1991 2005 2010 2020 2030 55+ 40–54 25–39 15–24 Quelle: Prognos Deutschland Report 2030 20-Jährigen schrumpft in den kommenden Jahren um 16,5%. und Produktion in internationaler Arbeitsteilung statt und Die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen – die Kohorte, die das führen so zu hohen Anforderungen an die Flexibilität der Arbeitskräfteangebot im Wesentlichen bestimmt – nimmt im Belegschaften. Als Konsequenzen der internationalen Öffnung gleichen Zeitraum um 9,4 % ab. Diese Entwicklung hat auch der Arbeitsmärkte werden diskutiert: eine Verschiebung in der Altersverteilung des Erwerbsper- sonenpotenzials zur Folge (vgl. Abbildung 6).  Die umfangreiche Verlagerung von Tätigkeiten und der entsprechenden Arbeits- und Ausbildungsplätze in das Ausland. 2.3 Globalisierung und  Die Vergrößerung des in Deutschland verfügbaren Arbeits- Internationalisierung kräftepotenzials durch zuwandernde Arbeitskräfte.  Die Eröffnung zunehmender Beschäftigungsoptionen im Die fortschreitende Globalisierung und die verstärkte Verla- Ausland für deutsche Arbeitnehmer. gerung von Produktionsprozessen in das Ausland werden bis zum Jahr 2035 erhebliche strukturelle Veränderungen auf Dabei hängt der Grad der individuellen Betroffenheit ent- dem deutschen Arbeitsmarkt nach sich ziehen. Die Zunahme scheidend von der Qualifizierung ab. Während die Gesamtbe- internationaler Konkurrenz führt zu neuen Herausforde- schäftigung in Deutschland nicht zwangsläufig zurückgeht, rungen an die interkulturellen Kompetenzen der Mitarbeiter. wirken der steigende internationale Wettbewerb und die Gleichzeitig verkürzen sich Produktzyklen, finden Herstellung damit einhergehenden Anpassungsprozesse im Inland zu
  • 24. 20 GESEllScHAFTSPOlITIScHEr HInTErGrunD Ungunsten der gering qualifizierten Beschäftigten. Unter der rung und die steigende Arbeitskräftemobilität beeinflusst. vereinfachten Annahme, dass sich dieser Trend weiter fortset- Dabei bietet die kulturelle und soziale Heterogenität der Zu- zen wird, gehen im Niedriglohnsegment weitere Arbeitsplätze wanderungspopulation ein großes Entwicklungspotenzial für verloren, während die Zahl der Erwerbstätigen mit beruflicher die deutsche Gesellschaft und stellt zugleich eine erhebliche und Hochschulausbildung weiter zunimmt (vgl. Abb. 7). Herausforderung nicht zuletzt für das Ausbildungswesen dar. Abb. 7: Entwicklung der Beschäftigung nach Qualifikation 30.000 25.000 20.000 Erwerbstätige in Tsd. 15.000 10.000 5.000 0 1975 1985 1995 2005 2015 2025 ohne Ausbildung mit beruflicher Ausbildung mit Hochschulausbildung Quelle: Prognos Deutschland Report 2030 Zuwanderung als demographische notwendigkeit Europäische Ausbildungspolitik mit dem Ziel und Konsequenz aus der zunehmenden Internatio- der Harmonisierung nalisierung Für Deutschland steht die berufsbildungspolitische Zusam- Mit Ausnahme der Gastarbeiterabkommen – und in jüngster menarbeit in und mit der Europäischen Union im Vorder- Zeit durch das Zuwanderungsgesetz – war die Zuwanderung grund. Zukünftige Anforderungen an das System der beruf- nach Deutschland in der Vergangenheit stets ungesteuert. Vor lichen Bildung werden sich insbesondere im europäischen dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und be- Kontext ergeben: Gemeinsame Bildungsziele und der Kopen- sonders des in zunehmendem Maß virulenten Fachkräfteman- hagen-Prozess, nicht nur die Mobilitätsförderung, auf der gels wird der Druck seitens der Wirtschaft steigen, selektiv weiterhin der Schwerpunkt europäischer Kooperation im Zuwanderung zu erleichtern. Bildungsbereich liegt, sondern auch die gegenseitige Aner- kennung von Abschlüssen weisen bereits heute auf die Deutschland wird daher auch zukünftig ein Zuwande- verstärkte Harmonisierung der Bildungspolitiken in Europa rungsland sein: Im Hinblick auf den langfristigen durch- hin. schnittlichen Wanderungssaldo der vergangenen 50 Jahre kann zukünftig eine Nettozuwanderung von rund 200.000 Mit der Vision eines gemeinsamen europäischen Bildungs- Personen pro Jahr angenommen werden. Diese Entwicklung raumes soll es allen Bürgern Europas ermöglicht werden, wird maßgeblich durch die zunehmende Internationalisie- Bildungs- und Arbeitsplatzangebote bedarfsgerecht und