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    DATUM    16. Januar 2010
  NUMMER     11
SPERRFRIST



             Internationaler Agrarministergipfel in Berlin setzt Maßstäbe

             Ilse Aigner: "Startschuss für weltweite Klimaschutz-Initiative"


             Auf Initiative von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner haben sich beim
             internationalen Agrarministergipfel am Samstag in Berlin Vertreter aus fast 50 Staaten auf
             gemeinsame Anstrengungen zum Klimaschutz verständigt. "Berlin 2010 ist der Startschuss
             für eine weltweite Klimaschutz-Initiative im Agrarsektor. Wir Agrarminister wollen dort
             weitergehen, wo die Staatengemeinschaft in Kopenhagen vorerst Stopp gemacht hat – beim
             Einstieg in konkrete Arbeitsaufträge für einen wichtigen Sektor", sagte Aigner am
             Samstagabend in Berlin. Das Gipfeltreffen am Rande der Internationalen Grünen Woche sei
             "ein starkes Zeichen dafür, dass die für Ernährung und Landwirtschaft zuständigen Minister
             dieser Welt sich ihrer Verantwortung bewusst sind und diese auch wahrnehmen und
             ausfüllen wollen".


             Die Teilnehmer des Gipfels, der nach 2009 zum zweiten Mal auf Einladung Aigners in Berlin
             stattfand, verständigten sich in ihrer Abschlusserklärung auf ein Bündel konkreter
             Maßnahmen. So wird der im Juni 2010 in Bonn geplanten Vertragsstaaten-Konferenz zur
             Klimarahmen-Konvention empfohlen, ein eigenständiges Arbeitsprogramm zur
             Landwirtschaft zu erarbeiten, um in diesem Sektor die Klimaeffizienz der Produktion und die
             Anpassung an den Klimawandel zu verbessern, ohne dabei die Sicherstellung der
             Welternährung zu vernachlässigen. Darüber hinaus gaben die Ministerinnen und Minister
             grünes Licht für den Aufbau eines globalen Netzwerkes, in das jedes Land seine
             Erkenntnisse beim Klimaschutz einbringen und mit anderen Staaten teilen kann. "Wir wollen
             von unseren gegenseitigen Erkenntnissen profitieren", so Aigner. Aufgabe sei es, in jedem
             einzelnen Land gezielt nach Möglichkeiten zu suchen, wie die Landwirtschaft so umgestaltet
DATUM    16. Januar 2010                                                                      SEITE 2 VON 4

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             werden kann, "dass sie ein Optimum an Klima- und Umweltverträglichkeit" erreicht, erklärte
             die Ministerin. Einfache Antworten oder Patentrezepte gebe es dabei nicht, da die
             Produktionsweisen und Probleme von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich seien. "Kurz
             gesagt: Vietnam ist nicht Vorarlberg", sagte die Ministerin zum Abschluss der Konferenz.
             "Wir sprechen von völlig unterschiedlichen Bedingungen bei der Tier- und Pflanzenzucht, bei
             Anbau und Verarbeitung. Auf dem Weg zu mehr Effizienz und Klimaschutz kommen wir
             deshalb nur weiter, wenn jedes Land mit Hochdruck seinen Agrarsektor analysiert und bei
             diesem Klima-Check alle klimarelevanten Prozesse auf den Prüfstand stellt." Die
             Ministerrunde vereinbarte darüber hinaus, die Themen Welternährung und Klimaschutz auch
             bei anderen internationalen Prozessen gemeinsam voranzutreiben, so etwa bei der
             Agrarministerkonferenz der OECD im Februar 2010 in Paris.




             __________________________________________

             Pressestatement
             Bundesministerin Ilse Aigner zum Abschluss des
             Internationalen Agrarministergipfels am 16. Januar 2010 in Berlin




             „Sehr geehrte Damen und Herren,

             ich freue mich über das große Interesse, das dieser Agrarministergipfel bei nationalen wie
             internationalen Medien gefunden hat.

             Die beachtliche Resonanz liegt zum einen an der Teilnahme von etwa 50 Staaten, deren
             Vertreter hier in Berlin die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren - zum anderen aber
             auch an der Brisanz des Themas: Durch den fortschreitenden Klimawandel werden sich die
             Anbaubedingungen in den nächsten Jahrzehnten in der ganzen Welt dramatisch verändern.
             Niemand kann vor dieser Entwicklung die Augen verschließen – niemand kann sagen, er
             kenne nicht die Dimension des Problems.

             Europas Bauern werden in Zukunft viel häufiger als bisher mit Stürmen, Starkregen und
             Überschwemmungen zu kämpfen haben. In anderen Regionen der Erde dagegen wird
             Landwirtschaft in Zukunft überhaupt nicht mehr möglich sein.

             Wenn wir hier nicht umdenken, werden wir Millionen von Bauern - insbesondere in der
             Dritten Welt - langfristig ihre Existenzgrundlagen rauben.

             Der heutige Agrarministergipfel 2010 war ein starkes Zeichen dafür, dass die für Ernährung
DATUM    16. Januar 2010                                                                        SEITE 3 VON 4

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             und Landwirtschaft zuständigen Minister dieser Welt sich Ihrer Verantwortung bewusst sind –
             und diese auch wahrnehmen und ausfüllen wollen.


             Dabei knüpfen wir hier und heute an unseren ersten Agrarministergipfel an, zu dem ich im
             letzten Jahr eingeladen hatte. 2009 haben wir den Fokus auf die Welternährung gelegt und
             konnten wichtige Anstöße geben für die weiteren internationalen Entscheidungen.


             Der Zielkonflikt liegt auf der Hand: Weltweit leiden bereits heute eine Milliarde Menschen an
             Hunger. Und die Weltbevölkerung und damit die Zahl der Notleidenden wächst rapide. Jeder
             Mensch hat ein Recht auf Nahrung. Doch: Um im Jahr 2050 alle Menschen auf unserem
             Planeten mit Lebensmitteln zu versorgen, muss das verfügbare Angebot an Nahrungsmitteln
             um 70 Prozent gesteigert werden – das bedeutet nicht nur höhere Produktion, das bedeutet
             auch: Wir müssen Ernte- und Lagerungsverlusten vermeiden.


             Einerseits muss die Agrarwirtschaft in Zukunft weltweit mehr produzieren, um möglichst alle
             Menschen ausreichend zu versorgen. Andererseits müssen wir aber auch alles daran
             setzen, die Klimabelastung zu begrenzen – sind doch die Landwirte Verursacher und
             Leidtragende zugleich. Auch dies wurde heute von niemandem in Zweifel gezogen.


             Berlin 2010 ist der Startschuss für eine weltweite Klimaschutz-Initiative im Agrarsektor. Wir
             Agrarminister wollen dort weitergehen, wo die Staatengemeinschaft in Kopenhagen vorerst
             Stopp gemacht hat – beim Einstieg in konkrete Arbeitsaufträge für einen wichtigen Sektor.


             Alle Teilnehmer verlassen diese Konferenz und werden zu Hause nach Möglichkeiten
             suchen, wie sie ganz individuell ihre Landwirtschaft so umgestalten können, dass sie ein
             Optimum an Klima- und Umweltverträglichkeit erreichen. Ich nenne das einen „Klima-Check“.


             Ich will es klar sagen: Einfache Antworten oder Patentrezepte gibt es dabei nicht. Sie wissen
             alle, wie vielschichtig die Produktionsweisen und Probleme in Afrika, in Asien, Europa, Nord-
             und Südamerika sind. Kurz gesagt: Vietnam ist nicht Vorarlberg.


             Wir sprechen hier von völlig unterschiedlichen Bedingungen bei der Tier- und Pflanzenzucht,
             bei Anbau und Verarbeitung. Auf dem Weg zu mehr Effizienz und Klimaschutz kommen wir
             deshalb nur weiter, wenn jedes Land mit Hochdruck seinen Agrarsektor analysiert und bei
             diesem Klima-Check alle klimarelevanten Prozesse auf den Prüfstand stellt.
DATUM    16. Januar 2010                                                                        SEITE 4 VON 4

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             Grundsätzlich führt es nicht weiter, wenn sich jeder in sein stilles Kämmerlein setzt und
             versucht, diese Herausforderungen alleine und nur national zu lösen.


             Wir haben deshalb heute auch einen multinationalen Prozess eingeleitet, in dem wir
             voneinander lernen und unseren Austausch intensivieren wollen.
             Wir wollen von unseren gegenseitigen Erkenntnissen profitieren. Wir wollen ein globales
             Netzwerk schaffen, in das jedes Land seine Erkenntnisse beim Klimaschutz einbringen und
             mit anderen Staaten teilen kann.


             Wir sind auf dem richtigen Weg: Berlin ist ein erster Schritt nach Kopenhagen, und ein
             wichtiger Schritt vor Bonn, wo im Juni die Vertragsstaatenkonferenz zur
             Klimarahmenkonvention stattfindet. Ich denke auch psychologisch ein wichtiges Zeichen,
             dass wir Kopenhagen zum Anlass nehmen für ein: „Jetzt erst recht!!“.


             Wir haben heute zudem die gemeinsame Empfehlung ausgesprochen, ein Arbeitsprogramm
             zur Landwirtschaft zu erstellen, um in diesem Sektor die Klimaeffizienz der Produktion und
             die Anpassung an den Klimawandel zu verbessern, ohne dabei die Sicherstellung der
             Welternährung zu vernachlässigen.


             Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass das Thema auch bei anderen internationalen
             Prozessen ganz oben auf der Agenda bleibt. So zum Beispiel bei der
             Agrarministerkonferenz der OECD im Februar in Paris. Auch wird sich die
             Welternährungsorganisation der FAO auf Basis unserer Erkenntnisse grundlegend mit dem
             Komplex Welternährung und Klimaschutz befassen.


             Mit Blick auf kommende Entscheidungen in den internationalen Organisationen haben wir
             hier in Berlin also eine wertvolle Basis geschaffen.


             Ich danke allen Teilnehmern dieses Gipfels für Ihre Mitarbeit, für Ihr Engagement und ihre
             Tatkraft. Nur so war es möglich, gemeinsam für uns gültige Schlussfolgerungen für den
             Landwirtschafts- und Ernährungssektor zu treffen und die globale Diskussion
             herunterzubrechen auf die einzelnen Nationen.“
             +++

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  • 2. DATUM 16. Januar 2010 SEITE 2 VON 4 NUMMER 11 SPERRFRIST werden kann, "dass sie ein Optimum an Klima- und Umweltverträglichkeit" erreicht, erklärte die Ministerin. Einfache Antworten oder Patentrezepte gebe es dabei nicht, da die Produktionsweisen und Probleme von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich seien. "Kurz gesagt: Vietnam ist nicht Vorarlberg", sagte die Ministerin zum Abschluss der Konferenz. "Wir sprechen von völlig unterschiedlichen Bedingungen bei der Tier- und Pflanzenzucht, bei Anbau und Verarbeitung. Auf dem Weg zu mehr Effizienz und Klimaschutz kommen wir deshalb nur weiter, wenn jedes Land mit Hochdruck seinen Agrarsektor analysiert und bei diesem Klima-Check alle klimarelevanten Prozesse auf den Prüfstand stellt." Die Ministerrunde vereinbarte darüber hinaus, die Themen Welternährung und Klimaschutz auch bei anderen internationalen Prozessen gemeinsam voranzutreiben, so etwa bei der Agrarministerkonferenz der OECD im Februar 2010 in Paris. __________________________________________ Pressestatement Bundesministerin Ilse Aigner zum Abschluss des Internationalen Agrarministergipfels am 16. Januar 2010 in Berlin „Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich über das große Interesse, das dieser Agrarministergipfel bei nationalen wie internationalen Medien gefunden hat. Die beachtliche Resonanz liegt zum einen an der Teilnahme von etwa 50 Staaten, deren Vertreter hier in Berlin die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren - zum anderen aber auch an der Brisanz des Themas: Durch den fortschreitenden Klimawandel werden sich die Anbaubedingungen in den nächsten Jahrzehnten in der ganzen Welt dramatisch verändern. Niemand kann vor dieser Entwicklung die Augen verschließen – niemand kann sagen, er kenne nicht die Dimension des Problems. Europas Bauern werden in Zukunft viel häufiger als bisher mit Stürmen, Starkregen und Überschwemmungen zu kämpfen haben. In anderen Regionen der Erde dagegen wird Landwirtschaft in Zukunft überhaupt nicht mehr möglich sein. Wenn wir hier nicht umdenken, werden wir Millionen von Bauern - insbesondere in der Dritten Welt - langfristig ihre Existenzgrundlagen rauben. Der heutige Agrarministergipfel 2010 war ein starkes Zeichen dafür, dass die für Ernährung
  • 3. DATUM 16. Januar 2010 SEITE 3 VON 4 NUMMER 11 SPERRFRIST und Landwirtschaft zuständigen Minister dieser Welt sich Ihrer Verantwortung bewusst sind – und diese auch wahrnehmen und ausfüllen wollen. Dabei knüpfen wir hier und heute an unseren ersten Agrarministergipfel an, zu dem ich im letzten Jahr eingeladen hatte. 2009 haben wir den Fokus auf die Welternährung gelegt und konnten wichtige Anstöße geben für die weiteren internationalen Entscheidungen. Der Zielkonflikt liegt auf der Hand: Weltweit leiden bereits heute eine Milliarde Menschen an Hunger. Und die Weltbevölkerung und damit die Zahl der Notleidenden wächst rapide. Jeder Mensch hat ein Recht auf Nahrung. Doch: Um im Jahr 2050 alle Menschen auf unserem Planeten mit Lebensmitteln zu versorgen, muss das verfügbare Angebot an Nahrungsmitteln um 70 Prozent gesteigert werden – das bedeutet nicht nur höhere Produktion, das bedeutet auch: Wir müssen Ernte- und Lagerungsverlusten vermeiden. Einerseits muss die Agrarwirtschaft in Zukunft weltweit mehr produzieren, um möglichst alle Menschen ausreichend zu versorgen. Andererseits müssen wir aber auch alles daran setzen, die Klimabelastung zu begrenzen – sind doch die Landwirte Verursacher und Leidtragende zugleich. Auch dies wurde heute von niemandem in Zweifel gezogen. Berlin 2010 ist der Startschuss für eine weltweite Klimaschutz-Initiative im Agrarsektor. Wir Agrarminister wollen dort weitergehen, wo die Staatengemeinschaft in Kopenhagen vorerst Stopp gemacht hat – beim Einstieg in konkrete Arbeitsaufträge für einen wichtigen Sektor. Alle Teilnehmer verlassen diese Konferenz und werden zu Hause nach Möglichkeiten suchen, wie sie ganz individuell ihre Landwirtschaft so umgestalten können, dass sie ein Optimum an Klima- und Umweltverträglichkeit erreichen. Ich nenne das einen „Klima-Check“. Ich will es klar sagen: Einfache Antworten oder Patentrezepte gibt es dabei nicht. Sie wissen alle, wie vielschichtig die Produktionsweisen und Probleme in Afrika, in Asien, Europa, Nord- und Südamerika sind. Kurz gesagt: Vietnam ist nicht Vorarlberg. Wir sprechen hier von völlig unterschiedlichen Bedingungen bei der Tier- und Pflanzenzucht, bei Anbau und Verarbeitung. Auf dem Weg zu mehr Effizienz und Klimaschutz kommen wir deshalb nur weiter, wenn jedes Land mit Hochdruck seinen Agrarsektor analysiert und bei diesem Klima-Check alle klimarelevanten Prozesse auf den Prüfstand stellt.
  • 4. DATUM 16. Januar 2010 SEITE 4 VON 4 NUMMER 11 SPERRFRIST Grundsätzlich führt es nicht weiter, wenn sich jeder in sein stilles Kämmerlein setzt und versucht, diese Herausforderungen alleine und nur national zu lösen. Wir haben deshalb heute auch einen multinationalen Prozess eingeleitet, in dem wir voneinander lernen und unseren Austausch intensivieren wollen. Wir wollen von unseren gegenseitigen Erkenntnissen profitieren. Wir wollen ein globales Netzwerk schaffen, in das jedes Land seine Erkenntnisse beim Klimaschutz einbringen und mit anderen Staaten teilen kann. Wir sind auf dem richtigen Weg: Berlin ist ein erster Schritt nach Kopenhagen, und ein wichtiger Schritt vor Bonn, wo im Juni die Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention stattfindet. Ich denke auch psychologisch ein wichtiges Zeichen, dass wir Kopenhagen zum Anlass nehmen für ein: „Jetzt erst recht!!“. Wir haben heute zudem die gemeinsame Empfehlung ausgesprochen, ein Arbeitsprogramm zur Landwirtschaft zu erstellen, um in diesem Sektor die Klimaeffizienz der Produktion und die Anpassung an den Klimawandel zu verbessern, ohne dabei die Sicherstellung der Welternährung zu vernachlässigen. Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass das Thema auch bei anderen internationalen Prozessen ganz oben auf der Agenda bleibt. So zum Beispiel bei der Agrarministerkonferenz der OECD im Februar in Paris. Auch wird sich die Welternährungsorganisation der FAO auf Basis unserer Erkenntnisse grundlegend mit dem Komplex Welternährung und Klimaschutz befassen. Mit Blick auf kommende Entscheidungen in den internationalen Organisationen haben wir hier in Berlin also eine wertvolle Basis geschaffen. Ich danke allen Teilnehmern dieses Gipfels für Ihre Mitarbeit, für Ihr Engagement und ihre Tatkraft. Nur so war es möglich, gemeinsam für uns gültige Schlussfolgerungen für den Landwirtschafts- und Ernährungssektor zu treffen und die globale Diskussion herunterzubrechen auf die einzelnen Nationen.“ +++