1. Pressestelle
Presse-
HAUSANSCHRIFTEN Rochusstraße 1, 53123 Bonn
Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin
TEL +49 (0)30 18 529 - 3171 bis 3177
+49 (0)30 18 529 - 3179
mitteilung FAX
E-MAIL pressestelle@bmelv.bund.de
INTERNET www.bmelv.de
DATUM 16. Januar 2010
NUMMER 11
SPERRFRIST
Internationaler Agrarministergipfel in Berlin setzt Maßstäbe
Ilse Aigner: "Startschuss für weltweite Klimaschutz-Initiative"
Auf Initiative von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner haben sich beim
internationalen Agrarministergipfel am Samstag in Berlin Vertreter aus fast 50 Staaten auf
gemeinsame Anstrengungen zum Klimaschutz verständigt. "Berlin 2010 ist der Startschuss
für eine weltweite Klimaschutz-Initiative im Agrarsektor. Wir Agrarminister wollen dort
weitergehen, wo die Staatengemeinschaft in Kopenhagen vorerst Stopp gemacht hat – beim
Einstieg in konkrete Arbeitsaufträge für einen wichtigen Sektor", sagte Aigner am
Samstagabend in Berlin. Das Gipfeltreffen am Rande der Internationalen Grünen Woche sei
"ein starkes Zeichen dafür, dass die für Ernährung und Landwirtschaft zuständigen Minister
dieser Welt sich ihrer Verantwortung bewusst sind und diese auch wahrnehmen und
ausfüllen wollen".
Die Teilnehmer des Gipfels, der nach 2009 zum zweiten Mal auf Einladung Aigners in Berlin
stattfand, verständigten sich in ihrer Abschlusserklärung auf ein Bündel konkreter
Maßnahmen. So wird der im Juni 2010 in Bonn geplanten Vertragsstaaten-Konferenz zur
Klimarahmen-Konvention empfohlen, ein eigenständiges Arbeitsprogramm zur
Landwirtschaft zu erarbeiten, um in diesem Sektor die Klimaeffizienz der Produktion und die
Anpassung an den Klimawandel zu verbessern, ohne dabei die Sicherstellung der
Welternährung zu vernachlässigen. Darüber hinaus gaben die Ministerinnen und Minister
grünes Licht für den Aufbau eines globalen Netzwerkes, in das jedes Land seine
Erkenntnisse beim Klimaschutz einbringen und mit anderen Staaten teilen kann. "Wir wollen
von unseren gegenseitigen Erkenntnissen profitieren", so Aigner. Aufgabe sei es, in jedem
einzelnen Land gezielt nach Möglichkeiten zu suchen, wie die Landwirtschaft so umgestaltet
2. DATUM 16. Januar 2010 SEITE 2 VON 4
NUMMER 11
SPERRFRIST
werden kann, "dass sie ein Optimum an Klima- und Umweltverträglichkeit" erreicht, erklärte
die Ministerin. Einfache Antworten oder Patentrezepte gebe es dabei nicht, da die
Produktionsweisen und Probleme von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich seien. "Kurz
gesagt: Vietnam ist nicht Vorarlberg", sagte die Ministerin zum Abschluss der Konferenz.
"Wir sprechen von völlig unterschiedlichen Bedingungen bei der Tier- und Pflanzenzucht, bei
Anbau und Verarbeitung. Auf dem Weg zu mehr Effizienz und Klimaschutz kommen wir
deshalb nur weiter, wenn jedes Land mit Hochdruck seinen Agrarsektor analysiert und bei
diesem Klima-Check alle klimarelevanten Prozesse auf den Prüfstand stellt." Die
Ministerrunde vereinbarte darüber hinaus, die Themen Welternährung und Klimaschutz auch
bei anderen internationalen Prozessen gemeinsam voranzutreiben, so etwa bei der
Agrarministerkonferenz der OECD im Februar 2010 in Paris.
__________________________________________
Pressestatement
Bundesministerin Ilse Aigner zum Abschluss des
Internationalen Agrarministergipfels am 16. Januar 2010 in Berlin
„Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich über das große Interesse, das dieser Agrarministergipfel bei nationalen wie
internationalen Medien gefunden hat.
Die beachtliche Resonanz liegt zum einen an der Teilnahme von etwa 50 Staaten, deren
Vertreter hier in Berlin die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren - zum anderen aber
auch an der Brisanz des Themas: Durch den fortschreitenden Klimawandel werden sich die
Anbaubedingungen in den nächsten Jahrzehnten in der ganzen Welt dramatisch verändern.
Niemand kann vor dieser Entwicklung die Augen verschließen – niemand kann sagen, er
kenne nicht die Dimension des Problems.
Europas Bauern werden in Zukunft viel häufiger als bisher mit Stürmen, Starkregen und
Überschwemmungen zu kämpfen haben. In anderen Regionen der Erde dagegen wird
Landwirtschaft in Zukunft überhaupt nicht mehr möglich sein.
Wenn wir hier nicht umdenken, werden wir Millionen von Bauern - insbesondere in der
Dritten Welt - langfristig ihre Existenzgrundlagen rauben.
Der heutige Agrarministergipfel 2010 war ein starkes Zeichen dafür, dass die für Ernährung
3. DATUM 16. Januar 2010 SEITE 3 VON 4
NUMMER 11
SPERRFRIST
und Landwirtschaft zuständigen Minister dieser Welt sich Ihrer Verantwortung bewusst sind –
und diese auch wahrnehmen und ausfüllen wollen.
Dabei knüpfen wir hier und heute an unseren ersten Agrarministergipfel an, zu dem ich im
letzten Jahr eingeladen hatte. 2009 haben wir den Fokus auf die Welternährung gelegt und
konnten wichtige Anstöße geben für die weiteren internationalen Entscheidungen.
Der Zielkonflikt liegt auf der Hand: Weltweit leiden bereits heute eine Milliarde Menschen an
Hunger. Und die Weltbevölkerung und damit die Zahl der Notleidenden wächst rapide. Jeder
Mensch hat ein Recht auf Nahrung. Doch: Um im Jahr 2050 alle Menschen auf unserem
Planeten mit Lebensmitteln zu versorgen, muss das verfügbare Angebot an Nahrungsmitteln
um 70 Prozent gesteigert werden – das bedeutet nicht nur höhere Produktion, das bedeutet
auch: Wir müssen Ernte- und Lagerungsverlusten vermeiden.
Einerseits muss die Agrarwirtschaft in Zukunft weltweit mehr produzieren, um möglichst alle
Menschen ausreichend zu versorgen. Andererseits müssen wir aber auch alles daran
setzen, die Klimabelastung zu begrenzen – sind doch die Landwirte Verursacher und
Leidtragende zugleich. Auch dies wurde heute von niemandem in Zweifel gezogen.
Berlin 2010 ist der Startschuss für eine weltweite Klimaschutz-Initiative im Agrarsektor. Wir
Agrarminister wollen dort weitergehen, wo die Staatengemeinschaft in Kopenhagen vorerst
Stopp gemacht hat – beim Einstieg in konkrete Arbeitsaufträge für einen wichtigen Sektor.
Alle Teilnehmer verlassen diese Konferenz und werden zu Hause nach Möglichkeiten
suchen, wie sie ganz individuell ihre Landwirtschaft so umgestalten können, dass sie ein
Optimum an Klima- und Umweltverträglichkeit erreichen. Ich nenne das einen „Klima-Check“.
Ich will es klar sagen: Einfache Antworten oder Patentrezepte gibt es dabei nicht. Sie wissen
alle, wie vielschichtig die Produktionsweisen und Probleme in Afrika, in Asien, Europa, Nord-
und Südamerika sind. Kurz gesagt: Vietnam ist nicht Vorarlberg.
Wir sprechen hier von völlig unterschiedlichen Bedingungen bei der Tier- und Pflanzenzucht,
bei Anbau und Verarbeitung. Auf dem Weg zu mehr Effizienz und Klimaschutz kommen wir
deshalb nur weiter, wenn jedes Land mit Hochdruck seinen Agrarsektor analysiert und bei
diesem Klima-Check alle klimarelevanten Prozesse auf den Prüfstand stellt.
4. DATUM 16. Januar 2010 SEITE 4 VON 4
NUMMER 11
SPERRFRIST
Grundsätzlich führt es nicht weiter, wenn sich jeder in sein stilles Kämmerlein setzt und
versucht, diese Herausforderungen alleine und nur national zu lösen.
Wir haben deshalb heute auch einen multinationalen Prozess eingeleitet, in dem wir
voneinander lernen und unseren Austausch intensivieren wollen.
Wir wollen von unseren gegenseitigen Erkenntnissen profitieren. Wir wollen ein globales
Netzwerk schaffen, in das jedes Land seine Erkenntnisse beim Klimaschutz einbringen und
mit anderen Staaten teilen kann.
Wir sind auf dem richtigen Weg: Berlin ist ein erster Schritt nach Kopenhagen, und ein
wichtiger Schritt vor Bonn, wo im Juni die Vertragsstaatenkonferenz zur
Klimarahmenkonvention stattfindet. Ich denke auch psychologisch ein wichtiges Zeichen,
dass wir Kopenhagen zum Anlass nehmen für ein: „Jetzt erst recht!!“.
Wir haben heute zudem die gemeinsame Empfehlung ausgesprochen, ein Arbeitsprogramm
zur Landwirtschaft zu erstellen, um in diesem Sektor die Klimaeffizienz der Produktion und
die Anpassung an den Klimawandel zu verbessern, ohne dabei die Sicherstellung der
Welternährung zu vernachlässigen.
Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass das Thema auch bei anderen internationalen
Prozessen ganz oben auf der Agenda bleibt. So zum Beispiel bei der
Agrarministerkonferenz der OECD im Februar in Paris. Auch wird sich die
Welternährungsorganisation der FAO auf Basis unserer Erkenntnisse grundlegend mit dem
Komplex Welternährung und Klimaschutz befassen.
Mit Blick auf kommende Entscheidungen in den internationalen Organisationen haben wir
hier in Berlin also eine wertvolle Basis geschaffen.
Ich danke allen Teilnehmern dieses Gipfels für Ihre Mitarbeit, für Ihr Engagement und ihre
Tatkraft. Nur so war es möglich, gemeinsam für uns gültige Schlussfolgerungen für den
Landwirtschafts- und Ernährungssektor zu treffen und die globale Diskussion
herunterzubrechen auf die einzelnen Nationen.“
+++