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Medizinische Erstuntersuchungen:
Das “Lippische Modell”
Dr. Patrick D. Dißmann MSc
Felix Köhring
Zentrale Flüchtlingsambulanz
125.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen
Wie alles begann ...
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 2
TEIL 1
Einleitung
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 3
... Ende August 2014
• Freitagabend ungefähr 22:00 Uhr
• Unterkunft in der Adenauerstraße, Detmold
• 2 Busse aus ZAB Dortmund-Unna
• ca. 100 Flüchtlinge
• 3 Flüchtlinge am Ende ihrer Kräfte
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 4
Mitternacht in der Notaufnahme
• Anruf aus der Unterkunft Detmold
• 3 Flüchtlinge zur notfallmäßigen Versorgung
• kein Dolmetscher verfügbar
• Nach „notdürftiger“ Untersuchung:
• Junge Mutter – Kreislaufkollaps, 2 kleine Kinder
• Westafrikaner – Fieber
• Hochbetagter - Erschöpfung
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 5
Am nächsten Morgen ...
Was war denn das ???
Passiert so etwas demnächst öfters?
Wie können wir vorsorgen?
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 6
Stabssitzung – Versorgung der Flüchtlinge
Hausärztliche Versorgung in den Einrichtungen
• Niedergelassene/pensionierte Ärzte
Medizinische Eingangsuntersuchungen
• Mitarbeiter des Klinikums
Notfallversorgung
• Rettungsdienst des Kreises
• Zentrale Notaufnahmen der Klinikums
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 7
Der Erlass ...
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 8
§62 Abs 1 Satz 1 AsylVfG:
• Selbstauskunft
• Inaugenscheinnahme
• Tuberkulose-Screening
• Röntgen
• Quantiferon
• Tuberkulin
• Impfangebot
• ggf. Stuhluntersuchung
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 9
TEIL 2
Die Erstuntersuchung
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 10
Das Konzept ...
• Freiwillige Mitarbeiter/innen
• Außerhalb der Regelarbeitszeit
• Ambulanzräumlichkeiten
• Röntgen
• Labor
• Apotheke
• Dermatologie
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 11
Das Aufgebot ...
• Anmeldung
• 2-3 Untersuchungsräume
• jeweils Arzt/Pflege
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• Raum für Blutabnahmen
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• Teddys/Süßigkeiten
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• Röntgen
• 1-2 MTRA‘s
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 12
Der Auftakt am 25.10.2014 ...
• ca. 350 Flüchtlinge aus
Detmold
• Anzahl Röntgen,
Blutentnahmen und
Hauttests ?
• Gesundheitszustand ?
• Psychische Verfassung ?
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 13
Planung und Organisation
• Dienstplanung
• Material-Beschaffung
• Quantiferon-Monovetten
• Tuberkulin-Fläschchen
• Verbrauchsmaterialien
• Dokumentenerstellung
• Selbstauskunftsbögen
• Röntgenaufklärungen
• Laufzettel
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 14
Zentrale Flüchtlingsambulanz, Klinikum Lippe GmbH, Tel 05231/72-1740, Fax -1749
Zentrale Flüchtlingsambulanz
Medizinische Eingangsuntersuchung
(gemäß §62 Abs.1 Satz 1 AsylVfG)
Datum: ___ /___ /______
Name: _____________________ Geb.: ___ /___ /______ Geschlecht: M / W
Herkunft: __________________________ Einrichtung: ____________________________
Bekannte Vorerkrankungen, Medikation oder Besonderheiten:
Schwanger? ja ⃝ nein ⃝
Selbstauskunft ⃝ ß-HCG ⃝ Hz. ____________
Körperliche Inaugenscheinnahme: erfolgt ⃝ auswärtig ⃝
Anhalt für ansteckende Krankheiten? nein ⃝
Tuberkulose ⃝
Läuse ⃝
Krätze ⃝
Sonstige akute Erkrankung ⃝
Temperatur ______ , ___°C Hz. ____________
Tuberkulose-Screening: erfolgt ⃝ auswärtig ⃝
angeordnet durchgeführt
Röntgen ⃝ ⃝
Quantiferon ⃝ ⃝
Tuberkulin ⃝ ⃝ Hz. ____________
Prozedere/Behandlung:
keine Behandlung notwendig ⃝
Vorstellung beim Lagerarzt ⃝
Vorstellung in der Notaufnahme ⃝
Vorstellung beim Facharzt ⃝
Rezept für _________________________ mitgegeben ⃝ Hz. ____________
Debriefing !
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 15
Die weiteren Schritte ...
• Erstellung von Freiwilligen-Dienstplänen
• Einrichtung von mobilen Materialwägen
• Einrichtung einer mobilen EDV-Einheit
• Vorhaltung von Lagerkapazitäten
• Materialnachbestellungen
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 16
... und nebenher !
Außerhalb der Erstuntersuchungszeiten:
• Ablesen von „Tuberkulin“-Ergebnissen
• Auswertung der „Quantiferon“-Befunde
• Durchsicht der Laufzettel und Röntgenbefunde
• Erstellung von Untersuchungs-Zertifikaten
• Planung des weiteren Prozedere
• Tuberkulose-Verdacht
• Abnorme Befunde
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 17
Tipps & Tricks
• Dienstpläne weit im Voraus planen
• Abendliche Nachmeldungen vermeiden
• Blutabnahmen und Röntgen vorher planen
• Lieferengpässe für „Tuberkulin“ bedenken
• Gute Kommunikation im Team
• Enger Kontakt mit den Einrichtungen
• Ansprechpartner bestimmen und kommunizieren
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 18
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor …
Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund:
• Kulturelles Verständnis
• Fremdsprachliche Ressource
• Hohe Eigenmotivation
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 19
TEIL 3
Zahlen, Daten, Fakten
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 20
Die Fakten ...
• seit Oktober 2014
• 41 Untersuchungstermine
• zunächst monatlich
• ab Feb. 2015 wöchentlich
• 250-300 Flüchtlinge/Termin
• bis zu 14 Mitarbeiter/Termin
• 2½ - 3 Stunden Dauer
• 6-8 Std. Vor-/Nachbereitung
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 21
Wir betreuen ...
• Zentrale Unterbringungseinrichtungen:
• Detmold
• Oerlinghausen
• Schloß Holte-Stukenbrock
• Notunterkünfte:
• Lemgo
• Horn-Bad Meinberg
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 22
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 23
86%
4%
3%
1%
6%
Betreute Einrichtungen
Detmold Oerlinghausen Lemgo Horn-Bad Meinberg Stukenbrock
Unsere Flüchtlinge ...
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 24
Anmeldungen Untersuchungen Auslastung Alter Männer Frauen
7566 6639 87.2% 24 70.9% 29.1%
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Monatliche Untersuchungszahlen
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Anteilin%
Untersuchungsdatum
Herkunftsregionen
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Mittlerer Osten
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Unsere Leistungen ...
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3113 869 755
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Erkrankungen Abnormales TB-Screening Krätze Läuse
Auffällige Untersuchungsbefunde
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18,0
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Auffällige Untersuchungsbefunde (%)
Läuse
Krätze
Abnormales TB-Screening
Erkrankungen
TEIL 4
Die Flüchtlingsambulanz
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 30
Turmbau zu Babel ...
Flüchtlingsambulanz
• „Kompetenz-Zentrum“
• Eigene Räumlichkeiten
• Feste Strukturen
• Klare Prozessabläufe
• Geregelte Zuständigkeiten
• Integrativer Versorgungsansatz
• Positiver Beitrag für Gesellschaft
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 31
Die Räumlichkeiten ...
Anforderungen und Erfahrungen:
• Kurze Anfahrtswege für Busse/Taxis
• Kurze und klare Wegeführung zum Röntgen
• Großzügige und familienfreundliche Räume
• Sitzplätze vor den Untersuchungsräumen
• „Sammelbereich“ vor der Ambulanz
• Kreuzen von Wegen vermeiden
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 32
Technische Ausstattung
• Zentrale Anmeldung mit Büro
• Drei große Untersuchungsräume
• Computerarbeitsplatz und Telefonanschluss
• Untersuchungsliege
• Verbrauchsmaterialien
• Kinderuntersuchungsraum
• wie oben
• Materialien zur Blutprobenentnahme
• Tuberkulin-Testbestecke
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 33
Die Zukunft ... (ab 2016)
Mehrmals wöchentlich Untersuchungstermine
• Durchführung von Erstuntersuchungen
• Abklärung von auffälligen Screening-Befunden
• Medizinische Beratung von Einrichtungen
• Flüchtlingsambulanz-Hotline
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 34
... und am Ende ?
25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 35
Klinikum Lippe GmbH | Röntgenstraße 18 | 32756 Detmold Akademisches Lehrkrankenhaus
der Medizinischen
Hochschule Hannover
Sparkasse Detmold Konto 299 | BLZ 476 501 30 | IBAN: DE 02 4765 0130 0000 0002 99 | SWIFT-BIC: WELADE3LXXX
Sparkasse Lemgo Konto 190 | BLZ 482 501 10 | IBAN: DE 96 4825 0110 0000 0001 90 | SWIFT-BIC: WELADE1LEM
Flüchtlingsambulanz
Chefarzt
Dr. med. Patrick D. Dißmann
MSc PgD FRCEM FFSEM FEBEM
Klinikum Lippe GmbH
Röntgenstraße 18
32756 Detmold
Telefon 05231 72-1740
Telefax 05231 72-1749
Email patrick.dissmann
@klinikum-lippe.de
www.klinikum-lippe.de
Klinikum Lippe GmbH
Hauptgeschäftsführer:
Ingo Breitmeier
Medizinischer Geschäftsführer:
Dr. Helmut Middeke
Aufsichtsratsvorsitzender:
Landrat Dr. Axel Lehmann
Sitz der Gesellschaft: Detmold
Registergericht Lemgo
HRB 4066
Bezirksregierung Arnsberg
Dezernat 20
Seibertzstr. 1
59821 Arnsberg
Medizinische Eingangsuntersuchung für Ausländerinnen und Ausländer
Hiermit wird bestätigt, dass
Nachname: ABED
Vorname: Nour
geboren am: 28.01.1983
Herkunftsland: Syrien
Wohnhaft: Zentrale Unterbringungseinrichtung Detmold, Adenauerstraße
2-4, 32756 Detmold
sich im Klinikum Lippe, Röntgenstraße 18, 32756 Detmold einer Eingangsuntersu-
chung gemäß §62 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG unterzogen hat.
Hierbei wurden nach erfolgter Selbstauskunft, körperlicher Inaugenscheinnahme
unter anderem folgende Erkrankungen festgestellt:
Probleme mit intrauteriner Spirale?, frauenärztliche Kontrolle empfohlen
Die Durchführung eines Tuberkulosescreenings mittels:
Röntgen
ergab:
keinen Hinweis auf Tuberkulose
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Patrick D. Dißmann
Chefarzt – Zentrale Notaufnahmen KLG
Ihre Nachricht vom Ihr Zeichen Unser Zeichen Datum
AsylVfG/ZNA 19.11.2015
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Vielen Dank für Ihr Interesse!
Zentrale Flüchtlingsambulanz
Tel. 05231 / 72-1470, Fax -1749
Ein Unternehmen im Konzern Kreis Lippe25.11.2015

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Detmold Flüchtlingsymposium 25.11.2015

  • 1. Medizinische Erstuntersuchungen: Das “Lippische Modell” Dr. Patrick D. Dißmann MSc Felix Köhring Zentrale Flüchtlingsambulanz 125.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen
  • 2. Wie alles begann ... 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 2
  • 3. TEIL 1 Einleitung 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 3
  • 4. ... Ende August 2014 • Freitagabend ungefähr 22:00 Uhr • Unterkunft in der Adenauerstraße, Detmold • 2 Busse aus ZAB Dortmund-Unna • ca. 100 Flüchtlinge • 3 Flüchtlinge am Ende ihrer Kräfte 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 4
  • 5. Mitternacht in der Notaufnahme • Anruf aus der Unterkunft Detmold • 3 Flüchtlinge zur notfallmäßigen Versorgung • kein Dolmetscher verfügbar • Nach „notdürftiger“ Untersuchung: • Junge Mutter – Kreislaufkollaps, 2 kleine Kinder • Westafrikaner – Fieber • Hochbetagter - Erschöpfung 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 5
  • 6. Am nächsten Morgen ... Was war denn das ??? Passiert so etwas demnächst öfters? Wie können wir vorsorgen? 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 6
  • 7. Stabssitzung – Versorgung der Flüchtlinge Hausärztliche Versorgung in den Einrichtungen • Niedergelassene/pensionierte Ärzte Medizinische Eingangsuntersuchungen • Mitarbeiter des Klinikums Notfallversorgung • Rettungsdienst des Kreises • Zentrale Notaufnahmen der Klinikums 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 7
  • 8. Der Erlass ... 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 8 §62 Abs 1 Satz 1 AsylVfG: • Selbstauskunft • Inaugenscheinnahme • Tuberkulose-Screening • Röntgen • Quantiferon • Tuberkulin • Impfangebot • ggf. Stuhluntersuchung
  • 10. TEIL 2 Die Erstuntersuchung 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 10
  • 11. Das Konzept ... • Freiwillige Mitarbeiter/innen • Außerhalb der Regelarbeitszeit • Ambulanzräumlichkeiten • Röntgen • Labor • Apotheke • Dermatologie 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 11
  • 12. Das Aufgebot ... • Anmeldung • 2-3 Untersuchungsräume • jeweils Arzt/Pflege • Geschlechtertrennung • Raum für Blutabnahmen • Quantiferon • Tuberkulin • Teddys/Süßigkeiten • Wachpersonal/Begleitpersonen/Dolmetscher • Röntgen • 1-2 MTRA‘s 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 12
  • 13. Der Auftakt am 25.10.2014 ... • ca. 350 Flüchtlinge aus Detmold • Anzahl Röntgen, Blutentnahmen und Hauttests ? • Gesundheitszustand ? • Psychische Verfassung ? 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 13
  • 14. Planung und Organisation • Dienstplanung • Material-Beschaffung • Quantiferon-Monovetten • Tuberkulin-Fläschchen • Verbrauchsmaterialien • Dokumentenerstellung • Selbstauskunftsbögen • Röntgenaufklärungen • Laufzettel 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 14 Zentrale Flüchtlingsambulanz, Klinikum Lippe GmbH, Tel 05231/72-1740, Fax -1749 Zentrale Flüchtlingsambulanz Medizinische Eingangsuntersuchung (gemäß §62 Abs.1 Satz 1 AsylVfG) Datum: ___ /___ /______ Name: _____________________ Geb.: ___ /___ /______ Geschlecht: M / W Herkunft: __________________________ Einrichtung: ____________________________ Bekannte Vorerkrankungen, Medikation oder Besonderheiten: Schwanger? ja ⃝ nein ⃝ Selbstauskunft ⃝ ß-HCG ⃝ Hz. ____________ Körperliche Inaugenscheinnahme: erfolgt ⃝ auswärtig ⃝ Anhalt für ansteckende Krankheiten? nein ⃝ Tuberkulose ⃝ Läuse ⃝ Krätze ⃝ Sonstige akute Erkrankung ⃝ Temperatur ______ , ___°C Hz. ____________ Tuberkulose-Screening: erfolgt ⃝ auswärtig ⃝ angeordnet durchgeführt Röntgen ⃝ ⃝ Quantiferon ⃝ ⃝ Tuberkulin ⃝ ⃝ Hz. ____________ Prozedere/Behandlung: keine Behandlung notwendig ⃝ Vorstellung beim Lagerarzt ⃝ Vorstellung in der Notaufnahme ⃝ Vorstellung beim Facharzt ⃝ Rezept für _________________________ mitgegeben ⃝ Hz. ____________
  • 15. Debriefing ! 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 15
  • 16. Die weiteren Schritte ... • Erstellung von Freiwilligen-Dienstplänen • Einrichtung von mobilen Materialwägen • Einrichtung einer mobilen EDV-Einheit • Vorhaltung von Lagerkapazitäten • Materialnachbestellungen 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 16
  • 17. ... und nebenher ! Außerhalb der Erstuntersuchungszeiten: • Ablesen von „Tuberkulin“-Ergebnissen • Auswertung der „Quantiferon“-Befunde • Durchsicht der Laufzettel und Röntgenbefunde • Erstellung von Untersuchungs-Zertifikaten • Planung des weiteren Prozedere • Tuberkulose-Verdacht • Abnorme Befunde 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 17
  • 18. Tipps & Tricks • Dienstpläne weit im Voraus planen • Abendliche Nachmeldungen vermeiden • Blutabnahmen und Röntgen vorher planen • Lieferengpässe für „Tuberkulin“ bedenken • Gute Kommunikation im Team • Enger Kontakt mit den Einrichtungen • Ansprechpartner bestimmen und kommunizieren 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 18
  • 19. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor … Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund: • Kulturelles Verständnis • Fremdsprachliche Ressource • Hohe Eigenmotivation 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 19
  • 20. TEIL 3 Zahlen, Daten, Fakten 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 20
  • 21. Die Fakten ... • seit Oktober 2014 • 41 Untersuchungstermine • zunächst monatlich • ab Feb. 2015 wöchentlich • 250-300 Flüchtlinge/Termin • bis zu 14 Mitarbeiter/Termin • 2½ - 3 Stunden Dauer • 6-8 Std. Vor-/Nachbereitung 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 21
  • 22. Wir betreuen ... • Zentrale Unterbringungseinrichtungen: • Detmold • Oerlinghausen • Schloß Holte-Stukenbrock • Notunterkünfte: • Lemgo • Horn-Bad Meinberg 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 22
  • 23. 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 23 86% 4% 3% 1% 6% Betreute Einrichtungen Detmold Oerlinghausen Lemgo Horn-Bad Meinberg Stukenbrock
  • 24. Unsere Flüchtlinge ... 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 24 Anmeldungen Untersuchungen Auslastung Alter Männer Frauen 7566 6639 87.2% 24 70.9% 29.1%
  • 25. 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 25 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Monatliche Untersuchungszahlen
  • 26. 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 26 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 Anteilin% Untersuchungsdatum Herkunftsregionen Ehemalige Sowjetunion Mittlerer Osten Nordafrika Westafrika Fernost Balkanstaaten Islamischer Staat
  • 27. Unsere Leistungen ... Röntgen-Thorax Interferon-γ Mendel-Mantoux 3113 869 755 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 27
  • 28. 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 28 0 100 200 300 400 500 600 Erkrankungen Abnormales TB-Screening Krätze Läuse Auffällige Untersuchungsbefunde
  • 29. 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 29 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0 Auffällige Untersuchungsbefunde (%) Läuse Krätze Abnormales TB-Screening Erkrankungen
  • 30. TEIL 4 Die Flüchtlingsambulanz 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 30
  • 31. Turmbau zu Babel ... Flüchtlingsambulanz • „Kompetenz-Zentrum“ • Eigene Räumlichkeiten • Feste Strukturen • Klare Prozessabläufe • Geregelte Zuständigkeiten • Integrativer Versorgungsansatz • Positiver Beitrag für Gesellschaft 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 31
  • 32. Die Räumlichkeiten ... Anforderungen und Erfahrungen: • Kurze Anfahrtswege für Busse/Taxis • Kurze und klare Wegeführung zum Röntgen • Großzügige und familienfreundliche Räume • Sitzplätze vor den Untersuchungsräumen • „Sammelbereich“ vor der Ambulanz • Kreuzen von Wegen vermeiden 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 32
  • 33. Technische Ausstattung • Zentrale Anmeldung mit Büro • Drei große Untersuchungsräume • Computerarbeitsplatz und Telefonanschluss • Untersuchungsliege • Verbrauchsmaterialien • Kinderuntersuchungsraum • wie oben • Materialien zur Blutprobenentnahme • Tuberkulin-Testbestecke 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 33
  • 34. Die Zukunft ... (ab 2016) Mehrmals wöchentlich Untersuchungstermine • Durchführung von Erstuntersuchungen • Abklärung von auffälligen Screening-Befunden • Medizinische Beratung von Einrichtungen • Flüchtlingsambulanz-Hotline 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 34
  • 35. ... und am Ende ? 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen 35 Klinikum Lippe GmbH | Röntgenstraße 18 | 32756 Detmold Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover Sparkasse Detmold Konto 299 | BLZ 476 501 30 | IBAN: DE 02 4765 0130 0000 0002 99 | SWIFT-BIC: WELADE3LXXX Sparkasse Lemgo Konto 190 | BLZ 482 501 10 | IBAN: DE 96 4825 0110 0000 0001 90 | SWIFT-BIC: WELADE1LEM Flüchtlingsambulanz Chefarzt Dr. med. Patrick D. Dißmann MSc PgD FRCEM FFSEM FEBEM Klinikum Lippe GmbH Röntgenstraße 18 32756 Detmold Telefon 05231 72-1740 Telefax 05231 72-1749 Email patrick.dissmann @klinikum-lippe.de www.klinikum-lippe.de Klinikum Lippe GmbH Hauptgeschäftsführer: Ingo Breitmeier Medizinischer Geschäftsführer: Dr. Helmut Middeke Aufsichtsratsvorsitzender: Landrat Dr. Axel Lehmann Sitz der Gesellschaft: Detmold Registergericht Lemgo HRB 4066 Bezirksregierung Arnsberg Dezernat 20 Seibertzstr. 1 59821 Arnsberg Medizinische Eingangsuntersuchung für Ausländerinnen und Ausländer Hiermit wird bestätigt, dass Nachname: ABED Vorname: Nour geboren am: 28.01.1983 Herkunftsland: Syrien Wohnhaft: Zentrale Unterbringungseinrichtung Detmold, Adenauerstraße 2-4, 32756 Detmold sich im Klinikum Lippe, Röntgenstraße 18, 32756 Detmold einer Eingangsuntersu- chung gemäß §62 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG unterzogen hat. Hierbei wurden nach erfolgter Selbstauskunft, körperlicher Inaugenscheinnahme unter anderem folgende Erkrankungen festgestellt: Probleme mit intrauteriner Spirale?, frauenärztliche Kontrolle empfohlen Die Durchführung eines Tuberkulosescreenings mittels: Röntgen ergab: keinen Hinweis auf Tuberkulose Mit freundlichen Grüßen, Dr. Patrick D. Dißmann Chefarzt – Zentrale Notaufnahmen KLG Ihre Nachricht vom Ihr Zeichen Unser Zeichen Datum AsylVfG/ZNA 19.11.2015
  • 36. 36 Vielen Dank für Ihr Interesse! Zentrale Flüchtlingsambulanz Tel. 05231 / 72-1470, Fax -1749 Ein Unternehmen im Konzern Kreis Lippe25.11.2015