SlideShare uma empresa Scribd logo
1 de 379
Baixar para ler offline
Ralf Buchsein | Frank Victor |
Holger Günther | Volker Machmeier

IT-Management mit ITIL® V3
Ralf Buchsein | Frank Victor |
Holger Günther | Volker Machmeier


IT-Management
        ®
mit ITIL V3
Strategien, Kennzahlen, Umsetzung
2., aktualisierte und erweiterte Auflage
Mit 93 Abbildungen

PRAXIS
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.




Das in diesem Werk enthaltene Programm-Material ist mit keiner Verpflichtung oder Garantie irgend-
einer Art verbunden. Der Autor übernimmt infolgedessen keine Verantwortung und wird keine daraus
folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Art aus der Benutzung dieses
Programm-Materials oder Teilen davon entsteht.

Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und
Auslieferung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und
chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Polyäthylen und damit aus
organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe
freisetzen.




1. Auflage 2007
2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2008

Alle Rechte vorbehalten
© Vieweg +Teubner |GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008
Lektorat: Sybille Thelen | Andrea Broßler
Vieweg+Teubner ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.
www.viewegteubner.de
                  Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
                  Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
                  Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
                  Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung
                  und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk
berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im
Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher
von jedermann benutzt werden dürften.

Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, Heusenstamm
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.
Printed in Germany

ISBN 978-3-8348-0526-3
Vorwort zur 1. Auflage
ITIL als Basis für eine neue Sicht auf die IT hat sich in den letzten Jahren in
deutschen Unternehmen rasant verbreitet, und das mit anhaltendem Er-
folg. Der Grund liegt darin, dass ITIL in der Version 2 gut verständlich ist
und so die Grundideen des IT Service Managements leicht transportierbar
sind.
Seit Juni 2007 ist nun ITIL in der Version 3 am Markt verfügbar. Es scheint
so, als sehe nun vieles anders aus als in Version 2, da das Gesamtwerk
völlig neu strukturiert worden ist und neue Inhalte hinzugekommen sind.
Wir haben für Sie die ersten Erfahrungen gemacht und sind überzeugt,
dass die ITIL Version 3 keineswegs komplizierter ist als ITIL Version 2,
dafür aber in wesentlichen Aspekten genauer und im Gesamtbild viel inte-
grativer.
Unser Buch gibt Antworten auf zwei Fragen, die in der Praxis für den
Erfolg einer modernen IT entscheidend sind:
   – Welche Kennzahlen und Kennzahlensysteme sollte man in der IT
     einsetzen?
   – Welche Strategien sind zur Umsetzung und Steuerung von IT Ser-
     vice Management-Prozessen geeignet?

Sie werden sich vielleicht fragen, wieso wir gerade diese beiden Themen
in einem Buch behandeln. Die Antwort ist: Das sind die Themen, die aktu-
ell in der Praxis relevant sind und Hunderte von Unternehmen – nicht nur
in Deutschland – beschäftigen. Das Erstaunliche ist, dass die beiden The-
men eng zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Das Erfreu-
liche ist, dass mit ITIL V3, COBIT 4 und ISO 20000 ein Best Practice Werk-
zeugkasten zur Verfügung steht, mit dem man einen Großteil der Heraus-
forderungen an die IT in den Griff bekommt.
Kurzum – wir sahen den Bedarf, ein Praxisbuch für IT-Manager, CIOs,
CTOs, Prozess und Service Manager sowie für IT-Berater herauszubringen,
das die Lücke zwischen ITIL und Kennzahlen sowie zwischen Theorie und
Praxis schließt. Dabei setzen wir Grundkenntnisse des IT Service Manage-
ments und Fachbegriffe voraus.
Die Beispiele, die wir aufgenommen haben, basieren auf unseren Erfah-
rungen als auch auf Referenz- und Kundenprojekten, die wir begleitet
haben.




                                                                             V
Vorwort

          Ein Buch, wie dieses, entsteht nur, wenn ausgezeichnete Leute dazu bei-
          tragen. Besonders bedanken möchten wir uns bei
               –   Frau Dr. Manuela Claßen, Victor GmbH, Bonn
               –   Herrn Jürgen Esterle, München
               –   Herrn Flavio Gaj, Mailand
               –   Herrn Gerhard Göttert, Autobahn Tank & Rast GmbH, Bonn
               –   Herrn Dr. Jan Hadenfeld, Altana Pharma AG
               –   Herrn Karl-Heinz Herfs, KESS DV-Beratung GmbH
               –   Frau Jacqueline Jordan, London
               –   Herrn Sascha Kurth, KESS DV-Beratung GmbH
               –   Herrn Hans Joachim Lohr, Rohrbach
               –   Herrn Peter Pieronczyk, KESS DV-Beratung GmbH
               –   Frau Gabriele Ruf, München
               –   Herrn Mirko Seithe, Bonn
               –   Herrn Gottfried Weibler, VOSS Automotive GmbH, Wipperfürth
               –   Herrn Michael Zaddach, Flughafen München GmbH

          Für Ann-Kathrin                          Ralf Buchsein
                                                   Hagen, im Juni 2007

          Für Manuela, Christina und Luisa         Frank Victor
                                                   Bonn, im Juni 2007

          Für meine Eltern, Inge und Heinz         Holger Günther
                                                   Aachen, im Juni 2007

          Für Anna Elisabeth und Gustav            Volker Machmeier
                                                   Mailand, im Juni 2007

          Haben Sie Fragen zum IT Service Management oder zu Kennzahlen?
          Wir helfen Ihnen gerne persönlich weiter:
          http://www.KESS-DV.de           info@KESS-DV.de
          http://www.VictorGmbH.de        info@VictorGmbH.de


          Copyrights
          ITIL® is a Registered Trade Mark, and a Registered Community Trade Mark of
          the Office of Government Commerce, and is registered in the U.S. Patent and
          Trademark Office.
          COBIT© Copyright 1996-2007 by the IT Governance Institute (ITGI).




          VI
Vorwort zur 2. Auflage
Im September 2007 ist unser Buch „IT-Management mit ITIL V3“ in der
ersten Auflage erschienen. Seitdem hat sich viel getan. Die itSMF Deutsch-
land e.V. hat mittlerweile das deutsche Glossar zu ITIL V3 herausgegeben
und wir haben im letzten halben Jahr viele hilfreiche Diskussionen mit
unserer werten Leserschaft geführt, deren Anmerkungen aufgegriffen und
umgesetzt.


Die vorliegende zweite Auflage unseres Buches ist eine gründliche Über-
arbeitung der ersten. Wir haben die deutschen Fachbegriffe auf die des
offiziellen ITIL V3-Glossars angepasst, und wir sind dem Wunsch vieler
Leserinnen und Leser nachgekommen, die Inhalte zu ITIL V3 neu zu
strukturieren und zu vertiefen.


Die Zielsetzung ist dabei gleich geblieben:
        ITIL V3 steht im Mittelpunkt. Darum ranken sich eine Reihe von
        praxisrelevanten Themen, wie IT-Management-Strategien, Kenn-
        zahlensysteme, Zertifizierungen, Balanced Scorecards und Repor-
        ting.
        ITIL V3 wird in einem Detaillierungslevel dargestellt, so dass die
        Kernideen und die Einordnung in die Gesamtzusammenhänge
        deutlich werden.


Das Buch wendet sich damit an Praktiker und IT-Entscheider und ist we-
niger als Lehrbuch zu ITIL V3 gedacht. Es geht um Grundlagen, Ideen, IT-
Management, Umsetzung und Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis.


An dieser Stelle möchten wir uns – auch im Namen des Vieweg+Teubner
Verlages – ganz herzlich bei Ihnen, den Leserinnen und Lesern der ersten
Auflage, für die guten Hinweise bedanken, die wir hoffentlich geeignet
umgesetzt haben.


Mai 2008
Ralf Buchsein, Frank Victor, Holger Günther und Volker Machmeier




                                                                      VII
Inhaltsverzeichnis


1 Einführung und Überblick .............................................................................1
2 IT Service Management ..................................................................................5
   2.1 Management Summary .............................................................................5
   2.2 ITIL und ISO 20000.....................................................................................5
   2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2..........................................................7
      2.3.1         Das Service Management auf Basis der ITIL Version 2...........7
      2.3.2         Der prozessorientierte Ansatz von ITIL Version 2...................8
   2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3........................................................11
      2.4.1         ITIL und der Service Lifecycle ..................................................16
      2.4.2         Service Strategy...........................................................................20
      2.4.3         Service Design.............................................................................27
      2.4.4         Service Transition .......................................................................32
      2.4.5         Service Operation .......................................................................37
      2.4.6         Continual Service Improvement...............................................42
      2.4.7         Der prozessorientierte Ansatz von ITIL Version 3.................47
   2.5 ITIL Kennzahlen für IT Service Management-Prozesse......................52
      2.5.1         Ausgewählte Kennzahlen der ITIL Version 2.........................52
      2.5.2         Prozesse und ausgewählte Kennzahlen der ITIL Version 3 .57
   2.6 ISO 20000 ...................................................................................................97
      2.6.1         Die Geschichte der ISO 20000 ...................................................99
      2.6.2         Der Aufbau der ISO 20000.........................................................99
      2.6.3         Die Inhalte der ISO 20000 ........................................................101
      2.6.4         Die ISO 20000 und Kennzahlen ..............................................102
   2.7 COBIT.......................................................................................................103
      2.7.1         Entwicklung von COBIT .........................................................104
      2.7.2         Struktur von COBIT .................................................................105
      2.7.3         Prozess-Management gemäß COBIT .....................................106
      2.7.4         COBIT und die IT Service Management-Prozesse ...............111



                                                                                                                  IX
Inhaltsverzeichnis

                        2.7.5          Metriken für IT Service Management-Prozesse ...................113
                        2.7.6          COBIT Metriken für IT Service Management-Prozesse ......114
                     2.8 Monitoring und Reporting von SLAs ..................................................119
                        2.8.1          Definition und Interpretation des Begriffs „IT Service“......121
                        2.8.2          Service Level Agreements .......................................................124
                        2.8.3          Das Zusammenwirken von SLAs, OLAs und UCs..............125
                        2.8.4          Der Aufbau von SLAs ..............................................................126
                        2.8.5          Die Inhalte von SLAs................................................................128
                        2.8.6          Monitoring und Reporting von SLAs, OLAs und UCs .......132
                        2.8.7          Abgrenzung der Kennzahlen..................................................135
                     2.9 Integrationsinstrument: Balanced Scorecard ......................................135
                        2.9.1          Kernideen...................................................................................136
                        2.9.2          Anwendung auf den IT-Bereich .............................................141
                        2.9.3          Ausprägungen der Balanced Scorecard ................................142
                     2.10 Konsequenzen.......................................................................................144

                3 IT Prozess-Management..............................................................................147
                     3.1 Management Summary .........................................................................147
                     3.2 PDCA-Zyklus..........................................................................................147
                     3.3 Etablierung des Prozess-Managements...............................................150
                        3.3.1          Der Charakter von IT-Prozessen ............................................151
                        3.3.2          Rollen im Prozess-Management .............................................155
                     3.4 Definition der Prozessziele und -Kennzahlen ....................................161
                        3.4.1          Definition der Prozessziele......................................................161
                        3.4.2          Definition der Prozess-Kennzahlen .......................................171
                        3.4.3          Dokumentation der Prozess-Kennzahlen..............................178
                        3.4.4          Reporting der Prozess-Kennzahlen........................................179
                     3.5 Von der Kennzahl zur Verbesserungsmaßnahme .............................185
                     3.6 Kennzahlen müssen reifen ....................................................................188
                     3.7 Der Umgang mit Kennzahlen ...............................................................189
                4 IT Kennzahlensysteme ................................................................................191
                     4.1 Management Summary .........................................................................191
                     4.2 Ziele ..........................................................................................................192



                X
Inhaltsverzeichnis

  4.3 Überblick .................................................................................................195
     4.3.1 SVD 1980...........................................................................................196
     4.3.2 Diebold 1984.....................................................................................197
     4.3.3 Kargl 1996 .........................................................................................198
     4.3.4 Van der Zee 1996 .............................................................................199
  4.4 Bewertung ...............................................................................................200
  4.5 Konsequenzen.........................................................................................201
5 IT Praxisleitfaden für die Entwicklung von Kennzahlensystemen....203
  5.1 Management Summary .........................................................................203
  5.2 Klassifikationsschema für IT-Kennzahlen ..........................................203
     5.2.1         Key Success Factors..................................................................205
     5.2.2         Key Performance und Customer Satisfaction.......................208
     5.2.3         IT-Controls und Controls on Demand...................................212
  5.3 Prozess-Kennzahlen ...............................................................................214
     5.3.1         Service Strategy.........................................................................217
     5.3.2         Service Design...........................................................................221
     5.3.3         Service Transition .....................................................................237
     5.3.4         Service Operation .....................................................................250
     5.3.5         Continual Service Improvement.............................................265

6 Lessons learned: Empfehlungen und Ratschläge...................................269
  6.1 Management Summary .........................................................................269
  6.2 ITIL-Einführung .....................................................................................270
     6.2.1         Analyse der bestehenden Prozesse ........................................270
     6.2.2         Prozess-Einführungen..............................................................274
     6.2.3         Die Organisation gewinnen ....................................................277
     6.2.4         Rollenbeschreibungen..............................................................278
  6.3 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess..............................................281
     6.3.1         KVP der bestehenden Prozesse ..............................................283
     6.3.2         KVP der neuen Prozesse..........................................................284
     6.3.3         Wettbewerb der Prozesseinführung ......................................289
     6.3.4         Reifegradanalyse der Prozesse im laufenden Betrieb..........290
  6.4 Kennzahlen..............................................................................................291



                                                                                                                XI
Inhaltsverzeichnis

                        6.4.1         IT-Prozesse am Tagesgeschäft ausrichten .............................292
                        6.4.2         ITIL – abgestimmt auf Business- und IT-Strategie...............295
                        6.4.3         ITIL Refresh oder wie geht es weiter?....................................298

                7 Praxisbeispiel: ALTANA Pharma AG ......................................................305
                8 Praxisbeispiel: Autobahn Tank & Rast GmbH.......................................313
                9 Praxisbeispiel: Flughafen München .........................................................317

                10 Praxisbeispiel: VOSS Gruppe ..................................................................333
                11 Anhang .........................................................................................................337
                     11.1 Quellenverzeichnis ...............................................................................337
                     11.2 Abkürzungsverzeichnis.......................................................................345
                     11.3 Abbildungsverzeichnis ........................................................................347
                     11.4 Glossar....................................................................................................351
                     11.5 Sachwortverzeichnis ............................................................................369




                XII
1 Einführung und Überblick
1955 hatte Frank Sinatra einen Welterfolg mit seinem Song „Love and            ITIL und
Marriage“:                                                                     Kennzahlen:
                                                                               You can’t
Love and marriage, love and marriage,
                                                                               have one
Go together like a horse and carriage,
                                                                               without the
This I tell you brother,
                                                                               other.
You can’t have one without the other.

Ein halbes Jahrhundert später mag sich einiges im gesellschaftlichen Leben
geändert haben. Für ein modernes und erfolgreiches IT-Management ge-
hören jedoch (mindestens) zwei Dinge zusammen: ITIL und Kennzahlen:
„You can’t have one without the other“.
Kennzahlen dienen im Allgemeinen zur Steuerung von Bereichen und
Prozessen. Für die IT sind von jeher IT-Controls als auch Prozess-Kenn-
zahlen vorgeschlagen und eingesetzt worden.
ITIL als Best Practice-Ansatz unterstützt explizit die Steuerung der IT-Pro-   ITIL V3
zesse auf der Basis von Kennzahlen. In ITIL V3 werden für jeden Prozess        enthält
die „Key Performance Indicators“ bzw. „Metrics“ genannt.                       Prozess-
Verwendet man die Kennzahlen des IT Service Managements, so ergänzt            Kennzahlen.
man einerseits die Steuerung der IT um wichtige Stellgrößen, andererseits
hat man auch eine viel größere Anzahl von Kennzahlen zu erheben, um
diese in Reports darzustellen.
Sie werden sich fragen: „Und, ist das schlimm?“
In unseren Projekten haben wir die interessante Beobachtung gemacht,
dass fast alle IT-Organisationen über eine beachtliche Anzahl von Kenn-
zahlen verfügen. In einem kleinen mittelständischen Unternehmen haben
wir die Kennzahlen bei der Ist-Aufnahme einfach einmal gezählt: In der
IT-Organisation mit 12 Personen wurden in der Tat monatlich ca. 500 (!)
Kennzahlen gemessen und an den CIO weitergegeben. Dieses Phänomen
haben wir in fast allen Unternehmen gesehen und schließen daraus: Es
gibt kaum eine Organisationseinheit, die über so viele Kennzahlen verfügt
wie die IT. Dies liegt vor allen Dingen daran, dass die IT es gewohnt ist,
mit Kennzahlen zu arbeiten – hier vor allen Dingen mit technischen Kenn-
zahlen aus dem System- und Netzmanagement.

Vielleicht denken Sie, man könne auf die Mehrzahl der Kennzahlen verzichten?
Da müssen wir Sie enttäuschen: 95 % der Kennzahlen sind notwendig und sinn-
voll. Sie müssen erhoben werden! Aber wie kann man sie in dieser Komplexität
managen und beherrschbar machen?




                                                                           1
1 Einführung und Überblick

                Das A und O ist – und dies gilt für alle komplexen Systeme –, dass man
                sich Gedanken über das Design des Systems macht. Möchte man ein IT-
                Kennzahlensystem entwickeln und einführen, so sollte man im Vorfeld die
                richtigen Fragen stellen:
                    –   Welche Ziele verfolgen wir mit dem Kennzahlensystem?
                    –   Welche Kennzahlensysteme sind für meine IT relevant?
                    –   Wen adressiert das Kennzahlensystem?
                    –   Welche Kennzahlen können (nicht) gemessen werden?
                    –   Welchen Aufwand darf das Kennzahlensystem verursachen?
top down-       Die Beantwortung dieser oder ähnlicher Fragen führt zu einem top down-
Verfahren zur   Ansatz für IT-Kennzahlensysteme, den wir oft in Praxisprojekten einge-
Entwicklung     setzt haben. Aber dies ist nur die eine Seite der Medaille: Für die reale
von IT-         Einführung eines IT-Kennzahlensystems ist es enorm wichtig, die IT-
Kennzahlen-     Organisation dort abzuholen, wo sie steht. Hier bietet sich ein bottom up-
systemen.       Verfahren an, durch das ermittelt wird, welche Kennzahlen bereits in ver-
                schiedenen Bereichen erhoben und genutzt werden.

                In unserem Buch beschreiben wir diesen Ansatz in einem Praxisleitfaden, der
                beide Aspekte enthält.

bottum up-      Die Frage, ob man mit der Entwicklung eines IT-Kennzahlensystems auf
Verfahren zur   der „grünen Wiese“ beginnt, stellt sich in der Praxis nicht! Es gibt keine
Erhebung von    „kennzahlenlose“ IT.
Kennzahlen.     Wir haben ca. 15 IT-Kennzahlensysteme identifiziert, die veröffentlicht
                worden sind und in der Praxis eingesetzt werden. Herauszustellen ist,
                dass COBIT 4 die größte Überdeckung mit IT Service Management-Ansät-
                zen, wie ITIL, liefert. Aus der Tradition der IT-Revision heraus und zum
                Nachweis von Compliance-Anforderungen seitens der Wirtschaftsprüfer
                wird COBIT in sehr vielen Unternehmen eingesetzt. In unseren Projekten
                haben wir uns allerdings nie nur auf COBIT und ITIL beschränkt, sondern
                immer verschiedene Kennzahlensysteme „nebeneinander gelegt“. Auffal-
                lend dabei ist, dass der Überdeckungsgrad der Kennzahlensysteme eher
                gering ist: Jedes Kennzahlensystem liefert neue Aspekte!
IT-             Die Quintessenz: IT Kennzahlensysteme sagen, was man messen könnte,
Kennzahlen-     aber nicht, was man messen sollte! Sie sind damit Guidelines – nicht mehr
systeme sind    und nicht weniger!
Guidelines.     Im Wesentlichen hängt diese Tatsache davon ab, dass ein Kennzahlensys-
                tem sich in der Praxis aus dem Zielsystem der IT ableiten muss und daher
                strategische und taktische Dimensionen hat.




                2
1 Einführung und Überblick

Eine IT-Organisation ist gut beraten, ihr eigenes IT-Kennzahlensystem
aufzubauen und es nicht nur zur reinen Steuerung der IT einzusetzen,
sondern über das Kennzahlensystem Teile der IT-Strategie umzusetzen.1
In diesem Zusammenhang verstehen wir Kennzahlensysteme – etwas
überspitzt formuliert – als mögliche Instrumente des Ist-Marketings. Dies
ist insbesondere dann der Fall, wenn als Adressat das Top Management
angesprochen werden soll und es darum geht, über die „Lage der IT im
Unternehmen bzw. im Konzern und die Unterstützung der Business-Pro-
zesse und Anforderungen“ zu berichten.

    Im Buch stellen wir die wichtigsten Kennzahlensysteme kurz vor und zeigen auf,
    wie man zu einem eigenen Kennzahlensystem kommt. Hierbei spielt die Balan-
    ced Scorecard eine tragende Rolle.

Wir glauben, dass das IT Service Management einen der wichtigsten Mei-               Michael
lensteine für die IT darstellt. Wir glauben auch, dass IT Service Manage-            Hammer:
ment ohne IT-Kennzahlen, und IT-Kennzahlen ohne IT Service Manage-                   „The
ment keinen Sinn machen. Unser Buch ist gedacht als Brücke zwischen                  Balanced
diesen beiden Ansätzen.                                                              Scorecard
Ein wesentlicher Teil unserer Ausführungen beschäftigt sich daher mit                – A Landmark
Steuerungsmechanismen, die von ITIL, COBIT und ISO 20000 bereitge-                   Achievement“
stellt werden, so wie mit den Kernideen des ITIL-basierten Prozess-
Managements.

    Die in ITIL V3 verfügbaren IT-Kennzahlen werden in entsprechende Zusammen-
    hänge eingeordnet und nach ihrem Einsatz in der Praxis klassifiziert.

Unser Buch füllt damit in den ersten 5 Kapiteln eine „Toolbox“, die IT-
Verantwortliche zum Aufbau eines Kennzahlensystems einsetzen können.
Insbesondere mit der ITIL Version 3 werden die Best Practices für das IT
Service Management in Richtung Business Integration beschrieben. Damit
steht das Management häufig vor der Herausforderung, in einer bestehen-
den Organisation die Prozesse zu verankern und die Mitarbeiter von den
notwendigen Veränderungen zu überzeugen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass keine noch so gut ausgestattete
Toolbox ein Garant für den Erfolg eines Projekts ist. Unabdingbar ist die
Tatsache, dass man die Menschen mitnimmt.
In den Projekten, die wir begleitet haben, waren Ängste, Hoffnungen, per-
sönliche Schicksale, Präferenzen, Einstellungen, Interessen, Flexibilität und


1     Kaplan und Norton haben dies als „Translating Strategy into Action“ bezeich-
      net (vgl. [Kaplan et al., 1996]).



                                                                                 3
1 Einführung und Überblick

                Fähigkeiten einzelner Personen wesentliche Determinanten für Erfolg oder
                Misserfolg.

                Die Qualität und Ausprägung der Veränderungs- und Überleitungsprozesse und
                das damit verbundene Vorgehen sind wichtige kritische Erfolgsfaktoren für IT
                Service Management und Kennzahlen-Projekte.

Change und      Unser Buch beschäftigt sich mit diesem sensiblen und interessanten The-
Verände-        ma im 6. Kapitel, das wir mit „Lessons learned“ überschrieben haben.
rungs-Prozes-   Basierend auf unseren Projekterfahrungen stellen wir ein Vorgehensmo-
se sind we-     dell vor, mit dem die notwendigen Veränderungs- und Überleitungspro-
sentliche       zesse – auch im Hinblick auf einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess
Bestandteile    – besser und erfolgreicher gesteuert werden können.
des Vorge-
hensmodells.    Überblick über das Buch – ein Leseleitfaden
                Unser Buch ist umfangreicher geworden als wir anfangs gedacht haben.
                Im Laufe der Zeit ist es von der geplanten kurzen Darstellung unserer
                Erfahrungen in den Bereichen IT Service Management und Kennzahlen zu
                einem kleinen Nachschlagewerk geworden. Wir haben uns daher bemüht,
                die Kapitel weitgehend unabhängig voneinander zu formulieren.
                Springen Sie einfach in ein Kapitel, das Sie interessiert:
                    – Kapitel 2: IT Service Management und verwandte Themen aus Sicht
                      der Praxis mit ISO 20000, ITIL V3, COBIT 4, SLAs und Balanced
                      Scorecard.
                    – Kapitel 3: IT Prozess-Management mit Rollen, Zielen, Kennzahlen
                      und kontinuierlichem Verbesserungsprozess.
                    – Kapitel 4: Die wichtigsten IT-Kennzahlensysteme in der Praxis und
                      die Konsequenzen hinsichtlich der Fragestellung: Welche IT-Kenn-
                      zahlen setzen wir ein?
                    – Kapitel 5: Praxisleitfaden zur Entwicklung von IT-Kennzahlensyste-
                      men mit Klassifikationsschemata und Prozess-Kennzahlen aus ITIL
                      V3 und unseren Projekterfahrungen.
                    – Kapitel 6: Wie geht man am besten in IT Service Management-
                      Projekten vor? Empfehlungen aus unseren Projekten für Transition
                      und Change-Prozesse.
                    Praxisbeispiele:
                    – Kapitel 7: IT Service Management im regulierten Umfeld am Bei-
                      spiel der ALTANA Pharma AG
                    – Kapitel 8: Autobahn Tank & Rast GmbH mit einem Kennzahlensys-
                      tem, das gemeinsam mit dem Controlling entwickelt wurde.
                    – Kapitel 9: IT Service Management beim Flughafen München
                    – Kapitel 10: IT Management Report in der VOSS Gruppe.



                4
2 IT Service Management

2.1 Management Summary
Die Kernideen des IT Service Managements sind nicht neu und in der
Praxis seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Sie lassen sich in Form von drei
Faktoren beschreiben:
   – IT liefert Services
   – IT ist Produktionsfaktor
   – IT braucht klare Kommunikationswege
ITIL, COBIT, ISO 20000 und die Balanced Scorecard gelten gemäß ihrer
konzeptionellen Ansätze heute als Best Practice. Dabei weisen COBIT und
ITIL eine große Überstimmung hinsichtlich der IT Service Management-
Prozesse auf, während die Balanced Scorecard als Integrationsinstrument
prädestiniert ist.
In diesem Kapitel gehen wir auf diese Best Practices ein und stellen heraus,
wie die einzelnen Ansätze im Hinblick auf die Entwicklung von Kennzah-
lensystemen zu positionieren sind. Bezüglich der Kennzahlen nehmen wir
die Beschränkung vor, dass wir nur die behandeln, die aus unserer Sicht
eine hohe Praxisrelevanz haben.
Die Fragestellung, welcher Ansatz der geeignete zum Aufbau eines Kenn-
zahlensystems ist, führt im Allgemeinen nicht zum Ziel. Es geht vielmehr
darum, herauszufinden, wie die Komponenten der verschiedenen Ansätze
in einem Puzzle zusammengefügt werden können, um das bestmögliche
Kennzahlensystem für die jeweilige IT-Organisation aufzubauen.
Wichtige Voraussetzung ist dabei immer, dass es definierte Ziele für die
jeweiligen IT Service Management-Prozesse gibt und dass das Prozess-
und IT-Management das Kennzahlensystem als Führungsinstrument ver-
steht und aktiv einsetzt.


2.2 ITIL und ISO 20000
ITIL und ISO 20000 „IT Service Management“ sind zwei international be-
währte Practices zur erfolgreichen Etablierung eines IT Service Manage-
ments. Die Zielsetzung eines IT Service Managements besteht in der Be-
reitstellung von IT-Leistungen (IT Services) zur Unterstützung der Ge-
schäftsprozesse. Hierzu sind die notwendigen Leistungen zu planen, be-
reitzustellen, zu überprüfen und bei Bedarf zu optimieren.




                                                                          5
2 IT Service Management

               Um die Ziele des IT Service Managements zu erreichen, haben sich in den
               letzten Jahren IT-Prozesse etabliert, die ein wirksames Management si-
               cherstellen und grundsätzlich in allen IT-Organisationen etabliert werden
               können. Diese IT Service Management-Prozesse sind in den ITIL Best Prac-
               tices sowie der ISO 20000 dokumentiert.
               Der Ansatz von ITIL Version 2 bestand in der Bereitstellung von Best Prac-
               tices zur Gestaltung, Implementierung, Betrieb und Optimierung der not-
               wendigen IT Service Management-Prozesse. Mit der Veröffentlichung der
               ITIL Version 3 wurden die Ausrichtung und der Inhalt umfangreich erwei-
               tert. ITIL deckt nun den „Service Lifecycle“ ausgehend von der Strategie
               bis zu einer ständigen Verbesserung des Service Managements ab. Hierzu
               werden nicht nur Prozesse beschrieben, sondern vollständige Modelle für
               den Service und das Service Management.
               ITIL beinhaltet ein generisches Prozessmodell und bewährte Vorgehens-
               weisen zur Einführung und zum Management des Service Management
               und dessen Integration in das Business. Die ISO 20000 enthält dagegen die
               Anforderungen an ein IT Service Management. Daher ergänzen sich ITIL
               und die ISO 20000 ideal. Während die ISO 20000 die Mindestanforderun-
               gen an ein IT Service Management definiert, liefert ITIL hierzu Best Practi-
               ces für den Aufbau des organisationsspezifischen IT Service Managements.
               Die Prozessorientierung von ITIL und der ISO 20000 stellt eine weitgehen-
               de Unabhängigkeit von Organisationsstrukturen sicher.

               Das IT Service Management auf der Basis von ITIL und der ISO 20000 ist ein
               prozessorientierter Ansatz.

               Innerhalb der ITIL Best Practices und der ISO 20000 werden die relevanten
               IT-Prozesse zur Bereitstellung professioneller IT Services beschrieben.
               Kennzahlen dienen dem Prozess-Management und ermöglichen unter
               anderem die Überprüfung der Prozesse hinsichtlich ihrer Wirksamkeit.
               Das Verständnis der Prozessziele ist die wichtigste Grundvoraussetzung
               für die richtige Interpretation von Kennzahlen. Ohne ausreichende Kennt-
               nisse der Prozessziele und der damit verbundenen Prozessaktivitäten be-
               steht die Gefahr einer Fehlinterpretation von Kennzahlen.
               Als Beispiel hierfür soll der Prozess des Incident Managements dienen.
               Das Ziel des Incident Managements besteht in der schnellstmöglichen
               Wiederherstellung des vereinbarten Service für den Geschäftsablauf. Hier-
               zu wird in der Regel als Kennzahl „Anzahl der Störungen“ oder „Dauer
               bis zur Wiederherstellung des Service“ gemessen. Steigt die „Anzahl von
               Störungen“ oder die „Dauer bis zur Wiederherstellung des Service“ an, so
               wäre es eine Fehlinterpretation, das Incident Management hierfür verant-
               wortlich zu machen. Die Kennzahl „Anzahl von Störungen“ wird zwar in



               6
2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2

diesem Prozess gemessen, aber die Identifizierung von Störungsursachen
und deren nachhaltige Behebung liegen nicht in der Verantwortung des
Incident Management-Prozesses. Daher hat das Incident Management den
Anstieg der Störungen nicht zu verantworten.

Die Definition und Interpretation von Kennzahlen für IT Service Management-
Prozesse setzt voraus, dass die Prozessziele dokumentiert und insbesondere dem
Management bekannt sind.


ITIL Version 2 und ITIL Version 3
Innerhalb der ITIL Best Practices sind bewährte Umsetzungsmaßnahmen
für die Einführung, Etablierung und Optimierung der IT Service Manage-
ment-Prozesse dokumentiert.
ITIL ist ein De-facto-Standard für das IT Service Management, da die meis-
ten IT-Organisationen nach ITIL ausgerichtet sind.
Heute muss man 2 Versionen von ITIL unterscheiden:
   – ITIL Version 2 (wurde am 1. Juni 2007 durch die Version 3 abgelöst)
   – ITIL Version 3
Im Folgenden stellen wir die Struktur dieser beiden Versionen vor. Gehen
aber schwerpunktmäßig auf Version 3 ein, da ITIL Version 2 den meisten
Lesern bekannt sein dürfte und Anfang Juni 2007 durch die Version 3 ab-
gelöst wurde.


2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2
2.3.1   Das Service Management auf Basis der ITIL Version 2
Die wichtigsten Aspekte der ITIL Best Practices in der Version 2 sind in
sieben Publikationen dokumentiert. Dabei beinhalten die Publikationen
„Service Support“, „Service Delivery“ und „Security-Management“ die
relevanten IT Service Management-Prozesse.
Die Rahmenstruktur in Abbildung 1 aus [OGC, 2005a] beschreibt die ITIL
Best Practices auf Basis des Standardwerks „Best Practice Einführung in
ITIL“.
An dieser Stelle möchten wir auf ein sehr gutes Buch verweisen. In „Op-
timiertes IT Management mit ITIL“ [Victor et al., 2005] werden die wesent-
lichen Aspekte von ITIL 2 und ein Einführungsleitfaden beschrieben.




                                                                             7
2 IT Service Management



                              Planning to Implement Service Management
                                                                                          T
                   T                                                                      h
                                           Service Management                             e
                   h
                   e                               Service Support
                                                                               ICT        T
                   B      The                                                             e
                                                                              Infra-
                   u    Business                                                          c
                                                                            structure     h
                   s   Perspective                                          Manage-
                   i                                                                      n
                                                                              ment        o
                   n
                   e                                                                      l
                   s                     Service Delivery        Security                 o
                   s                                           Management                 g
                                                                                          i
                                                                                          e
                                        Application Management



               Abbildung 1:    ITIL Rahmenstruktur


               Abbildung 2 stellt einen Überblick über die 10 ITIL Prozesse der Version 2
               dar.

               2.3.2   Der prozessorientierte Ansatz von ITIL Version 2
               Bei den ITIL Best Practices handelt es sich um einen prozessorientierten
               Ansatz. Für das IT Service Management sind in den ITIL-Publikationen
               der ITIL V2 „Service Support“ und „Service Delivery“ hierzu insgesamt
               zehn erforderliche IT-Prozesse dokumentiert. Zusätzlich ist der Prozess
               „Security Management“ in einem eigenen Dokument beschrieben.

               Gemäß ITIL ist ein Prozess „eine zusammenhängende Folge von Aktivitäten mit
               dem Ziel, einen gegebenen Input in einen definierten Output zu transformieren.“

               Der Output eines Prozesses muss aus der geschäftlichen Zielsetzung abge-
               leitet werden und kann Input für einen anderen Prozess darstellen. So
               nimmt zum Beispiel der Prozess des Capacity Managements in enger Zu-
               sammenarbeit mit dem Service Level Management (SLM) die Kundenanfor-
               derungen an einen IT Service auf. Insofern ist das SLM der „Anfang“ des
               ITIL-Prozessmodells und steht in enger Verbindung mit dem Kunden.
               Die Anforderungen bezüglich der Verfügbarkeit sind der Input für das
               Availability Management zur Planung und Überprüfung der IT-Verfügbar-



               8
2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2

keit. Jeder IT Service Management-Prozess hat eine charakteristische Ziel-
richtung und trägt im Zusammenwirken mit den anderen IT Service Ma-
nagement-Prozessen dazu bei, dass dem Kunden die notwendigen IT Ser-
vices zur wirkungsvollen Unterstützung seiner Geschäftsprozesse geliefert
werden.

Die ITIL Best Practices beinhalten Prozessbeschreibungen mit wechselseitigen
Aktivitäten.



                                  Service Level
                                  Management

            Continuity                                    Financial
           Management                                    Management
                                   Service
                                   Delivery

                   Availability                    Capacity
                   Management                     Management




                                   Incident
                                  Management
          Configuration                                   Problem
          Management                Service              Management
                                    Support


                      Release                      Change
                    Management                    Management

Abbildung 2:   Die 10 ITIL-Prozesse und der Service Desk


Gemäß der ITIL Best Practices ist die Aufgabe der Prozesssteuerung bzw.
des Prozess-Managements folgendermaßen definiert:

Prozessteuerung:
“Der Prozess der Planung und Regelung; mit dem Ziel, einen Prozess in einer
effektiven und effizienten Weise durchzuführen.”




                                                                             9
2 IT Service Management

                  Hierzu sind in einem generischen Prozessmodell die wichtigsten Aufga-
                  ben beschrieben (siehe Abbildung 3, aus „Best Practice Einführung in
                  ITIL“, [OGC, 2005a]).


                                     Prozess-                        Ziele des
                                      Owner                          Prozesses

                                                Qualitätsparameter
                                                     und KPIs

                                 Prozessmanagement




                                                 Aktivitäten und
                       Input                                                     Output
                                                  Subprozesse
                                 Prozessausführung



                                   Ressourcen                         Rollen

                                 Prozessbedingungen

                  Abbildung 3:   Generisches ITIL-Prozessmodell


Der Process       Auf Basis der vom Process Owner vorgegebenen Prozessziele gilt es, die
Owner gibt        notwendigen Aktivitäten und Subprozesse der jeweiligen IT Service Ma-
die Prozess-      nagement-Prozesse zu designen und zu implementieren. Angesichts der
ziele vor und     Komplexität der Prozessdurchführung in IT-Organisationen muss eine
kann anhand       formelle Überprüfung der Zielerreichung sichergestellt werden. Dazu
der KPIs die      dienen die definierten Qualitätsparameter und Leistungsindikatoren (Key
Erreichung        Performance Indicators, KPIs).
der Ziele fest-   Zielsetzung von ITIL war die Beschreibung von (weitgehend) organisati-
stellen.          onsneutralen Best Practices. Daher werden zur Durchführung von Pro-
                  zessaktivitäten Rollen definiert, die mit den erforderlichen Ressourcen zu
                  unterstützen sind. Die Leistungsindikatoren (KPIs) dienen auch zum Ma-
                  nagement der eingesetzten Ressourcen.

                  Ohne Qualitätsparameter und Leistungsindikatoren (KPIs) ist ein wirksames
                  Prozess-Management unmöglich.




                  10
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

Um ein wirksames Prozess-Management zu erreichen, muss kontinuierlich
überprüft werden, ob die definierten Prozessziele wirkungsvoll erreicht
werden (Effektivität) und mit welchem Aufwand dieses Ergebnis erzielt
wird (Effizienz).
ITIL und insbesondere die ISO 20000 fordern, für jeden IT Service Manage-
ment-Prozess ein wirksames Prozess-Management zu etablieren.

Bei der Definition von ITIL Kennzahlen gilt es, IT Service Management-Prozesse
zu messen und so die Voraussetzung für deren Management zu schaffen.

Die ITIL Best Practices sind als Guidelines für die Implementierung und            ITIL
Etablierung des IT Service Managements in einer IT-Organisation gedacht.           Kennzahlen
Die ITIL Best Practices beschreiben, was zu tun ist. Die Festlegung, wie die       sind lediglich
Maßnahmen konkret umzusetzen sind, ist Aufgabe des Prozessdesigns.                 Empfehlungen.
Die Umsetzung erfolgt immer organisationsspezifisch, in Abhängigkeit
von den Geschäftsanforderungen der Kunden und unter Berücksichtigung
sozialer Belange.
Demzufolge liefert ITIL generische Empfehlungen für das IT Service Ma-
nagement, aber die Prozesse mit ihren konkreten Zielen und Aktivitäten
sind immer auf die spezifischen Belange der IT-Organisation auszurichten.
Diese Philosophie hat auch Auswirkungen auf die ITIL Best Practices für
Kennzahlen.

Die ITIL Best Practices für Kennzahlen sind Guidelines. Die Definition von „ITIL
Kennzahlen” muss immer auf die organisationsspezifischen Prozesse mit ihren
Zielen und Aktivitäten ausgerichtet sein. Die ungeprüfte Übernahme von emp-
fohlenen Kennzahlen ist nicht zielführend.

Die Version 2 der ITIL Best Practices wurde über einen Zeitraum von sechs
Jahren herausgegeben – angefangen von Service Support im Juni 2000 bis
zu „The Business Perspective Part 2“ im November 2006. Daher sind in
den einzelnen ITIL-Publikationen geringfügige Abweichungen in den
ausgewiesenen Leistungsindikatoren (KPIs) festzustellen.


2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3
Die in diesem Buch wiedergegebenen Definitionen stammen aus dem
ITIL V3 Glossar des Arbeitskreises „Publikation, ITIL Version 3 Trans-
lation Projekt“ des itSMF Deutschland e. V. Dieses Glossar bildet die
Basis für die Übersetzung der Originalliteratur.
Mit der Publikation von ITIL Version 3 richten sich die ITIL Best Practices
noch stärker auf die Business-Anforderungen aus. Speziell mit der zentra-
len Publikation „Service Strategy“ wird ein wichtiger Beitrag zur IT Go-


                                                                              11
2 IT Service Management

               vernance geliefert. Im Rahmen der IT Governance soll sichergestellt wer-
               den, dass die IT-Organisation mit etablierten Strukturen und Prozessen
               die Unternehmensziele und -Strategie unterstützt. Wesentlicher Teil der IT
               Governance ist eine erfolgreiche Ausrichtung der IT an den Geschäfts-
               zielen des Unternehmens (Stichwort „Business-IT Alignment“). Mit der
               Version 3 gehen die ITIL Best Practices einen Schritt weiter.

               Die Zielsetzung von ITIL mit der Version 3 besteht in der “Business Integration”.

               Mithilfe der ITIL Best Practice soll nicht nur eine bessere Ausrichtung der
               IT-Organisation an den Geschäftsprozessen und Anforderungen des Kun-
               den ermöglicht werden, sondern es wird mit der ITIL V3 eine IT- / Busi-
               ness Integration angestrebt.
               In den meisten Organisationen ist inzwischen die Abwicklung eines Ge-
               schäftsprozesses ohne entsprechende IT-Unterstützung nicht mehr denk-
               bar. In einigen Fällen findet die Durchführung eines Geschäftsprozesses
               inzwischen nur durch elektronische Systeme und ohne manuelle Bearbei-
               tungsschritte statt. Als Beispiele hierfür können „Web-Shops“ oder das
               „Online Banking“ herangezogen werden. Die Qualität, Funktionalität und
               Leistungsfähigkeit dieser IT-Unterstützung prägt maßgeblich das Erschei-
               nungsbild der gesamten Organisation nach außen zum Kunden. Gleichzei-
               tig gehört die auf den Geschäftsprozess ausgerichtete IT-Unterstützung zu
               den strategischen Fähigkeiten und Ressourcen einer Organisation. Damit
               wird die notwendige und auf die jeweilige Organisation ausgerichtete IT-
               Unterstützung zum elementaren Bestandteil des Geschäftserfolges.
               Diese Unterstützung eines Geschäftsprozesses wird in den ITIL Best Prac-
               tices als Service bezeichnet. Den Service definiert ITIL (Version 3) als:

               Service:
               „Eine Möglichkeit, einen Mehrwert für Kunden zu erbringen, indem das
               Erreichen der von den Kunden angestrebten Ergebnisse erleichtert oder
               gefördert wird. Dabei müssen die Kunden selbst keine Verantwortung für
               bestimmte Kosten und Risiken tragen.“

               In dieser neuen Definition des Service werden die Erbringung eines
               Mehrwertes für den Kunden und die angestrebten Ergebnisse herausge-
               stellt. Damit unterstreicht die ITIL Version 3 die beabsichtigte Business
               Integration. Es wird nicht nur ein Service bereitgestellt, sondern er muss
               auch die angestrebten Ergebnisse erzielen und einen Mehrwert für das
               Business erbringen. ITIL Version 3 spricht hier von einer ergebnisbasierten
               Definition des IT Service: „Was ist das Ergebnis bzw. der Mehrwert des IT
               Service für den Geschäftsprozess?“.




               12
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

Damit verbunden ist auch die Erweiterung der Definition für den IT Ser-
vice (aus „Service Strategy“, [OGC, 2007a]). Hier wird der allgemeine Be-
griff des Service auf den Bereich der IT konkretisiert:

IT Service:
„Ein Service, der für einen oder mehrere Kunden von einem IT Service Provider
bereitgestellt wird. Ein IT Service basiert auf dem Einsatz der Informations-
technologie und unterstützt die Business-Prozesse des Kunden. Ein IT Service
besteht aus einer Kombination von Personen, Prozessen und Technologie und
sollte in einem Service Level Agreement definiert werden.”

Sinngemäß lässt sich der IT Service also wie folgt definieren:
   – IT Services werden von einem IT Service Provider für einen oder
     mehrere Kunden bereitgestellt.
   – IT Services nutzen die Informationstechnologie und unterstützen
     die Business Prozesse der Kunden.
   – IT Services definieren sich aus Personen, Prozessen und Technolo-
     gien.
   – IT Services sind in Service Level Agreements zu definieren.
   – IT Services erbringen einen Mehrwert für Kunden.
Ein IT Service ist demzufolge mehr als die Bereitstellung einer Technologie.
Der IT Service Provider muss zur Bereitstellung des IT Service nicht nur
die geeignete Technik, sondern auch über entsprechend qualifiziertes Per-
sonal und auf den IT Service ausgerichtete Prozesse verfügen.
Innerhalb der Publikation „Service Strategy“ werden diese Grundlagen
und der Bezug eines IT Service zu den Geschäftsprozessen des Business
deutlich herausgestellt. Letztendlich stellen die IT Services die Geschäfts-
prozesse des Business sicher bzw. stellen den IT Service aus Sicht des
Kunden dar (Abbildung 4, auf Basis „Service Strategy“, [OGC, 2007a]).
Die Abbildung zeigt die Ausrichtung der IT Services auf das Business und
die Business Prozesse. Der IT Service Provider verfügt über spezielle Res-
sourcen und Fähigkeiten. ITIL V3 bezeichnet diese Ressourcen und Fähig-
keiten als Service Assets, die im nachfolgenden Kapitel „Service Stra-
tegy“ näher betrachtet werden. Mithilfe dieser Ressourcen und Fähigkei-
ten wird dem Business der notwendige IT Service bereitgestellt, der in die
Business Prozesse integriert ist. Teilweise ist, wie zum Beispiel für Web-
Shops, der IT Service mit dem Business Prozess gleichzusetzen (rechter
mittlerer Teil der Abbildung). Letztendlich dienen die Business Prozesse
dazu, dem Kunden der Organisation einen Service oder ein Produkt zu
liefern. Hier wird die Leistungsfähigkeit der Organisation für den Kunden
als Ganzes erlebbar.




                                                                           13
2 IT Service Management

                 Business Services
                 (Produkte, Waren)
                                                        Business                     Business
                                                         Service                      Service




                Business Prozesse




                IT Services
                                 IT                   IT             IT             IT
                               Service              Service        Service        Service




                Ressourcen und Fähigkeiten
                                         Internet




               Abbildung 4:    Die Ausrichtung der IT Services auf das Business


               IT Services bestehen in der Regel aus verschiedenen technischen Systemen,
               Applikationen und Teilleistungen mit unterschiedlichen Verantwortungen
               und Zuständigkeiten. Da dies in der Vergangenheit zu Kompetenzproble-
               men geführt hat, wird in ITIL Version 3 auch die Rolle des Service Owners
               spezifiziert (vgl. [OGC, 2007e]):

               Service Owner (Serviceverantwortlicher):
               “Eine Rolle, die für die Bereitstellung eines bestimmten IT Service verantwortlich
               ist.”

               Demzufolge ist der Service Owner verantwortlich für einen spezifischen IT
               Service, unabhängig davon, wo innerhalb der Organisation die zugrunde
               liegenden Ressourcen und Fähigkeiten, wie zum Beispiel technologischen
               Komponenten oder Applikationen angesiedelt sind. In vielen IT-Organisa-
               tionen hat sich diese Rolle bereits etabliert, wenn auch zum Teil unter ei-



               14
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

nem anderen Namen. Häufig wird diese Rolle als Service Manager be-
zeichnet. Da innerhalb der ITIL Best Practice mit der Version 3 auch die
Rolle des Service Managers beschrieben wird, gilt es, innerhalb der jewei-
ligen IT-Organisation eindeutige Bezeichnungen und Rollendefinitionen
zu finden.
In der Vergangenheit führte die Bezeichnung „IT Infrastructure Lib-
rary“ zu Missverständnissen. So wurde der Begriff „Infrastructure“ fälsch-
licherweise dahingehend interpretiert, dass die ITIL Best Practice lediglich
auf den Bereich der Infrastruktur der IT-Organisationen anzuwenden sei
und zum Beispiel die Applikationen nicht im Betrachtungsbereich von
ITIL liegen. Mit der neuen Version ist ITIL nicht mehr die Abkürzung für
“IT Infrastructure Library”, sondern ITIL ist nun ein Synonym für Service
Management.
Hierzu definiert die ITIL Version 3 den Begriff ITIL wie folgt:

ITIL:
“Ein Satz an Best Practice-Leitlinien für das IT Service Management. Inhaber von
ITIL ist das OGC. ITIL umfasst eine Reihe von Publikationen, die Leitlinien zur
Bereitstellung von qualitätsbasierten IT Services sowie zu den Prozessen und
Einrichtungen bieten, die zur Unterstützung dieser Services erforderlich sind.”

Mit der Herausgabe der ITIL Version 3 hat sich auch der Fokus des Service
Managements erweitert. Während in der früheren Version von ITIL das
Service Management noch als „das zur Erfüllung der Kundenanforderun-
gen erforderliche Management“ definiert wurde, lautet die Definition jetzt
wie folgt (vgl. „Service Strategy“, [OGC, 2007a]):

Service Management:
„Das Service Management ist die Gesamtheit der spezialisierten organisatori-
schen Fähigkeiten, die zur Generierung eines Mehrwerts für Kunden in Form
von Services verfügbar sind.“

In der ITIL Version 3 sind nicht nur Prozesse für das Service Management
beschrieben, sondern der gesamte Service Lifecycle. Angefangen von:
   –    der Strategie (Service Strategy), über
   –    das Design (Service Design),
   –    die Überführung in den Betrieb (Service Transition) und
   –    der operationelle Betrieb (Service Operation).
   –    Diese Phasen und damit verbundenen Aktivitäten unterliegen ei-
        nem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (Continual Service Im-
        provement).




                                                                              15
2 IT Service Management

               Hierzu werden nicht nur Service Management-Prozesse beschrieben, son-
               dern zum Beispiel auch die strategische Ausrichtung der IT, bewährte
               Methoden oder notwendige Aufgaben wie das Risiko Management.

               ITIL mit der Version 3 ist mehr als eine Sammlung von Prozessen. ITIL Version 3
               ist ein ganzheitlicher integrierter Ansatz von Best Practices für das Service Ma-
               nagement.


               2.4.1     ITIL und der Service Lifecycle
               Innerhalb der Informationstechnologie haben sich traditionell die Phasen
               „Plan“ (Planung), „Build“ (Entwicklung, Erstellung) und „Run“ (Betrieb,
               Produktion) etabliert:
                    – Die Phase „Plan“ beinhaltet dabei in der Regel den ganzheitlichen
                      Blick auf die Informationstechnologie und die Ausrichtung an den
                      Anforderungen des Unternehmens.
                    – Innerhalb von „Build“ werden darauf aufbauend die notwendigen
                      IT-Systeme konzipiert, entwickelt und beschafft.
                    – Innerhalb von „Run“ werden die Systeme betrieben und die Leis-
                      tungen für die Kunden zur Verfügung gestellt.
               Diese bewährte Struktur hat die ITIL V3 konzeptionell aufgegriffen und
               mit einem umfassenden kontinuierlichen Verbesserungsprozess als Ser-
               vice Lifecycle beschrieben. Ausgehend von der strategischen Ausrichtung
               und Definition des IT Service (Service Strategy) werden die IT Services
               entwickelt (Service Design) und in die Produktion bzw. in den Betrieb
               überführt (Service Transition). Anschließend werden die IT Services be-
               trieben und den Geschäftsprozessen zur Verfügung gestellt (Service Ope-
               ration). Diese Phasen werden umschlossen von einem kontinuierlichen
               Verbesserungsprozess (Continual Service Improvement), der über alle
               Phasen des Service Lifecycle mögliche Verbesserungen identifiziert.
               Die Beschreibung dieses Service Lifecycle mit den Best Practices für jede
               einzelne Phase wird als ITIL Core bezeichnet. Der ITIL Core besteht aus den
               fünf Publikationen:
                    –   Service Strategy (vgl. [OGC, 2007a])
                    –   Service Design (vgl. [OGC, 2007b])
                    –   Service Transition (vgl. [OGC, 2007c])
                    –   Service Operation (vgl. [OGC, 2007d])
                    –   Continual Service Improvement (vgl. [OGC, 2007e])
               Diese fünf Core-Publikationen bilden die Phasen eines iterativen und
               mehrdimensionalen Lifecycle für die Services. Lernen und Reifen der Or-
               ganisationen sollen ermöglicht werden. Ziele sind: Struktur, Stabilität und
               Stärke auf der Basis dauerhafter Prinzipien, Methoden und Werkzeuge.



               16
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

Dies soll dem Schutz von Investitionen dienen. Was hier angestrebt wird,
ist ein Kreislauf aus Messen, Lernen und Verbesserung.
Abbildung 5 verdeutlicht das Zusammenspiel dieser 5 Phasen.

             Continual
              Service
            Improvement
                                Service
                               Transition




                                Service
                                Strategy
                    Service                   Service
                    Design                   Operation




Abbildung 5:   Die 5 Phasen des Service Lifecycle nach ITIL V3.


Diese Phasen haben nicht nur spezielle Zielsetzungen und Aufgaben in-
nerhalb des Service Lifecycle, sondern auch definierte Übergänge zwi-
schen den einzelnen Phasen.
Die folgende Abbildung 6 veranschaulicht die Hauptaktivitäten der ein-
zelnen Phasen sowie ihre Übergänge bzw. Schnittstellen (vereinfachte Dar-
stellung aus „The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC,
2007e]).
In dieser Abbildung finden sich die einzelnen Phasen des Service Lifecycle
als Ebenen wieder. Die dargestellten Aktivitäten bzw. Aufgabenstellungen
pro Phase werden in den nachfolgenden Kapiteln erläutert. An dieser Stel-
le werden die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen beschrieben.




                                                                        17
Service      Service




18
       Service       Strategie     Definition des        Demand         Entwicklung
                                                                                         Portfolio      Level
      Strategie     Generierung       Marktes           Management       Angebote
                                                                                        Management     Package
                                                                                                                  2 IT Service Management




        Service                                           Service                         Service
                     Supplier         Verhandeln/                         Entwicklung                  Service
        Design                                             Level                         Portfolio
                    Management        Vereinbaren                          Angebote                    Design
        Package                                         Management                      Management




                                                        Service Asset                    Release &      Early
       Service        Change         Risiken
                                                        Configuration   Verifizieren    Deployment       Life
      Tranistion    Management      optimieren                                                         Support
                                                        Management                      Management




        Service       Request           Lösen            Incident         Monitoring      Event        Service
      Performance    Fulfilment    & Wiederherstellen   Management        & Aktionen    Management
        Reports
                                                                                                      Operation




                      Service        Definition           Service
         CSI                                                              Analyse       Improvement
                    Measurement      Metriken            Reporting



     Abbildung 6:   Integrierter Ablauf der Lifecycle Elemente
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

Eine der wichtigsten Aufgaben der Service Strategy ist die Definition des
Serviceportfolios. Mittels des so genannten „Service Level Package“ wer-
den IT Services beschrieben, die den Kunden zur Verfügung gestellt wer-
den und innerhalb von Service Design zu entwickeln sind. Die in Service
Design entwickelten IT Services werden mittels so genannter „Service De-
sign Packages“ dokumentiert und Service Transition übergeben. Mittels
Service Transition wird der IT Service in den IT-Betrieb überführt. Service
Transition endet nicht mit der Überführung des IT Service in den Betrieb,
sondern beinhaltet den Support für eine bestimmte Zeitspanne nach seiner
Freigabe (Early Life Support). Innerhalb von Service Operations wird der
IT Service dem Kunden zur Verfügung gestellt. Aus der Phase des Service
Operation werden dann Service Performance Reports generiert, die im
Continual Service Improvement analysiert werden und Aufschluss über
mögliche Verbesserungsmaßnahmen geben.
Zu jeder dieser Phasen des Service Lifecycle beschreibt jeweils eine ITIL-
Publikation die Best Practice und gibt so einen Leitfaden zur Ausgestal-
tung dieser Phase. Dabei sind nicht nur die relevanten IT Service Manage-
ment-Prozesse beschrieben, sondern unter anderem auch die phasenbezo-
genen Prinzipien, Methoden und Aspekte der Implementierung. So wird
zum Beispiel innerhalb von Service Design auf Aspekte wie der „Business
Impact Analysis”, der „Risiko Analyse von Services und Prozessen“ sowie
von „Sourcing Prinzipien“ eingegangen.
Die IT Service Management-Prozesse werden jeweils innerhalb der rele-
vanten Service Lifecycle-Phase beschrieben. Dadurch wird sichergestellt,
dass die Prozesse grundsätzlich nur in einer Publikation beschrieben sind.
Einzige Ausnahme bildet hier das Service Level Management. Beim Servi-
ce Level Management werden die wesentlichen Aspekte innerhalb von
Service Design beschrieben. Ergänzungen hierzu finden sich noch im Con-
tinual Service Improvement.
Im Fall des Incidents Managements (Störungs-Management) ist die Zuord-
nung zu Service Operation offensichtlich. Die Zielsetzung des Incident
Managements besteht in der schnellstmöglichen Wiederherstellung des IT
Service für die Anwender. Da Service Operation das tägliche Management
eines IT Service, eines Systems oder eines anderen Configuration Item
beschreibt, ist der Incident Management-Prozess ein wichtiger Bestandteil
dieser Phase des Service Lifecycle.
Es gibt aber auch Prozesse, die phasenübergreifend Aktivitäten beschrei-
ben und anzuwenden sind. Als Beispiel für die phasenübergreifende An-
wendung von Prozessen dient der Prozess des Change Managements.
Dieser Prozess ist für die Steuerung des Lebenszyklus aller Changes ver-
antwortlich. Wichtigstes Ziel des Change Managements ist es, die Durch-
führung von lohnenden Changes bei einer minimalen Unterbrechung der


                                                                        19
2 IT Service Management

               IT Services zu ermöglichen. Da damit die gesicherte Überführung von
               Changes in die Betriebsumgebung verbunden ist, findet sich dieser Pro-
               zess innerhalb von Service Transition wieder. Aber Changes finden auch
               in anderen Phasen statt. Wird zum Beispiel innerhalb von Service Strategy
               entschieden, einen neuen Service zu entwickeln, so handelt es sich dabei
               auch um einen Change. Daraus folgt, dass einzelne Prozesse auch phasen-
               übergreifend ihre Anwendung finden.

               In der ITIL V3 werden die IT Service Management-Prozesse innerhalb einer
               Phase des Service Lifecycle beschrieben und dokumentiert. Diese Prozesse
               finden aber zum Teil phasenübergreifend ihre Anwendung.



               Abbildung 7 veranschaulicht die Prozesse der einzelnen Phasen und ihren
               Wirkungsbereich (vereinfachte Darstellung aus „The Official Introduction
               to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]).
               Dieser ITIL Core soll von der OGC sukzessive um weitere Komponenten
               ergänzt werden und in ihrer Summe die gesamte ITIL Library ausmachen:
                    – Der ITIL Core als Leitfaden für alle Organisationen, die Dienstlei-
                      stungen anbieten.
                    – Die ITIL Complementary Guidance als ergänzender Leitfaden für in-
                      dustrielle Bereiche, Organisationstypen, Betriebsmodelle und tech-
                      nologische Architekturen.
                    – Die ITIL Web Support Services mit Zusatzprodukten, Prozessmodel-
                      len, Templates und Studien.
               Ergänzt werden diese offiziellen Publikationen der OGC um eine allge-
               meine Einführung „The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC,
               2007e]).

               2.4.2    Service Strategy
               Im Zentrum des dargestellten Service Lifecycle steht die Phase Service Stra-
               tegy (vgl. [OGC, 2007a]). Hier werden die strategischen Entscheidungen
               getroffen. Es geht um das Design, die Entwicklung und Implementierung
               des Service Managements nicht nur im organisatorischen, sondern viel-
               mehr im strategischen Sinne.
               Service Management Richtlinien (Policies), Anleitungen und Prozesse über
               den gesamten ITIL Service-Lebenszyklus hinweg werden hier entwickelt
               und unterstützt. Service Strategy bildet im Kern des Kreislaufs das zentrale
               strategische Fundament für die Phasen Service Design, Service Transition,
               Service Operation und den alles umfassenden permanenten Verbesserungs-
               kreislaufs des Continual Service Improvement.



               20
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3


       Service Lifecycle –
                                                 Operational Service Lifecycle Prozessezb
      Governance Prozesse

   Service          Continual Service        Service              Service              Service
   Strategy          Improvement             Design              Transition           Operation
                                       IT Financial Management
                                         Demand Management
Service Portfolio          Service                   Service Catalogue Management
 Management              Measurement                   Service Level Management
   Strategie               Service                      Availability Management
  Generierung             Reporting                         Capacity Management
                           Service                     IT Service Continuity Management
                         Improvement
                                                            IT Security Management
                                         Supplier Management
                                                                        Transition Planning
                                         Change Management
                             Service Asset and Configuration Management
                                                               Release and Deployment Management
                                                                   Service Validation and Testing
                                                                              Evaluation
                                        Knowledge Management
                                                                                 Event Management
                                                                                Incident Management
                                                                                  Request Fulfilment
                                                                                Problem Management
                                                                                 Access Management
                                                                                  Common Service
                                                                                 Operation Activities

Abbildung 7:        Service Lifecycle und Prozesse


 Ausgangspunkt der Phase Service Strategy sind die Identifizierung, Aus-
wahl und Priorisierung von Geschäftschancen und Marktplätzen. Betrach-
tungen und Analysen der Marktentwicklung und die Definition von Zie-
len und Erwartungen führen zur Formulierung von Serviceleistungen
gegenüber Kunden und Marktplätzen. Marktplätze sind nicht nur für IT
Service Provider zu definieren, die ihre Leistungen auf dem Markt anbie-
ten, sondern auch für interne IT-Bereiche. Hierzu gilt es, auch die Frage zu




                                                                                 21
2 IT Service Management

                beantworten: „Wie können wir uns von der Konkurrenz bzw. externen
                Dienstleistern abheben?“.
                Innerhalb der Service Strategy gilt es, auf Basis dieser Fragestellung geeig-
                nete Servicestrukturen zu entwickeln, die eigenen Stärken zu erkennen
                und kritisch zu prüfen, welche externen Leistungen einbezogen werden
                sollten. Heute kann keine IT-Organisation mehr alle Ressourcen und Fä-
                higkeiten mit eigenen Ressourcen produzieren. Es gilt demzufolge, durch
                die Konzentration auf die Alleinstellungsmerkmale und die Einbeziehung
                geeigneter Lieferanten (Supplier) zweckmäßige Servicestrukturen zu kon-
                zipieren.
                Mit Unterstützung des IT Financial Managements werden ein Serviceport-
                folio definiert und die Entwicklung eines Servicekatalogs vorbereitet.
                Hierzu werden vom IT Financial Management Kostenmodelle entwickelt
                sowie Return on Investment und Return on Value-Berechnungen angestellt.
                Unter Berücksichtigung der Aktivitäten im IT Financial Management kann
                die zuvor auf Seite 18 dargestellte „Abbildung 6: Integrierter Ablauf der
                Lifecycle Elemente“ aus dem Kapitel „2.4.1 ITIL und der Service Lifecyc-
                le“ nun wie folgt detailliert werden (Auszug aus der Darstellung in „The
                Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]):


               Gelegenheiten und Grenzen       Kostenmodelle      Return on Investment   Return on Value

                                           IT Financial Management
 Service                                                                                                   Service
                                                                                                            Level
Strategie
                                                                                                           Package
                                                                                            Service
             Strategie      Definition des         Demand          Entwicklung
                                                                                           Portfolio
            Generierung        Marktes            Management        Angebote
                                                                                          Management




                                                 Service Design

                Abbildung 8:         Elemente Service Strategy


                Mit der ITIL V3 nimmt das Serviceportfolio eine wichtige Funktion im
                Service Management ein. Innerhalb der Service Strategy wird definiert,
                welche IT Services zur Unterstützung der Geschäftsprozesse zu liefern
                bzw. zu entwickeln sind. Diese IT Services werden im Serviceportfolio
                dokumentiert. Dagegen enthält der bereits aus ITIL V2 bekannte Service-
                katalog lediglich die IT Services, die sich in der Nutzung bzw. im Über-
                gang in die Betriebsumgebung befinden.



                22
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

Innerhalb von Service Strategy gilt es, nicht nur zu entscheiden, welche IT
Services zu liefern und zu entwickeln sind, sondern auch, welche IT Servi-
ces außer Kraft gesetzt werden sollen. Auch diese IT Services sind dem
Serviceportfolio zu entnehmen. Insbesondere die Entscheidung über und
die Kennzeichnung der außer Kraft gesetzten IT Services sind für einen
wirtschaftlichen IT-Betrieb wichtige Informationen, da die damit freige-
setzten Ressourcen für andere IT Services zur Verfügung stehen und so
ggf. zusätzliche Beschaffungen vermieden werden.
Für das Serviceportfolio und die beschriebenen Phasen werden mit der
ITIL V3 folgende Begriffe geprägt ([OGC, 2007a]):

Serviceportfolio:
Die Gesamtheit aller Services, die von einem Service Provider verwaltet werden.
Das Serviceportfolio wird für das Management des gesamten Lebenszyklus aller
Services genutzt. Es umfasst drei Kategorien: Servicepipeline (beantragt oder in
der Entwicklung), Servicekatalog (Live oder bereit zum Deployment) und außer
Kraft gesetzte Services.
Servicepipeline:
Eine Datenbank oder ein strukturiertes Dokument, in dem alle IT Services
aufgelistet sind, die zur Diskussion stehen oder sich in der Entwicklung befinden
und noch nicht für den Kunden verfügbar sind. Die Servicepipeline bietet einen
Überblick über mögliche zukünftige IT Services und ist Teil des Serviceport-
folios, das in der Regel nicht an die Kunden weitergegeben wird.
Servicekatalog:
Eine Datenbank oder ein strukturiertes Dokument mit Informationen zu allen
Live IT Services, einschließlich der Services, die für das Deployment verfügbar
sind. Der Servicekatalog ist der einzige Bestandteil des Serviceportfolios, der an
die Kunden ausgehändigt wird. Er unterstützt den Vertrieb und die Bereitstel-
lung von IT Services. Der Servicekatalog enthält Angaben zu Lieferergebnissen,
Preisen, Bestellungen und Anfragen sowie Kontaktinformationen.
Außerkraftsetzen:
Die dauerhafte Entfernung eines IT Service oder eines anderen Configuration
Items aus der Live-Umgebung. Das Außerkraftsetzen ist bei vielen Configuration
Items Bestandteil des Lebenszyklus.

Letztendlich ist jeder IT Service mit einem Status verknüpft, über den eine
eindeutige Zuordnung möglich wird. Die folgende Abbildung 9 aus [KESS,
2007d] veranschaulicht diesen Zusammenhang:




                                                                                23
2 IT Service Management


                                    Service Status:
                                    ¬ Requirements                      Service-
                                    ¬ Defined                           pipeline

                Service Lifecycle
                                    ¬ Analyzed




                                                                                        Serviceportfolio
                                    ¬ Approved
                                    ¬   Chartered
                                    ¬   Designed
                                    ¬   Developed
                                    ¬   Built
                                                                        Service-
                                    ¬   Test
                                                                        katalog
                                    ¬   Released
                                    ¬   Operational
                                    ¬   Retired
                                                                      Außerkraft-
                                                                    gesetzte Services


               Abbildung 9:                  Serviceportfolio und die einzelnen Stati


               Die Definition des Serviceportfolios und dessen Integration in die aktuellen und
               zukünftigen Geschäftsprozesse ist eine der wichtigsten Aufgaben von Service
               Strategy.

               Auch Themen wie Organisationsentwicklung sowie Kosten- und Risikobe-
               trachtungen im Hinblick auf das Serviceportfolio werden angegangen.
               Neben dem Faktor operationelle Effizienz geht es entscheidend um ganz-
               heitliche, nachhaltige und effektvolle Entscheidungen und Leistungen und
               deren Entwicklung. Strategische Reviews helfen, Fähigkeiten zu verbes-
               sern, und tragen zum weiteren Ausbau von Geschäftsstrategien und
               -chancen bei.
               Das Fazit in einem kurzen Satz wäre wohl, die Service Strategy folgender-
               maßen zu formulieren: Erst das WAS, dann das WIE!
               Im gesamten Service Lifecycle wird eines sehr deutlich: die Ausrichtung
               der IT Services an den Anforderungen und am wirklichen Bedarf des Kun-
               den und seines Geschäftes. Dieses Ziel wird stringent verfolgt. IT Services
               werden auf die Business-Services fokussiert, damit deren Leistungen zur
               direkten Unterstützung der Geschäftsziele dienen. Business Service Manage-
               ment liefert hierfür ein Modell mit den entsprechenden Metriken (vgl.
               Abbildung 10).




               24
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

 Geschäftsprozess

                   Nutzt den IT Service                    Integration in Geschäftsprozess
          Nimmt Leistungen in Anspruch                     ermöglicht Wertbeitrag


                                            IT Service
 IT Service Provider


 Fähigkeiten und Ressourcen

  IT-Infrastruktur       Personen         Configuration Items     Organisation        Anwendungen


  Andere Elemente          Geld               IT Service            Prozesse


Abbildung 10:    Verbindung zwischen IT Service und Business-Service


Business Service Management:
„Ein Ansatz zur Verwaltung von IT Services, bei dem die unterstützten Business-
Prozesse und der Geschäftswert berücksichtigt werden. Dieser Begriff bezeichnet
darüber hinaus die Verwaltung von Business-Services, die für Business-Kunden
bereitgestellt werden.“

Die mit der ITIL V3 verbundene Integration der IT Services in die Ge-
schäftsprozesse des Kunden hat zu den bereits vorgestellten neuen Defini-
tionen des Begriffs „Service“ bzw. „IT Service“ geführt. In diesen Definiti-
onen wird zum Ausdruck gebracht, dass der IT Service einen Mehrwert
für den Kunden erbringt.
Die Service Level Agreements (SLAs) stellen hierzu einen wichtigen Bei-
trag dar; wobei sicherzustellen ist, dass diese SLAs einen IT Service aus
Sicht des Geschäftsprozesses beschreiben und nicht die Bereitstellung ei-
nes technischen Systems wie den Betrieb eines SAP-Systems im Rechen-
zentrum. Aber damit wird der Mehrwert für den Geschäftsprozess und
den Kunden noch nicht dokumentiert, und die Gefahr besteht, dass die IT
weiterhin als Kostenfaktor gesehen und ihre Bedeutung für den Ge-
schäftsbetrieb nicht ausreichend herausgestellt wird.
Mit ITIL V3 soll der für den Kunden generierte Mehrwert betrachtet wer-
den. Hierzu werden mit der „Warranty“ (Gewährleistung) und „Utility“
(Nutzen) zwei Dimensionen beschrieben.



                                                                                 25
2 IT Service Management

               Service Utility:
               Die Funktionalität eines IT Service aus der Perspektive des Kunden. Der
               Business-Wert eines IT Service setzt sich aus dem Service Utility („was“ der
               Service tut) und der Service Warranty („wie gut“ der Service das ausführt)
               zusammen.
               Service Warranty:
               Die Zusicherung, dass ein IT Service den vereinbarten Anforderungen gerecht
               wird. Dabei kann es sich sowohl um eine formale Vereinbarung wie ein Service
               Level Agreement oder einen Vertrag, als auch um eine Marketingbotschaft oder
               ein bestimmtes Markenimage handeln. Der Business-Wert eines IT Service setzt
               sich aus dem Service Utility („was“ der Service tut) und der Service Warranty
               („wie gut“ der Service das ausführt) zusammen.

               Die Service Utility hilft dem Kunden in der Steigerung der Produktivität
               seiner Geschäftsprozesse, während die Service Warranty die notwendigen
               Voraussetzungen wie zum Beispiel Verfügbarkeit und Kapazität für den
               Betrieb spezifiziert. Der hier beschriebene Zusammenhang lässt sich wie
               folgt darstellen (Abbildung 11, aus [OGC, 2007a]):


                                                   Utility
                   Zweckmäßig?




                                  Unterstützt
                                   Leistung?                  Zwecke erfüllt?
                                                     ODER
                                   Verschiebt                                                Wertschaffend?
                                    Grenzen?                                W/F
                                                                                                  W/F
                                                                                     UND
                                                   Warranty                 W/F
               Anforderungen




                                  Verfügbar?
                  erfüllt ?




                                 Kontinuität?
                                                     UND                            W/F = wahr / falsch
                                  Kapazität?                   betriebsfähig?
                                  Sicherheit?


               Abbildung 11:                Die Wertebetrachtung eines IT Service


               Wurde das Service Management bisher als taktische oder operative Auf-
               gabe angesehen, so stellt das Service Management jetzt einen geschlosse-
               nen Regelkreis dar, wobei die Phase Service Strategy die Basis bildet (siehe
               Abbildung 12, aus „Service Strategy“, [OGC, 2007a]).




               26
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

                                                               Messung
                                                                    und
                        Strategie Implementierung             Bewertung
                                     Service
                       Service       Design
                       Design
                       Anforderungen

                                                                   Continual
   Service                              Service
                                                                    Service
   Strategy            Service         Transition
                                                                  Improvement
                       Transition
 •Service Portfolio    Anforderungen
 •Service Katalog

                                      Service
                       Service       Operation
                       Operation
                                                               Messung
                       Anforderungen
                                                                    und
                                                              Bewertung

Abbildung 12:    Service Strategy als Basis für den Service Lifecycle


2.4.3   Service Design
Dieses Buch (vgl. [OGC, 2007b]) trägt den Untertitel „Building structural
service integrity“, was sehr prägnant die Zielsetzung dieser Phase des
Service Lifecycle wiedergibt. Die Integrität des Service wird aber nicht nur
von der eingesetzten Technologie gewährleistet, sondern auch von den
damit in Verbindung stehenden Prozessen.
Beim Service Design sind die folgenden fünf Aspekte zu betrachten:
   – Das Design der IT Services einschließlich aller funktionellen Erfor-
     dernisse, Ressourcen und Fähigkeiten
   – Das Design von Service Management Systemen und Tools, insbe-
     sondere des Serviceportfolios für das Management und die Steue-
     rung der IT Services während des gesamten Lebenszyklus
   – Das Design der technologischen Architekturen und der Manage-
     mentsysteme, die erforderlich sind, um den IT Service bereitzu-
     stellen
   – Das Design der Prozesse, die benötigt werden zum Design, Transi-
     tion, Operation und Improvement der IT Services




                                                                            27
2 IT Service Management

                         – Das Design der Messsysteme und Metriken der IT Services, der Ar-
                           chitekturen, ihrer verbundenen Komponenten und der Prozesse
                           selbst.
                    ITIL spricht hier von einem ereignisgesteuerten Ansatz, in dem für jeden
                    der genannten Aspekte die gewünschten und geplanten Ergebnisse defi-
                    niert werden, so dass der gelieferte IT Service den Erwartungen der Kun-
                    den und Benutzer entspricht.
                    Ausgehend von den strategischen Zielen, die in der Phase Service Strategy
                    definiert wurden, findet hier die Transformation zu einem Portfolio von IT
                    Services statt. Wichtigstes Ergebnis dieser Stufe ist das Design einer effek-
                    tiven und effizienten Service-Lösung. Die sich ständig verändernden An-
                    forderungen des Business und der IT erfordern eine ständige Interaktion
                    mit allen anderen Bereichen und Prozessen.
                    Abbildung 13 verdeutlicht dies. Beim Design werden diese Bereiche und
                    Prozesse in den Service Design-Aktivitäten berücksichtigt, um alle Service-
                    Lösungen mit existierenden Lösungen konsistent und kompatibel zu ge-
                    stalten.

                                                                                                                  Service
                                                   Service Strategy                                                Level
                                                                                                                  Package


                                Verhandeln/            Service                                      Service-
           Supplier                                                     Design Lösung
                                Vereinbaren             Level                                        katalog
          Management
                                                     Management                                    Management
                                                                                                                  Service
Service                                                                                                           Design
 Design
Package     Design ausgewogener Zuverlässigkeit   Anforderungen   Messsysteme        Architektur     Compliance

          Availability                                 Capacity                 Security             Continuity




                                                  Service Transition

                    Abbildung 13:          Service Design Aufgaben und Einbindung


                    Dies beinhaltet auch Änderungen und Verbesserungen, die notwendig
                    werden, um sowohl den Wert der IT Services für den Kunden über den
                    Lebenszyklus der IT Services hinweg zu erhalten, als auch die Kontinuität
                    der IT Services, das Erreichen der Service-Qualität (Service Level-Ziele)
                    und die Konformität zu Standards und Regeln.




                    28
2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3

Die Aufgaben des Service Design und die Einbindung in den Service Life-
cycle stellen sich wie in Abbildung 13 dar (Auszug aus der Darstellung in
„The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]).
Bevor ein neuer IT Service oder eine Änderung an einem bestehenden IT
Service entwickelt wird, sind die damit verbundenen Kundenanforderun-
gen aufzunehmen und zu analysieren. Eine damit verbundene Aufgabe ist
die Analyse der bestehenden Fähigkeiten innerhalb der eigenen Organisa-
tion. Der Begriff der Fähigkeiten ist hier im Kontext zur Begriffsdefinition
gemäß ITIL V3 zu verstehen:

Fähigkeit (Capability):
Die Fähigkeit einer Organisation, einer Person, eines Prozesses, einer
Anwendung, eines Configuration Item oder eines IT Service zur Durchführung
einer Aktivität. Fähigkeiten gehören zu den nicht greifbaren Assets einer
Organisation.

Gibt es zwischen bestehenden Fähigkeiten und den notwendigen Fähig-
keiten für den neuen bzw. zu ändernden IT Service Diskrepanzen, so sind
geeignete Maßnahmen zu konzipieren. Dabei ist es nicht unbedingt erfor-
derlich, die notwendigen Fähigkeiten innerhalb der eigenen IT-Organisati-
on aufzubauen. Die zusätzlichen Fähigkeiten können auch extern bezogen
werden. Innerhalb von Service Design werden hierzu „Delivery Model
Options“ zur Integration von externen Lieferanten und Partnern beschrie-
ben.



   Serviceportfolio                           Servicekatalog(e)
 • Beschreibung                             • Services
 • Wertbeitrag                              • Unterstützte Produkte
 • Geschäftspläne                           • Richtlinien (Policies)
   (Business Cases)                         • Bestellung und
 • Prioritäten                                erforderliche Prozesse
 • Risiken                                  • Unterstützte Liefer- und
 • Angebote und                               Zahlungsbedingungen
   Einheiten                                • Eingangspunkt und
 • Kosten und                                 Eskalationen
   Preisgestaltung                          • Preisgestaltung und
                                              Verrechnung


Abbildung 14:    Vom Serviceportfolio zum Servicekatalog




                                                                         29
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It
Manageme It

Mais conteúdo relacionado

Destaque

30 60 90 Day Sales Plan
30 60 90 Day Sales Plan30 60 90 Day Sales Plan
30 60 90 Day Sales Plannatevans65
 
Creative Thinking
Creative ThinkingCreative Thinking
Creative ThinkingTony Yoo
 
How to Thrive: A Redefinition of Success
How to Thrive: A Redefinition of SuccessHow to Thrive: A Redefinition of Success
How to Thrive: A Redefinition of SuccessArianna Huffington
 
Porter's Generic Strategies with examples
Porter's Generic Strategies with examplesPorter's Generic Strategies with examples
Porter's Generic Strategies with examplesdipalij07
 
Introduction To Business Research Methods
Introduction To Business Research MethodsIntroduction To Business Research Methods
Introduction To Business Research MethodsAnthony Yeong
 
Capitalism, socialism & mixed economy
Capitalism, socialism & mixed economyCapitalism, socialism & mixed economy
Capitalism, socialism & mixed economyamitkishoresinha
 
new-product-development-process
new-product-development-processnew-product-development-process
new-product-development-processarunalapati
 
Upworthy: 10 Ways To Win The Internets
Upworthy: 10 Ways To Win The InternetsUpworthy: 10 Ways To Win The Internets
Upworthy: 10 Ways To Win The InternetsUpworthy
 
10 New Business Models for this Decade
10 New Business Models for this Decade10 New Business Models for this Decade
10 New Business Models for this DecadeOuke Arts
 
Dear NSA, let me take care of your slides.
Dear NSA, let me take care of your slides.Dear NSA, let me take care of your slides.
Dear NSA, let me take care of your slides.Emiland
 
What I Carry: 10 Tools for Success
What I Carry: 10 Tools for SuccessWhat I Carry: 10 Tools for Success
What I Carry: 10 Tools for SuccessJonathon Colman
 
2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShare
2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShare2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShare
2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShareSlideShare
 
What to Upload to SlideShare
What to Upload to SlideShareWhat to Upload to SlideShare
What to Upload to SlideShareSlideShare
 
Getting Started With SlideShare
Getting Started With SlideShareGetting Started With SlideShare
Getting Started With SlideShareSlideShare
 
Social media governance 2011
Social media governance 2011Social media governance 2011
Social media governance 2011Fink & Fuchs AG
 
Mga etnikong instrumento sa pilipinas
Mga etnikong instrumento sa pilipinasMga etnikong instrumento sa pilipinas
Mga etnikong instrumento sa pilipinasJen S
 

Destaque (16)

30 60 90 Day Sales Plan
30 60 90 Day Sales Plan30 60 90 Day Sales Plan
30 60 90 Day Sales Plan
 
Creative Thinking
Creative ThinkingCreative Thinking
Creative Thinking
 
How to Thrive: A Redefinition of Success
How to Thrive: A Redefinition of SuccessHow to Thrive: A Redefinition of Success
How to Thrive: A Redefinition of Success
 
Porter's Generic Strategies with examples
Porter's Generic Strategies with examplesPorter's Generic Strategies with examples
Porter's Generic Strategies with examples
 
Introduction To Business Research Methods
Introduction To Business Research MethodsIntroduction To Business Research Methods
Introduction To Business Research Methods
 
Capitalism, socialism & mixed economy
Capitalism, socialism & mixed economyCapitalism, socialism & mixed economy
Capitalism, socialism & mixed economy
 
new-product-development-process
new-product-development-processnew-product-development-process
new-product-development-process
 
Upworthy: 10 Ways To Win The Internets
Upworthy: 10 Ways To Win The InternetsUpworthy: 10 Ways To Win The Internets
Upworthy: 10 Ways To Win The Internets
 
10 New Business Models for this Decade
10 New Business Models for this Decade10 New Business Models for this Decade
10 New Business Models for this Decade
 
Dear NSA, let me take care of your slides.
Dear NSA, let me take care of your slides.Dear NSA, let me take care of your slides.
Dear NSA, let me take care of your slides.
 
What I Carry: 10 Tools for Success
What I Carry: 10 Tools for SuccessWhat I Carry: 10 Tools for Success
What I Carry: 10 Tools for Success
 
2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShare
2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShare2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShare
2015 Upload Campaigns Calendar - SlideShare
 
What to Upload to SlideShare
What to Upload to SlideShareWhat to Upload to SlideShare
What to Upload to SlideShare
 
Getting Started With SlideShare
Getting Started With SlideShareGetting Started With SlideShare
Getting Started With SlideShare
 
Social media governance 2011
Social media governance 2011Social media governance 2011
Social media governance 2011
 
Mga etnikong instrumento sa pilipinas
Mga etnikong instrumento sa pilipinasMga etnikong instrumento sa pilipinas
Mga etnikong instrumento sa pilipinas
 

Semelhante a Manageme It

Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...
Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...
Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...Digicomp Academy AG
 
Main Mailer DigIT Finance
Main Mailer DigIT FinanceMain Mailer DigIT Finance
Main Mailer DigIT FinanceKevin Beims
 
Community Strategy - Short Version
Community Strategy - Short VersionCommunity Strategy - Short Version
Community Strategy - Short VersionFlorian Wieser
 
Enterprise 2.0 SUMMIT German Conference Flyer
Enterprise 2.0 SUMMIT German Conference FlyerEnterprise 2.0 SUMMIT German Conference Flyer
Enterprise 2.0 SUMMIT German Conference Flyern:sight / Kongress Media
 
20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfest
20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfest20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfest
20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfestBernd Buchegger
 
Predictive Analytics World Deutschland 2015
Predictive Analytics World Deutschland 2015Predictive Analytics World Deutschland 2015
Predictive Analytics World Deutschland 2015Rising Media Ltd.
 
Rückblick Big Data Minds 2013
Rückblick Big Data Minds 2013Rückblick Big Data Minds 2013
Rückblick Big Data Minds 2013Maria Willamowius
 
Dialog Summit Frankfurt Germany Programme
Dialog Summit Frankfurt Germany ProgrammeDialog Summit Frankfurt Germany Programme
Dialog Summit Frankfurt Germany ProgrammeMichael Leander
 
Big data minds 2013 vorankündigung
Big data minds 2013 vorankündigungBig data minds 2013 vorankündigung
Big data minds 2013 vorankündigungMaria Willamowius
 
Rethink! Connected Customer 360° - Post Event Report
Rethink! Connected Customer 360° - Post Event ReportRethink! Connected Customer 360° - Post Event Report
Rethink! Connected Customer 360° - Post Event ReportRamona Kohrs
 
Predictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DE
Predictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DEPredictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DE
Predictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DERising Media Ltd.
 

Semelhante a Manageme It (20)

Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...
Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...
Theorie-Praxis-Dialektik des Service Managements aus Sicht eines Outsourcing-...
 
Vorstellung IBC
Vorstellung IBCVorstellung IBC
Vorstellung IBC
 
Main Mailer DigIT Finance
Main Mailer DigIT FinanceMain Mailer DigIT Finance
Main Mailer DigIT Finance
 
Community Strategy - Short Version
Community Strategy - Short VersionCommunity Strategy - Short Version
Community Strategy - Short Version
 
Enterprise 2.0 SUMMIT German Conference Flyer
Enterprise 2.0 SUMMIT German Conference FlyerEnterprise 2.0 SUMMIT German Conference Flyer
Enterprise 2.0 SUMMIT German Conference Flyer
 
[DE] PROJECT CONSULT Newsletter Oktober 2017
[DE] PROJECT CONSULT Newsletter Oktober 2017[DE] PROJECT CONSULT Newsletter Oktober 2017
[DE] PROJECT CONSULT Newsletter Oktober 2017
 
20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfest
20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfest20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfest
20110705 trinitec presentation_lakeside_breakfest
 
Predictive Analytics World Deutschland 2015
Predictive Analytics World Deutschland 2015Predictive Analytics World Deutschland 2015
Predictive Analytics World Deutschland 2015
 
[DE] Das Informationsmanagement im Wandel | Keynote Dr. Ulrich Kampffmeyer | ...
[DE] Das Informationsmanagement im Wandel | Keynote Dr. Ulrich Kampffmeyer | ...[DE] Das Informationsmanagement im Wandel | Keynote Dr. Ulrich Kampffmeyer | ...
[DE] Das Informationsmanagement im Wandel | Keynote Dr. Ulrich Kampffmeyer | ...
 
[DE] Enterprise Content Management - zwischen Vision und Realität | Dr. Ulric...
[DE] Enterprise Content Management - zwischen Vision und Realität | Dr. Ulric...[DE] Enterprise Content Management - zwischen Vision und Realität | Dr. Ulric...
[DE] Enterprise Content Management - zwischen Vision und Realität | Dr. Ulric...
 
SCM-Newsletter 2-2016
SCM-Newsletter 2-2016SCM-Newsletter 2-2016
SCM-Newsletter 2-2016
 
Magazin022011 web
Magazin022011 webMagazin022011 web
Magazin022011 web
 
[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Whitepap...
[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Whitepap...[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Whitepap...
[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Whitepap...
 
[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Hamburg ...
[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Hamburg ...[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Hamburg ...
[DE|EN] Information Management Compliance | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Hamburg ...
 
Rückblick Big Data Minds 2013
Rückblick Big Data Minds 2013Rückblick Big Data Minds 2013
Rückblick Big Data Minds 2013
 
Dialog Summit Frankfurt Germany Programme
Dialog Summit Frankfurt Germany ProgrammeDialog Summit Frankfurt Germany Programme
Dialog Summit Frankfurt Germany Programme
 
Big data minds 2013 vorankündigung
Big data minds 2013 vorankündigungBig data minds 2013 vorankündigung
Big data minds 2013 vorankündigung
 
Rethink! Connected Customer 360° - Post Event Report
Rethink! Connected Customer 360° - Post Event ReportRethink! Connected Customer 360° - Post Event Report
Rethink! Connected Customer 360° - Post Event Report
 
Predictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DE
Predictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DEPredictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DE
Predictive Analytics World Manufacturing Düsseldorf 2017 - DE
 
Digital Leadership in Investor Relations - Wie digital ist Investor Relations...
Digital Leadership in Investor Relations - Wie digital ist Investor Relations...Digital Leadership in Investor Relations - Wie digital ist Investor Relations...
Digital Leadership in Investor Relations - Wie digital ist Investor Relations...
 

Manageme It

  • 1.
  • 2. Ralf Buchsein | Frank Victor | Holger Günther | Volker Machmeier IT-Management mit ITIL® V3
  • 3. Ralf Buchsein | Frank Victor | Holger Günther | Volker Machmeier IT-Management ® mit ITIL V3 Strategien, Kennzahlen, Umsetzung 2., aktualisierte und erweiterte Auflage Mit 93 Abbildungen PRAXIS
  • 4. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Das in diesem Werk enthaltene Programm-Material ist mit keiner Verpflichtung oder Garantie irgend- einer Art verbunden. Der Autor übernimmt infolgedessen keine Verantwortung und wird keine daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Art aus der Benutzung dieses Programm-Materials oder Teilen davon entsteht. Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Auslieferung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. 1. Auflage 2007 2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © Vieweg +Teubner |GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008 Lektorat: Sybille Thelen | Andrea Broßler Vieweg+Teubner ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.viewegteubner.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, Heusenstamm Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-8348-0526-3
  • 5. Vorwort zur 1. Auflage ITIL als Basis für eine neue Sicht auf die IT hat sich in den letzten Jahren in deutschen Unternehmen rasant verbreitet, und das mit anhaltendem Er- folg. Der Grund liegt darin, dass ITIL in der Version 2 gut verständlich ist und so die Grundideen des IT Service Managements leicht transportierbar sind. Seit Juni 2007 ist nun ITIL in der Version 3 am Markt verfügbar. Es scheint so, als sehe nun vieles anders aus als in Version 2, da das Gesamtwerk völlig neu strukturiert worden ist und neue Inhalte hinzugekommen sind. Wir haben für Sie die ersten Erfahrungen gemacht und sind überzeugt, dass die ITIL Version 3 keineswegs komplizierter ist als ITIL Version 2, dafür aber in wesentlichen Aspekten genauer und im Gesamtbild viel inte- grativer. Unser Buch gibt Antworten auf zwei Fragen, die in der Praxis für den Erfolg einer modernen IT entscheidend sind: – Welche Kennzahlen und Kennzahlensysteme sollte man in der IT einsetzen? – Welche Strategien sind zur Umsetzung und Steuerung von IT Ser- vice Management-Prozessen geeignet? Sie werden sich vielleicht fragen, wieso wir gerade diese beiden Themen in einem Buch behandeln. Die Antwort ist: Das sind die Themen, die aktu- ell in der Praxis relevant sind und Hunderte von Unternehmen – nicht nur in Deutschland – beschäftigen. Das Erstaunliche ist, dass die beiden The- men eng zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Das Erfreu- liche ist, dass mit ITIL V3, COBIT 4 und ISO 20000 ein Best Practice Werk- zeugkasten zur Verfügung steht, mit dem man einen Großteil der Heraus- forderungen an die IT in den Griff bekommt. Kurzum – wir sahen den Bedarf, ein Praxisbuch für IT-Manager, CIOs, CTOs, Prozess und Service Manager sowie für IT-Berater herauszubringen, das die Lücke zwischen ITIL und Kennzahlen sowie zwischen Theorie und Praxis schließt. Dabei setzen wir Grundkenntnisse des IT Service Manage- ments und Fachbegriffe voraus. Die Beispiele, die wir aufgenommen haben, basieren auf unseren Erfah- rungen als auch auf Referenz- und Kundenprojekten, die wir begleitet haben. V
  • 6. Vorwort Ein Buch, wie dieses, entsteht nur, wenn ausgezeichnete Leute dazu bei- tragen. Besonders bedanken möchten wir uns bei – Frau Dr. Manuela Claßen, Victor GmbH, Bonn – Herrn Jürgen Esterle, München – Herrn Flavio Gaj, Mailand – Herrn Gerhard Göttert, Autobahn Tank & Rast GmbH, Bonn – Herrn Dr. Jan Hadenfeld, Altana Pharma AG – Herrn Karl-Heinz Herfs, KESS DV-Beratung GmbH – Frau Jacqueline Jordan, London – Herrn Sascha Kurth, KESS DV-Beratung GmbH – Herrn Hans Joachim Lohr, Rohrbach – Herrn Peter Pieronczyk, KESS DV-Beratung GmbH – Frau Gabriele Ruf, München – Herrn Mirko Seithe, Bonn – Herrn Gottfried Weibler, VOSS Automotive GmbH, Wipperfürth – Herrn Michael Zaddach, Flughafen München GmbH Für Ann-Kathrin Ralf Buchsein Hagen, im Juni 2007 Für Manuela, Christina und Luisa Frank Victor Bonn, im Juni 2007 Für meine Eltern, Inge und Heinz Holger Günther Aachen, im Juni 2007 Für Anna Elisabeth und Gustav Volker Machmeier Mailand, im Juni 2007 Haben Sie Fragen zum IT Service Management oder zu Kennzahlen? Wir helfen Ihnen gerne persönlich weiter: http://www.KESS-DV.de info@KESS-DV.de http://www.VictorGmbH.de info@VictorGmbH.de Copyrights ITIL® is a Registered Trade Mark, and a Registered Community Trade Mark of the Office of Government Commerce, and is registered in the U.S. Patent and Trademark Office. COBIT© Copyright 1996-2007 by the IT Governance Institute (ITGI). VI
  • 7. Vorwort zur 2. Auflage Im September 2007 ist unser Buch „IT-Management mit ITIL V3“ in der ersten Auflage erschienen. Seitdem hat sich viel getan. Die itSMF Deutsch- land e.V. hat mittlerweile das deutsche Glossar zu ITIL V3 herausgegeben und wir haben im letzten halben Jahr viele hilfreiche Diskussionen mit unserer werten Leserschaft geführt, deren Anmerkungen aufgegriffen und umgesetzt. Die vorliegende zweite Auflage unseres Buches ist eine gründliche Über- arbeitung der ersten. Wir haben die deutschen Fachbegriffe auf die des offiziellen ITIL V3-Glossars angepasst, und wir sind dem Wunsch vieler Leserinnen und Leser nachgekommen, die Inhalte zu ITIL V3 neu zu strukturieren und zu vertiefen. Die Zielsetzung ist dabei gleich geblieben: ITIL V3 steht im Mittelpunkt. Darum ranken sich eine Reihe von praxisrelevanten Themen, wie IT-Management-Strategien, Kenn- zahlensysteme, Zertifizierungen, Balanced Scorecards und Repor- ting. ITIL V3 wird in einem Detaillierungslevel dargestellt, so dass die Kernideen und die Einordnung in die Gesamtzusammenhänge deutlich werden. Das Buch wendet sich damit an Praktiker und IT-Entscheider und ist we- niger als Lehrbuch zu ITIL V3 gedacht. Es geht um Grundlagen, Ideen, IT- Management, Umsetzung und Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis. An dieser Stelle möchten wir uns – auch im Namen des Vieweg+Teubner Verlages – ganz herzlich bei Ihnen, den Leserinnen und Lesern der ersten Auflage, für die guten Hinweise bedanken, die wir hoffentlich geeignet umgesetzt haben. Mai 2008 Ralf Buchsein, Frank Victor, Holger Günther und Volker Machmeier VII
  • 8. Inhaltsverzeichnis 1 Einführung und Überblick .............................................................................1 2 IT Service Management ..................................................................................5 2.1 Management Summary .............................................................................5 2.2 ITIL und ISO 20000.....................................................................................5 2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2..........................................................7 2.3.1 Das Service Management auf Basis der ITIL Version 2...........7 2.3.2 Der prozessorientierte Ansatz von ITIL Version 2...................8 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3........................................................11 2.4.1 ITIL und der Service Lifecycle ..................................................16 2.4.2 Service Strategy...........................................................................20 2.4.3 Service Design.............................................................................27 2.4.4 Service Transition .......................................................................32 2.4.5 Service Operation .......................................................................37 2.4.6 Continual Service Improvement...............................................42 2.4.7 Der prozessorientierte Ansatz von ITIL Version 3.................47 2.5 ITIL Kennzahlen für IT Service Management-Prozesse......................52 2.5.1 Ausgewählte Kennzahlen der ITIL Version 2.........................52 2.5.2 Prozesse und ausgewählte Kennzahlen der ITIL Version 3 .57 2.6 ISO 20000 ...................................................................................................97 2.6.1 Die Geschichte der ISO 20000 ...................................................99 2.6.2 Der Aufbau der ISO 20000.........................................................99 2.6.3 Die Inhalte der ISO 20000 ........................................................101 2.6.4 Die ISO 20000 und Kennzahlen ..............................................102 2.7 COBIT.......................................................................................................103 2.7.1 Entwicklung von COBIT .........................................................104 2.7.2 Struktur von COBIT .................................................................105 2.7.3 Prozess-Management gemäß COBIT .....................................106 2.7.4 COBIT und die IT Service Management-Prozesse ...............111 IX
  • 9. Inhaltsverzeichnis 2.7.5 Metriken für IT Service Management-Prozesse ...................113 2.7.6 COBIT Metriken für IT Service Management-Prozesse ......114 2.8 Monitoring und Reporting von SLAs ..................................................119 2.8.1 Definition und Interpretation des Begriffs „IT Service“......121 2.8.2 Service Level Agreements .......................................................124 2.8.3 Das Zusammenwirken von SLAs, OLAs und UCs..............125 2.8.4 Der Aufbau von SLAs ..............................................................126 2.8.5 Die Inhalte von SLAs................................................................128 2.8.6 Monitoring und Reporting von SLAs, OLAs und UCs .......132 2.8.7 Abgrenzung der Kennzahlen..................................................135 2.9 Integrationsinstrument: Balanced Scorecard ......................................135 2.9.1 Kernideen...................................................................................136 2.9.2 Anwendung auf den IT-Bereich .............................................141 2.9.3 Ausprägungen der Balanced Scorecard ................................142 2.10 Konsequenzen.......................................................................................144 3 IT Prozess-Management..............................................................................147 3.1 Management Summary .........................................................................147 3.2 PDCA-Zyklus..........................................................................................147 3.3 Etablierung des Prozess-Managements...............................................150 3.3.1 Der Charakter von IT-Prozessen ............................................151 3.3.2 Rollen im Prozess-Management .............................................155 3.4 Definition der Prozessziele und -Kennzahlen ....................................161 3.4.1 Definition der Prozessziele......................................................161 3.4.2 Definition der Prozess-Kennzahlen .......................................171 3.4.3 Dokumentation der Prozess-Kennzahlen..............................178 3.4.4 Reporting der Prozess-Kennzahlen........................................179 3.5 Von der Kennzahl zur Verbesserungsmaßnahme .............................185 3.6 Kennzahlen müssen reifen ....................................................................188 3.7 Der Umgang mit Kennzahlen ...............................................................189 4 IT Kennzahlensysteme ................................................................................191 4.1 Management Summary .........................................................................191 4.2 Ziele ..........................................................................................................192 X
  • 10. Inhaltsverzeichnis 4.3 Überblick .................................................................................................195 4.3.1 SVD 1980...........................................................................................196 4.3.2 Diebold 1984.....................................................................................197 4.3.3 Kargl 1996 .........................................................................................198 4.3.4 Van der Zee 1996 .............................................................................199 4.4 Bewertung ...............................................................................................200 4.5 Konsequenzen.........................................................................................201 5 IT Praxisleitfaden für die Entwicklung von Kennzahlensystemen....203 5.1 Management Summary .........................................................................203 5.2 Klassifikationsschema für IT-Kennzahlen ..........................................203 5.2.1 Key Success Factors..................................................................205 5.2.2 Key Performance und Customer Satisfaction.......................208 5.2.3 IT-Controls und Controls on Demand...................................212 5.3 Prozess-Kennzahlen ...............................................................................214 5.3.1 Service Strategy.........................................................................217 5.3.2 Service Design...........................................................................221 5.3.3 Service Transition .....................................................................237 5.3.4 Service Operation .....................................................................250 5.3.5 Continual Service Improvement.............................................265 6 Lessons learned: Empfehlungen und Ratschläge...................................269 6.1 Management Summary .........................................................................269 6.2 ITIL-Einführung .....................................................................................270 6.2.1 Analyse der bestehenden Prozesse ........................................270 6.2.2 Prozess-Einführungen..............................................................274 6.2.3 Die Organisation gewinnen ....................................................277 6.2.4 Rollenbeschreibungen..............................................................278 6.3 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess..............................................281 6.3.1 KVP der bestehenden Prozesse ..............................................283 6.3.2 KVP der neuen Prozesse..........................................................284 6.3.3 Wettbewerb der Prozesseinführung ......................................289 6.3.4 Reifegradanalyse der Prozesse im laufenden Betrieb..........290 6.4 Kennzahlen..............................................................................................291 XI
  • 11. Inhaltsverzeichnis 6.4.1 IT-Prozesse am Tagesgeschäft ausrichten .............................292 6.4.2 ITIL – abgestimmt auf Business- und IT-Strategie...............295 6.4.3 ITIL Refresh oder wie geht es weiter?....................................298 7 Praxisbeispiel: ALTANA Pharma AG ......................................................305 8 Praxisbeispiel: Autobahn Tank & Rast GmbH.......................................313 9 Praxisbeispiel: Flughafen München .........................................................317 10 Praxisbeispiel: VOSS Gruppe ..................................................................333 11 Anhang .........................................................................................................337 11.1 Quellenverzeichnis ...............................................................................337 11.2 Abkürzungsverzeichnis.......................................................................345 11.3 Abbildungsverzeichnis ........................................................................347 11.4 Glossar....................................................................................................351 11.5 Sachwortverzeichnis ............................................................................369 XII
  • 12. 1 Einführung und Überblick 1955 hatte Frank Sinatra einen Welterfolg mit seinem Song „Love and ITIL und Marriage“: Kennzahlen: You can’t Love and marriage, love and marriage, have one Go together like a horse and carriage, without the This I tell you brother, other. You can’t have one without the other. Ein halbes Jahrhundert später mag sich einiges im gesellschaftlichen Leben geändert haben. Für ein modernes und erfolgreiches IT-Management ge- hören jedoch (mindestens) zwei Dinge zusammen: ITIL und Kennzahlen: „You can’t have one without the other“. Kennzahlen dienen im Allgemeinen zur Steuerung von Bereichen und Prozessen. Für die IT sind von jeher IT-Controls als auch Prozess-Kenn- zahlen vorgeschlagen und eingesetzt worden. ITIL als Best Practice-Ansatz unterstützt explizit die Steuerung der IT-Pro- ITIL V3 zesse auf der Basis von Kennzahlen. In ITIL V3 werden für jeden Prozess enthält die „Key Performance Indicators“ bzw. „Metrics“ genannt. Prozess- Verwendet man die Kennzahlen des IT Service Managements, so ergänzt Kennzahlen. man einerseits die Steuerung der IT um wichtige Stellgrößen, andererseits hat man auch eine viel größere Anzahl von Kennzahlen zu erheben, um diese in Reports darzustellen. Sie werden sich fragen: „Und, ist das schlimm?“ In unseren Projekten haben wir die interessante Beobachtung gemacht, dass fast alle IT-Organisationen über eine beachtliche Anzahl von Kenn- zahlen verfügen. In einem kleinen mittelständischen Unternehmen haben wir die Kennzahlen bei der Ist-Aufnahme einfach einmal gezählt: In der IT-Organisation mit 12 Personen wurden in der Tat monatlich ca. 500 (!) Kennzahlen gemessen und an den CIO weitergegeben. Dieses Phänomen haben wir in fast allen Unternehmen gesehen und schließen daraus: Es gibt kaum eine Organisationseinheit, die über so viele Kennzahlen verfügt wie die IT. Dies liegt vor allen Dingen daran, dass die IT es gewohnt ist, mit Kennzahlen zu arbeiten – hier vor allen Dingen mit technischen Kenn- zahlen aus dem System- und Netzmanagement. Vielleicht denken Sie, man könne auf die Mehrzahl der Kennzahlen verzichten? Da müssen wir Sie enttäuschen: 95 % der Kennzahlen sind notwendig und sinn- voll. Sie müssen erhoben werden! Aber wie kann man sie in dieser Komplexität managen und beherrschbar machen? 1
  • 13. 1 Einführung und Überblick Das A und O ist – und dies gilt für alle komplexen Systeme –, dass man sich Gedanken über das Design des Systems macht. Möchte man ein IT- Kennzahlensystem entwickeln und einführen, so sollte man im Vorfeld die richtigen Fragen stellen: – Welche Ziele verfolgen wir mit dem Kennzahlensystem? – Welche Kennzahlensysteme sind für meine IT relevant? – Wen adressiert das Kennzahlensystem? – Welche Kennzahlen können (nicht) gemessen werden? – Welchen Aufwand darf das Kennzahlensystem verursachen? top down- Die Beantwortung dieser oder ähnlicher Fragen führt zu einem top down- Verfahren zur Ansatz für IT-Kennzahlensysteme, den wir oft in Praxisprojekten einge- Entwicklung setzt haben. Aber dies ist nur die eine Seite der Medaille: Für die reale von IT- Einführung eines IT-Kennzahlensystems ist es enorm wichtig, die IT- Kennzahlen- Organisation dort abzuholen, wo sie steht. Hier bietet sich ein bottom up- systemen. Verfahren an, durch das ermittelt wird, welche Kennzahlen bereits in ver- schiedenen Bereichen erhoben und genutzt werden. In unserem Buch beschreiben wir diesen Ansatz in einem Praxisleitfaden, der beide Aspekte enthält. bottum up- Die Frage, ob man mit der Entwicklung eines IT-Kennzahlensystems auf Verfahren zur der „grünen Wiese“ beginnt, stellt sich in der Praxis nicht! Es gibt keine Erhebung von „kennzahlenlose“ IT. Kennzahlen. Wir haben ca. 15 IT-Kennzahlensysteme identifiziert, die veröffentlicht worden sind und in der Praxis eingesetzt werden. Herauszustellen ist, dass COBIT 4 die größte Überdeckung mit IT Service Management-Ansät- zen, wie ITIL, liefert. Aus der Tradition der IT-Revision heraus und zum Nachweis von Compliance-Anforderungen seitens der Wirtschaftsprüfer wird COBIT in sehr vielen Unternehmen eingesetzt. In unseren Projekten haben wir uns allerdings nie nur auf COBIT und ITIL beschränkt, sondern immer verschiedene Kennzahlensysteme „nebeneinander gelegt“. Auffal- lend dabei ist, dass der Überdeckungsgrad der Kennzahlensysteme eher gering ist: Jedes Kennzahlensystem liefert neue Aspekte! IT- Die Quintessenz: IT Kennzahlensysteme sagen, was man messen könnte, Kennzahlen- aber nicht, was man messen sollte! Sie sind damit Guidelines – nicht mehr systeme sind und nicht weniger! Guidelines. Im Wesentlichen hängt diese Tatsache davon ab, dass ein Kennzahlensys- tem sich in der Praxis aus dem Zielsystem der IT ableiten muss und daher strategische und taktische Dimensionen hat. 2
  • 14. 1 Einführung und Überblick Eine IT-Organisation ist gut beraten, ihr eigenes IT-Kennzahlensystem aufzubauen und es nicht nur zur reinen Steuerung der IT einzusetzen, sondern über das Kennzahlensystem Teile der IT-Strategie umzusetzen.1 In diesem Zusammenhang verstehen wir Kennzahlensysteme – etwas überspitzt formuliert – als mögliche Instrumente des Ist-Marketings. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn als Adressat das Top Management angesprochen werden soll und es darum geht, über die „Lage der IT im Unternehmen bzw. im Konzern und die Unterstützung der Business-Pro- zesse und Anforderungen“ zu berichten. Im Buch stellen wir die wichtigsten Kennzahlensysteme kurz vor und zeigen auf, wie man zu einem eigenen Kennzahlensystem kommt. Hierbei spielt die Balan- ced Scorecard eine tragende Rolle. Wir glauben, dass das IT Service Management einen der wichtigsten Mei- Michael lensteine für die IT darstellt. Wir glauben auch, dass IT Service Manage- Hammer: ment ohne IT-Kennzahlen, und IT-Kennzahlen ohne IT Service Manage- „The ment keinen Sinn machen. Unser Buch ist gedacht als Brücke zwischen Balanced diesen beiden Ansätzen. Scorecard Ein wesentlicher Teil unserer Ausführungen beschäftigt sich daher mit – A Landmark Steuerungsmechanismen, die von ITIL, COBIT und ISO 20000 bereitge- Achievement“ stellt werden, so wie mit den Kernideen des ITIL-basierten Prozess- Managements. Die in ITIL V3 verfügbaren IT-Kennzahlen werden in entsprechende Zusammen- hänge eingeordnet und nach ihrem Einsatz in der Praxis klassifiziert. Unser Buch füllt damit in den ersten 5 Kapiteln eine „Toolbox“, die IT- Verantwortliche zum Aufbau eines Kennzahlensystems einsetzen können. Insbesondere mit der ITIL Version 3 werden die Best Practices für das IT Service Management in Richtung Business Integration beschrieben. Damit steht das Management häufig vor der Herausforderung, in einer bestehen- den Organisation die Prozesse zu verankern und die Mitarbeiter von den notwendigen Veränderungen zu überzeugen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass keine noch so gut ausgestattete Toolbox ein Garant für den Erfolg eines Projekts ist. Unabdingbar ist die Tatsache, dass man die Menschen mitnimmt. In den Projekten, die wir begleitet haben, waren Ängste, Hoffnungen, per- sönliche Schicksale, Präferenzen, Einstellungen, Interessen, Flexibilität und 1 Kaplan und Norton haben dies als „Translating Strategy into Action“ bezeich- net (vgl. [Kaplan et al., 1996]). 3
  • 15. 1 Einführung und Überblick Fähigkeiten einzelner Personen wesentliche Determinanten für Erfolg oder Misserfolg. Die Qualität und Ausprägung der Veränderungs- und Überleitungsprozesse und das damit verbundene Vorgehen sind wichtige kritische Erfolgsfaktoren für IT Service Management und Kennzahlen-Projekte. Change und Unser Buch beschäftigt sich mit diesem sensiblen und interessanten The- Verände- ma im 6. Kapitel, das wir mit „Lessons learned“ überschrieben haben. rungs-Prozes- Basierend auf unseren Projekterfahrungen stellen wir ein Vorgehensmo- se sind we- dell vor, mit dem die notwendigen Veränderungs- und Überleitungspro- sentliche zesse – auch im Hinblick auf einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess Bestandteile – besser und erfolgreicher gesteuert werden können. des Vorge- hensmodells. Überblick über das Buch – ein Leseleitfaden Unser Buch ist umfangreicher geworden als wir anfangs gedacht haben. Im Laufe der Zeit ist es von der geplanten kurzen Darstellung unserer Erfahrungen in den Bereichen IT Service Management und Kennzahlen zu einem kleinen Nachschlagewerk geworden. Wir haben uns daher bemüht, die Kapitel weitgehend unabhängig voneinander zu formulieren. Springen Sie einfach in ein Kapitel, das Sie interessiert: – Kapitel 2: IT Service Management und verwandte Themen aus Sicht der Praxis mit ISO 20000, ITIL V3, COBIT 4, SLAs und Balanced Scorecard. – Kapitel 3: IT Prozess-Management mit Rollen, Zielen, Kennzahlen und kontinuierlichem Verbesserungsprozess. – Kapitel 4: Die wichtigsten IT-Kennzahlensysteme in der Praxis und die Konsequenzen hinsichtlich der Fragestellung: Welche IT-Kenn- zahlen setzen wir ein? – Kapitel 5: Praxisleitfaden zur Entwicklung von IT-Kennzahlensyste- men mit Klassifikationsschemata und Prozess-Kennzahlen aus ITIL V3 und unseren Projekterfahrungen. – Kapitel 6: Wie geht man am besten in IT Service Management- Projekten vor? Empfehlungen aus unseren Projekten für Transition und Change-Prozesse. Praxisbeispiele: – Kapitel 7: IT Service Management im regulierten Umfeld am Bei- spiel der ALTANA Pharma AG – Kapitel 8: Autobahn Tank & Rast GmbH mit einem Kennzahlensys- tem, das gemeinsam mit dem Controlling entwickelt wurde. – Kapitel 9: IT Service Management beim Flughafen München – Kapitel 10: IT Management Report in der VOSS Gruppe. 4
  • 16. 2 IT Service Management 2.1 Management Summary Die Kernideen des IT Service Managements sind nicht neu und in der Praxis seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Sie lassen sich in Form von drei Faktoren beschreiben: – IT liefert Services – IT ist Produktionsfaktor – IT braucht klare Kommunikationswege ITIL, COBIT, ISO 20000 und die Balanced Scorecard gelten gemäß ihrer konzeptionellen Ansätze heute als Best Practice. Dabei weisen COBIT und ITIL eine große Überstimmung hinsichtlich der IT Service Management- Prozesse auf, während die Balanced Scorecard als Integrationsinstrument prädestiniert ist. In diesem Kapitel gehen wir auf diese Best Practices ein und stellen heraus, wie die einzelnen Ansätze im Hinblick auf die Entwicklung von Kennzah- lensystemen zu positionieren sind. Bezüglich der Kennzahlen nehmen wir die Beschränkung vor, dass wir nur die behandeln, die aus unserer Sicht eine hohe Praxisrelevanz haben. Die Fragestellung, welcher Ansatz der geeignete zum Aufbau eines Kenn- zahlensystems ist, führt im Allgemeinen nicht zum Ziel. Es geht vielmehr darum, herauszufinden, wie die Komponenten der verschiedenen Ansätze in einem Puzzle zusammengefügt werden können, um das bestmögliche Kennzahlensystem für die jeweilige IT-Organisation aufzubauen. Wichtige Voraussetzung ist dabei immer, dass es definierte Ziele für die jeweiligen IT Service Management-Prozesse gibt und dass das Prozess- und IT-Management das Kennzahlensystem als Führungsinstrument ver- steht und aktiv einsetzt. 2.2 ITIL und ISO 20000 ITIL und ISO 20000 „IT Service Management“ sind zwei international be- währte Practices zur erfolgreichen Etablierung eines IT Service Manage- ments. Die Zielsetzung eines IT Service Managements besteht in der Be- reitstellung von IT-Leistungen (IT Services) zur Unterstützung der Ge- schäftsprozesse. Hierzu sind die notwendigen Leistungen zu planen, be- reitzustellen, zu überprüfen und bei Bedarf zu optimieren. 5
  • 17. 2 IT Service Management Um die Ziele des IT Service Managements zu erreichen, haben sich in den letzten Jahren IT-Prozesse etabliert, die ein wirksames Management si- cherstellen und grundsätzlich in allen IT-Organisationen etabliert werden können. Diese IT Service Management-Prozesse sind in den ITIL Best Prac- tices sowie der ISO 20000 dokumentiert. Der Ansatz von ITIL Version 2 bestand in der Bereitstellung von Best Prac- tices zur Gestaltung, Implementierung, Betrieb und Optimierung der not- wendigen IT Service Management-Prozesse. Mit der Veröffentlichung der ITIL Version 3 wurden die Ausrichtung und der Inhalt umfangreich erwei- tert. ITIL deckt nun den „Service Lifecycle“ ausgehend von der Strategie bis zu einer ständigen Verbesserung des Service Managements ab. Hierzu werden nicht nur Prozesse beschrieben, sondern vollständige Modelle für den Service und das Service Management. ITIL beinhaltet ein generisches Prozessmodell und bewährte Vorgehens- weisen zur Einführung und zum Management des Service Management und dessen Integration in das Business. Die ISO 20000 enthält dagegen die Anforderungen an ein IT Service Management. Daher ergänzen sich ITIL und die ISO 20000 ideal. Während die ISO 20000 die Mindestanforderun- gen an ein IT Service Management definiert, liefert ITIL hierzu Best Practi- ces für den Aufbau des organisationsspezifischen IT Service Managements. Die Prozessorientierung von ITIL und der ISO 20000 stellt eine weitgehen- de Unabhängigkeit von Organisationsstrukturen sicher. Das IT Service Management auf der Basis von ITIL und der ISO 20000 ist ein prozessorientierter Ansatz. Innerhalb der ITIL Best Practices und der ISO 20000 werden die relevanten IT-Prozesse zur Bereitstellung professioneller IT Services beschrieben. Kennzahlen dienen dem Prozess-Management und ermöglichen unter anderem die Überprüfung der Prozesse hinsichtlich ihrer Wirksamkeit. Das Verständnis der Prozessziele ist die wichtigste Grundvoraussetzung für die richtige Interpretation von Kennzahlen. Ohne ausreichende Kennt- nisse der Prozessziele und der damit verbundenen Prozessaktivitäten be- steht die Gefahr einer Fehlinterpretation von Kennzahlen. Als Beispiel hierfür soll der Prozess des Incident Managements dienen. Das Ziel des Incident Managements besteht in der schnellstmöglichen Wiederherstellung des vereinbarten Service für den Geschäftsablauf. Hier- zu wird in der Regel als Kennzahl „Anzahl der Störungen“ oder „Dauer bis zur Wiederherstellung des Service“ gemessen. Steigt die „Anzahl von Störungen“ oder die „Dauer bis zur Wiederherstellung des Service“ an, so wäre es eine Fehlinterpretation, das Incident Management hierfür verant- wortlich zu machen. Die Kennzahl „Anzahl von Störungen“ wird zwar in 6
  • 18. 2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2 diesem Prozess gemessen, aber die Identifizierung von Störungsursachen und deren nachhaltige Behebung liegen nicht in der Verantwortung des Incident Management-Prozesses. Daher hat das Incident Management den Anstieg der Störungen nicht zu verantworten. Die Definition und Interpretation von Kennzahlen für IT Service Management- Prozesse setzt voraus, dass die Prozessziele dokumentiert und insbesondere dem Management bekannt sind. ITIL Version 2 und ITIL Version 3 Innerhalb der ITIL Best Practices sind bewährte Umsetzungsmaßnahmen für die Einführung, Etablierung und Optimierung der IT Service Manage- ment-Prozesse dokumentiert. ITIL ist ein De-facto-Standard für das IT Service Management, da die meis- ten IT-Organisationen nach ITIL ausgerichtet sind. Heute muss man 2 Versionen von ITIL unterscheiden: – ITIL Version 2 (wurde am 1. Juni 2007 durch die Version 3 abgelöst) – ITIL Version 3 Im Folgenden stellen wir die Struktur dieser beiden Versionen vor. Gehen aber schwerpunktmäßig auf Version 3 ein, da ITIL Version 2 den meisten Lesern bekannt sein dürfte und Anfang Juni 2007 durch die Version 3 ab- gelöst wurde. 2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2 2.3.1 Das Service Management auf Basis der ITIL Version 2 Die wichtigsten Aspekte der ITIL Best Practices in der Version 2 sind in sieben Publikationen dokumentiert. Dabei beinhalten die Publikationen „Service Support“, „Service Delivery“ und „Security-Management“ die relevanten IT Service Management-Prozesse. Die Rahmenstruktur in Abbildung 1 aus [OGC, 2005a] beschreibt die ITIL Best Practices auf Basis des Standardwerks „Best Practice Einführung in ITIL“. An dieser Stelle möchten wir auf ein sehr gutes Buch verweisen. In „Op- timiertes IT Management mit ITIL“ [Victor et al., 2005] werden die wesent- lichen Aspekte von ITIL 2 und ein Einführungsleitfaden beschrieben. 7
  • 19. 2 IT Service Management Planning to Implement Service Management T T h Service Management e h e Service Support ICT T B The e Infra- u Business c structure h s Perspective Manage- i n ment o n e l s Service Delivery Security o s Management g i e Application Management Abbildung 1: ITIL Rahmenstruktur Abbildung 2 stellt einen Überblick über die 10 ITIL Prozesse der Version 2 dar. 2.3.2 Der prozessorientierte Ansatz von ITIL Version 2 Bei den ITIL Best Practices handelt es sich um einen prozessorientierten Ansatz. Für das IT Service Management sind in den ITIL-Publikationen der ITIL V2 „Service Support“ und „Service Delivery“ hierzu insgesamt zehn erforderliche IT-Prozesse dokumentiert. Zusätzlich ist der Prozess „Security Management“ in einem eigenen Dokument beschrieben. Gemäß ITIL ist ein Prozess „eine zusammenhängende Folge von Aktivitäten mit dem Ziel, einen gegebenen Input in einen definierten Output zu transformieren.“ Der Output eines Prozesses muss aus der geschäftlichen Zielsetzung abge- leitet werden und kann Input für einen anderen Prozess darstellen. So nimmt zum Beispiel der Prozess des Capacity Managements in enger Zu- sammenarbeit mit dem Service Level Management (SLM) die Kundenanfor- derungen an einen IT Service auf. Insofern ist das SLM der „Anfang“ des ITIL-Prozessmodells und steht in enger Verbindung mit dem Kunden. Die Anforderungen bezüglich der Verfügbarkeit sind der Input für das Availability Management zur Planung und Überprüfung der IT-Verfügbar- 8
  • 20. 2.3 Die Struktur gemäß ITIL Version 2 keit. Jeder IT Service Management-Prozess hat eine charakteristische Ziel- richtung und trägt im Zusammenwirken mit den anderen IT Service Ma- nagement-Prozessen dazu bei, dass dem Kunden die notwendigen IT Ser- vices zur wirkungsvollen Unterstützung seiner Geschäftsprozesse geliefert werden. Die ITIL Best Practices beinhalten Prozessbeschreibungen mit wechselseitigen Aktivitäten. Service Level Management Continuity Financial Management Management Service Delivery Availability Capacity Management Management Incident Management Configuration Problem Management Service Management Support Release Change Management Management Abbildung 2: Die 10 ITIL-Prozesse und der Service Desk Gemäß der ITIL Best Practices ist die Aufgabe der Prozesssteuerung bzw. des Prozess-Managements folgendermaßen definiert: Prozessteuerung: “Der Prozess der Planung und Regelung; mit dem Ziel, einen Prozess in einer effektiven und effizienten Weise durchzuführen.” 9
  • 21. 2 IT Service Management Hierzu sind in einem generischen Prozessmodell die wichtigsten Aufga- ben beschrieben (siehe Abbildung 3, aus „Best Practice Einführung in ITIL“, [OGC, 2005a]). Prozess- Ziele des Owner Prozesses Qualitätsparameter und KPIs Prozessmanagement Aktivitäten und Input Output Subprozesse Prozessausführung Ressourcen Rollen Prozessbedingungen Abbildung 3: Generisches ITIL-Prozessmodell Der Process Auf Basis der vom Process Owner vorgegebenen Prozessziele gilt es, die Owner gibt notwendigen Aktivitäten und Subprozesse der jeweiligen IT Service Ma- die Prozess- nagement-Prozesse zu designen und zu implementieren. Angesichts der ziele vor und Komplexität der Prozessdurchführung in IT-Organisationen muss eine kann anhand formelle Überprüfung der Zielerreichung sichergestellt werden. Dazu der KPIs die dienen die definierten Qualitätsparameter und Leistungsindikatoren (Key Erreichung Performance Indicators, KPIs). der Ziele fest- Zielsetzung von ITIL war die Beschreibung von (weitgehend) organisati- stellen. onsneutralen Best Practices. Daher werden zur Durchführung von Pro- zessaktivitäten Rollen definiert, die mit den erforderlichen Ressourcen zu unterstützen sind. Die Leistungsindikatoren (KPIs) dienen auch zum Ma- nagement der eingesetzten Ressourcen. Ohne Qualitätsparameter und Leistungsindikatoren (KPIs) ist ein wirksames Prozess-Management unmöglich. 10
  • 22. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Um ein wirksames Prozess-Management zu erreichen, muss kontinuierlich überprüft werden, ob die definierten Prozessziele wirkungsvoll erreicht werden (Effektivität) und mit welchem Aufwand dieses Ergebnis erzielt wird (Effizienz). ITIL und insbesondere die ISO 20000 fordern, für jeden IT Service Manage- ment-Prozess ein wirksames Prozess-Management zu etablieren. Bei der Definition von ITIL Kennzahlen gilt es, IT Service Management-Prozesse zu messen und so die Voraussetzung für deren Management zu schaffen. Die ITIL Best Practices sind als Guidelines für die Implementierung und ITIL Etablierung des IT Service Managements in einer IT-Organisation gedacht. Kennzahlen Die ITIL Best Practices beschreiben, was zu tun ist. Die Festlegung, wie die sind lediglich Maßnahmen konkret umzusetzen sind, ist Aufgabe des Prozessdesigns. Empfehlungen. Die Umsetzung erfolgt immer organisationsspezifisch, in Abhängigkeit von den Geschäftsanforderungen der Kunden und unter Berücksichtigung sozialer Belange. Demzufolge liefert ITIL generische Empfehlungen für das IT Service Ma- nagement, aber die Prozesse mit ihren konkreten Zielen und Aktivitäten sind immer auf die spezifischen Belange der IT-Organisation auszurichten. Diese Philosophie hat auch Auswirkungen auf die ITIL Best Practices für Kennzahlen. Die ITIL Best Practices für Kennzahlen sind Guidelines. Die Definition von „ITIL Kennzahlen” muss immer auf die organisationsspezifischen Prozesse mit ihren Zielen und Aktivitäten ausgerichtet sein. Die ungeprüfte Übernahme von emp- fohlenen Kennzahlen ist nicht zielführend. Die Version 2 der ITIL Best Practices wurde über einen Zeitraum von sechs Jahren herausgegeben – angefangen von Service Support im Juni 2000 bis zu „The Business Perspective Part 2“ im November 2006. Daher sind in den einzelnen ITIL-Publikationen geringfügige Abweichungen in den ausgewiesenen Leistungsindikatoren (KPIs) festzustellen. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Die in diesem Buch wiedergegebenen Definitionen stammen aus dem ITIL V3 Glossar des Arbeitskreises „Publikation, ITIL Version 3 Trans- lation Projekt“ des itSMF Deutschland e. V. Dieses Glossar bildet die Basis für die Übersetzung der Originalliteratur. Mit der Publikation von ITIL Version 3 richten sich die ITIL Best Practices noch stärker auf die Business-Anforderungen aus. Speziell mit der zentra- len Publikation „Service Strategy“ wird ein wichtiger Beitrag zur IT Go- 11
  • 23. 2 IT Service Management vernance geliefert. Im Rahmen der IT Governance soll sichergestellt wer- den, dass die IT-Organisation mit etablierten Strukturen und Prozessen die Unternehmensziele und -Strategie unterstützt. Wesentlicher Teil der IT Governance ist eine erfolgreiche Ausrichtung der IT an den Geschäfts- zielen des Unternehmens (Stichwort „Business-IT Alignment“). Mit der Version 3 gehen die ITIL Best Practices einen Schritt weiter. Die Zielsetzung von ITIL mit der Version 3 besteht in der “Business Integration”. Mithilfe der ITIL Best Practice soll nicht nur eine bessere Ausrichtung der IT-Organisation an den Geschäftsprozessen und Anforderungen des Kun- den ermöglicht werden, sondern es wird mit der ITIL V3 eine IT- / Busi- ness Integration angestrebt. In den meisten Organisationen ist inzwischen die Abwicklung eines Ge- schäftsprozesses ohne entsprechende IT-Unterstützung nicht mehr denk- bar. In einigen Fällen findet die Durchführung eines Geschäftsprozesses inzwischen nur durch elektronische Systeme und ohne manuelle Bearbei- tungsschritte statt. Als Beispiele hierfür können „Web-Shops“ oder das „Online Banking“ herangezogen werden. Die Qualität, Funktionalität und Leistungsfähigkeit dieser IT-Unterstützung prägt maßgeblich das Erschei- nungsbild der gesamten Organisation nach außen zum Kunden. Gleichzei- tig gehört die auf den Geschäftsprozess ausgerichtete IT-Unterstützung zu den strategischen Fähigkeiten und Ressourcen einer Organisation. Damit wird die notwendige und auf die jeweilige Organisation ausgerichtete IT- Unterstützung zum elementaren Bestandteil des Geschäftserfolges. Diese Unterstützung eines Geschäftsprozesses wird in den ITIL Best Prac- tices als Service bezeichnet. Den Service definiert ITIL (Version 3) als: Service: „Eine Möglichkeit, einen Mehrwert für Kunden zu erbringen, indem das Erreichen der von den Kunden angestrebten Ergebnisse erleichtert oder gefördert wird. Dabei müssen die Kunden selbst keine Verantwortung für bestimmte Kosten und Risiken tragen.“ In dieser neuen Definition des Service werden die Erbringung eines Mehrwertes für den Kunden und die angestrebten Ergebnisse herausge- stellt. Damit unterstreicht die ITIL Version 3 die beabsichtigte Business Integration. Es wird nicht nur ein Service bereitgestellt, sondern er muss auch die angestrebten Ergebnisse erzielen und einen Mehrwert für das Business erbringen. ITIL Version 3 spricht hier von einer ergebnisbasierten Definition des IT Service: „Was ist das Ergebnis bzw. der Mehrwert des IT Service für den Geschäftsprozess?“. 12
  • 24. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Damit verbunden ist auch die Erweiterung der Definition für den IT Ser- vice (aus „Service Strategy“, [OGC, 2007a]). Hier wird der allgemeine Be- griff des Service auf den Bereich der IT konkretisiert: IT Service: „Ein Service, der für einen oder mehrere Kunden von einem IT Service Provider bereitgestellt wird. Ein IT Service basiert auf dem Einsatz der Informations- technologie und unterstützt die Business-Prozesse des Kunden. Ein IT Service besteht aus einer Kombination von Personen, Prozessen und Technologie und sollte in einem Service Level Agreement definiert werden.” Sinngemäß lässt sich der IT Service also wie folgt definieren: – IT Services werden von einem IT Service Provider für einen oder mehrere Kunden bereitgestellt. – IT Services nutzen die Informationstechnologie und unterstützen die Business Prozesse der Kunden. – IT Services definieren sich aus Personen, Prozessen und Technolo- gien. – IT Services sind in Service Level Agreements zu definieren. – IT Services erbringen einen Mehrwert für Kunden. Ein IT Service ist demzufolge mehr als die Bereitstellung einer Technologie. Der IT Service Provider muss zur Bereitstellung des IT Service nicht nur die geeignete Technik, sondern auch über entsprechend qualifiziertes Per- sonal und auf den IT Service ausgerichtete Prozesse verfügen. Innerhalb der Publikation „Service Strategy“ werden diese Grundlagen und der Bezug eines IT Service zu den Geschäftsprozessen des Business deutlich herausgestellt. Letztendlich stellen die IT Services die Geschäfts- prozesse des Business sicher bzw. stellen den IT Service aus Sicht des Kunden dar (Abbildung 4, auf Basis „Service Strategy“, [OGC, 2007a]). Die Abbildung zeigt die Ausrichtung der IT Services auf das Business und die Business Prozesse. Der IT Service Provider verfügt über spezielle Res- sourcen und Fähigkeiten. ITIL V3 bezeichnet diese Ressourcen und Fähig- keiten als Service Assets, die im nachfolgenden Kapitel „Service Stra- tegy“ näher betrachtet werden. Mithilfe dieser Ressourcen und Fähigkei- ten wird dem Business der notwendige IT Service bereitgestellt, der in die Business Prozesse integriert ist. Teilweise ist, wie zum Beispiel für Web- Shops, der IT Service mit dem Business Prozess gleichzusetzen (rechter mittlerer Teil der Abbildung). Letztendlich dienen die Business Prozesse dazu, dem Kunden der Organisation einen Service oder ein Produkt zu liefern. Hier wird die Leistungsfähigkeit der Organisation für den Kunden als Ganzes erlebbar. 13
  • 25. 2 IT Service Management Business Services (Produkte, Waren) Business Business Service Service Business Prozesse IT Services IT IT IT IT Service Service Service Service Ressourcen und Fähigkeiten Internet Abbildung 4: Die Ausrichtung der IT Services auf das Business IT Services bestehen in der Regel aus verschiedenen technischen Systemen, Applikationen und Teilleistungen mit unterschiedlichen Verantwortungen und Zuständigkeiten. Da dies in der Vergangenheit zu Kompetenzproble- men geführt hat, wird in ITIL Version 3 auch die Rolle des Service Owners spezifiziert (vgl. [OGC, 2007e]): Service Owner (Serviceverantwortlicher): “Eine Rolle, die für die Bereitstellung eines bestimmten IT Service verantwortlich ist.” Demzufolge ist der Service Owner verantwortlich für einen spezifischen IT Service, unabhängig davon, wo innerhalb der Organisation die zugrunde liegenden Ressourcen und Fähigkeiten, wie zum Beispiel technologischen Komponenten oder Applikationen angesiedelt sind. In vielen IT-Organisa- tionen hat sich diese Rolle bereits etabliert, wenn auch zum Teil unter ei- 14
  • 26. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 nem anderen Namen. Häufig wird diese Rolle als Service Manager be- zeichnet. Da innerhalb der ITIL Best Practice mit der Version 3 auch die Rolle des Service Managers beschrieben wird, gilt es, innerhalb der jewei- ligen IT-Organisation eindeutige Bezeichnungen und Rollendefinitionen zu finden. In der Vergangenheit führte die Bezeichnung „IT Infrastructure Lib- rary“ zu Missverständnissen. So wurde der Begriff „Infrastructure“ fälsch- licherweise dahingehend interpretiert, dass die ITIL Best Practice lediglich auf den Bereich der Infrastruktur der IT-Organisationen anzuwenden sei und zum Beispiel die Applikationen nicht im Betrachtungsbereich von ITIL liegen. Mit der neuen Version ist ITIL nicht mehr die Abkürzung für “IT Infrastructure Library”, sondern ITIL ist nun ein Synonym für Service Management. Hierzu definiert die ITIL Version 3 den Begriff ITIL wie folgt: ITIL: “Ein Satz an Best Practice-Leitlinien für das IT Service Management. Inhaber von ITIL ist das OGC. ITIL umfasst eine Reihe von Publikationen, die Leitlinien zur Bereitstellung von qualitätsbasierten IT Services sowie zu den Prozessen und Einrichtungen bieten, die zur Unterstützung dieser Services erforderlich sind.” Mit der Herausgabe der ITIL Version 3 hat sich auch der Fokus des Service Managements erweitert. Während in der früheren Version von ITIL das Service Management noch als „das zur Erfüllung der Kundenanforderun- gen erforderliche Management“ definiert wurde, lautet die Definition jetzt wie folgt (vgl. „Service Strategy“, [OGC, 2007a]): Service Management: „Das Service Management ist die Gesamtheit der spezialisierten organisatori- schen Fähigkeiten, die zur Generierung eines Mehrwerts für Kunden in Form von Services verfügbar sind.“ In der ITIL Version 3 sind nicht nur Prozesse für das Service Management beschrieben, sondern der gesamte Service Lifecycle. Angefangen von: – der Strategie (Service Strategy), über – das Design (Service Design), – die Überführung in den Betrieb (Service Transition) und – der operationelle Betrieb (Service Operation). – Diese Phasen und damit verbundenen Aktivitäten unterliegen ei- nem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (Continual Service Im- provement). 15
  • 27. 2 IT Service Management Hierzu werden nicht nur Service Management-Prozesse beschrieben, son- dern zum Beispiel auch die strategische Ausrichtung der IT, bewährte Methoden oder notwendige Aufgaben wie das Risiko Management. ITIL mit der Version 3 ist mehr als eine Sammlung von Prozessen. ITIL Version 3 ist ein ganzheitlicher integrierter Ansatz von Best Practices für das Service Ma- nagement. 2.4.1 ITIL und der Service Lifecycle Innerhalb der Informationstechnologie haben sich traditionell die Phasen „Plan“ (Planung), „Build“ (Entwicklung, Erstellung) und „Run“ (Betrieb, Produktion) etabliert: – Die Phase „Plan“ beinhaltet dabei in der Regel den ganzheitlichen Blick auf die Informationstechnologie und die Ausrichtung an den Anforderungen des Unternehmens. – Innerhalb von „Build“ werden darauf aufbauend die notwendigen IT-Systeme konzipiert, entwickelt und beschafft. – Innerhalb von „Run“ werden die Systeme betrieben und die Leis- tungen für die Kunden zur Verfügung gestellt. Diese bewährte Struktur hat die ITIL V3 konzeptionell aufgegriffen und mit einem umfassenden kontinuierlichen Verbesserungsprozess als Ser- vice Lifecycle beschrieben. Ausgehend von der strategischen Ausrichtung und Definition des IT Service (Service Strategy) werden die IT Services entwickelt (Service Design) und in die Produktion bzw. in den Betrieb überführt (Service Transition). Anschließend werden die IT Services be- trieben und den Geschäftsprozessen zur Verfügung gestellt (Service Ope- ration). Diese Phasen werden umschlossen von einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (Continual Service Improvement), der über alle Phasen des Service Lifecycle mögliche Verbesserungen identifiziert. Die Beschreibung dieses Service Lifecycle mit den Best Practices für jede einzelne Phase wird als ITIL Core bezeichnet. Der ITIL Core besteht aus den fünf Publikationen: – Service Strategy (vgl. [OGC, 2007a]) – Service Design (vgl. [OGC, 2007b]) – Service Transition (vgl. [OGC, 2007c]) – Service Operation (vgl. [OGC, 2007d]) – Continual Service Improvement (vgl. [OGC, 2007e]) Diese fünf Core-Publikationen bilden die Phasen eines iterativen und mehrdimensionalen Lifecycle für die Services. Lernen und Reifen der Or- ganisationen sollen ermöglicht werden. Ziele sind: Struktur, Stabilität und Stärke auf der Basis dauerhafter Prinzipien, Methoden und Werkzeuge. 16
  • 28. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Dies soll dem Schutz von Investitionen dienen. Was hier angestrebt wird, ist ein Kreislauf aus Messen, Lernen und Verbesserung. Abbildung 5 verdeutlicht das Zusammenspiel dieser 5 Phasen. Continual Service Improvement Service Transition Service Strategy Service Service Design Operation Abbildung 5: Die 5 Phasen des Service Lifecycle nach ITIL V3. Diese Phasen haben nicht nur spezielle Zielsetzungen und Aufgaben in- nerhalb des Service Lifecycle, sondern auch definierte Übergänge zwi- schen den einzelnen Phasen. Die folgende Abbildung 6 veranschaulicht die Hauptaktivitäten der ein- zelnen Phasen sowie ihre Übergänge bzw. Schnittstellen (vereinfachte Dar- stellung aus „The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]). In dieser Abbildung finden sich die einzelnen Phasen des Service Lifecycle als Ebenen wieder. Die dargestellten Aktivitäten bzw. Aufgabenstellungen pro Phase werden in den nachfolgenden Kapiteln erläutert. An dieser Stel- le werden die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen beschrieben. 17
  • 29. Service Service 18 Service Strategie Definition des Demand Entwicklung Portfolio Level Strategie Generierung Marktes Management Angebote Management Package 2 IT Service Management Service Service Service Supplier Verhandeln/ Entwicklung Service Design Level Portfolio Management Vereinbaren Angebote Design Package Management Management Service Asset Release & Early Service Change Risiken Configuration Verifizieren Deployment Life Tranistion Management optimieren Support Management Management Service Request Lösen Incident Monitoring Event Service Performance Fulfilment & Wiederherstellen Management & Aktionen Management Reports Operation Service Definition Service CSI Analyse Improvement Measurement Metriken Reporting Abbildung 6: Integrierter Ablauf der Lifecycle Elemente
  • 30. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Eine der wichtigsten Aufgaben der Service Strategy ist die Definition des Serviceportfolios. Mittels des so genannten „Service Level Package“ wer- den IT Services beschrieben, die den Kunden zur Verfügung gestellt wer- den und innerhalb von Service Design zu entwickeln sind. Die in Service Design entwickelten IT Services werden mittels so genannter „Service De- sign Packages“ dokumentiert und Service Transition übergeben. Mittels Service Transition wird der IT Service in den IT-Betrieb überführt. Service Transition endet nicht mit der Überführung des IT Service in den Betrieb, sondern beinhaltet den Support für eine bestimmte Zeitspanne nach seiner Freigabe (Early Life Support). Innerhalb von Service Operations wird der IT Service dem Kunden zur Verfügung gestellt. Aus der Phase des Service Operation werden dann Service Performance Reports generiert, die im Continual Service Improvement analysiert werden und Aufschluss über mögliche Verbesserungsmaßnahmen geben. Zu jeder dieser Phasen des Service Lifecycle beschreibt jeweils eine ITIL- Publikation die Best Practice und gibt so einen Leitfaden zur Ausgestal- tung dieser Phase. Dabei sind nicht nur die relevanten IT Service Manage- ment-Prozesse beschrieben, sondern unter anderem auch die phasenbezo- genen Prinzipien, Methoden und Aspekte der Implementierung. So wird zum Beispiel innerhalb von Service Design auf Aspekte wie der „Business Impact Analysis”, der „Risiko Analyse von Services und Prozessen“ sowie von „Sourcing Prinzipien“ eingegangen. Die IT Service Management-Prozesse werden jeweils innerhalb der rele- vanten Service Lifecycle-Phase beschrieben. Dadurch wird sichergestellt, dass die Prozesse grundsätzlich nur in einer Publikation beschrieben sind. Einzige Ausnahme bildet hier das Service Level Management. Beim Servi- ce Level Management werden die wesentlichen Aspekte innerhalb von Service Design beschrieben. Ergänzungen hierzu finden sich noch im Con- tinual Service Improvement. Im Fall des Incidents Managements (Störungs-Management) ist die Zuord- nung zu Service Operation offensichtlich. Die Zielsetzung des Incident Managements besteht in der schnellstmöglichen Wiederherstellung des IT Service für die Anwender. Da Service Operation das tägliche Management eines IT Service, eines Systems oder eines anderen Configuration Item beschreibt, ist der Incident Management-Prozess ein wichtiger Bestandteil dieser Phase des Service Lifecycle. Es gibt aber auch Prozesse, die phasenübergreifend Aktivitäten beschrei- ben und anzuwenden sind. Als Beispiel für die phasenübergreifende An- wendung von Prozessen dient der Prozess des Change Managements. Dieser Prozess ist für die Steuerung des Lebenszyklus aller Changes ver- antwortlich. Wichtigstes Ziel des Change Managements ist es, die Durch- führung von lohnenden Changes bei einer minimalen Unterbrechung der 19
  • 31. 2 IT Service Management IT Services zu ermöglichen. Da damit die gesicherte Überführung von Changes in die Betriebsumgebung verbunden ist, findet sich dieser Pro- zess innerhalb von Service Transition wieder. Aber Changes finden auch in anderen Phasen statt. Wird zum Beispiel innerhalb von Service Strategy entschieden, einen neuen Service zu entwickeln, so handelt es sich dabei auch um einen Change. Daraus folgt, dass einzelne Prozesse auch phasen- übergreifend ihre Anwendung finden. In der ITIL V3 werden die IT Service Management-Prozesse innerhalb einer Phase des Service Lifecycle beschrieben und dokumentiert. Diese Prozesse finden aber zum Teil phasenübergreifend ihre Anwendung. Abbildung 7 veranschaulicht die Prozesse der einzelnen Phasen und ihren Wirkungsbereich (vereinfachte Darstellung aus „The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]). Dieser ITIL Core soll von der OGC sukzessive um weitere Komponenten ergänzt werden und in ihrer Summe die gesamte ITIL Library ausmachen: – Der ITIL Core als Leitfaden für alle Organisationen, die Dienstlei- stungen anbieten. – Die ITIL Complementary Guidance als ergänzender Leitfaden für in- dustrielle Bereiche, Organisationstypen, Betriebsmodelle und tech- nologische Architekturen. – Die ITIL Web Support Services mit Zusatzprodukten, Prozessmodel- len, Templates und Studien. Ergänzt werden diese offiziellen Publikationen der OGC um eine allge- meine Einführung „The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]). 2.4.2 Service Strategy Im Zentrum des dargestellten Service Lifecycle steht die Phase Service Stra- tegy (vgl. [OGC, 2007a]). Hier werden die strategischen Entscheidungen getroffen. Es geht um das Design, die Entwicklung und Implementierung des Service Managements nicht nur im organisatorischen, sondern viel- mehr im strategischen Sinne. Service Management Richtlinien (Policies), Anleitungen und Prozesse über den gesamten ITIL Service-Lebenszyklus hinweg werden hier entwickelt und unterstützt. Service Strategy bildet im Kern des Kreislaufs das zentrale strategische Fundament für die Phasen Service Design, Service Transition, Service Operation und den alles umfassenden permanenten Verbesserungs- kreislaufs des Continual Service Improvement. 20
  • 32. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Service Lifecycle – Operational Service Lifecycle Prozessezb Governance Prozesse Service Continual Service Service Service Service Strategy Improvement Design Transition Operation IT Financial Management Demand Management Service Portfolio Service Service Catalogue Management Management Measurement Service Level Management Strategie Service Availability Management Generierung Reporting Capacity Management Service IT Service Continuity Management Improvement IT Security Management Supplier Management Transition Planning Change Management Service Asset and Configuration Management Release and Deployment Management Service Validation and Testing Evaluation Knowledge Management Event Management Incident Management Request Fulfilment Problem Management Access Management Common Service Operation Activities Abbildung 7: Service Lifecycle und Prozesse Ausgangspunkt der Phase Service Strategy sind die Identifizierung, Aus- wahl und Priorisierung von Geschäftschancen und Marktplätzen. Betrach- tungen und Analysen der Marktentwicklung und die Definition von Zie- len und Erwartungen führen zur Formulierung von Serviceleistungen gegenüber Kunden und Marktplätzen. Marktplätze sind nicht nur für IT Service Provider zu definieren, die ihre Leistungen auf dem Markt anbie- ten, sondern auch für interne IT-Bereiche. Hierzu gilt es, auch die Frage zu 21
  • 33. 2 IT Service Management beantworten: „Wie können wir uns von der Konkurrenz bzw. externen Dienstleistern abheben?“. Innerhalb der Service Strategy gilt es, auf Basis dieser Fragestellung geeig- nete Servicestrukturen zu entwickeln, die eigenen Stärken zu erkennen und kritisch zu prüfen, welche externen Leistungen einbezogen werden sollten. Heute kann keine IT-Organisation mehr alle Ressourcen und Fä- higkeiten mit eigenen Ressourcen produzieren. Es gilt demzufolge, durch die Konzentration auf die Alleinstellungsmerkmale und die Einbeziehung geeigneter Lieferanten (Supplier) zweckmäßige Servicestrukturen zu kon- zipieren. Mit Unterstützung des IT Financial Managements werden ein Serviceport- folio definiert und die Entwicklung eines Servicekatalogs vorbereitet. Hierzu werden vom IT Financial Management Kostenmodelle entwickelt sowie Return on Investment und Return on Value-Berechnungen angestellt. Unter Berücksichtigung der Aktivitäten im IT Financial Management kann die zuvor auf Seite 18 dargestellte „Abbildung 6: Integrierter Ablauf der Lifecycle Elemente“ aus dem Kapitel „2.4.1 ITIL und der Service Lifecyc- le“ nun wie folgt detailliert werden (Auszug aus der Darstellung in „The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]): Gelegenheiten und Grenzen Kostenmodelle Return on Investment Return on Value IT Financial Management Service Service Level Strategie Package Service Strategie Definition des Demand Entwicklung Portfolio Generierung Marktes Management Angebote Management Service Design Abbildung 8: Elemente Service Strategy Mit der ITIL V3 nimmt das Serviceportfolio eine wichtige Funktion im Service Management ein. Innerhalb der Service Strategy wird definiert, welche IT Services zur Unterstützung der Geschäftsprozesse zu liefern bzw. zu entwickeln sind. Diese IT Services werden im Serviceportfolio dokumentiert. Dagegen enthält der bereits aus ITIL V2 bekannte Service- katalog lediglich die IT Services, die sich in der Nutzung bzw. im Über- gang in die Betriebsumgebung befinden. 22
  • 34. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Innerhalb von Service Strategy gilt es, nicht nur zu entscheiden, welche IT Services zu liefern und zu entwickeln sind, sondern auch, welche IT Servi- ces außer Kraft gesetzt werden sollen. Auch diese IT Services sind dem Serviceportfolio zu entnehmen. Insbesondere die Entscheidung über und die Kennzeichnung der außer Kraft gesetzten IT Services sind für einen wirtschaftlichen IT-Betrieb wichtige Informationen, da die damit freige- setzten Ressourcen für andere IT Services zur Verfügung stehen und so ggf. zusätzliche Beschaffungen vermieden werden. Für das Serviceportfolio und die beschriebenen Phasen werden mit der ITIL V3 folgende Begriffe geprägt ([OGC, 2007a]): Serviceportfolio: Die Gesamtheit aller Services, die von einem Service Provider verwaltet werden. Das Serviceportfolio wird für das Management des gesamten Lebenszyklus aller Services genutzt. Es umfasst drei Kategorien: Servicepipeline (beantragt oder in der Entwicklung), Servicekatalog (Live oder bereit zum Deployment) und außer Kraft gesetzte Services. Servicepipeline: Eine Datenbank oder ein strukturiertes Dokument, in dem alle IT Services aufgelistet sind, die zur Diskussion stehen oder sich in der Entwicklung befinden und noch nicht für den Kunden verfügbar sind. Die Servicepipeline bietet einen Überblick über mögliche zukünftige IT Services und ist Teil des Serviceport- folios, das in der Regel nicht an die Kunden weitergegeben wird. Servicekatalog: Eine Datenbank oder ein strukturiertes Dokument mit Informationen zu allen Live IT Services, einschließlich der Services, die für das Deployment verfügbar sind. Der Servicekatalog ist der einzige Bestandteil des Serviceportfolios, der an die Kunden ausgehändigt wird. Er unterstützt den Vertrieb und die Bereitstel- lung von IT Services. Der Servicekatalog enthält Angaben zu Lieferergebnissen, Preisen, Bestellungen und Anfragen sowie Kontaktinformationen. Außerkraftsetzen: Die dauerhafte Entfernung eines IT Service oder eines anderen Configuration Items aus der Live-Umgebung. Das Außerkraftsetzen ist bei vielen Configuration Items Bestandteil des Lebenszyklus. Letztendlich ist jeder IT Service mit einem Status verknüpft, über den eine eindeutige Zuordnung möglich wird. Die folgende Abbildung 9 aus [KESS, 2007d] veranschaulicht diesen Zusammenhang: 23
  • 35. 2 IT Service Management Service Status: ¬ Requirements Service- ¬ Defined pipeline Service Lifecycle ¬ Analyzed Serviceportfolio ¬ Approved ¬ Chartered ¬ Designed ¬ Developed ¬ Built Service- ¬ Test katalog ¬ Released ¬ Operational ¬ Retired Außerkraft- gesetzte Services Abbildung 9: Serviceportfolio und die einzelnen Stati Die Definition des Serviceportfolios und dessen Integration in die aktuellen und zukünftigen Geschäftsprozesse ist eine der wichtigsten Aufgaben von Service Strategy. Auch Themen wie Organisationsentwicklung sowie Kosten- und Risikobe- trachtungen im Hinblick auf das Serviceportfolio werden angegangen. Neben dem Faktor operationelle Effizienz geht es entscheidend um ganz- heitliche, nachhaltige und effektvolle Entscheidungen und Leistungen und deren Entwicklung. Strategische Reviews helfen, Fähigkeiten zu verbes- sern, und tragen zum weiteren Ausbau von Geschäftsstrategien und -chancen bei. Das Fazit in einem kurzen Satz wäre wohl, die Service Strategy folgender- maßen zu formulieren: Erst das WAS, dann das WIE! Im gesamten Service Lifecycle wird eines sehr deutlich: die Ausrichtung der IT Services an den Anforderungen und am wirklichen Bedarf des Kun- den und seines Geschäftes. Dieses Ziel wird stringent verfolgt. IT Services werden auf die Business-Services fokussiert, damit deren Leistungen zur direkten Unterstützung der Geschäftsziele dienen. Business Service Manage- ment liefert hierfür ein Modell mit den entsprechenden Metriken (vgl. Abbildung 10). 24
  • 36. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Geschäftsprozess Nutzt den IT Service Integration in Geschäftsprozess Nimmt Leistungen in Anspruch ermöglicht Wertbeitrag IT Service IT Service Provider Fähigkeiten und Ressourcen IT-Infrastruktur Personen Configuration Items Organisation Anwendungen Andere Elemente Geld IT Service Prozesse Abbildung 10: Verbindung zwischen IT Service und Business-Service Business Service Management: „Ein Ansatz zur Verwaltung von IT Services, bei dem die unterstützten Business- Prozesse und der Geschäftswert berücksichtigt werden. Dieser Begriff bezeichnet darüber hinaus die Verwaltung von Business-Services, die für Business-Kunden bereitgestellt werden.“ Die mit der ITIL V3 verbundene Integration der IT Services in die Ge- schäftsprozesse des Kunden hat zu den bereits vorgestellten neuen Defini- tionen des Begriffs „Service“ bzw. „IT Service“ geführt. In diesen Definiti- onen wird zum Ausdruck gebracht, dass der IT Service einen Mehrwert für den Kunden erbringt. Die Service Level Agreements (SLAs) stellen hierzu einen wichtigen Bei- trag dar; wobei sicherzustellen ist, dass diese SLAs einen IT Service aus Sicht des Geschäftsprozesses beschreiben und nicht die Bereitstellung ei- nes technischen Systems wie den Betrieb eines SAP-Systems im Rechen- zentrum. Aber damit wird der Mehrwert für den Geschäftsprozess und den Kunden noch nicht dokumentiert, und die Gefahr besteht, dass die IT weiterhin als Kostenfaktor gesehen und ihre Bedeutung für den Ge- schäftsbetrieb nicht ausreichend herausgestellt wird. Mit ITIL V3 soll der für den Kunden generierte Mehrwert betrachtet wer- den. Hierzu werden mit der „Warranty“ (Gewährleistung) und „Utility“ (Nutzen) zwei Dimensionen beschrieben. 25
  • 37. 2 IT Service Management Service Utility: Die Funktionalität eines IT Service aus der Perspektive des Kunden. Der Business-Wert eines IT Service setzt sich aus dem Service Utility („was“ der Service tut) und der Service Warranty („wie gut“ der Service das ausführt) zusammen. Service Warranty: Die Zusicherung, dass ein IT Service den vereinbarten Anforderungen gerecht wird. Dabei kann es sich sowohl um eine formale Vereinbarung wie ein Service Level Agreement oder einen Vertrag, als auch um eine Marketingbotschaft oder ein bestimmtes Markenimage handeln. Der Business-Wert eines IT Service setzt sich aus dem Service Utility („was“ der Service tut) und der Service Warranty („wie gut“ der Service das ausführt) zusammen. Die Service Utility hilft dem Kunden in der Steigerung der Produktivität seiner Geschäftsprozesse, während die Service Warranty die notwendigen Voraussetzungen wie zum Beispiel Verfügbarkeit und Kapazität für den Betrieb spezifiziert. Der hier beschriebene Zusammenhang lässt sich wie folgt darstellen (Abbildung 11, aus [OGC, 2007a]): Utility Zweckmäßig? Unterstützt Leistung? Zwecke erfüllt? ODER Verschiebt Wertschaffend? Grenzen? W/F W/F UND Warranty W/F Anforderungen Verfügbar? erfüllt ? Kontinuität? UND W/F = wahr / falsch Kapazität? betriebsfähig? Sicherheit? Abbildung 11: Die Wertebetrachtung eines IT Service Wurde das Service Management bisher als taktische oder operative Auf- gabe angesehen, so stellt das Service Management jetzt einen geschlosse- nen Regelkreis dar, wobei die Phase Service Strategy die Basis bildet (siehe Abbildung 12, aus „Service Strategy“, [OGC, 2007a]). 26
  • 38. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Messung und Strategie Implementierung Bewertung Service Service Design Design Anforderungen Continual Service Service Service Strategy Service Transition Improvement Transition •Service Portfolio Anforderungen •Service Katalog Service Service Operation Operation Messung Anforderungen und Bewertung Abbildung 12: Service Strategy als Basis für den Service Lifecycle 2.4.3 Service Design Dieses Buch (vgl. [OGC, 2007b]) trägt den Untertitel „Building structural service integrity“, was sehr prägnant die Zielsetzung dieser Phase des Service Lifecycle wiedergibt. Die Integrität des Service wird aber nicht nur von der eingesetzten Technologie gewährleistet, sondern auch von den damit in Verbindung stehenden Prozessen. Beim Service Design sind die folgenden fünf Aspekte zu betrachten: – Das Design der IT Services einschließlich aller funktionellen Erfor- dernisse, Ressourcen und Fähigkeiten – Das Design von Service Management Systemen und Tools, insbe- sondere des Serviceportfolios für das Management und die Steue- rung der IT Services während des gesamten Lebenszyklus – Das Design der technologischen Architekturen und der Manage- mentsysteme, die erforderlich sind, um den IT Service bereitzu- stellen – Das Design der Prozesse, die benötigt werden zum Design, Transi- tion, Operation und Improvement der IT Services 27
  • 39. 2 IT Service Management – Das Design der Messsysteme und Metriken der IT Services, der Ar- chitekturen, ihrer verbundenen Komponenten und der Prozesse selbst. ITIL spricht hier von einem ereignisgesteuerten Ansatz, in dem für jeden der genannten Aspekte die gewünschten und geplanten Ergebnisse defi- niert werden, so dass der gelieferte IT Service den Erwartungen der Kun- den und Benutzer entspricht. Ausgehend von den strategischen Zielen, die in der Phase Service Strategy definiert wurden, findet hier die Transformation zu einem Portfolio von IT Services statt. Wichtigstes Ergebnis dieser Stufe ist das Design einer effek- tiven und effizienten Service-Lösung. Die sich ständig verändernden An- forderungen des Business und der IT erfordern eine ständige Interaktion mit allen anderen Bereichen und Prozessen. Abbildung 13 verdeutlicht dies. Beim Design werden diese Bereiche und Prozesse in den Service Design-Aktivitäten berücksichtigt, um alle Service- Lösungen mit existierenden Lösungen konsistent und kompatibel zu ge- stalten. Service Service Strategy Level Package Verhandeln/ Service Service- Supplier Design Lösung Vereinbaren Level katalog Management Management Management Service Service Design Design Package Design ausgewogener Zuverlässigkeit Anforderungen Messsysteme Architektur Compliance Availability Capacity Security Continuity Service Transition Abbildung 13: Service Design Aufgaben und Einbindung Dies beinhaltet auch Änderungen und Verbesserungen, die notwendig werden, um sowohl den Wert der IT Services für den Kunden über den Lebenszyklus der IT Services hinweg zu erhalten, als auch die Kontinuität der IT Services, das Erreichen der Service-Qualität (Service Level-Ziele) und die Konformität zu Standards und Regeln. 28
  • 40. 2.4 Die Struktur gemäß ITIL Version 3 Die Aufgaben des Service Design und die Einbindung in den Service Life- cycle stellen sich wie in Abbildung 13 dar (Auszug aus der Darstellung in „The Official Introduction to Service Lifecycle“ ([OGC, 2007e]). Bevor ein neuer IT Service oder eine Änderung an einem bestehenden IT Service entwickelt wird, sind die damit verbundenen Kundenanforderun- gen aufzunehmen und zu analysieren. Eine damit verbundene Aufgabe ist die Analyse der bestehenden Fähigkeiten innerhalb der eigenen Organisa- tion. Der Begriff der Fähigkeiten ist hier im Kontext zur Begriffsdefinition gemäß ITIL V3 zu verstehen: Fähigkeit (Capability): Die Fähigkeit einer Organisation, einer Person, eines Prozesses, einer Anwendung, eines Configuration Item oder eines IT Service zur Durchführung einer Aktivität. Fähigkeiten gehören zu den nicht greifbaren Assets einer Organisation. Gibt es zwischen bestehenden Fähigkeiten und den notwendigen Fähig- keiten für den neuen bzw. zu ändernden IT Service Diskrepanzen, so sind geeignete Maßnahmen zu konzipieren. Dabei ist es nicht unbedingt erfor- derlich, die notwendigen Fähigkeiten innerhalb der eigenen IT-Organisati- on aufzubauen. Die zusätzlichen Fähigkeiten können auch extern bezogen werden. Innerhalb von Service Design werden hierzu „Delivery Model Options“ zur Integration von externen Lieferanten und Partnern beschrie- ben. Serviceportfolio Servicekatalog(e) • Beschreibung • Services • Wertbeitrag • Unterstützte Produkte • Geschäftspläne • Richtlinien (Policies) (Business Cases) • Bestellung und • Prioritäten erforderliche Prozesse • Risiken • Unterstützte Liefer- und • Angebote und Zahlungsbedingungen Einheiten • Eingangspunkt und • Kosten und Eskalationen Preisgestaltung • Preisgestaltung und Verrechnung Abbildung 14: Vom Serviceportfolio zum Servicekatalog 29