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S E R V I C E106
Gesundheitsprojekt für Bankmitarbeitende:
Alle profitieren
Die Anforderungen in der Arbeitswelt steigen kon-
tinuierlich. Als Folge davon leiden viele Arbeitneh-
mende unter Stress. Dies nicht ohne wirtschaftliche
Folgen, wie Studien zeigen. Die Neue Aargauer
Bank hat ein Gesundheitsprogramm lanciert, um
gezielt in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu
investieren. / Von Jeannette Rennhard*
S E R V I C E 107
Regeneration und kann die Freizeit unbe-
schwerter geniessen.
Das individuelle Verhalten ändern
Schwerpunkt des Projektes ist eine Verän-
derung des individuellen Verhaltens. Und
weil solche Veränderungen dauern, ist das
Programm auch auf drei Jahre angelegt,
von 2007 bis Ende 2009. Während dieser
Zeit können die Mit-
arbeitenden diverse
Kurse zu denThemen
Entspannung, Bewe-
gung und Ernährung
besuchen. Das Ziel
ist, dass möglichst
viele an einem Kurs teilnehmen, doch ist
die Teilnahme freiwillig.
Untersuchungen zeigen, dass das Verhalten
der Geschäftsleitung und der Vorgesetzten
grossen Einfluss auf den Erfolg eines Ge-
sundheitsprogrammes hat. Deshalb, und
auch um ihr eigenes Wohlbefinden zu stei-
gern, gehen die Geschäftsleitung und die
Vorgesetzten mit gutem Beispiel voran. So
besucht beispielsweise der CEO die Regio-
nen und unternimmt mit Mitarbeitenden
unter der Bezeichnung «Walk &Talk»Wal-
king-Ausflüge. Positiv auf den Erfolg wirkt
sich sicher auch die grosszügige finanziel-
le Unterstützung der Neuen Aargauer Bank
aus. Doch auch die Mitarbeitenden leisten
einen finanziellen Beitrag. Eigenverant-
wortung wird gross geschrieben und ist ein
Schlüsselfaktor für eine nachhaltige Ver-
haltensänderung. FinanzielleAnreize allein
genügen nicht.
Entspannung direkt am
Arbeitsplatz
Die meisten Mitarbeitenden der Neuen
Aargauer Bank verfügen über einen PC-
Zugang. Der Einsatz eines Online-Gesund-
heitsportals bot sich deshalb an. Das Portal
kann von allen Mitarbeitenden benutzt wer-
den, und zwar sowohl am Arbeitsplatz wie
auch zu Hause. Das Führen eines Gesund-
heitstagebuches hilft, die gesteckten Ziele
zu erreichen. Sogenannte Mikropausen er-
innern daran, die Arbeit kurz zu unterbre-
chen und sich einige Minuten Zeit zu neh-
men für wirksame Entspannungsübungen
direkt am Arbeitsplatz. Weitere Aktionen
wie der monatliche «Apfel-Tag», rufen den
Mitarbeitenden NABalance auf sympathi-
sche Weise in Erinnerung. Ein umfangrei-
ches Sportangebot über Mittag, gesunde
Rund 22 Prozent aller Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer aus 27 europäi-
schen Ländern leiden unter Stress am Ar-
beitsplatz. Dies zeigt der Bericht «Fourth
European Working Conditions Survey»,
eine Studie der European Foundation for
the Improvement of Living and Working
Conditions aus dem Jahr 2007. Für die
Schweiz hat das Staatssekretariat für Wirt-
schaft (Seco) unter
dem Titel «Die Kosten
von Stress in der
Schweiz» bereits vor
vier Jahren errechnet,
dass Herz-Kreislauf-
Erkrankungen, ausge-
löst durch Stress am Arbeitsplatz, rund 620
Millionen Franken Kosten verursachen.
Alarmiert durch diese Zahlen, aber auch
aufgrund der Erkenntnis, dass sich Inves-
titionen in die Gesundheit der Mitarbei-
tenden lohnen, hat die Neue Aargauer
Bank (NAB) die Situation untersucht. In
Zusammenarbeit mit der Fit im Job AG
und dem Institut für betriebliche Gesund-
heitsförderung iBGF GmbH hat sie eine
breit angelegte, anonyme Umfrage durch-
geführt. Die Befragung fokussierte auf die
drei Themenbereiche Gesundheitsverhal-
ten, Gesundheitszustand und psychische
Beanspruchung. Das Resultat ist typisch
für ein Dienstleistungsunternehmen wie
die Neue Aargauer Bank: Vielen Mitarbei-
tenden gelingt es nicht mehr, sich in der
Freizeit genügend zu erholen. Ständige
Müdigkeit und Zerschlagenheit sind die
Folgen. Probleme mit der Bewegung und
Ernährung folgten erst an zweiter Stelle.
Die Neue Aargauer Bank hat gehandelt
und unter der Bezeichnung NABalance
ein dreijähriges Gesundheitsprojekt
lanciert.
Ziele
Das Projekt hat die Erhaltung und Förde-
rung der Gesundheit aller Mitarbeitenden
zum Ziel. Die Mitarbeitenden werden über
die drei Themenbereiche Bewegung, Er-
nährung und Entspannung informiert, die
für das Wohlbefinden besonders wichtig
sind. Das Unternehmen verspricht sich
vom Gesundheitsprojekt eine direkte Moti-
vations- und Leistungssteigerung bei den
Mitarbeitenden. Das Programm wirkt aber
nicht nur amArbeitsplatz. Die Mitarbeiten-
den profitieren auch privat davon. Wer sich
im Job fit fühlt, braucht weniger Zeit für die
Foto:CharlyRappo/arkive.ch
«Walk & Talk mit dem CEO»
wurde dank dem Gesundheits-
programm lanciert.»
Vor allem in
Dienstleistungs-
betrieben gelingt
es Mitarbeitern oft
nicht mehr, sich
in der Freizeit ge-
nügend zu erholen.
S E R V I C E 109
Zwischenverpflegung an Sitzungen und
Workshops oder finanzielle Beiträge an
Fitnessabonnements zeigen, dass es der
Geschäftsleitung ernst ist mit der Gesund-
heit ihrer Mitarbeitenden. Sehr gut kommt
auch der Wasserkrug an, den alle Mitarbei-
tenden erhalten. Er regt an, regelmässig und
genügend Wasser zu trinken.
Gesundheitsförderung macht sich
bezahlt
Das HR-Management ist überzeugt, dass
sich ein attraktiv ausgestaltetes, von der Be-
legschaft akzeptiertes Gesundheitsförde-
rungsprogramm bezahlt macht. Momentan
sind noch keine Vergleichszahlen verfüg-
bar. Das HRM rechnet jedoch damit, dass
Anfang 2008 folgende Vergleiche vorge-
nommen werden können:
– Abnahme der Fehlzeiten (Krankheitsta-
ge: Die Krankheitstage werden mit Daten
des Vorjahres verglichen).
– Gesteigerte Dienstleistungsqualität: Eine
standardisierte und anonymisierte jährli-
che Kundenumfrage liefert Vergleichs-
werte.
– Erhöhte Arbeitsproduktivität: Ein Ver-
gleich der Produktivitätszahlen pro Kopf
wird gemacht.
– Erhöhtes Engagement: Im nächsten Jahr
wird eine erneute Mitarbeiterbefragung
den Engagementwert erheben.
Alle diese Werte werden von vielen Fakto-
ren beeinflusst. Welchen Anteil davon das
*Jeannette Renn-
hard ist stellver-
tretende Leiterin
HR-Management
der Neuen
Aargauer Bank und
Leiterin der HR-
Administration.
Die Vizedirektorin ist seit zwölf Jahren
im HRM bei der NAB tätig. Die studierte
Betriebswirtschafterin, Vertiefung Human
Resources Management der FHNW, ab-
solvierte das Nachdiplomstudium «Exe-
cutive Master of Social Insurance Ma-
nagement» an der Hochschule Luzern.
jeannette.rennhard@nab.ch
tik eingeführt und konnte anschliessend
als Botschafter für das Projekt auftreten.
– Die Führungskräfte nehmen eineVorbild-
funktion wahr: An den dezentralen Prä-
sentationen waren das zuständige Ge-
schäftsleitungsmitglied sowie das obere
Führungskader anwesend.
– Die Mitarbeitenden werden bei der Aus-
gestaltung einbezogen: Das Projektteam
wurde bewusst so zusammengestellt,
dass Männer, Frauen, Jung und Alt, Mit-
arbeiter und Direktionsmitglied sowie
sportliche wie auch offensichtliche Be-
wegungsmuffel dabei sind.
– Es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit: Da-
mit eine längerfristige Wirkung erzielt
werden kann, muss die Teilnahme frei-
willig sein. Die Mitarbeitenden müssen
aus eigener Überzeugung mitmachen
wollen. Die Neue Aargauer Bank will ih-
nen einfach die Möglichkeit dazu geben.
«Das Gesundheitsportal bietet
auf dem Intranet Entspannungsübungen
am Arbeitsplatz an.»
Gesundheitsprogramm ausmacht, wird
kaum exakt erhoben werden können. Aller-
dings wird Ende 2008 mit einer Umfrage
das Gesundheitsbefinden bei den Mitarbei-
tenden erneut erfasst. Veränderungen im
Gesundheitsverhalten und -befinden insge-
samt werden das Bild vervollständigen.
Nebst dem teilweise messbaren Nutzen hat
ein Gesundheitsprogramm eine weitere po-
sitiveAuswirkung: Die Mitarbeitenden wer-
den allgemein zu einem gesünderenVerhal-
ten animiert und dies führt zu einem besse-
renWohlbefinden. Dies allein könnte bereits
Belohnung genug sein. Denn dadurch steigt
die Lebens- und Arbeitsfreude, dies verbes-
sert die Kommunikation und trägt damit zu
einem besseren Arbeitsklima bei, was sich
wiederum positiv auf das Verhalten gegenü-
ber den Kunden und damit den Erfolg der
Bank auswirkt. Bis zum Ablauf des Pro-
gramms im Jahr 2009 sind noch einige
Aktionen geplant, damit das Programm zu
einem nachhaltigen Erfolg und zu einer
dauerhaften Verhaltensänderung führt.
Die Erfolgskriterien
Für den Erfolg eines betrieblichen Gesund-
heitsförderungsprogramms sind folgende
Punkte wichtig:
– Die Geschäftsleitung ist vom Nutzen
überzeugt und unterstützt das Gesund-
heitsförderungsprogramm: Das ganze
Management der NAB wurde an einer
halbtägigen Veranstaltung in die Thema-

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Gesundheitsprogramm für Bankmitarbeiter

  • 1. S E R V I C E106 Gesundheitsprojekt für Bankmitarbeitende: Alle profitieren Die Anforderungen in der Arbeitswelt steigen kon- tinuierlich. Als Folge davon leiden viele Arbeitneh- mende unter Stress. Dies nicht ohne wirtschaftliche Folgen, wie Studien zeigen. Die Neue Aargauer Bank hat ein Gesundheitsprogramm lanciert, um gezielt in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu investieren. / Von Jeannette Rennhard*
  • 2. S E R V I C E 107 Regeneration und kann die Freizeit unbe- schwerter geniessen. Das individuelle Verhalten ändern Schwerpunkt des Projektes ist eine Verän- derung des individuellen Verhaltens. Und weil solche Veränderungen dauern, ist das Programm auch auf drei Jahre angelegt, von 2007 bis Ende 2009. Während dieser Zeit können die Mit- arbeitenden diverse Kurse zu denThemen Entspannung, Bewe- gung und Ernährung besuchen. Das Ziel ist, dass möglichst viele an einem Kurs teilnehmen, doch ist die Teilnahme freiwillig. Untersuchungen zeigen, dass das Verhalten der Geschäftsleitung und der Vorgesetzten grossen Einfluss auf den Erfolg eines Ge- sundheitsprogrammes hat. Deshalb, und auch um ihr eigenes Wohlbefinden zu stei- gern, gehen die Geschäftsleitung und die Vorgesetzten mit gutem Beispiel voran. So besucht beispielsweise der CEO die Regio- nen und unternimmt mit Mitarbeitenden unter der Bezeichnung «Walk &Talk»Wal- king-Ausflüge. Positiv auf den Erfolg wirkt sich sicher auch die grosszügige finanziel- le Unterstützung der Neuen Aargauer Bank aus. Doch auch die Mitarbeitenden leisten einen finanziellen Beitrag. Eigenverant- wortung wird gross geschrieben und ist ein Schlüsselfaktor für eine nachhaltige Ver- haltensänderung. FinanzielleAnreize allein genügen nicht. Entspannung direkt am Arbeitsplatz Die meisten Mitarbeitenden der Neuen Aargauer Bank verfügen über einen PC- Zugang. Der Einsatz eines Online-Gesund- heitsportals bot sich deshalb an. Das Portal kann von allen Mitarbeitenden benutzt wer- den, und zwar sowohl am Arbeitsplatz wie auch zu Hause. Das Führen eines Gesund- heitstagebuches hilft, die gesteckten Ziele zu erreichen. Sogenannte Mikropausen er- innern daran, die Arbeit kurz zu unterbre- chen und sich einige Minuten Zeit zu neh- men für wirksame Entspannungsübungen direkt am Arbeitsplatz. Weitere Aktionen wie der monatliche «Apfel-Tag», rufen den Mitarbeitenden NABalance auf sympathi- sche Weise in Erinnerung. Ein umfangrei- ches Sportangebot über Mittag, gesunde Rund 22 Prozent aller Arbeitnehmerin- nen und Arbeitnehmer aus 27 europäi- schen Ländern leiden unter Stress am Ar- beitsplatz. Dies zeigt der Bericht «Fourth European Working Conditions Survey», eine Studie der European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions aus dem Jahr 2007. Für die Schweiz hat das Staatssekretariat für Wirt- schaft (Seco) unter dem Titel «Die Kosten von Stress in der Schweiz» bereits vor vier Jahren errechnet, dass Herz-Kreislauf- Erkrankungen, ausge- löst durch Stress am Arbeitsplatz, rund 620 Millionen Franken Kosten verursachen. Alarmiert durch diese Zahlen, aber auch aufgrund der Erkenntnis, dass sich Inves- titionen in die Gesundheit der Mitarbei- tenden lohnen, hat die Neue Aargauer Bank (NAB) die Situation untersucht. In Zusammenarbeit mit der Fit im Job AG und dem Institut für betriebliche Gesund- heitsförderung iBGF GmbH hat sie eine breit angelegte, anonyme Umfrage durch- geführt. Die Befragung fokussierte auf die drei Themenbereiche Gesundheitsverhal- ten, Gesundheitszustand und psychische Beanspruchung. Das Resultat ist typisch für ein Dienstleistungsunternehmen wie die Neue Aargauer Bank: Vielen Mitarbei- tenden gelingt es nicht mehr, sich in der Freizeit genügend zu erholen. Ständige Müdigkeit und Zerschlagenheit sind die Folgen. Probleme mit der Bewegung und Ernährung folgten erst an zweiter Stelle. Die Neue Aargauer Bank hat gehandelt und unter der Bezeichnung NABalance ein dreijähriges Gesundheitsprojekt lanciert. Ziele Das Projekt hat die Erhaltung und Förde- rung der Gesundheit aller Mitarbeitenden zum Ziel. Die Mitarbeitenden werden über die drei Themenbereiche Bewegung, Er- nährung und Entspannung informiert, die für das Wohlbefinden besonders wichtig sind. Das Unternehmen verspricht sich vom Gesundheitsprojekt eine direkte Moti- vations- und Leistungssteigerung bei den Mitarbeitenden. Das Programm wirkt aber nicht nur amArbeitsplatz. Die Mitarbeiten- den profitieren auch privat davon. Wer sich im Job fit fühlt, braucht weniger Zeit für die Foto:CharlyRappo/arkive.ch «Walk & Talk mit dem CEO» wurde dank dem Gesundheits- programm lanciert.» Vor allem in Dienstleistungs- betrieben gelingt es Mitarbeitern oft nicht mehr, sich in der Freizeit ge- nügend zu erholen.
  • 3. S E R V I C E 109 Zwischenverpflegung an Sitzungen und Workshops oder finanzielle Beiträge an Fitnessabonnements zeigen, dass es der Geschäftsleitung ernst ist mit der Gesund- heit ihrer Mitarbeitenden. Sehr gut kommt auch der Wasserkrug an, den alle Mitarbei- tenden erhalten. Er regt an, regelmässig und genügend Wasser zu trinken. Gesundheitsförderung macht sich bezahlt Das HR-Management ist überzeugt, dass sich ein attraktiv ausgestaltetes, von der Be- legschaft akzeptiertes Gesundheitsförde- rungsprogramm bezahlt macht. Momentan sind noch keine Vergleichszahlen verfüg- bar. Das HRM rechnet jedoch damit, dass Anfang 2008 folgende Vergleiche vorge- nommen werden können: – Abnahme der Fehlzeiten (Krankheitsta- ge: Die Krankheitstage werden mit Daten des Vorjahres verglichen). – Gesteigerte Dienstleistungsqualität: Eine standardisierte und anonymisierte jährli- che Kundenumfrage liefert Vergleichs- werte. – Erhöhte Arbeitsproduktivität: Ein Ver- gleich der Produktivitätszahlen pro Kopf wird gemacht. – Erhöhtes Engagement: Im nächsten Jahr wird eine erneute Mitarbeiterbefragung den Engagementwert erheben. Alle diese Werte werden von vielen Fakto- ren beeinflusst. Welchen Anteil davon das *Jeannette Renn- hard ist stellver- tretende Leiterin HR-Management der Neuen Aargauer Bank und Leiterin der HR- Administration. Die Vizedirektorin ist seit zwölf Jahren im HRM bei der NAB tätig. Die studierte Betriebswirtschafterin, Vertiefung Human Resources Management der FHNW, ab- solvierte das Nachdiplomstudium «Exe- cutive Master of Social Insurance Ma- nagement» an der Hochschule Luzern. jeannette.rennhard@nab.ch tik eingeführt und konnte anschliessend als Botschafter für das Projekt auftreten. – Die Führungskräfte nehmen eineVorbild- funktion wahr: An den dezentralen Prä- sentationen waren das zuständige Ge- schäftsleitungsmitglied sowie das obere Führungskader anwesend. – Die Mitarbeitenden werden bei der Aus- gestaltung einbezogen: Das Projektteam wurde bewusst so zusammengestellt, dass Männer, Frauen, Jung und Alt, Mit- arbeiter und Direktionsmitglied sowie sportliche wie auch offensichtliche Be- wegungsmuffel dabei sind. – Es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit: Da- mit eine längerfristige Wirkung erzielt werden kann, muss die Teilnahme frei- willig sein. Die Mitarbeitenden müssen aus eigener Überzeugung mitmachen wollen. Die Neue Aargauer Bank will ih- nen einfach die Möglichkeit dazu geben. «Das Gesundheitsportal bietet auf dem Intranet Entspannungsübungen am Arbeitsplatz an.» Gesundheitsprogramm ausmacht, wird kaum exakt erhoben werden können. Aller- dings wird Ende 2008 mit einer Umfrage das Gesundheitsbefinden bei den Mitarbei- tenden erneut erfasst. Veränderungen im Gesundheitsverhalten und -befinden insge- samt werden das Bild vervollständigen. Nebst dem teilweise messbaren Nutzen hat ein Gesundheitsprogramm eine weitere po- sitiveAuswirkung: Die Mitarbeitenden wer- den allgemein zu einem gesünderenVerhal- ten animiert und dies führt zu einem besse- renWohlbefinden. Dies allein könnte bereits Belohnung genug sein. Denn dadurch steigt die Lebens- und Arbeitsfreude, dies verbes- sert die Kommunikation und trägt damit zu einem besseren Arbeitsklima bei, was sich wiederum positiv auf das Verhalten gegenü- ber den Kunden und damit den Erfolg der Bank auswirkt. Bis zum Ablauf des Pro- gramms im Jahr 2009 sind noch einige Aktionen geplant, damit das Programm zu einem nachhaltigen Erfolg und zu einer dauerhaften Verhaltensänderung führt. Die Erfolgskriterien Für den Erfolg eines betrieblichen Gesund- heitsförderungsprogramms sind folgende Punkte wichtig: – Die Geschäftsleitung ist vom Nutzen überzeugt und unterstützt das Gesund- heitsförderungsprogramm: Das ganze Management der NAB wurde an einer halbtägigen Veranstaltung in die Thema-