Eine gute Krisenkommunikation ist für Unternehmen, die sich in sozialen Netzwerken präsentieren, von großer Bedeutung - und zwar nicht erst, wenn es zum Shitstorm kommt. Vor allem in dieser Zeit, in der die Flüchtlingskrise zu großen Diskussionen führt und der Hass im Netz überhand nimmt, gerät man schnell in eine Krise, ohne selbst Fehler gemacht zu haben. Wie sieht gute Krisenkommunikation aus und welche Strategien kann man gegen Hass im Netz verfolgen?
Die Folien zu meinem Vortrag auf dem #SMTChemnitz - dem Social Media Talk Chemnitz - am 9.9.2015
4. „Ein Shitstorm ist ein Prozess, bei dem User das Verhalten initiieren
oder adaptieren ein offizielles Social Media Profil zu stürmen und
zu besetzen.
Das so attackierte Social Media Profil ist offizielles, virtuelles Terrain
einer bestimmten Person, Organisation oder einer Marke, die
eines bestimmten Fehltritts bezichtigt wird.
Während der Zeit des Shitstorms wird das attackierte Profil mit
einer gewaltigen, unnormalen Anzahl von kritischen und
aggressiven Kommentaren übersät.
Mit dieser Kommentarmasse versuchen die attackierenden User
das Verhalten der betroffenen Person, Organisation oder Marke
zu hinterfragen, zu kritisieren, kontrovers zu diskutieren, publik zu
machen und dessen Image negativ zu beeinflussen.
Mit den letzteren beiden Absichten zielen die attackierenden
User darauf ab, Druck aufzubauen, eine Reaktion auf dem
betroffenen Profil zu erzwingen und gegebenenfalls das
Verhalten der hinter dem Profil stehenden Person, Organisation
oder Marke zu ändern.“
(Tim Ebner, fb/ShitstormSchnueffler)
#SMTChemnitz medienspinnerei @falkgruner
5. Shitstorm, der
schnelle Verbreitung in kürzester Zeit
viele kritische Kommentare
zum Teil beleidigend
deutlich höhere Zahl als Tagesdurchschnitt
Mitläufer ohne direkten Bezug zum eigentlichen
Problem
#SMTChemnitz medienspinnerei @falkgruner
20. „Hass gab es natürlich
schon immer. Aber zu den
größten Problemen des
Netzes gehört, dass die
digitale Version des Hasses
ausgerechnet um den Teil
reduziert ist, der für den
Hassenden anstrengend ist:
die Konfrontation von
Angesicht zu Angesicht.“
(Sascha Lobo)
#SMTChemnitz medienspinnerei @falkgruner
22. Hassrede (Hate Speech)
Ausländer raus!
Indirekte Hassrede
Asylrecht gehört abgeschafft!
Uniformierte Aussagen
Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg!
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/hatespeech.pdf
#SMTChemnitz medienspinnerei @falkgruner
23. Was tun gegen Hass im Netz (1/2)
Ignorieren & Melden
Vorteil: weniger Aufmerksamkeit und evtl. Löschung
Beitrag / Profil
Nachteil: Hassrede bleibt bis zur Löschung online
Diskutieren
Vorteil: entkräftet Stammtischparolen und regt zum
Nachdenken an
Nachteil: kostet Zeit und Nerven
http://philippsteuer.de/asoziale-netzwerke-fremdenhass-umgang/
#SMTChemnitz medienspinnerei @falkgruner
26. „Ja, wir haben Fehler gemacht!“
„Facebook ist sich seiner besonderen Verantwortung
bewusst.“
„Die Lösung kann nicht sein, dass man Menschen das
Sprachrohr nimmt.“
(Tina Kulow & Eva-Maria Kirschsieper, Sprecherin Facebook Deutschland)
http://t3n.de/news/facebook-hatespeech-fehler-gemacht-637860/
#SMTChemnitz medienspinnerei @falkgruner
27. Was tun gegen Hass im Netz (2/2)
Ironisieren
Vorteil: Argumente wirken absurd und lächerlich
Nachteil: fördert Diskussion nicht und könnte
Aggressivität weiter anheizen
http://philippsteuer.de/asoziale-netzwerke-fremdenhass-umgang/
#SMTChemnitz medienspinnerei @falkgruner
Erster Shitstorm
2005 postete der Blogger und Journalistik-Dozent Jeff Jarvis seinen Unmut über die Produkte und den Kundenservice des Computer-Herstellers Dell.
Das Unternehmen nahm die Wirkung des Bloggers nicht ernst
und wurde anschließend von einer wahren Flut enttäuschter Kunden überrascht.
Der Shitstorm ist heute unter dem Namen „Dell Hell" bekannt.
Erste Nennung in Deutschland Anfang 2010
Alle anderen nennen es (social) media shitstorm
Shitstorm allg. = unangenehme Situation
Prozess
offizielles Profil zu stürmen
hohe Anzahl Kommentare – Flut
Verhalten und Image diskutieren und negativ beeinflussen
DRUCK
Verhalten ändern
Angriff ist gezielt, mit Intention
Shitstorm entsteht daraus – oder auch nicht
Auslöser:
Kunde ist enttäuscht
Unternehmen verletzt ethische oder moralische Standards
Auftreten ist unprofessionell oder missverständlich
Verleugnung und Vertuschungen
Gruppen benachteiligt (Vegetarier, CFC-Fans, Bürgerbewegung)
Es gibt viele Auslöser für einen Shitstorm
Manche verantwortet man selbst
Manche nicht
Objektivität spielt währenddessen keine Rolle
Gewinnspiel auf Webseite von Malaysia Airlines
Aufruf an Kunden, „Bucket List“ zu erstellen (Dinge, die man unbedingt vor seinem Tod erleben will.)
Am 08.03.2014 verschwindet Flug MH370
Am 17.07.2014 wird Flug MH17 abgeschossen
4 Wochen früher oder später hätten sich vielleicht nur noch wenige daran gestört…
Panik bei TV Movie
kritische Kommentare wurden gelöscht, an Seite konnte nicht mehr gepostet werden
#whyistayed und #whyileft wurden genutzt, um über persönliche Erfahrungen mit häuslicher Gewalt zu sprechen.
ehrlich:
Entschuldigung wenn notwendig / nächste Schritte erläutern / nicht zu viel versprechen / offen für Kritik und Feedback
Schnell aber in Ruhe:
nicht im Affekt / deeskalierend / keine Beschimpfung
persönlich:
keine Phrasen / direkter Dialog mit Kritikern und Unterstützern / konkrete Antworten / nie gegen Schwächere
transparent:
„Wir kümmern uns“ / Lösung öffentlich zeigen / was kann geändert werden, was nicht / nichts vertuschen, beschwichtigen, verharmlosen / keine Zensur
plus: Humor, Kreativität
da ist aktuell jeder schnell in der Krisenkommunikation -> eigene Meinung definieren, Standpunkt klären, durchziehen
Hass gehört zur Menschheit
die Sache mit der Identität
Vermutung: Bald nur bestätigte Accounts, überall Klarnamenpflicht -> komplette Abschaffung von Anonymität im Internet
Direkte Hassrede, die zu Taten aufruft
Hier geht es um gefährliche, konkrete politische Hetze, die zu direkten Taten aufruft. Eine Debatte ist kaum möglich, da der Hetzende sehr festgefahren in seiner Meinung scheint.
Indirekte Hassrede
Auf den ersten Blick handelt es sich hierbei nicht um die gefährliche, konkrete Hetze. Denkt man jedoch die Aussagen zu enden, landet man bei ähnlichen “Lösungen”, wie beim direkten Hass.
Stammtisch-Parolen
Solche Aussagen basieren meist auf falschem Wissen und können mit ein wenig Aufklärung direkt außer Kraft gesetzt werden.
Beispiel: Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg!
Immer melden!
Im Ernstfall auch der Polizei
Facebook-Möglichkeiten:
Begriffe blockieren / Filter für vulgäre Ausdrücke aktivieren / Personen sperren / Personen melden / Hausordnung aka Netiquette
Hate Speech Gipfel zwischen Facebook und Journalisten am Montag
Facebook sei aber nicht dafür verantwortlich, was in der deutschen Gesellschaft derzeit passiert.
Keine Handlungsempfehlung, aber großes Tennis
für Seiten und Profile -> eigene Meinung definieren, Standpunkt klären, durchziehen
einmischen, Meinung äußern, aktiv werden
online und offline! online gesperrter Hass ist offline immer noch da…