2. Dieser Bericht beruht auf einem Stammdatensatz, der von der Interinstitutionellen und Sachver-
ständigengruppe über die Indikatoren für die Millenniums-Entwicklungsziele unter der Führung
der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten im Sekretariat der Vereinten
Nationen zusammengestellt wurde. Damit wurde dem Wunsch der Generalversammlung nach
einer regelmäßigen Fortschrittsbewertung hinsichtlich der Ziele entsprochen. Die Gruppe besteht
aus Vertretern der nachstehend aufgeführten internationalen Organisationen, zu deren Aufgaben
die Erstellung einer oder mehrerer der statistischen Indikatorreihen gehört, die für die Über-
wachung des Umsetzungsstands der Ziele für geeignet befunden wurden. Weitere Beiträge stamm-
ten von Statistikern einzelner Länder sowie von externen sachverständigen Beratern.
INTERNATIONALE ARBEITSORGANISATION
ERNÄHRUNGS– UND LANDWIRTSCHAFTSORGANISATION DER VEREINTEN NATIONEN
ORGANISATION DER VEREINTEN NATIONEN FÜR BILDUNG; WISSENSCHAFT UND KULTUR
ORGANISATION DER VEREINTEN NATIONEN FÜR INDUSTRIELLE ENTWICKLUNG
WELTGESUNDHEITSORGANISATION
WELTBANK
INTERNATIONALER WÄHRUNGSFONDS
INTERNATIONALE FERNMELDEUNION
WIRTSCHAFTSKOMMISSION FÜR AFRIKA
WIRTSCHAFTSKOMMISSION FÜR EUROPA
WIRTSCHAFTSKOMMISSION FÜR LATEINAMERIKA UND DIE KARIBIK
WIRTSCHAFTS– UND SOZIALKOMMISSION FÜR ASIEN UND DEN PAZIFIK
WIRTSCHAFTS– UND SOZIALKOMMISSION FÜR WESTASIEN
GEMEINSAMES PROGRAMM DER VEREINTEN NATIONEN FÜR HIV/AIDS
KINDERHILFSWERK DER VEREINTEN NATIONEN
HANDELS– UND ENTWICKLUNGSKONFERENZ DER VEREINTEN NATIONEN
ENTWICKLUNGSFONDS DER VEREINTEN NATIONEN FÜR DIE FRAU
ENTWICKLUNGSPROGRAMM DER VEREINTEN NATIONEN
UMWELTPROGRAMM DER VEREINTEN NATIONEN
RAHMENÜBEREINKOMMEN DER VEREINTEN NATIONEN ÜBER KLIMAÄNDERUNGEN
AMT DES HOHEN FLÜCHTLINGSKOMMISSARS DER VEREINTEN NATIONEN
PROGRAMM DER VEREINTEN NATIONEN FÜR MENSCHLICHE SIEDLUNGEN
BEVÖLKERUNGSFONDS DER VEREINTEN NATIONEN
INTERNATIONALES HANDELSZENTRUM
INTERPARLAMENTARISCHE UNION
ORGANISATION FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG
WELTHANDELSORGANISATION
5. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
Vorwort
Vor neun Jahren stellten die führenden Politiker der gen wurden. Weitaus mehr Menschen leiden heute
Welt weitsichtige Ziele auf, um einen großen Teil der Hunger und leben in extremer Armut, als dies bei un-
Menschheit von den Fesseln der extremen Armut, des unterbrochenem Fortschritt der Fall gewesen wäre.
Hungers, des Analphabetentums und der Krankheit zu Durch wirtschaftliche Härten wurden viele Millionen
befreien. Sie setzten Zielvorgaben für die Verwirkli- in prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrängt, und
chung der Gleichstellung der Geschlechter und der die Zahl derjenigen, die zwar erwerbstätig sind, jedoch
Ermächtigung der Frauen, die ökologische Nachhaltig- nicht genug verdienen, um für sich selbst und ihre
keit und eine weltweite Entwicklungspartnerschaft. Mit Familien die Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar pro
einem Wort, sie verabschiedeten einen Plan für eine Tag zu überschreiten, hat zugenommen.
bessere Welt und gelobten, keine Mühen zu scheuen,
um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Die Zeit ist gekommen, nicht etwa den Rückzug anzu-
treten, sondern vielmehr die Erreichung der Millenni-
Wir haben hierbei bedeutende Fortschritte erzielt und ums-Entwicklungsziele beschleunigt voranzutreiben
viele Erfolge zu verzeichnen, auf denen wir aufbauen und die weltweite Entwicklungspartnerschaft zu stär-
können. Doch kommen wir bei der Erreichung unserer ken. Wenn die Weltgemeinschaft mit konstruktiven
Ziele zu schleppend voran. Überdies stehen wir heute Maßnahmen auf die Krise reagiert, sind die Ziele noch
vor einer weltweiten Wirtschaftskrise, deren volle Aus- zu erreichen. Die zugesagte Erhöhung der Hilfe wahr-
wirkungen noch gar nicht abzusehen sind. Im günstigs- zumachen, ist unverzichtbar. Ebenso wichtig ist es, zu
ten Fall wird uns diese Krise nur auf einigen wichtigen gewährleisten, dass die Interessen der Entwicklungs-
Gebieten, vorwiegend in den Entwicklungsländern, länder, insbesondere der ärmsten unter ihnen, bei Han-
vom Kurs abbringen. Schlimmstenfalls jedoch könnte delsverhandlungen auch künftig an zentraler Stelle
sie uns daran hindern, unsere Zusagen einzuhalten, und stehen. Auch müssen wir im Dezember in Kopenhagen
bei Gefahr sozialer und politischer Unruhen weitere ein neues Regelwerk betreffend die Klimaänderung
Millionen Menschen in die Armut stürzen. Dies müs- unter Dach und Fach bringen. Es ist an der Zeit, die
sen wir unter allen Umständen verhindern. erforderlichen Strukturänderungen vorzunehmen, um
entschiedener auf eine gerechtere Entwicklung und auf
Wir dürfen nicht zulassen, dass ein ungünstiges Wirt- Nachhaltigkeit hinzuwirken und gegen die Klimakrise
schaftsklima die im Jahr 2000 abgegebenen Zusagen anzugehen.
untergräbt. Wir sollten im Gegenteil unsere Bemühun-
gen um die Wiederherstellung des Wirtschaftswachs- Die Weltgemeinschaft darf sich nicht von den armen
tums als Chance ansehen, einige der schweren Ent- und gesellschaftlich schwachen Menschen abwenden.
scheidungen zu treffen, die für die Schaffung einer Wir müssen die weltweite Zusammenarbeit und Solida-
gerechteren und nachhaltigen Zukunft notwendig sind. rität stärken und mit neuer Kraft auf die Erreichung der
Wie aus diesem Bericht hervorgeht, können die richti- Millenniums-Entwicklungsziele und die Förderung der
gen grundsatzpolitischen und sonstigen Maßnahmen umfassenderen Entwicklungsagenda hinwirken. Nichts
durchaus zu Ergebnissen führen, wenn sie durch aus- Geringeres als die Lebensfähigkeit der Erde und die
reichende Finanzmittel und starken politischen Willen Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel. Ich bitte
untermauert sind. Heute sterben weniger Menschen an die politischen Entscheidungsträger und alle Beteilig-
Aids, und viele Länder verfolgen bewährte Strategien ten eindringlich, sich die Botschaft dieses wertvollen
zur Bekämpfung von Malaria und Masern, zwei der und zeitgerechten Berichts zu eigen zu machen.
Krankheiten, denen viele Kinder zum Opfer fallen. Die
Welt nähert sich dem Ziel der allgemeinen Grundschul-
bildung, und wir befinden uns auf dem besten Weg, die
Zielvorgabe betreffend einwandfreies Trinkwasser zu
erreichen.
Der Bericht zeigt jedoch auch, dass viele Herausforde- BAN KI-MOON
rungen fortbestehen und angesichts des derzeitigen Generalsekretär der Vereinten Nationen
Wirtschaftsklimas noch schwieriger zu bewältigen sein
dürften. Erste Anzeichen deuten, wie zu erwarten, dar-
auf hin, dass die Armen von den Turbulenzen des ver-
gangenen Jahres am meisten in Mitleidenschaft gezo-
3
6. VEREINTE NATIONEN
mittelpreise und wirtschaftliche Instabilität wohl zunichte ge-
Überblick macht werden.
Diese Krisen könnten auch Verbesserungen bei der Gleichstellung
Die Millenniums-Erklärung erklärt 2015 zum Zieldatum für die der Geschlechter in Frage stellen, da neue Hürden für die Er-
Erreichung der meisten Millenniums-Entwicklungsziele, mit de- werbstätigkeit von Frauen entstehen. Nach Schätzungen der Inter-
nen quantitative Kriterien für die Halbierung der extremen Armut nationalen Arbeitsorganisation könnte die weltweite Arbeitslosen-
in allen ihren Formen vorgegeben wurden. Bis zu diesem Datum quote 2009 für Männer auf 6,1 bis 7,0 Prozent und auf 6,5 bis
verbleiben nicht einmal mehr sechs Jahre, und die Welt befindet 7,4 Prozent für Frauen ansteigen; letztere bleiben vielfach in unsi-
sich in einer von ihrer Schwere und ihrem globalen Ausmaß her cheren und oft unbezahlten Tätigkeiten gefangen.
beispiellosen Wirtschaftskrise.
Die globale Finanzlage könnte sich außerdem dahingehend aus-
Schleppendes oder sogar negatives Wirtschaftswachstum, verrin- wirken, dass weniger Mittel für Programme zur Verbesserung der
gerte Ressourcen, weniger Handelschancen für die Entwicklungs- Müttergesundheit bereitstehen – dasjenige Ziel, bei dem bisher die
länder und der mögliche Rückgang der Hilfsströme aus den Ge- geringsten Fortschritte erzielt wurden. Seit Mitte der 1990er Jahre
berländern erschweren nun die Erreichung der Ziele. Gleichzeitig war in den meisten Entwicklungsländern ein erheblicher Rück-
treten die Auswirkungen des Klimawandels mit seinen potenziell gang der pro Frau bereitgestellten Gebermittel für Familienpla-
verheerenden Folgen für reiche wie arme Länder immer deutlicher nung zu verzeichnen, obwohl solche Programme zweifellos zur
zutage. Heute mehr denn je müssen wir uns in unseren gemeinsa- Gesundheit von Müttern und Kindern beitragen.
men Anstrengungen von der Entschlossenheit leiten lassen, die in
der Millenniums-Erklärung zum Ausdruck kommende weltweite Auch die Fähigkeit der Länder, einheimische Ressourcen für die
Partnerschaft aufzubauen. Entwicklung zu mobilisieren, ist bedroht. Im letzten Quartal 2008
sanken die Exporteinnahmen der Entwicklungsländer mit dem
Die düsteren Auswirkungen der Zusammenbruch der Preise für Rohstoffe und Ausfuhrgüter im
Wirtschaftskrise Allgemeinen. Das Verhältnis Schuldendienst/Exporterlöse wird
sich in den Entwicklungsländern wahrscheinlich weiter ver-
schlechtern, insbesondere in den Ländern, die in den vergangenen
Dieser Bericht enthält eine jährliche Bewertung der Fortschritte Jahren höhere Exporteinnahmen verzeichnet hatten.
im Hinblick auf die Millenniums-Entwicklungsziele. Zwar ver-
mitteln die bisher vorliegenden Daten noch kein volles Bild der
Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftsflaute, doch lässt sich
Die bisherigen Erfolge
schon erkennen, dass es im Hinblick auf die acht Ziele verschie-
dentlich zu einem verlangsamten Fortschrittsverlauf oder zu rück- Es gibt jedoch auch Lichtblicke. In dem Bericht werden auch die
läufigen Entwicklungen kommen wird. bemerkenswerten Fortschritte genannt, die viele Länder und Re-
Es sieht beispielsweise so aus, als seien die erheblichen Fortschrit- gionen vor dem drastischen Umschwung der Weltwirtschaft 2008
te, die zwischen 1990 und 2005 im Kampf gegen die extreme erzielt hatten.
Armut erzielt worden waren, zum Stillstand gekommen. Während • 2005 lebte etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung der
dieses Zeitraums war die Zahl der Menschen, die mit weniger als Entwicklungsländer in extremer Armut. 1990 war es noch
1,25 Dollar pro Tag auskommen müssen, von 1,8 Milliarden auf fast die Hälfte.
1,4 Milliarden gesunken. 2009 hingegen werden schätzungsweise • Auch im Bildungsbereich waren erhebliche Erfolge zu ver-
55 bis 90 Millionen mehr Menschen in extremer Armut leben als
zeichnen. In den Entwicklungsländern als Gruppe stieg die
vor der Krise erwartet.
Grundschulbesuchsrate zwischen 2000 und 2007 von 83 auf
Auch der ermutigende Trend bei der Beseitigung des Hungers, der 88 Prozent. Die meisten Fortschritte stellten sich in den Re-
seit Anfang der 1990er Jahre zu beobachten war, kehrte sich 2008 gionen ein, die am weitesten zurücklagen. In Afrika südlich
hauptsächlich wegen höherer Nahrungsmittelpreise um. Die Hun- der Sahara und in Südasien stieg die Einschulungsquote zwi-
gerprävalenz in den Entwicklungsregionen steigt wieder an, näm- schen 2000 und 2007 um 15 beziehungsweise 11 Prozent-
lich von 16 Prozent im Jahr 2006 auf 17 Prozent im Jahr 2008. punkte.
Der Rückgang der Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt in der • Die Anzahl der Sterbefälle bei Kindern unter fünf Jahren
zweiten Jahreshälfte 2008 bedeutete für die meisten Menschen auf ging weltweit stetig zurück und betrug trotz gleichzeitigen
der Welt nicht, dass Nahrungsmittel erschwinglicher wurden. Bevölkerungswachstums 2007 etwa 9 Millionen gegenüber
Es verwundert nicht, dass Kinder die Hauptleidtragenden sind. 12,6 Millionen im Jahr 1990. Die Kindersterblichkeitsrate ist
Mehr als ein Viertel der Kinder in den Entwicklungsregionen sind in Afrika südlich der Sahara nach wie vor am höchsten, doch
für ihr Alter untergewichtig, was ihre Aussichten auf Überleben, zeigen jüngste Erhebungen bemerkenswerte Verbesserungen
Wachstum und langfristige Entwicklung schmälert. Die zwischen bei wichtigen Interventionsmaßnahmen, die in den kommen-
1990 und 2007 erzielten geringfügigen Fortschritte auf dem Ge- den Jahren zu einem maßgeblichen Durchbruch für die Kin-
biet der Ernährung von Kindern reichen nicht aus, um die Zielvor- der dieser Region führen könnten. Zu diesen Maßnahmen
gabe für 2015 zu erreichen, und werden durch höhere Nahrungs- gehört die Verteilung von imprägnierten Moskitonetzen zur
4
7. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
Verhütung der Malaria, die zu den für Kinder todbringends- • Zur Verbesserung der Lebensbedingungen armer Stadtbe-
ten Krankheiten zählt. Auch im Kampf gegen Masern werden wohner müssen raschere und noch weiter reichende An-
im Rahmen von Impfprogrammen im „zweiten Anlauf “ strengungen unternommen werden. Obwohl alle Regionen
beachtenswerte Fortschritte erzielt. mit einer Ausnahme auf dem Gebiet der Slumsanierung
• Auf weltweiter Ebene wurde in bisher beispielloser interna- vorangekommen sind, können die Verbesserungen mit dem
tionaler Zusammenarbeit vereinbart, den Verbrauch an Stof- raschen Städtewachstum in den Entwicklungsländern kaum
fen, die die schützende Ozonschicht der Erde abbauen, um Schritt halten.
97 Prozent zu senken. • Schließlich muss der Erhaltung unserer natürlichen Res-
sourcengrundlage, auf die wir alle angewiesen sind, höherer
Bereiche, in denen raschere Fortschritte Vorrang eingeräumt werden. Wir sind bisher weder ener-
erforderlich sind gisch genug noch geschlossen gegen die Klimaänderung
vorgegangen, unsere Fischbestände sind gefährdet, Waldge-
Diese Erfolge zeigen, dass die Ziele auf weltweiter Ebene und biete, insbesondere Primärwälder, nehmen ab, und in zahl-
selbst in sehr armen Ländern in Reichweite liegen. Wir müssen reichen ariden Regionen herrscht heute bereits tatsächlich
Wasserknappheit.
unsere Anstrengungen auch künftig an den Millenniums-Ent-
wicklungszielen ausrichten und dürfen selbst in diesen schweren
Zeiten die Vision einer Welt ohne Armut nicht aus den Augen Aus Erfahrungen lernen und nach
verlieren. vorne blicken
• Mit frischen Kräften müssen Anstrengungen unternommen Fortschritte sind dort am offensichtlichsten, wo gezielte Inter-
werden, eine produktive Vollbeschäftigung und menschen- ventionsmaßnahmen sofortige Wirkung gezeigt haben und wo
würdige Arbeit für alle, einschließlich Frauen und junger sich erhöhte Finanzmittel in erweiterte Programme zur direkten
Menschen, zu verwirklichen. Der Frauenanteil an den un- Bereitstellung von Diensten und Instrumenten an die Bedürfti-
selbständig Erwerbstätigen im nichtlandwirtschaftlichen gen umgesetzt haben. Dies zeigt sich beim Kampf gegen die
Sektor ist über die Jahre nur unwesentlich gestiegen. In Süd- Malaria, bei der drastischen Verringerung der durch Masern
asien, Nordafrika und Westasien sind die Beschäftigungs- verursachten Sterbefälle und in der innerhalb von fünf Jahren
möglichkeiten für Frauen nach wie vor äußerst gering. verzehnfachten Versorgungsdichte für die antiretrovirale HIV/
• Der Kampf gegen den Hunger muss insbesondere im Interes- Aids-Therapie. Demgegenüber waren die Fortschritte bescheide-
se der jüngsten Bürger mit neuer Entschlossenheit geführt ner, wenn Strukturveränderungen und starker politischer Wille
werden. In den vom letzten Anstieg der Nahrungsmittelpreise erforderlich waren, um über einen längeren Zeitraum hinweg
am stärksten betroffenen Ländern müssen die Verfügbarkeit eine ausreichende und nachhaltige Finanzierung zu gewährleis-
von Nahrungsmitteln durch entsprechende Maßnahmen er- ten. Dies ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Grund für die
höht und sozialpolitische Maßnahmen verstärkt auf die Be- schlechten Ergebnisse der meisten Länder bei der Senkung der
kämpfung der nachteiligen Auswirkungen dieses Anstiegs Müttersterblichkeit und der Ausweitung des Zugangs armer
auf arme Menschen ausgerichtet werden. Landbewohner zu verbesserten Sanitäreinrichtungen.
• Es gilt, verstärkt dafür zu sorgen, dass alle Kinder, insbeson- Die Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele erfordert die
dere in ländlichen Gemeinden, eine Schule besuchen und volle Integration der Entwicklungsagenda in die Anstrengungen
dass jede Ungleichstellung im Bildungsbereich aufgrund des zum Wiederanstoß des Wachstums und zum Wiederaufbau der
Geschlechts sowie aufgrund der Zugehörigkeit zu einer be- Weltwirtschaft. An oberster Stelle steht das Problem des Klima-
stimmten Volksgruppe, sprachlichen und religiösen Minder- wandels, das als Gelegenheit aufzufassen ist, effizientere
heit beseitigt wird. Das Ziel, bis 2005 geschlechtsspezifische „grüne“ Technologien zu entwickeln und die notwendigen
Disparitäten bei der Grund- und Sekundarschulbildung zu Strukturveränderungen vorzunehmen, die zu einem zukunftsfä-
beseitigen, wurde bereits verfehlt. higen Wachstum beitragen werden. Zur Erreichung der Millenni-
• Zur Senkung der Müttersterblichkeit, insbesondere im subsa- ums-Entwicklungsziele ist außerdem gezielt auf die Bereiche
harischen Afrika und in Südasien, wo bisher kaum Fortschrit- und Bevölkerungsgruppen einzugehen, die klar ins Hintertreffen
te erzielt wurden, muss größerer politischer Wille mobilisiert geraten sind – ländliche Gemeinwesen, die ärmsten Haushalte
werden. und ethnische Minderheiten, denen allesamt eine Rolle bei der
Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft zukommen wird.
• Weitaus raschere Fortschritte sind erforderlich, um verbesser-
te sanitäre Einrichtungen für die 1,4 Milliarden Menschen
bereitzustellen, die 2006 mit allen damit verbundenen Folgen
für die Gesundheit in den Gemeinwesen und für die lokale
Umwelt noch ohne solche Einrichtungen auskommen muss-
ten. Geht die Entwicklung so weiter wie bisher, wird das auf
SHA ZUKANG
2015 terminierte Ziel der flächendeckenden sanitären Grund- Untergeneralsekretär für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten
versorgung verfehlt werden.
5
8. VEREINTE NATIONEN
ZIELVORGABE
Ziel 1 Zwischen 1990 und 2015 den Anteil der Menschen
halbieren, deren Einkommen weniger als 1 Dollar pro
Tag beträgt
Beseitigung Die weltweite Wirtschaftskrise verhindert
der extremen Fortschritte im Kampf gegen die Armut
Anteil der Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen
Armut und müssen – 1990, 1999 und 2005 (Prozent)
Afrika südlich der Sahara
57
des Hungers Südasien
51
58
49
42
39
Südostasien
39
35
19
Ostasien
60
36
16
Lateinamerika & Karibik
11
11 1990
8 1999
Westasien 2005
2 2015 (Zielwert)
4
6
Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)
3
8
5
Nordafrika
5
4
3
Südosteuropäische Transformationsländer
0,1
2
1
Entwicklungsregionen*
42
31
25
0 10 20 30 40 50 60 70
* Umfasst alle Entwicklungsregionen, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und die
Transformationsländer Südosteuropas.
Die Zahl der weltweit in extremer Armut lebenden Menschen wird 2009
voraussichtlich um 55 bis 90 Millionen höher liegen als vor der Weltwirt-
schaftskrise erwartet, wobei sich die konkreten Auswirkungen allerdings
nach Regionen und Ländern unterscheiden werden. Nach aktuellen Hoch-
6
9. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
rechnungen werden die Armutsquoten in den Entwick- Vor der Krise nahm die Armutstiefe in fast
lungsländern insgesamt 2009 noch fallen, aber sehr
viel langsamer als vor dem Abschwung. Für manche
allen Regionen ab
Länder kann dies darüber entscheiden, ob sie ihr Ziel
Armutslückenverhältnis bei 1,25 Dollar pro Tag – 1990, 1999 und 2005
der Armutsminderung erreichen oder nicht. In Afrika
(in Prozent)
südlich der Sahara und in Südasien werden in einigen
der anfälligeren und wachstumsschwachen Volkswirt- Afrika südlich der Sahara
schaften sowohl die Zahl der Armen als auch die Ar- 26
26
mutsquote voraussichtlich weiter steigen. 21
Südasien
Vor der Wirtschaftskrise und dem Anstieg der Nah- 14
rungsmittelpreise war die Zahl der in den Entwick- 11
10
lungsregionen in extremer Armut lebenden Menschen
Südostasien
– Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag 11
(Basisjahr: 2005) auskommen müssen – von 1,8 Milliar- 10
den im Jahr 1990 auf 1,4 Milliarden im Jahr 2005 ge- 4
Ostasien
sunken. Demzufolge lebte 2005 etwas mehr als ein
21
Viertel der Bevölkerung der Entwicklungsländer in ex- 11
tremer Armut, wohingegen es 1990 noch fast die Hälf- 4
te gewesen war. In Ostasien war hauptsächlich dank Lateinamerika & Karibik
des raschen Wirtschaftswachstums in China, durch das 4 1990
4 1999
475 Millionen Menschen aus der extremen Armut be- 3
freit wurden, ein drastischer Rückgang der Armutsquo- 2005
Westasien
te zu verzeichnen. Anderswo stellten sich Fortschritte 1
langsamer ein, und in einigen Regionen trug das Bevöl- 1
2
kerungswachstum ursächlich dazu bei, die Zahl der
GUS
Mittellosen zu erhöhen. In Afrika südlich der Sahara 1
lebten 2005 100 Millionen mehr Menschen in extremer 2
Armut als 1990, und die Armutsquote lag weiter über 2
50 Prozent, wenngleich sie nach 1999 zu sinken be- Nordafrika
1
gann. Weltweit gesehen wird die Zielvorgabe, die Ar- 1
mutsquote bis 2015 zu halbieren, wohl erreicht wer- 1
den. Einige Regionen werden jedoch weit dahinter zu- Südosteuropäische Transformationsländer
rückbleiben, und bis zu 1 Milliarde Menschen werden 0
0,5
bis zum Zieldatum wohl weiter in extremer Armut le- 0,2
ben. Entwicklungsregionen*
14
11
8
0 5 10 15 20 25 30
* Umfasst alle Entwicklungsregionen, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und die
Transformationsländer Südosteuropas.
Wie groß die Herausforderung der Armutsbeseitigung ist, misst sich nicht
nur an der Zahl der armen Menschen weltweit, sondern auch daran, wie
weit sie die Armutsgrenze unterschreiten. Mit dem Anstieg der Durch-
schnittseinkommen seit 2000 konnten sich viele Menschen aus der Armut
befreien, und die Armutstiefe der weiter in extremer Armut verharrenden
Menschen nahm ab. Bei einer Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag ging
das Armutslückenverhältnis zwischen 1990 und 2005 in allen Regionen
außer Westasien zurück. 2005 war die Armutstiefe in Afrika südlich der
Sahara am größten, sank dort jedoch seit 1999 auf den Stand Ostasiens im
Jahr 1990. Die Weltwirtschaftskrise im Verein mit hohen Nahrungsmittel-
preisen hat wohl eine Umkehr dieser positiven Trends bewirkt.
7
10. VEREINTE NATIONEN
Konflikte stürzen Millionen in ZIELVORGABE
die Armut Produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige
Arbeit für alle, einschließlich Frauen und junger
Zahl der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge – Menschen, verwirklichen
1999-2008 (in Millionen)
30
25,3 26,0 26,0
Düstere Aussichten im Bereich Erwerbsarmut
25,0 25,0 24,6 24,4
23,7
25 21,3 21,2 Anteil der Erwerbstätigen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag
auskommen müssen – 1997, 2007 und 2008 (Hochrechnung) (in Prozent)
20
Afrika südlich der Sahara
15 64
15,9 16,0 16,0
15,4 15,2
14,6
13,7 13,8 14,3 58
13,0
10 64
Südasien
5 55
Binnenvertriebene Flüchtlinge 38
0 44
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Ozeanien
37
Konflikte und Verfolgung sind Hauptgründe dafür, 35
dass Menschen ihr Zuhause verlassen und entweder 38
in ihrem eigenen Land oder jenseits seiner Grenzen GUS (Asien)
26
zu Flüchtlingen werden. Sie verfügen in der Regel
21
weder über eine Beschäftigung noch über einen fes- 23
ten Wohnsitz und fallen ohne soziales Sicherungsnetz Südostasien
schnell in Armut. Die Zahl der Binnenvertriebenen lag 36
in den vergangenen beiden Jahren weltweit unverän- 17
21
dert bei 26 Millionen. Hingegen kehrten 2008 mehr
Ostasien
als 600.000 Menschen freiwillig in ihr Herkunftsland 38
zurück, und die Zahl der Flüchtlinge sank. Ende 2008 11
standen noch immer schätzungsweise 4,7 Millionen 13
Flüchtlinge unter der Obhut des Hilfswerk der Verein- Südosteuropäische Transformationsländer
ten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten 20
11
(UNRWA). Das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars
13
der Vereinten Nationen (UNHCR) vermittelte Hilfe an Westasien
weitere 10,5 Millionen Menschen, fast die Hälfte da- 9
von Flüchtlinge aus Afghanistan (2,8 Millionen) und 10
Irak (1,9 Millionen). 25
Lateinamerika & Karibik
13
7
8
1997
Nordafrika
6 2007
3 2008 ungünstigste Prognose
3
GUS (Europa)
4
0,1
0,2
Entwickelte Regionen
16
9
10
Entwicklungsregionen
41
24
8 28
0 10 20 30 40 50 60 70
11. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die hohen Wirtschaftsturbulenzen drängen viele Millionen
Energie- und Rohstoffpreise Anfang 2008, noch ver-
schärft durch einen schweren Wirtschaftsabschwung in
Menschen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse
der zweiten Jahreshälfte, in erheblichem Maße negativ
Anteil der Selbständigen und der Familienarbeitskräfte an der
auf den Anteil der in extremer Armut lebenden Er-
Gesamtbeschäftigung – Hochrechnungen nach Szenario 2 für 2008,
werbstätigen ausgewirkt haben. Dabei handelt es sich Frauen und Männer (in Prozent)
um Menschen, die zwar erwerbstätig sind, jedoch nicht
Ozeanien
genug verdienen, um für sich selbst und ihre Familie
86
die Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag zu über- 73
schreiten. Die bis 2007 zu beobachtenden ermutigen- Afrika südlich der Sahara
den Trends werden für 2008 wohl rückläufig sein oder 85
günstigstenfalls stagnieren. Die Internationale Arbeits- 74
organisation (IAO) sieht drei Szenarien. Im ungünstigs- Südasien
84
ten Fall wird die Erwerbsarmut in den Entwicklungsre-
74
gionen von 24 Prozent der Erwerbstätigen im Jahr Südostasien
2007 auf 28 Prozent im Jahr 2008 ansteigen. Das mittle- 67
re Szenario zeigt einen prozentualen Anstieg der Er- 61
werbsarmut in den meisten Regionen und einen An- Ostasien
63
stieg auf 25 Prozent für alle Entwicklungsländer. Selbst
54 Frauen
im besten Fall bleiben Fortschritte auf dem Gebiet der
Nordafrika Männer
Erwerbsarmut in Afrika südlich der Sahara völlig aus. 51
31
Die Beschäftigungsquote ist ein guter Indikator für die Westasien
Fähigkeit einer Volkswirtschaft, Arbeitsplätze zu schaf- 38
28
fen. In den meisten Ländern liegt diese Quote zwi-
GUS (Asien)
schen 55 und 75 Prozent. Dennoch ist es durchaus 37
möglich, dass eine hohe Beschäftigungsquote und ho- 40
he Armutsindikatoren nebeneinander bestehen, weil Lateinamerika & Karibik
die Menschen arbeiten müssen, um zu überleben, und 35
auf die Qualität ihres Arbeitsplatzes keine Rücksicht 35
nehmen können. Dies ist in Afrika südlich der Sahara Südosteuropäische Transformationsländer
27
der Fall, das zwar von allen Regionen die zweithöchste 28
Erwachsenen-Beschäftigungsquote (etwa 74 Prozent), GUS (Europa)
jedoch die niedrigste Arbeitsproduktivität aufweist. 10
Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in dieser Region 11
lebte in extremer Armut, und mehr als drei Viertel der Entwickelte Regionen
9
Erwerbstätigen befanden sich in einem prekären Be-
12
schäftigungsverhältnis. Entwicklungsregionen
67
Zwischen 1998 und 2008 stieg die Beschäftigungsquo- 60
te von Frauen weltweit von 48 auf 49 Prozent. Dennoch
befinden sich noch immer weitaus mehr Frauen als 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Männer außerhalb des Arbeitsmarktes. Die Beschäfti-
gungsquote von Frauen liegt in Nordafrika und West- Wenn man das zweite Szenario der IAO ansetzt, das angesichts der Schwe-
asien besonders niedrig, nämlich um 45 Prozentpunkte re der Wirtschaftskrise als das realistischste gilt, könnte die Zahl der Men-
niedriger als für Männer. In Südasien liegt sie um schen in den Entwicklungsregionen, die sich in prekären Beschäftigungs-
44 Prozentpunkte unter der von Männern. verhältnissen befinden, 2008 um 77 Millionen höher liegen als 2007 und
würden die ermutigenden Trends der letzten zehn Jahre umgekehrt. Men-
schen in prekären Beschäftigungsverhältnissen verrichten entweder un-
bezahlte Arbeit in Familienbetrieben oder sind Selbständige und kommen
in der Regel nicht in den Genuss der Sicherheitsnetze, die während harter
wirtschaftlicher Zeiten vor Einkommensverlust schützen. Nach beiden
Szenarien waren 2008 wahrscheinlich weit über 80 Prozent der weiblichen
Erwerbsbevölkerung in Ozeanien, Subsahara-Afrika und Südasien in pre-
kären Beschäftigungsverhältnissen tätig.
9
12. VEREINTE NATIONEN
Die Arbeitsproduktivität in den wichtig, dass neben Produktivitätssteigerungen auch Verbesserungen in
Bildung und Ausbildung zustande kommen, sodass die zukünftige Er-
Entwicklungsregionen ist weiter werbsbevölkerung besser auf die Arbeitsplatzanforderungen vorbereitet
niedrig – ein schlechtes Zeichen ist. In den Entwicklungsregionen ist die Arbeitsproduktivität in den letzten
für die künftige Schaffung von zehn Jahren nur unwesentlich angestiegen und dabei weit hinter der der
Arbeitsplätzen entwickelten Regionen zurückgeblieben. In Ostasien, der Gemeinschaft
Unabhängiger Staaten (GUS) und den Transformationsländern Südosteu-
Produktionsleistung pro Beschäftigten in konstanten ropas wurden deutliche Fortschritte erzielt. In Afrika südlich der Sahara ist
US-Dollar von 2005 (Kaufkraftparität) – 1998 und 2008 die Produktivität nach wie vor äußerst niedrig, in Ozeanien sogar leicht
(in Tausend) rückläufig. Die höhere Produktivität in Ostasien ging mit einem scharfen
Rückgang der Zahl der als erwerbsarm eingestuften Personen im gleichen
Afrika südlich der Sahara
4 Zeitraum einher. Ähnlich verhielt es sich in den Transformationsländern
5 Südosteuropas, wo der Anteil dieser Menschen seit 1997 um beinahe
Ozeanien neun Prozentpunkte zurückging, sich gleichzeitig die Produktivität fast
6
verdoppelte und der Anteil prekärer Beschäftigungsverhältnisse sank.
5
Südasien
5
7
Südostasien
7
9
Ostasien 1998
5 2008
11
GUS (Asien)
6
12
Nordafrika
17
19
Lateinamerika & Karibik
20
22
Südosteuropäische Transformationsländer
14
25
GUS (Europa)
14
26
Westasien
35
43
Entwickelte Regionen
60
71
Entwicklungsregionen
8
11
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Die Arbeitsproduktivität ist ein wichtiges Maß der Wirt-
schaftsleistung. Auch lässt sich mit ihrer Hilfe ermitteln,
mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Land menschen-
würdige Beschäftigungsmöglichkeiten mit fairer und
ausgewogener Entlohnung schaffen und erhalten
kann. Bei geringfügigen Produktivitätszuwächsen stei-
gen in der Regel auch die Löhne und Gehälter nur we-
nig, und es gibt kein zusätzliches Potenzial für die
Schaffung von Arbeitsplätzen. Darüber hinaus ist es
10
13. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
Der in den Entwicklungsländern seit 1990-1992 rückläufige Trend bei der
ZIELVORGABE
Unterernährungsquote kehrte sich 2008 hauptsächlich wegen eskalieren-
Zwischen 1990 und 2015 den Anteil der der Nahrungsmittelpreise um. Der Anteil der unterernährten Menschen
Menschen halbieren, die Hunger leiden sank von rund 20 Prozent Anfang der 1990er Jahre auf etwa 16 Prozent
zur Mitte der folgenden Dekade. Vorläufigen Schätzungen zufolge erhöh-
te er sich 2008 jedoch um einen Prozentpunkt. Der rasche Anstieg der
Hohe Nahrungsmittelpreise Nahrungsmittelpreise sorgte 2008 für einen erhöhten Anteil Hunger lei-
erschwerten Fortschritte bei der dender Menschen in Afrika südlich der Sahara und in Ozeanien. Lässt man
Beseitigung des Hungers China unberücksichtigt, so nahm auch in Ostasien die Hungerprävalenz
zu. In den meisten anderen Regionen kam der rückläufige Trend zum Er-
liegen.
Bevölkerungsanteil, der unterernährt ist – 1990-1992,
2004-2006 und 2008 (in Prozent)
Rückläufige Nahrungsmittelpreise auf dem
Afrika südlich der Sahara
32 Weltmarkt bedeuten nicht, dass Nahrungsmittel
28 auf lokalen Märkten erschwinglicher werden
29
Südasien ohne Indien
24 Internationaler Nahrungsmittelpreisindex und Index der Verbraucherprei-
22 se für Nahrungsmittel in ausgewählten Ländern – 2008 (Jahr 2000 = 100)
22
Südasien 300
24
22
250
21
Südostasien
24 200
15
15
Ozeanien 150
12
13 Nigeria
15 100 International
Ostasien ohne China Brasilien
8
50 China
12
13 Indien (Industriearbeiter)
Ostasien
15 0
10 Jan Feb März Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
10 Anmerkung: Der Nahrungsmittelpreisindex errechnet sich aus dem Durchschnitt der Preisindizes für
Lateinamerika & Karibik sechs Gütergruppen, gewichtet mit dem durchschnittlichen Exportanteil jeder dieser Gruppen für die
12 Jahre 2002-2004.
8
8 Wird der Kampf gegen den Hunger nicht entschlossen geführt, könnte es
Westasien zu einer anhaltenden Nahrungsmittelkrise kommen. In Anbetracht der
6 1990-1992
8
rückläufigen Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt in der zweiten Jah-
2004-2006
8 reshälfte 2008 hätten die Preise auf den lokalen Märkten innerhalb relativ
2008
Nordafrika 2015 (Zielwert) kurzer Zeit sinken sollen. Dazu kam es jedoch nicht, und in vielen Entwick-
3 lungsländern, beispielsweise Brasilien, Indien und Nigeria, und in geringe-
3 rem Maße auch in China, verbesserte sich der Zugang der Verbraucher zu
3
Nahrungsmitteln nicht wie erwartet. Insbesondere in den am schwersten
Entwicklungsregionen
20 betroffenen Ländern sollten die Regierungen und ihre Entwicklungspart-
16 ner Maßnahmen durchführen, um die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln
17 zu erhöhen, indem sie unter anderem die Produktion steigern und durch
verstärkte sozialpolitische Maßnahmen die negativen Auswirkungen hö-
0 5 10 15 20 25 30 35 herer Nahrungsmittelpreise, insbesondere auf die Armen, abzufangen su-
chen.
11
14. VEREINTE NATIONEN
Geringfügige Fortschritte bei der Die noch vor dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise erhobenen Daten
zeigen, dass Kinder in den ärmsten Haushalten der Entwicklungsländer
Kinderernährung werden durch mehr als doppelt so häufig untergewichtig waren wie die in den reichsten
hohe Nahrungsmittelpreise und die Haushalten. In ähnlicher Weise waren Kinder in ländlichen Gebieten eher
Weltwirtschaftslage wohl zunichte untergewichtig als in Städten und Großstädten lebende Kinder.
gemacht
Der Ernährung von Kindern, insbesondere aus gesellschaftlich schwäche-
Anteil der untergewichtigen Kinder unter fünf Jahren – ren Gruppen, muss bei der nationalen Entwicklung höhere Priorität beige-
1990 und 2007 (in Prozent) messen werden. Dazu gehören die Aufnahme des Stillens innerhalb einer
Stunde nach der Geburt, das volle Stillen während der ersten sechs Le-
Südasien
bensmonate, rechtzeitige und geeignete Beikost ab einem Alter von sechs
54
48 Monaten und Teilstillen bis zu einem Alter von zwei Jahren und darüber
Afrika südlich der Sahara hinaus. Auch die Verhütung eines niedrigen Geburtsgewichts ist wichtig.
31 Die Ernährungssituation der Mutter vor und während der Schwanger-
28 schaft beeinflusst maßgeblich das Geburtsgewicht des Kindes. Das Ge-
Südostasien burtsgewicht wiederum hat einen entscheidenden Einfluss auf die Überle-
37
benschancen, das Wachstum, die langfristige Gesundheit und die psycho-
25
Westasien soziale Entwicklung des Neugeborenen. In Südasien ist im Vergleich zum
14 Rest der Welt niedriges Geburtsgewicht am häufigsten – ein Viertel der
14 Neugeborenen wiegt unter 2.500 Gramm – und die Prävalenz von Unter-
Ostasien gewicht bei Kindern am höchsten.
17
7 1990
Nordafrika 2007
11
7
Lateinamerika & Karibik
11
6
Entwicklungsregionen
31
26
0 20 40 60
Anmerkung: Die Schätzungen der Prävalenz von Untergewicht bei Kindern
basieren auf der Referenzbevölkerung, die vom Nationalen Zentrum für
Gesundheitsstatistiken (USA), der Weltgesundheitsorganisation und dem
Zentrum für die Kontrolle und Eindämmung von Krankheiten (USA)
verwendet wird.
Eine angemessene Ernährung ist für die Entwicklung
des Immunsystems, der motorischen und der kogniti-
ven Fähigkeiten von Kindern unerlässlich. Dennoch ist
in den Entwicklungsregionen etwa ein Viertel der Kin-
der untergewichtig. Dies kann tödliche Folge haben:
Mehr als ein Drittel aller Kindstode weltweit lassen sich
auf Unterernährung zurückführen. In den Entwick-
lungsländern ging der Anteil der untergewichtigen
Kinder unter fünf Jahren zwischen 1990 und 2007 um
lediglich fünf Prozentpunkte – von 31 auf 26 Prozent –
zurück. Selbst wenn es zwischenzeitlich nicht zu einem
Anstieg der Nahrungsmittelpreise und zu einer Wirt-
schaftskrise gekommen wäre, könnte bei gleich blei-
bendem Fortschrittsverlauf das Ziel, die Prävalenz von
Untergewicht um die Hälfte zu senken, nicht erreicht
werden.
12
16. VEREINTE NATIONEN
ZIELVORGABE
Ziel 2 Bis zum Jahr 2015 sicherstellen, dass Kinder in der
ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine
Grundschulbildung vollständig abschließen können
Verwirklichung
Die Welt rückt dem Ziel der allgemeinen
der allgemeinen Grundschulbildung näher, jedoch zu langsam,
um es bis zum Zieldatum 2015 zu erreichen
Grundschul- Bereinigte Netto-Einschulungsquote im Grundschulbereich* – 1999/2000
und 2006/2007 (in Prozent)
bildung Afrika südlich der Sahara
58
74
2000
2007
Westasien
85
88
Südasien
79
90
GUS
90
94
Südostasien
94
94
Lateinamerika & Karibik
94
95
Ostasien
99
95
Nordafrika
91
96
Entwickelte Regionen
97
96
Entwicklungsregionen
83
88
Welt
85
89
0 20 40 60 80 100
* Definiert als der Prozentanteil der in der Grund- oder Sekundarschulstufe eingeschriebenen
Kinder im theoretischen Schulalter an der Gesamtbevölkerung dieser Altersgruppe.
Anmerkung: Für Ozeanien liegen keine Daten vor.
In Bezug auf das Ziel der allgemeinen Grundschulbildung sind Fortschritte
zu verzeichnen, doch noch immer besuchen mehr als 10 Prozent der Kin-
der im Grundschulalter keine Schule. In den Entwicklungsländern als
Gruppe stieg die Einschulung im Grundschulbereich zwischen 2000 und
2007 von 83 auf 88 Prozent. Wesentliche Durchbrüche verzeichneten Afri-
ka südlich der Sahara, wo die Einschulungsquote zwischen 2000 und 2007
14
17. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
um 15 Prozentpunkte stieg, und Südasien, wo sie im Die Hälfte der 72 Millionen Kinder, die keine
gleichen Zeitraum um 11 Prozentpunkte zunahm. Schule besuchen, haben nie ein Klassenzimmer
In vielen Ländern waren Verbesserungen bei der Schul-
von innen gesehen
einschreibung mit höheren staatlichen Bildungsausga-
Verteilung der Kinder, die keine Schule besuchen, nach Schulsituation –
ben verbunden, bei denen es infolge der Weltwirt- 2006 (in Prozent)
schaftskrise allerdings zu schweren Einbrüchen kom-
men könnte. Auch demografische Trends können die Westasien
12 22 65
Erreichung des Ziels beeinflussen, da durch Bevölke- Afrika südlich der Sahara
rungswachstum gewöhnlich ein stärkerer Druck auf die 8 29 63
veranschlagten Bildungsmittel entsteht. Der trotz des Südasien
raschen Bevölkerungswachstums relativ starke Anstieg 63 5 32
der Schuleinschreibungen in Afrika südlich der Sahara Lateinamerika & Karibik
und in Südasien ist ermutigend. Die Gesamtzahl der 20 58 21
Südostasien
Kinder, die keine Schule besuchen, fällt jedoch zu lang-
25 55 20
sam und zu ungleichmäßig, als dass die Zielvorgabe bis Nordasien
2015 erreicht werden könnte. 66 29 5
Ostasien
Die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die keine Schu- 1 98 2
le besuchen, ist seit 1999 um 33 Millionen gesunken. Entwickelte Regionen
29 56 15
Dennoch waren 2007 weltweit 72 Millionen Kinder
Entwicklungsregionen
vom Recht auf Bildung ausgeschlossen. Beinahe die 23 30 46
Hälfte lebt im subsaharischen Afrika, gefolgt von Süd-
asien mit 18 Millionen Kindern, die nicht zur Schule 0 20 40 60 80 100
Schule vor zeit ig ver lassen Ver zöger t er Schuleint r it t Kein Schulbesuch er war t et
gehen. Nach Teilprognosen im Education for All Global
Monitoring Report (Weltbericht „Bildung für alle“) der Fast die Hälfte der heute nicht schulbesuchenden Kinder ist mit formaler
Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Bildung nie in Berührung gekommen. Ohne neue Politiken und zusätzli-
Wissenschaft und Kultur (UNESCO) , der auf Daten von che Anreize werden sie wahrscheinlich nie zur Schule gehen. Etwa
2006 beruht, werden auch 2015 noch mindestens 30 Prozent der Kinder in den Entwicklungsländern, die keine Schule besu-
29 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen. chen, lassen sich vielleicht irgendwann verspätet einschulen. Weitere
23 Prozent sind Schulabbrecher.
Weitreichender ist das Problem in Subsahara-Afrika mit den meisten Kin-
dern, die derzeit nicht zur Schule gehen und zu zwei Dritteln wahrschein-
lich niemals gehen werden. Ähnlich ist es auch in Westasien, wo von den
3 Millionen nicht schulbesuchenden Kindern 64 Prozent Mädchen sind.
Zwei Drittel der Millionen von Kindern, die in Südasien keine Schule besu-
chen, sind Schulabbrecher.
Dass so viele Kinder keine Schule besuchen, ist wegen der Zukunftswir-
kung auf die anderen Millenniumsziele besonders besorgniserregend. So
steht erfahrungsgemäß ein höherer Anteil von Müttern mit Grund- oder
Sekundarschulbildung mit einer niedrigeren Kindersterblichkeitsrate im
Zusammenhang, und die Kinder von Eltern mit Bildungshintergrund sind
besser ernährt. Auch hat der Alphabetisierungsgrad der Eltern einen Ein-
fluss darauf, ob ihre Kinder zur Schule gehen. Bildung wirkt sich nachweis-
lich positiv auf den Erfolg der HIV-Prävention aus und erhöht die Chance
auf Zugang zu einer menschenwürdigen Beschäftigung.
15
18. VEREINTE NATIONEN
Ungleichheit untergräbt die Auch Angehörige ethnischer, sprachlicher und religiöser Minderheiten
haben geringere Bildungschancen als die Gesamtbevölkerung. Eine Ana-
Bildungschancen von Millionen lyse der Erhebungsdaten aus 17 Ländern zeigt, dass die Nettoschulbe-
von Kindern suchsquoten im Grundschulbereich bei den am wenigsten benachteilig-
ten Gruppen um bis zu 1,7 Mal höher lagen als bei den am stärksten be-
Index der Bildungsparität im Grundschulbereich nach nachteiligten Gruppen; im Sekundarschulbereich waren sie bis zu sechs-
Volksgruppe, Sprache oder Religion, niedrigste/ mal so hoch.
höchste Schulbesuchsquote, ausgewählte Länder –
2005-2006 Ein Index der Bildungsparität, der für ein bestimmtes Land die Schulbe-
suchsquote der am stärksten benachteiligten Gruppe mit derjenigen der
Dem. VR Laos
0,59 am wenigsten benachteiligten Gruppe ins Verhältnis setzt, zeigt für den
Togo Grundschulbereich Werte zwischen 0,59 und 0,99. Ein Wert von 0,59 be-
0,61 deutet, dass die Schulbesuchsquote der am stärksten benachteiligten
ehem. jug. Rep. Mazedonien Gruppe nur 59 Prozent derjenigen der Gruppe mit der höchsten Schulbe-
0,62 suchsquote beträgt; bei 0,99 besteht keine bzw. nur eine geringfügige
Montenegro Ungleichheit zwischen den Gruppen. Im Sekundarschulbereich sind die
0,69
Ungleichgewichte extremer, und der Index liegt zwischen 0,17 und 0,98.
Guinea-Bissau
0,69 In einigen Ländern haben sich Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand,
Gambia die auf die ärmsten und am stärksten benachteiligten Gruppen gerichtet
0,73 sind, als wirksam erwiesen. So haben beispielsweise die Abschaffung von
Serbien Schulgebühren, der Bau von Schulen in unterversorgten Gebieten und die
0,78
verstärkte Einstellung von Lehrern zu bemerkenswerten Fortschritten bei
Belize
0,87 der Schuleinschreibung der ärmsten Kinder geführt. Insgesamt und ins-
Georgien besondere bei Minderheitengruppen muss weiter mit Vorrang dafür ge-
0,89 sorgt werden, dass Mädchen zur Schule gehen und ihre Schulbildung
Kirgisistan abschließen.
0,91
Sierra Leone
0,94 Unter welchen Voraussetzungen kann die Ziel-
Kasachstan vorgabe im Bereich Bildung erreicht werden?
0,96
Albanien
0,96 Die Verwirklichung der allgemeinen Grundschulbildung bis 2015 erfor-
Thailand dert, dass alle Kinder im offiziellen Schuleintrittsalter bis 2009 Bildungs-
0,97 zugang haben. Einige Fortschritte wurden dabei bereits erzielt: 2007
Usbekistan betraten fast 137 Millionen Kinder zum ersten Mal ein Klassenzimmer –
0,98 7 Millionen mehr als 1999. Die Bruttoaufnahmequote, die die Fähigkeit
Vietnam von Bildungssystemen misst, allen Kindern Zugang zu Schulbildung zu
0,98
verschaffen, stieg im selben Zeitraum in den Entwicklungsländern um
Guyana
0,99 neun Prozentpunkte. Der mit 25 Prozentpunkten größte Zuwachs war im
subsaharischen Afrika zu verzeichnen.
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Bildungszugang ist jedoch nur ein Teil der Lösung. Die Verwirklichung
der allgemeinen Grundschulbildung setzt voraus, dass die Grundschul-
Chancenungleichheit durch Benachteiligung aufgrund
bildung vollständig abgeschlossen wird. Millionen von Kindern brechen
von Geschlecht, Volksgruppenzugehörigkeit, Einkom-
jedoch ihre Schulbildung vorzeitig ab. In vielen Entwicklungsländern
men, Sprache oder Behinderung ist weit verbreitet und
leiden die Schulsysteme unter chronischem Finanz- und Ressourcen-
ein wesentliches Hindernis für die Bildung für alle. Kin-
mangel und bieten oft keine hochwertige Bildung. Dies hat zur Folge,
der aus armen Gemeinden und Mädchen geraten am
dass zu viele Kinder die Schule verlassen, ohne auch nur die grundle-
häufigsten ins Hintertreffen. In einigen weniger ent-
gendsten Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen erworben zu
wickelten Ländern besuchen Kinder, die zum ärmsten
haben.
Fünftel der Bevölkerung gehören, dreimal seltener eine
Zur Bewältigung dieser Probleme bedarf es weitreichender Reformen
Grundschule als Kinder aus dem reichsten Fünftel. 2007
und höherer Investitionen. Anhand von Daten aus dem Jahr 2004
waren von den Kindern, die weltweit keine Schule be-
schätzt die UNESCO, dass zur Verwirklichung des Ziels der allgemeinen
suchen, 54 Prozent Mädchen.
Grundschulbildung allein in Afrika südlich der Sahara bis 2015
3,8 Millionen Lehrer eingestellt werden müssen.
16
20. VEREINTE NATIONEN
ZIELVORGABE
Ziel 3 Das Geschlechtergefälle in der Grund- und Sekundar-
schulbildung beseitigen, vorzugsweise bis 2005 und auf
allen Bildungsebenen bis spätestens 2015
Förderung der
Vier Jahre nach Verstreichen des Zieldatums ist
Gleichstellung die Geschlechterparität in der Bildung noch
immer nicht erreicht
der Geschlechter Verhältnis Mädchen/Jungen bei der Einschulung im Grundschulbereich –
1998/1999 und 2006/2007 (Mädchen je 100 Jungen)
und Ermächtigung Ozeanien
91
89 1999
der Frauen Westasien
87
90
2007
Afrika südlich der Sahara
85
90
Nordafrika
90
94
Südasien
84
95
Lateinamerika & Karibik
97
97
Südostasien
96
98
Ostasien
100
99
GUS
99
99
Entwickelte Regionen
100
100
Entwicklungsregionen
91
95
0 20 40 60 80 100
Die Welt kommt der Geschlechterparität in der Bildung, gemessen am
Verhältnis der Brutto-Einschulungszahlen von Mädchen und Jungen, im-
mer näher. In den Entwicklungsregionen insgesamt kamen 2007 auf
100 männliche Grundschüler 95 weibliche; 1999 waren es noch 91 gewe-
sen. Doch die Zielvorgabe, geschlechtsspezifische Disparitäten bei der
Grund- und Sekundarschulbildung bis 2005 zu beseitigen, wurde verfehlt.
Wenn diese Chance nicht auch 2015 vertan werden soll, muss mit neuer
Dynamik und Entschlossenheit vorgegangen werden.
2007 hatten von den 171 Ländern, für die Daten vorlagen, lediglich 53 die
Geschlechterparität (vom Statistischen Institut der UNESCO definiert als
ein zwischen 97 und 103 liegendes Verhältnis Mädchen/Jungen bei der
18
21. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
Einschulung) im Grund- und Sekundarschulbereich Während sich insgesamt eine Verbesserung der Lage abzeichnet, sind
erreicht. Das sind 14 Länder mehr als 1999. Dennoch folgende Ausnahmen erwähnenswert: Subsahara-Afrika, wo das Verhält-
gibt die Tatsache, dass mehr als 100 Länder die Zielvor- nis der Einschulungszahlen von Mädchen und Jungen im Sekundarschul-
gabe bisher verfehlt haben, Anlass zur Besorgnis. bereich zwischen 1999 und 2007 von 82 auf 79 zurückging, sowie Ozea-
nien und die GUS, wo es im gleichen Zeitraum von 89 auf 87 bzw. von
Im Sekundarschulbereich ist das Ge- 101 auf 98 sank.
schlechtergefälle stärker ausgeprägt
Mehr Mädchen als Jungen besuchen
Verhältnis Mädchen/Jungen bei der Einschulung im Hochschulen, außer in den ärmeren Regionen
Sekundarschulbereich – 1998/1999 und 2006/2007
(Mädchen je 100 Jungen) Verhältnis Mädchen/Jungen im tertiären Bildungsbereich – 1998/1999
und 2006/2007 (Mädchen je 100 Jungen)
Afrika südlich der Sahara
82 Afrika südlich der Sahara
79 69
Westasien 67 1999
80 Südasien
84 2007
64
Südasien 1999 77
75 2007 Ozeanien
85 69
Ozeanien 85
89
Westasien
87 82
GUS 93
101
Ostasien
98
55
Nordafrika
96
93
98 Nordafrika
68
Ostasien
96 104
101 Südostasien
Südostasien 92
97 111
103 Lateinamerika & Karibik
Lateinamerika & Karibik 112
107 119
107 GUS
Entwickelte Regionen 121
100 129
100 Entwickelte Regionen
Entwicklungsregionen 119
89 129
94 Entwicklungsregionen
78
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 96
Im Sekundarschulbereich ist das Geschlechtergefälle 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130
stärker ausgeprägt, und weitaus mehr Länder sind im
Rückstand. Das Geschlechtergefälle ist in Ländern mit Auf den höheren Bildungsebenen zeichnet sich ein ganz anderes Bild ab.
insgesamt niedrigen Einschulungsquoten besonders Weltweit besuchen mehr junge Frauen als Männer tertiäre Bildungsein-
groß, denn steigende Einschulungsquoten im Sekun- richtungen. In diesem Bereich ist das Verhältnis Mädchen/Jungen von
darschulbereich gehen in der Regel mit einem sinken- 96 im Jahr 1999 auf 108 im Jahr 2007 gestiegen. Zwischen den Regionen
den Geschlechtergefälle einher. Viele Faktoren haben gibt es jedoch dramatische Unterschiede. In den entwickelten Regionen,
zu den Fortschritten beigetragen, darunter höhere den GUS-Ländern, Lateinamerika und der Karibik sowie in Südostasien
Einschulungs- und Schulabschlussquoten für Mädchen besteht ein starkes Geschlechtergefälle zugunsten von Mädchen. In Afrika
im Grundschulbereich und sinkende Armutsquoten. In südlich der Sahara, Südasien und Ozeanien sind weitaus weniger Studen-
vielen Ländern hat auch die Politik eine Wende herbei- tinnen als Studenten in den tertiären Bildungsbereich vorgedrungen.
geführt. 19
22. VEREINTE NATIONEN
Entwicklungsfortschritte und Mäd- Mädchen in armen Haushalten oder ländlichen Gemeinwesen sind im
Bildungsbereich deutlich im Nachteil. Eine Analyse des Grundschulbe-
chenbildung gehen Hand in Hand suchs in 108 Entwicklungsländern, aufgeschlüsselt nach Wohnort und
relativem Haushaltseinkommen, zeigt, dass in Städten und bei den reichs-
Länderverteilung nach Stand der Geschlechterparität
ten 40 Prozent der Haushalte Geschlechterparität besteht. In ländlichen
in der Grund- und Sekundarschulstufe und im tertiären
Bildungsbereich – 2007 (in Prozent) Gegenden und in den ärmsten Haushalten hingegen sind Mädchen eher
von der Grundschulbildung ausgeschlossen.
Tertiär
Auf dem Gebiet der Sekundarschulbildung sind geschlechtsbedingte
32 6 62
Disparitäten, die mit Armut und Wohnsitz auf dem Land verbunden sind,
Sekundär
noch stärker ausgeprägt. Kulturelle Einstellungen und Praktiken, die eine
35 30 35
Frühverheiratung fördern, junge Mädchen abzuschotten suchen oder der
Primär
36 60 4 Erziehung von Jungen größeren Wert beimessen als der Erziehung von
Mädchen, können für die Geschlechterparität fast unüberwindliche Hin-
0 20 40 60 80 100 dernisse bilden. Doch gezielte Politik- und Steuerungsinitiativen können
Männerüber hang helfen, die geschlechtsbedingte Ungleichstellung zu überwinden. So
Fr auenüberhang
Ausgewogenes Geschlecht erver hält nis kann beispielsweise durch die Abschaffung von Schulgebühren und die
* Datengrundlage: 191 Länder für die Grundschulstufe, 179 Länder für die Bereitstellung von Anreizen für Mädchen, die Schule zu besuchen, die
Sekundarschulstufe und 133 Länder für den tertiären Bildungsbereich. finanzielle Belastung von Haushalten verringert werden. Der Bau von
Waren für 2007 keine Daten verfügbar, wurden die letzten verfügbaren
Daten – von 2005 oder 2006 – herangezogen. Schulen in der Nähe entlegener Gemeinden und die Einstellung lokaler
Lehrkräfte können das Geschlechtergefälle in ländlichen Gegenden eben-
Aus den verfügbaren Daten geht hervor, dass in der
falls vermindern.
Grundschulstufe 60, in der Sekundarschulstufe 30 und im
tertiären Bildungsbereich nur 6 Prozent der Länder die
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen nimmt
Geschlechterparität verwirklicht haben. Weltweit verläuft
das Geschlechtergefälle auf den höheren Bildungsebenen
weiter nur langsam zu und ist in vielen
wesentlich stärker zugunsten von Mädchen. Dies gilt je- Regionen nach wie vor sehr gering
doch hauptsächlich für die höher entwickelten Länder, in
denen die Einschulungsquoten – auch im tertiären Bil- Anteil der Frauen an der Gesamt-Erwerbsbevölkerung im nicht-
dungsbereich – überhaupt hoch sind. Dort schneiden landwirtschaftlichen Sektor – 1990 und 2007 und Hochrechnungen
für 2015 (in Prozent)
Jungen in der Schule im Vergleich oft schlechter ab. In
ärmeren Ländern und Ländern mit insgesamt niedriger
51 52
Einschulungsquote setzt sich die Benachteiligung von
50
Mädchen auch auf höheren Bildungsebenen fort und ist
45
gewöhnlich stärker ausgeprägt. 43
44
Mädchen aus armen und ländlichen 40
37
41
37
Haushalten stehen vor höheren 36
37
Bildungsschranken 30 29
33
Netto-Schulbesuchsquote in der Sekundarschulstufe 24
21
für Jungen und Mädchen, aufgeschlüsselt nach Wohn- 21
ort und relativem Haushaltseinkommen – 1998/2007 20 20 21
(in Prozent) 19
100
GUS A frika südlich der Sahara
10 Ostasien No rdafrika
M ädchen
80 Lateinamerika & Karibik Westasien
Jungen
Südo stasien Südasien
72 74 Ozeanien
60 0
59 60 57 59
1990 1993 1996 1999 2002 2005 2007 … 2015
50
40 45 45
39 41
36 Der Anteil der Frauen an den unselbständig Erwerbstätigen im nichtland-
31
20 24 wirtschaftlichen Sektor ist über die Jahre hinweg weltweit marginal weiter
angestiegen. In Südasien, Nordafrika und Westasien existieren jedoch
0
nach wie vor nur äußerst geringe Beschäftigungsmöglichkeiten für Frau-
Land Stadt Ärmstes Zweit- Dritt- Viert- Reichstes
20 Fünftel ärmstes ärmstes ärmstes Fünftel en. Auch in Afrika südlich der Sahara sind Frauen als Erwerbstätige im
23. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009
nichtlandwirtschaftlichen Sektor kaum vertreten. Die
Situation der Frauen in diesen Regionen variiert jedoch
erheblich. In den afrikanischen Ländern südlich der
Sahara sind Frauen zu 64 Prozent in der Landwirtschaft
beschäftigt, und ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung
ist relativ hoch: 55 Prozent der Frauen im erwerbsfähi-
gen Alter in dieser Region sind erwerbstätig, wenn
auch zumeist in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
In Nordafrika und Westasien, wo Industrie und Dienst-
leistungen die wichtigsten Sektoren sind, sind nur
23 bzw. 21 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter
auch erwerbstätig.
Frauen befinden sich am Arbeits-
markt noch immer in einer
schwächeren Position und tragen die
Hauptlast der unbezahlten Arbeit
Verteilung der gesamten Erwerbstätigkeit von Frauen
nach Erwerbskategorie – 2008 (in Prozent)
Ozeanien
16 19 64
Südasien
16 1 37 46
Afrika südlich der Sahara
15 2 43 39
Südostasien
34 1 30 35
Nordafrika
55 2 18 25
Ostasien
40 2 35 24
Westasien
61 2 17 20
Lateinamerika & Karibik
65 3 24 7
0 20 40 60 80 100
Lohn- und Gehalt sempfänger Selbstst ändige ohne Beschäft igt e
Arbeit geber Familienarbeitskräf t e
Zwar konnten mehr Frauen Beschäftigung außerhalb
des Agrarsektors finden, doch haben sie im Allgemei-
nen keinen Zugang zu menschenwürdiger Arbeit. Fast
zwei Drittel aller beschäftigten Frauen befinden sich in
prekären Beschäftigungsverhältnissen, entweder als
Familienarbeitskräfte oder als Selbständige.
Mit 64 bzw. 46 Prozent der Beschäftigungschancen für
Frauen im Bereich der Familienarbeit ist die Beschäfti-
gungssituation von Frauen in Ozeanien und Südasien
besonders schlecht. Diese Arbeitskräfte, auch als unbe-
zahlte Familienarbeitskräfte bezeichnet, stellen ihre
Zeit unentgeltlich dem Familienbetrieb zur Verfügung.
Die Bürde der unbezahlten Arbeit, die Frauen in allen
Regionen im Haushalt leisten und die sich nicht in amt-
lichen Beschäftigungsstatistiken niederschlägt, wird 21
hierdurch noch schwerer.