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Entwicklung für Mädchen –
Mädchen für Entwicklung
Eine Untersuchung des
deutschen entwicklungspolitischen
Engagements für Mädchen
Impressum

Herausgeber
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Göttinger Chaussee 115
30459 Hannover
Telefon: 05 11 9 43 73-0
Fax: 05 11 9 43 73-73
E-Mail: info@dsw-hannover.de
Internet: www.weltbevoelkerung.de
Spendenkonto 38 38 38 0
Commerzbank Hannover
BLZ 250 400 66


Autorinnen
Katrin Erlingsen | Sabine Campe | Christina Schrade
Wir danken Raimund Zühr für seine engagierte Unterstützung.
Redaktion
Janna Rassmann | Maike Schliebs
Ute Stallmeister (V. i. S. d. P.)
Gestaltung
Simone Schmidt, Hannover
Bildnachweise
EC/UNFPA Initiative for RH in Asia (S. 19, 34, 37)
Dietmar Falk (S. 24)
Andrea Künzig (S. 13, 35)
Carsten Luther (S. 10, 20)
                                                                   Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der europäischen
                                                                   Öffentlichkeitskampagne Sign of Life herausgegeben. Die
©
    Februar 2012                                                   Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell
                                                                   gefördert. Für den Inhalt dieser Veröffentlichung ist allein
                                                                   die Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt
Klimaneutral gedruckt auf Galaxi Bulk, 100 % PEFC zertifiziertes   kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen
Papier – fördert die nachhaltige Waldbewirtschaftung.              Union angesehen werden.
Entwicklung für Mädchen –
Mädchen für Entwicklung
Eine Untersuchung des
deutschen entwicklungspolitischen
Engagements für Mädchen




Vorgelegt von SEEK Development im November 2011
im Auftrag der Stiftung Weltbevölkerung
Autorinnen: Katrin Erlingsen | Sabine Campe | Christina Schrade
2
3




Abkürzungsverzeichnis
BEDP	        Basic Education Development Project 	
BMZ	         Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
CCT 	        Conditional Cash Transfers
CEDAW 	      Convention on the Elimination of Discrimination against Women
DAC 	        Development Assistance Committee, Entwicklungsausschuss der OECD
FGM 	        Female Genital Mutilation
FGM/C	       Female Genital Mutilation/Cutting
GIZ 	        Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH	
GTZ	         Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH
ILO	         International Labour Organization
InWent	      Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH
IPEC 	       International Programme on the Elimination of Child Labour
IPPF 	       International Planned Parenthood Federation
KfW 	        Kreditanstalt für Wiederaufbau
MDG	         Millennium Development Goals
MENA	        Middle East and North Africa
NRO 	        Nichtregierungsorganisationen
ODA	         Official Development Assistance
OECD 	       Organisation for Economic Co-operation and Development
RENATA	      National Network of Aunties’ Associations
SRGR	        Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte
SV	          Sektorvorhaben
UNAGTF 	     UN Adolescent Girls Task Force
UNESCO	      United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
UNFPA 	      United Nations Population Fund
UNICEF	      United Nations Children’s Fund
UNIFEM	      United Nations Development Fund for Women
UN Women	 United Nations Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women
WHO 	        World Health Organization
4




    Inhalt
    Zusammenfassung	                                                               5

    1. Einführung	                                                                 6

    2. Ziele der Studie 	                                                         10

    3. Methodisches Vorgehen 	                                                    11

    4.  apping deutscher Aktivitäten	
       M                                                                          12
      4.1	   Strategische Prioritäten der deutschen Mädchenförderung	             14
      4.2	   Akteure und Zusammenarbeit im Bereich der Mädchenförderung	          14
      4.3	   Umfang und Fokus der bilateralen deutschen Mädchenförderung	         15
      4.3.1	 Annäherung an das Gesamtvolumen der Projekte zur Mädchenförderung	   16
      4.3.2	 Analyse der Projekte und Programme im Bereich Mädchenförderung	      20
      4.4	   Multilaterales Engagement Deutschlands für die Mädchenförderung	     27
      4.5	   Analyseergebnisse auf einen Blick	                                   28

    5.  mpfehlungen für die Weiterentwicklung und Stärkung des 	
       E                                                                          29
       deutschen Engagements in der Mädchenförderung

    Anhang: Methode zur Analyse Mikrodatensatz OECD 	                             31

    Endnoten	                                                                     32
5




Zusammenfassung
In den letzten Jahren haben Mädchen im globalen entwicklungspolitischen
D
­ iskurs an Bedeutung gewonnen. Dies ist sehr zu begrüßen, denn die besondere
Situation von Mädchen, ihre Bedürfnisse und ihre Verletzbarkeit, aber auch die
Förderung ihrer Potenziale, bedürfen besonderer Ansätze.
Die vorliegende Studie untersucht das deutsche Engagement für Mädchen, ­ elche
                                                                           w
als weibliche Kinder unter 18 Jahren definiert werden. Zentrale Fragen sind dabei,
welche Rolle die Mädchenförderung in Deutschlands entwicklungspolitischen
Strategien, der bilateralen Zusammenarbeit und im deutschen Engagement auf
internationaler Ebene spielt und wer für die Mädchenförderung zuständig ist.
Abschließend werden Empfehlungen formuliert, die darauf abzielen, das deutsche
Engagement in der Mädchenförderung auf drei Ebenen zu stärken.
Auf der Ebene der politischen Strategien lässt sich festhalten, dass es in der
d
­ eutschen Entwicklungszusammenarbeit keine umfassende Strategie zur Mädchen-
förderung gibt. Auch die sektorspezifischen Strategien des Bundesministeriums
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) legen keinen Fokus
auf Mädchen. Die Strategiepapiere in den Sektoren Rechte, Bildung und Gesund-
heit weisen nur wenige explizite Bezüge zu den besonderen Bedürfnissen von
Mädchen auf.
Ein Blick auf die Akteursebene zeigt, dass es keine klare institutionelle Verankerung
für das Thema Mädchenförderung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
gibt. Das BMZ-Referat 204 (Menschenrechte, Gleichberechtigung der Geschlechter,
Kultur und Entwicklung) spielt jedoch eine entscheidende Rolle, die weiter aus­
gebaut werden könnte.
Auch wenn es keine klare Strategie und Federführung für die Mädchenförderung
gibt, finden sich auf der Projektebene zahlreiche Projekte, die einen besonderen
Fokus auf Mädchen legen. Die eingesetzten finanziellen Mittel und die Anzahl
der Projekte steigen. Ein regionaler Fokus auf Afrika wird ebenso deutlich wie ein
s
­ ektoraler Fokus auf den Bildungsbereich.
Basierend auf diesen Erkenntnissen empfiehlt die Studie, Mädchen in den ent-
wicklungspolitischen Sektorstrategien stärker als Zielgruppe zu berücksichtigen
und das BMZ-Referat für Gleichberechtigung und Menschenrechte verstärkt mit
der Federführung für die Mädchenförderung zu betrauen, um ein Mainstreaming
voranzutreiben. Darüber hinaus sollten altersspezifische Aspekte stärker im
P
­ rojektzyklus berücksichtigt und Deutschlands Engagement in der Grund- und
Sekundarbildung ausgebaut werden. Schließlich empfiehlt die Studie, vermehrt
sektorübergreifende Projekte durchzuführen und die Datenlage zur Mädchen­
förderung zu verbessern.
6




                     1         Einführung
                               In den vergangenen Jahren haben Mädchen 1 im globalen entwicklungspolitischen
                               Diskurs an Bedeutung gewonnen. Zahlreiche multilaterale Organisationen
                               haben sich in jüngster Zeit dem Thema Mädchen gewidmet. So hat etwa die Welt-
                               gesundheitsorganisation (WHO) 2009 einen Bericht zu Frauen und Gesundheit
                               vorgelegt, der in mehreren Kapiteln auf die Gesundheitssituation von Mädchen
                               eingeht. 2 Die Global Partnership for Education (früher bekannt als Education for
                               All – Fast Track Initiative) überprüfte in ihrem 2011 veröffentlichten Bericht „Fast
                               Tracking Girls’ Education“ 3, welche Fortschritte beim Zugang zu Bildung von
                               Mädchen erreicht werden konnten. Darüber hinaus ist Gender das Thema des
                               Weltentwicklungsberichts 2012 der Weltbank 4, in dem auch Mädchen eine
                               w
                               ­ ichtige Rolle spielen. Im Jahr 2007 gründeten die UN-Organisationen ILO,
                               U
                               ­ NICEF, UNFPA, UNESCO, UNIFEM und WHO zudem die UN Adolescent Girls
                               Task Force (UNAGTF) 5, um ihre Arbeit zu Mädchen besser zu koordinieren und
                               mehr zur Umsetzung der Menschenrechte von Mädchen beizutragen.


    Mädchen und die Millennium-­                            Darüber hinaus haben drei MDGs einen Bezug zur
                                                            Gesundheit von Mädchen, auch wenn diese nicht
    Entwicklungsziele                                       explizit in den Zielvorgaben genannt werden:
    Von den acht im Jahr 2000 verabschiedeten
                                                            MDG 4 fordert, dass die Sterblichkeitsrate bei Kindern
    Millen­ ium-Entwicklungszielen (MDG) der Vereinten
           n
                                                            unter fünf Jahren bis 2015 um zwei Drittel sinkt,
    N
    ­ ationen – seither der zentrale Referenzrahmen
                                                            Mädchen eingeschlossen. Die Kindersterblichkeit ist
    e
    ­ ntwicklungspolitischen Handelns – beinhalten zwei
                                                            zwischen 1990 und 2009 von 88 auf 57 Kinder pro
    Zielvorgaben, die sich auf die ­ ildung von Mädchen
                                   B
                                                            Tausend lebendgeborene Kinder zurückgegangen 13,
    beziehen: 6 So soll bis zum Jahr 2015 sichergestellt
                                                            aber noch immer sind erhebliche Anstrengungen
    werden, dass weltweit alle Kinder, Jungen wie
                                                            notwendig, um MDG 4 bis 2015 zu erreichen. 14
    M
    ­ ädchen, eine Primarschulbildung vollständig
                                                            Es gibt allerdings keine statistischen Belege dafür,
    abschließen können (MDG 2) und das Geschlechter-
                                                            dass Mädchen unter fünf Jahren aufgrund ihres
    gefälle in der Grund- und Sekundarschulbildung bis
                                                            Geschlechts einen schlechteren Gesundheitszustand
    2005 und in weiterführenden Bildungs­ benen bis
                                            e
                                                            haben als Jungen, eher das Gegenteil ist der Fall. 15, 16
    spätestens 2015 beseitigt wird (MDG 3). 7
                                                            Auch das MDG 5, nach dem die Müttergesundheit
    Zwar gibt es gerade beim Zugang zu Grundbildung
                                                            und der Zugang zu reproduktiver Gesundheit ver-
    große Fortschritte. Die Einschulungsraten in
                                                            bessert werden sollen, hat einen Bezug zu Mädchen.
    E
    ­ ntwicklungsländern sind im Durchschnitt von
                                                            Einer der Indikatoren ist die sinkende Geburtenrate
    82 Prozent im Jahr 1999 auf 89 Prozent im Jahr 2009
                                                            bei Jugendlichen. 2008 bekamen noch immer
    gestiegen. 8 Der Anteil der Mädchen an den Kindern,
                                                            14,3 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren
    die nicht zur Schule gehen, ist zwischen 1999 und
                                                            in Entwicklungsländern ein Kind. 17 Komplikationen
    2009 von 58 Prozent auf 53 Prozent gesunken. 9
                                                            während der Schwangerschaft und der Geburt
    D
    ­ ennoch sind MDG 2 und 3 noch nicht erreicht:
                                                            ge­ ören zu den Haupttodesursachen bei Mädchen
                                                               h
    U
    ­ ngefähr 23 Prozent der Mädchen und 19 Prozent
                                                            dieser Altersgruppe. Sie machen weltweit 15 Prozent
    der Jungen in Afrika südlich der Sahara gehen nicht
                                                            der Müttersterblichkeit aus, in Afrika sind es 26 Pro-
    zu Schule. 10 Weltweit besuchen nur 48 Prozent der
                                                            zent. 18 Der Großteil der sexuell aktiven Mädchen im
    Mädchen und 53 Prozent der Jungen eine weiter­
                                                            Alter zwischen 15 und 19 Jahren in Entwicklungs­
    führende Schule. 11 Laut der Weltbank werden
                                                            ländern, die nicht schwanger werden wollen,
    „
    ­ Mädchen als Letzte in die Schule geschickt und sie
                                                            hat ­ einen ausreichenden Zugang zu modernen
                                                                 k
    sind die Ersten, die vorzeitig ausscheiden“. 12
7




                                                       Mädchen und Menschenrechte
                                                       Es wird deutlich, dass es beim Zugang von Mädchen
                                                       zu Bildung und zu Gesundheitsversorgung erheblicher
                                                       Anstrengungen bedarf, um die Millennium-­
                                                       Entwicklungsziele zu erreichen. Darüber hinaus ist
                                                       verstärktes Engagement und politischer Wille not-
                                                       wendig, um die Menschenrechte von Mädchen zu
                                                       s
                                                       ­ tärken und zu schützen. Mädchen sind Trägerinnen
                                                       von Rechten, wie sie in zahlreichen internationalen
                                                       Menschenrechtsabkommen festgelegt sind, zum
                                                       B
                                                       ­ eispiel in der Allgemeinen Erklärung der Menschen­
                                                       rechte von 1948 24, dem Übereinkommen zur
                                                       B
                                                       ­ eseitigung jeder Form von Diskriminierung der
                                                       Frau (CEDAW) von 1979 25 und der UN-Kinderrechts-
                                                       konvention von 1989 26. Die Diskriminierung aufgrund
                                                       des Geschlechts wird von den meisten Staaten seit
                                                       der internationalen Menschen­ echtskonferenz 1993
                                                                                       r
                                                       in Wien und der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking
                                                       als Menschenrechtsverletzung anerkannt. So heißt
                                                       es in Artikel 18 der Erklärung von Wien, dass
                                                       „
                                                       ­ Menschenrechte von Frauen und Mädchen […]
                                                       ein unveräußerlicher, integraler und unteilbarer
                                                       Bestandteil der universellen ­ enschenrechte“ sind. 27
                                                                                    M
Verhütungsmitteln. 19 Angebote der sexuellen und
­                                                      Der Bericht der Weltfrauenkonferenz in Peking weist
reproduktiven Gesundheit sind zudem oft nicht          zudem darauf hin, dass in einigen Regionen die
auf minderjährige bzw. unverheiratete Frauen aus-      Anzahl der Männer die der Frauen um fünf Prozent
gerichtet. 20 Mädchen und Frauen haben darüber         übersteigt. Grund dafür seien diskriminierende
hinaus häufiger einen mangelnden Zugang zur            E
                                                       ­ instellungen und Praktiken, die das Leben von
Gesundheitsversorgung als ­ änner, da sie im Durch­
                            M                          Mädchen bedrohten, aber auch zu einem schlechteren
schnitt über ein geringeres Einkommen verfügen.        Zugang zu ­ ildung und Gesundheitsversorgung
                                                                    B
Um die Gesundheitsversorgung von Mädchen zu            führten. 28 So werden jährlich allein in Indien und
verbessern, wäre es daher wichtig, finanzielle         China ca. 1,3 Millionen weibliche Föten wegen ihres
H
­ ürden beim Zugang zu Gesundheitsleistungen           Geschlechts abgetrieben 29, was ein eklatanter Ver-
zu beseitigen. 21                                      stoß gegen ihr Recht auf Leben ist. Zwischen 130 und
                                                       140 Millionen Mädchen und Frauen sind an den
Laut MDG 6 soll bis 2015 die Ausweitung von HIV/
                                                       Genitalien beschnitten. Jedes Jahr sind weitere drei
Aids rückläufig sein. Weltweit sind ein Drittel der
                                                       Millionen Mädchen gefährdet, Opfer der weiblichen
Menschen, die sich mit dem HI-Virus anstecken,
                                                       Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation,
zwischen 15 und 24 Jahre alt. Mädchen und Frauen
                                                       FGM) zu werden. 30 Genitalverstümmelung verletzt
sind aufgrund biologischer und sozialer Faktoren
                                                       das Recht auf Sicherheit und persönliche Freiheit,
besonders gefährdet, sich zu infizieren. Etwas mehr
                                                       auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie auf
als die Hälfte aller mit HIV infizierten Menschen
                                                       Gesundheit. 31 Laut WHO werden ca. 25 Prozent der
weltweit sind Mädchen oder Frauen. In Afrika süd-
                                                       Mädchen (und 8,7 Prozent der Jungen) weltweit
lich der Sahara sind junge Frauen im Alter zwischen
                                                       Opfer sexuellen Missbrauchs. 32 Auch dies ist eine
15 und 24 einem achtmal größeren Risiko ausgesetzt,
                                                       gravierende Menschenrechtsverletzung, ebenso wie
sich mit HIV zu infizieren, als Männer. 22 Dennoch
                                                       die Kinderheirat. 35 Prozent der Mädchen in Entwick­
haben nur 19 Prozent der Mädchen im Alter von 15 bis
                                                       lungsländern heiraten vor ihrem 18. Lebensjahr. 33
19 Jahren in Entwicklungsländern ausreichendes
                                                       Die Kinderheirat verstößt gegen das Recht auf
Wissen, um sich vor HIV/Aids zu schützen. 23
8




    p
    ­ ersönliche Entfaltung. Verheiratete Mädchen              Verstärktes Engagement der Geber im
    w
    ­ erden häufiger schwanger als unverheiratete
    M
    ­ ädchen, gehen seltener zur Schule und haben im
                                                               Bereich Mädchenförderung
    Erwachsenenalter ein geringeres Einkommen. 34              Aufgrund dieser Ausgangslage ist es sehr zu begrüßen,
                                                               dass Mädchen in der Entwicklungszusammenarbeit
    Der Pekinger Bericht schlägt zahlreiche Maßnahmen
                                                               stärker beachtet werden. Denn es bedarf gezielter
    gegen die Diskriminierung von Mädchen vor. 35 Seit
                                                               Ansätze, um ihre besondere Situation, ihre Bedürf-
    seiner Veröffentlichung wurde immer wieder betont,
                                                               nisse und ihre Verletzbarkeit zu berücksichtigen und
    dass es sich für Gesellschaften lohnt, die Situation von
                                                               ihre Potenziale fördern zu können und dadurch
    Mädchen zu verbessern. Zahlreiche Studien haben
                                                               sicherzu­ tellen, dass möglichst viele Mädchen ihre
                                                                        s
    zum Beispiel auf positive Wirkungen von Grund-
                                                               Menschenrechte verwirklichen können.
    und Sekundarbildung für Mädchen hingewiesen. 36, 37,
    38
       Wenn ein Mädchen in einem Entwicklungsland              Einige Geberländer wie Norwegen, Großbritannien,
    s
    ­ ieben Jahre oder länger zur Schule geht, heiratet es     die USA und auch Deutschland legen in ihrer Ent-
    vier Jahre später und bekommt im Schnitt 2,2 Kinder        wicklungszusammenarbeit seit vielen Jahren einen
    weniger als ein Mädchen, das kürzer oder gar nicht         b
                                                               ­ esonderen Fokus auf die Gleichstellung von Frauen
    zur Schule geht. 39 Je länger Mädchen zur Schule           und Mädchen. Vor allem in den Bereichen Bildung
    gehen, desto gesünder sind ihre Kinder. 40 Jedes           und Gesundheit zielen zahlreiche Programme auf
    zusätzliche Schuljahr in der Grundschule erhöht            den gleichberechtigten Zugang ab. Die USA betonen
    das poten­ ielle Einkommen von Frauen um zehn
               t                                               zudem im Rahmen ihrer Globalen Gesundheits­
    bis 20 Prozent, jedes zusätzliche Schuljahr an einer       initiative, wie wichtig es ist, Gesundheitsinstitutionen
    weiterführenden Schule um 15 bis 25 Prozent. 41            dabei zu unterstützen, sich stärker für Frauen
                                                               und Mädchen und damit für die Gleichstellung der
                                                               Ge­ chlechter einzusetzen. Außerdem wird die
                                                                  s
                                                               Bedeutung von nach Alter aufgeschlüsselten Daten
                                                               betont, um zum Beispiel die besonderen Gesund-
                                                               heitsbedürfnisse von (prä-)pubertären Mädchen
9




besser ­ eachten zu können. 42 Norwegen versucht
       b                                                   e s
                                                           ­ nt­ prechenden Daten nicht erhoben würden. Die
über das Gender-Mainstreaming hinaus durch eine            Autorinnen empfehlen daher, die steigende Auf-
„
­ Lebens­ yklus-Perspektive“ sektorübergreifend
         z                                                 merksamkeit für Mädchen zu nutzen, um die Arbeit
die besonderen Bedürfnisse verschiedener Alters­           zu systematisieren, strategisch auszurichten und so
gruppen, also auch von Mädchen verschiedener               die Wirksamkeit zu erhöhen. 46 Sie identifizieren
Altersstufen, in seinen Projekten zu berücksichtigen. 43   dafür die vier Hauptsektoren Bildung, Gesundheit,
                                                           Empowerment und Rechte sowie ­ irtschaftliche
                                                                                             w
Neben Regierungen und multilateralen Organisa­
                                                           Teilhabe.
tionen setzen sich auch zivil­ esell­ chaftliche
                             g      s
O
­ rganisationen wie Plan International sowie
S
­ tiftungen wie die Nike Foundation verstärkt für
Mädchen in Entwicklungsländern ein. In der
w
­ eltweiten Coalition for Adolescent Girls haben sich
mehr als 30 Nichtregierungsorganisa­ ionen (NRO),
                                       t
Stiftungen, Forschungseinrichtungen und
UN-Organisa­ ionen zusammengeschlossen, um sich
              t
gemeinsam für Mädchen in Entwicklungsländern
stark zu machen. In Deutschland engagiert sich
unter anderem die Stiftung Weltbevölkerung im
R
­ ahmen der ­ uropean Alliance on Vulnerable Girls
              E
für die gezielte Förderung von Mädchen.
Auch in der deutschen entwicklungspolitischen
Debatte zeichnet sich eine ­ achsende Aufmerksam-
                            w
keit für die Mädchenförderung ab. So haben vier
Bundestagsfraktionen die Bundesregierung in einem
gemeinsamen Antrag aufgefordert, sich bei den
V
­ ereinten Nationen für einen Weltmädchentag
­ inzusetzen. 44 Die Bundesregierung hat ihre Unter-
e
stützung hierfür zugesagt. Bei der neuen Bildungs­
strategie des BMZ 45, deren Entwurf im März 2011
veröffentlicht wurde, war die stärkere Berück­
sichtigung von Mädchen das zentrale Element der
Diskussion und der Forderungen aus Parlament
und Zivilgesellschaft.
Während Mädchen somit in der Entwicklungspolitik
in den letzten Jahren an ­ ufmerksamkeit gewonnen
                          A
haben, gibt es bislang jedoch wenige Erkenntnisse
darüber, inwieweit sich dies in entwicklungspoli-
tischen Strategien und Projekten niederschlägt,
was vor allem einem Mangel an empirischen Daten
geschuldet ist. Dies betont auch eine Studie des
International Center for Research on Women. Sie
kommt zu dem Schluss, dass Mädchen noch nicht
als Kategorie bzw. als Zielgruppe etabliert seien,
weder im Gender- noch im Bildungs- oder Gesund­
heits­ ereich. Zudem richteten nur wenige Geber
     b
ihre Strategien konkret an Mädchen aus. Es bleibe
oft unklar, wie viel Geld wohin fließe, da die
10




     2   Ziele der Studie
         Vor diesem Hintergrund zielt die vorliegende Studie auf eine erste Bestands­
         aufnahme des deutschen Engagements zur Förderung von Mädchen ab. Dabei
         stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:
         •  elche Rolle spielen Mädchen in den entwicklungspolitischen Strategien und
           W
           der Entwicklungsfinanzierung der Bundesregierung?
         •  elche sektoralen und regionalen Schwerpunkte sind erkennbar?
           W
         •  elche Akteure innerhalb des BMZ und der Durchführungsorganisationen sind
           W
           an der Politikformulierung und -umsetzung zur Mädchenförderung beteiligt?
         •  elche Ansätze werden in Vorhaben zur Mädchenförderung angewendet?
           W
         •  ie kann die Förderung von Mädchen im Rahmen der deutschen Entwick-
           W
           lungszusammenarbeit gestärkt werden?
         Besonderes Augenmerk soll dabei – ähnlich wie in der Studie des International
         Center for Research on Women – auf die Bereiche Rechte, Gesundheit und ­ ildung
                                                                                  B
         gelegt werden.
11




                 3         Methodisches Vorgehen
                            Bei der Bestandsaufnahme der entwicklungspolitischen Maßnahmen und
                            P
                            ­ rogramme, deren Fokus auf der Förderung von Mädchen liegt, ergeben sich
                            e
                            ­ inige methodische Herausforderungen:
                            Die schlechte Datenlage erschwert eine systematische Untersuchung. Da es sich
                            im Gegensatz zu „Armen“ oder „Frauen“ bei „Mädchen“ nicht um eine etablierte
                            und klar definierte strategische Zielgruppe der Entwicklungszusammenarbeit
                            handelt, werden nicht systematisch Daten erhoben. Auch in Deutschland werden
                            von offizieller Seite keine Daten zu Mädchenförderung erhoben.


Um sich dennoch einen Überblick über die bilate-        (KfW) auf Bezüge zu Mädchen hin untersucht. Ergänzt
ralen Programme eines Geberlandes in bestimmten         wurde diese Dokumentenanalyse durch Hinter-
Sektoren zu verschaffen, bietet es sich an, die         grundgespräche mit zentralen Akteuren der
s
­ tatistische Datenbank der Organisation für wirt-      M
                                                        ­ ädchenförderung im BMZ, der GIZ und der KfW.
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
                                                        Um der Frage nach dem Volumen und der Fokus­
(OECD) zu nutzen. Die Mitgliedsländer des Ent­
                                                        sierung der deutschen Mittel für die Entwicklungs-
wicklungsausschusses der OECD (Development
                                                        zusammenarbeit (Official Development Assistance,
A
­ ssistance Committee, DAC) berichten an diese
                                                        ODA) im Hinblick auf Mädchenförderung in den
Datenbank jährlich über ihre Aktivitäten. 47 Die OECD
                                                        letzten Jahren nachzugehen, wurden die Projekte der
DAC-Datenbank gibt zwar mit Hilfe der sogenannten
                                                        bilateralen deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Gender Marker Auskunft darüber, welche bilateralen
                                                        herausgefiltert, die im Mikrodatensatz des OECD
Projekte einen Beitrag zur Gleichstellung der
                                                        DAC aufgeführt sind (siehe Abschnitt 4.3.1 und
Geschlechter und dem Empowerment von Frauen
                                                        Anhang).
leisten. Projekte zu Mädchen werden jedoch nicht
besonders gekennzeichnet.                               Mit der verwendeten Filtermethode kann nicht
                                                        sichergestellt werden, dass alle relevanten Projekte
Aufgrund der bestehenden erheblichen Datenlücken
                                                        identifiziert wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit
kann diese Studie keine abschließende Erhebung
                                                        sind im Mikrodatensatz des OECD DAC Projekte
des deutschen Engagements für Mädchen leisten.
                                                        a
                                                        ­ ufgeführt, zu deren Zielgruppe Mädchen gehören,
Es handelt sich vielmehr um eine Annäherung, die
                                                        ohne dass dies offensichtlich ist. Denn detaillierte
H
­ inweise auf bestehende Schwerpunkte und ver-
                                                        Beschreibungen der Projekte werden von der Daten-
wendete Ansätze geben kann. Ein Anspruch auf
                                                        bank nicht bereitgestellt.
V
­ ollständigkeit kann jedoch nicht erhoben werden.
                                                        Betrachtet wird vor allem das bilaterale Engagement
Um trotz der bestehenden Datenlücken Aussagen
                                                        Deutschlands. Hinweise zum multilateralen Engage-
machen zu können, kombiniert die Studie verschie-
                                                        ment finden sich jedoch in Abschnitt 4.4.
dene methodische Herangehensweisen. So können
die Validität der Aussagen erhöht und Fehler ver­
mieden werden:
Um die Frage nach den deutschen Strategien,
Schwerpunkten, Instrumenten und den zentralen
Akteuren zu beantworten, wurden die relevanten
Strategiedokumente des BMZ sowie der Durch­
führungsorganisationen Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der
E
­ ntwicklungsbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau
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                      4         Mapping deutscher Aktivitäten
                                 4.1  trategische Prioritäten der deutschen
                                     S
                                     Mädchenförderung
                                 Die deutsche Entwicklungspolitik orientiert sich stark an den Menschenrechten,
                                 nach denen alle Menschen – Frauen und Männer, Jungen und Mädchen – gleich
                                 an Rechten und Pflichten sind. Die Bundesregierung sieht weitgehend davon ab,
                                 im Rahmen von Strategiepapieren nach Geschlecht oder Altersgruppen zu unter-
                                 scheiden. Sie argumentiert, dass die Nennung einer Gruppe als Diskriminierung
                                 einer anderen verstanden werden könnte. Ein Strategiedokument zur Mädchen-
                                 förderung ist daher nicht geplant.


     Gut verankert in der deutschen Entwicklungszusam-       deutschen Entwicklungspolitik“ werden Mädchen
     menarbeit ist hingegen das Gender-Mainstreaming,        nur in Verbindung mit Frauen („Frauen und Mäd-
     was sich in der OECD DAC-Datenbank widerspiegelt:       chen“) als diskriminierte Gruppe, Opfer von Gewalt
     Deutschland hat einen hohen Anteil von Projekten        und als Personen mit schlechterem Zugang zu
     und Programmen, die einen direkten oder indirekten      ­ ildung erwähnt. 52 Im Faltblatt des BMZ zu Kinder-
                                                             B
     Beitrag zur Stärkung von Frauen leisten und daher mit   und Jugendrechten von 2011 53 taucht das Wort
     dem sogenannten Gender Marker versehen wurden.          „Mädchen“ nur einmal im Zusammenhang mit der
     Zwischen 2007 und 2009 traf dies auf 58 Prozent der     Verheiratung Minderjähriger auf.
     deutschen bilateralen Projekte und Programme zu,
                                                             Es gibt Anzeichen, dass das BMZ sich verstärkt mit
     während der Durchschnitt der OECD DAC-Mitglieder
                                                             den Rechten von Kindern und Jugendlichen ausein-
     bei 31 Prozent lag. 48
                                                             andersetzen wird. So hat das BMZ zu diesem Thema
     Den strategischen Rahmen für das Gender-Main­           eine Studie in Auftrag gegeben, die im Herbst 2011
     streaming bildet der Gender-Aktionsplan des BMZ         veröffentlicht werden soll. 54 Zudem arbeitet das
     von 2009. 49 In diesem Dokument werden Mädchen          Ministerium zurzeit an einem Positionspapier zu
     als eine Untergruppe von Frauen behandelt. „Frauen      Kinder- und Jugendrechten, das das Menschen-
     und Mädchen“ werden in einem Atemzug genannt,           rechtskonzept konkretisieren soll. Es wird jedoch
     zum Beispiel bei Fragen des Empowerments, natio-        voraussichtlich keinen besonderen Fokus auf
     naler ­ ntidiskriminierungsstrategien, beruflicher
           A                                                 M
                                                             ­ ädchen legen.
     Bildung, Konfliktsituationen und der sexuellen und
     reproduktiven Gesundheit. Nur im Bildungsbereich        Strategien im Bereich Bildung
     geht der Gender-Aktionsplan auf die besonderen
                                                             Im Bildungsbereich erarbeitet das BMZ zurzeit die
     Belange von Mädchen ein. Hier wird die Bedeutung
                                                             neue Strategie „Zehn Ziele für Bildung“, die voraus-
     sicherer Schulwege, die Ausstattung von Schulen mit
                                                             sichtlich Ende 2011 veröffentlicht wird. Ein erster
     Sanitäranlagen für Mädchen, von weiterführender
                                                             Entwurf, der im März 2011 vorgestellt wurde, betont
     Bildung und Friedenspädagogik betont. Die Gender-
                                                             zwar, dass noch immer weniger Mädchen zur Schule
     Strategien der GIZ 50 und der KfW 51 nennen Mädchen
                                                             gehen als Jungen und dass Bildung einen Beitrag zur
     explizit an keiner Stelle.
                                                             Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen leisten
                                                             kann. 55 Allerdings geht der Entwurf nicht darauf ein,
     Strategien im Bereich Rechte                            wie sich die deutsche Entwicklungszusammenarbeit
     Auch im Menschenrechtsbereich setzen sich die           dafür einsetzen will, dass mehr Mädchen zur Schule
     z
     ­ entralen Dokumente des BMZ nicht explizit mit den     gehen können. Dies überrascht insofern, als dass es
     Rechten von Mädchen auseinander. In der 2011            in der Praxis der deutschen Entwicklungszusammen­
     v
     ­ eröffentlichten Strategie „Menschenrechte in der      arbeit zahlreiche Ansätze zur Förderung von
13




                                                         Entwicklungszusammenarbeit außerschulische Pro-
                                                         jekte zur HIV-Prävention. Darüber hinaus werden
                                                         auch in diesem Papier Mädchen in einem Zug mit
                                                         Frauen genannt, etwa beim Zugang zu Gesundheits-
                                                         informationen und -dienstleistungen, Verhütungs-
                                                         mitteln und Bildung, bei sexueller Gewalt und
                                                         Selbstbe­ timmung. Die speziellen Bedürfnisse von
                                                                  s
                                                         Mädchen, zum Beispiel beim Zugang zu Präventions­
                                                         maßnahmen, nennt das Papier nicht.
                                                         Das Positionspapier des BMZ „Sexuelle und Reproduk­
                                                         tive Gesundheit und Rechte, Bevölkerungs­ ynamik“
                                                                                                    d
                                                         von 2008 60 erwähnt Mädchen im Kontext der weib-
                                                         lichen Genitalverstümmelung auch zu­ ammen mit
                                                                                               s
                                                         Frauen („Jährlich kommen weitere drei Millionen
M
­ ädchen im Bildungsbereich gibt. Dass die Strategie     Frauen und Mädchen hinzu“, Seite 5). Allerdings sind
keine Angaben darüber enthält, stand im Fokus der        es in den meisten Fällen ­ ädchen, die beschnitten
                                                                                   M
Kritik aus dem Bundestag und der Zivilgesellschaft. 56   werden. Zusätzlich geht das Papier auf die Risiken
Das BMZ hat signalisiert, dass aufgrund dieser Rück-     früher, oft ungewollter Schwangerschaften ein. Nicht
meldungen Mädchen und das Thema Gender in der            erwähnt werden jedoch die besonderen Bedürfnisse
endgültigen Version der Strategie eine größere Rolle     von Mädchen, zum Beispiel beim Zugang zu Familien­
spielen werden.                                          planung und Verhütung. Es werden keine spezifischen
                                                         An­ ätze zur Förderung von Mädchen erwähnt.
                                                            s
Strategien im Bereich Gesundheit                         Die im Mai 2011 vorgestellte „Initiative zu selbst­
Auch für den Gesundheitsbereich zeigt die Doku-          bestimmter Familienplanung und Müttergesundheit“
mentenanalyse, dass es keine spezifische Schwer-         des BMZ 61 nimmt auf die besondere Bedeutung von
punktsetzung auf Mädchen gibt.                           Bildung und Aufklärung für Gesundheit Bezug. Ein
                                                         Ziel der Initiative soll es daher sein, Erfolgsbeispiele
Das Sektorkonzept des BMZ „Gesundheit in der
                                                         und innovative Ansätze aus diesem Bereich in die
deutschen Entwicklungspolitik“ 57 erwähnt Mädchen
                                                         bilaterale Zusammenarbeit zu integrieren. Allerdings
nur an einer Stelle: „Besonderes Gewicht wird […]
                                                         nennt auch dieses Papier Mädchen nicht explizit.
auf die Stärkung und den Schutz von Frauen und
Mädchen im Kontext der Epidemie (HIV/Aids)               Die Dokumentenanalyse zeigt, dass Mädchen in
gelegt.“ Darüber hinaus wird nicht auf die Bedürf-       einigen Strategiepapieren zwar erwähnt werden,
nisse von Mädchen eingegangen.                           aber auf ihre speziellen Bedürfnisse nicht explizit
                                                         eingegangen wird. Mädchen stehen in den Strategien
Im Positionspapier „Gesundheit und Menschen-
                                                         und Positionen der deutschen Entwicklungspolitik
rechte“ wird erwähnt, dass schwangere Mädchen zum
                                                         nicht im Fokus und es sind keine klaren Ansätze der
Teil von diskriminierenden Gesetzen betroffen sind
                                                         Mädchenförderung erkennbar. Allerdings bieten die
und in manchen Ländern der Schule verwiesen
                                                         vorhandenen Strategien des Gender-Mainstreaming
­ erden. 58 Von einer umfassenden Auseinander­
w
                                                         sowie die Aktivitäten in den Bereichen Menschen-
setzung mit den Belangen von Mädchen sieht aber
                                                         rechte, Bildung und Gesundheit der Bundesregierung
auch dieses Papier ab.
                                                         gute Anknüpfungspunkte, um die Mädchenförderung
Das BMZ-Papier „Gesundheit fördern – HIV/Aids            zu systematisieren.
bekämpfen“ aus dem Jahr 2007 nennt die besondere
                                                         Während dieser Abschnitt darüber informiert hat,
Gefahr von Mädchen, sich mit HIV zu infizieren
                                                         welche Rolle Mädchen in den Strategien des BMZ
und führt die besondere Belastung, die die Pflege
                                                         spielen, geht der nächste Abschnitt darauf ein,
erkrankter Eltern für Mädchen bedeuten kann, als
                                                         w
                                                         ­ elche Akteure maßgeblich an der Formulierung
eine Herausforderung an. 59 Da viele Mädchen
                                                         und Umsetzung dieser Strategien beteiligt sind.
d
­ eswegen die Schule verließen, fördere die deutsche
14




     4.2 Akteure und Zusammenarbeit im Bereich der Mädchenförderung
     Da es keine konkreten Strategien zur Mädchenförde-        Die GIZ entwickelt im Auftrag der Länderreferate des
     rung gibt, ist auch die Federführung für das Thema        BMZ Projekte für die technische Zusammenarbeit,
     nicht eindeutig geregelt. Die Mädchenförderung ist        während Projekte der finanziellen Zusammenarbeit
     im BMZ keinem besonderen Referat zugeordnet,              gemeinsam mit den Partnerregierungen von der KfW
     sondern wird als Querschnittsthema behandelt.             entwickelt und dann dem BMZ vorgeschlagen werden.
                                                               Die Durchführungsorganisationen analysieren dabei
     Strategien, Positionen und Konzepte für die Ent­ ick­
                                                       w
                                                               im Rahmen des sogenannten Gender-Mainstreamings,
     lungszusammenarbeit werden von den Sektorreferaten
                                                               wie sich die Projekte auf die Gleichstellung der
     des BMZ, also zum Beispiel dem Bildungsreferat,
                                                               Geschlechter auswirken und wie positive Wirkungen
     entworfen. Sie sind auch dafür zuständig, Mädchen
                                                               genutzt werden können.
     dort, wo es ihnen angemessen erscheint, in die
     S
     ­ trategiepapiere des BMZ (beispielsweise die Bildungs­   Über die Projektanträge von GIZ und KfW entscheidet
     strategie) zu integrieren. Bei der Strategieentwicklung   wiederum das jeweilige Länder- oder Regionalreferat
     werden sie von sogenannten Sektorprogrammen               des BMZ. Vor der endgültigen Entscheidung über-
     und den dazugehörigen Sektorvorhaben unterstützt,         prüfen die Sektorreferate, ob die Anträge mit den
     welche die GIZ im Auftrag des BMZ zu Themen von           entsprechenden Sektorstrategien übereinstimmen.
     be­ onderem Interesse einrichten kann. Im Fall
         s                                                     Die KfW ist zudem an sogenannten Korbfinanzie-
     der ­ ildungsstrategie wurde das BMZ vom Sektor­
           B                                                   rungen (einer Art der Budgetfinanzierung) beteiligt,
     programm Bildung beraten, das wiederum das                bei denen mehrere Geber ihre Mittel für einen
     S
     ­ ektorvorhaben Mädchenförderung einschließt. Die         Sektor in einen gemeinsamen Korb geben, um damit
     Einbindung der KfW bei der Strategieentwicklung           Strategien des Partnerlandes umzusetzen.
     ist weniger institutionalisiert als die der GIZ.
                                                               Die Tabelle 1 zeigt, welche Referate und Abteilungen
     Die Länder- und Regionalreferate des BMZ sind dafür       bei BMZ, GIZ und KfW für die Strategieentwicklung
     zuständig, im Rahmen der bestehenden Strategien           in den drei Bereichen zentral sind.
     Projekte und Programme der technischen und finan-
                                                               Zur Koordination und zum inhaltlichen Austausch
     ziellen Zusammenarbeit mit den Partnerländern zu
                                                               zwischen dem BMZ, der GIZ und der KfW tagen
     vereinbaren. Sie entscheiden, ob und wenn ja,
                                                               v
                                                               ­ erschiedene Arbeitsgruppen bzw. Thementeams,
     w
     ­ elchen Stellenwert die Förderung von Mädchen in
                                                               zum Beispiel zu HIV/AIDS, sexueller und repro­
     den konkreten Projekten in den Partnerländern hat.
                                                               duktiver Gesundheit oder Bildung, die sich auch
     Eine wichtige Rolle spielen dabei Verhandlungen mit
                                                               mit ­ ragen der ­ ädchenförderung befassen. Eine
                                                                    F          M
     den Partnerregierungen, in denen die Sektoren der
                                                               g
                                                               ­ esonderte Arbeitsgruppe zu Mädchen gibt es
     Zusammenarbeit festgelegt werden. Bei der Vorbe-
                                                               jedoch nicht.
     reitung dieser Regierungsverhandlungen unterstützt
     das BMZ-Referat 204 (Menschenrechte, Gleichbe-            Die Analyse zeigt, dass bislang keine klaren Struk-
     rechtigung der Geschlechter; Kultur und Entwicklung)      turen für die Mädchenförderung etabliert worden
     die Länder- und Regionalreferate, indem es Infor­         sind. Sie zeigt jedoch auch, dass eine Vielzahl von
     mationen über die Situation der Menschen- und             Akteuren an der Mädchenförderung beteiligt ist. Im
     Frauenrechte bereitstellt und Dokumente kommen-           Zentrum steht bislang das BMZ-Referat 204, welches
     tiert, auf deren Grundlage die Verhandlungen statt-       unter anderem die Regierungsverhandlungen mit
     finden. Hierunter fallen die Sektorstrategiepapiere,      vorbereitet. Ihm könnte bei einem Ausbau des
     die zu jedem Sektor für jedes Land erstellt werden.       ­ ngagements zu Mädchen eine zentrale Rolle
                                                               E
     Das Referat 204 ist außerdem dafür zuständig, zu          zukommen, indem es beispielsweise bei der Unter-
     prüfen, ob Gender-Aspekte in der Zusammenarbeit           stützung der Länder- und Regional­ eferate stärker
                                                                                                   r
     mit Partnerländern ausreichend berücksichtigt             über die Situation von Mädchen informiert.
     w
     ­ erden. Eine besondere Prüfung für Mädchen-
     Aspekte gibt es hierbei bisher nicht.
15




Tabelle 1: Für die Mädchenförderung relevante Referate und Abteilungen

           Rechte                              Bildung                            Gesundheit
BMZ        Referat 204: Menschenrechte,         Referat 311: Bildung              Referat 315: Gesundheit und
           Gleichberechtigung der Geschlechter;                                   Bevölkerungspolitik
           Kultur und Entwicklung
GIZ        SV Kinder- und Jugendrechte         Sektorprogramm Bildung             SV globale Gesundheitsarchitektur
           SV FGM                              SV Mädchenförderung                SV SRGR/Bevölkerungsdynamik
           SV Gleichberechtigung und
           Frauenrechte fördern
KfW        Kompetenzcenter                     Kompetenzcenter Gesundheit,        Kompetenzcenter Gesundheit,
           Friedensentwicklung                 Bildung und soziale Sicherung      Bildung und soziale Sicherung




4.3 Umfang und Fokus der bilateralen deutschen Mädchenförderung
Die vorherigen Abschnitte haben gezeigt, dass es             zweier Frauenrechtsvorhaben mit einer FGM-­
weder eine klar formulierte sektorübergreifende oder         Komponente an. 63 Während sich sagen lässt, dass
-spezifische Strategie noch eine feste institutionelle       Deutschland im Jahr 2009 23,8 Millionen Euro in
Verankerung für die Mädchenförderung gibt. Im                bilaterale Vorhaben zu Menschenrechten und
f
­ olgenden Abschnitt soll nun näher in Augenschein           ­ rauenrechten investiert hat 64, lassen sich keine
                                                             F
genommen werden, welche bilateralen Projekte und             Angaben darüber machen, wie viel Geld insgesamt
Programme Deutschland im Bereich der Mädchen-                in die Stärkung von Mädchen­ echten geflossen ist.
                                                                                           r
förderung implementiert.
                                                             Deutschland hat laut Angaben der OECD DAC-
Hierbei stellt die Datenlage eine Herausforderung            Datenbank 2009 insgesamt 1,2 Milliarden Euro in
dar. Während sich in allen Sektoren, die im Fokus            den Bildungsbereich investiert. 65 Hiervon flossen
dieser Studie stehen (Rechte, Bildung, Gesundheit),          lediglich 106 Millionen Euro in die Grundbildung
Angaben über die gesamten Finanzflüsse machen                und fünf Millionen Euro in die Sekundarbildung.
lassen, finden sich keinen Daten über Projekte zur           Knapp 860 Millionen Euro flossen hingegen in die
Mädchenförderung. In einigen Bereichen lassen sich           höhere Bildung, inklusive 662 Millionen Euro 66 für
jedoch Angaben über einzelne Projekte finden, wie            sogenannte Studienplatzkosten, also Kosten deutscher
etwa in den Antworten der Bundesregierung auf                Universitäten für Studierende aus Entwicklungs­
Anfragen des Parlamentes. Teilweise lassen sich auch         ländern. Es finden sich allerdings keine Daten zu
Angaben in Portfolioanalysen des BMZ und der KfW             B
                                                             ­ ildungsprojekten mit einem Fokus auf Mädchen.
finden.
                                                             In den Gesundheitsbereich flossen laut OECD
Im Bereich Rechte findet man einige Programme, die           DAC 2009 insgesamt 685 Millionen Euro, zu 45 Prozent
einen klaren Fokus auf die Förderung von Mädchen             in bilaterale Projekte, unter anderem zur Bekämp-
haben und zu denen Zahlen vorliegen. So flossen              fung sexuell übertragbarer Krankheiten, zum Ausbau
etwa seit 1999 ca. 14 Millionen Euro in Projekte zur         von Gesund­ eitsinfrastruktur und Projekte zur repro­
                                                                          h
Vermeidung der Genitalverstümmelung. 62 Die                  duktiven Gesundheit. Inwiefern Mädchen von diesen
Bundes­ egierung berichtet zudem, dass diese Mittel
        r                                                    Investitionen profitierten und ob die finanzierten
„seit Jahren tendenziell steigen“ und führt die Mittel       Maß­ ahmen auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind,
                                                                  n
für das FGM-Sektorvorhaben und die Auf­ tockung
                                          s                  lässt sich nicht erkennen.
16




     4.3.1	
           Annäherung an das Gesamt­                            Anzahl der Mädchenprojekte und
           volumen der Projekte zur                             Finanzvolumen
           Mädchenförderung                                     Die Analyse zeigt, dass die Gesamtzahl der Projekte,
                                                                die einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter
     Um trotz dieser ungünstigen Datenlage Hinweise auf
                                                                leisten (Gender Marker 1 und 2), von 4.053 in 2007
     die Anzahl der Projekte, das Finanzvolumen und den
                                                                auf 5.223 in 2009 steigt. Die Anzahl der Projekte, die
     Fokus im Bereich der Mädchenförderung in der
                                                                einen expliziten, durch den Filter erkennbaren Fokus
     deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu erhalten,
                                                                auf Mädchen haben, ist sehr gering aber auch stei-
     wurde der Mikrodatensatz der OECD benutzt. Bei
                                                                gend: Für 2007 wurden 45 Projekte identifiziert, 2009
     der Frage nach dem „Wie viel“ gibt die Auswertung
                                                                waren es 97 (siehe Abb. 1).
     einige interessante Hinweise. Die Ergebnisse können
     aber aus den genannten methodischen Gründen                Die deutliche Mehrzahl der Projekte mit Mädchen-
     keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.               fokus (rot in Abb. 1) leisten einen Beitrag zur Gleich-
                                                                stellung (Gender Marker 1), während ein kleinerer
     In einem ersten Schritt wurden die Projekte isoliert,
                                                                Anteil die Gleichstellung der Geschlechter als
     die entweder einen „signifikanten Beitrag zur Gleich-
                                                                Hauptziel hat (Gender Marker 2, siehe Abb. 2).
     stellung der Geschlechter leisten“ (Gender Marker 1)
     oder deren „Hauptziel es ist, zur Gleichstellung der
     Geschlechter beizutragen“ (Gender Marker 2). Diese
     Untergruppe wurde nach Schlagworten durchsucht,
                                                                            Abb. 1:  nzahl der Gender-Projekte und Anteil der
                                                                                    A
     wie etwa „child“, „young“, „girl“, „Mädchen“. Danach
                                                                                    mädchenbezogenen Projekte (2007–2009)
     wurden Projekte entfernt, die von deutschen NRO
     oder Bundesländern und Gemeinden durchgeführt                                     6.000

     bzw. in Auftrag gegeben wurden, da die Aktivitäten                                                                             97
     der Bundesregierung und vor allem des BMZ im
                                                                                       5.000                                      5.223
     M
     ­ ittelpunkt der Studie stehen. Die so herausgefilterten
     Projekte weisen demnach alle einen Fokus auf                                                                    80
                                                                                                      45
                                                                 Anzahl der Projekte




     G
     ­ ender-Aspekte auf und haben gleichzeitig einen                                  4.000
                                                                                                    4.053          4.041
     Fokus auf junge Menschen.

                                                                                       3.000



                                                                                       2.000



                                                                                       1.000



                                                                                          0
                                                                                                     2007           2008           2009


                                                                                               Anzahl der Projekte, die einen Fokus auf Mädchen haben


                                                                                               Gesamtzahl der Projekte, die einen Beitrag zur Gleichstellung
                                                                                               der Geschlechter leisten (Gender Marker 1 und 2)

                                                                                               Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
                                                                                               Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD
17




                                                                                              Die eingesetzten Mittel sind moderat. Von 2007 bis
                                                                                              2009 flossen etwa 100 Millionen Euro in die
                                                                                              i
                                                                                              ­ dentifizierten Projekte zu Mädchen. Die eingesetzten
                                                                                              Mittel pro Jahr haben sich von 12,31 Millionen Euro
                                                                                              in 2007 auf 51,41 Millionen Euro 2009 mehr als
                                                                                              v
                                                                                              ­ ervierfacht (siehe Abb. 3). Dabei stieg das durch-
                                                                                              schnittliche finanzielle Volumen eines einzelnen
                                                                                              Projekts von etwa 273.000 Euro in 2007 auf
                                                                                              530.000 Euro in 2009.




                                                                                              Abb. 3:  inanzvolumen aller Mädchenprojekte
                                                                                                      F
                                                                                                      (Gender Marker 1 und 2)

                                                                                                  Mittel in Millionen Euro

                                                                                                  60.00



Abb. 2:  nzahl der Mädchenprojekte nach
        A                                                                                         50.00                                         51.41
        G
        ­ ender Marker und Jahr
                      80                                                                          40.00
                                                                          76 (78%)
                                                                                                                                 38.68

                      70                               67 (84%)                                   30.00



                      60                                                                          20.00
Anzahl der Projekte




                      50                                                                          10.00            12.31


                      40            37 (82%)                                                         0
                                                                                                                     2007         2008           2009


                      30                                                                                  Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
                                                                                                          Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC
                                                                                 21 (22%)
                      20

                                                            13 (16%)
                      10                 8 (18%)



                      0
                                     2007               2008                  2009


                           Projekte, die einen signifikanten Beitrag zur Gleichstellung der
                           Geschlechter leisten (Gender Marker 1)
                           Projekte mit dem Hauptziel, zur Gleichstellung der
                           Geschlechter beizutragen (Gender Marker 2)

                           Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
                           Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC
18




     Regionaler und sektoraler Fokus der                        Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Die
                                                                Analyse weist darauf hin, dass die Anzahl und das
     Mädchenprojekte                                            Finanzvolumen der Projekte mit einem Fokus auf
     Betrachtet man alle Mädchenprojekte, lag der               Mädchenförderung bislang sehr gering ist, aber
     regionale Schwerpunkt mit 52 Prozent der Projekte          steigt. Bislang scheinen sich diese Projekte regional
     auf Afrika südlich der Sahara. Weitere wichtige            auf Afrika zu fokussieren. Die Analyse gibt ebenso
     Regionen sind Asien und der Mittlerer Osten und            Hinweise darauf, dass es bei Projekten zur Mädchen-
     Nordafrika (MENA-Region) (siehe Abb. 4).                   förderung einen Schwerpunkt auf Bildungsprojekte
                                                                gibt. Unter den Projekten, die die Gleichstellung von
     Betrachtet man nur die Mädchenprojekte, deren
                                                                Frauen als Hauptziel haben, scheinen verstärkt
     Hauptziel es ist, zur Gleichberechtigung der
                                                                P
                                                                ­ rojekte im Bereich Rechte durchgeführt zu werden.
     Geschlechter beizutragen (Gender Marker 2), ist der
     regionale Fokus auf Afrika südlich der Sahara noch         Im nächsten Abschnitt wird nun untersucht, inwieweit
     deutlicher: 69 Prozent der Projekte wurden hier            sich diese Hinweise mit der qualitativen Analyse der
     durchgeführt.                                              Schwerpunkte und Projekte decken.
     Der dominante Sektor bei den Mädchenprojekten
     (Gender Marker 1 und 2) ist der Bildungssektor.
     49 Prozent der Mittel wurden hier investiert. 16 Prozent
                                                                 Abb. 4:  egionale Schwerpunkte der Mädchen-
                                                                         R
     der Mittel flossen in Gesundheitsprojekte, zwei Drittel
                                                                         projekte (Gender Marker 1 und 2)
     hiervon in sexuelle und reproduktive Gesundheit.
                                                                         ø 2007–2009
     Nur eines der über die OECD DAC Datenbank
     i
     ­ dentifizierten Projekte in diesem Bereich hatte das                                                Mena
     Hauptziel, zur Gleichstellung der Geschlechter
     b
     ­ eizutragen. Zehn Prozent der Mittel flossen in den                        Asien
     Bereich Regierung und Zivilgesellschaft, unter den                                                 13%
     Projekte mit Menschen- und Frauenrechtsfokus                                             13%
     f
     ­ allen (vgl. Abb. 5).
                                                                 Keiner Region
     Betrachtet man ausschließlich die Projekte, deren              zugeordnet         8%
     Hauptziel es ist, zur Gleichberechtigung der
     Geschlechter beizutragen (Gender Marker 2), ergibt
                                                                                         7%
     sich ein anderes Bild. Hier flossen 54 Prozent der                 Europa                                       52%
     Mittel in Bildungsprojekte und 33 Prozent in Projekte                                    7%
     zur Stärkung von Frauenorganisationen, Verhinde-
     rung von FGM, sexueller Ausbeutung und Gewalt                     Lateinamerika
                                                                                                                               Afrika
     (Regierung und Zivilgesellschaft) während nur                                                                             südlich der Sahara
     3,6 Prozent der Mittel in Gesundheitsprojekte ging
     (siehe Abb. 6).

                                                                            N = 222 Projekte
                                                                            Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
                                                                            Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC
19




          Abb. 5: S ektorale Aufteilung der Mädchenprojekte
                                                                                              Abb. 6:  ektorale Aufteilung der
                                                                                                       S
                  mit Gender Marker 1 und 2 (ø 2007–2009)                                              Mädchenprojekte mit Gender Marker 2
                                                                                                       (ø 2007–2009)

                                             Andere
        Bildung, unspezifisch
                                                        Wirtschaft                                   Bildung, unspezifisch
                                        6,14%
                            12,91%              6,45%                                                                                                             Grundbildung
                                                                 Andere soziale Infrastuktur                                  25,07%
                                                       7,74%                                                                                          27,70%
                                                                       Konflikt, Frieden 
                   8%                                    5,28%         Sicherheit
Grundbildung     23,64%
                                                                                               Konflikt, Frieden    9,13%
                                                        9,50%                                    und Sicherheit
                                                                     Regierung 
                                                                     Zivilgesellschaft                                3,59%
                                              10,73%                                              Basisgesundheit                           32,91%
                          12,56%
                                                                                               Sekundärbildung 1,24%
                                                      Bevölkerungspolitik Pol./Progr. 
                                     2,98%                                                                Andere soziale
         Sekundarbildung                              Reproduktive Gesundheit
                                                                                                                       8%
                                                                                                     Infrastruktur 0,37%
                        Gesundheit, allg. Basisgesundheit 2,05%                                                                                  Regierung und Zivilgesellschaft


                    N = 222 Projekte                                                                        N = 44 Projekte
                    Grafik: Stiftung Weltbevölkerung                                                        Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
                    Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC                                        Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC
20




     4.3.2  nalyse der Projekte und
           A
           Programme im Bereich
           Mädchenförderung
     Während sich aus der Analyse der Datenbank des
     OECD DAC erste Hinweise auf die Reichweite und
     den Fokus der deutschen Entwicklungszusammen-            Bei Vorhaben zu Menschenrechtsverletzungen, die
     arbeit zur Förderung von Mädchen ergeben, wird           vor allem Mädchen treffen (Zwangsverheiratung,
     nun untersucht, welche Ansätze Deutschland in seinen     Kinderprostitution, FGM), stehen hingegen Mädchen
     bilateralen Projekten in diesem Bereich priorisiert.     im Vordergrund. Bei der Identifizierung der jeweiligen
                                                              Zielgruppe bieten die Analysen, die im Rahmen des
     Auch auf dieser Betrachtungsebene ist der Zugang zu
                                                              Gender-Mainstreaming durchgeführt werden, wichtige
     Daten problematisch. Zudem unterscheidet er sich
                                                              Hinweise darauf, wer von welchen Menschen­ echts­
                                                                                                             r
     je nach Sektor, wobei im Bildungsbereich wegen des
                                                              verletzungen betroffen ist und wo sinnvollerweise
     starken Fokus auf Kinder die Datenlage am besten
                                                              angesetzt werden sollte, um dagegen vorzugehen.
                                                                                           ­
     ist. Zum Teil unterscheidet sich die Datenlage auch
     je nachdem, ob die technische Zusammenarbeit, also       Im Rechtsbereich wird vornehmlich durch die GIZ
     die Arbeit der GIZ, oder die finanzielle Zusammen­       eine Reihe von Projektansätzen implementiert, die
     arbeit der KfW betrachtet wird. Von fehlender oder       meistens auf der Makroebene ansetzen, um einen
     geringer Information kann jedoch nicht direkt auf        nachhaltigen Beitrag zu leisten. So werden beispiels-
     den Umfang der Aktivitäten von GIZ und KfW               weise Regierungen beraten und dabei unterstützt,
     geschlossen werden.                                      Strukturen zu schaffen, die nachhaltig zum Schutz
                                                              der Rechte von Kindern und Jugendlichen, also auch
     Ansätze und Projekte im Bereich                          von Mädchen, beitragen können. Deutschland berät
                                                              Partnerländer bei der Weiterentwicklung des Rechts-
     Empowerment und Rechte                                   werks, um zum Beispiel die Rechtsstellung von
     In der Kinderrechtskonvention der Vereinten              Frauen und Mädchen zu verbessern, die Umsetzung
     ­ ationen 67 ist festgeschrieben, welche Rechte Kinder
     N                                                        der Kinderrechtskonvention voranzutreiben oder die
     haben und vor welchen Menschenrechtsverletzungen         Menschenrechte in Curricula von Schulen zu inte-
     sie geschützt werden sollen. Da Mädchen von              grieren. Außerdem werden relevante Abteilungen in
     m
     ­ anchen Menschenrechtsverletzungen besonders            Ministerien unterstützt und die Implementierung
     betroffen sind 68, scheinen entwicklungspolitische       nationaler Strategien auf lokaler Ebene gefördert.
     Maßnahmen, die dazu beitragen, ihre Rechte zu
                                                              Deutschland leistet zudem seit über zehn Jahren
     s
     ­ tärken und zu schützen, besonders sinnvoll. Dies
                                                              einen kontinuierlichen Beitrag zur Bekämpfung der
     gilt vor allem für den Schutz des Rechts auf Leben,
                                                              weiblichen Genitalverstümmelung. Dies erklärt
     den Schutz vor Gewaltanwendung, Misshandlung
                                                              auch, warum unter den Projekten, die Gleichberech-
     und Verwahrlosung, vor Kinderarbeit und sexuellem
                                                              tigung als Hauptziel haben, viele Projekte im Bereich
     Missbrauch, vor Kinderhandel und Kinderheirat
                                                              Rechte zu finden sind. Die meisten Projekte in diesem
     sowie bei und nach bewaffneten Konflikten.
                                                              Bereich werden von der GIZ implementiert. Aber
     Zwar gibt es in der Menschenrechtsarbeit des BMZ         auch die KfW integriert den Kampf gegen FGM in
     keinen besonderen Fokus auf Mädchen, aber es             mehreren Partnerländern, zum Beispiel in Social
     w
     ­ erden Projekte zur Stärkung von Kinder- und            Marketing-Vorhaben zu sexueller und reproduktiver
     Jugendrechten durchgeführt. Bei Vorhaben in diesem       Gesundheit in Burkina Faso und Sierra Leone. 69 Das
     Bereich wird situationsbedingt vorgegangen. Das be-      Engagement gegen FGM ist sowohl überregional als
     deutet, dass je nach inhaltlichem Fokus der Projekte     auch sektor­ bergreifend angelegt: In Ländern, in
                                                                           ü
     eher Jungen oder Mädchen die Zielgruppe sind. Zum        denen FGM praktiziert wird, ist dieses Thema nicht
     Beispiel stehen bei Vorhaben zu Jugendgewalt in          nur in Bildungs- und Gesundheitsprojekte, sondern
     Zentralamerika Jungen im Fokus, da Mädchen kaum          auch in Projekte im Bereich der Good Governance
     in die Strukturen der Jugendgewalt involviert sind.      integriert (siehe Fallbeispiel).
21




Name des Projekts:
Überregionales Projekt „Überwindung der weiblichen Genitalverstümmelung“

Durchführungsorganisation:   	 GIZ (bis 2010: GTZ)
Laufzeit: 	                    1999–2014
Finanzvolumen: 	               3 Millionen Euro (4. Phase 2011–2014)
Partner: 	                     Partnerregierungen und Behörden, NRO, (inter-)nationale Netzwerke


                             Trotz rückläufiger Tendenzen 70 wird weibliche Genitalverstümmelung weiterhin in
                             28 Ländern Afrikas praktiziert. 71 Sie gefährdet die psychische und körperliche
                             Gesundheit der immer jünger werdenden Opfer und stellt unter anderem nach dem
                             Protokoll der Rechte von Frauen in Afrika (Maputo-Protokoll) eine Menschenrechts­
                             verletzung dar. Zur Überwindung dieser Praxis unterstützt die GIZ seit 1999 in einem
                             überregionalen Projekt zehn afrikanische Partnerländer konzeptionell und in der
                             Umsetzung von Maßnahmen. Die GIZ verfolgt dabei einen Ansatz 72, der lokale
                             Programme für Aufklärung, Sensibilisierung und Dialog mit Maßnahmen zur Stärkung
                             von Institutionen sowie Politikberatung auf der nationalen Ebene verbindet. 73 Partner
                             für diese Arbeit sind auch religiöse Würdenträger und das medizinische Personal. 74
                             Zudem werden FGM-Ansätze in GIZ-Projekte in anderen Bereichen wie Bildung,
                             Gesundheit oder Good Governance integriert. 75 So wurden beispielsweise innerhalb
                             eines Grundbildungsprogramms in Mali Generationendialoge ins Leben gerufen, die
                             auf den Austausch über Tradition in den Gemeinden zielten. Darüber hinaus koope-
                             rierte das überregionale Projekt in Mali mit dem staatlichen Bildungsministerium in
                             der Erstellung von pädagogischen Leitfäden für die Lehrerausbildung zum Thema FGM.
                             Eine Evaluation des Mali-Projekts von 2009 kam zu dem Schluss, dass die Generationen­
                             dialoge zu einer mehrheitlichen Aufgabe von FGM in den Projektregionen führte und
                             Eltern sich gegenüber einer Behandlung des Themas in Schulen mit Lehrern öffneten,
                             die intensiv zu FGM ausgebildet wurden. Die Evaluation argumentiert, dass durch einen
                             ganzheitlichen Ansatz und die Integration des mädchenspezifischen Themas in ver-
                             schiedene Sektoren und Ebenen der Entwicklungszusammenarbeit nachhaltige Erfolge
                             erreicht wurden.
                             Seit 2009 berät ein gleichnamiges Sektorvorhaben das BMZ dabei, das Thema in die
                             strategische Ausrichtung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu integrieren.
                             So wird FGM beim Politikdialog mit den betreffenden Partnerländern genauso thema­
                             tisiert wie im Rahmen der internationalen Donors Working Group on FGM/C, in der
                             ­ owohl das BMZ als auch GIZ und KfW Mitglied sind. Insgesamt steigen die von
                             s
                             Deutschland bereit gestellten Mittel für den Bereich FGM seit Jahren stetig an und
                             b
                             ­ elaufen sich seit 1999 auf insgesamt etwa 14 Millionen Euro.
22




     Ansätze und Projekte im Bereich Bildung                zu verbessern, setzt die GIZ auf die verstärkte Ausbil-
                                                            dung und Unterstützung von weiblichem Lehr­
     Entwicklungszusammenarbeit kann auf verschiedenen
                                                            personal, auf die Entwicklung von gendersensiblen
     Ebenen dazu beitragen, die Bildung von Mädchen
                                                            Unterrichtsmaterialien und -methoden aber auch
     nachhaltig zu verbessern. Zum einen können Ent-
                                                            auf außerschulische Angebote für Mädchen. Dabei
     wicklungsländer dabei unterstützt werden, mädchen­
                                                            werden Eltern und Gemeinden eingebunden, um sie
     freundliche Bildungsstrategien zu ent­ ickeln, an
                                            w
                                                            darin zu bestärken, Mädchen den Schulbesuch zu
     denen wiederum die Zusammenarbeit ausgerichtet
                                                            ermöglichen – auch dann, wenn sie schwanger oder
     werden sollte. Außerdem kann der gleichberechtigte
                                                            Mütter sind.
     Zugang zu Bildung gefördert ­ erden, indem die
                                     w
     Gemeinschaften vor Ort für ­ ädchenbildung
                                    M
     m
     ­ obilisiert, zusätzliche Anreize für Schulbesuch      Finanzielle Zusammenarbeit
     geschaffen und finanzielle Hürden für Bildung
                                                            In der KfW hat in den letzten zehn Jahren die Auf­ erk­
                                                                                                             m
     ab­ ebaut werden. Wenn Bildungs­ ngebote mädchen­
        g                               a
                                                            samkeit für Mädchenbildung deutlich zugenommen.
     freundlich gestaltet sind, gehen auch mehr Mädchen
                                                            Dies liegt zum einen an der gewachsenen Bedeutung
     zur Schule. Daher können Investitionen in Infra­
                                                            des Gender-Mainstreamings. Aber auch die inter­
     struktur, die verstärkte Aus­ ildung und Einstellung
                                 b
                                                            nationale Debatte im Rahmen der Global Partnership
     von Lehrerinnen und ­ ortbildungen des Lehr­
                             F
                                                            for Education hat zu einem stärkeren Fokus auf
     personals zum Thema Mädchenförderung ebenso
                                                            Mädchen beigetragen.
     wichtige Beiträge zur Mädchenförderung sein wie
     Unterrichtsmaterial, das von negativen Stereotypen     Zu den Zielgruppen der KfW im Bildungsbereich
     befreit wurde und Curricula, in die Themen der         zählen zu 97 Prozent Grund- und Sekundarschüler­
     s
     ­ exuellen und repro­ uktiven Gesundheit und Gleich­
                          d                                 Innen, 52 Prozent der Zielgruppe leben unterhalb
     berechtigung integriert wurden. 77, 78                 der Armutsgrenze. Frauen und Mädchen machen
                                                            etwa 50 Prozent der Zielgruppe aus. 85 Prozent der
     Noch immer haben zahlreiche Mädchen keinen
                                                            Vorhaben haben indirekte Wirkung auf Gleich­
     Zugang zu Bildung. Ein Querschnittsthema des
                                                            stellung von Mädchen, fünf Prozent richten sich
     d
     ­ eutschen Engagements ist es daher, den Zugang
                                                            gezielt an Mädchen. 79
     von Mädchen zur Bildung und die Qualität von
     B
     ­ ildung zu verbessern. Alle Projekte im Bildungs­     Die KfW setzt dabei auf drei Ebenen an:
     bereich sollen hierzu einen Beitrag leisten.           Auf der Mikroebene werden vor allem Infrastruktur-
                                                            vorhaben gefördert, also der Neubau beziehungsweise
     Die Analyse der OECD DAC-Datenbank ergab bereits,
                                                            die Instandsetzung von Schulen und Mädchen­
     dass das deutsche Engagement zur Mädchen-
                                                            wohnheimen, um Schulwege zu verkürzen. Es werden
     förderung zu einem großen Teil im Bildungsbereich
                                                            separate Sanitäranlagen für Mädchen und Jungen
     zu finden ist. Und in der Tat implementieren die
                                                            bereitgestellt. Eltern und LehrerInnen werden darin
     Durchführungsorganisationen in diesem Bereich
                                                            geschult, die neue Infrastruktur zu unterhalten.
     zahlreiche Projekte. Partnerländer in der Grund- und
                                                            Auch die Unterkünfte für weibliche Lehrkräfte werden
     Sekundarbildung sind Afghanistan, Guatemala, ­
                                                            verbessert.
     Honduras, Jemen, Kosovo, Malawi, Mosambik und
     Pakistan. In diesen Ländern stimmen GIZ und KfW        Ein neuerer Ansatz auf der Mikroebene sind
     ihre Vorhaben eng ab.                                  s
                                                            ­ oge­ annte Cash-Transfer-Programme, die in ver-
                                                                 n
                                                            schiedenen Ländern Afrikas und Lateinamerikas
                                                            eingesetzt werden. Mit diesen Programmen kann ein
     Technische Zusammenarbeit                              finanzieller Anreiz geschaffen werden, um Mädchen
     Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit berät         zur Schule zu schicken. Ein Vorteil dieser Ansätze ist,
     die GIZ das BMZ inhaltlich und strategisch durch die   dass die Zielgruppe sehr genau definiert werden
     oben erwähnten Sektorvorhaben (siehe Tab. 1). Auf      kann. In einem neuen Stipendienprogramm in Kenia
     der Projektebene ist es das Ziel aller GIZ-Vorhaben,   ist beispielsweise festgelegt worden, dass 60 Prozent
     einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter zu   der Stipendien an Mädchen gehen sollen.
     leisten. Um den Zugang von Mädchen zu Bildung
23




Name des Projekts:
Basic Education Development Project (BEDP)

Durchführungsorganisation:   	 KfW Entwicklungsbank
Laufzeit: 	                    2004–2012
Finanzvolumen: 	               154 Millionen US $ (Anteil der KfW: 25 Millionen US $) 80
Partner: 	                     Jemenitisches Bildungsministerium
Andere Geber: 	                Weltbank (IDA), Großbritannien (DfID), Niederlande


                             Im Jemen sind Mädchen im Bildungsbereich besonders benachteiligt. Die Einschulungs­
                             rate von Mädchen liegt in einigen ländlichen Regionen nur bei 30 Prozent. Zudem
                             b
                             ­ rechen viele Mädchen die Schule frühzeitig ab; nur 29 Prozent aller eingeschulten
                             Mädchen schlossen 2004/2005 die neunte Klasse ab. Um den Zugang und Verbleib von
                             Mädchen in ländlichen Regionen im Grundbildungssystem zu verbessern, setzt die KfW
                             (in einer Korbfinanzierung mit der Weltbank, Großbritannien und den Niederlanden) im
                             Rahmen des Programms zur Entwicklung von Grundbildung (BEDP) auch ein finanzielles
                             Anreizsystem ein (Conditional Cash Transfers, CCT). In zwei Regionen und insgesamt
                             mehr als 300 Schulen erhalten die Eltern von Mädchen der 4. bis 9. Klasse jährlich
                             Transferzahlungen in Höhe von 35 bis 40 US $, wenn ihre Töchter regelmäßig die Schule
                             besuchen und versetzt werden (das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag nach
                             Angaben der Weltbank 2009 im Jemen bei 1.060 US $ 81). Gute Abschlussprüfungs­
                             ergebnisse ermöglichen zudem Bonuszahlungen von fünf US $. Darüber hinaus werden
                             die Eltern zur Teilnahme an Elternräten verpflichtet, um den Austausch zwischen
                             Gemeinden und Schulen zu verbessern.
                             Seit der Einführung des CCT-Programms 2007 haben die Eltern von fast 40.000 Mädchen
                             Transferzahlungen erhalten 82, was die bis 2012 erwartete Zahl von 34.000 übertrifft.
                             Eine abschließende Evaluierung des Projekts steht noch aus. Es existieren jedoch
                             Anhaltspunkte dafür, dass neben diesen finanziellen Anreizen besonders die parallel
                             durchgeführte Einstellung von Lehrerinnen zu einer größeren kulturellen Akzeptanz
                             g
                             ­ egenüber dem Schulbesuch von Mädchen in ländlichen Regionen führt. 83
24




     Auf der Mesoebene unterstützt die KfW die
     D
     ­ ezentralisierung der Bildungsverwaltung, bei
     der der Frauenanteil, wo nötig, erhöht und
     Gender-Strategien implementiert werden sollen.
     Auf der Makroebene beteiligt sich die KfW in zehn
     Ländern an den oben bereits erwähnten Korbfinan-
     zierungen, bei denen mehrere Geber ihre Mittel
     „poolen“. Als Form der Budgetfinanzierung ist die
                                                              werden, um auf die besonderen Bedürfnisse von
     Korbfinanzierung immer mit einem politischen
                                                              Mädchen vor allem in der Pubertät eingehen zu
     D
     ­ ialog über die Sektorpolitik des Partnerlandes
                                                              ­ önnen. Aufklärung und Versorgung mit Präventions-
                                                              k
     v
     ­ erbunden, zum Besispiel über die Umsetzung inter-
                                                              und Therapiemaßnahmen zu sexueller und
     nationaler Vereinbarungen zur Gleichberechtigung
                                                              reproduktiver Gesundheit sollten gestärkt werden.
     der ­ eschlechter oder über nationale Gesetze, die
          G
     einem gleichberechtigten Zugang zu Bildung im            Die Analyse der OECD DAC-Datenbank ergab, dass
     Wege stehen. Auch die angemessene Beteiligung von        sich ein Großteil der Gesundheitsprojekte mit einem
     Frauen in Gremien, in denen die Bildungspolitik          Fokus auf Mädchen (Gender Marker 1 und 2) auf
     f
     ­ ormuliert wird, kann Thema dieses Sektordialogs        den Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit
     sein. Im ­ ialog mit den Ministerien spielt auch die
              D                                               konzentriert. In diesem Bereich gibt es zahlreiche
     Situation von Mädchen zunehmend eine Rolle, die          Ansätze und Projekte. 2010 wurde im Auftrag des
     die Schule verlassen mussten, weil sie schwanger         Sektorvorhabens „Bevölkerungsdynamik/Sexuelle
     waren bzw. ein Kind bekommen haben.                      und reproduktive Gesundheit und Rechte“ der
                                                              damaligen GTZ eine Portfolioanalyse der Aktivitäten
     Mit den in den Körben „gepoolten“ Mitteln werden
                                                              von KfW und GIZ in diesem Bereich durchgeführt 84,
     über den Dialog hinaus auch Maßnahmen finanziert.
                                                              bei der 51 Maßnahmen betrachtet wurden (29 KfW,
     Neben Baumaßnahmen im Rahmen nationaler
                                                              22 GIZ). Auch aus dieser Analyse wird deutlich, dass
     Infrastrukturprogramme fallen darunter Anstren-
                                                              Mädchen keine eigenständige Zielgruppe der Vor­
     gungen, die zu einer besseren Qualität der Bildung
                                                              haben sind, sondern als Teil der Zielgruppe Frauen
     beitragen sollen, wie Fortbildungen des Lehr­
                                                              im reproduktiven Alter (15–49 Jahre) oder Jugend­
     personals und die Überarbeitung von Curricula und
                                                              liche (15–24 Jahre) verstanden werden.
     Unterrichtsmaterialen. Dabei wird versucht, Themen
     wie sexuelle Aufklärung und HIV/Aids-Prävention
     zu integrieren, was jedoch teilweise auf den Wider-      Technische Zusammenarbeit
     stand der Partnerregierungen trifft. In einigen Fällen
                                                              Die Portfolioanalyse befasst sich unter anderem mit
     werden die Korbfinanzierungen durch Vorhaben
                                                              Ansätzen für Jugendliche und junge Erwachsene
     der GIZ ergänzt.
                                                              (15–24 Jahre). Hier werden einige Projekte der tech-
                                                              nischen Zusammenarbeit vorgestellt, von denen
     Ansätze und Projekte im Bereich                          Mädchen besonders profitieren.
     Gesundheit                                               •  m sogenannten Tantchen-Projekt (Aunties’
                                                                I
                                                                Project) aus Kamerun klären Mädchen, die selbst
     Um dazu beizutragen, dass das Menschenrecht auf
                                                                ungewollt schwanger geworden sind, andere
     Gesundheit auch für Mädchen umgesetzt wird, sollten
                                                                M
                                                                ­ ädchen sexuell auf (siehe Fallbeispiel).
     Entwicklungsländer wo nötig bei der Erstellung
     mädchenfreundlicher Gesundheitsstrategien unter-         •  n einem HIV-Präventionsprojekt in Tansania
                                                                I
     stützt werden, an denen auch die Zusammenarbeit            w
                                                                ­ urden Frage-Antwort-Broschüren über Sexualität
     ausgerichtet werden kann. Um den gleichberechtigten        und HIV/Aids entwickelt. Mit ihnen können sich
     Zugang von Mädchen zur Gesundheitsversorgung               sowohl Jugendliche als auch Lehrkräfte und Eltern
     zu fördern, sollten die Gemeinschaften vor Ort für         über Tabuthemen informieren. Das Projekt wurde
     Mädchengesundheit mobilisiert werden. Gesund-              inzwischen in 17 Ländern in Asien und Afrika
     heitsangebote sollten mädchenfreundlich gestaltet          übernommen.
Studie: Entwicklung für Mädchen – Mädchen für Entwicklung
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Studie: Entwicklung für Mädchen – Mädchen für Entwicklung

  • 1. Entwicklung für Mädchen – Mädchen für Entwicklung Eine Untersuchung des deutschen entwicklungspolitischen Engagements für Mädchen
  • 2. Impressum Herausgeber Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) Göttinger Chaussee 115 30459 Hannover Telefon: 05 11 9 43 73-0 Fax: 05 11 9 43 73-73 E-Mail: info@dsw-hannover.de Internet: www.weltbevoelkerung.de Spendenkonto 38 38 38 0 Commerzbank Hannover BLZ 250 400 66 Autorinnen Katrin Erlingsen | Sabine Campe | Christina Schrade Wir danken Raimund Zühr für seine engagierte Unterstützung. Redaktion Janna Rassmann | Maike Schliebs Ute Stallmeister (V. i. S. d. P.) Gestaltung Simone Schmidt, Hannover Bildnachweise EC/UNFPA Initiative for RH in Asia (S. 19, 34, 37) Dietmar Falk (S. 24) Andrea Künzig (S. 13, 35) Carsten Luther (S. 10, 20) Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne Sign of Life herausgegeben. Die © Februar 2012 Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt dieser Veröffentlichung ist allein die Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt Klimaneutral gedruckt auf Galaxi Bulk, 100 % PEFC zertifiziertes kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Papier – fördert die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Union angesehen werden.
  • 3. Entwicklung für Mädchen – Mädchen für Entwicklung Eine Untersuchung des deutschen entwicklungspolitischen Engagements für Mädchen Vorgelegt von SEEK Development im November 2011 im Auftrag der Stiftung Weltbevölkerung Autorinnen: Katrin Erlingsen | Sabine Campe | Christina Schrade
  • 4. 2
  • 5. 3 Abkürzungsverzeichnis BEDP Basic Education Development Project BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung CCT Conditional Cash Transfers CEDAW Convention on the Elimination of Discrimination against Women DAC Development Assistance Committee, Entwicklungsausschuss der OECD FGM Female Genital Mutilation FGM/C Female Genital Mutilation/Cutting GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH GTZ Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH ILO International Labour Organization InWent Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH IPEC International Programme on the Elimination of Child Labour IPPF International Planned Parenthood Federation KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau MDG Millennium Development Goals MENA Middle East and North Africa NRO Nichtregierungsorganisationen ODA Official Development Assistance OECD Organisation for Economic Co-operation and Development RENATA National Network of Aunties’ Associations SRGR Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte SV Sektorvorhaben UNAGTF UN Adolescent Girls Task Force UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization UNFPA United Nations Population Fund UNICEF United Nations Children’s Fund UNIFEM United Nations Development Fund for Women UN Women United Nations Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women WHO World Health Organization
  • 6. 4 Inhalt Zusammenfassung 5 1. Einführung 6 2. Ziele der Studie 10 3. Methodisches Vorgehen 11 4. apping deutscher Aktivitäten M 12 4.1 Strategische Prioritäten der deutschen Mädchenförderung 14 4.2 Akteure und Zusammenarbeit im Bereich der Mädchenförderung 14 4.3 Umfang und Fokus der bilateralen deutschen Mädchenförderung 15 4.3.1 Annäherung an das Gesamtvolumen der Projekte zur Mädchenförderung 16 4.3.2 Analyse der Projekte und Programme im Bereich Mädchenförderung 20 4.4 Multilaterales Engagement Deutschlands für die Mädchenförderung 27 4.5 Analyseergebnisse auf einen Blick 28 5. mpfehlungen für die Weiterentwicklung und Stärkung des E 29 deutschen Engagements in der Mädchenförderung Anhang: Methode zur Analyse Mikrodatensatz OECD 31 Endnoten 32
  • 7. 5 Zusammenfassung In den letzten Jahren haben Mädchen im globalen entwicklungspolitischen D ­ iskurs an Bedeutung gewonnen. Dies ist sehr zu begrüßen, denn die besondere Situation von Mädchen, ihre Bedürfnisse und ihre Verletzbarkeit, aber auch die Förderung ihrer Potenziale, bedürfen besonderer Ansätze. Die vorliegende Studie untersucht das deutsche Engagement für Mädchen, ­ elche w als weibliche Kinder unter 18 Jahren definiert werden. Zentrale Fragen sind dabei, welche Rolle die Mädchenförderung in Deutschlands entwicklungspolitischen Strategien, der bilateralen Zusammenarbeit und im deutschen Engagement auf internationaler Ebene spielt und wer für die Mädchenförderung zuständig ist. Abschließend werden Empfehlungen formuliert, die darauf abzielen, das deutsche Engagement in der Mädchenförderung auf drei Ebenen zu stärken. Auf der Ebene der politischen Strategien lässt sich festhalten, dass es in der d ­ eutschen Entwicklungszusammenarbeit keine umfassende Strategie zur Mädchen- förderung gibt. Auch die sektorspezifischen Strategien des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) legen keinen Fokus auf Mädchen. Die Strategiepapiere in den Sektoren Rechte, Bildung und Gesund- heit weisen nur wenige explizite Bezüge zu den besonderen Bedürfnissen von Mädchen auf. Ein Blick auf die Akteursebene zeigt, dass es keine klare institutionelle Verankerung für das Thema Mädchenförderung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gibt. Das BMZ-Referat 204 (Menschenrechte, Gleichberechtigung der Geschlechter, Kultur und Entwicklung) spielt jedoch eine entscheidende Rolle, die weiter aus­ gebaut werden könnte. Auch wenn es keine klare Strategie und Federführung für die Mädchenförderung gibt, finden sich auf der Projektebene zahlreiche Projekte, die einen besonderen Fokus auf Mädchen legen. Die eingesetzten finanziellen Mittel und die Anzahl der Projekte steigen. Ein regionaler Fokus auf Afrika wird ebenso deutlich wie ein s ­ ektoraler Fokus auf den Bildungsbereich. Basierend auf diesen Erkenntnissen empfiehlt die Studie, Mädchen in den ent- wicklungspolitischen Sektorstrategien stärker als Zielgruppe zu berücksichtigen und das BMZ-Referat für Gleichberechtigung und Menschenrechte verstärkt mit der Federführung für die Mädchenförderung zu betrauen, um ein Mainstreaming voranzutreiben. Darüber hinaus sollten altersspezifische Aspekte stärker im P ­ rojektzyklus berücksichtigt und Deutschlands Engagement in der Grund- und Sekundarbildung ausgebaut werden. Schließlich empfiehlt die Studie, vermehrt sektorübergreifende Projekte durchzuführen und die Datenlage zur Mädchen­ förderung zu verbessern.
  • 8. 6 1 Einführung In den vergangenen Jahren haben Mädchen 1 im globalen entwicklungspolitischen Diskurs an Bedeutung gewonnen. Zahlreiche multilaterale Organisationen haben sich in jüngster Zeit dem Thema Mädchen gewidmet. So hat etwa die Welt- gesundheitsorganisation (WHO) 2009 einen Bericht zu Frauen und Gesundheit vorgelegt, der in mehreren Kapiteln auf die Gesundheitssituation von Mädchen eingeht. 2 Die Global Partnership for Education (früher bekannt als Education for All – Fast Track Initiative) überprüfte in ihrem 2011 veröffentlichten Bericht „Fast Tracking Girls’ Education“ 3, welche Fortschritte beim Zugang zu Bildung von Mädchen erreicht werden konnten. Darüber hinaus ist Gender das Thema des Weltentwicklungsberichts 2012 der Weltbank 4, in dem auch Mädchen eine w ­ ichtige Rolle spielen. Im Jahr 2007 gründeten die UN-Organisationen ILO, U ­ NICEF, UNFPA, UNESCO, UNIFEM und WHO zudem die UN Adolescent Girls Task Force (UNAGTF) 5, um ihre Arbeit zu Mädchen besser zu koordinieren und mehr zur Umsetzung der Menschenrechte von Mädchen beizutragen. Mädchen und die Millennium-­ Darüber hinaus haben drei MDGs einen Bezug zur Gesundheit von Mädchen, auch wenn diese nicht Entwicklungsziele explizit in den Zielvorgaben genannt werden: Von den acht im Jahr 2000 verabschiedeten MDG 4 fordert, dass die Sterblichkeitsrate bei Kindern Millen­ ium-Entwicklungszielen (MDG) der Vereinten n unter fünf Jahren bis 2015 um zwei Drittel sinkt, N ­ ationen – seither der zentrale Referenzrahmen Mädchen eingeschlossen. Die Kindersterblichkeit ist e ­ ntwicklungspolitischen Handelns – beinhalten zwei zwischen 1990 und 2009 von 88 auf 57 Kinder pro Zielvorgaben, die sich auf die ­ ildung von Mädchen B Tausend lebendgeborene Kinder zurückgegangen 13, beziehen: 6 So soll bis zum Jahr 2015 sichergestellt aber noch immer sind erhebliche Anstrengungen werden, dass weltweit alle Kinder, Jungen wie notwendig, um MDG 4 bis 2015 zu erreichen. 14 M ­ ädchen, eine Primarschulbildung vollständig Es gibt allerdings keine statistischen Belege dafür, abschließen können (MDG 2) und das Geschlechter- dass Mädchen unter fünf Jahren aufgrund ihres gefälle in der Grund- und Sekundarschulbildung bis Geschlechts einen schlechteren Gesundheitszustand 2005 und in weiterführenden Bildungs­ benen bis e haben als Jungen, eher das Gegenteil ist der Fall. 15, 16 spätestens 2015 beseitigt wird (MDG 3). 7 Auch das MDG 5, nach dem die Müttergesundheit Zwar gibt es gerade beim Zugang zu Grundbildung und der Zugang zu reproduktiver Gesundheit ver- große Fortschritte. Die Einschulungsraten in bessert werden sollen, hat einen Bezug zu Mädchen. E ­ ntwicklungsländern sind im Durchschnitt von Einer der Indikatoren ist die sinkende Geburtenrate 82 Prozent im Jahr 1999 auf 89 Prozent im Jahr 2009 bei Jugendlichen. 2008 bekamen noch immer gestiegen. 8 Der Anteil der Mädchen an den Kindern, 14,3 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren die nicht zur Schule gehen, ist zwischen 1999 und in Entwicklungsländern ein Kind. 17 Komplikationen 2009 von 58 Prozent auf 53 Prozent gesunken. 9 während der Schwangerschaft und der Geburt D ­ ennoch sind MDG 2 und 3 noch nicht erreicht: ge­ ören zu den Haupttodesursachen bei Mädchen h U ­ ngefähr 23 Prozent der Mädchen und 19 Prozent dieser Altersgruppe. Sie machen weltweit 15 Prozent der Jungen in Afrika südlich der Sahara gehen nicht der Müttersterblichkeit aus, in Afrika sind es 26 Pro- zu Schule. 10 Weltweit besuchen nur 48 Prozent der zent. 18 Der Großteil der sexuell aktiven Mädchen im Mädchen und 53 Prozent der Jungen eine weiter­ Alter zwischen 15 und 19 Jahren in Entwicklungs­ führende Schule. 11 Laut der Weltbank werden ländern, die nicht schwanger werden wollen, „ ­ Mädchen als Letzte in die Schule geschickt und sie hat ­ einen ausreichenden Zugang zu modernen k sind die Ersten, die vorzeitig ausscheiden“. 12
  • 9. 7 Mädchen und Menschenrechte Es wird deutlich, dass es beim Zugang von Mädchen zu Bildung und zu Gesundheitsversorgung erheblicher Anstrengungen bedarf, um die Millennium-­ Entwicklungsziele zu erreichen. Darüber hinaus ist verstärktes Engagement und politischer Wille not- wendig, um die Menschenrechte von Mädchen zu s ­ tärken und zu schützen. Mädchen sind Trägerinnen von Rechten, wie sie in zahlreichen internationalen Menschenrechtsabkommen festgelegt sind, zum B ­ eispiel in der Allgemeinen Erklärung der Menschen­ rechte von 1948 24, dem Übereinkommen zur B ­ eseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) von 1979 25 und der UN-Kinderrechts- konvention von 1989 26. Die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts wird von den meisten Staaten seit der internationalen Menschen­ echtskonferenz 1993 r in Wien und der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking als Menschenrechtsverletzung anerkannt. So heißt es in Artikel 18 der Erklärung von Wien, dass „ ­ Menschenrechte von Frauen und Mädchen […] ein unveräußerlicher, integraler und unteilbarer Bestandteil der universellen ­ enschenrechte“ sind. 27 M Verhütungsmitteln. 19 Angebote der sexuellen und ­ Der Bericht der Weltfrauenkonferenz in Peking weist reproduktiven Gesundheit sind zudem oft nicht zudem darauf hin, dass in einigen Regionen die auf minderjährige bzw. unverheiratete Frauen aus- Anzahl der Männer die der Frauen um fünf Prozent gerichtet. 20 Mädchen und Frauen haben darüber übersteigt. Grund dafür seien diskriminierende hinaus häufiger einen mangelnden Zugang zur E ­ instellungen und Praktiken, die das Leben von Gesundheitsversorgung als ­ änner, da sie im Durch­ M Mädchen bedrohten, aber auch zu einem schlechteren schnitt über ein geringeres Einkommen verfügen. Zugang zu ­ ildung und Gesundheitsversorgung B Um die Gesundheitsversorgung von Mädchen zu führten. 28 So werden jährlich allein in Indien und verbessern, wäre es daher wichtig, finanzielle China ca. 1,3 Millionen weibliche Föten wegen ihres H ­ ürden beim Zugang zu Gesundheitsleistungen Geschlechts abgetrieben 29, was ein eklatanter Ver- zu beseitigen. 21 stoß gegen ihr Recht auf Leben ist. Zwischen 130 und 140 Millionen Mädchen und Frauen sind an den Laut MDG 6 soll bis 2015 die Ausweitung von HIV/ Genitalien beschnitten. Jedes Jahr sind weitere drei Aids rückläufig sein. Weltweit sind ein Drittel der Millionen Mädchen gefährdet, Opfer der weiblichen Menschen, die sich mit dem HI-Virus anstecken, Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, zwischen 15 und 24 Jahre alt. Mädchen und Frauen FGM) zu werden. 30 Genitalverstümmelung verletzt sind aufgrund biologischer und sozialer Faktoren das Recht auf Sicherheit und persönliche Freiheit, besonders gefährdet, sich zu infizieren. Etwas mehr auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie auf als die Hälfte aller mit HIV infizierten Menschen Gesundheit. 31 Laut WHO werden ca. 25 Prozent der weltweit sind Mädchen oder Frauen. In Afrika süd- Mädchen (und 8,7 Prozent der Jungen) weltweit lich der Sahara sind junge Frauen im Alter zwischen Opfer sexuellen Missbrauchs. 32 Auch dies ist eine 15 und 24 einem achtmal größeren Risiko ausgesetzt, gravierende Menschenrechtsverletzung, ebenso wie sich mit HIV zu infizieren, als Männer. 22 Dennoch die Kinderheirat. 35 Prozent der Mädchen in Entwick­ haben nur 19 Prozent der Mädchen im Alter von 15 bis lungsländern heiraten vor ihrem 18. Lebensjahr. 33 19 Jahren in Entwicklungsländern ausreichendes Die Kinderheirat verstößt gegen das Recht auf Wissen, um sich vor HIV/Aids zu schützen. 23
  • 10. 8 p ­ ersönliche Entfaltung. Verheiratete Mädchen Verstärktes Engagement der Geber im w ­ erden häufiger schwanger als unverheiratete M ­ ädchen, gehen seltener zur Schule und haben im Bereich Mädchenförderung Erwachsenenalter ein geringeres Einkommen. 34 Aufgrund dieser Ausgangslage ist es sehr zu begrüßen, dass Mädchen in der Entwicklungszusammenarbeit Der Pekinger Bericht schlägt zahlreiche Maßnahmen stärker beachtet werden. Denn es bedarf gezielter gegen die Diskriminierung von Mädchen vor. 35 Seit Ansätze, um ihre besondere Situation, ihre Bedürf- seiner Veröffentlichung wurde immer wieder betont, nisse und ihre Verletzbarkeit zu berücksichtigen und dass es sich für Gesellschaften lohnt, die Situation von ihre Potenziale fördern zu können und dadurch Mädchen zu verbessern. Zahlreiche Studien haben sicherzu­ tellen, dass möglichst viele Mädchen ihre s zum Beispiel auf positive Wirkungen von Grund- Menschenrechte verwirklichen können. und Sekundarbildung für Mädchen hingewiesen. 36, 37, 38 Wenn ein Mädchen in einem Entwicklungsland Einige Geberländer wie Norwegen, Großbritannien, s ­ ieben Jahre oder länger zur Schule geht, heiratet es die USA und auch Deutschland legen in ihrer Ent- vier Jahre später und bekommt im Schnitt 2,2 Kinder wicklungszusammenarbeit seit vielen Jahren einen weniger als ein Mädchen, das kürzer oder gar nicht b ­ esonderen Fokus auf die Gleichstellung von Frauen zur Schule geht. 39 Je länger Mädchen zur Schule und Mädchen. Vor allem in den Bereichen Bildung gehen, desto gesünder sind ihre Kinder. 40 Jedes und Gesundheit zielen zahlreiche Programme auf zusätzliche Schuljahr in der Grundschule erhöht den gleichberechtigten Zugang ab. Die USA betonen das poten­ ielle Einkommen von Frauen um zehn t zudem im Rahmen ihrer Globalen Gesundheits­ bis 20 Prozent, jedes zusätzliche Schuljahr an einer initiative, wie wichtig es ist, Gesundheitsinstitutionen weiterführenden Schule um 15 bis 25 Prozent. 41 dabei zu unterstützen, sich stärker für Frauen und Mädchen und damit für die Gleichstellung der Ge­ chlechter einzusetzen. Außerdem wird die s Bedeutung von nach Alter aufgeschlüsselten Daten betont, um zum Beispiel die besonderen Gesund- heitsbedürfnisse von (prä-)pubertären Mädchen
  • 11. 9 besser ­ eachten zu können. 42 Norwegen versucht b e s ­ nt­ prechenden Daten nicht erhoben würden. Die über das Gender-Mainstreaming hinaus durch eine Autorinnen empfehlen daher, die steigende Auf- „ ­ Lebens­ yklus-Perspektive“ sektorübergreifend z merksamkeit für Mädchen zu nutzen, um die Arbeit die besonderen Bedürfnisse verschiedener Alters­ zu systematisieren, strategisch auszurichten und so gruppen, also auch von Mädchen verschiedener die Wirksamkeit zu erhöhen. 46 Sie identifizieren Altersstufen, in seinen Projekten zu berücksichtigen. 43 dafür die vier Hauptsektoren Bildung, Gesundheit, Empowerment und Rechte sowie ­ irtschaftliche w Neben Regierungen und multilateralen Organisa­ Teilhabe. tionen setzen sich auch zivil­ esell­ chaftliche g s O ­ rganisationen wie Plan International sowie S ­ tiftungen wie die Nike Foundation verstärkt für Mädchen in Entwicklungsländern ein. In der w ­ eltweiten Coalition for Adolescent Girls haben sich mehr als 30 Nichtregierungsorganisa­ ionen (NRO), t Stiftungen, Forschungseinrichtungen und UN-Organisa­ ionen zusammengeschlossen, um sich t gemeinsam für Mädchen in Entwicklungsländern stark zu machen. In Deutschland engagiert sich unter anderem die Stiftung Weltbevölkerung im R ­ ahmen der ­ uropean Alliance on Vulnerable Girls E für die gezielte Förderung von Mädchen. Auch in der deutschen entwicklungspolitischen Debatte zeichnet sich eine ­ achsende Aufmerksam- w keit für die Mädchenförderung ab. So haben vier Bundestagsfraktionen die Bundesregierung in einem gemeinsamen Antrag aufgefordert, sich bei den V ­ ereinten Nationen für einen Weltmädchentag ­ inzusetzen. 44 Die Bundesregierung hat ihre Unter- e stützung hierfür zugesagt. Bei der neuen Bildungs­ strategie des BMZ 45, deren Entwurf im März 2011 veröffentlicht wurde, war die stärkere Berück­ sichtigung von Mädchen das zentrale Element der Diskussion und der Forderungen aus Parlament und Zivilgesellschaft. Während Mädchen somit in der Entwicklungspolitik in den letzten Jahren an ­ ufmerksamkeit gewonnen A haben, gibt es bislang jedoch wenige Erkenntnisse darüber, inwieweit sich dies in entwicklungspoli- tischen Strategien und Projekten niederschlägt, was vor allem einem Mangel an empirischen Daten geschuldet ist. Dies betont auch eine Studie des International Center for Research on Women. Sie kommt zu dem Schluss, dass Mädchen noch nicht als Kategorie bzw. als Zielgruppe etabliert seien, weder im Gender- noch im Bildungs- oder Gesund­ heits­ ereich. Zudem richteten nur wenige Geber b ihre Strategien konkret an Mädchen aus. Es bleibe oft unklar, wie viel Geld wohin fließe, da die
  • 12. 10 2 Ziele der Studie Vor diesem Hintergrund zielt die vorliegende Studie auf eine erste Bestands­ aufnahme des deutschen Engagements zur Förderung von Mädchen ab. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: • elche Rolle spielen Mädchen in den entwicklungspolitischen Strategien und W der Entwicklungsfinanzierung der Bundesregierung? • elche sektoralen und regionalen Schwerpunkte sind erkennbar? W • elche Akteure innerhalb des BMZ und der Durchführungsorganisationen sind W an der Politikformulierung und -umsetzung zur Mädchenförderung beteiligt? • elche Ansätze werden in Vorhaben zur Mädchenförderung angewendet? W • ie kann die Förderung von Mädchen im Rahmen der deutschen Entwick- W lungszusammenarbeit gestärkt werden? Besonderes Augenmerk soll dabei – ähnlich wie in der Studie des International Center for Research on Women – auf die Bereiche Rechte, Gesundheit und ­ ildung B gelegt werden.
  • 13. 11 3 Methodisches Vorgehen Bei der Bestandsaufnahme der entwicklungspolitischen Maßnahmen und P ­ rogramme, deren Fokus auf der Förderung von Mädchen liegt, ergeben sich e ­ inige methodische Herausforderungen: Die schlechte Datenlage erschwert eine systematische Untersuchung. Da es sich im Gegensatz zu „Armen“ oder „Frauen“ bei „Mädchen“ nicht um eine etablierte und klar definierte strategische Zielgruppe der Entwicklungszusammenarbeit handelt, werden nicht systematisch Daten erhoben. Auch in Deutschland werden von offizieller Seite keine Daten zu Mädchenförderung erhoben. Um sich dennoch einen Überblick über die bilate- (KfW) auf Bezüge zu Mädchen hin untersucht. Ergänzt ralen Programme eines Geberlandes in bestimmten wurde diese Dokumentenanalyse durch Hinter- Sektoren zu verschaffen, bietet es sich an, die grundgespräche mit zentralen Akteuren der s ­ tatistische Datenbank der Organisation für wirt- M ­ ädchenförderung im BMZ, der GIZ und der KfW. schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Um der Frage nach dem Volumen und der Fokus­ (OECD) zu nutzen. Die Mitgliedsländer des Ent­ sierung der deutschen Mittel für die Entwicklungs- wicklungsausschusses der OECD (Development zusammenarbeit (Official Development Assistance, A ­ ssistance Committee, DAC) berichten an diese ODA) im Hinblick auf Mädchenförderung in den Datenbank jährlich über ihre Aktivitäten. 47 Die OECD letzten Jahren nachzugehen, wurden die Projekte der DAC-Datenbank gibt zwar mit Hilfe der sogenannten bilateralen deutschen Entwicklungszusammenarbeit Gender Marker Auskunft darüber, welche bilateralen herausgefiltert, die im Mikrodatensatz des OECD Projekte einen Beitrag zur Gleichstellung der DAC aufgeführt sind (siehe Abschnitt 4.3.1 und Geschlechter und dem Empowerment von Frauen Anhang). leisten. Projekte zu Mädchen werden jedoch nicht besonders gekennzeichnet. Mit der verwendeten Filtermethode kann nicht sichergestellt werden, dass alle relevanten Projekte Aufgrund der bestehenden erheblichen Datenlücken identifiziert wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann diese Studie keine abschließende Erhebung sind im Mikrodatensatz des OECD DAC Projekte des deutschen Engagements für Mädchen leisten. a ­ ufgeführt, zu deren Zielgruppe Mädchen gehören, Es handelt sich vielmehr um eine Annäherung, die ohne dass dies offensichtlich ist. Denn detaillierte H ­ inweise auf bestehende Schwerpunkte und ver- Beschreibungen der Projekte werden von der Daten- wendete Ansätze geben kann. Ein Anspruch auf bank nicht bereitgestellt. V ­ ollständigkeit kann jedoch nicht erhoben werden. Betrachtet wird vor allem das bilaterale Engagement Um trotz der bestehenden Datenlücken Aussagen Deutschlands. Hinweise zum multilateralen Engage- machen zu können, kombiniert die Studie verschie- ment finden sich jedoch in Abschnitt 4.4. dene methodische Herangehensweisen. So können die Validität der Aussagen erhöht und Fehler ver­ mieden werden: Um die Frage nach den deutschen Strategien, Schwerpunkten, Instrumenten und den zentralen Akteuren zu beantworten, wurden die relevanten Strategiedokumente des BMZ sowie der Durch­ führungsorganisationen Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der E ­ ntwicklungsbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau
  • 14. 12 4 Mapping deutscher Aktivitäten 4.1 trategische Prioritäten der deutschen S Mädchenförderung Die deutsche Entwicklungspolitik orientiert sich stark an den Menschenrechten, nach denen alle Menschen – Frauen und Männer, Jungen und Mädchen – gleich an Rechten und Pflichten sind. Die Bundesregierung sieht weitgehend davon ab, im Rahmen von Strategiepapieren nach Geschlecht oder Altersgruppen zu unter- scheiden. Sie argumentiert, dass die Nennung einer Gruppe als Diskriminierung einer anderen verstanden werden könnte. Ein Strategiedokument zur Mädchen- förderung ist daher nicht geplant. Gut verankert in der deutschen Entwicklungszusam- deutschen Entwicklungspolitik“ werden Mädchen menarbeit ist hingegen das Gender-Mainstreaming, nur in Verbindung mit Frauen („Frauen und Mäd- was sich in der OECD DAC-Datenbank widerspiegelt: chen“) als diskriminierte Gruppe, Opfer von Gewalt Deutschland hat einen hohen Anteil von Projekten und als Personen mit schlechterem Zugang zu und Programmen, die einen direkten oder indirekten ­ ildung erwähnt. 52 Im Faltblatt des BMZ zu Kinder- B Beitrag zur Stärkung von Frauen leisten und daher mit und Jugendrechten von 2011 53 taucht das Wort dem sogenannten Gender Marker versehen wurden. „Mädchen“ nur einmal im Zusammenhang mit der Zwischen 2007 und 2009 traf dies auf 58 Prozent der Verheiratung Minderjähriger auf. deutschen bilateralen Projekte und Programme zu, Es gibt Anzeichen, dass das BMZ sich verstärkt mit während der Durchschnitt der OECD DAC-Mitglieder den Rechten von Kindern und Jugendlichen ausein- bei 31 Prozent lag. 48 andersetzen wird. So hat das BMZ zu diesem Thema Den strategischen Rahmen für das Gender-Main­ eine Studie in Auftrag gegeben, die im Herbst 2011 streaming bildet der Gender-Aktionsplan des BMZ veröffentlicht werden soll. 54 Zudem arbeitet das von 2009. 49 In diesem Dokument werden Mädchen Ministerium zurzeit an einem Positionspapier zu als eine Untergruppe von Frauen behandelt. „Frauen Kinder- und Jugendrechten, das das Menschen- und Mädchen“ werden in einem Atemzug genannt, rechtskonzept konkretisieren soll. Es wird jedoch zum Beispiel bei Fragen des Empowerments, natio- voraussichtlich keinen besonderen Fokus auf naler ­ ntidiskriminierungsstrategien, beruflicher A M ­ ädchen legen. Bildung, Konfliktsituationen und der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Nur im Bildungsbereich Strategien im Bereich Bildung geht der Gender-Aktionsplan auf die besonderen Im Bildungsbereich erarbeitet das BMZ zurzeit die Belange von Mädchen ein. Hier wird die Bedeutung neue Strategie „Zehn Ziele für Bildung“, die voraus- sicherer Schulwege, die Ausstattung von Schulen mit sichtlich Ende 2011 veröffentlicht wird. Ein erster Sanitäranlagen für Mädchen, von weiterführender Entwurf, der im März 2011 vorgestellt wurde, betont Bildung und Friedenspädagogik betont. Die Gender- zwar, dass noch immer weniger Mädchen zur Schule Strategien der GIZ 50 und der KfW 51 nennen Mädchen gehen als Jungen und dass Bildung einen Beitrag zur explizit an keiner Stelle. Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen leisten kann. 55 Allerdings geht der Entwurf nicht darauf ein, Strategien im Bereich Rechte wie sich die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Auch im Menschenrechtsbereich setzen sich die dafür einsetzen will, dass mehr Mädchen zur Schule z ­ entralen Dokumente des BMZ nicht explizit mit den gehen können. Dies überrascht insofern, als dass es Rechten von Mädchen auseinander. In der 2011 in der Praxis der deutschen Entwicklungszusammen­ v ­ eröffentlichten Strategie „Menschenrechte in der arbeit zahlreiche Ansätze zur Förderung von
  • 15. 13 Entwicklungszusammenarbeit außerschulische Pro- jekte zur HIV-Prävention. Darüber hinaus werden auch in diesem Papier Mädchen in einem Zug mit Frauen genannt, etwa beim Zugang zu Gesundheits- informationen und -dienstleistungen, Verhütungs- mitteln und Bildung, bei sexueller Gewalt und Selbstbe­ timmung. Die speziellen Bedürfnisse von s Mädchen, zum Beispiel beim Zugang zu Präventions­ maßnahmen, nennt das Papier nicht. Das Positionspapier des BMZ „Sexuelle und Reproduk­ tive Gesundheit und Rechte, Bevölkerungs­ ynamik“ d von 2008 60 erwähnt Mädchen im Kontext der weib- lichen Genitalverstümmelung auch zu­ ammen mit s Frauen („Jährlich kommen weitere drei Millionen M ­ ädchen im Bildungsbereich gibt. Dass die Strategie Frauen und Mädchen hinzu“, Seite 5). Allerdings sind keine Angaben darüber enthält, stand im Fokus der es in den meisten Fällen ­ ädchen, die beschnitten M Kritik aus dem Bundestag und der Zivilgesellschaft. 56 werden. Zusätzlich geht das Papier auf die Risiken Das BMZ hat signalisiert, dass aufgrund dieser Rück- früher, oft ungewollter Schwangerschaften ein. Nicht meldungen Mädchen und das Thema Gender in der erwähnt werden jedoch die besonderen Bedürfnisse endgültigen Version der Strategie eine größere Rolle von Mädchen, zum Beispiel beim Zugang zu Familien­ spielen werden. planung und Verhütung. Es werden keine spezifischen An­ ätze zur Förderung von Mädchen erwähnt. s Strategien im Bereich Gesundheit Die im Mai 2011 vorgestellte „Initiative zu selbst­ Auch für den Gesundheitsbereich zeigt die Doku- bestimmter Familienplanung und Müttergesundheit“ mentenanalyse, dass es keine spezifische Schwer- des BMZ 61 nimmt auf die besondere Bedeutung von punktsetzung auf Mädchen gibt. Bildung und Aufklärung für Gesundheit Bezug. Ein Ziel der Initiative soll es daher sein, Erfolgsbeispiele Das Sektorkonzept des BMZ „Gesundheit in der und innovative Ansätze aus diesem Bereich in die deutschen Entwicklungspolitik“ 57 erwähnt Mädchen bilaterale Zusammenarbeit zu integrieren. Allerdings nur an einer Stelle: „Besonderes Gewicht wird […] nennt auch dieses Papier Mädchen nicht explizit. auf die Stärkung und den Schutz von Frauen und Mädchen im Kontext der Epidemie (HIV/Aids) Die Dokumentenanalyse zeigt, dass Mädchen in gelegt.“ Darüber hinaus wird nicht auf die Bedürf- einigen Strategiepapieren zwar erwähnt werden, nisse von Mädchen eingegangen. aber auf ihre speziellen Bedürfnisse nicht explizit eingegangen wird. Mädchen stehen in den Strategien Im Positionspapier „Gesundheit und Menschen- und Positionen der deutschen Entwicklungspolitik rechte“ wird erwähnt, dass schwangere Mädchen zum nicht im Fokus und es sind keine klaren Ansätze der Teil von diskriminierenden Gesetzen betroffen sind Mädchenförderung erkennbar. Allerdings bieten die und in manchen Ländern der Schule verwiesen vorhandenen Strategien des Gender-Mainstreaming ­ erden. 58 Von einer umfassenden Auseinander­ w sowie die Aktivitäten in den Bereichen Menschen- setzung mit den Belangen von Mädchen sieht aber rechte, Bildung und Gesundheit der Bundesregierung auch dieses Papier ab. gute Anknüpfungspunkte, um die Mädchenförderung Das BMZ-Papier „Gesundheit fördern – HIV/Aids zu systematisieren. bekämpfen“ aus dem Jahr 2007 nennt die besondere Während dieser Abschnitt darüber informiert hat, Gefahr von Mädchen, sich mit HIV zu infizieren welche Rolle Mädchen in den Strategien des BMZ und führt die besondere Belastung, die die Pflege spielen, geht der nächste Abschnitt darauf ein, erkrankter Eltern für Mädchen bedeuten kann, als w ­ elche Akteure maßgeblich an der Formulierung eine Herausforderung an. 59 Da viele Mädchen und Umsetzung dieser Strategien beteiligt sind. d ­ eswegen die Schule verließen, fördere die deutsche
  • 16. 14 4.2 Akteure und Zusammenarbeit im Bereich der Mädchenförderung Da es keine konkreten Strategien zur Mädchenförde- Die GIZ entwickelt im Auftrag der Länderreferate des rung gibt, ist auch die Federführung für das Thema BMZ Projekte für die technische Zusammenarbeit, nicht eindeutig geregelt. Die Mädchenförderung ist während Projekte der finanziellen Zusammenarbeit im BMZ keinem besonderen Referat zugeordnet, gemeinsam mit den Partnerregierungen von der KfW sondern wird als Querschnittsthema behandelt. entwickelt und dann dem BMZ vorgeschlagen werden. Die Durchführungsorganisationen analysieren dabei Strategien, Positionen und Konzepte für die Ent­ ick­ w im Rahmen des sogenannten Gender-Mainstreamings, lungszusammenarbeit werden von den Sektorreferaten wie sich die Projekte auf die Gleichstellung der des BMZ, also zum Beispiel dem Bildungsreferat, Geschlechter auswirken und wie positive Wirkungen entworfen. Sie sind auch dafür zuständig, Mädchen genutzt werden können. dort, wo es ihnen angemessen erscheint, in die S ­ trategiepapiere des BMZ (beispielsweise die Bildungs­ Über die Projektanträge von GIZ und KfW entscheidet strategie) zu integrieren. Bei der Strategieentwicklung wiederum das jeweilige Länder- oder Regionalreferat werden sie von sogenannten Sektorprogrammen des BMZ. Vor der endgültigen Entscheidung über- und den dazugehörigen Sektorvorhaben unterstützt, prüfen die Sektorreferate, ob die Anträge mit den welche die GIZ im Auftrag des BMZ zu Themen von entsprechenden Sektorstrategien übereinstimmen. be­ onderem Interesse einrichten kann. Im Fall s Die KfW ist zudem an sogenannten Korbfinanzie- der ­ ildungsstrategie wurde das BMZ vom Sektor­ B rungen (einer Art der Budgetfinanzierung) beteiligt, programm Bildung beraten, das wiederum das bei denen mehrere Geber ihre Mittel für einen S ­ ektorvorhaben Mädchenförderung einschließt. Die Sektor in einen gemeinsamen Korb geben, um damit Einbindung der KfW bei der Strategieentwicklung Strategien des Partnerlandes umzusetzen. ist weniger institutionalisiert als die der GIZ. Die Tabelle 1 zeigt, welche Referate und Abteilungen Die Länder- und Regionalreferate des BMZ sind dafür bei BMZ, GIZ und KfW für die Strategieentwicklung zuständig, im Rahmen der bestehenden Strategien in den drei Bereichen zentral sind. Projekte und Programme der technischen und finan- Zur Koordination und zum inhaltlichen Austausch ziellen Zusammenarbeit mit den Partnerländern zu zwischen dem BMZ, der GIZ und der KfW tagen vereinbaren. Sie entscheiden, ob und wenn ja, v ­ erschiedene Arbeitsgruppen bzw. Thementeams, w ­ elchen Stellenwert die Förderung von Mädchen in zum Beispiel zu HIV/AIDS, sexueller und repro­ den konkreten Projekten in den Partnerländern hat. duktiver Gesundheit oder Bildung, die sich auch Eine wichtige Rolle spielen dabei Verhandlungen mit mit ­ ragen der ­ ädchenförderung befassen. Eine F M den Partnerregierungen, in denen die Sektoren der g ­ esonderte Arbeitsgruppe zu Mädchen gibt es Zusammenarbeit festgelegt werden. Bei der Vorbe- jedoch nicht. reitung dieser Regierungsverhandlungen unterstützt das BMZ-Referat 204 (Menschenrechte, Gleichbe- Die Analyse zeigt, dass bislang keine klaren Struk- rechtigung der Geschlechter; Kultur und Entwicklung) turen für die Mädchenförderung etabliert worden die Länder- und Regionalreferate, indem es Infor­ sind. Sie zeigt jedoch auch, dass eine Vielzahl von mationen über die Situation der Menschen- und Akteuren an der Mädchenförderung beteiligt ist. Im Frauenrechte bereitstellt und Dokumente kommen- Zentrum steht bislang das BMZ-Referat 204, welches tiert, auf deren Grundlage die Verhandlungen statt- unter anderem die Regierungsverhandlungen mit finden. Hierunter fallen die Sektorstrategiepapiere, vorbereitet. Ihm könnte bei einem Ausbau des die zu jedem Sektor für jedes Land erstellt werden. ­ ngagements zu Mädchen eine zentrale Rolle E Das Referat 204 ist außerdem dafür zuständig, zu zukommen, indem es beispielsweise bei der Unter- prüfen, ob Gender-Aspekte in der Zusammenarbeit stützung der Länder- und Regional­ eferate stärker r mit Partnerländern ausreichend berücksichtigt über die Situation von Mädchen informiert. w ­ erden. Eine besondere Prüfung für Mädchen- Aspekte gibt es hierbei bisher nicht.
  • 17. 15 Tabelle 1: Für die Mädchenförderung relevante Referate und Abteilungen Rechte Bildung Gesundheit BMZ Referat 204: Menschenrechte, Referat 311: Bildung Referat 315: Gesundheit und Gleichberechtigung der Geschlechter; Bevölkerungspolitik Kultur und Entwicklung GIZ SV Kinder- und Jugendrechte Sektorprogramm Bildung SV globale Gesundheitsarchitektur SV FGM SV Mädchenförderung SV SRGR/Bevölkerungsdynamik SV Gleichberechtigung und Frauenrechte fördern KfW Kompetenzcenter Kompetenzcenter Gesundheit, Kompetenzcenter Gesundheit, Friedensentwicklung Bildung und soziale Sicherung Bildung und soziale Sicherung 4.3 Umfang und Fokus der bilateralen deutschen Mädchenförderung Die vorherigen Abschnitte haben gezeigt, dass es zweier Frauenrechtsvorhaben mit einer FGM-­ weder eine klar formulierte sektorübergreifende oder Komponente an. 63 Während sich sagen lässt, dass -spezifische Strategie noch eine feste institutionelle Deutschland im Jahr 2009 23,8 Millionen Euro in Verankerung für die Mädchenförderung gibt. Im bilaterale Vorhaben zu Menschenrechten und f ­ olgenden Abschnitt soll nun näher in Augenschein ­ rauenrechten investiert hat 64, lassen sich keine F genommen werden, welche bilateralen Projekte und Angaben darüber machen, wie viel Geld insgesamt Programme Deutschland im Bereich der Mädchen- in die Stärkung von Mädchen­ echten geflossen ist. r förderung implementiert. Deutschland hat laut Angaben der OECD DAC- Hierbei stellt die Datenlage eine Herausforderung Datenbank 2009 insgesamt 1,2 Milliarden Euro in dar. Während sich in allen Sektoren, die im Fokus den Bildungsbereich investiert. 65 Hiervon flossen dieser Studie stehen (Rechte, Bildung, Gesundheit), lediglich 106 Millionen Euro in die Grundbildung Angaben über die gesamten Finanzflüsse machen und fünf Millionen Euro in die Sekundarbildung. lassen, finden sich keinen Daten über Projekte zur Knapp 860 Millionen Euro flossen hingegen in die Mädchenförderung. In einigen Bereichen lassen sich höhere Bildung, inklusive 662 Millionen Euro 66 für jedoch Angaben über einzelne Projekte finden, wie sogenannte Studienplatzkosten, also Kosten deutscher etwa in den Antworten der Bundesregierung auf Universitäten für Studierende aus Entwicklungs­ Anfragen des Parlamentes. Teilweise lassen sich auch ländern. Es finden sich allerdings keine Daten zu Angaben in Portfolioanalysen des BMZ und der KfW B ­ ildungsprojekten mit einem Fokus auf Mädchen. finden. In den Gesundheitsbereich flossen laut OECD Im Bereich Rechte findet man einige Programme, die DAC 2009 insgesamt 685 Millionen Euro, zu 45 Prozent einen klaren Fokus auf die Förderung von Mädchen in bilaterale Projekte, unter anderem zur Bekämp- haben und zu denen Zahlen vorliegen. So flossen fung sexuell übertragbarer Krankheiten, zum Ausbau etwa seit 1999 ca. 14 Millionen Euro in Projekte zur von Gesund­ eitsinfrastruktur und Projekte zur repro­ h Vermeidung der Genitalverstümmelung. 62 Die duktiven Gesundheit. Inwiefern Mädchen von diesen Bundes­ egierung berichtet zudem, dass diese Mittel r Investitionen profitierten und ob die finanzierten „seit Jahren tendenziell steigen“ und führt die Mittel Maß­ ahmen auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind, n für das FGM-Sektorvorhaben und die Auf­ tockung s lässt sich nicht erkennen.
  • 18. 16 4.3.1 Annäherung an das Gesamt­ Anzahl der Mädchenprojekte und volumen der Projekte zur Finanzvolumen Mädchenförderung Die Analyse zeigt, dass die Gesamtzahl der Projekte, die einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter Um trotz dieser ungünstigen Datenlage Hinweise auf leisten (Gender Marker 1 und 2), von 4.053 in 2007 die Anzahl der Projekte, das Finanzvolumen und den auf 5.223 in 2009 steigt. Die Anzahl der Projekte, die Fokus im Bereich der Mädchenförderung in der einen expliziten, durch den Filter erkennbaren Fokus deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu erhalten, auf Mädchen haben, ist sehr gering aber auch stei- wurde der Mikrodatensatz der OECD benutzt. Bei gend: Für 2007 wurden 45 Projekte identifiziert, 2009 der Frage nach dem „Wie viel“ gibt die Auswertung waren es 97 (siehe Abb. 1). einige interessante Hinweise. Die Ergebnisse können aber aus den genannten methodischen Gründen Die deutliche Mehrzahl der Projekte mit Mädchen- keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. fokus (rot in Abb. 1) leisten einen Beitrag zur Gleich- stellung (Gender Marker 1), während ein kleinerer In einem ersten Schritt wurden die Projekte isoliert, Anteil die Gleichstellung der Geschlechter als die entweder einen „signifikanten Beitrag zur Gleich- Hauptziel hat (Gender Marker 2, siehe Abb. 2). stellung der Geschlechter leisten“ (Gender Marker 1) oder deren „Hauptziel es ist, zur Gleichstellung der Geschlechter beizutragen“ (Gender Marker 2). Diese Untergruppe wurde nach Schlagworten durchsucht, Abb. 1: nzahl der Gender-Projekte und Anteil der A wie etwa „child“, „young“, „girl“, „Mädchen“. Danach mädchenbezogenen Projekte (2007–2009) wurden Projekte entfernt, die von deutschen NRO oder Bundesländern und Gemeinden durchgeführt 6.000 bzw. in Auftrag gegeben wurden, da die Aktivitäten 97 der Bundesregierung und vor allem des BMZ im 5.000 5.223 M ­ ittelpunkt der Studie stehen. Die so herausgefilterten Projekte weisen demnach alle einen Fokus auf 80 45 Anzahl der Projekte G ­ ender-Aspekte auf und haben gleichzeitig einen 4.000 4.053 4.041 Fokus auf junge Menschen. 3.000 2.000 1.000 0 2007 2008 2009 Anzahl der Projekte, die einen Fokus auf Mädchen haben Gesamtzahl der Projekte, die einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter leisten (Gender Marker 1 und 2) Grafik: Stiftung Weltbevölkerung Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD
  • 19. 17 Die eingesetzten Mittel sind moderat. Von 2007 bis 2009 flossen etwa 100 Millionen Euro in die i ­ dentifizierten Projekte zu Mädchen. Die eingesetzten Mittel pro Jahr haben sich von 12,31 Millionen Euro in 2007 auf 51,41 Millionen Euro 2009 mehr als v ­ ervierfacht (siehe Abb. 3). Dabei stieg das durch- schnittliche finanzielle Volumen eines einzelnen Projekts von etwa 273.000 Euro in 2007 auf 530.000 Euro in 2009. Abb. 3: inanzvolumen aller Mädchenprojekte F (Gender Marker 1 und 2) Mittel in Millionen Euro 60.00 Abb. 2: nzahl der Mädchenprojekte nach A 50.00 51.41 G ­ ender Marker und Jahr 80 40.00 76 (78%) 38.68 70 67 (84%) 30.00 60 20.00 Anzahl der Projekte 50 10.00 12.31 40 37 (82%) 0 2007 2008 2009 30 Grafik: Stiftung Weltbevölkerung Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC 21 (22%) 20 13 (16%) 10 8 (18%) 0 2007 2008 2009 Projekte, die einen signifikanten Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter leisten (Gender Marker 1) Projekte mit dem Hauptziel, zur Gleichstellung der Geschlechter beizutragen (Gender Marker 2) Grafik: Stiftung Weltbevölkerung Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC
  • 20. 18 Regionaler und sektoraler Fokus der Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Die Analyse weist darauf hin, dass die Anzahl und das Mädchenprojekte Finanzvolumen der Projekte mit einem Fokus auf Betrachtet man alle Mädchenprojekte, lag der Mädchenförderung bislang sehr gering ist, aber regionale Schwerpunkt mit 52 Prozent der Projekte steigt. Bislang scheinen sich diese Projekte regional auf Afrika südlich der Sahara. Weitere wichtige auf Afrika zu fokussieren. Die Analyse gibt ebenso Regionen sind Asien und der Mittlerer Osten und Hinweise darauf, dass es bei Projekten zur Mädchen- Nordafrika (MENA-Region) (siehe Abb. 4). förderung einen Schwerpunkt auf Bildungsprojekte gibt. Unter den Projekten, die die Gleichstellung von Betrachtet man nur die Mädchenprojekte, deren Frauen als Hauptziel haben, scheinen verstärkt Hauptziel es ist, zur Gleichberechtigung der P ­ rojekte im Bereich Rechte durchgeführt zu werden. Geschlechter beizutragen (Gender Marker 2), ist der regionale Fokus auf Afrika südlich der Sahara noch Im nächsten Abschnitt wird nun untersucht, inwieweit deutlicher: 69 Prozent der Projekte wurden hier sich diese Hinweise mit der qualitativen Analyse der durchgeführt. Schwerpunkte und Projekte decken. Der dominante Sektor bei den Mädchenprojekten (Gender Marker 1 und 2) ist der Bildungssektor. 49 Prozent der Mittel wurden hier investiert. 16 Prozent Abb. 4: egionale Schwerpunkte der Mädchen- R der Mittel flossen in Gesundheitsprojekte, zwei Drittel projekte (Gender Marker 1 und 2) hiervon in sexuelle und reproduktive Gesundheit. ø 2007–2009 Nur eines der über die OECD DAC Datenbank i ­ dentifizierten Projekte in diesem Bereich hatte das Mena Hauptziel, zur Gleichstellung der Geschlechter b ­ eizutragen. Zehn Prozent der Mittel flossen in den Asien Bereich Regierung und Zivilgesellschaft, unter den 13% Projekte mit Menschen- und Frauenrechtsfokus 13% f ­ allen (vgl. Abb. 5). Keiner Region Betrachtet man ausschließlich die Projekte, deren zugeordnet 8% Hauptziel es ist, zur Gleichberechtigung der Geschlechter beizutragen (Gender Marker 2), ergibt 7% sich ein anderes Bild. Hier flossen 54 Prozent der Europa 52% Mittel in Bildungsprojekte und 33 Prozent in Projekte 7% zur Stärkung von Frauenorganisationen, Verhinde- rung von FGM, sexueller Ausbeutung und Gewalt Lateinamerika Afrika (Regierung und Zivilgesellschaft) während nur südlich der Sahara 3,6 Prozent der Mittel in Gesundheitsprojekte ging (siehe Abb. 6). N = 222 Projekte Grafik: Stiftung Weltbevölkerung Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC
  • 21. 19 Abb. 5: S ektorale Aufteilung der Mädchenprojekte Abb. 6: ektorale Aufteilung der S mit Gender Marker 1 und 2 (ø 2007–2009) Mädchenprojekte mit Gender Marker 2 (ø 2007–2009) Andere Bildung, unspezifisch Wirtschaft Bildung, unspezifisch 6,14% 12,91% 6,45% Grundbildung Andere soziale Infrastuktur 25,07% 7,74% 27,70% Konflikt, Frieden 8% 5,28% Sicherheit Grundbildung 23,64% Konflikt, Frieden 9,13% 9,50% und Sicherheit Regierung Zivilgesellschaft 3,59% 10,73% Basisgesundheit 32,91% 12,56% Sekundärbildung 1,24% Bevölkerungspolitik Pol./Progr. 2,98% Andere soziale Sekundarbildung Reproduktive Gesundheit 8% Infrastruktur 0,37% Gesundheit, allg. Basisgesundheit 2,05% Regierung und Zivilgesellschaft N = 222 Projekte N = 44 Projekte Grafik: Stiftung Weltbevölkerung Grafik: Stiftung Weltbevölkerung Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC Quelle: eigene Berechnung auf Basis von OECD DAC
  • 22. 20 4.3.2 nalyse der Projekte und A Programme im Bereich Mädchenförderung Während sich aus der Analyse der Datenbank des OECD DAC erste Hinweise auf die Reichweite und den Fokus der deutschen Entwicklungszusammen- Bei Vorhaben zu Menschenrechtsverletzungen, die arbeit zur Förderung von Mädchen ergeben, wird vor allem Mädchen treffen (Zwangsverheiratung, nun untersucht, welche Ansätze Deutschland in seinen Kinderprostitution, FGM), stehen hingegen Mädchen bilateralen Projekten in diesem Bereich priorisiert. im Vordergrund. Bei der Identifizierung der jeweiligen Zielgruppe bieten die Analysen, die im Rahmen des Auch auf dieser Betrachtungsebene ist der Zugang zu Gender-Mainstreaming durchgeführt werden, wichtige Daten problematisch. Zudem unterscheidet er sich Hinweise darauf, wer von welchen Menschen­ echts­ r je nach Sektor, wobei im Bildungsbereich wegen des verletzungen betroffen ist und wo sinnvollerweise starken Fokus auf Kinder die Datenlage am besten angesetzt werden sollte, um dagegen vorzugehen. ­ ist. Zum Teil unterscheidet sich die Datenlage auch je nachdem, ob die technische Zusammenarbeit, also Im Rechtsbereich wird vornehmlich durch die GIZ die Arbeit der GIZ, oder die finanzielle Zusammen­ eine Reihe von Projektansätzen implementiert, die arbeit der KfW betrachtet wird. Von fehlender oder meistens auf der Makroebene ansetzen, um einen geringer Information kann jedoch nicht direkt auf nachhaltigen Beitrag zu leisten. So werden beispiels- den Umfang der Aktivitäten von GIZ und KfW weise Regierungen beraten und dabei unterstützt, geschlossen werden. Strukturen zu schaffen, die nachhaltig zum Schutz der Rechte von Kindern und Jugendlichen, also auch Ansätze und Projekte im Bereich von Mädchen, beitragen können. Deutschland berät Partnerländer bei der Weiterentwicklung des Rechts- Empowerment und Rechte werks, um zum Beispiel die Rechtsstellung von In der Kinderrechtskonvention der Vereinten Frauen und Mädchen zu verbessern, die Umsetzung ­ ationen 67 ist festgeschrieben, welche Rechte Kinder N der Kinderrechtskonvention voranzutreiben oder die haben und vor welchen Menschenrechtsverletzungen Menschenrechte in Curricula von Schulen zu inte- sie geschützt werden sollen. Da Mädchen von grieren. Außerdem werden relevante Abteilungen in m ­ anchen Menschenrechtsverletzungen besonders Ministerien unterstützt und die Implementierung betroffen sind 68, scheinen entwicklungspolitische nationaler Strategien auf lokaler Ebene gefördert. Maßnahmen, die dazu beitragen, ihre Rechte zu Deutschland leistet zudem seit über zehn Jahren s ­ tärken und zu schützen, besonders sinnvoll. Dies einen kontinuierlichen Beitrag zur Bekämpfung der gilt vor allem für den Schutz des Rechts auf Leben, weiblichen Genitalverstümmelung. Dies erklärt den Schutz vor Gewaltanwendung, Misshandlung auch, warum unter den Projekten, die Gleichberech- und Verwahrlosung, vor Kinderarbeit und sexuellem tigung als Hauptziel haben, viele Projekte im Bereich Missbrauch, vor Kinderhandel und Kinderheirat Rechte zu finden sind. Die meisten Projekte in diesem sowie bei und nach bewaffneten Konflikten. Bereich werden von der GIZ implementiert. Aber Zwar gibt es in der Menschenrechtsarbeit des BMZ auch die KfW integriert den Kampf gegen FGM in keinen besonderen Fokus auf Mädchen, aber es mehreren Partnerländern, zum Beispiel in Social w ­ erden Projekte zur Stärkung von Kinder- und Marketing-Vorhaben zu sexueller und reproduktiver Jugendrechten durchgeführt. Bei Vorhaben in diesem Gesundheit in Burkina Faso und Sierra Leone. 69 Das Bereich wird situationsbedingt vorgegangen. Das be- Engagement gegen FGM ist sowohl überregional als deutet, dass je nach inhaltlichem Fokus der Projekte auch sektor­ bergreifend angelegt: In Ländern, in ü eher Jungen oder Mädchen die Zielgruppe sind. Zum denen FGM praktiziert wird, ist dieses Thema nicht Beispiel stehen bei Vorhaben zu Jugendgewalt in nur in Bildungs- und Gesundheitsprojekte, sondern Zentralamerika Jungen im Fokus, da Mädchen kaum auch in Projekte im Bereich der Good Governance in die Strukturen der Jugendgewalt involviert sind. integriert (siehe Fallbeispiel).
  • 23. 21 Name des Projekts: Überregionales Projekt „Überwindung der weiblichen Genitalverstümmelung“ Durchführungsorganisation: GIZ (bis 2010: GTZ) Laufzeit: 1999–2014 Finanzvolumen: 3 Millionen Euro (4. Phase 2011–2014) Partner: Partnerregierungen und Behörden, NRO, (inter-)nationale Netzwerke Trotz rückläufiger Tendenzen 70 wird weibliche Genitalverstümmelung weiterhin in 28 Ländern Afrikas praktiziert. 71 Sie gefährdet die psychische und körperliche Gesundheit der immer jünger werdenden Opfer und stellt unter anderem nach dem Protokoll der Rechte von Frauen in Afrika (Maputo-Protokoll) eine Menschenrechts­ verletzung dar. Zur Überwindung dieser Praxis unterstützt die GIZ seit 1999 in einem überregionalen Projekt zehn afrikanische Partnerländer konzeptionell und in der Umsetzung von Maßnahmen. Die GIZ verfolgt dabei einen Ansatz 72, der lokale Programme für Aufklärung, Sensibilisierung und Dialog mit Maßnahmen zur Stärkung von Institutionen sowie Politikberatung auf der nationalen Ebene verbindet. 73 Partner für diese Arbeit sind auch religiöse Würdenträger und das medizinische Personal. 74 Zudem werden FGM-Ansätze in GIZ-Projekte in anderen Bereichen wie Bildung, Gesundheit oder Good Governance integriert. 75 So wurden beispielsweise innerhalb eines Grundbildungsprogramms in Mali Generationendialoge ins Leben gerufen, die auf den Austausch über Tradition in den Gemeinden zielten. Darüber hinaus koope- rierte das überregionale Projekt in Mali mit dem staatlichen Bildungsministerium in der Erstellung von pädagogischen Leitfäden für die Lehrerausbildung zum Thema FGM. Eine Evaluation des Mali-Projekts von 2009 kam zu dem Schluss, dass die Generationen­ dialoge zu einer mehrheitlichen Aufgabe von FGM in den Projektregionen führte und Eltern sich gegenüber einer Behandlung des Themas in Schulen mit Lehrern öffneten, die intensiv zu FGM ausgebildet wurden. Die Evaluation argumentiert, dass durch einen ganzheitlichen Ansatz und die Integration des mädchenspezifischen Themas in ver- schiedene Sektoren und Ebenen der Entwicklungszusammenarbeit nachhaltige Erfolge erreicht wurden. Seit 2009 berät ein gleichnamiges Sektorvorhaben das BMZ dabei, das Thema in die strategische Ausrichtung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu integrieren. So wird FGM beim Politikdialog mit den betreffenden Partnerländern genauso thema­ tisiert wie im Rahmen der internationalen Donors Working Group on FGM/C, in der ­ owohl das BMZ als auch GIZ und KfW Mitglied sind. Insgesamt steigen die von s Deutschland bereit gestellten Mittel für den Bereich FGM seit Jahren stetig an und b ­ elaufen sich seit 1999 auf insgesamt etwa 14 Millionen Euro.
  • 24. 22 Ansätze und Projekte im Bereich Bildung zu verbessern, setzt die GIZ auf die verstärkte Ausbil- dung und Unterstützung von weiblichem Lehr­ Entwicklungszusammenarbeit kann auf verschiedenen personal, auf die Entwicklung von gendersensiblen Ebenen dazu beitragen, die Bildung von Mädchen Unterrichtsmaterialien und -methoden aber auch nachhaltig zu verbessern. Zum einen können Ent- auf außerschulische Angebote für Mädchen. Dabei wicklungsländer dabei unterstützt werden, mädchen­ werden Eltern und Gemeinden eingebunden, um sie freundliche Bildungsstrategien zu ent­ ickeln, an w darin zu bestärken, Mädchen den Schulbesuch zu denen wiederum die Zusammenarbeit ausgerichtet ermöglichen – auch dann, wenn sie schwanger oder werden sollte. Außerdem kann der gleichberechtigte Mütter sind. Zugang zu Bildung gefördert ­ erden, indem die w Gemeinschaften vor Ort für ­ ädchenbildung M m ­ obilisiert, zusätzliche Anreize für Schulbesuch Finanzielle Zusammenarbeit geschaffen und finanzielle Hürden für Bildung In der KfW hat in den letzten zehn Jahren die Auf­ erk­ m ab­ ebaut werden. Wenn Bildungs­ ngebote mädchen­ g a samkeit für Mädchenbildung deutlich zugenommen. freundlich gestaltet sind, gehen auch mehr Mädchen Dies liegt zum einen an der gewachsenen Bedeutung zur Schule. Daher können Investitionen in Infra­ des Gender-Mainstreamings. Aber auch die inter­ struktur, die verstärkte Aus­ ildung und Einstellung b nationale Debatte im Rahmen der Global Partnership von Lehrerinnen und ­ ortbildungen des Lehr­ F for Education hat zu einem stärkeren Fokus auf personals zum Thema Mädchenförderung ebenso Mädchen beigetragen. wichtige Beiträge zur Mädchenförderung sein wie Unterrichtsmaterial, das von negativen Stereotypen Zu den Zielgruppen der KfW im Bildungsbereich befreit wurde und Curricula, in die Themen der zählen zu 97 Prozent Grund- und Sekundarschüler­ s ­ exuellen und repro­ uktiven Gesundheit und Gleich­ d Innen, 52 Prozent der Zielgruppe leben unterhalb berechtigung integriert wurden. 77, 78 der Armutsgrenze. Frauen und Mädchen machen etwa 50 Prozent der Zielgruppe aus. 85 Prozent der Noch immer haben zahlreiche Mädchen keinen Vorhaben haben indirekte Wirkung auf Gleich­ Zugang zu Bildung. Ein Querschnittsthema des stellung von Mädchen, fünf Prozent richten sich d ­ eutschen Engagements ist es daher, den Zugang gezielt an Mädchen. 79 von Mädchen zur Bildung und die Qualität von B ­ ildung zu verbessern. Alle Projekte im Bildungs­ Die KfW setzt dabei auf drei Ebenen an: bereich sollen hierzu einen Beitrag leisten. Auf der Mikroebene werden vor allem Infrastruktur- vorhaben gefördert, also der Neubau beziehungsweise Die Analyse der OECD DAC-Datenbank ergab bereits, die Instandsetzung von Schulen und Mädchen­ dass das deutsche Engagement zur Mädchen- wohnheimen, um Schulwege zu verkürzen. Es werden förderung zu einem großen Teil im Bildungsbereich separate Sanitäranlagen für Mädchen und Jungen zu finden ist. Und in der Tat implementieren die bereitgestellt. Eltern und LehrerInnen werden darin Durchführungsorganisationen in diesem Bereich geschult, die neue Infrastruktur zu unterhalten. zahlreiche Projekte. Partnerländer in der Grund- und Auch die Unterkünfte für weibliche Lehrkräfte werden Sekundarbildung sind Afghanistan, Guatemala, ­ verbessert. Honduras, Jemen, Kosovo, Malawi, Mosambik und Pakistan. In diesen Ländern stimmen GIZ und KfW Ein neuerer Ansatz auf der Mikroebene sind ihre Vorhaben eng ab. s ­ oge­ annte Cash-Transfer-Programme, die in ver- n schiedenen Ländern Afrikas und Lateinamerikas eingesetzt werden. Mit diesen Programmen kann ein Technische Zusammenarbeit finanzieller Anreiz geschaffen werden, um Mädchen Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit berät zur Schule zu schicken. Ein Vorteil dieser Ansätze ist, die GIZ das BMZ inhaltlich und strategisch durch die dass die Zielgruppe sehr genau definiert werden oben erwähnten Sektorvorhaben (siehe Tab. 1). Auf kann. In einem neuen Stipendienprogramm in Kenia der Projektebene ist es das Ziel aller GIZ-Vorhaben, ist beispielsweise festgelegt worden, dass 60 Prozent einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter zu der Stipendien an Mädchen gehen sollen. leisten. Um den Zugang von Mädchen zu Bildung
  • 25. 23 Name des Projekts: Basic Education Development Project (BEDP) Durchführungsorganisation: KfW Entwicklungsbank Laufzeit: 2004–2012 Finanzvolumen: 154 Millionen US $ (Anteil der KfW: 25 Millionen US $) 80 Partner: Jemenitisches Bildungsministerium Andere Geber: Weltbank (IDA), Großbritannien (DfID), Niederlande Im Jemen sind Mädchen im Bildungsbereich besonders benachteiligt. Die Einschulungs­ rate von Mädchen liegt in einigen ländlichen Regionen nur bei 30 Prozent. Zudem b ­ rechen viele Mädchen die Schule frühzeitig ab; nur 29 Prozent aller eingeschulten Mädchen schlossen 2004/2005 die neunte Klasse ab. Um den Zugang und Verbleib von Mädchen in ländlichen Regionen im Grundbildungssystem zu verbessern, setzt die KfW (in einer Korbfinanzierung mit der Weltbank, Großbritannien und den Niederlanden) im Rahmen des Programms zur Entwicklung von Grundbildung (BEDP) auch ein finanzielles Anreizsystem ein (Conditional Cash Transfers, CCT). In zwei Regionen und insgesamt mehr als 300 Schulen erhalten die Eltern von Mädchen der 4. bis 9. Klasse jährlich Transferzahlungen in Höhe von 35 bis 40 US $, wenn ihre Töchter regelmäßig die Schule besuchen und versetzt werden (das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag nach Angaben der Weltbank 2009 im Jemen bei 1.060 US $ 81). Gute Abschlussprüfungs­ ergebnisse ermöglichen zudem Bonuszahlungen von fünf US $. Darüber hinaus werden die Eltern zur Teilnahme an Elternräten verpflichtet, um den Austausch zwischen Gemeinden und Schulen zu verbessern. Seit der Einführung des CCT-Programms 2007 haben die Eltern von fast 40.000 Mädchen Transferzahlungen erhalten 82, was die bis 2012 erwartete Zahl von 34.000 übertrifft. Eine abschließende Evaluierung des Projekts steht noch aus. Es existieren jedoch Anhaltspunkte dafür, dass neben diesen finanziellen Anreizen besonders die parallel durchgeführte Einstellung von Lehrerinnen zu einer größeren kulturellen Akzeptanz g ­ egenüber dem Schulbesuch von Mädchen in ländlichen Regionen führt. 83
  • 26. 24 Auf der Mesoebene unterstützt die KfW die D ­ ezentralisierung der Bildungsverwaltung, bei der der Frauenanteil, wo nötig, erhöht und Gender-Strategien implementiert werden sollen. Auf der Makroebene beteiligt sich die KfW in zehn Ländern an den oben bereits erwähnten Korbfinan- zierungen, bei denen mehrere Geber ihre Mittel „poolen“. Als Form der Budgetfinanzierung ist die werden, um auf die besonderen Bedürfnisse von Korbfinanzierung immer mit einem politischen Mädchen vor allem in der Pubertät eingehen zu D ­ ialog über die Sektorpolitik des Partnerlandes ­ önnen. Aufklärung und Versorgung mit Präventions- k v ­ erbunden, zum Besispiel über die Umsetzung inter- und Therapiemaßnahmen zu sexueller und nationaler Vereinbarungen zur Gleichberechtigung reproduktiver Gesundheit sollten gestärkt werden. der ­ eschlechter oder über nationale Gesetze, die G einem gleichberechtigten Zugang zu Bildung im Die Analyse der OECD DAC-Datenbank ergab, dass Wege stehen. Auch die angemessene Beteiligung von sich ein Großteil der Gesundheitsprojekte mit einem Frauen in Gremien, in denen die Bildungspolitik Fokus auf Mädchen (Gender Marker 1 und 2) auf f ­ ormuliert wird, kann Thema dieses Sektordialogs den Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit sein. Im ­ ialog mit den Ministerien spielt auch die D konzentriert. In diesem Bereich gibt es zahlreiche Situation von Mädchen zunehmend eine Rolle, die Ansätze und Projekte. 2010 wurde im Auftrag des die Schule verlassen mussten, weil sie schwanger Sektorvorhabens „Bevölkerungsdynamik/Sexuelle waren bzw. ein Kind bekommen haben. und reproduktive Gesundheit und Rechte“ der damaligen GTZ eine Portfolioanalyse der Aktivitäten Mit den in den Körben „gepoolten“ Mitteln werden von KfW und GIZ in diesem Bereich durchgeführt 84, über den Dialog hinaus auch Maßnahmen finanziert. bei der 51 Maßnahmen betrachtet wurden (29 KfW, Neben Baumaßnahmen im Rahmen nationaler 22 GIZ). Auch aus dieser Analyse wird deutlich, dass Infrastrukturprogramme fallen darunter Anstren- Mädchen keine eigenständige Zielgruppe der Vor­ gungen, die zu einer besseren Qualität der Bildung haben sind, sondern als Teil der Zielgruppe Frauen beitragen sollen, wie Fortbildungen des Lehr­ im reproduktiven Alter (15–49 Jahre) oder Jugend­ personals und die Überarbeitung von Curricula und liche (15–24 Jahre) verstanden werden. Unterrichtsmaterialen. Dabei wird versucht, Themen wie sexuelle Aufklärung und HIV/Aids-Prävention zu integrieren, was jedoch teilweise auf den Wider- Technische Zusammenarbeit stand der Partnerregierungen trifft. In einigen Fällen Die Portfolioanalyse befasst sich unter anderem mit werden die Korbfinanzierungen durch Vorhaben Ansätzen für Jugendliche und junge Erwachsene der GIZ ergänzt. (15–24 Jahre). Hier werden einige Projekte der tech- nischen Zusammenarbeit vorgestellt, von denen Ansätze und Projekte im Bereich Mädchen besonders profitieren. Gesundheit • m sogenannten Tantchen-Projekt (Aunties’ I Project) aus Kamerun klären Mädchen, die selbst Um dazu beizutragen, dass das Menschenrecht auf ungewollt schwanger geworden sind, andere Gesundheit auch für Mädchen umgesetzt wird, sollten M ­ ädchen sexuell auf (siehe Fallbeispiel). Entwicklungsländer wo nötig bei der Erstellung mädchenfreundlicher Gesundheitsstrategien unter- • n einem HIV-Präventionsprojekt in Tansania I stützt werden, an denen auch die Zusammenarbeit w ­ urden Frage-Antwort-Broschüren über Sexualität ausgerichtet werden kann. Um den gleichberechtigten und HIV/Aids entwickelt. Mit ihnen können sich Zugang von Mädchen zur Gesundheitsversorgung sowohl Jugendliche als auch Lehrkräfte und Eltern zu fördern, sollten die Gemeinschaften vor Ort für über Tabuthemen informieren. Das Projekt wurde Mädchengesundheit mobilisiert werden. Gesund- inzwischen in 17 Ländern in Asien und Afrika heitsangebote sollten mädchenfreundlich gestaltet übernommen.