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Kristina Sassenscheidt Wem gehört das Erbe? Denkmalvermittlung an migrantische Zielgruppen
Gliederung:  1.  Denkmalvermittlung an migrantische Zielgruppen  2. Beispiele der Ansprache 3.  Allgemeine  Handreichungen  4. Fragen
1.  Denkmalvermittlung und migrantische Zielgruppen − Wir leben in einer Weltgemeinschaft, die zunehmend von    Migration geprägt ist: Schon heute hat ca. ein Fünftel aller    Deutschen und in Großstädten wie Hamburg sogar die Hälfte    aller unter 18-jährigen Migrations-Hintergrund − Das sind nicht nur die Kulturkonsumenten und -bewahrer der    Zukunft, sondern auch die zukünftigen Wähler, die dem    Thema „kulturelles Erbe“ politische Legitimation geben    müssen („öffentlichen Interesse“ gilt auch für diese Zielgruppe!) -> Erreichen insbesondere jüngerer migrantischer Zielgruppen    gehört zu den größten aktuellen Herausforderungen im    Bereich der Denkmalvermittlung!
1.  Denkmalvermittlung und migrantische Zielgruppen − Nicht nur Herausforderung, sondern v.a. Chance, gerade    für die Kultur, die immer sehr durch Einflüsse anderer   Kulturen geprägt und bereichert wurde − Historische Baukultur hat großes integratives Potential –    kann helfen sich neu zu verorten, Heimat zu stiften − Wichtig: Es geht nicht um eine einseitige Vermittlung von    oben nach unten, sondern um den beide Seiten    bereichernden Dialog auf Augenhöhe − Generell sind wir in Deutschland sowohl in der Praxis als    auch in der Forschung noch ziemlich am Anfang
Literaturtipp / Quelle:  „Kultur mit allen! Wie öffentliche deutsche Kultureinrichtungen Migranten als Publikum gewinnen.“  Vera Allmanritter, Klaus Siebenhaar  B & S Siebenhaar Verlag OHG, 2011
2.  Beispiele der Ansprache Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund − EVET, Ausstellung über Hochtzeitskultur und –mode − Riesige Kampagne vorab, mit Publikationen, Flyern,    Plakaten und viel Pressearbeit − Generell zu wenig Zeit, kein für das Projekt tätiger    „Keyworker“, der das Thema in die Zielgruppe tragen    konnte, dadurch haben viele zu spät davon erfahren − Großes Echo am Eröffnungswochenende, danach sehr    geringes Besucherinteresse, Kostenplan ging nicht auf
2.  Beispiele der Ansprache Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg Themen: Migration und Stadterneuerung, stadtteilbezogen − Viel Zeit für Interviews, Diskussionen und „Zuhören“  − Intensive Vernetzung mit den Stadtteileinrichtungen, insbesondere der türkischen Community und dortigen Multiplikatoren − Ausstellung „Wir waren die ersten...“ über Gastarbeiterschicksale in der Gegend, sehr gut besucht und aufgrund des großen Interesses der Jüngeren aus 2.und 3. Generation Folgeausstellung „Wir sind die nächsten...“
3. Allgemeine Handreichungen
1. Migrant ist nicht gleich Migrant!   Migranten sind keine homogene Bevölkerungsgruppe, sondern von den unterschiedlichsten Kulturtraditionen ihrer Herkunftsländer geprägt. Angebot und Ansprache sollte sich daher nicht an eine gleiche Masse richten, sondern müssen sehr spezifisch in der Ansprache sein.
2. Migranten unterscheiden sich nach Milieus,  weniger nach Ethnie!   Kulturnutzungsverhalten ist in erster Linie abhängig von Bildung, sozialer Lage und Herkunftsraum – und deutlich weniger von der jeweiligen „Herkunftskultur“ oder Nation. Beispiel: Ein iranischer Zahnarzt kommt mit anderen kulturellen Bedürfnissen und Kompetenzen als ein Bauer aus Anatolien.  Tipp: erstmal die kulturaffinen Zielgruppen ansprechen, die ggf. auch die anderen Vertreter ihrer Herkunftskultur erreichen können.
3. Man muss die migrantische Zielgruppe kennen,  um sie richtig ansprechen zu können! Es ist unverzichtbar, vor Projektbeginn umfassend spezifische Erwartungen, Interessen, Bedürfnisse und Nutzungsverhalten der migrantischen Zielgruppe zu recherchieren und die Angebote und Ansprache daraufhin auszurichten. Umfassende Studien zum Thema wären ratsam, aber stehen noch aus.
4. „Keyworker“ = Schlüsselpersonen aus der jeweiligen  Zielgruppe einbinden!   Sie sind entscheidend für eine erfolgreiche Ansprache, denn sie können wichtige Informationen über die Zielgruppe geben bzw. sie selbst am besten erreichen, sie besitzen deren Vertrauen und können Distanz abbauen. Idealerweise arbeiten die Keyworker von Anfang an im Projekt mit.
5. Multiplikatoren und Netzwerke nutzen! Kooperationen mit Vereinen, „Meinungsführern“ innerhalb von Communities, aber auch Kultur- und Bildungseinrichtungen helfen sehr dabei, Vertrauen aufzubauen und die Kommunikation zu verbessern.
6. Angebote schaffen, die Bezüge zum Alltag haben!   Nur wenn man an Lebenswelten, Nutzungsverhalten, Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe anknüpft, kann man dabei Interesse für die eigenen Themen wecken.  Erfolgreiche Beispiele: Basare / Flohmärkte, Bewegungsangebote wie Tanz / Sport, generell familienfreundliche Erlebnisangebote Idealerweise „vor Ort“, also im jeweiligen Stadtteil bzw. den vertrauten Einrichtungen
7. Übersetzungen sind verzichtbar   Gerade bei höher gebildeten Milieus kann man deutsche Sprachkenntnis voraussetzen – Übersetzungen sind daher oft nicht mehr als eine „nette Geste“, können sogar als ausgrenzend empfunden werden.
8. Mund-zu-Mund-Propaganda und Orte der  alltäglichen Begegnung nutzen Migrantische Zielgruppen werden v.a. durch ihren Bekanntenkreis auf Kulturveranstaltungen / -projekte aufmerksam gemacht und zu deren Besuch animiert.   Herkömmliche Ansprache über Flyer oder Citylight-Poster kann komplett an der Zielgruppe vorbeigehen – viel mehr erreichen kann z.B. die Ankündigung über „Keyworker“ (s.o.) oder ein auf die jeweiligen Sehgewohnheiten zugeschnittenes  Plakat in einer Bäckerei oder einem Vereinsheim.
Bei kostenpflichtigen Angeboten:  9. Preispolitik individuell gestalten! Spezielle    Einstiegspreise können Hemmschwellen abbauen    und Anreize schaffen.   10. Neue Wege der Distribution überlegen!   Spezielle Einstiegspreise können Hemmschwellen abbauen und Anreize schaffen.  Ticketverkauf direkt an Plakat-Orten kann deutlich besser funktionieren als übliche VVK-Stellen oder Internet-Ticketing.
4. Fragen − Wo „funktioniert“ die gemeinsame Kultur?  −  Was gibt es an guten Beispielen der Vermittlung    von baukulturellem Erbe? −  Inwiefern sind klassische Einwandererländer wie USA    oder England schon weiter als wir? −  In welchen migrantischen Projekten kann man baukulturelle    Themen platzieren?  −  Welche Kulturprojekte können wir bei unserer Vermittlung   von Baukultur einbinden?
Kontakt [email_address] www.denkmalschutzamt.hamburg.de

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Kristina Sassenscheidt: Wem gehört das Erbe?

  • 1. Kristina Sassenscheidt Wem gehört das Erbe? Denkmalvermittlung an migrantische Zielgruppen
  • 2. Gliederung: 1. Denkmalvermittlung an migrantische Zielgruppen 2. Beispiele der Ansprache 3. Allgemeine Handreichungen 4. Fragen
  • 3. 1. Denkmalvermittlung und migrantische Zielgruppen − Wir leben in einer Weltgemeinschaft, die zunehmend von Migration geprägt ist: Schon heute hat ca. ein Fünftel aller Deutschen und in Großstädten wie Hamburg sogar die Hälfte aller unter 18-jährigen Migrations-Hintergrund − Das sind nicht nur die Kulturkonsumenten und -bewahrer der Zukunft, sondern auch die zukünftigen Wähler, die dem Thema „kulturelles Erbe“ politische Legitimation geben müssen („öffentlichen Interesse“ gilt auch für diese Zielgruppe!) -> Erreichen insbesondere jüngerer migrantischer Zielgruppen gehört zu den größten aktuellen Herausforderungen im Bereich der Denkmalvermittlung!
  • 4. 1. Denkmalvermittlung und migrantische Zielgruppen − Nicht nur Herausforderung, sondern v.a. Chance, gerade für die Kultur, die immer sehr durch Einflüsse anderer Kulturen geprägt und bereichert wurde − Historische Baukultur hat großes integratives Potential – kann helfen sich neu zu verorten, Heimat zu stiften − Wichtig: Es geht nicht um eine einseitige Vermittlung von oben nach unten, sondern um den beide Seiten bereichernden Dialog auf Augenhöhe − Generell sind wir in Deutschland sowohl in der Praxis als auch in der Forschung noch ziemlich am Anfang
  • 5. Literaturtipp / Quelle: „Kultur mit allen! Wie öffentliche deutsche Kultureinrichtungen Migranten als Publikum gewinnen.“ Vera Allmanritter, Klaus Siebenhaar B & S Siebenhaar Verlag OHG, 2011
  • 6. 2. Beispiele der Ansprache Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund − EVET, Ausstellung über Hochtzeitskultur und –mode − Riesige Kampagne vorab, mit Publikationen, Flyern, Plakaten und viel Pressearbeit − Generell zu wenig Zeit, kein für das Projekt tätiger „Keyworker“, der das Thema in die Zielgruppe tragen konnte, dadurch haben viele zu spät davon erfahren − Großes Echo am Eröffnungswochenende, danach sehr geringes Besucherinteresse, Kostenplan ging nicht auf
  • 7. 2. Beispiele der Ansprache Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg Themen: Migration und Stadterneuerung, stadtteilbezogen − Viel Zeit für Interviews, Diskussionen und „Zuhören“ − Intensive Vernetzung mit den Stadtteileinrichtungen, insbesondere der türkischen Community und dortigen Multiplikatoren − Ausstellung „Wir waren die ersten...“ über Gastarbeiterschicksale in der Gegend, sehr gut besucht und aufgrund des großen Interesses der Jüngeren aus 2.und 3. Generation Folgeausstellung „Wir sind die nächsten...“
  • 9. 1. Migrant ist nicht gleich Migrant! Migranten sind keine homogene Bevölkerungsgruppe, sondern von den unterschiedlichsten Kulturtraditionen ihrer Herkunftsländer geprägt. Angebot und Ansprache sollte sich daher nicht an eine gleiche Masse richten, sondern müssen sehr spezifisch in der Ansprache sein.
  • 10. 2. Migranten unterscheiden sich nach Milieus, weniger nach Ethnie! Kulturnutzungsverhalten ist in erster Linie abhängig von Bildung, sozialer Lage und Herkunftsraum – und deutlich weniger von der jeweiligen „Herkunftskultur“ oder Nation. Beispiel: Ein iranischer Zahnarzt kommt mit anderen kulturellen Bedürfnissen und Kompetenzen als ein Bauer aus Anatolien. Tipp: erstmal die kulturaffinen Zielgruppen ansprechen, die ggf. auch die anderen Vertreter ihrer Herkunftskultur erreichen können.
  • 11. 3. Man muss die migrantische Zielgruppe kennen, um sie richtig ansprechen zu können! Es ist unverzichtbar, vor Projektbeginn umfassend spezifische Erwartungen, Interessen, Bedürfnisse und Nutzungsverhalten der migrantischen Zielgruppe zu recherchieren und die Angebote und Ansprache daraufhin auszurichten. Umfassende Studien zum Thema wären ratsam, aber stehen noch aus.
  • 12. 4. „Keyworker“ = Schlüsselpersonen aus der jeweiligen Zielgruppe einbinden! Sie sind entscheidend für eine erfolgreiche Ansprache, denn sie können wichtige Informationen über die Zielgruppe geben bzw. sie selbst am besten erreichen, sie besitzen deren Vertrauen und können Distanz abbauen. Idealerweise arbeiten die Keyworker von Anfang an im Projekt mit.
  • 13. 5. Multiplikatoren und Netzwerke nutzen! Kooperationen mit Vereinen, „Meinungsführern“ innerhalb von Communities, aber auch Kultur- und Bildungseinrichtungen helfen sehr dabei, Vertrauen aufzubauen und die Kommunikation zu verbessern.
  • 14. 6. Angebote schaffen, die Bezüge zum Alltag haben! Nur wenn man an Lebenswelten, Nutzungsverhalten, Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe anknüpft, kann man dabei Interesse für die eigenen Themen wecken. Erfolgreiche Beispiele: Basare / Flohmärkte, Bewegungsangebote wie Tanz / Sport, generell familienfreundliche Erlebnisangebote Idealerweise „vor Ort“, also im jeweiligen Stadtteil bzw. den vertrauten Einrichtungen
  • 15. 7. Übersetzungen sind verzichtbar Gerade bei höher gebildeten Milieus kann man deutsche Sprachkenntnis voraussetzen – Übersetzungen sind daher oft nicht mehr als eine „nette Geste“, können sogar als ausgrenzend empfunden werden.
  • 16. 8. Mund-zu-Mund-Propaganda und Orte der alltäglichen Begegnung nutzen Migrantische Zielgruppen werden v.a. durch ihren Bekanntenkreis auf Kulturveranstaltungen / -projekte aufmerksam gemacht und zu deren Besuch animiert. Herkömmliche Ansprache über Flyer oder Citylight-Poster kann komplett an der Zielgruppe vorbeigehen – viel mehr erreichen kann z.B. die Ankündigung über „Keyworker“ (s.o.) oder ein auf die jeweiligen Sehgewohnheiten zugeschnittenes Plakat in einer Bäckerei oder einem Vereinsheim.
  • 17. Bei kostenpflichtigen Angeboten: 9. Preispolitik individuell gestalten! Spezielle Einstiegspreise können Hemmschwellen abbauen und Anreize schaffen. 10. Neue Wege der Distribution überlegen! Spezielle Einstiegspreise können Hemmschwellen abbauen und Anreize schaffen. Ticketverkauf direkt an Plakat-Orten kann deutlich besser funktionieren als übliche VVK-Stellen oder Internet-Ticketing.
  • 18. 4. Fragen − Wo „funktioniert“ die gemeinsame Kultur? − Was gibt es an guten Beispielen der Vermittlung von baukulturellem Erbe? − Inwiefern sind klassische Einwandererländer wie USA oder England schon weiter als wir? − In welchen migrantischen Projekten kann man baukulturelle Themen platzieren? − Welche Kulturprojekte können wir bei unserer Vermittlung von Baukultur einbinden?