1. 1. Aufbau und Funktion
das größere mit 72 Zähnen auf der Rück-
1.2 KRAFTÜBER- seite des Kupplungskorbes drehbar gela-
TRAGUNG gert ist. Das vom kleineren Zahnrad des
Primärtriebs auf das größere übertragene
Drehmoment wird über 6 in Umfangs-
Die Drehbewegung der Kurbelwelle wird richtung angeordnete Ruckdämpferfe-
über den Primärtrieb, die Kupplung, das dern (Abb. 1-37 und 1-38) auf den Kupp-
Getriebe und die Antriebskette auf das lungskorb übertragen.
Hinterrad übertragen. Im Folgenden wer-
den die Bauteile bis zum Kettenritzel der
Antriebskette beschrieben. 1.2.2 KUPPLUNG
Die Kupplung besteht aus einem Außen-
1.2.1 PRIMÄRTRIEB teil, dem Kupplungskorb, der über sechs
in Umfangsrichtung angeordnete Ruck-
Der Primärtrieb besteht aus geradver- dämpferfedern verdrehfest mit dem gro-
zahnten Stirnrädern, von denen das klei- ßen Stirnrad des Primärtriebs verbunden
nere mit 27 Zähnen mit einem Passkeil ist. Auf der Getriebeeingangswelle ist der
(Abb. 1-10 und 1-11) auf dem rechten
Kurbelwellenstumpf befestigt ist, wobei
Abb. 1-34: Primärtrieb
26
2. 1. Aufbau und Funktion
Abb. 1-35: Kupplung
Kupplungskorb mittels einer Messing- bene Pfeile auf der Abb. 1-35) die Reib-
buchse drehbar gelagert. scheiben und die Blechscheiben zusam-
Das Innenteil der Kupplung ist mit der menpressen.
Getriebeeingangswelle, die mit einer Au- Die Einzelteile der Kupplung sind an-
ßenverzahnung versehen ist, über die hand einer Explosionszeichnung aus der
Innenverzahnung des Innenteils ver- Ersatzteilliste auf der Abbildung 1-36
drehfest verbunden. Im Außenteil, dem wiedergegeben. Eine in dieser Explosi-
Kupplungskorb, ist das Innenteil mit onszeichnung fehlende Anlaufscheibe
einem Radiallager drehbar gelagert. Der ist auf den Abbildungen 1-38 und in ei-
blaue Pfeil auf der Abbildung 1-35 zeigt ner Grafik auf Seite 100 wiedergegeben.
die Verzahnung der Getriebeeingangs- Die Abbildung 1-37 zeigt die Rücksei-
welle und der grüne Pfeil zeigt die äuße- te des Kupplungskorbes mit den in
re Anlaufscheibe des Radiallagers. Umfangsrichtung angeordneten Ruck-
Es gibt Kupplungen mit 6 und 7 Reib- dämpferfedern und der Messingbuchse,
scheiben, die von der Funktion und mit der der Kupplungskorb drehbar auf
vom Aufbau her jedoch gleich sind. Die der Getriebeeingangswelle gelagert ist.
Reibscheiben der Kupplung greifen mit Die auf der Abbildung 1-37 zu sehende
außen am Umfang angeordneten Zapfen Blechscheibe mit Ausnehmungen für
in entsprechende Spalte des Kupplungs- die in Umfangsrichtung angeordneten
korbes (gelber Pfeil auf der Abb. 1-35). Ruckdämpferfedern ist mittels der drei
Zwischen den Reibscheiben sind Blech- im Bild zu sehenden Niete fest mit dem
scheiben mit einer Innenverzahnung an- äußerem Kupplungskorb verbunden.
geordnet, die in eine Außenverzahnung Zwischen der Blechscheibe und dem
des Innenteils der Kupplung eingreifen äußeren Kupplungskorb ist drehbar das
(türkisfarbene Pfeile auf der Abb. 1-35). Zahnrad des Primärtriebs angeordnet.
Der Kraftschluss wird hergestellt, indem
die Kupplungsdruckfedern (orangefar-
27
3. 1. Aufbau und Funktion
Hier fehlt in der Ersatzteilliste
eine Anlaufscheibe ø 51 x ø 36 x 1
siehe Bilder 6-51 bis 6-56
Abb. 1-36: Kupplung
28
4. 1. Aufbau und Funktion
Blickt man auf die Stirnseite einer Feder, Der durch blaue Farbmarkierung aufge-
so befindet sich das obere Drittel der zeigte Kupplungskorb wird durch den
Ruckdämpferfeder in der Ausnehmung Primärtrieb angetrieben. Die ebenfalls
der auf der Abbildung 1-37 zu sehenden blau gekennzeichneten Reibscheiben der
Blechscheibe. Das mittlere Drittel der Kupplung drehen sich zusammen mit
Ruckdämpferfeder wird von einem recht- dem Kupplungskorb. Das Innenteil der
eckigen Ausschnitt in der Stirnfläche des Kupplung (gelbe Farbmarkierung) ist fest
Zahnrades des Primärtriebs umschlos- mit der orangefarben gekennzeichneten
sen. Das untere Drittel der Ruckdämp- Getriebeeingangswelle verbunden.
ferfeder befindet sich dann wieder in Getrennt wird die Kupplung, indem die
einer entsprechenden Ausnehmung des Kupplungsdruckstange (hellgrüne Farb-
äußeren Kupplungskorbes. markierung), die sich innerhalb der hohl-
Auf der Abbildung 1-38 ist die Funkti- gebohrten Getriebeeingangswelle befin-
onsweise der Kupplung anhand einer det, von links nach rechts gegen den gelb
Schnittzeichnung erläutert. Die Stirnsei- gekennzeichneten Innenteil der Kupp-
te einer Ruckdämpferfeder und deren lung drückt und dabei die Kupplungs-
oben beschriebene Anordnung ist durch druckfedern spannt und gleichzeitig die
eine rote Farbmarkierung hervorgeho- Pressung zwischen den Reibscheiben
ben. und den Blechscheiben aufhebt, so dass
sich der Kupplungskorb gegenüber dem
Innenteil der Kupplung drehen kann.
Messingbuchse
Ruckdämpferfedern
Blechscheibe mit Ausnehmungen
Nieten
Zahnrad des Primärtrieb
Abb. 1-37: Äusserer Kupplungskorb mit 6 Ruckdämpferfedern
29
6. 1. Aufbau und Funktion
1.2.3 KUPPLUNGSBETÄTIGUNG
Durch den Handhebel am linken Lenker- zunehmendem Weg auch größer wird,
ende wird über einen Bowdenzug ein muss die Übersetzung zwischen dem
Hebel hinter dem linken Motorseitende- Handhebel und dem Ausrückmechanis-
ckel (Abb. 1-39) verdreht. Ein Gewinde mus mit zunehmendem Weg des Hand-
mit großer Steigung (rote Pfeilmarkie- hebels „günstiger“ werden und bei ganz
rung auf der Abbildung 1-40) dreht sich gezogenem Handhebel am besten sein.
bei Betätigung des Kupplungshebels in Das wird erreicht, wenn der Winkel zwi-
einem Muttergewinde, welches im lin- schen Bowdenzug und Hebel des Aus-
ken Motorseitendeckel gelagert ist (grü- rückmechanismus bei ganz gezogenem
ne Pfeilmarkierung). Der blaue Pfeil auf Hebel am Lenker ca. 90° beträgt.
der Abbildung 1-39 zeigt die Lagerung
der Kupplungsdruckstange im Ausrück- bei gezogener Kupplung 90°
mechanismus.
Da die Kupplungsdruckstange einen
feststehenden Teil (Ausrückmechanis-
mus) mit einem sich drehendem Teil
(Druckpilz) verbindet, sind zwischen
dem Druckpilz und dem Ausrückme-
chanismus sowie zwischen den Teilen
der Kupplungsdruckstange Kugeln ange-
ordnet, die die Stirnflächen der Stangen
Abb. 1-39: Ausrückmechanismus der Kupplung
punktförmig berühren. im eingebauten Zustand
Von manchen Fahrern wird die zweitei-
lige Kupplungsdruckstange gegen eine
einteilige ausgetauscht, so dass man
eine von beiden Varianten vorfinden
kann, wenn man an einem gebraucht ge-
kauften Motor arbeitet. Wenn die Kupp-
lung nicht richtig trennt, liegt es oft an
einem schwergängigem Bowdenzug oder
an einer falschen Einstellung des Win-
kels zwischen dem Bowdenzug und dem
Hebel des Ausrückmechanismus. Da die
Kraft zum Ausrücken der Kupplung mit Abb. 1-40: Ausrückmechanismus der Kupplung
im demontierten Zustand
31
7. 1. Aufbau und Funktion
1.2.4 GETRIEBE dass das Motorrad bei der serienmäßigen
Sekundärübersetzung von 17 zu 33 und
Die Abbildung 1-41 zeigt das Fünfgangge- der serienmäßigen Bereifung im ersten
triebe zusammen mit dem Schaltmecha- Gang bei der Nenndrehzahl des Motors
nismus, dem Primärtrieb, der Kupplung von 7000 U/min eine Geschwindigkeit
und dem Kickstarter im eingebauten Zu- von ca. 66 km/h erreicht, wie in dem
stand anhand eines Schnittmodells. Gangdiagramm auf der Abbildung 1-42
zu sehen. Der Sprung zum zweiten Gang
1. Gang: 2,462
2. Gang: 1,588
1.2.5 ÜBERSETZUNGEN
3. Gang: 1,300
Die folgende Tabelle gibt die Übersetzun- 4. Gang: 1,095
gen des Getriebes in den einzelnen Gän- 5. Gang: 0,957
gen wieder. Die Ziffern sind mit Kenn-
farben hinterlegt, die bei der folgenden (1:1,588), in dem bei der Nenndrehzahl
Beschreibung des Getriebes durchge- des Motors über 100 km/h erreicht wer-
hend verwandt werden. Der erste Gang den, ist im Vergleich zum Abstand zwi-
ist mit 1:2,462 recht lang übersetzt, so schen dem zweiten und dem dritten
Schaltwalze Primärtrieb
Kupplung
Getriebe
Kickstarter
Schaltwelle
Abb. 1-41: Getriebe mit Schaltwalze und Schaltgabeln
32
8. 1. Aufbau und Funktion
Gangdiagramm
1. Gang
200 2. Gang
180 3. Gang
160 4. Gang
Geschwindigkeit [ km/h ]
140 5. Gang
120
100
80
60
40
20
0
2000 3000 4000 5000 6000 7000
Motordrehzahl [ U/min ]
Abb. 1-42: Gangdiagramm
Gang sowie zwischen den übrigen Gän- Das linke Diagramm auf der Abbildung
gen vergleichsweise groß. zeigt die Abstufung der Gangübersetzun-
Die Abbildung 1-43 zeigt zum Vergleich gen einer BMW R 25/3 aus den 50er Jah-
die Gangdiagramme älterer deutscher ren. Hier ist der Abstand der Übersetzun-
Motorräder. gen zwischen den einzelnen Gängen des
Vierganggetriebes annähernd konstant,
Abb. 1-43: Vergleich: Gangdiagramme älterer deutscher Motorräder
33
9. 1. Aufbau und Funktion
was insbesondere beim Fahren im Stadt- auf der Seitenfläche angebrachten Zap-
verkehr von Vorteil ist. Bei dem rechten fen in Ausnehmungen eines Zahnrades
Gangdiagramm auf der Abbildung 1-43 des geschalteten Ganges eingreift.
(Maico MD 250) wird die Abstufung der Die vier außen auf der Getriebeeingangs-
Gänge wie bei dem Getriebe der XS 650 und Ausgangswelle positionierten Zahn-
nach oben enger, was für sportliches räder des ersten und zweiten Ganges
Fahren in höheren Geschwindigkeitsbe- sind in axialer Richtung nicht verschieb-
reichen vorteilhaft ist. lich.
Auf der Getriebeeingangswelle sind zwei
1.2.6 AUFBAU Zahnräder, das Zahnrad für den 4. Gang
(blaue Kennfarbe) und das für den 5.
Die Abbildung 1-44 zeigt den schema- Gang (rote Kennfarbe) drehbar gelagert.
tischen Aufbau des Fünfganggetriebes. Auf der Getriebeausgangswelle sind drei
Von den Zahnradpaarungen der einzel- Zahnräder, das Zahnrad für den 2. Gang
nen Gänge ist jeweils ein Zahnrad auf der (grüne Kennfarbe), das für den 3. Gang
Getriebeeingangs- oder der Ausgangswel- (türkisfarbene Kennfarbe) sowie das
le drehbar gelagert, so das es sich frei auf Zahnrad für den 1. Gang (gelbe Kennfar-
der Welle drehen kann. Der Kraftschluss be) drehbar gelagert.
wird hergestellt, indem das Zahnrad ei-
nes anderen Ganges in Längsrichtung
auf der Welle verschoben wird und mit
Abb. 1-44: Zuordnung der Gänge zu den Zahnradpaaren, Schaltvorgänge, schematische Darstellung
34