Ist akademische Suchmaschinenoptimierung sinnvoll - und ist sie ethisch vertretbar? Auf was man bei der Planung von ASEO-Strategien auf jeden Fall achten sollte...
2. Agenda
(0) Kurzvorstellung
(1) Was ist überhaupt ASEO?
(2) Welche Faktoren nutzt Google?
(3) Brauchbare ASEO-Ansätze
(4) Unbrauchbare ASEO-Ansätze
(5) Der „Open Access“-Effekt
(6) Fazit: Mehr Schatten als Licht
Akademische Suchmaschinenoptimierung| Christian Reinboth | 29.06.2012
3. Kurzvorstellung
Christian Reinboth
• Geboren 1980
• Zertifizierter Controller (HAF)
• Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH)
• Gründung der HarzOptics GmbH als
An-Institut der Hochschule Harz in 2006
• Forschung in den Bereichen Telepflege,
Lichtverschmutzung, LED-Beleuchtung
sowie POF-WDM-Datenübertragung
http://creinboth.hs-harz.de
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4. Was ist ASEO?
ASEO = Academic Search Engine Optimization
• Die Recherche nach wissenschaftlichen Fachartikeln im Internet als Quelle für
eigene Publikationen spielt – gerade bei Nachwuchswissenschaftler/innen –
eine immer größer werdende Rolle
• Für Wissenschaftler ergibt sich daraus ein Anreiz, sich mit der Auffindbarkeit
der eigenen Publikationen im Internet bzw. in akademischen Suchmaschinen
wie Google Scholar zu befassen und dafür zu sorgen, dass eigene Arbeiten
bei themenrelevanten Recherchen möglichst gut gefunden werden können
• Je sichtbarer die eigene Arbeit ist, umso größer ist die Chance auf interessante
Fachkontakte, eine (positive) Wahrnehmung in der akademischen Community
sowie natürlich – besonders wichtig – die Möglichkeit des Zitiertwerdens
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6. Welche Faktoren nutzt Google?
• Die wesentlichen Ranking-Faktoren für Google kennt (fast) jeder Webmaster:
• Anzahl der externen Links auf die eigene Webseite
• Vorkommen von Schlüsselbegriffen bzw. von Keywords
• Technische Fehlerfreiheit der Webseite (korrektes HTML)
• Vertrauenswürdigkeit / Ranking der verlinkenden Webseiten
• Google Scholar ist hier wesentlich weniger transparent: Die Kriterien, nach denen
die Rankings entstehen, sind vergleichsweise unklar – bekannt ist lediglich, dass die
Indizierung über Volltexte funktioniert und folgende Faktoren eine Rolle spielen:
• Vertrauenswürdigkeit der Textquelle (z.B. arxiv.org)
• Relevanz des Titeltextes im Hinblick auf die Suchanfrage
• Zahl der Zitierungen (sowohl Fremd- als auch Eigenzitierungen)
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7. Brauchbare ASEO-Ansätze (1)
(1) Eigene Veröffentlichungen in Medien platzieren, die entweder selbst frei
verfügbar sind (Open Access) oder aber die es gestatten, die Texte über
andere Online-Medien zugänglich und damit indizierbar zu machen
(2) Vektor-Grafiken (anstelle etwa von Bitmaps) verwenden, da der Text in
Vektor-Grafiken lesbar ist und somit bei der Indizierung berücksichtigt wird
(3) Veröffentlichungen – wenn möglich – im Internet verfügbar machen, so dass
sie von Google Analytics und anderen Suchmaschinen indiziert werden können
• http://www.arxiv.org
• http://www.academia.edu
• http://www.forschung-sachsen-anhalt.de
• Persönliche Webseite bzw. Webseite der Arbeitsgruppe
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9. Brauchbare ASEO-Ansätze (2)
(4) Auf eine durchgängige Schreibweise der Autorennamen achten, um den
Suchmaschinen die Zuordnung zu ermöglichen (Jörg F. Meier, Jörg Friedrich
Meier, Jörg-Friedrich Meier, J. Meier, J. F. Meier, Joerg Meier, Joerg F. Meier…)
(5) Die Angaben zu Keywords / Schlüsselbegriffen im Header von Papern nicht
mit dutzenden irgendwie themenrelevanten Begriffen (auch allgemeiner Art)
füllen, sondern sich auf einige wenige hochrelevante Fachbegriffe beschränken
(6) Einrichtung eines Autorenprofils bei der Suchmaschine Google Scholar zur
korrekten Zuordnung von Veröffentlichungen zur eigenen Person sowie zur
Suche nach Zitierungen und zur Berechnung von Indizes (h-/i10-Index)
Grundüberlegung: Publikationen sollten möglichst frei verfügbar sein und
bei themenrelevanten Suchanfragen möglichst gut auffindbar sein können
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11. Unbrauchbare ASEO-Ansätze (1)
(1) Vor der Festlegung eines Titels bzw. der Erstellung des Abstracts mit Tools wie etwa
Google Trends oder Google Insights nach besonders „gefragten“ Begriffen suchen
(2) Titel, Zwischenüberschriften und Texte nach SEO-Kriterien ausrichten, d.h. auf
Wiederholung von Schlüsselbegriffen und gefühlte Relevanz hin optimieren
(3) Bewusst potentiell gefragte Suchbegriffe in eine eigene Veröffentlichung
aufnehmen, obwohl ein inhaltlicher Zusammenhang nur bedingt besteht
(4) Da die Zahl der Zitierungen insbesondere bei Google Scholar eine große Rolle spielt,
der Algorithmus jedoch nicht zwischen Eigenzitaten und Fremdzitaten differenziert,
lässt sich das Ranking eigener Publikationen auch durch häufige Eigenzitierungen
verbessern – vorausgesetzt alle eigenen Publikationen sind im Index enthalten
(dies gilt theoretisch natürlich auch für die Bildung von Zitierzirkeln)
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12. Unbrauchbare ASEO-Ansätze (2)
(5) Ältere und bereits veröffentlichte Titel in neuer, „inhaltlich optimierter“ Fassung
auf der eigenen Webseite oder an anderer Stelle re-publizieren, da etwa Google
Scholar Artikel mit gleichem Titel gemeinsam indiziert und ältere Titel damit
für Suchbegriffe gefunden werden, die darin ursprünglich nicht vorkamen
(z.B. ein Wechsel von „Lichtsmog“ zu „Lichtverschmutzung“)
>>> Diese Ansätze könnte als Verfälschung / Spamming gewertet werden
Jöran Beel, Bela Gipp, & Erik Wilde (2010). Academic Search
Engine Optimization (ASEO): Optimizing Scholarly Literature
for Google Scholar and Co. Journal of Scholarly Publishing,
41 (2), 176-190 : 10.3138/jsp.41.2.176.
„Does it pass the smell test?“ – Jede Optimierungsmaßnahme, die man nicht ohne
„schlechtes Bauchgefühl“ den eigenen Fachkollegen erläutern würde, ist zu vermeiden
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13. Der „Open Access“-Effekt
“For 90% of venues, online articles are more highly cited on average.
On average there are 336% more citations to online articles
compared to offline articles published in the same venue.”
Seve Lawrence: Free online availability substantially increases
a paper's impact. Nature, 411(6837), 521, 2001.
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14. Fazit: Mehr Schatten als Licht
• Richtig und wichtig: Sich als Wissenschaftler/in Gedanken über die
Verbesserung der Auffindbarkeit der eigenen Arbeiten im Internet machen
und entsprechend handeln (z.B. durch Publikation über Open Access-Kanäle)
• Aber: Bei der Formulierung wissenschaftlicher Arbeiten dürfen ASEO-Aspekte
(etwa bei der Entscheidung für oder gegen Titel und Zwischenüberschriften)
niemals im Vordergrund stehen
• Außerdem: Die Betreiber akademischer Suchmaschinen müssen auf „ASEO-Tricks“
reagieren, sobald diese die Qualität der Ergebnisse negativ beeinflussen – dies birgt
letztlich auch das Risiko der Nicht-mehr-Auffindbarkeit für zu eifrige „Optimierer“
– diese Problematik ist vor allem für Preprint Repositories wie arxiv.org relevant
Fazit: ASEO ist vorsichtig und mit Augenmaß einzusetzen
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15. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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