Während viele Studien sich mit den negativen Folgen der Facebook-Nutzung beschäftigen und dabei aber nicht erklären können, warum viele Menschen Facebook immer und immer wieder nutzen, kann diese Studien die positiven Effekte der Facebook-Nutzung deutlich machen.
Menschen Nutzen Facebook, um Ihren Selbstwert zu erhöhen. Dies gelingt durch die vielen Likes und Kommentare, die man auf seiner Facebook-Seite erhält. Letztendlich steigt durch die Facebook-Nutzung also somit auch die Lebenszufriedenheit
3. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Die andauernde Diskussion
3
Facebook: Grund-Übel oder nutzenstiftend
vs.
4. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Zwei Forschungsrichtungen
4
Positive
Auswirkungen
Negative
Auswirkungen
5. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Fokus auf die positiven Effekte
5
Positive
Auswirkungen
6. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Bisherige Resultate
6
Die Facebook-Nutzung kann positive Effekte haben:
• Durch den Aufbau von Sozialkapital kann Facebook-Nutzung zu einer erhöhten
Lebenszufriedenheit führen (Ellison, Steinfield & Lampe, 2007;; Valenzuela, Park & Kee, 2009)
• Viele Freunde in Sozialen Netzwerken gehen einher – wenngleich schwach – mit
einem höheren Wohlbefinden und Glücklichsein der Nutzer (Kim & Lee, 2011)
à jedoch sind die vermittelnden Prozesse bisher unklar
• Positive Reaktionen in Sozialen Netzwerken führen zu einem erhöhten sozialen
Selbstwert, der dann wiederum mit erhöhter Lebenszufriedenheit
zusammenhängt (Valkenburg, Peter & Schouten, 2006)
à jedoch wurden die erhaltenen Reaktion hier nur global erfasst und nicht
spezifisch unterteilt
Offener Punkt: Welche Rolle spielen Likes im Spezifischen?
7. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen? 7
Aspekte dieser Studie:
§ Erfassung von Likes
§ Trennung von Likes und Kommentaren
§ Erfassung der Wichtigkeit von Likes
§ Überprüfung des Zusammenhangs mit dem allgemeinen Selbstwert und
der Lebenszufriedenheit
Methode:
• Online Fragebogen (verteilt via Facebook, Mailinglisten und persönlichen
Emails à snowball sampling) in 2015
• N = 143
• Nicht nur junge Nutzer: < 18 Jahre = 2,1%, 18-23 Jahre = 23,8%, 24-28
Jahre = 54,6%, > 28 Jahre = 19,6%
• Mehrheitlich keine Studenten: 66% (Studenten = 34%)
• Männlich = 40%, weiblich = 60%
Die Studie
8. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Die erfassten Aspekte
8
Selbstwert (α = .89)
(Deutsche validierte Version der Rosenberg-Skala von 1965;; Ferring &
Filipp, 1996)
Likes, die man bekommt
Die zentralen Konstrukte:
Anzahl Freunde
Weitere Aspekte:
Nutzungsintensität
Art der Reaktionen
(positiv/negativ)
Kommentare, die man bekommt
Likes, die man verteilt
Kommentare, die man
verteilt
Lebenszufriedenheit (α = .84)
(Deutsche validierte Version der Satisfaction-with-Life-Scale von
Diener, Emmons, Larsen & Griffin, 1985;; Glaesmer, Grande, Braehler
& Roth, 2011)
Alter & Geschlecht
9. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Sehr
interessant:
Es
gibt
einen
positiven
Teufelskreis:
„je
mehr
man
gibt,
desto
mehr
erhält
man“
(Likes:
verteilt
à erhalten,
r =
.27***;
Kommentare:
verteilt
à erhalten,
r =
.38***)
Likes + Kommentare
9
„Wer sind diejenigen, die viele Likes / Kommentare erhalten?“
• Keine Unterschiede beim Alter oder Geschlecht
• Was zu erwarten war: mehr Freunde à mehr Likes (r = .29***) und mehr Kommentare (r
= .22***)
• Personen, die viele Likes bzw. Kommentare erhalten, nutzen Facebook öfter:
„öfter am Tag einloggen“ (Likes: r = .15*) und „mehr Stunden Nutzung pro Tag (Likes: r =
.14*, Kommentare: r = .21**)
Fragestellung:
• “Wie viele Likes (bzw. Kommentare) erhälst Du in der
Regel in Bezug auf Deine Aktivitäten in Facebook?“
• scale: 5 = „sehr viele“ vs. 1 = „sehr wenig“
13
28
82
2017
65
54
7
0
25
50
75
100
sehr%wenig
wenig
mittelmäßig
viele
sehr%viele
Likes Kommentare
10. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
1 2 3 4 5 6
Likes bekommen
Kommentare bekommen
Art
der
Reaktion
Likes verteilt
Kommentare
verteilt
Selbstwert
Lebenszufriedenheit
.53***
.25*** -‐.01
.21** .22** .07
.08 .34*** -‐.10 .48***
.17** .19** .08 -‐.05 -‐.12
.18** .17** .05 .04 -‐.07 .60***
Kontrolliert
für
Anzahl
von
Freunden
und
Nutzungsintensität
Likes und ihr Einfluss auf Selbstwert &
Lebenszufriedenheit
10
Zentrale Frage: Welchen Einfluss haben Likes auf Selbstwert und
Lebenszufriedenheit?
11. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Likes und ihr Einfluss auf Selbstwert &
Lebenszufriedenheit
11
Zentrale Frage: Welchen Einfluss haben Likes auf Selbstwert und
Lebenszufriedenheit?
Likes und Kommentare haben einen deutlich messbaren Einfluss auf das Wohlbefinden
der Nutzer:
- Mehr Likes führen zu einem höheren Selbstwert (r = .17**)
- Mehr Likes führen zu einer erhöhten Lebenszufriedenheit (r = .18**)
- Mehr Kommentare führen zu einem höheren Selbstwert (r = .19**)
- Mehr Kommentare führen zu einer erhöhten Lebenszufriedenheit (r = .17**)
Dies gilt unabhängig von der Anzahl der Freunde und von der Nutzungsintensität der
Facebook-Mitglieder.
Keinen Einfluss auf das Wohlbefinden haben jedoch die Art der Reaktion sowie die
Häufigkeit der Likes und Kommentare, die man selbst verteilt.
12. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Likes und ihr Einfluss – eine andere Betrachtung
12
„Sollten Likes nicht nur für Personen mit geringem Selbstwert
einen Effekt auf die Lebenszufriedenheit haben?“
Ergebnisse:
• Es zeigt sich zwar der erwartete Effekt,
jedoch ist er nicht signifikant
• Tendenziell wirken Likes aber vor allem
dann, wenn der Selbstwert niedrig ist
• Kennwerte:
KEIN Haupteffekt von Likes
Haupteffekt von Selbstwert: β = .60***
KEIN Interaktionseffekt 3
3,5
4
4,5
5
Wenig Likes
bekommen
Viel Likes
bekommen
Lebenszufriedenheit
geringer
Selbstwert
hoher
Selbstwert
13. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen?
Neuer Aspekt: Wichtigkeit von Likes
13
Interessante Ergebnisse:
• Je wichtiger einem Likes sind ...
... desto mehr Likes verteilt man (.30***)
... desto länger nutzt man Facebook am Tag (.21**)
• Je höher der Selbstwert ist, desto geringer ist die Bedeutung von Likes (-.19**)
• Kein Zusammenhang mit: Anzahl der Freunde, erhaltenen Likes & Kommentaren,
Lebenszufriedenheit, Alter & Geschlecht
Skala:
• Eigens entwickelte Skala
• scale: 5 = „trifft völlig zu“ vs.
1 = „trifft gar nicht zu“
• Cronbach’s α = .84
• Mean: 2,3, SD: 0,74
1,54
1,77
2,16
2,34
3,45
1 2 3 4 5
Wenn$es$den$"likes"$Button$bei$Facebook$
nicht$gäbe,$würde$ich$weniger$posten
Ich$poste$mit$der$Absicht$"likes"$zu$erhalten
Mir$macht$es$etwas$aus,$wenn$ich$keine$oder$
wenige$"likes"$für$meine$Aktivitäten$bei$…
Durch$die$"likes",$die$ich$erhalte,$fühle$ich$
eine$Bestätigung
Mich$freut$es,$wenn$ich$"likes"$für$meine$
Aktivitäten$bei$Facebook$erhalte
14. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen? 14
Likes und ihr Einfluss – Einbezug der Wichtigkeit
von Likes
2,5
3
3,5
4
Wenig Likes
bekommen
Viele Likes
bekommen
Selbstwert
geringe
Wichtigkeit von
Likes
hohe
Wichtigkeit von
Likes
2,5
3
3,5
4
Wenig Likes
bekommen
Viele Likes
bekommen
Lebenszufriedenheit
geringe
Wichtigkeit
von Likes
hohe
Wichtigkeit
von Likes
Ergebnisse Selbstwert:
Haupteffekt von Likes β = .25***
Haupteffekt von Wichtigkeit β = -.17**
Interaktionseffekt β = -.21**
Ergebnisse Lebenszufriedenheit:
Haupteffekt von Likes β = .24***
KEIN Haupteffekt von Wichtigkeit
Interaktionseffekt β = -.18**
Interessantes
Ergebnis:
Likes haben
nur
für
die
Personen
einen
deutlichen
Effekt
auf
Selbstwert
&
Lebenszufriedenheit,
die
angeben,
dass
ihnen
Likes NICHT
wichtig
sind!
15. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen? 15
Ø Die Nutzung von Facebook kann einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden der Nutzer
haben
− der Erhalt von Likes und Kommentaren erhöht den Selbstwert
− der Erhalt von Likes und Kommentaren erhöht die Lebenszufriedenheit
Ø Wobei Likes vor allem dann wirken, wenn Personen einen eh geringen Selbstwert haben
Ø Dabei gilt aber: „wer viele Likes gibt, erhält auch viele Likes“
Ø Interessanterweise ist sich ein Teil der Nutzer der Wirkung von Likes gar nicht bewusst:
Gerade bei denjenigen, die Likes keine große Bedeutung zumessen, haben sie einen
deutlichen Effekt auf den Selbstwert und die Lebenszufriedenheit
Fazit
Likes und Kommentare besitzen möglicherweise eher eine
implizite Wirkung auf das Wohlbefinden der Nutzer.
16. GWPs-Tagung 2016Bosau & Bosch: Kann Facebook-Nutzung glücklich machen? 16
Literaturquellen
• Diener, E.D., Emmons, R.A., Larsen, R.J. & Griffin, S. (1985). The satisfaction with life scale. Journal of personality
assessment, Vol. 49 (1), 71-75.
• Ellison, N.B., Steinfield, C. & Lampe, C. (2007). The benefits of Facebook ‘‘friends’’: Social capital and college students’
use of online social network sites. Journal of Computer-Mediated Communication, Vol. 12, 1143–1168.
• Ferring, D. & Filipp, S.-H. (1996). Messung des Selbstwertgefü̈hls: Befunde zu Reliabilitä̈t, Validitä̈t und Stabilitä̈t der
Rosenberg-Skala. Diagnostica, Vol. 42, 284-292.
• Glaesmer, H., Grande, G., Braehler, E. & Roth, M. (2011). The German version of the satisfaction with life scale
(SWLS). European Journal of Psychological Assessment, Vol. 27 (2), 127-132.
• Kim, J.K. & Lee, J.R. (2011). The Facebook Paths to Happiness: Effects of the Number of Facebook Friends and Self-
Presentation on Subjective Well-Being. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking, Vol. 14 (6), 359-364.
• Rosenberg, M. (1965). Society and the adolescent self-image. Princeton, NJ: Princeton University Press.
• Valenzuela, S., Park, N. & Kee, K. (2009). Is there social capital in a social network site?: Facebook use and college
students’ life satis- faction, trust, and participation. Journal of Computer-Mediated Communication, Vol. 14, 875–901.
• Valkenburg, P.M., Peter. J. & Schouten, A.P. (2006). Friend Networking Sites and Their Relationship to Adolescents’
Well-Being and Social Self-Esteem. Cyberpsychology & Behavior, Vol. 9 (5), 584-590.
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