1. Ökonomien der Zukunft There are many alternatives!
Brigitte Kratzwald
Ökonomie der Zukunft
Düsseldorf, 20. April 2013
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2. Krisenkarussell
Immobilienblasen und faule Kredite →
Banken- und Finanzkrise →
Bankenrettung weil systemrelevant →
Staatschuldenkrise →
Sparprogramme, Rettungschirme →
Wirtschaftskrise →
Arbeitslosigkeit, Sozialabbau
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3. Krise der Repräsentation
Freie Märkte führen nicht zu freien Gesellschaften!
Demokratische Institutionen werden geschwächt
Kapitalismus funktioniert auch mit autoritären
Regierungen
Entstehen von Oligarchien, von polit-ökonomischen
Eliten
Diese dominieren auch Wissenschaft und Medien
Die Interessen der 0,1% bestimmen, wo es lang geht
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5. TINA
Wir brauchen mehr Jobs
Wir müssen mehr und länger arbeiten
Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben
Wir müssen mehr produzieren, weil alles knapp ist
Wir müssen den Gürtel enger schnallen – die oberen
1% profitieren davon
Wir brauchen mehr technische Innovation
Das soll dazu führen, dass die Wirtschaft endlich
wieder wächst und dann soll alles wieder so weiter
gehen wie vorher
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6. Profit durch Reparatur
Der Markt als Problemlöser – nur Lösungen, die Geld
kosten, werden zugelassen, nur was Investoren anlockt,
ist interessant
Technische Lösungen
Symptome kurieren, statt Ursachen beseitigen oder
vermeiden
Finanzialisierung der Natur
Menschen in den Markt holen – z.B. Mikrokredite,
anstatt Subsistenz abzusichern
Einzelaspekte statt ganzheitlicher Lösungen
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7. Negatives Wachstum
Stefano Bartolini (Prof. für VWL in Siena):
Negatives endogenes Wachstum = die Wirtschaft wächst
nur mehr durch die Reparatur der Schäden, die sie
vorher anrichtet oder das Wachstum hat negative
Auswirkungen in vielen Bereichen
Gesundheit
Pflege
Umwelt – Green economy
Ernährung
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8. Wasserversorgung
Veolia: Dass Wasser nach Chlor riecht, ist für uns ein
Qualitätsmerkmal
Private Konzerne verdienen an der ”Veredelung” von
Wasser → Wasser wird teurer = Wachstum
Stadt München: verhindert die Verunreinigung indem
sie Biolandbau im Einzugsgebiet fördert
Wasser wird langfristig besser und billiger → lassen
wir die Natur für uns arbeiten, gibt es kein Wachstum
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9. Lebensmittel
Gefördert werden
Monokulturen mit Kunstdüngung und Pestiziden
Gentechnik
Landgrabbing
Statt
kleinbäuerlicher Landwirtschaft
Permakultur
Ernährungssouveränität
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10. Energiesparen?
Rebound-Effekt – Effizienzsteigerung wird durch
Mehrnutzung aufgehoben
Nur unersättliche Kunden?
Solange Energiekonzerne konstante Prozentraten an
Renditen liefern müssen, solange Menschen vom
Verkauf von Energie leben müssen, kann der
Energieverbrauch nicht substanziell verringert werden.
Dezentrale Versorgung wäre effizient, aber nicht BIPsteigernd!
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11. Zukunftsmärkte?
Pflege und Gesundheit werden als die
Wachstumsmärkte der Zukunft gesehen
Die Investitionen in die Pharmaindustrie heute sind die
Steigerung der Gesundheitskosten morgen
Solange Konzerne Renditen erzielen müssen und
Menschen danach bezahlt werden,
wieviele PatientInnen sie behandeln,
pflegen, operieren, können die
Gesundheitskosten nicht sinken.
Wenn das Gesundheitssystem zum Wirtschaftswachstum beitragen soll, müssen wir die kranken und
pflegebedürftigen Menschen mit produzieren.
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12. … alles kein Problem
Denn wir müssen mehr und länger arbeiten, heißt es.
Aber:
Der Job macht immer mehr Menschen krank,
und auch Arbeitslosigkeit macht krank, wenn
Lohnarbeit das einzige Mittel zur Existenzsicherung
und Erlangung von sozialer Anerkennung ist.
Burnout und andere psychische Erkrankungen sind
heute die häufigste Krankenstandsursache.
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13. Bildung für die Wissensgesellschaft
Aber:
Jeder fünfte Student in Österreich ist psychisch schwer
belastet, in Deutschland sind es noch mehr
http://derstandard.at/1334797189966/Uni--SozialesJeder-fuenfte-Student-psychisch-schwer-belastet
Wieviele Kinder bekommen Beruhigungs- oder
Aufputschmittel, damit sie es überhaupt schaffen, zur
Schule zu gehen?
Wachstum des Gesundheitssystems dürfte gesichert sein
- nur ist das das Wachstum, das wir wollen?
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14. The Happyness Paradox
Die positiven Wohlfahrtseffekte durch Wachstum
werden mit der Zeit (über-) kompensiert durch die
negativen Effekte der Verschlechterung der
zwischen-menschlichen Beziehungen (und auch
der Gesundheit und der Umwelt).
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15. Krise der Reproduktion
Die Lösung für eine Krise verschärft andere
Je mehr Bereiche der Marktlogik unterworfen werden,
desto weniger sind die westlichen Gesellschaften in
der Lage, ihre Reproduktion sicher zu stellen.
Das kapitalistische System ist in einer Sackgasse
Solange die Lösungsstrategien wieder den Zielen
Profit und Wachstum dienen sollen, solange wir die
gleichen Technologien für die Lösungen verwenden,
die die Probleme verursacht haben, kommen wir nicht
heraus
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16. Krise der westlichen Zivilisation
Die herrschende Wissensordnung hat ihre Wurzeln in der
Aufklärung
Sie hat einen unglaublichen Schub an technischen
Entwicklungen und Produktivität hervorgebracht, an
Sach- und Verfügungswissen und an materiellem
Wohlstand – und sie hat die Welt als Gesamtsystem an
den Rand der Zerstörung gebracht.
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17. Logik der Aufklärung
Vorbild Physik: lineares, kausales, mechanistisches
Denken – die Welt als Maschine
Alles wird in seine Einzelteile zerlegt und untersucht,
die Welt ist vollkommen erklärbar und damit
beherrschbar
Der Mensch als geistiges
Wesen steht über der Natur
Fortschritt = Naturüberwindung,
wir wollen von der Natur
unabhängig werden
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18.
Mensch = homo oecomicus,
egoistisch,
Nutzenmaximierer, mit
unbegrenzten Bedürfnissen
Gleiche Erklärungsmuster
für Natur und Gesellschaft –
Knappheit, Konkurrenz,
Primat des Stärkeren
Adam Smith
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19. Der Markt als Lösung
Markt kann aus der Summe egoistischer Handlungen
ein gemeinsames Gutes machen
Warenform, Geld, Lohnarbeit, Markt, Profit
Wettbewerb
Diese Logik durchdringt immer mehr Lebensbereiche
Soziale Beziehungen = Tauschbeziehungen =
Konfliktbeziehungen
Die Freiheit des Einen schränkt die Freiheit des
Anderen ein – homo homini lupus
Stellt Menschen gegeneinander, untergräbt soziale
Beziehungen
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20. Geteilte Welt
Männlich + vs. weiblich -
Vernunft + vs. Emotion -
Kultur + vs. Natur -
Produktion + vs. Reproduktion -
Bezahlte Arbeit + vs. unbezahlte Arbeit -
Wirtschaft + vs. Soziales -
Dieses Wissen, das trennt, ist lebensfeindlich und
zerstört die Basis unserer Gesellschaft
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21. Aufklärung der Aufklärung
Vom Mut, den EIGENEN Verstand zu gebrauchen
zum Zwang dem VERSTAND zu gehorchen, auch
wenn es nicht der eigene ist
Alles, was nicht einem bestimmten Verständnis von
Rationalität entspricht, wird abgewertet und
ausgeblendet.
Wieder hereinholen, was wir vergessen haben - auch
den EIGENEN Gefühlen folgen und Komplexität
zulassen
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22. Wohin soll es gehen?
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23. Neues Denken neue Formen des Wissens ...
das nicht trennt, Leben einschränkt und zerstört,
das Lebendigkeit, Vielfalt, Bewegung und
Verbundenheit fördert,
ein relationales, nicht ausschließendes Wissen,
das Unsicherheit und Offenheit zulässt
Menschenbild – homo cooperans
Die Entwicklung der Individuen und des Ganzen
bedingen und verstärken sich gegenseitig
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24. Die Gesellschaft der Zukunft
Ermöglichende Strukturen
Institutionen, die Kooperation und Mitbestimmung
leicht machen
Strukturelle Gemeinschaftlichkeit – Vertrauen
Selbstentfaltung statt Selbstverwertung
Strukturelle Verantwortungsfähigkeit statt strukturierter
Verantwortungslosigkeit
Natur und Kultur entwickeln sich gemeinsam
Von der Knappheit zur Fülle
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25. Bedingungen für ein Gutes Leben
Lebensförderndes Wirtschaften heißt, das nicht
für Profit produziert wird, sondern entsprechend
den Bedürfnissen und zwar so dass,
alle ihre Bedürfnisse befriedigen können,
Ressourcen nicht übernutzt werden,
aber auch nicht durch Nichtnutzung verschwinden,
alle ihre Fähigkeiten entfalten und einbringen können,
alle darüber mitbestimmen können, was sie betrifft
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26. Wege entstehen im Gehen
Wir müssen im Hier und Jetzt anfangen
Alle Alternativen innerhalb des Systems sind
ambivalent
Nützen dem Kapital, können uns aber auch autonomer
machen
Alternativen als Lernfelder für eine zukünftige
Gesellschaft
Nicht gegeneinander ausspielen, aber auch nicht
vereinnahmen! Wir wollen nicht immer alle das
Gleiche!
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27. Alternativen 1
Green New Deal
Ist noch keine wirkliche Alternative – will ”grünes”
Wachstum und – je nach Modell – soziale Umverteilung
Gemeinwohlökonomie
Fairer Handel
Behalten Marktsystem bei, staatliche Regulierung +
individuelles verantwortungsbewusstes Handeln soll die
Auswirkungen des ungezügelten Kapitalismus verhindern
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29. Alternativen 3
Postwachstum
Transition Initiativen (Permakultur)
Ausgangspunkt: Peak Oil + Klimawandel
Weniger verbrauchen, anders produzieren
Individuelle Handlungsmöglichkeiten, nicht auf Politik
warten
Einbeziehung von Stadtregierungen und Unternehmen
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31. Ganzheitliche Lösungen 2
Regionale Kreisläufe schließen verbindet
Energie
Wasser
Lebensmittelversorgung
Mobilität – Transportwege
Und schafft häufig Arbeitsplätze
Nutzt aber auch andere als Marktstrukturen
stärkt soziale Netzwerke, macht Regionen resilient
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32. Ganzheitliche Lösungen 3
Lohnarbeit überwinden
Bedingungsloses Grundeinkommen
”Neue Arbeit” - arbeiten, was du wirklich, wirklich willst
Gutes Leben
Buen Vivir
Bruttosozialglück
Sind im Grunde Gesellschaftsentwürfe, die einer nichtkapitalistischen Logik folgen und viele der anderen
Elemente umfassen können.
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33. Plädoyer für die Vielfalt
Erst die Unterschiedlichkeit der Bedürfnisse und
Fähigkeiten ermöglicht konstruktive und produktive
Symbiosen
Nicht nur Biodiversität, sondern auch soziale Diversität
erhöht die Resilienz
Kreative Differenzierung und kooperative Integration
TAMA – There Are Many Alternatives
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