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TITEL
                                                    AUSBILDUNG                 15




                           Manche sprechen bereits von einer Nach-
                           wuchslücke. Das Wort Lehrstellenlücke
© SERGIO HAYASHI; IVELLY




                           dagegen ist inzwischen fast aus dem
                           Sprachgebrauch verschwunden.




                                                     08 / 10 personalmagazin
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14   AUSBILDUNG




     Die Nachwuchslücke
     TREND. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich gedreht, Azubis
     werden knapp. Höchste Zeit, das eigene Ausbildungsmarketing zu überdenken.



     Von Daniela Furkel (Red.)                  den aktuellen Vorzeichen zufolge weiter       „um sich die besten Azubis und damit
                                                abnehmen, sodass manche Stellen sogar         die Fachkräfte von morgen zu sichern.“




     T
             rotz Krisenjahr 2009 entwickelt    von einer Nachwuchslücke sprechen.            So ist es nicht verwunderlich, dass die
             sich der Ausbildungsmarkt          Zum Beispiel sagte Martin Wansleben,          Bundesagentur für Arbeit bereits im Mai
             2010 erfreulich positiv: Ende      Hauptgeschäftsführer des Deutschen            von 381.600 gemeldeten Ausbildungs-
             Mai registrierten die Industrie-   Industrie- und Handelskammertags              stellen berichtete – 9.900 mehr als im
     und Handelskammern 131.531 neu ge-         (DIHK): „Nicht Lehrstellen, sondern Be-       Vorjahreszeitraum. Die Ausbildungs-
     schlossene Ausbildungsverträge und         werber sind knapp.“                           verträge werden also in der Tat immer
     die Handwerkskammern zählten 36.757          Etwas anders sieht die Situation aus        früher unter Dach und Fach gebracht.
     neue Ausbildungsverträge. Zwar gehen       Sicht der Gewerkschaften aus: Der DGB         Das zeigte sich auch auf den zweiten A-
     Prognosen des Bundesinstituts für Be-      sieht auch für 2010 keine Entwarnung          Recruiter-Tagen, die im Mai in Solingen
     rufsbildung (BIBB) für 2010 von einem      bei der Ausbildungsplatzsituation und         stattfanden und sich gezielt an Ausbil-
     weiteren Rückgang des Ausbildungs-         spricht aktuell von rund 80.000 feh-          dungs- und Recruitingverantwortliche
     platzangebots um rund 20.000 Plätze
     aus. Allerdings wird aufgrund sinkender
     Schulabgängerzahlen auch das Nachfra-         Schon jetzt reagieren Unternehmen auf die sich
     gepotenzial um 69.000 zurückgehen.
     Der aktuelle Berufsbildungsbericht fol-
                                                   verändernde Situation: Sie schließen die Verträge
     gert: „Bei einer wirtschaftlichen Erho-       früher ab, um sich die besten Azubis zu sichern.
     lung wird für die kommenden Jahre ein
     Anstieg des Angebotspotenzials der Be-
     triebe erwartet, der auf einen Rückgang    lenden Ausbildungsplätzen. Diese              richteten: Wie frisch der Wind auf dem
     des Nachfolgepotenzials treffen wird.      unterschiedliche Wahrnehmung des Aus-         Azubi-Markt bereits weht, wusste unter
     Probleme von Betrieben bei der Beset-      bildungsmarkts ist auf unterschiedliche       anderem Richarda Sartory, Referentin
     zung von Ausbildungsplätzen dürften        Betrachtungsweisen – wann gilt ein Ju-        Personalentwicklung der Repower AG,
     dementsprechend zunehmen.“                 gendlicher als Ausbildungsplatzsuchen-        Hamburg, zu berichten.
                                                der – zurückzuführen (siehe Interview            Noch frischer weht der Wind derzeit
     Nachwuchslücke erwartet                    Seite 17). Aber auffallend ist, dass auch     im Handwerk. Denn kaufmännische Be-
     Im Vergleich: Im Jahr 2009 wurden          auf Gewerkschaftsseite das Wort „Aus-         rufe, bei denen man sich nicht die Hände
     bundesweit insgesamt 566.004 neu ab-       bildungsplatzabgabe“ aus dem Jahr 2006        schmutzig macht, soziale oder medizi-
     geschlossene Ausbildungsverträge ge-       kaum mehr ausgesprochen wird. Jetzt           nische Berufe erscheinen den Jugend-
     zählt. Das waren 8,2 Prozent weniger       geht es vielmehr um Aspekte wie die           lichen attraktiver als eine Ausbildung
     als im Vorjahr. Aber demografiebedingt      Übernahmequote nach der Ausbildung            zum Sanitär-, Heizungs- und Klimatech-
     sank die Zahl der ausbildungsinteres-      oder um Bildungsthemen allgemein.             niker oder der gering bezahlte Friseur-
     sierten Jugendlichen auf 575.607 (minus                                                  beruf. Der Zentralverband des deutschen
     8,8 Prozent). Die Ausbildungsplatzlücke,   Wer zuerst kommt …                            Handwerks startete deshalb zusammen
     die im Jahr 2006 von Verbänden und         Schon jetzt reagieren Unternehmen laut        mit dem DIHK und weiteren Verbänden
     Gewerkschaften heiß diskutiert wurde,      DIHK-Präsident Hans Heinrich Drift-           die Initiative „Aktiv für Ausbildung“,
     war also schon 2009 deutlich kleiner       mann auf die veränderte Situation, in-        mit der gezielt ausländische Jugendliche
     geworden. Im laufenden Jahr wird sie       dem sie Verträge früher abschließen,          angesprochen werden sollen. Im Zuge

     personalmagazin 08 / 10
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16   AUSBILDUNG




                                                                                                                 lung zu reagieren, bietet Azubister Un-
          Gefragte Berufsfelder                                                                                  ternehmen die Möglichkeit, ein Profil
                                                                                                                 einzurichten, um Schüler frühzeitig im
          kaufmännischer Bereich             53 %                                                                Internet auf sich aufmerksam zu ma-
                                                                                                                 chen. „Viele Ausbildungsbetriebe sitzen
          sozialer Bereich                   29 %                                                                auf einem sehr hohen Ross und sehen
          Handwerk                           26 %                                                                keinen Anlass, ihre Strategie der ver-
                                                                                                                 gangenen Jahrzehnte zu ändern“, sagt
          Medien                             23 %                                                                Andreas Diehl.
          medizinischer Bereich              20 %                                                                   Noch fataler ist seiner Ansicht nach,
                                                                                                                 dass die Ausbildungsbetriebe das verän-
          Technik und IT                     19 %                                                                derte Medienverhalten ihrer Zielgruppe
          Logistik und Verkehr               16 %                                                                bisher komplett verschlafen haben. Eine
                                                                                                                 gute Chance auf eine komfortable Position
          sonstiges                          14 %                                                                im Kampf um den besten Nachwuchs
          Gastgewerbe                        11 %                                                                hätten allein diejenigen Firmen, die vor
                                                                                                                 allem in von Jugendlichen genutzten Me-
          Landwirtschaft und Gärtnerei       9%                                                                  dien kommunizierten und die Antwor-
                                          2.507 Befragte, Mehrfachnennungen möglich
                                                                                                                 ten auf die Fragen lieferten, die einen
          Der kaufmännische Bereich ist bei Azubis beliebt. Andere Berufsfelder haben zunehmend                  Schüler beschäftigen. Und diese seien:
          mit einem Nachwuchsmangel zu kämpfen.                             Quelle: Meinestadt.de, 2010          Welcher Beruf passt zu mir? Was erwar-
                                                                                                                 tet mich in der Ausbildung? Deshalb rät
                                                                                                                 er den Unternehmen: „Unterstützen Sie
                                                                                                                 Schüler frühzeitig bei der Berufswahl,
     dieser Initiative fördert das Bundesbil-                      Möglichkeit, ihre freien Ausbildungs-         seien Sie erreichbar und ansprechbar,
     dungsministerium Ausbilderseminare                            stellen im Zuge der Lehrstellenaktion         bauen Sie Vertrauen und einen guten
     für Fachkräfte und Unternehmer mit                            „Perspektive Jugend“ im kostenlosen           Kontakt auf. Wenn Ihre Stellen vakant
     Migrationshintergrund, um den Jugend-                         Standard-Textlayout auf dem lokalen           werden, haben Sie gute Chancen, diesen
     lichen qualifizierte Ansprechpartner in                        Lehrstellenmarkt zu veröffentlichen.          Kontakt in einen qualifizierten und moti-
     den Firmen zur Seite zu stellen. Und die                      Seit Herbst 2009 können Firmen zu-            vierten Bewerber zu verwandeln. Wer in
     Handwerkskammer Cottbus plant, pol-                           dem sogenannte Premium-Lehrstellen            letzter Sekunde teure Anzeigen schalten
     nische Jugendliche drei Monate lang in                        buchen, um sich besser hervorzuheben,         muss, hat schon verloren.“
     einem Intensivkurs auf eine Ausbildung                        unter anderem mit Unternehmenslogo
     in Deutschland vorzubereiten.                                 oder auch mit einem eingebundenen Vi-         Auch Außenseiter können Erfolg haben
                                                                   deo. „Als ‚Tipp der Woche‘ haben sie au-      Übrigens: Was ein gezieltes Ausbil-
     Marketing, Marketing, Marketing                               ßerdem die Möglichkeit, noch deutlicher       dungsmarketing bringen kann, zeigt das
     Doch was können die Unternehmen                               für sich zu werben und sich mit ihrer         Beispiel der Bundeswehr – per se nicht
     selbst tun, damit sie nicht nächstes                          Arbeitgebermarke von anderen abzuhe-          unbedingt der beliebteste Arbeitgeber
     Jahr ganz ohne neue Azubis dastehen?                          ben“, so Wiersbinski.                         in Deutschland. Im Frühjahr 2010 stand
     Werner Wiersbinski, Bereichsleiter Stel-                        Auch Andreas Diehl, Gründer und Ge-         die Bundeswehr an der Spitze des „Mar-
     lenmärkte bei Meinestadt.de, empfiehlt                         schäftsführer des Ausbildungsportals          kenmonitors Ausbildungsbetriebe“ – als
     ein gezieltes Ausbildungsmarketing:                           Azubister, nutzt alle Möglichkeiten, um       meistgenannter Betrieb in Blogs, Foren
     „Unternehmen müssen auf sich und auf                          Unternehmen über die Nachwuchslü-             und sozialen Netzwerken rund um das
     das, was sie zu bieten haben, aufmerk-                        cke aufzuklären. „Nicht Unternehmen           Thema Ausbildung. Noch vor der Deut-
     sam machen. Betriebe, die früher noch                         suchen die Bewerber aus, die guten Be-        schen Bank und Siemens. Es zeigt sich:
     über Mund-zu-Mund-Empfehlungen ih-                            werber suchen sich das Unternehmen            Durch eine gute Kommunikationsstra-
     re Azubis gefunden haben, müssen nun                          aus. Und diese Entwicklung wird sich in       tegie, die auch soziale Medien mit be-
     ebenfalls Employer Branding und Marke-                        den kommenden Jahren noch verschär-           rücksichtigt, können auch „untypische“
     ting betreiben“, sagt er. Das Städteportal                    fen“, sagt er. Bis 2020 werde die Zahl        oder unbekanntere Ausbildungsbetriebe
     hat bereits diese Notwendigkeit erkannt                       der Schulabgänger um etwa 23 Prozent          Aufmerksamkeit bei den Jugendlichen
     und bietet Unternehmen nicht nur die                          zurückgehen. Um auf diese Entwick-            erreichen.

     personalmagazin 08 / 10
TITEL
                                                                                                                      AUSBILDUNG                  17




„Vom Blickwinkel abhängig“
INTERVIEW. Lehrstellenlücke oder Azubimangel? Beides lässt sich durch eine
entsprechende Statistik belegen. BA-Vorstand Raimund Becker erklärt, warum.



personalmagazin: Herr Becker, worauf füh-                                                 Bereich. Angaben zur Bilanz können
ren Sie zurück, dass 2009 die Zahl der                                                    wir noch nicht machen. Die Situation
neuen Ausbildungsverträge trotz Krise                                                     dürfte sich aber weiter entspannen,
nicht deutlich gesunken ist?                                                              wenngleich das noch lange nicht bedeu-
Raimund Becker: In den Jahren 2007 und                                                    tet, dass jeder Jugendliche in seiner Re-
2008, also in Zeiten guter Wirtschafts-                                                   gion in einem zu ihm passenden Beruf
lage, haben viele Unternehmen unan-                                                       einen Ausbildungsplatz in Aussicht hat.
genehme Erfahrungen mit dem Thema                                                         Wir appellieren daher an Betriebe und
Fachkräftemangel gemacht. Und sie                                                         Jugendliche, sich frühzeitig an uns zu
haben noch gut in Erinnerung, was es                                                      wenden, sodass wir beide Seiten unter-
bedeutet, verzweifelt qualifiziertes Per-                                                  stützen können, zusammenzufinden.
sonal zu suchen, aber vielleicht nicht zu
bekommen. Das hat sich bei vielen ins                                                     personalmagazin: Handwerksbetriebe
Gedächtnis eingebrannt. Dazu wissen                                                       klagen über einen Mangel an Bewer-
sie um die demografische Entwicklung.                                                      bern. Bei anderen Firmen kommen auf
Der Fachkräftebedarf dürfte dadurch            Raimund Becker                             eine Ausbildungsstelle 100 Bewerber.
enorm werden. Deshalb haben viele              ist seit 2004 Mitglied des Vorstands der   Was unternimmt die BA, um dieses
Betriebe trotz Wirtschaftskrise an ihren       Bundesagentur für Arbeit. Der Jurist       Ungleichgewicht zu mildern?
Ausbildungsbemühungen festgehalten,            startete seine Laufbahn 1988 im Landes-    Becker: Die Bundesagentur für Arbeit
um sich ihren eigenen Fachkräftenach-          arbeitsamt Rheinland-Pfalz-Saarland.       kann Ausbildungsberufe nicht at-
wuchs zu sichern.                                                                         traktiver machen, das ist Aufgabe der
                                                                                          Betriebe. Wir unterstützen Jugendliche
personalmagazin: Die BA registrierte 2009                                                 bei ihrer Berufswahl. Dabei beraten wir
mehr offene Ausbildungsplätze als Be-       daher auch bereit, die Alternative aufzu-     nicht nur, sondern informieren auch
werber. Der DGB spricht von 77.000 feh-     geben und sofort mit einer Ausbildung         über arbeitsmarktliche Perspektiven.
lenden Ausbildungsplätzen. Wie kommt        zu starten, wenn sich die Möglichkeit         Dazu sind wir auch verstärkt präventiv
es zu so unterschiedlichen Zahlen?          bietet. In unserer Bilanz finden sich nur      tätig. Wir setzen in Vorabgangs-Schul-
Becker: Es kommt auf den Blickwinkel        die Jugendlichen wieder, die gar nichts       klassen an und helfen beim Übergang
an. Wir unterscheiden zwischen Jugend-      gefunden haben. Daher die unterschied-        von der Schule in den Beruf. Hier kön-
lichen, die keinen Ausbildungsplatz         lichen Betrachtungsweisen.                    nen sich Betriebe ebenfalls engagieren,
und auch keine Alternative wie eine                                                       indem sie Praktikumsplätze bereitstel-
ausbildungsvorbereitende Maßnah-            personalmagazin: Mit welchem Verhältnis       len und sich dadurch für eine spätere
me oder ein freiwilliges Soziales Jahr      von Ausbildungsplätzen zu Bewerbern           Ausbildung empfehlen. Wichtig ist,
gefunden haben, und Jugendlichen, die       rechnen Sie für 2010/11?                      entsprechend der sinkenden Schulabgän-
eben solch eine Alternative angetreten      Becker: Wir nehmen erfreut wahr, dass         gerzahlen umzudenken: Nicht nur der
haben. Trotz Alternative behalten diese     die Betriebe ihr Angebot an Ausbil-           Einser-Kandidat kann ein guter Azubi
jungen Menschen aber die Suche nach         dungsplätzen halten. Gleichzeitig             sein, sondern auch ein Jugendlicher mit
einem Ausbildungsplatz im Auge, die         geht demografisch bedingt die Zahl             schwierigen Voraussetzungen.
spätestens in einem Jahr sowieso wieder     der Bewerber zurück, in den östlichen
anstehen würde. Viele von ihnen sind        Bundesländern sogar im zweistelligen          Das Interview führte Daniela Furkel.

                                                                                                                        08 / 10 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de


18   AUSBILDUNG




     Engagiert gegen Leerstellen
     PRAXIS. Der demografische Wandel betrifft alle Unternehmen – auch bei der
     Besetzung der Lehrstellen. Wir zeigen, wie vier von ihnen diese Misere meistern.



     Von Kristina Enderle (Red.)




                                                                                                                                                    © GKM
     D
               amit aus Lehr-
               stellen keine
               Leerstellen wer-
               den, müssen
     sich die Unternehmen
     für ihre Auszubildenden
     engagieren. Während die
     Zahl der Bewerbungen
     zurückgeht, sinkt oft auch
     ihre Qualität. Die Auszu-
     bildenden, die eingestellt
     werden, benötigen teils
     noch Starthilfe. Unterneh-
     men sollten davor nicht
     zurückschrecken, denn sie
     müssen diese Talentquelle
     anzapfen, um Nachwuchs
     für eine ausgewogene Al-
     tersstruktur zu gewinnen.
     Wir zeigen in vier Beispie-
     len, wie Unternehmen das      Im Großkraftwerk Mannheim erhalten Auszubildende im gewerblich-technischen Bereich besondere Unterstützung.
     umsetzen können.
                                                   geht. Insbesondere im gewerblich-tech-          schen übrig lassen (Note 4 und schlechter).
     Großkraftwerk Mannheim AG:                    nischen Bereich spüren wir einen                Dies teilen entweder die Lehrer dem Un-
     Zusätzliche Nachhilfe organisieren            deutlichen Rückgang“, erklärt Hamers.           ternehmen mit oder die Auszubildenden
     „Einer nicht unerheblichen Anzahl von         In diesem Bereich hat das Kraftwerk für         fragen direkt bei ihrem Meister an. Bis-
     Bewerbern mangelt es inzwischen an            das Lehrjahr 2010 nur noch etwa zehn            her zeigt diese Nachhilfe Erfolg: „Unsere
     der Ausbildungsreife“, erklärt Jochen         Bewerbungen je Ausbildungsplatz erhal-          Maßnahmen tragen dazu bei, dass jeder
     Hamers, Personalleiter der Großkraft-         ten. Im Vergleich zu den Vorjahren ent-         Azubi in der Regel mindestens einen be-
     werke Mannheim AG. Das war ein Grund          spricht dies einem Minus von zirka 30           friedigenden Facharbeiterbrief erhält“, so
     dafür, dass das Unternehmen mit etwa          Prozent. Im kaufmännischen Bereich ist          Hamers. Auf diese Weise kann das Unter-
     580 Mitarbeitern schon im Jahr 2000           diese Tendenz noch nicht zu spüren.             nehmen den eigenen Nachwuchs sichern.
     eine zusätzliche individuelle unterneh-         Derzeit erhalten sechs von den 65 Azu-        Jeder fertige Azubi erhält zunächst einen
     mensinterne Nachhilfe für Auszubilden-        bis im Unternehmen Nachhilfeunterricht          auf ein Jahr befristeten Vertrag. Danach
     de im Unternehmen eingeführt hat. Ein         in den Fächern Mathematik, Deutsch so-          liegt die Übernahmequote in ein unbe-
     zweiter Grund ist die demografische Ent-       wie in Wirtschafts- und Gemeinschafts-          fristetes Arbeitsverhältnis zwischen 70
     wicklung. „Seit etwa acht Jahren merken       kunde. Teilnehmen können daran Azubis,          und 80 Prozent. „Seit etwa drei Jahren
     wir, dass die Zahl der Bewerber zurück-       deren Noten in der Berufsschule zu wün-         ist die Übernahmequote bei uns wieder

     personalmagazin 08 / 10
TITEL
                                                                                                                      AUSBILDUNG          19




       so hoch“, sagt Hamers dazu. „Wir stellen   zu holen, die bisher wenig gefördert          Bisher nehmen die Jugendlichen die
       wieder mehr junge Mitarbeiter ein, da      wurden. 61 Jugendliche haben das An-        Einstiegsqualifikation gut an. Auf die
       wir möglichst vielen jungen Menschen       gebot angenommen und absolvieren ein        anfängliche euphorische Phase trat mit
       einen sicheren Arbeitsplatz bieten möch-   Jahrespraktikum. Dabei durchlaufen sie      dem Arbeitsalltag etwas Ernüchterung
       ten und eine sehr hohe Altersstruktur      dieselben Stationen in Berufsschule und     ein: Alte Verhaltensmuster wie noto-
       haben. Damit reagieren wir auch bereits    Betriebseinsatz wie die Azubis. Begleitet   rische Unpünktlichkeit kamen wieder
       auf die demografische Entwicklung.“         werden sie von 60 Ausbildern, die sich      an den Tag. Ein Azubi verließ das Unter-
       Finanziell ist dieses Projekt von einem    alle als Lernprozessbegleiter weiterqua-    nehmen daraufhin; andere klärten ihre
       Mehraufwand begleitet. „Monetär ist das    lifiziert haben. Außerdem unterstützt ein    Probleme in persönlichen Gesprächen
       aber nur schwer zu bewerten“, erklärt      externer Bildungsanbieter die Ausbilder     mit ihren Ausbildungsbegleitern. Wer
       Hamers. Die Zeit für die Nachhilfe fehlt   im sozialpädagogischen Bereich und bei      bis zum Ende des Praktikumsjahres alle
       für die praktische Ausbildung in den       ausbildungsbegleitenden Hilfen.             erforderlichen Qualifikationen erreicht,
       Meistereien und in der Ausbildungsstät-       „Der finanzielle Mehraufwand ist bis-     kann direkt ins zweite Ausbildungsjahr
       te. Aber das Unternehmen erhält für die    her gering, da Integration und Lernpro-     starten. „Unser Projekt ist bisher von
       Nachhilfe auch Unterstützung von der       zessbegleitung von jungen Menschen          einem Erfolg gekrönt, den wir so nicht
       Arbeitsagentur, die über einen externen    schon zuvor Bestandteil der Ausbildung      erwartet hätten“, urteilt Fischer. Das
       Bildungsträger einen Nachhilfelehrer be-   gewesen sind“, erklärt Christian Fischer,   Unternehmen könne auf diese Weise
       reitstellt.                                Pressesprecher der Deutschen Telekom.       Talente nutzen, die sonst brach liegen
                                                  Der Betreuungsaufwand und die Intensi-      würden.
       Deutsche Telekom AG:                       tät der persönlichen Betreuung nehmen
       Einstiegsqualifizierung ausweiten           aber zu. Dieser Aufwand besteht teilwei-    Roman Mayer GmbH:
       Seit September 2009 läuft bei der Tele-    se darin, Defizite im Sozialverhalten oder   Neue Ausbildungsplätze schaffen
       kom ein neues Programm zur Einstiegs-      Mängel in der Ausbildungsreife, wie zum     Etwa 20 Prozent der derzeitigen Fachar-
       qualifizierung. Darin werden junge Leute    Beispiel eine Rechtschreibschwäche,         beiter in der Transport- und Speditions-
       mit Hartz-IV-Hintergrund in die Aus-       auszugleichen. Auch bei Problemen im        branche werden in den nächsten Jahren
       bildung des Unternehmens integriert,       persönlichen Umfeld hilft ein Coach –       in den Ruhestand gehen. Bislang haben
       um so im Zuge des demografischen            die Unterstützung beschränkt sich nicht     die Unternehmen in dieser Branche
       Wandels Talente in das Unternehmen         auf den Arbeitsalltag.                      aber die Ausbildung neuer Fachkräfte




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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de


20   AUSBILDUNG




     vernachlässigt. „Aufgrund der demogra-      noch nicht schließen können. Aber es           einen kurzen Zeitraum. Bei Deerberg lei-
     fischen Entwicklung fehlen immer mehr        lohnt sich, denn die Situation wird lang-      ten die Azubis ein ganzes Geschäft mit
     Fachkräfte. Dadurch wird die Ausbildung     fristig nicht besser werden.“                  eigenem Sortiment für sechs bis zwölf
     ein noch zentraleres Thema“, erklärt Pe-       Trotz des Erfolgs mussten die beiden        Monate. Sie haben dafür eine Mitarbei-
     ter Müller, Ausbildungsbeauftragter bei     Unternehmen das Projekt im Februar             terin im Verkauf eingestellt, führen mit
     der Roman Mayer GmbH, die Teil der          auslaufen lassen. Der bürokratische Auf-       ihr Mitarbeitergespräche und Gehalts-
     mittelständischen Roman Mayer Logistik      wand, um die Fördermittel zu erhalten,         verhandlungen. Zudem vergeben sie an
     Group ist.                                  war zu hoch. „Wir mussten alle Stunden,        die anderen Azubis interne Aufträge.
        Das Unternehmen ging deswegen im         die wir für das Projekt aufgewandt ha-           „Im Moment finanziert sich der Laden
     Jahr 2008 einen außergewöhnlichen           ben, dokumentieren und Beleghefte so-          noch nicht eigenständig“, erklärt Antina
     Weg, um in der Öffentlichkeit ein größe-    wie Fahrtenbücher führen“, sagt Müller.        Wolff, Generalmanager bei der Deerberg
     res Bewusstsein für die Ausbildung zum
     Kraftfahrer zu schaffen. Im Rahmen des
     Förderprogramms „Jobstarter – Für die
                                                    „Es fehlen immer mehr Fachkräfte. Dadurch wird
     Zukunft ausbilden“ des Bundesministe-          die Ausbildung ein noch zentraleres Thema.“
     riums für Bildung und Forschung sowie
                                                    Peter Müller, Ausbildungsbeauftragter bei der Roman Mayer GmbH
     des Europäischen Sozialfonds startete
     die Roman Mayer GmbH zusammen mit
     der RBA Regionalbus Augsburg GmbH             Doch das Unternehmen wirbt weiter            Versand GmbH. Doch der Aufwand lohnt
     das Projekt „Kraffittis“ (Kraftverkehrfit-    um neue Auszubildende – „jetzt eben            sich für die Azubis, die so von Anfang
     ness in Schwaben). Die Projektleiter aus    nur noch in unserem eigenen Interes-           an lernen, eigenständig zu arbeiten. Sie
     den beiden Unternehmen gingen zusam-        se“, erklärt der Ausbildungsbeauftragte.       werden gecoacht und können sich bei
     men in Betriebe aus der Region Schwa-       Er gehe nun verstärkt in die Schulen,          Problemen an die Ausbilder wenden.
     ben, die bisher noch keine Lehrstellen      um die potenziellen Azubis direkt über            Darüber hinaus hat Deerberg für dieses
     für Kraftfahrer angeboten hatten. Dort      den Ausbildungsweg und den Beruf als           Projekt in die Ausbildungsverordnung
     warben sie für neue Ausbildungsplätze.      Kraftfahrer zu informieren.                    eingegriffen und eine Sondergenehmi-
     „Wegen der demografischen Situation                                                         gung von der Industrie- und Handelskam-
     müssen wir gemeinsam – auch in den          Deerberg Versand GmbH:                         mer (IHK) erhalten. Die Auszubildenden
     konkurrierenden Unternehmen – dafür         Mehr Eigenverantwortung bieten                 müssen kein Berichtsheft führen, wie es
     sorgen, dass mehr Schulabgänger eine        Das Versandunternehmen Deerberg mit            sonst Vorschrift ist. Stattdessen schrei-
     Ausbildung in unserer Branche aufneh-       Sitz in Hanstedt in der Lüneburger Heide       ben sie ein „Ausbildungstagebuch“: Da-
     men“, erklärt Müller, warum er sich für     wirbt um Azubis mit dem Angebot, dass          rin tragen sie ein, welche Tätigkeiten sie
     das unternehmensübergreifende Projekt       sie viel Eigenverantwortung in der täg-        insbesondere in Zusammenarbeit mit
     engagiert. „Wir waren das erste Unter-      lichen Arbeit bekommen. Mit insgesamt          anderen Abteilungen in dieser Zeit neu
     nehmen aus der freien Wirtschaft, das       elf Auszubildenden in fünf verschiedenen       erlernt und umgesetzt haben. Sie be-
     sich an diesen Förderprogrammen betei-      Berufen liegt die Ausbildungsquote un-         schreiben, was genau sie dabei gemacht
     ligt hat.“ Bisher waren daran ausschließ-   ter den Festangestellten bei 40 Prozent.       haben, beispielsweise wie sie Azubis
     lich Bildungsträger beteiligt.              Für die Bürokaufleute und Kaufleute im           anderer Abteilungen für einen internen
        Im persönlichen Gespräch versuchten      Einzelhandel hat das Unternehmen ein           Auftrag gebrieft haben, und erläutern,
     sie die Firmen davon zu überzeugen,         Geschäft, das „Lindgrenhus“, gegründet,        wo genau sich ihre Arbeit überschneidet.
     weitere Lehrstellen zu schaffen. Das häu-   das drei Azubis in einem eigens gebauten       Auf diese Weise erstellen sie ein Nach-
     figste Gegenargument: Die hohen Kos-         Gebäude leiten. Dafür hat Deerberg mit         schlagewerk, das sie nutzen können, um
     ten. Eine Ausbildungsstelle kostet bis zu   Wohnaccessoires ein Teilsortiment neu          sich auf ihre IHK-Prüfung vorzubereiten.
     80.000 Euro pro Azubi. Außerdem man-        aufgenommen, das ausschließlich über           Zusätzlich füllen sie einmal im Monat ei-
     gelt es vielen Unternehmen an Personal      den Laden und das zugehörige Internet-         nen klassischen Monatsbericht aus, wie
     und Zeit für die Ausbildung. Trotzdem       Portal vertrieben wird.                        er für die Ausbildungsnachweise üblich
     konnte „Kraffittis“ innerhalb von zwei          Die Idee, eine Filiale von Azubis leiten    ist. „Selbst für die Azubis, die außerhalb
     Jahren 45 Stellen in Schwaben akquirie-     zu lassen, ist nicht neu. Viele Einzel-        des Gebiets der für uns zuständigen IHK
     ren. „Damit haben wir unser Ziel sogar      händler bieten ihren Azubis diese ei-          ihre Ausbildung absolvieren, haben wir
     übertroffen“, so Peter Müller. „Die Lehr-   genverantwortliche Aufgabe als Teil der        die Ausnahmegenehmigung erhalten“,
     stellenlücke werden wir dadurch zwar        Ausbildung an – dann aber meist nur für        erklärt Antina Wolff.

     personalmagazin 08 / 10
TITEL
                                                                                                                           AUSBILDUNG                  21




Was Azubis wollen                                                                           Info-Quellen

STUDIE. Worauf Schüler bei der Wahl eines Aus-                                              Internet                       84 %

bildungsbetriebs Wert legen und wie sie sich                                                Freunde und Familie            72 %

informieren, das war das Thema einer Diplomarbeit.                                          BIZ                            62 %

                                                                                            Lehrer und Schule              56 %

                                                                                            Ausbildungsmessen              54 %

                                                                                            Zeitung / Zeitschriften        46 %
Von Daniela Furkel (Red.)                   der Einflussfaktoren für die Arbeitge-
                                                                                            Schüler binden ihr soziales Umfeld stark
                                            berwahl. Studienautorin Nadja Kölbl rät




W
                                                                                            in die Informationssuche rund um das
              ie können Unternehmen         daher den Arbeitgebern, insbesondere
                                                                                            Thema „Ausbildung“ ein.
              potenzielle Azubis auf sich   Aspekte wie eine sichere Übernahme,
                                                                                                                      Quelle: Nadja Kölbl, 2009
              aufmerksam machen? Die        zum Beispiel Übernahmezahlen der
              Antwort: Indem sie zu-        vergangenen Jahre, aber auch Aussagen
nächst in Erfahrung bringen, welche An-     der Mitarbeiter über das Arbeitsklima
forderungen junge Menschen an einen         im Unternehmen und Berichte über                Dies beschränke sich nicht nur auf
Arbeitgeber stellen und welche Wege sie     Programme zur Weiterentwicklung und          gezielte Informationen über die angebo-
nutzen, um sich über einen Arbeitgeber      die Aufstiegsmöglichkeiten nach Ausbil-      tenen Ausbildungen, die Bewerbungs-
zu informieren. Und genau diese Frage-      dungsabschluss gezielt an die Schüler        fristen und -abläufe auf der Webseite des
stellungen standen im Fokus der Diplom-     zu kommunizieren. „Wichtig ist, dass         Unternehmens, so die Studienautorin.
arbeit von Nadja Kölbl an der Universität   die Aussagen authentisch sind und das        Gerade wer jetzt Web-2.0-Instrumente
Hohenheim, unterstützt durch das Aus-       Beschriebene im Unternehmen auch ge-         einsetze, beispielsweise Azubi-Foren,
bildungsportal azubister.net. Sie hatte     lebt wird“, ergänzt sie.                     Chats mit Unternehmensvertretern oder
525 Schüler zu ihren Anforderungen an                                                    Podcasts, könne sich als Arbeitgeber
einen Arbeitgeber befragt.                  95 Prozent gehen ins Netz                    von anderen Unternehmen gut abheben.
                                            Bleibt die Frage, auf welchem Weg diese      Zudem könnten sich Unternehmen in
Schüler wollen akzeptiert werden            Informationen am besten kommuniziert         sozialen Netzwerken darstellen und den
Vor allem die Faktoren „Akzeptanz und       werden. Wo informieren sich die Schüler      direkten Kontakt zu potenziellen Azubis
Wertschätzung“, „Sicherheit“ und das        in erster Linie über einen Arbeitgeber?      herstellen. Nadja Kölbl: „Das Austau-
„Arbeitsklima eines Unternehmens“ sind      Hierfür liefert die Studie eine eindeutige   schen von Meinungen und Informatio-
den Schülern bei der Wahl eines Ausbil-     Antwort: Das Internet steht an erster        nen im Netz bietet somit neue Chancen
dungsbetriebs besonders wichtig, ergab      Stelle, gefolgt von den Freunden und         für Unternehmen, mit den Jugendlichen
die Befragung. Auch weitere Aspekte wie     der Familie. Weiterhin holen die Schü-       in Kontakt zu treten.“
ein „geregeltes Arbeitsleben“ sowie der     ler Informationen zur Berufswahl beim
„Berufseinstieg und Entwicklungschan-       Berufsinformationszentrum (BIZ) der          Die Familie mit einbeziehen
cen“ und die „Identifikation mit dem         Arbeitsagenturen, bei Lehrern, bei Aus-      Ein weiteres Fazit der Studie: Da Schüler
Unternehmen“ haben für die befragten        bildungsmessen und in der Presse ein         ihr soziales Umfeld, das heißt Familie
Schüler eine hohe Bedeutung. Auffällig      (siehe Grafik). „Insgesamt nutzen über        und Freunde, stark in die Informations-
hierbei ist, dass dies sowohl für Haupt-    95 Prozent der befragten Schüler das         suche einbeziehen, müssen auch diese
und Realschüler als auch für Gymnasi-       Internet zur Information über einen Ar-      im Azubi-Marketing und der Kommuni-
asten gilt. In deren Aussagen finden sich    beitgeber und nur knapp fünf Prozent         kation berücksichtigt werden. Für diese
nur marginale Unterschiede.                 nicht“, berichtet Nadja Kölbl. „Der Kom-     Zielgruppe sind vor allem Botschaften
  Weniger wichtig für die künftigen         munikationsweg über das Internet ist al-     wie die Ausbildungsqualität und -si-
Azubis sind dagegen die Reputation und      so besonders geeignet, um eine Vielzahl      cherheit in einem Unternehmen ent-
der Standort eines Unternehmens, des-       von Schülern über ein Unternehmen und        scheidend. Zudem bietet es sich an, die
sen Kreativität und Modernität. Auch die    seine Ausbildungsmöglichkeiten zu in-        Familien zu speziellen Veranstaltungen
Entlohnung steht nur an siebter Stelle      formieren“, folgert sie.                     wie Azubi-Tagen mit einzuladen.

                                                                                                                             08 / 10 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de


22   AUSBILDUNG




     Wichtige Botschaft an die Eltern
     PRAXIS. Wenn sie Azubis suchen, vergessen Firmen oft die Sekundärzielgruppe
     der Eltern und Lehrer. Doch diese entscheidet meist über die Berufswahl.



     Von Daniela Furkel (Red.)                        Das ist auch die Erkenntnis von An-        zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
                                                   dreas Thierig, der unterstützt vom baye-      sondern lehre die Männer die Sehnsucht




     D
                er Rat und die Meinung von         rischen Kultusministerium Konzepte für        nach dem weiten endlosen Meer.“
                Freunden und Familie sind für      ein besseres Ausbildungsmarketing er-
                Jugendliche das wichtigste Ent-    arbeitet, unter anderem das „BauCamp“         Vertrauen als Arbeitgeber gewinnen
                scheidungskriterium bei der        für den Bayerischen Bauindustriever-          Weitere Fehler in klassischen Azubi-
     Wahl einer Ausbildung. Das zeigt eine         band. „Der grundlegende Fehler der            Marketingkampagnen sind, dass diese
     Repräsentativumfrage der Bertelsmann-         meisten Maßnahmen ist, dass gegenüber         keine Verbindung zu den lokalen Ausbil-
     Stiftung, die zwar aus dem Jahr 2005 ist,     einem sehr langfristigen, einem extrem        dungsbetrieben knüpfen. Zum Beispiel,
     aber deren Aussagekraft auch aktuell          trägen und mit einem extrem guten Lang-       wenn ein Verband an der Schule nur über
     nicht anzuzweifeln ist: Die Berufswahl        zeitgedächtnis ausgestattetem Markt           den Beruf informiert, aber keine Prakti-
     ist laut der Studie einer der wenigen Be-     kurzfristig, schnell und unzuverlässig        ka oder Schnuppertage beim Bäcker oder
     reiche, in dem Jugendliche ihre Eltern        gehandelt wird. Der Ausbildungsmarkt          Metallunternehmen vor Ort anbietet. Und
     noch um Rat fragen und in dem sie ihnen       funktioniert allerhöchstens regional,         letztlich führen laut Thierig auch Aus-
     noch Kompetenz einräumen.                     normalerweise aber lokal“, so Thierig.        bildungsplatzbörsen im Internet nicht
        Informationsquellen, die keinen so na-                                                   dazu, dass sich mehr Schüler für einen
     hen persönlichen und keinen so individu-      Die Fehler beim Azubi-Marketing               bestimmten Beruf interessieren. Sein Fa-
     ellen Kontakt ermöglichen, sind weniger       Typische Mängel sind seiner Erfahrung         zit: „Vor allem für die Ausbildungsberufe,
     beeinflussend. So sind Berater der Agen-       nach zu kurzfristige Maßnahmen und            die außerhalb der Wahrnehmung durch
                                                                                                 Jugendliche und Multiplikatoren stehen,
                                                                                                 sind solche Stellenmärkte wirkungslos.
          Die Berufswahl ist einer der wenigen Bereiche, in                                      Außerdem vermeiden Multiplikatoren
                                                                                                 meist die Arbeit mit Ausbildungsplatz-
          dem Jugendliche ihre Eltern noch um Rat fragen                                         börsen, weil diese zu zahlhreich, zu unü-
          und in dem sie ihnen noch Kompetenz einräumen.                                         bersichtlich und zu unverbindlich sind.“
                                                                                                    Mit dem Begriff „Multiplikatoren“
                                                                                                 meint er die Zielgruppe der Eltern, Leh-
     tur für Arbeit (39 Prozent) und Mitarbei-     eine reine Informationsschlacht mit aus-      rer und sonstigen Personen, die beim
     ter von Unternehmen, die in die Schule        ufernden Worten oder viel gedrucktem          Übergang von Schule zu Beruf helfen.
     kommen (31 Prozent) deutlich weniger          Papier. Selbst Videos bringen selten die      Nach seiner Erfahrung sind es vor allem
     wichtig. Freunde (27 Prozent) und Lehrer      erhoffte Aufmerksamkeit. „Berufsinfor-        diese Personen, deren Vertrauen es zu
     (29 Prozent) fallen ins hintere Feld, wobei   mationen, egal in welcher Form, sind für      gewinnen gilt. „Ist ein Unternehmen in
     die Meinungen der Lehrer als erwachsene       die Zielgruppe meist langweilig. Zu viele     den Augen der Erwachsenen glaubwür-
     Ratgeber noch wichtiger genommen wer-         fachliche Details, wo es eigentlich darum     dig und verlässlich, dann empfehlen
     den als die der Freunde. So gut wie keinen    ginge, Faszination oder Begeisterung zu       sie dieses Unternehmen an die Jugend-
     Einfluss weist die Studie Werbespots und       wecken“, erklärt er und zitiert ein Bonmot    lichen“, so Thierig. Deshalb rät er zu Un-
     Werbeplakaten zu: „Sie machen vielleicht      von Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn Du        ternehmensevents, mit denen sowohl die
     aufmerksam, aber als wichtige Einfluss-        ein Schiff bauen willst, so trommle nicht     Begeisterung der Jugendlichen (im Sinne
     größe auf die eigene Berufsentscheidung       Männer zusammen, um Holz zu beschaf-          von Saint-Exupéry) als auch das Informa-
     werden sie nicht gesehen.“                    fen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben        tionsbedürfnis der Erwachsenen geweckt

     personalmagazin 08 / 10
TITEL
                                                                                                                                         AUSBILDUNG                 23




                                                                                                                dener Initiativen vor Ort erlebbare Infor-




                                                                                                 © MCDONALD‘S
                                                                                                                mationen über die Branche und Ein- und
                                                                                                                Aufstiegsmöglichkeiten zu vermitteln.
                                                                                                                Offenbar mit Erfolg. „Im vergangenen
                                                                                                                Jahr hatten sich 70 Teilnehmer angemel-
                                                                                                                det. Anschließend haben sich 40 Jugend-
                                                                                                                liche auf deren Empfehlungen hin für das
                                                                                                                ‚BauCamp 2010‘ beworben“, so Thierig.
                                                                                                                Die Beispiele zeigen, dass Unternehmen
                                                                                                                je nach Größe entweder allein oder im
                                                                                                                Verbund viele Möglichkeiten haben, Be-
                                                                                                                geisterung bei Jugendlichen zu wecken
                                                                                                                und vor allem die Sekundärzielgruppe
                                                                                                                Erwachsene anzusprechen. Und dass
                                                                                                                sie damit auch das Interesse für weniger
                                                                                                                attraktive Ausbildungsbranchen wecken
                                                                                                                können.

                                                                                                                Recruiting im Schnellrestaurant
                                                                                                                Wie wichtig die Sekundärzielgruppe ist,
                                                                                                                hat auch das Systemgastronomie-Unter-
                                                                                                                nehmen McDonald’s erkannt. In seinem
                                                                                                                aktuellen TV-Spot der Mitarbeiter-Kam-
                                                                                                                pagne 2010 spricht das Unternehmen
                                                                                                                gleich im Einstieg die Sekundärziel-
                                                                                                                gruppe Eltern an: „Meine Mutter war
                                                                                                                total geschockt. Eine Ausbildung bei
                                                                                                                McDonald’s. Pommes schütteln. Aber
                                                                                                                jetzt ist sie richtig stolz auf mich“, be-
                                                                                                                richtet eine Auszubildende.
                                                                                                                   Das Unternehmen hat sich den Wer-
                                                                                                                bespot, in dem reale Mitarbeiter über
                                                                                                                ihre Tätigkeit berichten, einiges kosten
                                                                                                                lassen. Ein kleineres Unternehmen hat
McDonald‘s spricht in seiner aktuellen Mitarbeiterkampagne gezielt die Zielgruppe „Eltern“ an.                  dafür sicherlich kein Budget. Aber für
                                                                                                                das Unternehmen McDonald‘s, das im
werden, die einen direkten Kontakt zum             tierte. In Technikparcours konnten die                       laufenden Jahr 1.000 Ausbildungsplät-
Ausbildungsbetrieb ermöglichen und die             Besucher die Faszination der Bautechnik                      ze zu besetzen hat und insgesamt 2.208
langfristig wirken. Sein Fazit: „Das Er-           selbst erleben. So wurde ein positives                       Azubis zählt, ist es nicht einfach, genü-
folgsgeheimnis solcher Events ist deren            Bild des Unternehmens vermittelt – und                       gend gute Kandidaten zu finden. „Der
Authentizität und die lockere Aktivie-             zwar an rund 1.000 Besucher. Als Ergeb-                      Wettbewerb um die besten Bewerber ist
rung der Gäste. Unterm Strich gewinnt              nis entstanden neue Multiplikatoren-                         groß und wir müssen mit vielen anderen
das Unternehmen damit mehr Ansehen                 kontakte, die für stete Nachfrage nach                       Arbeitgebern konkurrieren“, sagt Perso-
und Vertrauen und es gewinnt auf allen             den Ausbildungsberufen sorgen. Kon-                          nalvorstand Wolfgang Goebel. Außerdem
Ebenen neue Mitarbeiter.“                          kret wurden im Direktkontakt Ferien-                         sei es schwer, ausreichend qualifizierte
                                                   jobs und Praktikumsplätze vergeben.                          Nachwuchskräfte zu gewinnen. Viele
Vor Ort Begeisterung wecken                           Ein weiteres Beispiel, das sich gezielt                   Bewerber hätten einfach noch nicht die
Andreas Thierig realisierte 2009 ein               an Multiplikatoren wendet, trägt den                         erforderlichen Qualifikationen, um er-
Konzept namens „Anbaggern“, bei dem                Namen „BauDynamik“. Hierbei geht es                          folgreich in den kaufmännischen Beruf
sich ein Bauunternehmen in Sonthofen               darum, Lehrern, Schulsoziologen und                          Fachmann/Fachfrau für Systemgastro-
Jugendlichen und Erwachsenen präsen-               ehrenamtlichen Mitarbeitern verschie-                        nomie zu starten, erklärt er.

                                                                                                                                          08 / 10 personalmagazin
TITEL                                                                  Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de


24   AUSBILDUNG




        Aber das Unternehmen hat auch einen            Da Eltern und Lehrer das Beste für ih-      getextet. Und ob diese ihre Eltern mitbrin-
     Vorteil: Jeder kennt es und seine Pro-         re Schützlinge wollen, sind die Kernbot-       gen, wenn sie mit ihren Freunden zum
     duktpalette. Das kann es für die Azubi-        schaften an die Sekundärzielgruppe laut        Wettbewerb antreten, erscheint eher frag-
     Rekrutierung gut nutzen. „Wir setzen           Wolfgang Goebel die gleichen wie an die        lich. Mit dem BayME Info-Truck, der die
     vor allem auf das Recruiting vor Ort in        Jugendlichen selbst. Und diese lauten: „Bei    Schulen anfährt, werden immerhin auch
     einem der 1.361 Restaurants in Deutsch-        McDonald’s warten nicht nur eine solide        die Lehrer in die Berufsinformation inte-
     land oder durch lokale Stellenanzeigen“,       Ausbildung und sichere Arbeitsplätze,          griert. Doch fehlt hier die Integration lo-
     sagt Wolfgang Goebel. „Außerdem haben          sondern auch ein abwechslungsreicher,          kaler Ausbildungsunternehmen in dieses
     wir unser Ausbildungsangebot deutlich          anspruchsvoller Beruf mit hervorra-            Konzept. Auch die Nachwuchskampagne
     ausgeweitet und fit für die Zukunft ge-         genden Gestaltungs- und Aufstiegsmög-          „Macher gesucht!“ des Bayerischen Hand-
     macht“, ergänzt er. So gibt es neben           lichkeiten für die persönliche Zukunft.        werkstags, für die insgesamt zehn Schul-
     der kaufmännischen Ausbil-                                                                                preise ausgelobt sind, bindet
     dung seit Anfang 2010 eine                                                                                über diesen Weg die Lehrer




                                                                                                            © ANDREAS THIERIG
     Ausbildung als Fachkraft im                                                                               als Meinungsbildner mit ein.
     Gastgewerbe in der System-                                                                                Aber auch bei dieser Kampa-
     gastronomie für Hauptschul-                                                                               gne konzentriert sich die An-
     abgänger sowie für junge                                                                                  sprache auf die Jugendlichen.
     Menschen mit Hochschulrei-                                                                                Die Eltern bleiben mehr oder
     fe ein duales Studium an der                                                                              weniger außen vor.
     Berufsakademie.
                                                                                                                Mehr Multiplikatorenarbeit
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     Für das Azubi-Marketing                                                                                    perte Andreas Thierig werde
     setzt McDonald’s auf ein                                                                                   auf diese Weise noch zu we-
     ganzes Bündel an Maßnah-                                                                                   nig Nutzen gestiftet. Aber er
     men, um Eltern und Lehrer                                                                                  glaubt, dass sich diese zu ein-
     besser über die Einstiegs-                                                                                 seitige Kommunikation von
     und Karrieremöglichkeiten                                                                                  Firmen und Verbänden bald
     zu informieren. „Das sind                                                                                  ändern wird. „Medienunter-
     Informationsmaterialien im                                                                                 nehmen, Werbeagenturen,
     Restaurant oder Publikati-                                                                                 immer mehr Verbände und
     onen wie ein Beihefter in der Ein schönes Beispiel für Multiplikatorenarbeit: Lehrer lernen Baggerfahren. zunehmend auch die Unter-
     ‚Bravo‘, aber auch gesonderte                                                                              nehmen selbst werden fest-
     Veranstaltungen“, erklärt der Personal- Dabei sollte jedoch nicht vergessen wer- stellen, dass Multiplikatorenarbeit die
     vorstand. „Bei Ausbildungsmessen, an den, dass der Weg dorthin über die Aus- ökonomischste und wirksamste Methode
     denen wir regelmäßig teilnehmen, kom- bildung bei McDonald’s anspruchsvoll ist ist, um nachhaltig geeignete Bewerber zu
     men wir nicht nur mit Schülern, sondern und auch stressig sein kann.“                           gewinnen“, sagt er.
     auch mit interessierten Eltern in Kon-                                                             Übrigens: Aus einem weiteren Grund
     takt“, berichtet er.                       Ansätze mit Optimierungsbedarf                       tun die Unternehmen gut daran, sich
       Darüber hinaus nimmt das Unterneh- Auch in anderen Branchen gibt es einige intensiver mit der Sekundärzielgruppe
     men an Informationsveranstaltungen Ansätze, um Schüler und Eltern/Lehrer auseinanderzusetzen. Laut der Studie
     für Berufsanfänger, zum Beispiel bei den gleichzeitig für einen Ausbildungsberuf der Bertelsmann-Stiftung sind diejeni-
     IHK oder den Arbeitsagenturen teil. zu begeistern. So veranstalten die baye- gen Jugendlichen, die stärker in die Fa-
     Lehrkräfte können über das Netzwerk rischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber milie eingebettet sind und ihren Eltern
     „Schule-Wirtschaft“ mit dem Unterneh- in sieben bayerischen Städten eine soge- mehr vertrauen, auch diejenigen, die
     men in Kontakt treten und werden als nannte „Fingerboard Challenge“, zu der motivierter sind, mehr Aktivität und
     Sekundärzielgruppe über die „Bravo-Job- beide Zielgruppen gleichzeitig eingeladen Interesse zeigen. Wer also gezielt die
     Attacke“ angesprochen, die mit Stars wie   sind. Doch noch ist die Ansprache beider Eltern im Azubi-Marketing für sich ge-
     der Band Monrose und DSDS-Gewinner Zielgruppen nicht optimal. So werden winnt, erreicht auf diesem Weg Jugend-
     Daniel Schumacher auf Tour geht und die Einladungen zu diesem Geschicklich- liche, die mit großer Wahrscheinlichkeit
     Schulen besucht.                           keits-Wettbewerb gezielt für Jugendliche auch beruflich vorankommen wollen.

     personalmagazin 08 / 10

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  • 1. TITEL AUSBILDUNG 15 Manche sprechen bereits von einer Nach- wuchslücke. Das Wort Lehrstellenlücke © SERGIO HAYASHI; IVELLY dagegen ist inzwischen fast aus dem Sprachgebrauch verschwunden. 08 / 10 personalmagazin
  • 2. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de 14 AUSBILDUNG Die Nachwuchslücke TREND. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich gedreht, Azubis werden knapp. Höchste Zeit, das eigene Ausbildungsmarketing zu überdenken. Von Daniela Furkel (Red.) den aktuellen Vorzeichen zufolge weiter „um sich die besten Azubis und damit abnehmen, sodass manche Stellen sogar die Fachkräfte von morgen zu sichern.“ T rotz Krisenjahr 2009 entwickelt von einer Nachwuchslücke sprechen. So ist es nicht verwunderlich, dass die sich der Ausbildungsmarkt Zum Beispiel sagte Martin Wansleben, Bundesagentur für Arbeit bereits im Mai 2010 erfreulich positiv: Ende Hauptgeschäftsführer des Deutschen von 381.600 gemeldeten Ausbildungs- Mai registrierten die Industrie- Industrie- und Handelskammertags stellen berichtete – 9.900 mehr als im und Handelskammern 131.531 neu ge- (DIHK): „Nicht Lehrstellen, sondern Be- Vorjahreszeitraum. Die Ausbildungs- schlossene Ausbildungsverträge und werber sind knapp.“ verträge werden also in der Tat immer die Handwerkskammern zählten 36.757 Etwas anders sieht die Situation aus früher unter Dach und Fach gebracht. neue Ausbildungsverträge. Zwar gehen Sicht der Gewerkschaften aus: Der DGB Das zeigte sich auch auf den zweiten A- Prognosen des Bundesinstituts für Be- sieht auch für 2010 keine Entwarnung Recruiter-Tagen, die im Mai in Solingen rufsbildung (BIBB) für 2010 von einem bei der Ausbildungsplatzsituation und stattfanden und sich gezielt an Ausbil- weiteren Rückgang des Ausbildungs- spricht aktuell von rund 80.000 feh- dungs- und Recruitingverantwortliche platzangebots um rund 20.000 Plätze aus. Allerdings wird aufgrund sinkender Schulabgängerzahlen auch das Nachfra- Schon jetzt reagieren Unternehmen auf die sich gepotenzial um 69.000 zurückgehen. Der aktuelle Berufsbildungsbericht fol- verändernde Situation: Sie schließen die Verträge gert: „Bei einer wirtschaftlichen Erho- früher ab, um sich die besten Azubis zu sichern. lung wird für die kommenden Jahre ein Anstieg des Angebotspotenzials der Be- triebe erwartet, der auf einen Rückgang lenden Ausbildungsplätzen. Diese richteten: Wie frisch der Wind auf dem des Nachfolgepotenzials treffen wird. unterschiedliche Wahrnehmung des Aus- Azubi-Markt bereits weht, wusste unter Probleme von Betrieben bei der Beset- bildungsmarkts ist auf unterschiedliche anderem Richarda Sartory, Referentin zung von Ausbildungsplätzen dürften Betrachtungsweisen – wann gilt ein Ju- Personalentwicklung der Repower AG, dementsprechend zunehmen.“ gendlicher als Ausbildungsplatzsuchen- Hamburg, zu berichten. der – zurückzuführen (siehe Interview Noch frischer weht der Wind derzeit Nachwuchslücke erwartet Seite 17). Aber auffallend ist, dass auch im Handwerk. Denn kaufmännische Be- Im Vergleich: Im Jahr 2009 wurden auf Gewerkschaftsseite das Wort „Aus- rufe, bei denen man sich nicht die Hände bundesweit insgesamt 566.004 neu ab- bildungsplatzabgabe“ aus dem Jahr 2006 schmutzig macht, soziale oder medizi- geschlossene Ausbildungsverträge ge- kaum mehr ausgesprochen wird. Jetzt nische Berufe erscheinen den Jugend- zählt. Das waren 8,2 Prozent weniger geht es vielmehr um Aspekte wie die lichen attraktiver als eine Ausbildung als im Vorjahr. Aber demografiebedingt Übernahmequote nach der Ausbildung zum Sanitär-, Heizungs- und Klimatech- sank die Zahl der ausbildungsinteres- oder um Bildungsthemen allgemein. niker oder der gering bezahlte Friseur- sierten Jugendlichen auf 575.607 (minus beruf. Der Zentralverband des deutschen 8,8 Prozent). Die Ausbildungsplatzlücke, Wer zuerst kommt … Handwerks startete deshalb zusammen die im Jahr 2006 von Verbänden und Schon jetzt reagieren Unternehmen laut mit dem DIHK und weiteren Verbänden Gewerkschaften heiß diskutiert wurde, DIHK-Präsident Hans Heinrich Drift- die Initiative „Aktiv für Ausbildung“, war also schon 2009 deutlich kleiner mann auf die veränderte Situation, in- mit der gezielt ausländische Jugendliche geworden. Im laufenden Jahr wird sie dem sie Verträge früher abschließen, angesprochen werden sollen. Im Zuge personalmagazin 08 / 10
  • 3. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de 16 AUSBILDUNG lung zu reagieren, bietet Azubister Un- Gefragte Berufsfelder ternehmen die Möglichkeit, ein Profil einzurichten, um Schüler frühzeitig im kaufmännischer Bereich 53 % Internet auf sich aufmerksam zu ma- chen. „Viele Ausbildungsbetriebe sitzen sozialer Bereich 29 % auf einem sehr hohen Ross und sehen Handwerk 26 % keinen Anlass, ihre Strategie der ver- gangenen Jahrzehnte zu ändern“, sagt Medien 23 % Andreas Diehl. medizinischer Bereich 20 % Noch fataler ist seiner Ansicht nach, dass die Ausbildungsbetriebe das verän- Technik und IT 19 % derte Medienverhalten ihrer Zielgruppe Logistik und Verkehr 16 % bisher komplett verschlafen haben. Eine gute Chance auf eine komfortable Position sonstiges 14 % im Kampf um den besten Nachwuchs Gastgewerbe 11 % hätten allein diejenigen Firmen, die vor allem in von Jugendlichen genutzten Me- Landwirtschaft und Gärtnerei 9% dien kommunizierten und die Antwor- 2.507 Befragte, Mehrfachnennungen möglich ten auf die Fragen lieferten, die einen Der kaufmännische Bereich ist bei Azubis beliebt. Andere Berufsfelder haben zunehmend Schüler beschäftigen. Und diese seien: mit einem Nachwuchsmangel zu kämpfen. Quelle: Meinestadt.de, 2010 Welcher Beruf passt zu mir? Was erwar- tet mich in der Ausbildung? Deshalb rät er den Unternehmen: „Unterstützen Sie Schüler frühzeitig bei der Berufswahl, dieser Initiative fördert das Bundesbil- Möglichkeit, ihre freien Ausbildungs- seien Sie erreichbar und ansprechbar, dungsministerium Ausbilderseminare stellen im Zuge der Lehrstellenaktion bauen Sie Vertrauen und einen guten für Fachkräfte und Unternehmer mit „Perspektive Jugend“ im kostenlosen Kontakt auf. Wenn Ihre Stellen vakant Migrationshintergrund, um den Jugend- Standard-Textlayout auf dem lokalen werden, haben Sie gute Chancen, diesen lichen qualifizierte Ansprechpartner in Lehrstellenmarkt zu veröffentlichen. Kontakt in einen qualifizierten und moti- den Firmen zur Seite zu stellen. Und die Seit Herbst 2009 können Firmen zu- vierten Bewerber zu verwandeln. Wer in Handwerkskammer Cottbus plant, pol- dem sogenannte Premium-Lehrstellen letzter Sekunde teure Anzeigen schalten nische Jugendliche drei Monate lang in buchen, um sich besser hervorzuheben, muss, hat schon verloren.“ einem Intensivkurs auf eine Ausbildung unter anderem mit Unternehmenslogo in Deutschland vorzubereiten. oder auch mit einem eingebundenen Vi- Auch Außenseiter können Erfolg haben deo. „Als ‚Tipp der Woche‘ haben sie au- Übrigens: Was ein gezieltes Ausbil- Marketing, Marketing, Marketing ßerdem die Möglichkeit, noch deutlicher dungsmarketing bringen kann, zeigt das Doch was können die Unternehmen für sich zu werben und sich mit ihrer Beispiel der Bundeswehr – per se nicht selbst tun, damit sie nicht nächstes Arbeitgebermarke von anderen abzuhe- unbedingt der beliebteste Arbeitgeber Jahr ganz ohne neue Azubis dastehen? ben“, so Wiersbinski. in Deutschland. Im Frühjahr 2010 stand Werner Wiersbinski, Bereichsleiter Stel- Auch Andreas Diehl, Gründer und Ge- die Bundeswehr an der Spitze des „Mar- lenmärkte bei Meinestadt.de, empfiehlt schäftsführer des Ausbildungsportals kenmonitors Ausbildungsbetriebe“ – als ein gezieltes Ausbildungsmarketing: Azubister, nutzt alle Möglichkeiten, um meistgenannter Betrieb in Blogs, Foren „Unternehmen müssen auf sich und auf Unternehmen über die Nachwuchslü- und sozialen Netzwerken rund um das das, was sie zu bieten haben, aufmerk- cke aufzuklären. „Nicht Unternehmen Thema Ausbildung. Noch vor der Deut- sam machen. Betriebe, die früher noch suchen die Bewerber aus, die guten Be- schen Bank und Siemens. Es zeigt sich: über Mund-zu-Mund-Empfehlungen ih- werber suchen sich das Unternehmen Durch eine gute Kommunikationsstra- re Azubis gefunden haben, müssen nun aus. Und diese Entwicklung wird sich in tegie, die auch soziale Medien mit be- ebenfalls Employer Branding und Marke- den kommenden Jahren noch verschär- rücksichtigt, können auch „untypische“ ting betreiben“, sagt er. Das Städteportal fen“, sagt er. Bis 2020 werde die Zahl oder unbekanntere Ausbildungsbetriebe hat bereits diese Notwendigkeit erkannt der Schulabgänger um etwa 23 Prozent Aufmerksamkeit bei den Jugendlichen und bietet Unternehmen nicht nur die zurückgehen. Um auf diese Entwick- erreichen. personalmagazin 08 / 10
  • 4. TITEL AUSBILDUNG 17 „Vom Blickwinkel abhängig“ INTERVIEW. Lehrstellenlücke oder Azubimangel? Beides lässt sich durch eine entsprechende Statistik belegen. BA-Vorstand Raimund Becker erklärt, warum. personalmagazin: Herr Becker, worauf füh- Bereich. Angaben zur Bilanz können ren Sie zurück, dass 2009 die Zahl der wir noch nicht machen. Die Situation neuen Ausbildungsverträge trotz Krise dürfte sich aber weiter entspannen, nicht deutlich gesunken ist? wenngleich das noch lange nicht bedeu- Raimund Becker: In den Jahren 2007 und tet, dass jeder Jugendliche in seiner Re- 2008, also in Zeiten guter Wirtschafts- gion in einem zu ihm passenden Beruf lage, haben viele Unternehmen unan- einen Ausbildungsplatz in Aussicht hat. genehme Erfahrungen mit dem Thema Wir appellieren daher an Betriebe und Fachkräftemangel gemacht. Und sie Jugendliche, sich frühzeitig an uns zu haben noch gut in Erinnerung, was es wenden, sodass wir beide Seiten unter- bedeutet, verzweifelt qualifiziertes Per- stützen können, zusammenzufinden. sonal zu suchen, aber vielleicht nicht zu bekommen. Das hat sich bei vielen ins personalmagazin: Handwerksbetriebe Gedächtnis eingebrannt. Dazu wissen klagen über einen Mangel an Bewer- sie um die demografische Entwicklung. bern. Bei anderen Firmen kommen auf Der Fachkräftebedarf dürfte dadurch Raimund Becker eine Ausbildungsstelle 100 Bewerber. enorm werden. Deshalb haben viele ist seit 2004 Mitglied des Vorstands der Was unternimmt die BA, um dieses Betriebe trotz Wirtschaftskrise an ihren Bundesagentur für Arbeit. Der Jurist Ungleichgewicht zu mildern? Ausbildungsbemühungen festgehalten, startete seine Laufbahn 1988 im Landes- Becker: Die Bundesagentur für Arbeit um sich ihren eigenen Fachkräftenach- arbeitsamt Rheinland-Pfalz-Saarland. kann Ausbildungsberufe nicht at- wuchs zu sichern. traktiver machen, das ist Aufgabe der Betriebe. Wir unterstützen Jugendliche personalmagazin: Die BA registrierte 2009 bei ihrer Berufswahl. Dabei beraten wir mehr offene Ausbildungsplätze als Be- daher auch bereit, die Alternative aufzu- nicht nur, sondern informieren auch werber. Der DGB spricht von 77.000 feh- geben und sofort mit einer Ausbildung über arbeitsmarktliche Perspektiven. lenden Ausbildungsplätzen. Wie kommt zu starten, wenn sich die Möglichkeit Dazu sind wir auch verstärkt präventiv es zu so unterschiedlichen Zahlen? bietet. In unserer Bilanz finden sich nur tätig. Wir setzen in Vorabgangs-Schul- Becker: Es kommt auf den Blickwinkel die Jugendlichen wieder, die gar nichts klassen an und helfen beim Übergang an. Wir unterscheiden zwischen Jugend- gefunden haben. Daher die unterschied- von der Schule in den Beruf. Hier kön- lichen, die keinen Ausbildungsplatz lichen Betrachtungsweisen. nen sich Betriebe ebenfalls engagieren, und auch keine Alternative wie eine indem sie Praktikumsplätze bereitstel- ausbildungsvorbereitende Maßnah- personalmagazin: Mit welchem Verhältnis len und sich dadurch für eine spätere me oder ein freiwilliges Soziales Jahr von Ausbildungsplätzen zu Bewerbern Ausbildung empfehlen. Wichtig ist, gefunden haben, und Jugendlichen, die rechnen Sie für 2010/11? entsprechend der sinkenden Schulabgän- eben solch eine Alternative angetreten Becker: Wir nehmen erfreut wahr, dass gerzahlen umzudenken: Nicht nur der haben. Trotz Alternative behalten diese die Betriebe ihr Angebot an Ausbil- Einser-Kandidat kann ein guter Azubi jungen Menschen aber die Suche nach dungsplätzen halten. Gleichzeitig sein, sondern auch ein Jugendlicher mit einem Ausbildungsplatz im Auge, die geht demografisch bedingt die Zahl schwierigen Voraussetzungen. spätestens in einem Jahr sowieso wieder der Bewerber zurück, in den östlichen anstehen würde. Viele von ihnen sind Bundesländern sogar im zweistelligen Das Interview führte Daniela Furkel. 08 / 10 personalmagazin
  • 5. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de 18 AUSBILDUNG Engagiert gegen Leerstellen PRAXIS. Der demografische Wandel betrifft alle Unternehmen – auch bei der Besetzung der Lehrstellen. Wir zeigen, wie vier von ihnen diese Misere meistern. Von Kristina Enderle (Red.) © GKM D amit aus Lehr- stellen keine Leerstellen wer- den, müssen sich die Unternehmen für ihre Auszubildenden engagieren. Während die Zahl der Bewerbungen zurückgeht, sinkt oft auch ihre Qualität. Die Auszu- bildenden, die eingestellt werden, benötigen teils noch Starthilfe. Unterneh- men sollten davor nicht zurückschrecken, denn sie müssen diese Talentquelle anzapfen, um Nachwuchs für eine ausgewogene Al- tersstruktur zu gewinnen. Wir zeigen in vier Beispie- len, wie Unternehmen das Im Großkraftwerk Mannheim erhalten Auszubildende im gewerblich-technischen Bereich besondere Unterstützung. umsetzen können. geht. Insbesondere im gewerblich-tech- schen übrig lassen (Note 4 und schlechter). Großkraftwerk Mannheim AG: nischen Bereich spüren wir einen Dies teilen entweder die Lehrer dem Un- Zusätzliche Nachhilfe organisieren deutlichen Rückgang“, erklärt Hamers. ternehmen mit oder die Auszubildenden „Einer nicht unerheblichen Anzahl von In diesem Bereich hat das Kraftwerk für fragen direkt bei ihrem Meister an. Bis- Bewerbern mangelt es inzwischen an das Lehrjahr 2010 nur noch etwa zehn her zeigt diese Nachhilfe Erfolg: „Unsere der Ausbildungsreife“, erklärt Jochen Bewerbungen je Ausbildungsplatz erhal- Maßnahmen tragen dazu bei, dass jeder Hamers, Personalleiter der Großkraft- ten. Im Vergleich zu den Vorjahren ent- Azubi in der Regel mindestens einen be- werke Mannheim AG. Das war ein Grund spricht dies einem Minus von zirka 30 friedigenden Facharbeiterbrief erhält“, so dafür, dass das Unternehmen mit etwa Prozent. Im kaufmännischen Bereich ist Hamers. Auf diese Weise kann das Unter- 580 Mitarbeitern schon im Jahr 2000 diese Tendenz noch nicht zu spüren. nehmen den eigenen Nachwuchs sichern. eine zusätzliche individuelle unterneh- Derzeit erhalten sechs von den 65 Azu- Jeder fertige Azubi erhält zunächst einen mensinterne Nachhilfe für Auszubilden- bis im Unternehmen Nachhilfeunterricht auf ein Jahr befristeten Vertrag. Danach de im Unternehmen eingeführt hat. Ein in den Fächern Mathematik, Deutsch so- liegt die Übernahmequote in ein unbe- zweiter Grund ist die demografische Ent- wie in Wirtschafts- und Gemeinschafts- fristetes Arbeitsverhältnis zwischen 70 wicklung. „Seit etwa acht Jahren merken kunde. Teilnehmen können daran Azubis, und 80 Prozent. „Seit etwa drei Jahren wir, dass die Zahl der Bewerber zurück- deren Noten in der Berufsschule zu wün- ist die Übernahmequote bei uns wieder personalmagazin 08 / 10
  • 6. TITEL AUSBILDUNG 19 so hoch“, sagt Hamers dazu. „Wir stellen zu holen, die bisher wenig gefördert Bisher nehmen die Jugendlichen die wieder mehr junge Mitarbeiter ein, da wurden. 61 Jugendliche haben das An- Einstiegsqualifikation gut an. Auf die wir möglichst vielen jungen Menschen gebot angenommen und absolvieren ein anfängliche euphorische Phase trat mit einen sicheren Arbeitsplatz bieten möch- Jahrespraktikum. Dabei durchlaufen sie dem Arbeitsalltag etwas Ernüchterung ten und eine sehr hohe Altersstruktur dieselben Stationen in Berufsschule und ein: Alte Verhaltensmuster wie noto- haben. Damit reagieren wir auch bereits Betriebseinsatz wie die Azubis. Begleitet rische Unpünktlichkeit kamen wieder auf die demografische Entwicklung.“ werden sie von 60 Ausbildern, die sich an den Tag. Ein Azubi verließ das Unter- Finanziell ist dieses Projekt von einem alle als Lernprozessbegleiter weiterqua- nehmen daraufhin; andere klärten ihre Mehraufwand begleitet. „Monetär ist das lifiziert haben. Außerdem unterstützt ein Probleme in persönlichen Gesprächen aber nur schwer zu bewerten“, erklärt externer Bildungsanbieter die Ausbilder mit ihren Ausbildungsbegleitern. Wer Hamers. Die Zeit für die Nachhilfe fehlt im sozialpädagogischen Bereich und bei bis zum Ende des Praktikumsjahres alle für die praktische Ausbildung in den ausbildungsbegleitenden Hilfen. erforderlichen Qualifikationen erreicht, Meistereien und in der Ausbildungsstät- „Der finanzielle Mehraufwand ist bis- kann direkt ins zweite Ausbildungsjahr te. Aber das Unternehmen erhält für die her gering, da Integration und Lernpro- starten. „Unser Projekt ist bisher von Nachhilfe auch Unterstützung von der zessbegleitung von jungen Menschen einem Erfolg gekrönt, den wir so nicht Arbeitsagentur, die über einen externen schon zuvor Bestandteil der Ausbildung erwartet hätten“, urteilt Fischer. Das Bildungsträger einen Nachhilfelehrer be- gewesen sind“, erklärt Christian Fischer, Unternehmen könne auf diese Weise reitstellt. Pressesprecher der Deutschen Telekom. Talente nutzen, die sonst brach liegen Der Betreuungsaufwand und die Intensi- würden. Deutsche Telekom AG: tät der persönlichen Betreuung nehmen Einstiegsqualifizierung ausweiten aber zu. Dieser Aufwand besteht teilwei- Roman Mayer GmbH: Seit September 2009 läuft bei der Tele- se darin, Defizite im Sozialverhalten oder Neue Ausbildungsplätze schaffen kom ein neues Programm zur Einstiegs- Mängel in der Ausbildungsreife, wie zum Etwa 20 Prozent der derzeitigen Fachar- qualifizierung. Darin werden junge Leute Beispiel eine Rechtschreibschwäche, beiter in der Transport- und Speditions- mit Hartz-IV-Hintergrund in die Aus- auszugleichen. Auch bei Problemen im branche werden in den nächsten Jahren bildung des Unternehmens integriert, persönlichen Umfeld hilft ein Coach – in den Ruhestand gehen. Bislang haben um so im Zuge des demografischen die Unterstützung beschränkt sich nicht die Unternehmen in dieser Branche Wandels Talente in das Unternehmen auf den Arbeitsalltag. aber die Ausbildung neuer Fachkräfte !"#$ %&"'() )*+,$--$. /,-(,$ ,0$,1 #$)#$, ",0 2$.34-#$, !"#$%"& '()*+#, 4"33"&" '(35(2$0,"#," ) ,"& -$" (#3 +( !"#$%$#&'((') *'+'),&"-.+/)01(/+2 3"($"'45)16..&"- !"7'-)$')7' 3"($"'42 H'$.7&"-.4 &"# I').J"($9:0'$7.7'.7. 4"3(./"# 7=0# "&38#+0 $# #') *'+'),')#67'"2 89:"$77.7'((' ;&) *&"#'.6-'"7&) 1<) 1<) %').9:$'#'"' *')&1.-)&EE'"2 *'+'),'))6"0$"-2 :(;(#)9 < . 6575 >; ?@#/'$ =),'$7 &"# ;& 6"#')'" >?48@.7'A'"2 B')7)6-.6&.#)&90 K679:$"-1&"07$/" 2/= 76;97 BCD >+00" ?@A -9+#, -./#"00"&" 1&%"2#$33" 62"&3./+(2+&" 7839"# !"#$%$#&'(('. 3"($"'4*'+'),&"-.1/)A&(6)2 C/0&A'"7'"4 =,)'9:"&"- 6&1 *6.$. #') L&7;&"- #'. 8@.7'A.2 %')+6(7&"-2 5$"(6#&"- 6&1 D"/E1#)&902 .'('07$%') 0'$" !".76((67$/".6&1+6"#2 0/.7'"(/.' ME#67'.2 F&-)$112 G$(7')1&"07$/" 0'$"' !N4D/.7'" 5676 6665895 : 333;'$3$.'$.,42(<4#/.;0$ : !"# $"%"#&"#'()*+,)-.# +/- "+0 1#.234- 2"/ 5'6.#7'8"#9),"/: ;.9+0,"0<
  • 7. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de 20 AUSBILDUNG vernachlässigt. „Aufgrund der demogra- noch nicht schließen können. Aber es einen kurzen Zeitraum. Bei Deerberg lei- fischen Entwicklung fehlen immer mehr lohnt sich, denn die Situation wird lang- ten die Azubis ein ganzes Geschäft mit Fachkräfte. Dadurch wird die Ausbildung fristig nicht besser werden.“ eigenem Sortiment für sechs bis zwölf ein noch zentraleres Thema“, erklärt Pe- Trotz des Erfolgs mussten die beiden Monate. Sie haben dafür eine Mitarbei- ter Müller, Ausbildungsbeauftragter bei Unternehmen das Projekt im Februar terin im Verkauf eingestellt, führen mit der Roman Mayer GmbH, die Teil der auslaufen lassen. Der bürokratische Auf- ihr Mitarbeitergespräche und Gehalts- mittelständischen Roman Mayer Logistik wand, um die Fördermittel zu erhalten, verhandlungen. Zudem vergeben sie an Group ist. war zu hoch. „Wir mussten alle Stunden, die anderen Azubis interne Aufträge. Das Unternehmen ging deswegen im die wir für das Projekt aufgewandt ha- „Im Moment finanziert sich der Laden Jahr 2008 einen außergewöhnlichen ben, dokumentieren und Beleghefte so- noch nicht eigenständig“, erklärt Antina Weg, um in der Öffentlichkeit ein größe- wie Fahrtenbücher führen“, sagt Müller. Wolff, Generalmanager bei der Deerberg res Bewusstsein für die Ausbildung zum Kraftfahrer zu schaffen. Im Rahmen des Förderprogramms „Jobstarter – Für die „Es fehlen immer mehr Fachkräfte. Dadurch wird Zukunft ausbilden“ des Bundesministe- die Ausbildung ein noch zentraleres Thema.“ riums für Bildung und Forschung sowie Peter Müller, Ausbildungsbeauftragter bei der Roman Mayer GmbH des Europäischen Sozialfonds startete die Roman Mayer GmbH zusammen mit der RBA Regionalbus Augsburg GmbH Doch das Unternehmen wirbt weiter Versand GmbH. Doch der Aufwand lohnt das Projekt „Kraffittis“ (Kraftverkehrfit- um neue Auszubildende – „jetzt eben sich für die Azubis, die so von Anfang ness in Schwaben). Die Projektleiter aus nur noch in unserem eigenen Interes- an lernen, eigenständig zu arbeiten. Sie den beiden Unternehmen gingen zusam- se“, erklärt der Ausbildungsbeauftragte. werden gecoacht und können sich bei men in Betriebe aus der Region Schwa- Er gehe nun verstärkt in die Schulen, Problemen an die Ausbilder wenden. ben, die bisher noch keine Lehrstellen um die potenziellen Azubis direkt über Darüber hinaus hat Deerberg für dieses für Kraftfahrer angeboten hatten. Dort den Ausbildungsweg und den Beruf als Projekt in die Ausbildungsverordnung warben sie für neue Ausbildungsplätze. Kraftfahrer zu informieren. eingegriffen und eine Sondergenehmi- „Wegen der demografischen Situation gung von der Industrie- und Handelskam- müssen wir gemeinsam – auch in den Deerberg Versand GmbH: mer (IHK) erhalten. Die Auszubildenden konkurrierenden Unternehmen – dafür Mehr Eigenverantwortung bieten müssen kein Berichtsheft führen, wie es sorgen, dass mehr Schulabgänger eine Das Versandunternehmen Deerberg mit sonst Vorschrift ist. Stattdessen schrei- Ausbildung in unserer Branche aufneh- Sitz in Hanstedt in der Lüneburger Heide ben sie ein „Ausbildungstagebuch“: Da- men“, erklärt Müller, warum er sich für wirbt um Azubis mit dem Angebot, dass rin tragen sie ein, welche Tätigkeiten sie das unternehmensübergreifende Projekt sie viel Eigenverantwortung in der täg- insbesondere in Zusammenarbeit mit engagiert. „Wir waren das erste Unter- lichen Arbeit bekommen. Mit insgesamt anderen Abteilungen in dieser Zeit neu nehmen aus der freien Wirtschaft, das elf Auszubildenden in fünf verschiedenen erlernt und umgesetzt haben. Sie be- sich an diesen Förderprogrammen betei- Berufen liegt die Ausbildungsquote un- schreiben, was genau sie dabei gemacht ligt hat.“ Bisher waren daran ausschließ- ter den Festangestellten bei 40 Prozent. haben, beispielsweise wie sie Azubis lich Bildungsträger beteiligt. Für die Bürokaufleute und Kaufleute im anderer Abteilungen für einen internen Im persönlichen Gespräch versuchten Einzelhandel hat das Unternehmen ein Auftrag gebrieft haben, und erläutern, sie die Firmen davon zu überzeugen, Geschäft, das „Lindgrenhus“, gegründet, wo genau sich ihre Arbeit überschneidet. weitere Lehrstellen zu schaffen. Das häu- das drei Azubis in einem eigens gebauten Auf diese Weise erstellen sie ein Nach- figste Gegenargument: Die hohen Kos- Gebäude leiten. Dafür hat Deerberg mit schlagewerk, das sie nutzen können, um ten. Eine Ausbildungsstelle kostet bis zu Wohnaccessoires ein Teilsortiment neu sich auf ihre IHK-Prüfung vorzubereiten. 80.000 Euro pro Azubi. Außerdem man- aufgenommen, das ausschließlich über Zusätzlich füllen sie einmal im Monat ei- gelt es vielen Unternehmen an Personal den Laden und das zugehörige Internet- nen klassischen Monatsbericht aus, wie und Zeit für die Ausbildung. Trotzdem Portal vertrieben wird. er für die Ausbildungsnachweise üblich konnte „Kraffittis“ innerhalb von zwei Die Idee, eine Filiale von Azubis leiten ist. „Selbst für die Azubis, die außerhalb Jahren 45 Stellen in Schwaben akquirie- zu lassen, ist nicht neu. Viele Einzel- des Gebiets der für uns zuständigen IHK ren. „Damit haben wir unser Ziel sogar händler bieten ihren Azubis diese ei- ihre Ausbildung absolvieren, haben wir übertroffen“, so Peter Müller. „Die Lehr- genverantwortliche Aufgabe als Teil der die Ausnahmegenehmigung erhalten“, stellenlücke werden wir dadurch zwar Ausbildung an – dann aber meist nur für erklärt Antina Wolff. personalmagazin 08 / 10
  • 8. TITEL AUSBILDUNG 21 Was Azubis wollen Info-Quellen STUDIE. Worauf Schüler bei der Wahl eines Aus- Internet 84 % bildungsbetriebs Wert legen und wie sie sich Freunde und Familie 72 % informieren, das war das Thema einer Diplomarbeit. BIZ 62 % Lehrer und Schule 56 % Ausbildungsmessen 54 % Zeitung / Zeitschriften 46 % Von Daniela Furkel (Red.) der Einflussfaktoren für die Arbeitge- Schüler binden ihr soziales Umfeld stark berwahl. Studienautorin Nadja Kölbl rät W in die Informationssuche rund um das ie können Unternehmen daher den Arbeitgebern, insbesondere Thema „Ausbildung“ ein. potenzielle Azubis auf sich Aspekte wie eine sichere Übernahme, Quelle: Nadja Kölbl, 2009 aufmerksam machen? Die zum Beispiel Übernahmezahlen der Antwort: Indem sie zu- vergangenen Jahre, aber auch Aussagen nächst in Erfahrung bringen, welche An- der Mitarbeiter über das Arbeitsklima forderungen junge Menschen an einen im Unternehmen und Berichte über Dies beschränke sich nicht nur auf Arbeitgeber stellen und welche Wege sie Programme zur Weiterentwicklung und gezielte Informationen über die angebo- nutzen, um sich über einen Arbeitgeber die Aufstiegsmöglichkeiten nach Ausbil- tenen Ausbildungen, die Bewerbungs- zu informieren. Und genau diese Frage- dungsabschluss gezielt an die Schüler fristen und -abläufe auf der Webseite des stellungen standen im Fokus der Diplom- zu kommunizieren. „Wichtig ist, dass Unternehmens, so die Studienautorin. arbeit von Nadja Kölbl an der Universität die Aussagen authentisch sind und das Gerade wer jetzt Web-2.0-Instrumente Hohenheim, unterstützt durch das Aus- Beschriebene im Unternehmen auch ge- einsetze, beispielsweise Azubi-Foren, bildungsportal azubister.net. Sie hatte lebt wird“, ergänzt sie. Chats mit Unternehmensvertretern oder 525 Schüler zu ihren Anforderungen an Podcasts, könne sich als Arbeitgeber einen Arbeitgeber befragt. 95 Prozent gehen ins Netz von anderen Unternehmen gut abheben. Bleibt die Frage, auf welchem Weg diese Zudem könnten sich Unternehmen in Schüler wollen akzeptiert werden Informationen am besten kommuniziert sozialen Netzwerken darstellen und den Vor allem die Faktoren „Akzeptanz und werden. Wo informieren sich die Schüler direkten Kontakt zu potenziellen Azubis Wertschätzung“, „Sicherheit“ und das in erster Linie über einen Arbeitgeber? herstellen. Nadja Kölbl: „Das Austau- „Arbeitsklima eines Unternehmens“ sind Hierfür liefert die Studie eine eindeutige schen von Meinungen und Informatio- den Schülern bei der Wahl eines Ausbil- Antwort: Das Internet steht an erster nen im Netz bietet somit neue Chancen dungsbetriebs besonders wichtig, ergab Stelle, gefolgt von den Freunden und für Unternehmen, mit den Jugendlichen die Befragung. Auch weitere Aspekte wie der Familie. Weiterhin holen die Schü- in Kontakt zu treten.“ ein „geregeltes Arbeitsleben“ sowie der ler Informationen zur Berufswahl beim „Berufseinstieg und Entwicklungschan- Berufsinformationszentrum (BIZ) der Die Familie mit einbeziehen cen“ und die „Identifikation mit dem Arbeitsagenturen, bei Lehrern, bei Aus- Ein weiteres Fazit der Studie: Da Schüler Unternehmen“ haben für die befragten bildungsmessen und in der Presse ein ihr soziales Umfeld, das heißt Familie Schüler eine hohe Bedeutung. Auffällig (siehe Grafik). „Insgesamt nutzen über und Freunde, stark in die Informations- hierbei ist, dass dies sowohl für Haupt- 95 Prozent der befragten Schüler das suche einbeziehen, müssen auch diese und Realschüler als auch für Gymnasi- Internet zur Information über einen Ar- im Azubi-Marketing und der Kommuni- asten gilt. In deren Aussagen finden sich beitgeber und nur knapp fünf Prozent kation berücksichtigt werden. Für diese nur marginale Unterschiede. nicht“, berichtet Nadja Kölbl. „Der Kom- Zielgruppe sind vor allem Botschaften Weniger wichtig für die künftigen munikationsweg über das Internet ist al- wie die Ausbildungsqualität und -si- Azubis sind dagegen die Reputation und so besonders geeignet, um eine Vielzahl cherheit in einem Unternehmen ent- der Standort eines Unternehmens, des- von Schülern über ein Unternehmen und scheidend. Zudem bietet es sich an, die sen Kreativität und Modernität. Auch die seine Ausbildungsmöglichkeiten zu in- Familien zu speziellen Veranstaltungen Entlohnung steht nur an siebter Stelle formieren“, folgert sie. wie Azubi-Tagen mit einzuladen. 08 / 10 personalmagazin
  • 9. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de 22 AUSBILDUNG Wichtige Botschaft an die Eltern PRAXIS. Wenn sie Azubis suchen, vergessen Firmen oft die Sekundärzielgruppe der Eltern und Lehrer. Doch diese entscheidet meist über die Berufswahl. Von Daniela Furkel (Red.) Das ist auch die Erkenntnis von An- zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, dreas Thierig, der unterstützt vom baye- sondern lehre die Männer die Sehnsucht D er Rat und die Meinung von rischen Kultusministerium Konzepte für nach dem weiten endlosen Meer.“ Freunden und Familie sind für ein besseres Ausbildungsmarketing er- Jugendliche das wichtigste Ent- arbeitet, unter anderem das „BauCamp“ Vertrauen als Arbeitgeber gewinnen scheidungskriterium bei der für den Bayerischen Bauindustriever- Weitere Fehler in klassischen Azubi- Wahl einer Ausbildung. Das zeigt eine band. „Der grundlegende Fehler der Marketingkampagnen sind, dass diese Repräsentativumfrage der Bertelsmann- meisten Maßnahmen ist, dass gegenüber keine Verbindung zu den lokalen Ausbil- Stiftung, die zwar aus dem Jahr 2005 ist, einem sehr langfristigen, einem extrem dungsbetrieben knüpfen. Zum Beispiel, aber deren Aussagekraft auch aktuell trägen und mit einem extrem guten Lang- wenn ein Verband an der Schule nur über nicht anzuzweifeln ist: Die Berufswahl zeitgedächtnis ausgestattetem Markt den Beruf informiert, aber keine Prakti- ist laut der Studie einer der wenigen Be- kurzfristig, schnell und unzuverlässig ka oder Schnuppertage beim Bäcker oder reiche, in dem Jugendliche ihre Eltern gehandelt wird. Der Ausbildungsmarkt Metallunternehmen vor Ort anbietet. Und noch um Rat fragen und in dem sie ihnen funktioniert allerhöchstens regional, letztlich führen laut Thierig auch Aus- noch Kompetenz einräumen. normalerweise aber lokal“, so Thierig. bildungsplatzbörsen im Internet nicht Informationsquellen, die keinen so na- dazu, dass sich mehr Schüler für einen hen persönlichen und keinen so individu- Die Fehler beim Azubi-Marketing bestimmten Beruf interessieren. Sein Fa- ellen Kontakt ermöglichen, sind weniger Typische Mängel sind seiner Erfahrung zit: „Vor allem für die Ausbildungsberufe, beeinflussend. So sind Berater der Agen- nach zu kurzfristige Maßnahmen und die außerhalb der Wahrnehmung durch Jugendliche und Multiplikatoren stehen, sind solche Stellenmärkte wirkungslos. Die Berufswahl ist einer der wenigen Bereiche, in Außerdem vermeiden Multiplikatoren meist die Arbeit mit Ausbildungsplatz- dem Jugendliche ihre Eltern noch um Rat fragen börsen, weil diese zu zahlhreich, zu unü- und in dem sie ihnen noch Kompetenz einräumen. bersichtlich und zu unverbindlich sind.“ Mit dem Begriff „Multiplikatoren“ meint er die Zielgruppe der Eltern, Leh- tur für Arbeit (39 Prozent) und Mitarbei- eine reine Informationsschlacht mit aus- rer und sonstigen Personen, die beim ter von Unternehmen, die in die Schule ufernden Worten oder viel gedrucktem Übergang von Schule zu Beruf helfen. kommen (31 Prozent) deutlich weniger Papier. Selbst Videos bringen selten die Nach seiner Erfahrung sind es vor allem wichtig. Freunde (27 Prozent) und Lehrer erhoffte Aufmerksamkeit. „Berufsinfor- diese Personen, deren Vertrauen es zu (29 Prozent) fallen ins hintere Feld, wobei mationen, egal in welcher Form, sind für gewinnen gilt. „Ist ein Unternehmen in die Meinungen der Lehrer als erwachsene die Zielgruppe meist langweilig. Zu viele den Augen der Erwachsenen glaubwür- Ratgeber noch wichtiger genommen wer- fachliche Details, wo es eigentlich darum dig und verlässlich, dann empfehlen den als die der Freunde. So gut wie keinen ginge, Faszination oder Begeisterung zu sie dieses Unternehmen an die Jugend- Einfluss weist die Studie Werbespots und wecken“, erklärt er und zitiert ein Bonmot lichen“, so Thierig. Deshalb rät er zu Un- Werbeplakaten zu: „Sie machen vielleicht von Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn Du ternehmensevents, mit denen sowohl die aufmerksam, aber als wichtige Einfluss- ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Begeisterung der Jugendlichen (im Sinne größe auf die eigene Berufsentscheidung Männer zusammen, um Holz zu beschaf- von Saint-Exupéry) als auch das Informa- werden sie nicht gesehen.“ fen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben tionsbedürfnis der Erwachsenen geweckt personalmagazin 08 / 10
  • 10. TITEL AUSBILDUNG 23 dener Initiativen vor Ort erlebbare Infor- © MCDONALD‘S mationen über die Branche und Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten zu vermitteln. Offenbar mit Erfolg. „Im vergangenen Jahr hatten sich 70 Teilnehmer angemel- det. Anschließend haben sich 40 Jugend- liche auf deren Empfehlungen hin für das ‚BauCamp 2010‘ beworben“, so Thierig. Die Beispiele zeigen, dass Unternehmen je nach Größe entweder allein oder im Verbund viele Möglichkeiten haben, Be- geisterung bei Jugendlichen zu wecken und vor allem die Sekundärzielgruppe Erwachsene anzusprechen. Und dass sie damit auch das Interesse für weniger attraktive Ausbildungsbranchen wecken können. Recruiting im Schnellrestaurant Wie wichtig die Sekundärzielgruppe ist, hat auch das Systemgastronomie-Unter- nehmen McDonald’s erkannt. In seinem aktuellen TV-Spot der Mitarbeiter-Kam- pagne 2010 spricht das Unternehmen gleich im Einstieg die Sekundärziel- gruppe Eltern an: „Meine Mutter war total geschockt. Eine Ausbildung bei McDonald’s. Pommes schütteln. Aber jetzt ist sie richtig stolz auf mich“, be- richtet eine Auszubildende. Das Unternehmen hat sich den Wer- bespot, in dem reale Mitarbeiter über ihre Tätigkeit berichten, einiges kosten lassen. Ein kleineres Unternehmen hat McDonald‘s spricht in seiner aktuellen Mitarbeiterkampagne gezielt die Zielgruppe „Eltern“ an. dafür sicherlich kein Budget. Aber für das Unternehmen McDonald‘s, das im werden, die einen direkten Kontakt zum tierte. In Technikparcours konnten die laufenden Jahr 1.000 Ausbildungsplät- Ausbildungsbetrieb ermöglichen und die Besucher die Faszination der Bautechnik ze zu besetzen hat und insgesamt 2.208 langfristig wirken. Sein Fazit: „Das Er- selbst erleben. So wurde ein positives Azubis zählt, ist es nicht einfach, genü- folgsgeheimnis solcher Events ist deren Bild des Unternehmens vermittelt – und gend gute Kandidaten zu finden. „Der Authentizität und die lockere Aktivie- zwar an rund 1.000 Besucher. Als Ergeb- Wettbewerb um die besten Bewerber ist rung der Gäste. Unterm Strich gewinnt nis entstanden neue Multiplikatoren- groß und wir müssen mit vielen anderen das Unternehmen damit mehr Ansehen kontakte, die für stete Nachfrage nach Arbeitgebern konkurrieren“, sagt Perso- und Vertrauen und es gewinnt auf allen den Ausbildungsberufen sorgen. Kon- nalvorstand Wolfgang Goebel. Außerdem Ebenen neue Mitarbeiter.“ kret wurden im Direktkontakt Ferien- sei es schwer, ausreichend qualifizierte jobs und Praktikumsplätze vergeben. Nachwuchskräfte zu gewinnen. Viele Vor Ort Begeisterung wecken Ein weiteres Beispiel, das sich gezielt Bewerber hätten einfach noch nicht die Andreas Thierig realisierte 2009 ein an Multiplikatoren wendet, trägt den erforderlichen Qualifikationen, um er- Konzept namens „Anbaggern“, bei dem Namen „BauDynamik“. Hierbei geht es folgreich in den kaufmännischen Beruf sich ein Bauunternehmen in Sonthofen darum, Lehrern, Schulsoziologen und Fachmann/Fachfrau für Systemgastro- Jugendlichen und Erwachsenen präsen- ehrenamtlichen Mitarbeitern verschie- nomie zu starten, erklärt er. 08 / 10 personalmagazin
  • 11. TITEL Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de 24 AUSBILDUNG Aber das Unternehmen hat auch einen Da Eltern und Lehrer das Beste für ih- getextet. Und ob diese ihre Eltern mitbrin- Vorteil: Jeder kennt es und seine Pro- re Schützlinge wollen, sind die Kernbot- gen, wenn sie mit ihren Freunden zum duktpalette. Das kann es für die Azubi- schaften an die Sekundärzielgruppe laut Wettbewerb antreten, erscheint eher frag- Rekrutierung gut nutzen. „Wir setzen Wolfgang Goebel die gleichen wie an die lich. Mit dem BayME Info-Truck, der die vor allem auf das Recruiting vor Ort in Jugendlichen selbst. Und diese lauten: „Bei Schulen anfährt, werden immerhin auch einem der 1.361 Restaurants in Deutsch- McDonald’s warten nicht nur eine solide die Lehrer in die Berufsinformation inte- land oder durch lokale Stellenanzeigen“, Ausbildung und sichere Arbeitsplätze, griert. Doch fehlt hier die Integration lo- sagt Wolfgang Goebel. „Außerdem haben sondern auch ein abwechslungsreicher, kaler Ausbildungsunternehmen in dieses wir unser Ausbildungsangebot deutlich anspruchsvoller Beruf mit hervorra- Konzept. Auch die Nachwuchskampagne ausgeweitet und fit für die Zukunft ge- genden Gestaltungs- und Aufstiegsmög- „Macher gesucht!“ des Bayerischen Hand- macht“, ergänzt er. So gibt es neben lichkeiten für die persönliche Zukunft. werkstags, für die insgesamt zehn Schul- der kaufmännischen Ausbil- preise ausgelobt sind, bindet dung seit Anfang 2010 eine über diesen Weg die Lehrer © ANDREAS THIERIG Ausbildung als Fachkraft im als Meinungsbildner mit ein. Gastgewerbe in der System- Aber auch bei dieser Kampa- gastronomie für Hauptschul- gne konzentriert sich die An- abgänger sowie für junge sprache auf die Jugendlichen. Menschen mit Hochschulrei- Die Eltern bleiben mehr oder fe ein duales Studium an der weniger außen vor. Berufsakademie. Mehr Multiplikatorenarbeit Infos für Schüler und Eltern Laut Personalmarketing-Ex- Für das Azubi-Marketing perte Andreas Thierig werde setzt McDonald’s auf ein auf diese Weise noch zu we- ganzes Bündel an Maßnah- nig Nutzen gestiftet. Aber er men, um Eltern und Lehrer glaubt, dass sich diese zu ein- besser über die Einstiegs- seitige Kommunikation von und Karrieremöglichkeiten Firmen und Verbänden bald zu informieren. „Das sind ändern wird. „Medienunter- Informationsmaterialien im nehmen, Werbeagenturen, Restaurant oder Publikati- immer mehr Verbände und onen wie ein Beihefter in der Ein schönes Beispiel für Multiplikatorenarbeit: Lehrer lernen Baggerfahren. zunehmend auch die Unter- ‚Bravo‘, aber auch gesonderte nehmen selbst werden fest- Veranstaltungen“, erklärt der Personal- Dabei sollte jedoch nicht vergessen wer- stellen, dass Multiplikatorenarbeit die vorstand. „Bei Ausbildungsmessen, an den, dass der Weg dorthin über die Aus- ökonomischste und wirksamste Methode denen wir regelmäßig teilnehmen, kom- bildung bei McDonald’s anspruchsvoll ist ist, um nachhaltig geeignete Bewerber zu men wir nicht nur mit Schülern, sondern und auch stressig sein kann.“ gewinnen“, sagt er. auch mit interessierten Eltern in Kon- Übrigens: Aus einem weiteren Grund takt“, berichtet er. Ansätze mit Optimierungsbedarf tun die Unternehmen gut daran, sich Darüber hinaus nimmt das Unterneh- Auch in anderen Branchen gibt es einige intensiver mit der Sekundärzielgruppe men an Informationsveranstaltungen Ansätze, um Schüler und Eltern/Lehrer auseinanderzusetzen. Laut der Studie für Berufsanfänger, zum Beispiel bei den gleichzeitig für einen Ausbildungsberuf der Bertelsmann-Stiftung sind diejeni- IHK oder den Arbeitsagenturen teil. zu begeistern. So veranstalten die baye- gen Jugendlichen, die stärker in die Fa- Lehrkräfte können über das Netzwerk rischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber milie eingebettet sind und ihren Eltern „Schule-Wirtschaft“ mit dem Unterneh- in sieben bayerischen Städten eine soge- mehr vertrauen, auch diejenigen, die men in Kontakt treten und werden als nannte „Fingerboard Challenge“, zu der motivierter sind, mehr Aktivität und Sekundärzielgruppe über die „Bravo-Job- beide Zielgruppen gleichzeitig eingeladen Interesse zeigen. Wer also gezielt die Attacke“ angesprochen, die mit Stars wie sind. Doch noch ist die Ansprache beider Eltern im Azubi-Marketing für sich ge- der Band Monrose und DSDS-Gewinner Zielgruppen nicht optimal. So werden winnt, erreicht auf diesem Weg Jugend- Daniel Schumacher auf Tour geht und die Einladungen zu diesem Geschicklich- liche, die mit großer Wahrscheinlichkeit Schulen besucht. keits-Wettbewerb gezielt für Jugendliche auch beruflich vorankommen wollen. personalmagazin 08 / 10