Memo Intelligente Netze1. Hewlett-Packard Company
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10785 Berlin
Germany
hp.com
Memo
From: Ansgar Baums
Date: 25 April 2012
Re: Konzept „Intelligente Netze“
1 Konzeptionelle Grundlage
Ansgar Baums Der BITKOM hat im Rahmen des industriepolitischen Grundsatzpapiers
Director Government Relations
vom April 2012 das Konzept der Intelligenten Netze beschrieben.1 . Als
Global Communications
M +49 174 1526269 intelligente Netze werden hierbei fünf Infrastrukturen definiert:
T +49 30 25452-277 intelligente Bildungsnetze, Energienetze, Behördennetze,
F +49 30 30808189 Verkehrsnetze sowie Gesundheitsnetze (vgl. Grafik 1).
ansgar.baums@hp.com
Twitter: HP_govrel
Die genaue Definition des Begriffes „intelligentes Netz“ ist dabei
weniger wichtig als vielleicht zunächst angenommen. Das Konzept der
intelligenten Netze stellt diese fünf in ihren Ausgestaltungen zum Teil
sehr unterschiedlichen Felder bewusst nebeneinander, um auf drei für
die Politikgestaltung entscheidende Faktoren hinzuweisen, die nur in der
Gesamtsicht klar werden:
(1) Unsere Infrastrukturen befinden sich in einem umfassenden Prozess
des Wandels. Neue gesellschaftliche Herausforderungen wie
Demografie und Klimawandel (Energiewende) bedürfen einer
1
www.bitkom.org/files/documents/Grundsatzpapier_Industriepolitik_BITKOM.pdf
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höheren Effizienz unserer Infrastrukturen – diese Effizienz ist nur
durch den Einsatz von ITK möglich (vgl. dazu auch Annex 1).
(2) Die Digitalisierung von Infrastrukturen geschieht nur in
Ausnahmefällen „automatisch“, d.h. durch den Markt getrieben.
Oftmals fehlt für die Investitionen der Business Case. Hier bedarf es
einer aktiven, gestaltenden Rolle des Staates – er ist der „change
agent“ in intelligenten Netzen.
(3) Obwohl die einzelnen Bereiche sehr unterschiedlich sind, lassen sich
doch gemeinsame Fragestellungen bei der Digitalisierung
herausarbeiten (zum Beispiel die Frage von Zentralität versus
Dezentralität der Datenplattform-Architektur, Abgrenzung von
Markt versus vorwettbewerbliche Kooperationen,
Standardisierungs- und Normungsfragen).
Auf dieser Analyse gilt es nun aufzubauen.
2 Umsetzung
Wie kann das Thema Intelligente Netze weiter erarbeitet werden? Die
Herausforderung besteht darin, zum einen „in die Tiefe zu bohren“ und
die Digitalisierung der einzelnen Infrastrukturen zu verstehen und
Handlungsanweisungen zu erarbeiten. Zum andern gilt es, die Befunde
anhand des Denkmodells der intelligenten Netze auf eine abstrakte,
übergreifende Ebene zu analysieren. Man kann hier von einem „T-
Shape“ sprechen (vgl. Grafik 2).
T-S hape S trategische E xpertise
A nalytisches Modell „Intelligente N etze“
G emeinsame F unktionsweisen
G emeinsame H erausforderungen
P olicy-M odelle für eine „N eue Infrastrukturpolitik“
Intelligentes Intelligentes Intelligentes Intelligentes Intelligentes
B ildungsnetz E nergienetz Verkehrsnetz B ehördennet G es. N etz
z
F achexpertise
Technik Technik Technik Technik
P rozesse P rozesse P rozesse P rozesse
Technik
B usiness- B usiness- Business- B usiness-
P rozesse
M odelle M odelle M odelle M odelle
B usiness-
R egulierung R egulierung R egulierung R egulierung
M odelle
G esellschaftliche G esellschaftliche G esellschaftliche G esellschaftliche
R egulierung
A spekte A spekte A spekte A spekte
G esellschaftliche
A spekte
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Entscheidend ist hier eine Fokussierung auf jene Fragestellungen, die
sich durch das Konzept der Intelligenten Netze ergeben:
Wo genau liegen in den einzelnen Infrastrukturen die größten
Effizienzpotenziale der Digitalisierung?
In welcher Art und Weise findet die Digitalisierung der jeweiligen
Infrastruktur bislang statt? Wer sind die Treiber? Welche Aspekte der
Infrastruktur werden digitalisiert, welche nicht?
Wie sieht die „Architektur“ dieser Digitalisierung aus? (u.a.
Zentralisierung vs. Dezentralisierung, Abgrenzung
vorwettbewerbliche Kooperation – Wettbewerb).
Was sind die größten Hemmnisse für eine umfassendere
Digitalisierung?
Welche Rolle spielt der Staat in diesem Prozess bislang? Welche
müsste er spielen, um den Prozess zu befördern?
Beispielhaft für solch einen Analyseprozess sei hier der Bereich e-
Energy angeführt. Grafik 3 stellt das Stromnetz schematisch dar. Die
Unterteilung zwischen Verteil-, Mittel- und Hochspannungsnetz ist
spezifisch für das Stromnetz, die Unterteilung zwischen physischer
Infrastruktur, Datenplattform und Applikationsebene dürfte jedoch für
alle intelligenten Netze relevant sein (hier könnte noch die
„Sensorik“ als Bindeglied zwischen physischer Infrastruktur und
Datenplattform hinzugefügt werden).
A nalys eras ter Intelligente Netze – am B eis piel
S tromnetz
V erteilnetz ja nein nein
Mittel-
spannung ja ja ja
H och-
spannung ja ja ja
P hysische Infrastruktur D aten-P lattform A pplikationen
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Im Fall der Smart Grids ist unter anderem BDI Initiativ zu dem Ergebnis
gekommen, dass der Wettbewerb alleine „es nicht richten wird“, da der
Business Case für die Daten-Plattform auf Verteilnetzebene unter
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gegebenen Regulierungsbedingungen fehlt.2 Hier ist aus Sicht der
Industrie ein aktives Eingreifen des Staates notwendig.3
Annex 1: Historische Perspektiven auf Intelligente Netze
Mit dem Begriff der „Intelligenten Netze“ wird ein Paradigma für eine
Neue Infrastrukturpolitik formuliert. Was damit gemeint ist, wird in
historischer Perspektive klarer: Wir befinden uns momentan in einer
dritten Phase der Infrastrukturpolitik. Nach dem Aufbau der Grundlagen
der Massengesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg (personifiziert
durch Eisenhower und das Interstate-Programm in den USA) folgte der
erste Einschnitt mit der Ölkrise 1973. Phase 2 war gekennzeichnet
durch die Privatisierung von Infrastrukturen mit dem Ziel der
Kostensenkung (personifiziert durch Thatcher). Das Paradigma der
Liberalisierung stößt angesichts der großen Herausforderungenn wie
Klima- und demografischer Wandel an seine Grenzen. Wettbewerb ist
nach wie vor der effizienteste Ressourcen-Allokationsmechanismus –
allerdings müssen die per definitionem durch staatliche Regulierung
definierten Infrastrukturmärkte neu „designed“ werden, um digitalisiert
werden zu können. Dieses neue Paradigma soll mit dem Projekt der
Arbeitsgruppe 2 definiert werden.
Infras truktur-P has en s eit 1945
1945-1973 1973-2007 H eute
A ufbau Liberalisierung D igitalisierung
Ziel Ziel Ziel
G rundlagen der mobilen K osten senken H erausforderungen
M assengesellschaft K limawandel, D emografie,
schaffen U rbanisierung meistern
?
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2
BDI Initiativ (2011): Auf dem Weg zum Internet der Energie. Der Wettbewerb alleine
wird es nicht richten. http://www.bdi-ide.de/paper
3
Die BNetzA hat diesen Vorschlag kritisch kommentiert: Bundesnetzagentur (2012):
Smart Grid und Smart Market.
http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/BNetzA/Sachgebiete/
Energie/Sonderthemen/SmartGridEckpunktepapier/SmartGridPapierpdf.pdf?__blob=p
ublicationFile
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Annex 2: Standortpolitische Perspektive auf Intelligente Netze
In der politischen Debatte um ITK-Politik stehen zumeist die „Internet-
Politik“ im Vordergrund. Aus Sicht der ITK-Branche ist dies ein viel zu
enger Fokus – der Strukturwandel durch Digitalisierung ist wesentlich
weiter. Wir können hier von drei Säulen sprechen:
Digitalisierung von Infrastrukturen – dies sind die angesprochenen
Intelligenten Netze.
Digitalisierung von Wertschöpfungsketten – hierunter sind Themen
wie „Industrie 4.0“, Cyber-Physical Systems, Business Web oder Cloud
Computing für industrielle Anwendungen zu fassen.
Digitalisierung von Lebenswelten – dies ist die erwähnte „Internet-
Politik“ im Sinne von b2c-Themen.
Drei Politikfelder können als Querschnittsthemen begriffen werden:
Breitbandpolitik
Daten-Standortpolitik (im Sinne eines umfassenden Verständnisses
von Daten. Es kann nicht nur um Datenschutz gehen, da die
Verarbeitung von Daten letztendlich der Kern von allen erwähnten
effizienzsteigernden Technologien ist).
Fachkräftepolitik
3x3: H andlungs felder der digitalen S tandortpolitik
D igitale S tandortpolitik
(1) (2) (3)
D igitalisierung von D igitalisierung von D igitalisierung von
Infrastrukturen W ertschöpfungsketten Lebenswelten
D er S taat als „change D er S taat als F örderer D er S taat als M itgestalter
agent“ intelligenter N etze der b2b-R evolution digitaler L ebenswelten
(A ) B reitbandpolitik
(B ) D aten-S tandortpolitik
(C ) F achkräftepolitik
3 © C opyright 2012 H ewlett-P ackard D evelopment C ompany, L.P . T he information contained herein is subject to change without notice .
Für jede einzelne Säule gilt es, ein klares Bild staatlichen Handelns zu
entwickeln. Aus einem zu engen „1x1“ der IT-Politik wird so ein „3x3“.
Die Arbeit der Arbeitsgruppe 2 des IT-Gipfels liefert einen wichtigen
Beitrag, um die politische Agenda der ersten Säule weiter zu schärfen.
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