Umfrage unter Energieexperten zur Energiewende: Keine Partei kann es
2384 stumag
1. T E S T: SPL MIXDREAM
T E S T: ADT V700 MODULSYSTEM
FEATURE: SMART AV CONTROLLER
27. JAHRGANG NR. 293
2. 2
Zurück in die Zukunft…
Dieter Kahlen
Fotos: Dieter Kahlen
Analog-Summiereinheit SPL Mixdream
Den Entwicklern digitaler Audio-Workstations müssen zur Zeit tatsächlich
die Haare zu Berge stehen. Wie sicherlich niemand ernsthaft bestreiten wird,
haben DAW-Systeme in den letzten Jahren ungeheure Qualitätssprünge voll-
zogen - permanent wurden Auflösungen und Abtastraten erhöht, die Leis-
tungsfähigkeit sowohl der
Hard- wie auch der Soft-
ware drastisch gesteigert
und mit Sicherheit auch
die Audioqualität der di-
gitalen Mix-Engines deut-
lich verbessert. Und den-
noch werden immer wie-
der Zweifel an der Fähig-
keit eben dieser digitalen
Workstation-Mixer laut,
die im System aufgezeich-
neten Einzelsignale mit
der gleichen klanglichen
Qualität zu mischen, wie
wir sie (hoffentlich) von
hochwertigen Analog-
mischpulten kennen. Es
sieht ganz so aus, als kön-
ne es unter bestimmten
Voraussetzungen durch-
aus vorteilhaft sein, zu-
mindest kritische Einzel-
signale nicht auf der Digi-
talebene zu summieren,
sondern sie über getrenn-
te Wandler aus dem System auszuspielen und sie dann auf der Analogebene
zu mischen. Ähnlich wie der US-amerikanische Hersteller Dangerous (siehe
Test in der letzten Ausgabe des Studio Magazins) hat sich der deutsche Her-
steller SPL dieser Thematik gewidmet und mit dem 'Mixdream' ein passen-
des Analoggerät im kompakten 19"-Format vorgestellt, das eine solche Ar-
beitsweise auch ohne ausgewachsenes Analogpult ermöglicht.
Man könnte sich natürlich - im Falle unse- der technischen Entwicklung erst seit ver- Mixdream ist ein für das beschriebene Auf-
rer Redaktion auch durchaus selbstkritisch - gleichsweise kurzer Zeit dazu in der Lage gabengebiet maßgeschneiderter 16/2-Mixer
fragen, warum diese Thematik, die von an- ist, wirklich große Projekte mit vielen Spu- in Class A-Technik, bei dessen Entwicklung
spruchsvollen DAW-Anwendern seit Jahren ren auch innerhalb von Workstations virtu- SPL auf seine mittlerweile umfassenden Er-
beobachtet und diskutiert wird, erst jetzt ell zu mischen, wobei bestimmte Einschrän- fahrungen mit der Hochvolt-Technologie zu-
in den Mittelpunkt des allgemeinen Inter- kungen der digitalen Summierung vermut- rückgegriffen hat. Das Gerät verzichtet auf
esses rückt. Vor fünf oder acht Jahren hätte lich besonders deutlich zutage treten. Zu- jegliche internen Bearbeitungsmöglichkei-
die Qualität der damals gängigen Software- dem wäre es sicherlich sehr interessant, zu ten der Einzelkanäle wie etwa Pegel- und
Mixer, mit denen auch damals schon viele erkunden, in welchem Maße neben DAWs Panoramaregelung oder Entzerrung und be-
von uns gearbeitet haben, dazu vermutlich auch digitale Hardware-Mischpulte der un- schränkt sich damit auf die analoge Aufsum-
noch deutlich mehr Anlass gegeben. Viel- terschiedlichen Preiskategorien von dieser mierung der Eingänge mit Vollpegel, wobei
leicht liegt es ja daran, dass man aufgrund Problematik betroffen sind. den beiden Kanälen der Stereosumme je-
3. 3
falls also an einem Ausgang ein unsymme-
trischer Leitungsweg angeschlossen ist, so
wird dabei zwangsläufig auch der parallele
Ausgang unsymmetrisch. Der Ausgangspe-
gel der Stereosumme ist mit einem front-
seitigen Drehschalter in Bereich zwischen -
3 und +2 bezogen auf Unity Gain justier-
bar; die Schrittweite liegt bei 1 dB. Alterna-
tiv zum elektronisch symmetrierten Ausgang
läßt sich mit dem Schalter 'Transformer' ein
Paar Lundahl-Ausgangsübertrager in den Si-
gnalweg schalten; dies betrifft wegen der
Parallelschaltung natürlich ebenfalls beide
XLR-Ausgangspaare.
Für jeden der Eingangskanäle ist im obe-
ren Bereich der Frontplatte ein kleines An-
weils acht Eingänge zugeordnet sind. Da- deren Typ ersetzt, was sich speziell bei der zeige- und Bedienfeld mit drei LEDs und ei-
bei geht man davon aus, die Mischungs- Mischung vieler Kanäle ebenfalls vorteilhaft nem Kippschalter vorgesehen. Ganz oben
verhältnisse, Signalbearbeitungen und Pa- auf den Klangcharakter auswirkte. befindet sich eine Signal-LED, die das Vor-
noramapositionen der Einzelsignale nach handensein eines Eingangssignals mit mehr
wie vor innerhalb der Workstation zu steu- Aufbau und Bedienung als 30 dB Pegel anzeigt. Der Schalter steu-
ern, um nicht auf die komfortablen Spei- Mixdream ist als 19"-Einheit mit zwei Höhen- ert die Funktionsweise des Insert-Punktes;
cher- und Automationsfunktionen der DAW einheiten und integriertem Netzteil mit Ring- im Normalbetrieb des Kanals befindet er
verzichten zu müssen. SPL erweitert dieses kern-Trafo aufgebaut. Die interne Signalver- sich deshalb in der 'Off'-Position. Alternativ
Konzept im Mixdream noch um einen Peak- arbeitung beruht auf dem Class-A-Verfahren, kann der Schalter den Insert-Punkt aktivie-
Limiter und einen Stereo-Expander im Aus- wobei eine Versorgungsspannung von +/-30 ren ('On') oder den Eingangskanal von der
gang sowie um schaltbare Insert-Punkte in Volt verwendet wird. Abgesehen von der Ste- Summe freischalten ('No Mix'); beide Schalt-
den Einzelkanälen und der Stereosumme, reosumme, die auf zwei XLR-Ausgangspaaren positionen werden durch Status-LEDs ver-
die das Einbinden analoger Peripherie un- anliegt, werden alle Ein- und Ausgänge des deutlicht. No Mix ist natürlich zunächst ein-
terstützen. Auf diese Weise können beson- Gerätes über insgesamt neun D-Sub-Steck- mal als einfache Mute-Funktion zu verwen-
ders wichtige Signale unabhängig von der verbindungen angeschlossen, die mit einer den, etwa um nicht benötigte Eingänge aus
Workstation vor oder innerhalb der analo- Ausnahme im allgemein gebräuchlichen Tas- der Mischung zu entfernen. Gleichzeitig ver-
gen Summierung beispielsweise noch mit cam-Format beschaltet sind. Neben den 16 einfacht sie aber auch die Signalbearbeitung
einem analogen Entzerrer bearbeitet wer- symmetrischen Signaleingängen des Gerätes eines Einzelsignals aus der DAW mit einem
den - so etwas kann einem Hersteller wie stehen dort auch Direktausgänge sowie In- externen Peripheriegerät, das an den Insert-
SPL als Verfechter analoger Signalbearbei- sert-Sends und -Returns für alle Kanäle zur Punkt angeschlossen ist, sowie seine Rück-
tung natürlich nur recht sein... Verfügung; zusätzlich sind auf einer Buch- führung in die Workstation. Dabei werden
Der von uns getestete Mixdream entstammt se die Inserts der Stereosumme, ein weite- die Kanal-Direktausgänge des Mixdream als
der aktuellen Produktionsversion des Gerä- rer Summenausgang sowie ein frontseitig Rückweg in die DAW verwendet. Natürlich
tes, die gegenüber der ursprünglichen Fas- schaltbarer Expansion-Anschluss zur Kas- können externe Peripheriegeräte prinzipiell
sung vom Hersteller noch einmal unter klang- kadierung mehrerer Einheiten zusammen- den Mixdream-Eingängen auch einfach vor-
lichen Gesichtspunkten überarbeitet und op- gefasst. Die beiden XLR-Buchsenpaare der geschaltet werden, anstatt sie über die In-
timiert worden ist, nachdem diesbezüglich Stereosumme für den Haupt- und den Ab- serts einzubinden. Es kann allerdings vor-
zunächst Kritik laut geworden war. Wich- hörausgang sind intern parallel geschaltet; teilhaft sein, die Inserts bestimmter Kanäle
tigste Verbesserung ist dabei der Ersatz der
vier im Signalweg befindlichen Potentiome-
ter durch hochwertige, mit Festwiderstän-
den beschaltete Drehschalter, der zwar ei-
nen Verzicht auf die stufenlose Regelbarkeit
beispielsweise des Ausgangspegels mit sich
bringt, nach Aussage des Herstellers aber
gleichzeitig für eine substanzielle Verbesse-
rung des Klangbildes gesorgt hat. Darüber
hinaus hat man sich bei SPL im Rahmen von
Hörtests noch einmal ausführlich mit den in
den Eingängen verwendeten Kondensatoren
befasst und diese schließlich durch einen an-
4. 4
innerhalb des Studio-Setups fest mit seinen
persönlichen Lieblingsgeräten zu verdrah-
ten und diese dann bei Bedarf durch Rou-
ten des betreffenden Ausgangswegs in der
DAW und Aktivieren des Inserts ohne Um-
verdrahtung zur Verfügung zu haben. Will
man auf die oben beschriebene Weise ex-
terne Peripherie als 'Hardware-Plug-In' für
die Workstation einsetzen, so setzt dies na-
türlich eine entsprechend hohe Anzahl frei-
er A/D-Eingänge im System voraus. Alle ak-
tivierten Inserts können mit einem zentra-
len Schalter gemeinsam abgeschaltet wer-
den. Der Master-Insert der Stereosumme ist
etwas luxuriöser ausgestattet; er verfügt im
linken Bereich der Frontplatte über einen
Drehregler für den Send-Pegel (-6 bis +4
dB in 2 dB-Schritten) sowie zwei Signal-Pre- des Mixdream bieten zu diesem Zweck ei- +28 dBu; genauer gesagt wird ein Klirrfak-
sent-LEDs für das Return-Signal. ne Monofunktion, die alle sechs Eingänge tor von 1 Prozent bei +27,9 dBu erreicht.
Die 16 Eingangskanäle sind im Regelfall paar- auf beide Summenkanäle, also in die Mit- Ausgangsseitig ergibt sich exakt die gleiche
te, routet. Aussteuerungsgrenze, wie sich durch Einsatz
Bestandteil der Stereosumme ist außerdem des 'Output Level'-Drehschalters feststellen
ein Stereo-Expander, der auf die bekannte ließ. In der Nullstellung dieses Pegelstellers
Weise durch gegenphasiges Beimischen ge- und bei abgeschaltetem Ausgangsübertra-
genüberliegender Signalanteile eine Vergrö- ger beträgt die Verstärkung exakt 0 dB; bei
ßerung der Basisbreite erzielt. Ebenfalls an zugeschaltetem Lundahl-Ausgangsübertra-
Bord ist ein schneller Peak-Limiter zum Ab- ger wird eine geringfügige Pegelanhebung
fangen von Pegelspitzen, dessen Pegelre- um etwa 0,3 dB erzeugt. Die Abweichungen
weise den beiden Kanälen der Stereosum- duktion von zwei LEDs angezeigt wird. Der zwischen beiden Summenkanälen waren in
me zugeordnet. Auf diese Weise lassen sich Output-Drehschalter liegt im Signalweg üb- beiden Fällen vernachlässigbar gering. Die
Stereosignale und Stereo-Submischungen rigens hinter dem Limiter, um die Aufho- Diagramme 1 und 2 zeigen den Pegel- und
aus der DAW mit ihren dort gewählten Pa- lung der im Limiter entstandenen Pegel- Phasenfrequenzgang für den elektronisch
noramaeinstellungen in die Mischung ein- verluste und eine bestmögliche Anpassung symmetrierten sowie den Übertrager-Aus-
bringen. Monosignale, die in der Mischung an einen nachfolgenden A/D-Wandler zu er- gang. Der elektronisch symmetrierte Aus-
präzise in der Mitte angeordnet werden sol- möglichen. gang weist dabei ein absolut lineares Pe-
len, kann man alternativ auch über Einzel- gel- und Phasenverhalten bis weit über den
ausgänge aus der DAW ausspielen, um da- Messergebnisse Übertragungsbereich hinaus auf; der Über-
für keinen Stereo-Ausgang verschwenden Der Mixdream verarbeitet symmetrische Ein- trager produziert dagegen einen kleinen Bu-
zu müssen. Die ersten drei Eingangspaare gangssignale bis zu einem Pegel von knapp ckel von vielleicht +0,3 dB bei etwa 30 Hz.
Diagramm 1: Pegel- und Phasenfrequenzgang, Diagramm 2: Pegel- und Phasenfrequenzgang,
elektronisch symmetrierter Ausgang Übertrager-Ausgang
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Diagramm 3: FFT-Rauschspektrum des rechten (rot) Diagramm 4: Unsymmetriedämpfung zweier Eingangskanäle
und linken Kanals
Diagramm 5: Übersprechdämpfung, zwei Kanalpaare Diagramm 6: Klirr über Frequenz für Übertrager-Ausgang
bei +27 dBu (rot) und 0 dBu (blau) sowie
für elektronisch symmetrierten Ausgang bei +27 dBu (grün)
Die in den ersten drei Kanalpaaren verfüg- platz, wenn man das Ergebnis auf größere Line-Pegel dennoch in Ordnung. Gleiches
bare Monofunktion bewirkt keinerlei Verän- Kanal-Konfigurationen hochrechnet. Auch bei gilt sinngemäß auch für die in Diagramm 5
derung des Signalpegels zwischen einem der Kaskadierung mehrerer Einheiten sollte gezeigte Übersprechdämpfung zwischen ver-
Eingang und der Summe. man also keinerlei Probleme mit dem Sum- schiedenen Kanalpaaren. Diagramm 6 zeigt
Die Messung des Summenrauschens erle- menrauschen bekommen. Beim Umschalten zum Abschluss das Klirrverhalten der Lun-
digte der Mixdream mit Bravour: Im linken auf den Übertrager-Ausgang verschlechtern dahl-Ausgangsübertrager knapp unter Ma-
Kanal rauschte der Hauptausgang mit ge- sich die Ergebnisse marginal um etwa ein ximalpegel (+27 dBu) sowie bei 0 dBu; au-
rade mal -95,0 dBu RMS effektiv unbewer- halbes dB. Die Unterschiede zwischen den ßerdem ist hier das äußerst niedrige Klirr-
tet (22 Hz bis 22 kHz); im rechten Kanal beiden Ausgängen haben ihre Ursache ver- niveau des elektronisch symmetrierten Aus-
war der Wert mit -93,9 dBu um gut ein dB mutlich in einem ganz leichten Netzbrumm gangs bei +27 dBu erkennbar.
schlechter. Zusammen mit dem maximalen im rechten Kanal, der im FFT-Spektrum des
Ausgangspegel ergibt sich selbst aus dem Ausgangsrauschens (Diagramm 3) erkenn- Hören
schlechteren Wert ein Gesamt-Dynamikum- bar und im hochverstärkten Ausgangsrau- Ausgestattet mit einer gewissen anfängli-
fang von fast 122 dB, wobei bekanntlich schen auch hörbar ist. Angesichts des sehr chen Skepsis bezüglich des zu erwarten-
auf jeden Ausgangsweg jeweils acht Line- niedrigen Pegelniveaus dieser Störung soll- den Ergebnisses begaben wir uns an ei-
Eingänge gemischt werden. Die Quasipeak- ten sich daraus allerdings kaum reale Pro- nen technischen Aufbau in unserem Stu-
Messung mit CCIR-Filter ergab für die beiden bleme ergeben. dio, der es uns ermöglichte, eine identische
Kanäle -84,8 und -84,4 dBu. Vergleicht man Die in Diagramm 4 gezeigte Unsymmetrie- Mischung sowohl auf 16 Einzelausgängen,
diesen Wert mit dem Summenrauschen ana- dämpfung der Eingänge ist zwar im Bereich analog summiert in unserem Testgerät, als
loger Mischpulte, so gebührt dem Mixdream der Höhen nicht schwindelerregend gut, geht auch im Rechner digital summiert auf ei-
in dieser Disziplin zweifellos ein Spitzen- aber angesichts der hohen verarbeiteten ne Stereosumme auszugeben. Als Wandler
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bekamen in der analo- lich reduzieren. Man darf allerdings nicht
gen Fassung eine tiefere den Fehler machen, es zu übertreiben und
Räumlichkeit und offene- den Arbeitspunkt so weit herunter zu fah-
re Höhen, Stimmen wirk- ren, dass ein hörbarer Effekt eintritt - ge-
ten durch die schöneren tragene Signalstrukturen werden sonst gna-
Höhen griffiger und prä- denlos mit Klirr verunziert. Der Limiter ist
ziser. Der E-Bass und die also eindeutig kein Mittel zur klanglichen
Bass-Drum legten unten Gestaltung. Eine gewisse Vorsicht ist hier
herum recht ordentlich allein schon deshalb geboten, weil die Ab-
zu und die Chorstimmen stufungen beim Einstellen der Limiter-Thres-
wirkten in der digitalen hold mit 3 dB recht grob ausgefallen sind
Fassung etwas verhalte- - ein Tribut an den aus klanglichen Grün-
ner als in der analogen. den nötig gewordenen Ersatz der ursprüng-
Kurzum, wer das nicht lich vorgesehenen Rastpotentiometer durch
hört, sollte seinen Job an Drehschalter.
den Nagel hängen - zu-
mindest dann, wenn man Fazit
dienten die unserer Tascam MX-2424, über es innerhalb der Mischung mit komplexen, Warum das Thema ‚analoge Summierung’
die wir auch die Stereomischung aus dem natürlichen Signalstrukturen und nicht le- erst jetzt so vehement auf die Schwarzen
Rechner abhörten, um gleiche Wandlervo- diglich mit ein paar totkomprimierten Samp- Bretter dieses Marktes gelangt ist, können
raussetzungen zu schaffen. Leider lässt ei- les zu tun hat. Rein philosophisch betrach- wir uns eigentlich nicht so richtig erklären,
ne Nuendo-Workstation in der derzeitigen tet ist mit diesem Urteil natürlich nicht be- denn die vielen Studios, die weltweit auf
Software-Version keine Mehrfach-Routings antwortet, welche von beiden Fassungen den Einsatz ihrer angeblich anachronisti-
in den Kanälen zu, so dass wir zwei identi- mehr dem Original entspricht, sondern le- schen analogen Konsolen nicht verzichten
sche Projekte generierten, die sich lediglich diglich, dass uns die analoge Version viel wollen, sprechen schon seit langem deut-
in der entsprechenden Mixer-Konfiguration besser gefallen hat. lich aus, was sie von einer digitalen Sum-
unterschieden. Diese hörten wir komplett Neben der reinen Summierung finden sich mierung innerhalb eines Workstationsys-
oder in Passagen nacheinander ab. Der ‚Um- im Mixdream auch noch zwei Zusatzfunk- tems halten. Allerdings ist Einsatz analo-
schaltvorgang’ ging recht flott vonstatten, so tionen, nämlich der Stereo-Expander und ger EQs und Channel-Dynamics natürlich
dass die Erinnerung an die aktuell abgehörte der sehr schnelle Peak-Limiter. Der Expan- noch etwas ganz anderes als eine simp-
Fassung immer ausgesprochen frisch blieb. der lässt sich in sechs Stufen schalten, die le analoge Aufsummierung von Einzelsig-
Wir wollten es selbst kaum glauben, aber den allgemein bekannten Verbreiterungs- nalen. Dennoch bewegen sich, wie wir fest-
die klanglichen Unterschiede waren auffälli- effekt verursachen. Jede der sechs Positio- stellen konnten, auch bei dieser Arbeits-
ger, als wir sie uns jemals vorgestellt hätten nen wurde vom Hersteller so gewählt, dass weise die klanglichen Unterschiede bereits
- und das, obwohl die Mix-Engine von Nu- das Ergebnis brauchbar und sinnvoll bleibt. deutlich in einem Bereich, der nicht nur für
endo in der Branche als sicherlich nicht die Wie üblich, lässt bei steigender Überbasis- esoterisch veranlagte 'goldenen Ohren' re-
schlechteste gilt. Die über Mixdream ausge- breite die Ortungsschärfe der Phantommit- levant ist. SPL steuert zu dem Thema mit
gebene Mischung glänzte dennoch durch ei- te spürbar nach, der Effekt als solcher dürf- dem Mixdream einen seriös entwickelten
ne breitere, offenere Stereobasis, klang kon- te aus zahlreichen Anwendungen weitest- und gefertigten 19"-Mixer bei, der ausge-
turierter und leichter in den Höhen, brachte gehend bekannt sein und sollte eher vor- zeichnet klingt, extrem wenig rauscht und
rundere und sattere Tiefen und eine tiefer sichtig eingesetzt werden. interessante, praxisnahe Zusatzfunktionen
durchzeichnete Räumlichkeit. Von all dem Der Peak-Limiter ist ein besonders schneller bietet - und zudem auch noch wirklich gut
ein bisschen machte sich unter dem Strich Bursche, wie wir ihn auch schon aus der SPL aussieht. Auch wenn er mit einem Verkaufs-
als deutliche Verbesserung bemerkbar, die Gainstation kennen, und eignet sich in ers- preis von knapp 3.000 Euro zuzüglich der
man nicht einfach in das Reich der Einbil- ter Linie für die Bearbeitung transientenrei- Mehrwertsteuer nicht mehr als wirkliches
dung abschieben kann. Unsere Mischung cher Signale wie etwa Schlagzeug und Per- 'Schnäppchen' durchgeht, erscheint uns der
war die Live-Aufnahme einer Band, die wir kussion, die aus einem Mix ja in den meis- Preis angesichts eines nicht unerheblichen
im Sommer im Tonstudio Keusgen vor Pu- ten Fällen als Spitzen herausragen. Seine Hardware-Aufwands im Zusammenhang mit
blikum aufgezeichnet hatten. Die Besetzung: Aufgabe besteht also ausschließlich in der der Class A- und Hochvolt-Technologie und
Schlagzeug, Bass, Keyboards, Gitarre, Saxo- unhörbaren Kappung solcher Peaks um ei- der ausgezeichneten Verarbeitungsqualität
fon und dreistimmiger Gesang. Die Unter- nige wenige dB, was im Gegenzug eine ent- als gerechtfertigt. Zwar mag der 'Rückweg'
schiede ließen sich ganz konkret an einzel- sprechend höhere Wandler-Ansteuerung und auf die analoge Ebene bei der Mischung
nen Instrumenten festmachen. Die digitale damit Lautheit des Gesamtprogramms er- den Verfechtern digitaler Alleskönner-Sys-
Summierung erzeugte eine eher eckige Hi- möglicht - und diese Aufgabe löst er auch teme als unerwünschter Anachronismus er-
Hat, die in der analogen Fassung viel lufti- ausgezeichnet. Die Transientenstruktur wird scheinen - aber was zählt, sind schließlich
ger und seidiger herüberkam. Die Ambience- nicht angetastet; die auf einer Spitzenwert- die Ohren. Wie sagt es der Mediziner? 'Wer
Mikrofone, als Stereosignal aufgezeichnet, Anzeige erkennbaren Peaks lassen sich deut- heilt, hat recht...'