SlideShare uma empresa Scribd logo
1 de 5
Baixar para ler offline
Personalarbeit ist in die staatliche Modernisierungspolitik zu integrieren

Verwaltungsführung und Personalentwicklung
        Führungskräfte der öffentlichen Verwaltung »entwickeln«:
           Coaching für wirkliche Verwaltungsmodernisierung

                                                  von Rainer Pitschas, Speyer*




Das erfolgreiche strategische Personalmanagement ist unverzicht-                               den konkrete Modernisierungsmaßnahmen
bare Voraussetzung für eine effektive Verwaltungsmodernisierung.                               in Angriff genommen haben.5 Deren wich-
                                                                                               tigste Ziele sind weiterhin die Erhöhung
Die verfügbaren empirischen Daten zeigen indessen der Verwal-                                  der Verwaltungseffizienz sowie die Ver-
tungsführung, dass namentlich die Personalentwicklung große De-                                besserung der Bürgerorientierung im
fizite aufweist. Vor allem stagniert die »Entwicklung« der Füh-                                Dienstleistungsangebot.6 Dementsprechend
rungskräfte. Dementsprechend sollten künftige Bemühungen                                       liegen die Schwerpunkte der Reforman-
                                                                                               strengungen im Haushalts- und Rechnungs-
hierum vor allem individuell ansetzen und auf die Instrumente des                              wesen, in der Organisationsentwicklung
Mentoring und Coaching zurückgreifen.                                                          und eben auch im Personalsektor. Aller-
                                                                                               dings hatten im Jahr 2000 erst dreißig Pro-
                                                                                               zent der Städte ihre Personalentwicklung
Verwaltungsmodernisierung und                  nals als entscheidender Modernisierungs-        und Fortbildung an der Bedeutung des Per-
Personal im 21. Jahrhundert                    faktor erkennbar.2 Zugleich wird die Rolle      sonals als entscheidender Faktor für den
                                               der Führung (»Leadership«) sowie des            Modernisierungserfolg orientiert. Im Jahr
Die zu Beginn des letzten Jahrzehnts des       Change-Managements für den Erfolg des           2004 waren es dann bereits 46 Prozent.7
20. Jahrhundert begonnene Modernisie-          Strukturwandels offenkundig. Ebenso
rung von Staat und Verwaltung in               deutlich wird aber auch, dass Verwal-
Deutschland hat inzwischen erhebliche          tungsmodernisierung im Kern Personalent-        Die Bedeutung des Personals
Fortschritte gemacht. Ungeachtet der be-       wicklung bedeutet.3 Der »personale Fak-         als entscheidender
stehenden finanziellen Engpässe, des fort-     tor« ist von maßgeblichem Gewicht für die       Modernisierungsfaktor
gesetzten Personalabbaus in den Behörden       Strukturanpassung der öffentlichen Ver-
und trotz erheblicher Arbeitsbelastung         waltung an die sozio-ökonomischen und           Voraussetzung für eine die Zukunft gewin-
durch die Umsetzung der großen Sozialre-       ökologischen Herausforderungen, denen           nende Strategie dürfte somit eine Personal-
formen verfolgen alle deutschen Verwal-        sich das Staatswesen zu Beginn des 21.          arbeit sein, die mehr als bisher in die staatli-
tungen auf den Ebenen von Bund, Ländern        Jahrhunderts gegenüber sieht. Leadership,       che Modernisierungspolitik integriert wird
und Kommunen konsequent das Ziel, die          Change-Management,       Personalentwick-       (»Strategische Personalentwicklung«). So-
Strukturen und Abläufe in den einzelnen        lung und die Rolle der Führungskräfte prä-      mit reicht es nicht aus, sich für deren Erfolg
Behörden zugunsten höherer Wirtschaft-         gen gemeinsam den Veränderungskontext;          auf reine »Personalverwaltung« zu be-
lichkeit öffentlichen Verwaltens einerseits    sie geben auf, sich der Möglichkeiten zu        schränken und die übrige Personalarbeit bei
und der Verbesserung der Dienstleistungs-      vergewissern, etwaigen Handlungsbedar-          der Entwicklung von Programm- und Reor-
orientierung andererseits zu verändern.1       fen in diesen Aktionsfeldern nachzuspüren       ganisationsstrategien lediglich »mitlaufen«
   Allerdings ist es nicht immer ganz ein-     und ggf. für deren Deckung entsprechende        zu lassen. Statt dessen ist die Bedeutung des
fach, den Stand der Modernisierungsan-         Strategien und Konzepte vorzuschlagen.          Personals als entscheidender Modernisie-
strengungen und deren Erfolg festzustel-       Diese müssen sich vor allem auf ein inno-       rungsfaktor zu würdigen.
len. Unterzieht man sich dieser Mühe, so       vatives Personalmanagement beziehen.4
wird sehr schnell die Bedeutung des Perso-

                                               Stand und Probleme der
                                               Verwaltungsmodernisierung in                     * Vortrag am 23. März 2006 in der DHV Speyer
                                               Deutschland                                        im Rahmen der 1. Speyerer Führungswerkstatt
                    Univ.-Professor Dr.                                                           »Moderne Instrumente der Führungskräfteent-
                    Rainer Pitschas ist                                                           wicklung«.
                    Inhaber des Lehrstuhls     Hierauf verweisen nicht zuletzt die empi-        1 Bundesministerium des Innern 2005, S. 6 ff.,
                    für Verwaltungswissen-     risch gesättigten Erfahrungen mit dem Ver-         44 ff.; Jann/Bogumil et al. 2004; Knipp 2005 a.
                    schaft, Entwicklungs-      lauf der Verwaltungsmodernisierung in der        2 Drescher 2005, S. 36; Pitschas 1998, S. 274 ff.
                    politik und Öffentliches   Bundesrepublik Deutschland. Versucht             3 KGST 3/2000, S. 15 ff.; Korintenberg 1997,
                    Recht an der Deutschen                                                        S. 117 ff., 201 ff., 269 ff.
                                               man, den Stand der Verwaltungsmoderni-
                    Hochschule für Verwal-                                                      4 Thom/Ritz 2006, S. 359.
                                               sierung am Beispiel der Kommunen her-            5 Knipp 2005 b, S. 27.
                    tungswissenschaften        auszuarbeiten, so zeigt sich, dass heute cir-    6 Pitschas 2000, S. 97 ff.
                    Speyer.
                                               ka siebzig Prozent der Städte und Gemein-        7 Knipp 2005 b, S. 27.

172                                                                                                          Verwaltung und Management
                                                                                                         12. Jg. (2006), Heft 4, S. 172-176
Rainer Pitschas, Verwaltungsführung und Personalentwicklung

    In der Folge dessen ergeben sich vorweg      Verwaltungsführung vor neuen                   in dessen Verlauf ältere Beschäftigte in
zwei zentrale Aufgaben für die Verwal-           Anforderungen: Führungsqualität                Qualifizierungsprozesse integriert werden
tungsentwicklung. Einerseits sind für den        und Führungsverantwortung                      müssen. Hierfür mögen »Patensysteme«
binnenadministrativen Anpassungsbedarf                                                          oder auch altersgemischte Teams wichtige
die maßgeblichen Modernisierungsziele zu         Auch die Führungspolitik in der öffentli-      Hilfsmittel sein.17
»schärfen«. Sie erfließen den »fünf Moder-       chen Verwaltung sieht sich damit vor neue
nisierungen« der Staatsfunktion im Wohl-         Anforderungen gestellt. Einerseits wird
                                                                                                Erfolgsfaktoren der
fahrtsstaat. Zu diesen gehört einerseits die     »Leadership« zum tragenden Faktor im
                                                                                                Personalentwicklung
Neubestimmung des Verhältnisses von              Wettbewerb der Behörden untereinander
Staat und Gesellschaft, so insbesondere zur      um größtmögliche Effizienz und Bürgero-        Das auf die Entwicklung des Personals im
Wirtschaft unter den Bedingungen einer           rientierung.13 Dabei gilt es, die maßgebli-    öffentlichen Sektor bedachtnehmende Per-
weltwirtschaftlichen Entwicklung (»Globa-        che Situation zu analysieren, ohne im Pro-     sonalmanagement ist von bekannten Er-
lisierung«). In Verbindung damit stehen der      zess der »Ökonomisierung« öffentlicher         folgsfaktoren abhängig. Zu diesen zählen
erkennbar notwendige Rückschnitt des             Verwaltung die tragenden Wertegrundla-         nun einmal die im anglo-amerikanischen
Wohlfahrtsstaates und die verbreitete Stär-      gen zu vergessen, um aus der Integration       Sektor so genannten »Three C’s«, was
kung individueller und gesellschaftlicher        beider eine solide Führungspolitik zu ent-     meint, dass einerseits Qualifizierungsmaß-
Verantwortungen, wie sie auch in der Aus-        wickeln.14 Bei den Mitarbeitern und Mitar-     nahmen in einen Bezug zu den Zielen und
formung einer spezifischen »Governance«          beiterinnen ist ein entsprechendes Füh-        Zielveränderungen der Behörde (»Com-
erkennbar wird.8 Weiterhin und andererseits      rungsverständnis ebenso wie unter den          pany«) gestellt werden müssen, anderer-
ist der in allen Gesellschaften dieser Welt      Führungskräften zu schaffen. In der Bin-       seits aber – wie dies zum Verständnis der
feststellbare Wertewandel von Belang.9           nenperspektive verknüpft sich damit die        Personalentwicklung gehört – auch die ei-
Hinzu treten schließlich die demografischen      Aufgabe, Konflikte durch Moderation und        gene Karriere (»Career«) der Mitarbeite-
Entwicklungsfaktoren, die zu einem »er-          Mediation zu lösen sowie Führungsqualität      rinnen und Mitarbeiter gefördert werden
grauenden Europa« führen.10                      messbar zu machen.15                           muss. Hinzu kommt allerdings das, was
    Aus diesen Entwicklungsprägungen der
Moderne resultieren interne Rationalisie-
rungstendenzen des öffentlichen Sektors.
Sie bilden eine eigene Gruppe übergeordne-
                                                 »Es wird deutlich, dass
ter Modernisierungsziele der Verwaltung
mit Konsequenzen für die Personalarbeit
                                                  Verwaltungsmodernisierung im Kern
aus. Ihnen sind die konkreten Management-         Personalentwicklung bedeutet.«
prozesse der öffentlichen Verwaltungs-
führung verpflichtet. Dabei geht es insbe-
sondere und einerseits um die Pluralisierung     Personalentwicklung als                        wir als »Verwaltungskultur« (»Culture«)
und Internationalisierung der Verwaltung11,      Modernisierungsressource                       bezeichnen. Personalentwicklung ist in
andererseits um die behördliche Dienstlei-                                                      Reichweite und Durchschlagskraft abhän-
stungsorientierung bei gleichzeitiger staatli-                                                  gig von den verwaltungskulturellen Eigen-
cher Gewährleistungsverantwortung für das        Verantwortung der Verwaltungs-                 heiten einer Behörde. Das erst noch
privatverantwortete Handeln.                     führung für Personalentwicklung                flächendeckend in deutschen Verwaltun-
    Zusammenfassend lässt sich von der           In diese spezifische Führungsverantwor-        gen18 auszuformende dynamische Ent-
Notwendigkeit eines »Change-Manage-              tung ist auch die Personalentwicklung ein-     wicklungskonzept für innovatives Perso-
ment« der öffentlichen Verwaltung zur            beschlossen. Denn Veränderungsprozesse         nalmanagement sollte sich auf die Umset-
Umsetzung der skizzierten Modernisie-            fordern das Personal ebenso heraus, wie        zung der genannten Faktoren beziehen und
rungsziele sprechen. Dessen Abhängigkeit         dessen »Entwicklung« die Veränderungs-         dazu Abstand von einem statischen Lern-
von der Personalarbeit darf nicht überse-        prozesse unterstützt, mehr noch: sie erst      bzw. Bildungsbegriff nehmen.19
hen werden. Diese muss dazu beitragen,           ermöglicht und trägt. Diese Erkenntnis hat
die Veränderungsbedürfnisse der operati-         Maßnahmen nicht nur zur Qualifizierung
ven Verwaltungsführungen zu erfüllen.            des Verwaltungsmanagers zum »Change
Die Folge ist ein entsprechendes Human           Agent« zur Folge; sie beruft ebenso die
                                                                                                 8 Schuppert 2005.
Resource Management, das in einem mit            Wandlungsbereitschaft der Führungskräfte
                                                                                                 9 Klages 1997, S. 463 ff.; Hollender-Matatko/
dem Change-Management verbundenen                des Personalbereichs16. Er hat dafür Sorge        Brauweiler 2005, S. 168 f.; Pitschas 2002, S.
System als Basis für Rekrutierung, Beur-         zu tragen, dass qualifizierte Mitarbeiter im      20 ff.
teilung, Potentialidentifikation und Ent-        Unternehmen »Verwaltung« tätig sind;           10 Böhret 2004 a, S. 16 ff.; Pitschas 1997, S. 355
wicklung von Führungskräften steht. Es           darüber hinaus zwingt ihn die demografi-          ff.
                                                                                                11 Koch 2002, S. 51 ff.
muss freilich für eine veränderte Arbeits-       sche Entwicklung unter den Angehörigen
                                                                                                12 Thom/Ritz 2006, S. 318 ff.; Becker 2005, S.
organisation mit zukunftsgewendeten Ver-         der öffentlichen Verwaltung zu ergänzen-          62 ff.
fahrensstrukturen andersartige Personal-         den sowie weitsichtigen Maßnahmen der          13 Siedentopf 1997, S. 485; Thom/Ritz 2006, S.
konzepte bereithalten, die sich an den           Personalentwicklung.                              386 ff., 397.
übergeordneten Modernisierungszielen der            Speziell bei diesen kommt es darauf an,     14 Pitschas 2006.
öffentlichen Verwaltung ausrichten und           das vorhandene Erfahrungswissen der Äl-        15 Jumpertz 2002, S. 55 ff.; Jaschok 2005, S.
                                                                                                   251.
den sichtbar werdenden Wandel der Ver-           teren mit neuem Wissen intelligent zu ver-     16 Becker 2005, S. 56 ff., 60.
waltungsorientierung zur Leitlinie einer         knüpfen und dadurch neues Wissen zu            17 Pröhl 2005, S. 281.
Re-Strukturierung des Personalmanage-            schaffen sowie institutionell zu nutzen.       18 Knipp 2005 b, S. 27.
ments ausformen.12                               Das Stichwort ist »lebenslanges Lernen«,       19 Thom/Ritz 2006, S. 358.

VM 4/2006                                                                                                                                    173
Personalarbeit ist in die staatliche Modernisierungspolitik zu integrieren

   Eine besondere Rolle spielt in diesem      kraft und der entscheidende Erfolgsfaktor     Feld der sozialen Kompetenz und des
Kontext die Frage, wie die Führungskräfte     »wirksamer« Führung. Sie ist insofern Be-     Führungsverhaltens abzuschreiten. Damit
der öffentlichen Verwaltung in den Prozess    standteil eines »wirkungsorientierten« Per-   hat es aber nicht sein Bewenden. Vielmehr
der Personalentwicklung eingebunden sind.     sonalmanagements zur Verwirklichung der       sind Beratung und Begleitung bei der Um-
Feststeht, dass sie eine wichtige Aufgabe     genannten fünf Modernisierungen. Dazu         setzung von Personalentwicklungsinstru-
der unmittelbaren Führungskraft und ein       gehört unter anderem, für die Mitarbeite-     menten erforderlich. Es muss auch in der
entscheidender Erfolgsfaktor »wirksamer«      rinnen und Mitarbeiter des eigenen Be-        öffentlichen Verwaltung so etwas wie eine
Führung, das heißt prozesshaft verlaufender   reichs Anforderungsprofile zu entwickeln,     »Supervision« geben. Vor allem aber
Zielverwirklichung ist. Personalentwick-      die erforderlichen Mitarbeitergespräche zu    könnte ein gezieltes Coaching hilfreich
lung bedeutet aus dieser Perspektive, ein     führen, Potentiale einzuschätzen, dienstli-   Führungskräfte bei der Aufgabenfindung
Mitarbeiterentwicklungsmodell zu bevorzu-     che Beurteilungen durchzuführen, Ziele        und -wahrnehmung und insbesondere bei
gen und der Erkenntnis Raum zu geben,         der Tätigkeit zu vereinbaren und die Per-     der Personalentwicklung unterstützen.25
dass »führen« und »geführt werden« ein        sonaleinsatzplanung entsprechend den zu
wechselseitiger Prozess ist, in dessen Ver-   bewältigenden Aufgaben auszuarbeiten.
                                                                                            Im Mittelpunkt: Mitarbeiterorientiertes
lauf der Erfolg von Führung – und damit       Im Rahmen der Personalentwicklung sind
                                                                                            Führungsverhalten
der Verwaltungsmodernisierung – vor al-       ferner Qualifizierungsmaßnahmen zu pla-
lem aus der Perspektive der »Geführten« er-   nen und durchzuführen, ferner ist ein de-     An dieser Stelle ist – um Missverständnis-
reicht werden muss und bestimmt wird.20       zentrales Personalentwicklungscontrolling     se zu vermeiden – erneut daran zu erin-
Personalentwicklung ist deshalb (auch) eine   aufzubauen.23                                 nern, dass »führen« und »geführt werden«
Frage nach der Mitarbeiterorientierung des       In der Bundesrepublik Deutschland ha-      einen wechselseitigen Prozess darstellt, in
Personalmanagements, will sagen, auch die     ben Führungskräfte, wie empirische Befra-     dessen Verlauf die Mitarbeiterorientierung
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind durch   gungen zeigen, diese »Kernaufgabe« und        in den Mittelpunkt des Führungsverhaltens
entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen        damit ihre Rolle im Personalentwicklungs-     rückt.26 Dieser Schritt ist Teil eines ständi-
und Anreize zu »entwickeln«. Andernfalls      prozess immerhin zu insgesamt fünfzig         gen Prozesses, der flexibel und dezentral
muss Führung unwirksam bleiben.               Prozent erkannt – wenngleich nur knapp        abläuft. Er wird keinesfalls mit einer
                                                                                            Richtlinie qualitativ »verordnet«, sondern
                                                                                            im Diskurs und interaktiv vorangetrieben.
                                                                                            Wie auch sonst könnte man Menschen in
      »Der Erfolg von Führung bestimmt sich vor                                             Organisationen dazu bringen, etwas Neues
                                                                                            zu akzeptieren, umzusetzen und für sich
      allem aus der Perspektive der ›Geführten‹.«                                           selbst sowie für die Organisation positiv
                                                                                            zu nutzen?
                                                                                                Die Stärkung der Führungskompetenz
                                                                                            ist daher letztlich ein Lernprozess, in den
Stärkung der Personalentwicklung als          die Hälfte hiervon sie auch tatsächlich       alle Beschäftigten in der öffentlichen Ver-
Handlungsbedarf in der Praxis                 wahrnimmt. Dies mag unterschiedliche          waltung einbezogen sind. Denn nichts an-
                                              Gründe haben. Vielfach sehen sich             deres ist Personalentwicklung: Die An-
Empirisch gestützte Aussagen über die Ver-    Führungskräfte durch den intensiven Ein-      gehörigen der Verwaltung sind aufgefor-
wirklichung dieser Maßgaben in der Ver-       satz der PE-Instrumente – zum Beispiel        dert, ihr persönliches Potential auch
waltungspraxis stimmen indes nicht gerade     Mitarbeitergespräche, Führungsfeedback,       zugunsten der Modernisierungsziele zu
froh. Führungskräfte versagen häufig in ih-   Beurteilungs- und Zielvereinbarungsge-        entwickeln, das heißt die Eigenschaften
rer Rolle als Personalentwickler. Als die     spräche – oftmals zeitlich, aber auch der     der Teamfähigkeit, Flexibilität, mehrdi-
größte Herauforderung für Personalent-        Sache nach überfordert.24                     mensionalen Mobilität, des strategischen
wicklung wurde in einer umfangreichen                                                       Denkens, der kulturellen Sensibilität und
empirischen Studie von den Befragten am                                                     der Risikobereitschaft zu entfalten. Auch
                                              Stärkung der Führungskompetenz –
häufigsten die Stärkung der Führungskom-                                                    die Serviceorientierung muss im Übrigen
                                              aber wie?
petenz angeführt, gefolgt von der Finanz-                                                   gelernt werden.27 Der formelle Rahmen
entwicklung mit dem damit einhergehenden      Deshalb geht es zukünftig bei der Fortset-    hierfür ist die lernende Verwaltung. In die-
Stellenabbau und dem gleichzeitig zu lei-     zung der Verwaltungsmodernisierung um         ser sind Lernvorgänge organisatorisch zu
stenden Motivationserhalt der Beschäftig-     die Stärkung der Führungskompetenz.           unterstützen und personell abzusichern.
ten.21 Nur etwa 25 Prozent der Befragten      Denn das Rollenversagen der Führungs-
nehmen die Aufgabe der Personalentwick-       kräfte begrenzt zutiefst die Personalent-
lung tatsächlich wahr.22                      wicklung. Dementsprechend zeigt sich zur
                                              Überwindung dieser Grenze ein entspre-
                                              chender Handlungsbedarf: Führungskräfte       20 In Anlehnung an Neuberger 2002; Wunderer
                                                                                               1997.
Personalentwicklung als                       müssen bei der Wahrnehmung ihrer              21 Knipp 2005, S. 27; Drescher 2005, S. 37 ff.
»Kernaufgabe« der Führungs-                   Führungsrolle und insbesondere im Rah-        22 Drescher 2005, S. 37.
kräfte                                        men der ihnen obliegenden Verantwortung       23 Thom/Ritz 2006, S. 288 f., 326.
                                              für Personalentwicklungsprozesse mehr als     24 Drescher 2005, S. 38.
                                              zuvor unterstützt werden.                     25 Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Zur Rolle der Führungskräfte im                                                                2006, S. 57; Klimecki/Gmür 2005, 211 f.;
                                                 Dies sollte einmal im Zusammenhang
Personalentwicklungsprozess                                                                    Kremin 2002, S. 343 ff.; Pitschas 1998, S.
                                              mit Weiterbildungsveranstaltungen, das           278; Rauen, 2005, passim.
Personalentwicklung ist jedoch eine wich-     heißt durch Qualifizierungsmaßnahmen          26 Klages 1998, S. 51 ff.; Thom 1999, S. 433 ff.
tige Aufgabe der unmittelbaren Führungs-      geschehen. Insbesondere ist hierbei das       27 Homann 2005, 144.

174
Rainer Pitschas, Verwaltungsführung und Personalentwicklung

Führungskräfte als Mentoren/Paten               wie vor die Frage zu beantworten, wie sind     und Bedarf im Personalsektor, der Formu-
                                                Führungskräfte strukturell im dienstrechtli-   lierung von Zielen, in eine personalbezo-
Erfahrungen aus der Privatwirtschaft zei-       chen System zu verankern, Leistungsunter-      gene Maßnahmenplanung und -durch-
gen, dass die konsequente Umsetzung von         schiede zu berücksichtigen und Arbeits-        führung einschließlich ihrer Evaluation so-
Modernisierungszielen häufig nur mit Hilfe      strukturen auf ihre entsprechende Nutzung      wie in eine Zielanpassung eingebettet.
entsprechender Begleitung durch ein Men-        hin anzupassen. Gerade aber die »Führung       Dann gewinnt sie strategischen Charakter.
toring gesichert ist: Dessen Position wird in   auf Zeit« scheint mir dabei neue Abhän-        Eine zentrale Rolle spielen vor diesem
Personalentwicklungsprogrammen zentrale         gigkeiten zu erzeugen; sie ist deshalb kein    Hintergrund die Förderung der Kommuni-
Bedeutung zugemessen.28 Einen stärkeren         flächendeckend geeignetes Instrument.30        kations- und Moderationsfähigkeiten, die
Hilfecharakter haben daneben Patensyste-           Was bei alledem in erster Linie die         Förderung der Fähigkeit, Mitarbeiterge-
me, die abteilungs- und ebenenübergreifen-      »Führungskräfteentwicklung« ausmacht, ist      spräche zu führen sowie Fähigkeiten zur
de Kooperation und Lernpatenschaften er-        jedoch die Schulung der Analyse und Reak-      Teamentwicklung und zur Durchführung
möglichen. Dadurch kann unter anderem           tionsfähigkeit der einzelnen Führungsnach-     von Führungsfeedbacks. Einen herausge-
das ganzheitliche Verständnis zwischen den      wuchskraft. Weder das Verhältnis von Staat     hobenen Stellenwert nimmt auch die Schu-
verschiedenen Aufgabenbereichen einer           und Gesellschaft (Wirtschaft), noch die In-    lung in Konfliktlösung und Mediation ein.
Behörde gefördert werden.                       ternationalisierung der Verwaltung oder die    Für die kommunale Ebene zeigen aller-
                                                Effizienzsteigerung der Verwaltungsvor-        dings empirische Befragungen, dass nur
                                                gänge sind abgeschlossene Prozesse. Glei-      11,6 Prozent der Städte ein Coachingange-
»Führungskräfteentwicklung« durch
                                                ches gilt für den Wertewandel in Gesell-       bot bereithalten.34
Coaching
Führungskräfte in der öffentlichen Verwal-
tung, die den skizzierten Anforderungen
von vorneherein entsprechen, werden nur
                                                »Vor allem könnte ein gezieltes Coaching
höchst selten »geboren«. Auf die Übernah-        Führungskräfte bei der
me entsprechender Verantwortung ist des-
halb in der öffentlichen Verwaltung und im       Personalentwicklung unterstützen.«
Austausch mit der Wirtschaft bzw. mit an-
deren gesellschaftlichen Sektoren, wie zum
Beispiel in der Sozialverwaltung, langfristig   schaft und Verwaltung oder auch die            Situative Orientierung und Konflikt-
vorzubereiten. Im Mittelpunkt der Verwal-       Dienstleistungsorientierung der letzteren.     handhabung – »Moderation« und
tungsmodernisierung muss deshalb unbe-          Befinden sich also die Modernisierungszie-     »Mediation«
dingt die Führungskräfte- und Führungs-         le selbst im Fluss, so bedeutet »Führungs-
nachwuchskräfte-Entwicklung stehen. Ne-         kräfteentwicklung«, Veränderungen zu ana-      Gleiches gilt für die Gestaltung von Ent-
ben der bedarfsorientierten Weiterbildung       lysieren lernen, deren Dynamik wie Konti-      scheidungs- und Beteiligungsprozessen in
und den Mitarbeitergesprächen bildet sie        nuität herauszuarbeiten, ihre Vereinbarkeit    einer Behörde bzw. zwischen dieser und
das in der Verwaltungspraxis am häufigsten      mit traditionellen Werten und deren Erhalt     Bürgern/Unternehmen. Zur situativen Ver-
gewünschte Instrument der Personalent-          zu prüfen, die Überlegungen zu alledem in      fahrensführung und Konfliktbewältigung
wicklung. Danach kommen dann in der             einen Lernprozess mit notwendigen Rück-        werden Konfliktmoderation und mediation
Reihenfolge ihrer Bedeutung Beurteilungs-       meldungen einzubringen und dann eigenbe-       erforderlich – wohlverstanden in der jedem
verfahren bzw. solche zur Leistungsmes-         stimmt zu handeln. Dies zu erreichen, geht     dieser Formate eigene Anwendungsweise
sung, Gesundheitsmanagement, Zielverein-        allerdings nicht ohne Begleitung Dritter:      und reichweite.35 Um diese Differenzie-
barungen und strukturierte Auswahlverfah-       Notwendig wird der Coach, der einer            rung der Formate und den entsprechend
ren.29                                          Führungskraft in ihrer Entwicklung auf al-     geeigneten Einsatz zu erkennen, bedarf es
   Personalentwicklung ist deshalb nicht        len Ebenen zur Seite steht und der in inten-   bei der Führungskräfteentwicklung der
nur eine »Leitungsaufgabe« der Führungs-        sivem Kontakt sowie ständiger Kommuni-         Förderung »situativer Führungsqualität«.
kräfte gegenüber Mitarbeiterinnen und           kation zum Führungspersonal und zu den         Führungskräfteentwicklung ist demgemäss
Mitarbeitern, sondern das Führungsperso-        Führungsnachwuchskräften steht.31 Nichts       auch Schulung in Konflikthandhabung.
nal (und solche Personen, die dazugehören       wäre heute in meinen Augen und im Zuge
sollen) bedarf seinerseits einer spezifi-       der Staats- und Verwaltungsmodernisierung
schen Personalentwicklung. Diese Aufga-         auch notwendiger als das »Coaching« von        Zusammenfassung mit Thesen
be ist in den öffentlichen Verwaltungen         politisch Führungsverantwortlichen in einer
Deutschlands noch kaum erkannt. Bereitet        Behörde bzw. der darunter agierenden Füh-      Zusammengefasst lassen sich drei Thesen
es schon Schwierigkeiten, Führungskräfte        rungskräften.32 Dies schließt die Vermitt-     zur Rolle des Personals und insbesondere
in ihrer Rolle als eigentliche Personalent-     lung und Reflexion interkultureller Füh-       der Führungskräfte öffentlicher Verwal-
wickler »zu begeistern«, so wird umge-          rungs- und Managementanforderungen             tung bei der Verwaltungsmodernisierung
kehrt deren eigene Entwicklung in ihrer         ein.33                                         im 21. Jahrhundert formulieren:
strategischen Bedeutung noch nicht hinrei-
chend gefördert. Sie müsste gerade in stra-                                                    28   Hilb 1997, S. 25 ff.; Rauber 2006, S. 10 ff.
                                                Rückmeldungen und Hilfe zum                    29   Pamme/Eßing 2005, S. 320 f.
tegische Modernisierungsentscheidungen
                                                Selbstmanagement: »Coaching«                   30   A. A. Siedentopf 1995, S. 13 ff.
immer stärker einbezogen werden.
                                                                                               31   Kühl 2006, 48 f.; Domsch 1993, S. 56 ff.
   Dabei ist einerseits die Innovations-        Führungskräfteentwicklung ist deshalb und      32   Böhret 2004 b, S. 377 ff.
kompetenz von Führungsnachwuchskräf-            von ihrem Selbstverständnis her eher pro-      33   Weber/Festing et al. 2001, S. 12 ff., 170 ff.
ten als Gegenstand der Förderung hervor-        zessorientiert. Ihre Instrumente sind in       34   Pamme/Eßing 2005, S. 321.
zuheben. So ist im Hinblick hierauf nach        eine kontinuierliche Analyse von Bestand       35   Pitschas 2004, S. 396 ff.; Vetter 2004, passim.

VM 4/2006                                                                                                                                     175
Personalarbeit ist in die staatliche Modernisierungspolitik zu integrieren

   Die unverzichtbare Modernisierung der           Praxis, in: Wald, P. M. (Hrsg.): Neue Herausfor-    schen Aktivbürgerschaft in einer Gesellschaft
   öffentlichen Verwaltung ist nur im Be-          derungen im Personalmanagement, Wiesbaden           des langen Lebens, in: Gitter, W./Schulin,
                                                   2005, S. 165-185.                                   B./Zacher, H. F. (Hrsg.): Festschrift für O. E.
   wusstsein der zentralen und strategi-                                                               Kransney zum 65. Geburtstag, München 1997,
   schen Bedeutung des Personals hierfür           Homann, K. (2005): Verwaltungscontrolling.
                                                   Grundlagen – Konzept – Anwendung, Wiesba-           S. 355-383.
   zu erreichen.                                   den 2005.                                           Pitschas, R. (1998): Verwaltungsmodernisierung
   Strategische Personalentwicklung bildet                                                             durch Führungskräfteentwicklung als Aufgabe
                                                   Jann, W./Bogumil, J. et al. (2004): Status-Report
   daher die entscheidende Ressource erfol-        Verwaltungsreform. Eine Zwischenbilanz nach         der Personellen Zusammenarbeit, in: Ders.
   greicher Modernisierung. Sie setzt eine         zehn Jahren, Berlin 2004.                           (Hrsg.): Personelle Zusammenarbeit in der Ver-
   sich dieser Verantwortung bewusste                                                                  waltungspartnerschaft mit dem Süden, Berlin
                                                   Jaschok, H. (2005): Erfahrungen mit HR Shared       1998, S. 261-281.
   Verwaltungsführung voraus. Entspre-             Services, in: Wald, P. M. (Hrsg.): Neue Heraus-
   chende Entwicklungsmaßnahmen schaf-             forderungen im Personalmanagement, Wiesba-          Pitschas, R. (2000): Dienstleistungsverwaltung
   fen Führungsverständnis und sichern             den 2005, S. 247-259.                               und serviceorientierte Rechtskonkretisierung, in:
                                                                                                       Bayerische Verwaltungsblätter, 131. Jg. (2002),
   messbare Führungsqualität.                      Jumpertz, S. (2002): Meisterhafte Mittler, in:
                                                                                                       Nr. 4, S. 97-103.
   Als Konsequenz dessen bildet dimen-             managerSeminare, H. 53/2002, S. 56-65.
   sionale Personalentwicklung die »Kern-                                                              Pitschas, R. (2002): Staats- und Verwaltungs-
                                                   KGSt. (2000): Personalentwicklung im Verän-
                                                                                                       modernisierung als Wertkonzept des europäi-
   aufgabe« der Führungskräfte in der öf-          derungsprozess, KGSt-Bericht Nr. 3/2000, Köln
                                                                                                       schen Rechts- und Sozialstaats, in: Ders./Koch,
   fentlichen Verwaltung. Diese können             2000.
                                                                                                       Ch. (Hrsg.): Staatsmodernisierung und Verwal-
   auf spezifische Instrumente zur Aufga-          Klages, H. (1997): Motivierung von Mitarbei-        tungsrecht in den Grenzen der europäischen In-
   benbewältigung zurückgreifen. Deren             tern durch Anreize? Ein Beitrag zum Thema           tegrationsverfassung, Baden-Baden 2002, S. 13-
                                                   »Human Resource Management in der öffentli-         25.
   Einsatz steht allerdings unter Bedingun-        chen Verwaltung«, in: Lüder, K. (Hrsg.): Staat
   gen der Selbststeuerung von Führung,            und Verwaltung. Fünfzig Jahre Hochschule für        Pitschas, R. (2004): Mediation als Methode und
   die Hilfen erforderlich werden lässt.           Verwaltungswissenschaften Speyer, Berlin            Instrument der Konfliktmittlung im öffentlichen
                                                   1997, S. 455-476.                                   Sektor, in: Neue Zeitschrift für Verwaltungs-
   Entsprechende Einsatzformate sind un-
                                                                                                       recht, 23. Jg. (2004), H. 4, S. 396-403.
   ter anderem die Moderation bzw. die             Klages, H. (1998): Erfolgreich führen und moti-
   Mediation von Konflikten sowie das              vieren!, in: Wagner, D. (Hrsg.): Personal und       Pitschas, R. (2006): Trusted Governance and
                                                   Personalmanagement in der modernen Verwal-          Public Value Management, Frankfurt/M. 2006.
   Mentoring und hauptsächlich Coaching.
                                                   tung, Berlin 1998, S. 51-67.                        Pröhl, M. (2005): Editorial, in: Verwaltung und
                   Literatur                       Klimecki, R. G./Gmür, M. (2005): Personalma-        Management, 11. Jg. (2005), H. 6, S. 281.
                                                   nagement. Strategien – Erfolgsbeiträge – Ent-       Rauber, K. (2006): Mitarbeiterorientierte Be-
Becker, L. (2005): Change Management in Per-       wicklungsperspektiven, 3. Aufl., Stuttgart 2005.    gleitung sichert die Strukturreformen, in: Inno-
sonalbereichen. Rahmenbedingungen und Hand-
                                                   Knipp, R. (2005a): Verwaltungsmodernisierung        vative Verwaltung, 28. Jg. (2006), H. 3, S. 10-
lungsempfehlungen, in: Wald, P. M. (Hrsg.):
                                                   in deutschen Kommunalverwaltungen – Eine            13.
Neue Herausforderungen im Personalamange-
ment, Wiesbaden 2005, S. 51-72.                    Bestandsaufnahme. SchrR Dt. Institut für Urba-      Rauen, Ch. (Hrsg.) (2005): Handbuch Coaching,
                                                   nistik, Bd. 6/2005, Berlin 2005.                    3. Aufl., Göttingen 2005.
Böhret, C. (2004 a): »Die Zukunft sieht alt aus«
– Signale für die (Kommunal-)Politik aus der       Knipp, R. (2005b): Mehr Effizienz, besserer         Schreyögg, A. (2003): Coaching: Eine Ein-
Übergangsgesellschaft, in: Forschungsinstitut      Bürgerservice: Städte arbeiten weiter an der Mo-    führung für Praxis und Ausbildung, 6. Aufl.,
für öffentliche Verwaltung bei der Deutschen       dernisierung ihrer Verwaltungen. Umfrage unter      Frankfurt a. M./New York 2003.
Hochschule für Verwaltungswissenschaften           den Mitgliedstädten des Deutschen Städtetages,
                                                   in: SPLITTER. JT-Nachrichten für die Berliner       Siedentopf, H. (1995): Führungsfunktionen auf
Speyer (Hrsg.): Discussion Papers, No. 16,
                                                   Verwaltung, 15. Jg. (2005), Nr. 3, S. 26-28.        Zeit – Beiträge der Experten, in: Staatskanzlei
Speyer 2004.
                                                                                                       Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Führungsfunktionen
Böhret, C. (2004 b): Hofnarren, Denkfabriken,      Koch, Ch. (2002): Ausbau des Europäischen
                                                                                                       auf Zeit: Dokumentation eines Expertenge-
Politik-Coach: Chancen und Schwierigkeiten         Verfassungsverbands: Rechtliche Vorgaben und
                                                                                                       sprächs, in: »Voran«. Schriften zur Verwal-
der Politikberatung damals und heute, in: Fisch,   Programm-Perspektiven       zum     öffentlichen
                                                                                                       tungsmodernisierung in Rheinland-Pfalz, H.
St./Rudloff, W. (Hrsg.): Experten und Politik:     Dienst in den Mitgliedstaaten und zur Personal-
                                                                                                       1/1995, S. 13-15.
Wissenschaftliche Politikberatung in geschicht-    entwicklung im öffentlichen Sektor der Europäi-
licher Perspektive, Berlin 2004, S. 369-380.       schen Union, in: Pitschas, R./Koch, Ch. (Hrsg.):    Siedentopf, H. (1997): Das Führungskolleg
                                                   Staatsmodernisierung und Verwaltungsrecht in        Speyer (FKS). Ein Beitrag zur Personalentwick-
Bundesministerium des Innern (Hrsg.) (2005):       den Grenzen der europäischen Integrationsver-       lung für Führungskräfte der öffentlichen Ver-
Fortschrittsbericht 2005 des Regierungspro-        fassung, Baden-Baden 2002, S. 51-100.               waltung, in: Lüder, K. (Hrsg.): Staat und Ver-
gramms »Moderner Staat – Moderne Verwal-                                                               waltung. Fünfzig Jahre Hochschule für
tung« im Bereich Modernes Verwaltungsmana-         Korintenberg, W. (1997): Strategisches Perso-
                                                   nalmanagement für die öffentliche Verwaltung,       Verwaltungswissenschaften Speyer, Berlin
gement, Berlin 2005.                                                                                   1997, S. 477-491.
                                                   Wiesbaden 1997.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
                                                   Kremin, M. (2002): Coaching und Mentoring           Thom, N. (1999): Personalmanagement. Ent-
(2006): Bericht 2005 der Bundesregierung zur
                                                   für die Mitglieder kommunaler Beschlussgremi-       wicklungstendenzen und Zukunftsperspektiven,
Wirksamkeit moderner Dienstleistungen am Ar-
                                                   en, in: Bayerischer Bürgermeister, H. 7-8/2002,     in: Die Unternehmung, 54. Jg. (1999), Nr. 6, S.
beitsmarkt vom 1. Februar 2006, BT-Drs.
                                                   S. 343-345.                                         433-477.
16/505.
Domsch, M. (1993): Coaching-Spezialbehand-         Kühl, St. (2006): Die Mythen des Coaching-          Thom, N. /Ritz, A. (2006): Public Management.
lung für schwere Fälle, in: Management-Zeit-       Marktes, in: managerSeminare, H. 95/2006, S.        Innovative Konzepte zur Führung im öffentli-
schrift, Heft 62/1993, S. 56 ff.                   44-49.                                              chen Sektor, 3. Aufl., Wiesbaden 2006.
Drescher, A. (2005): Personalentwicklung – quo     Neuberger, O. (2002): Führen und führen lassen.     Vetter, St. (2004): Mediation und Vorverfahren
vadis?, in: SPLITTER. JT-Nachrichten für die       Ansätze, Ergebnisse und Kritik der Führungsfor-     – Ein Beitrag zur Reform des verwaltungsge-
Berliner Verwaltung, 15. Jg. (2005), Nr. 3, S.     schung, 6. Aufl., Stuttgart 2002.                   richtlichen Vorverfahrens, Berlin 2004.
36-39.                                             Pamme, H./Eßing, M. (2005): Personalentwick-        Weber, W./Festing, M. et. al. (2001): Internatio-
Hilb, M. (1997): Mangement by Mentoring: ein       lung in den Kommunen, in: Verwaltung und            nales Personalmanagement, 2. Aufl., Wiesbaden
wiederentdecktes Konzept zur Personalentwick-      Management, 11. Jg. (2005), S. 318-322.             2001.
lung, Neuwied – Kriftel – Berlin 1997.             Pitschas, R. (1997): Zur rechtlichen Verfassung     Wunderer, R. (2003): Führung und Zusammen-
Hollender-Matatko, Hp./Brauweiler, J. (2005):      der Lebenslage »Alter« – Ein persönlichkeits-       arbeit. Eine unternehmerische Führungslehre, 5.
Wertorientiertes Personalmanagement in der         rechtliches Strukturkonzept der seniorenpoliti-     Aufl., München/Neuwied 2003.

176

Mais conteúdo relacionado

Destaque

The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4
The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4
The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4
Alana Lentin
 
Felicidade é
Felicidade éFelicidade é
Felicidade é
lunaciff
 

Destaque (8)

Proiectul Cybermentor 2004 Romania
Proiectul Cybermentor 2004 RomaniaProiectul Cybermentor 2004 Romania
Proiectul Cybermentor 2004 Romania
 
Coisa Julgada na Legitimação Extraordinária e Ações Coletivas
Coisa Julgada na Legitimação Extraordinária e Ações ColetivasCoisa Julgada na Legitimação Extraordinária e Ações Coletivas
Coisa Julgada na Legitimação Extraordinária e Ações Coletivas
 
Manual p.e unidade 10 iii
Manual p.e unidade 10 iiiManual p.e unidade 10 iii
Manual p.e unidade 10 iii
 
The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4
The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4
The Disciplinary and Punitive State - Political Sociology Week 4
 
CIPR Social Media Conference 2013 - Tom murphy
CIPR Social Media Conference 2013 - Tom murphyCIPR Social Media Conference 2013 - Tom murphy
CIPR Social Media Conference 2013 - Tom murphy
 
Felicidade é
Felicidade éFelicidade é
Felicidade é
 
Madininair
MadininairMadininair
Madininair
 
Galichon jds
Galichon jdsGalichon jds
Galichon jds
 

Semelhante a Qualnetz personalentwicklung pitschas_2006

Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)
Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)
Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)
Marc Wagner
 

Semelhante a Qualnetz personalentwicklung pitschas_2006 (20)

Servicebroschüre "Demographiemanagement"
Servicebroschüre "Demographiemanagement"Servicebroschüre "Demographiemanagement"
Servicebroschüre "Demographiemanagement"
 
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
 
Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)
Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)
Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)
 
Competence Book Talent Management
Competence Book Talent ManagementCompetence Book Talent Management
Competence Book Talent Management
 
HR-Report 2014/2015: Führung
HR-Report 2014/2015: FührungHR-Report 2014/2015: Führung
HR-Report 2014/2015: Führung
 
Hays HR-Report 2019
Hays  HR-Report 2019Hays  HR-Report 2019
Hays HR-Report 2019
 
Personalentwicklung in China
Personalentwicklung in ChinaPersonalentwicklung in China
Personalentwicklung in China
 
Competence Book Personaleinsatzplanung
Competence Book PersonaleinsatzplanungCompetence Book Personaleinsatzplanung
Competence Book Personaleinsatzplanung
 
Hays HR-Report 2020: Lebenslanges Lernen
Hays HR-Report 2020: Lebenslanges LernenHays HR-Report 2020: Lebenslanges Lernen
Hays HR-Report 2020: Lebenslanges Lernen
 
Lernende Organisation - GPM
Lernende Organisation - GPMLernende Organisation - GPM
Lernende Organisation - GPM
 
Personalentwicklung ist unternehmensentwicklung
Personalentwicklung ist unternehmensentwicklungPersonalentwicklung ist unternehmensentwicklung
Personalentwicklung ist unternehmensentwicklung
 
HR-Report 2015/2016 von IBE und Hays
HR-Report 2015/2016 von IBE und HaysHR-Report 2015/2016 von IBE und Hays
HR-Report 2015/2016 von IBE und Hays
 
Abstracts Master Thesen MSc-Upgrade 05
Abstracts Master Thesen MSc-Upgrade 05Abstracts Master Thesen MSc-Upgrade 05
Abstracts Master Thesen MSc-Upgrade 05
 
HR-Report 2017. Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt
HR-Report 2017. Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale WeltHR-Report 2017. Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt
HR-Report 2017. Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt
 
ICR Recruiting Controlling Report 2011
ICR Recruiting Controlling Report 2011ICR Recruiting Controlling Report 2011
ICR Recruiting Controlling Report 2011
 
IK im Fokus 2/2012
IK im Fokus 2/2012IK im Fokus 2/2012
IK im Fokus 2/2012
 
USP-D Die Kunst des Talent Managements
USP-D Die Kunst des Talent ManagementsUSP-D Die Kunst des Talent Managements
USP-D Die Kunst des Talent Managements
 
Handbuch Personal_Beitrag_Edelkraut
Handbuch Personal_Beitrag_EdelkrautHandbuch Personal_Beitrag_Edelkraut
Handbuch Personal_Beitrag_Edelkraut
 
Hrm 2.0 Paper final_juni 2012
Hrm 2.0 Paper final_juni 2012Hrm 2.0 Paper final_juni 2012
Hrm 2.0 Paper final_juni 2012
 
personalSCHWEIZ Sonderausgabe «Weiterbildung» März 2015: Kompetenzorientierte...
personalSCHWEIZ Sonderausgabe «Weiterbildung» März 2015: Kompetenzorientierte...personalSCHWEIZ Sonderausgabe «Weiterbildung» März 2015: Kompetenzorientierte...
personalSCHWEIZ Sonderausgabe «Weiterbildung» März 2015: Kompetenzorientierte...
 

Mais de wissmuth

Mais de wissmuth (18)

Wissmuth praesentation_komplett_120408
 Wissmuth praesentation_komplett_120408 Wissmuth praesentation_komplett_120408
Wissmuth praesentation_komplett_120408
 
Wissmuth wissen
 Wissmuth wissen Wissmuth wissen
Wissmuth wissen
 
Wissmuth visuell
 Wissmuth visuell Wissmuth visuell
Wissmuth visuell
 
Wissmuth sozial
 Wissmuth sozial Wissmuth sozial
Wissmuth sozial
 
Wissmuth webseite_schaufenster_v3
 Wissmuth webseite_schaufenster_v3 Wissmuth webseite_schaufenster_v3
Wissmuth webseite_schaufenster_v3
 
Wissmuth webseite_schaufenster
 Wissmuth webseite_schaufenster Wissmuth webseite_schaufenster
Wissmuth webseite_schaufenster
 
Qualnetz six trendstransforminggovernment_ibm
Qualnetz six trendstransforminggovernment_ibmQualnetz six trendstransforminggovernment_ibm
Qualnetz six trendstransforminggovernment_ibm
 
Qualnetz dgfp studie-megatrends
Qualnetz dgfp studie-megatrendsQualnetz dgfp studie-megatrends
Qualnetz dgfp studie-megatrends
 
Qualnetz: Fotoprotokoll Barcamps
Qualnetz: Fotoprotokoll BarcampsQualnetz: Fotoprotokoll Barcamps
Qualnetz: Fotoprotokoll Barcamps
 
Qualnetz: Fotoprotokoll Q-Cafe
Qualnetz: Fotoprotokoll Q-CafeQualnetz: Fotoprotokoll Q-Cafe
Qualnetz: Fotoprotokoll Q-Cafe
 
Wissmuth cebit2011 elearning20
Wissmuth cebit2011 elearning20Wissmuth cebit2011 elearning20
Wissmuth cebit2011 elearning20
 
IT_Elearning_50plus_final_inkl_linksammlung
IT_Elearning_50plus_final_inkl_linksammlungIT_Elearning_50plus_final_inkl_linksammlung
IT_Elearning_50plus_final_inkl_linksammlung
 
Wissmuth hilfe wiki_3linksetzen
Wissmuth hilfe wiki_3linksetzenWissmuth hilfe wiki_3linksetzen
Wissmuth hilfe wiki_3linksetzen
 
Wissmuth hilfe wiki_2seiteneu
Wissmuth hilfe wiki_2seiteneuWissmuth hilfe wiki_2seiteneu
Wissmuth hilfe wiki_2seiteneu
 
Wissmuth hilfe wiki_1seiteaendern
Wissmuth hilfe wiki_1seiteaendernWissmuth hilfe wiki_1seiteaendern
Wissmuth hilfe wiki_1seiteaendern
 
Wissmuth hilfe mastertemplate
Wissmuth hilfe mastertemplateWissmuth hilfe mastertemplate
Wissmuth hilfe mastertemplate
 
Wissmuth hilfe blog2
Wissmuth hilfe blog2Wissmuth hilfe blog2
Wissmuth hilfe blog2
 
Wissmuth hilfe blog1_final
Wissmuth hilfe blog1_finalWissmuth hilfe blog1_final
Wissmuth hilfe blog1_final
 

Qualnetz personalentwicklung pitschas_2006

  • 1. Personalarbeit ist in die staatliche Modernisierungspolitik zu integrieren Verwaltungsführung und Personalentwicklung Führungskräfte der öffentlichen Verwaltung »entwickeln«: Coaching für wirkliche Verwaltungsmodernisierung von Rainer Pitschas, Speyer* Das erfolgreiche strategische Personalmanagement ist unverzicht- den konkrete Modernisierungsmaßnahmen bare Voraussetzung für eine effektive Verwaltungsmodernisierung. in Angriff genommen haben.5 Deren wich- tigste Ziele sind weiterhin die Erhöhung Die verfügbaren empirischen Daten zeigen indessen der Verwal- der Verwaltungseffizienz sowie die Ver- tungsführung, dass namentlich die Personalentwicklung große De- besserung der Bürgerorientierung im fizite aufweist. Vor allem stagniert die »Entwicklung« der Füh- Dienstleistungsangebot.6 Dementsprechend rungskräfte. Dementsprechend sollten künftige Bemühungen liegen die Schwerpunkte der Reforman- strengungen im Haushalts- und Rechnungs- hierum vor allem individuell ansetzen und auf die Instrumente des wesen, in der Organisationsentwicklung Mentoring und Coaching zurückgreifen. und eben auch im Personalsektor. Aller- dings hatten im Jahr 2000 erst dreißig Pro- zent der Städte ihre Personalentwicklung Verwaltungsmodernisierung und nals als entscheidender Modernisierungs- und Fortbildung an der Bedeutung des Per- Personal im 21. Jahrhundert faktor erkennbar.2 Zugleich wird die Rolle sonals als entscheidender Faktor für den der Führung (»Leadership«) sowie des Modernisierungserfolg orientiert. Im Jahr Die zu Beginn des letzten Jahrzehnts des Change-Managements für den Erfolg des 2004 waren es dann bereits 46 Prozent.7 20. Jahrhundert begonnene Modernisie- Strukturwandels offenkundig. Ebenso rung von Staat und Verwaltung in deutlich wird aber auch, dass Verwal- Deutschland hat inzwischen erhebliche tungsmodernisierung im Kern Personalent- Die Bedeutung des Personals Fortschritte gemacht. Ungeachtet der be- wicklung bedeutet.3 Der »personale Fak- als entscheidender stehenden finanziellen Engpässe, des fort- tor« ist von maßgeblichem Gewicht für die Modernisierungsfaktor gesetzten Personalabbaus in den Behörden Strukturanpassung der öffentlichen Ver- und trotz erheblicher Arbeitsbelastung waltung an die sozio-ökonomischen und Voraussetzung für eine die Zukunft gewin- durch die Umsetzung der großen Sozialre- ökologischen Herausforderungen, denen nende Strategie dürfte somit eine Personal- formen verfolgen alle deutschen Verwal- sich das Staatswesen zu Beginn des 21. arbeit sein, die mehr als bisher in die staatli- tungen auf den Ebenen von Bund, Ländern Jahrhunderts gegenüber sieht. Leadership, che Modernisierungspolitik integriert wird und Kommunen konsequent das Ziel, die Change-Management, Personalentwick- (»Strategische Personalentwicklung«). So- Strukturen und Abläufe in den einzelnen lung und die Rolle der Führungskräfte prä- mit reicht es nicht aus, sich für deren Erfolg Behörden zugunsten höherer Wirtschaft- gen gemeinsam den Veränderungskontext; auf reine »Personalverwaltung« zu be- lichkeit öffentlichen Verwaltens einerseits sie geben auf, sich der Möglichkeiten zu schränken und die übrige Personalarbeit bei und der Verbesserung der Dienstleistungs- vergewissern, etwaigen Handlungsbedar- der Entwicklung von Programm- und Reor- orientierung andererseits zu verändern.1 fen in diesen Aktionsfeldern nachzuspüren ganisationsstrategien lediglich »mitlaufen« Allerdings ist es nicht immer ganz ein- und ggf. für deren Deckung entsprechende zu lassen. Statt dessen ist die Bedeutung des fach, den Stand der Modernisierungsan- Strategien und Konzepte vorzuschlagen. Personals als entscheidender Modernisie- strengungen und deren Erfolg festzustel- Diese müssen sich vor allem auf ein inno- rungsfaktor zu würdigen. len. Unterzieht man sich dieser Mühe, so vatives Personalmanagement beziehen.4 wird sehr schnell die Bedeutung des Perso- Stand und Probleme der Verwaltungsmodernisierung in * Vortrag am 23. März 2006 in der DHV Speyer Deutschland im Rahmen der 1. Speyerer Führungswerkstatt Univ.-Professor Dr. »Moderne Instrumente der Führungskräfteent- Rainer Pitschas ist wicklung«. Inhaber des Lehrstuhls Hierauf verweisen nicht zuletzt die empi- 1 Bundesministerium des Innern 2005, S. 6 ff., für Verwaltungswissen- risch gesättigten Erfahrungen mit dem Ver- 44 ff.; Jann/Bogumil et al. 2004; Knipp 2005 a. schaft, Entwicklungs- lauf der Verwaltungsmodernisierung in der 2 Drescher 2005, S. 36; Pitschas 1998, S. 274 ff. politik und Öffentliches Bundesrepublik Deutschland. Versucht 3 KGST 3/2000, S. 15 ff.; Korintenberg 1997, Recht an der Deutschen S. 117 ff., 201 ff., 269 ff. man, den Stand der Verwaltungsmoderni- Hochschule für Verwal- 4 Thom/Ritz 2006, S. 359. sierung am Beispiel der Kommunen her- 5 Knipp 2005 b, S. 27. tungswissenschaften auszuarbeiten, so zeigt sich, dass heute cir- 6 Pitschas 2000, S. 97 ff. Speyer. ka siebzig Prozent der Städte und Gemein- 7 Knipp 2005 b, S. 27. 172 Verwaltung und Management 12. Jg. (2006), Heft 4, S. 172-176
  • 2. Rainer Pitschas, Verwaltungsführung und Personalentwicklung In der Folge dessen ergeben sich vorweg Verwaltungsführung vor neuen in dessen Verlauf ältere Beschäftigte in zwei zentrale Aufgaben für die Verwal- Anforderungen: Führungsqualität Qualifizierungsprozesse integriert werden tungsentwicklung. Einerseits sind für den und Führungsverantwortung müssen. Hierfür mögen »Patensysteme« binnenadministrativen Anpassungsbedarf oder auch altersgemischte Teams wichtige die maßgeblichen Modernisierungsziele zu Auch die Führungspolitik in der öffentli- Hilfsmittel sein.17 »schärfen«. Sie erfließen den »fünf Moder- chen Verwaltung sieht sich damit vor neue nisierungen« der Staatsfunktion im Wohl- Anforderungen gestellt. Einerseits wird Erfolgsfaktoren der fahrtsstaat. Zu diesen gehört einerseits die »Leadership« zum tragenden Faktor im Personalentwicklung Neubestimmung des Verhältnisses von Wettbewerb der Behörden untereinander Staat und Gesellschaft, so insbesondere zur um größtmögliche Effizienz und Bürgero- Das auf die Entwicklung des Personals im Wirtschaft unter den Bedingungen einer rientierung.13 Dabei gilt es, die maßgebli- öffentlichen Sektor bedachtnehmende Per- weltwirtschaftlichen Entwicklung (»Globa- che Situation zu analysieren, ohne im Pro- sonalmanagement ist von bekannten Er- lisierung«). In Verbindung damit stehen der zess der »Ökonomisierung« öffentlicher folgsfaktoren abhängig. Zu diesen zählen erkennbar notwendige Rückschnitt des Verwaltung die tragenden Wertegrundla- nun einmal die im anglo-amerikanischen Wohlfahrtsstaates und die verbreitete Stär- gen zu vergessen, um aus der Integration Sektor so genannten »Three C’s«, was kung individueller und gesellschaftlicher beider eine solide Führungspolitik zu ent- meint, dass einerseits Qualifizierungsmaß- Verantwortungen, wie sie auch in der Aus- wickeln.14 Bei den Mitarbeitern und Mitar- nahmen in einen Bezug zu den Zielen und formung einer spezifischen »Governance« beiterinnen ist ein entsprechendes Füh- Zielveränderungen der Behörde (»Com- erkennbar wird.8 Weiterhin und andererseits rungsverständnis ebenso wie unter den pany«) gestellt werden müssen, anderer- ist der in allen Gesellschaften dieser Welt Führungskräften zu schaffen. In der Bin- seits aber – wie dies zum Verständnis der feststellbare Wertewandel von Belang.9 nenperspektive verknüpft sich damit die Personalentwicklung gehört – auch die ei- Hinzu treten schließlich die demografischen Aufgabe, Konflikte durch Moderation und gene Karriere (»Career«) der Mitarbeite- Entwicklungsfaktoren, die zu einem »er- Mediation zu lösen sowie Führungsqualität rinnen und Mitarbeiter gefördert werden grauenden Europa« führen.10 messbar zu machen.15 muss. Hinzu kommt allerdings das, was Aus diesen Entwicklungsprägungen der Moderne resultieren interne Rationalisie- rungstendenzen des öffentlichen Sektors. Sie bilden eine eigene Gruppe übergeordne- »Es wird deutlich, dass ter Modernisierungsziele der Verwaltung mit Konsequenzen für die Personalarbeit Verwaltungsmodernisierung im Kern aus. Ihnen sind die konkreten Management- Personalentwicklung bedeutet.« prozesse der öffentlichen Verwaltungs- führung verpflichtet. Dabei geht es insbe- sondere und einerseits um die Pluralisierung Personalentwicklung als wir als »Verwaltungskultur« (»Culture«) und Internationalisierung der Verwaltung11, Modernisierungsressource bezeichnen. Personalentwicklung ist in andererseits um die behördliche Dienstlei- Reichweite und Durchschlagskraft abhän- stungsorientierung bei gleichzeitiger staatli- gig von den verwaltungskulturellen Eigen- cher Gewährleistungsverantwortung für das Verantwortung der Verwaltungs- heiten einer Behörde. Das erst noch privatverantwortete Handeln. führung für Personalentwicklung flächendeckend in deutschen Verwaltun- Zusammenfassend lässt sich von der In diese spezifische Führungsverantwor- gen18 auszuformende dynamische Ent- Notwendigkeit eines »Change-Manage- tung ist auch die Personalentwicklung ein- wicklungskonzept für innovatives Perso- ment« der öffentlichen Verwaltung zur beschlossen. Denn Veränderungsprozesse nalmanagement sollte sich auf die Umset- Umsetzung der skizzierten Modernisie- fordern das Personal ebenso heraus, wie zung der genannten Faktoren beziehen und rungsziele sprechen. Dessen Abhängigkeit dessen »Entwicklung« die Veränderungs- dazu Abstand von einem statischen Lern- von der Personalarbeit darf nicht überse- prozesse unterstützt, mehr noch: sie erst bzw. Bildungsbegriff nehmen.19 hen werden. Diese muss dazu beitragen, ermöglicht und trägt. Diese Erkenntnis hat die Veränderungsbedürfnisse der operati- Maßnahmen nicht nur zur Qualifizierung ven Verwaltungsführungen zu erfüllen. des Verwaltungsmanagers zum »Change Die Folge ist ein entsprechendes Human Agent« zur Folge; sie beruft ebenso die 8 Schuppert 2005. Resource Management, das in einem mit Wandlungsbereitschaft der Führungskräfte 9 Klages 1997, S. 463 ff.; Hollender-Matatko/ dem Change-Management verbundenen des Personalbereichs16. Er hat dafür Sorge Brauweiler 2005, S. 168 f.; Pitschas 2002, S. System als Basis für Rekrutierung, Beur- zu tragen, dass qualifizierte Mitarbeiter im 20 ff. teilung, Potentialidentifikation und Ent- Unternehmen »Verwaltung« tätig sind; 10 Böhret 2004 a, S. 16 ff.; Pitschas 1997, S. 355 wicklung von Führungskräften steht. Es darüber hinaus zwingt ihn die demografi- ff. 11 Koch 2002, S. 51 ff. muss freilich für eine veränderte Arbeits- sche Entwicklung unter den Angehörigen 12 Thom/Ritz 2006, S. 318 ff.; Becker 2005, S. organisation mit zukunftsgewendeten Ver- der öffentlichen Verwaltung zu ergänzen- 62 ff. fahrensstrukturen andersartige Personal- den sowie weitsichtigen Maßnahmen der 13 Siedentopf 1997, S. 485; Thom/Ritz 2006, S. konzepte bereithalten, die sich an den Personalentwicklung. 386 ff., 397. übergeordneten Modernisierungszielen der Speziell bei diesen kommt es darauf an, 14 Pitschas 2006. öffentlichen Verwaltung ausrichten und das vorhandene Erfahrungswissen der Äl- 15 Jumpertz 2002, S. 55 ff.; Jaschok 2005, S. 251. den sichtbar werdenden Wandel der Ver- teren mit neuem Wissen intelligent zu ver- 16 Becker 2005, S. 56 ff., 60. waltungsorientierung zur Leitlinie einer knüpfen und dadurch neues Wissen zu 17 Pröhl 2005, S. 281. Re-Strukturierung des Personalmanage- schaffen sowie institutionell zu nutzen. 18 Knipp 2005 b, S. 27. ments ausformen.12 Das Stichwort ist »lebenslanges Lernen«, 19 Thom/Ritz 2006, S. 358. VM 4/2006 173
  • 3. Personalarbeit ist in die staatliche Modernisierungspolitik zu integrieren Eine besondere Rolle spielt in diesem kraft und der entscheidende Erfolgsfaktor Feld der sozialen Kompetenz und des Kontext die Frage, wie die Führungskräfte »wirksamer« Führung. Sie ist insofern Be- Führungsverhaltens abzuschreiten. Damit der öffentlichen Verwaltung in den Prozess standteil eines »wirkungsorientierten« Per- hat es aber nicht sein Bewenden. Vielmehr der Personalentwicklung eingebunden sind. sonalmanagements zur Verwirklichung der sind Beratung und Begleitung bei der Um- Feststeht, dass sie eine wichtige Aufgabe genannten fünf Modernisierungen. Dazu setzung von Personalentwicklungsinstru- der unmittelbaren Führungskraft und ein gehört unter anderem, für die Mitarbeite- menten erforderlich. Es muss auch in der entscheidender Erfolgsfaktor »wirksamer« rinnen und Mitarbeiter des eigenen Be- öffentlichen Verwaltung so etwas wie eine Führung, das heißt prozesshaft verlaufender reichs Anforderungsprofile zu entwickeln, »Supervision« geben. Vor allem aber Zielverwirklichung ist. Personalentwick- die erforderlichen Mitarbeitergespräche zu könnte ein gezieltes Coaching hilfreich lung bedeutet aus dieser Perspektive, ein führen, Potentiale einzuschätzen, dienstli- Führungskräfte bei der Aufgabenfindung Mitarbeiterentwicklungsmodell zu bevorzu- che Beurteilungen durchzuführen, Ziele und -wahrnehmung und insbesondere bei gen und der Erkenntnis Raum zu geben, der Tätigkeit zu vereinbaren und die Per- der Personalentwicklung unterstützen.25 dass »führen« und »geführt werden« ein sonaleinsatzplanung entsprechend den zu wechselseitiger Prozess ist, in dessen Ver- bewältigenden Aufgaben auszuarbeiten. Im Mittelpunkt: Mitarbeiterorientiertes lauf der Erfolg von Führung – und damit Im Rahmen der Personalentwicklung sind Führungsverhalten der Verwaltungsmodernisierung – vor al- ferner Qualifizierungsmaßnahmen zu pla- lem aus der Perspektive der »Geführten« er- nen und durchzuführen, ferner ist ein de- An dieser Stelle ist – um Missverständnis- reicht werden muss und bestimmt wird.20 zentrales Personalentwicklungscontrolling se zu vermeiden – erneut daran zu erin- Personalentwicklung ist deshalb (auch) eine aufzubauen.23 nern, dass »führen« und »geführt werden« Frage nach der Mitarbeiterorientierung des In der Bundesrepublik Deutschland ha- einen wechselseitigen Prozess darstellt, in Personalmanagements, will sagen, auch die ben Führungskräfte, wie empirische Befra- dessen Verlauf die Mitarbeiterorientierung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind durch gungen zeigen, diese »Kernaufgabe« und in den Mittelpunkt des Führungsverhaltens entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen damit ihre Rolle im Personalentwicklungs- rückt.26 Dieser Schritt ist Teil eines ständi- und Anreize zu »entwickeln«. Andernfalls prozess immerhin zu insgesamt fünfzig gen Prozesses, der flexibel und dezentral muss Führung unwirksam bleiben. Prozent erkannt – wenngleich nur knapp abläuft. Er wird keinesfalls mit einer Richtlinie qualitativ »verordnet«, sondern im Diskurs und interaktiv vorangetrieben. Wie auch sonst könnte man Menschen in »Der Erfolg von Führung bestimmt sich vor Organisationen dazu bringen, etwas Neues zu akzeptieren, umzusetzen und für sich allem aus der Perspektive der ›Geführten‹.« selbst sowie für die Organisation positiv zu nutzen? Die Stärkung der Führungskompetenz ist daher letztlich ein Lernprozess, in den Stärkung der Personalentwicklung als die Hälfte hiervon sie auch tatsächlich alle Beschäftigten in der öffentlichen Ver- Handlungsbedarf in der Praxis wahrnimmt. Dies mag unterschiedliche waltung einbezogen sind. Denn nichts an- Gründe haben. Vielfach sehen sich deres ist Personalentwicklung: Die An- Empirisch gestützte Aussagen über die Ver- Führungskräfte durch den intensiven Ein- gehörigen der Verwaltung sind aufgefor- wirklichung dieser Maßgaben in der Ver- satz der PE-Instrumente – zum Beispiel dert, ihr persönliches Potential auch waltungspraxis stimmen indes nicht gerade Mitarbeitergespräche, Führungsfeedback, zugunsten der Modernisierungsziele zu froh. Führungskräfte versagen häufig in ih- Beurteilungs- und Zielvereinbarungsge- entwickeln, das heißt die Eigenschaften rer Rolle als Personalentwickler. Als die spräche – oftmals zeitlich, aber auch der der Teamfähigkeit, Flexibilität, mehrdi- größte Herauforderung für Personalent- Sache nach überfordert.24 mensionalen Mobilität, des strategischen wicklung wurde in einer umfangreichen Denkens, der kulturellen Sensibilität und empirischen Studie von den Befragten am der Risikobereitschaft zu entfalten. Auch Stärkung der Führungskompetenz – häufigsten die Stärkung der Führungskom- die Serviceorientierung muss im Übrigen aber wie? petenz angeführt, gefolgt von der Finanz- gelernt werden.27 Der formelle Rahmen entwicklung mit dem damit einhergehenden Deshalb geht es zukünftig bei der Fortset- hierfür ist die lernende Verwaltung. In die- Stellenabbau und dem gleichzeitig zu lei- zung der Verwaltungsmodernisierung um ser sind Lernvorgänge organisatorisch zu stenden Motivationserhalt der Beschäftig- die Stärkung der Führungskompetenz. unterstützen und personell abzusichern. ten.21 Nur etwa 25 Prozent der Befragten Denn das Rollenversagen der Führungs- nehmen die Aufgabe der Personalentwick- kräfte begrenzt zutiefst die Personalent- lung tatsächlich wahr.22 wicklung. Dementsprechend zeigt sich zur Überwindung dieser Grenze ein entspre- chender Handlungsbedarf: Führungskräfte 20 In Anlehnung an Neuberger 2002; Wunderer 1997. Personalentwicklung als müssen bei der Wahrnehmung ihrer 21 Knipp 2005, S. 27; Drescher 2005, S. 37 ff. »Kernaufgabe« der Führungs- Führungsrolle und insbesondere im Rah- 22 Drescher 2005, S. 37. kräfte men der ihnen obliegenden Verantwortung 23 Thom/Ritz 2006, S. 288 f., 326. für Personalentwicklungsprozesse mehr als 24 Drescher 2005, S. 38. zuvor unterstützt werden. 25 Bundesministerium für Arbeit und Soziales Zur Rolle der Führungskräfte im 2006, S. 57; Klimecki/Gmür 2005, 211 f.; Dies sollte einmal im Zusammenhang Personalentwicklungsprozess Kremin 2002, S. 343 ff.; Pitschas 1998, S. mit Weiterbildungsveranstaltungen, das 278; Rauen, 2005, passim. Personalentwicklung ist jedoch eine wich- heißt durch Qualifizierungsmaßnahmen 26 Klages 1998, S. 51 ff.; Thom 1999, S. 433 ff. tige Aufgabe der unmittelbaren Führungs- geschehen. Insbesondere ist hierbei das 27 Homann 2005, 144. 174
  • 4. Rainer Pitschas, Verwaltungsführung und Personalentwicklung Führungskräfte als Mentoren/Paten wie vor die Frage zu beantworten, wie sind und Bedarf im Personalsektor, der Formu- Führungskräfte strukturell im dienstrechtli- lierung von Zielen, in eine personalbezo- Erfahrungen aus der Privatwirtschaft zei- chen System zu verankern, Leistungsunter- gene Maßnahmenplanung und -durch- gen, dass die konsequente Umsetzung von schiede zu berücksichtigen und Arbeits- führung einschließlich ihrer Evaluation so- Modernisierungszielen häufig nur mit Hilfe strukturen auf ihre entsprechende Nutzung wie in eine Zielanpassung eingebettet. entsprechender Begleitung durch ein Men- hin anzupassen. Gerade aber die »Führung Dann gewinnt sie strategischen Charakter. toring gesichert ist: Dessen Position wird in auf Zeit« scheint mir dabei neue Abhän- Eine zentrale Rolle spielen vor diesem Personalentwicklungsprogrammen zentrale gigkeiten zu erzeugen; sie ist deshalb kein Hintergrund die Förderung der Kommuni- Bedeutung zugemessen.28 Einen stärkeren flächendeckend geeignetes Instrument.30 kations- und Moderationsfähigkeiten, die Hilfecharakter haben daneben Patensyste- Was bei alledem in erster Linie die Förderung der Fähigkeit, Mitarbeiterge- me, die abteilungs- und ebenenübergreifen- »Führungskräfteentwicklung« ausmacht, ist spräche zu führen sowie Fähigkeiten zur de Kooperation und Lernpatenschaften er- jedoch die Schulung der Analyse und Reak- Teamentwicklung und zur Durchführung möglichen. Dadurch kann unter anderem tionsfähigkeit der einzelnen Führungsnach- von Führungsfeedbacks. Einen herausge- das ganzheitliche Verständnis zwischen den wuchskraft. Weder das Verhältnis von Staat hobenen Stellenwert nimmt auch die Schu- verschiedenen Aufgabenbereichen einer und Gesellschaft (Wirtschaft), noch die In- lung in Konfliktlösung und Mediation ein. Behörde gefördert werden. ternationalisierung der Verwaltung oder die Für die kommunale Ebene zeigen aller- Effizienzsteigerung der Verwaltungsvor- dings empirische Befragungen, dass nur gänge sind abgeschlossene Prozesse. Glei- 11,6 Prozent der Städte ein Coachingange- »Führungskräfteentwicklung« durch ches gilt für den Wertewandel in Gesell- bot bereithalten.34 Coaching Führungskräfte in der öffentlichen Verwal- tung, die den skizzierten Anforderungen von vorneherein entsprechen, werden nur »Vor allem könnte ein gezieltes Coaching höchst selten »geboren«. Auf die Übernah- Führungskräfte bei der me entsprechender Verantwortung ist des- halb in der öffentlichen Verwaltung und im Personalentwicklung unterstützen.« Austausch mit der Wirtschaft bzw. mit an- deren gesellschaftlichen Sektoren, wie zum Beispiel in der Sozialverwaltung, langfristig schaft und Verwaltung oder auch die Situative Orientierung und Konflikt- vorzubereiten. Im Mittelpunkt der Verwal- Dienstleistungsorientierung der letzteren. handhabung – »Moderation« und tungsmodernisierung muss deshalb unbe- Befinden sich also die Modernisierungszie- »Mediation« dingt die Führungskräfte- und Führungs- le selbst im Fluss, so bedeutet »Führungs- nachwuchskräfte-Entwicklung stehen. Ne- kräfteentwicklung«, Veränderungen zu ana- Gleiches gilt für die Gestaltung von Ent- ben der bedarfsorientierten Weiterbildung lysieren lernen, deren Dynamik wie Konti- scheidungs- und Beteiligungsprozessen in und den Mitarbeitergesprächen bildet sie nuität herauszuarbeiten, ihre Vereinbarkeit einer Behörde bzw. zwischen dieser und das in der Verwaltungspraxis am häufigsten mit traditionellen Werten und deren Erhalt Bürgern/Unternehmen. Zur situativen Ver- gewünschte Instrument der Personalent- zu prüfen, die Überlegungen zu alledem in fahrensführung und Konfliktbewältigung wicklung. Danach kommen dann in der einen Lernprozess mit notwendigen Rück- werden Konfliktmoderation und mediation Reihenfolge ihrer Bedeutung Beurteilungs- meldungen einzubringen und dann eigenbe- erforderlich – wohlverstanden in der jedem verfahren bzw. solche zur Leistungsmes- stimmt zu handeln. Dies zu erreichen, geht dieser Formate eigene Anwendungsweise sung, Gesundheitsmanagement, Zielverein- allerdings nicht ohne Begleitung Dritter: und reichweite.35 Um diese Differenzie- barungen und strukturierte Auswahlverfah- Notwendig wird der Coach, der einer rung der Formate und den entsprechend ren.29 Führungskraft in ihrer Entwicklung auf al- geeigneten Einsatz zu erkennen, bedarf es Personalentwicklung ist deshalb nicht len Ebenen zur Seite steht und der in inten- bei der Führungskräfteentwicklung der nur eine »Leitungsaufgabe« der Führungs- sivem Kontakt sowie ständiger Kommuni- Förderung »situativer Führungsqualität«. kräfte gegenüber Mitarbeiterinnen und kation zum Führungspersonal und zu den Führungskräfteentwicklung ist demgemäss Mitarbeitern, sondern das Führungsperso- Führungsnachwuchskräften steht.31 Nichts auch Schulung in Konflikthandhabung. nal (und solche Personen, die dazugehören wäre heute in meinen Augen und im Zuge sollen) bedarf seinerseits einer spezifi- der Staats- und Verwaltungsmodernisierung schen Personalentwicklung. Diese Aufga- auch notwendiger als das »Coaching« von Zusammenfassung mit Thesen be ist in den öffentlichen Verwaltungen politisch Führungsverantwortlichen in einer Deutschlands noch kaum erkannt. Bereitet Behörde bzw. der darunter agierenden Füh- Zusammengefasst lassen sich drei Thesen es schon Schwierigkeiten, Führungskräfte rungskräften.32 Dies schließt die Vermitt- zur Rolle des Personals und insbesondere in ihrer Rolle als eigentliche Personalent- lung und Reflexion interkultureller Füh- der Führungskräfte öffentlicher Verwal- wickler »zu begeistern«, so wird umge- rungs- und Managementanforderungen tung bei der Verwaltungsmodernisierung kehrt deren eigene Entwicklung in ihrer ein.33 im 21. Jahrhundert formulieren: strategischen Bedeutung noch nicht hinrei- chend gefördert. Sie müsste gerade in stra- 28 Hilb 1997, S. 25 ff.; Rauber 2006, S. 10 ff. Rückmeldungen und Hilfe zum 29 Pamme/Eßing 2005, S. 320 f. tegische Modernisierungsentscheidungen Selbstmanagement: »Coaching« 30 A. A. Siedentopf 1995, S. 13 ff. immer stärker einbezogen werden. 31 Kühl 2006, 48 f.; Domsch 1993, S. 56 ff. Dabei ist einerseits die Innovations- Führungskräfteentwicklung ist deshalb und 32 Böhret 2004 b, S. 377 ff. kompetenz von Führungsnachwuchskräf- von ihrem Selbstverständnis her eher pro- 33 Weber/Festing et al. 2001, S. 12 ff., 170 ff. ten als Gegenstand der Förderung hervor- zessorientiert. Ihre Instrumente sind in 34 Pamme/Eßing 2005, S. 321. zuheben. So ist im Hinblick hierauf nach eine kontinuierliche Analyse von Bestand 35 Pitschas 2004, S. 396 ff.; Vetter 2004, passim. VM 4/2006 175
  • 5. Personalarbeit ist in die staatliche Modernisierungspolitik zu integrieren Die unverzichtbare Modernisierung der Praxis, in: Wald, P. M. (Hrsg.): Neue Herausfor- schen Aktivbürgerschaft in einer Gesellschaft öffentlichen Verwaltung ist nur im Be- derungen im Personalmanagement, Wiesbaden des langen Lebens, in: Gitter, W./Schulin, 2005, S. 165-185. B./Zacher, H. F. (Hrsg.): Festschrift für O. E. wusstsein der zentralen und strategi- Kransney zum 65. Geburtstag, München 1997, schen Bedeutung des Personals hierfür Homann, K. (2005): Verwaltungscontrolling. Grundlagen – Konzept – Anwendung, Wiesba- S. 355-383. zu erreichen. den 2005. Pitschas, R. (1998): Verwaltungsmodernisierung Strategische Personalentwicklung bildet durch Führungskräfteentwicklung als Aufgabe Jann, W./Bogumil, J. et al. (2004): Status-Report daher die entscheidende Ressource erfol- Verwaltungsreform. Eine Zwischenbilanz nach der Personellen Zusammenarbeit, in: Ders. greicher Modernisierung. Sie setzt eine zehn Jahren, Berlin 2004. (Hrsg.): Personelle Zusammenarbeit in der Ver- sich dieser Verantwortung bewusste waltungspartnerschaft mit dem Süden, Berlin Jaschok, H. (2005): Erfahrungen mit HR Shared 1998, S. 261-281. Verwaltungsführung voraus. Entspre- Services, in: Wald, P. M. (Hrsg.): Neue Heraus- chende Entwicklungsmaßnahmen schaf- forderungen im Personalmanagement, Wiesba- Pitschas, R. (2000): Dienstleistungsverwaltung fen Führungsverständnis und sichern den 2005, S. 247-259. und serviceorientierte Rechtskonkretisierung, in: Bayerische Verwaltungsblätter, 131. Jg. (2002), messbare Führungsqualität. Jumpertz, S. (2002): Meisterhafte Mittler, in: Nr. 4, S. 97-103. Als Konsequenz dessen bildet dimen- managerSeminare, H. 53/2002, S. 56-65. sionale Personalentwicklung die »Kern- Pitschas, R. (2002): Staats- und Verwaltungs- KGSt. (2000): Personalentwicklung im Verän- modernisierung als Wertkonzept des europäi- aufgabe« der Führungskräfte in der öf- derungsprozess, KGSt-Bericht Nr. 3/2000, Köln schen Rechts- und Sozialstaats, in: Ders./Koch, fentlichen Verwaltung. Diese können 2000. Ch. (Hrsg.): Staatsmodernisierung und Verwal- auf spezifische Instrumente zur Aufga- Klages, H. (1997): Motivierung von Mitarbei- tungsrecht in den Grenzen der europäischen In- benbewältigung zurückgreifen. Deren tern durch Anreize? Ein Beitrag zum Thema tegrationsverfassung, Baden-Baden 2002, S. 13- »Human Resource Management in der öffentli- 25. Einsatz steht allerdings unter Bedingun- chen Verwaltung«, in: Lüder, K. (Hrsg.): Staat gen der Selbststeuerung von Führung, und Verwaltung. Fünfzig Jahre Hochschule für Pitschas, R. (2004): Mediation als Methode und die Hilfen erforderlich werden lässt. Verwaltungswissenschaften Speyer, Berlin Instrument der Konfliktmittlung im öffentlichen 1997, S. 455-476. Sektor, in: Neue Zeitschrift für Verwaltungs- Entsprechende Einsatzformate sind un- recht, 23. Jg. (2004), H. 4, S. 396-403. ter anderem die Moderation bzw. die Klages, H. (1998): Erfolgreich führen und moti- Mediation von Konflikten sowie das vieren!, in: Wagner, D. (Hrsg.): Personal und Pitschas, R. (2006): Trusted Governance and Personalmanagement in der modernen Verwal- Public Value Management, Frankfurt/M. 2006. Mentoring und hauptsächlich Coaching. tung, Berlin 1998, S. 51-67. Pröhl, M. (2005): Editorial, in: Verwaltung und Literatur Klimecki, R. G./Gmür, M. (2005): Personalma- Management, 11. Jg. (2005), H. 6, S. 281. nagement. Strategien – Erfolgsbeiträge – Ent- Rauber, K. (2006): Mitarbeiterorientierte Be- Becker, L. (2005): Change Management in Per- wicklungsperspektiven, 3. Aufl., Stuttgart 2005. gleitung sichert die Strukturreformen, in: Inno- sonalbereichen. Rahmenbedingungen und Hand- Knipp, R. (2005a): Verwaltungsmodernisierung vative Verwaltung, 28. Jg. (2006), H. 3, S. 10- lungsempfehlungen, in: Wald, P. M. (Hrsg.): in deutschen Kommunalverwaltungen – Eine 13. Neue Herausforderungen im Personalamange- ment, Wiesbaden 2005, S. 51-72. Bestandsaufnahme. SchrR Dt. Institut für Urba- Rauen, Ch. (Hrsg.) (2005): Handbuch Coaching, nistik, Bd. 6/2005, Berlin 2005. 3. Aufl., Göttingen 2005. Böhret, C. (2004 a): »Die Zukunft sieht alt aus« – Signale für die (Kommunal-)Politik aus der Knipp, R. (2005b): Mehr Effizienz, besserer Schreyögg, A. (2003): Coaching: Eine Ein- Übergangsgesellschaft, in: Forschungsinstitut Bürgerservice: Städte arbeiten weiter an der Mo- führung für Praxis und Ausbildung, 6. Aufl., für öffentliche Verwaltung bei der Deutschen dernisierung ihrer Verwaltungen. Umfrage unter Frankfurt a. M./New York 2003. Hochschule für Verwaltungswissenschaften den Mitgliedstädten des Deutschen Städtetages, in: SPLITTER. JT-Nachrichten für die Berliner Siedentopf, H. (1995): Führungsfunktionen auf Speyer (Hrsg.): Discussion Papers, No. 16, Verwaltung, 15. Jg. (2005), Nr. 3, S. 26-28. Zeit – Beiträge der Experten, in: Staatskanzlei Speyer 2004. Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Führungsfunktionen Böhret, C. (2004 b): Hofnarren, Denkfabriken, Koch, Ch. (2002): Ausbau des Europäischen auf Zeit: Dokumentation eines Expertenge- Politik-Coach: Chancen und Schwierigkeiten Verfassungsverbands: Rechtliche Vorgaben und sprächs, in: »Voran«. Schriften zur Verwal- der Politikberatung damals und heute, in: Fisch, Programm-Perspektiven zum öffentlichen tungsmodernisierung in Rheinland-Pfalz, H. St./Rudloff, W. (Hrsg.): Experten und Politik: Dienst in den Mitgliedstaaten und zur Personal- 1/1995, S. 13-15. Wissenschaftliche Politikberatung in geschicht- entwicklung im öffentlichen Sektor der Europäi- licher Perspektive, Berlin 2004, S. 369-380. schen Union, in: Pitschas, R./Koch, Ch. (Hrsg.): Siedentopf, H. (1997): Das Führungskolleg Staatsmodernisierung und Verwaltungsrecht in Speyer (FKS). Ein Beitrag zur Personalentwick- Bundesministerium des Innern (Hrsg.) (2005): den Grenzen der europäischen Integrationsver- lung für Führungskräfte der öffentlichen Ver- Fortschrittsbericht 2005 des Regierungspro- fassung, Baden-Baden 2002, S. 51-100. waltung, in: Lüder, K. (Hrsg.): Staat und Ver- gramms »Moderner Staat – Moderne Verwal- waltung. Fünfzig Jahre Hochschule für tung« im Bereich Modernes Verwaltungsmana- Korintenberg, W. (1997): Strategisches Perso- nalmanagement für die öffentliche Verwaltung, Verwaltungswissenschaften Speyer, Berlin gement, Berlin 2005. 1997, S. 477-491. Wiesbaden 1997. Bundesministerium für Arbeit und Soziales Kremin, M. (2002): Coaching und Mentoring Thom, N. (1999): Personalmanagement. Ent- (2006): Bericht 2005 der Bundesregierung zur für die Mitglieder kommunaler Beschlussgremi- wicklungstendenzen und Zukunftsperspektiven, Wirksamkeit moderner Dienstleistungen am Ar- en, in: Bayerischer Bürgermeister, H. 7-8/2002, in: Die Unternehmung, 54. Jg. (1999), Nr. 6, S. beitsmarkt vom 1. Februar 2006, BT-Drs. S. 343-345. 433-477. 16/505. Domsch, M. (1993): Coaching-Spezialbehand- Kühl, St. (2006): Die Mythen des Coaching- Thom, N. /Ritz, A. (2006): Public Management. lung für schwere Fälle, in: Management-Zeit- Marktes, in: managerSeminare, H. 95/2006, S. Innovative Konzepte zur Führung im öffentli- schrift, Heft 62/1993, S. 56 ff. 44-49. chen Sektor, 3. Aufl., Wiesbaden 2006. Drescher, A. (2005): Personalentwicklung – quo Neuberger, O. (2002): Führen und führen lassen. Vetter, St. (2004): Mediation und Vorverfahren vadis?, in: SPLITTER. JT-Nachrichten für die Ansätze, Ergebnisse und Kritik der Führungsfor- – Ein Beitrag zur Reform des verwaltungsge- Berliner Verwaltung, 15. Jg. (2005), Nr. 3, S. schung, 6. Aufl., Stuttgart 2002. richtlichen Vorverfahrens, Berlin 2004. 36-39. Pamme, H./Eßing, M. (2005): Personalentwick- Weber, W./Festing, M. et. al. (2001): Internatio- Hilb, M. (1997): Mangement by Mentoring: ein lung in den Kommunen, in: Verwaltung und nales Personalmanagement, 2. Aufl., Wiesbaden wiederentdecktes Konzept zur Personalentwick- Management, 11. Jg. (2005), S. 318-322. 2001. lung, Neuwied – Kriftel – Berlin 1997. Pitschas, R. (1997): Zur rechtlichen Verfassung Wunderer, R. (2003): Führung und Zusammen- Hollender-Matatko, Hp./Brauweiler, J. (2005): der Lebenslage »Alter« – Ein persönlichkeits- arbeit. Eine unternehmerische Führungslehre, 5. Wertorientiertes Personalmanagement in der rechtliches Strukturkonzept der seniorenpoliti- Aufl., München/Neuwied 2003. 176