Fach- und Führungskräfte sind immer mehr in der Rolle eines Moderators. Was sollten sie bei der Leitung von Teams und Gruppen beachten? Welche Dynamik kann in Gruppen stecken und wie sollte man darauf reagieren?
2. Wissenstransferweisheit 1
Zanken und streitet im Team? Sie haben
das Gefühl im Kindergarten zu sein? Alles ganz normal ;-)
Wir arbeiten immer öfter in Netzwerken, Gruppen und
Teams. Damit Wissenstransfer und Arbeiten klappt, sollte
man als Moderator und Führungskraft wissen, wie Gruppen
ticken, und warum sie manchmal so sind wie sie sind.
3. Wissenstransferweisheit 1
Thema
Ich Wir
Bei Gruppen treffen drei Pole aufeinander: Ich / Wir / Thema
Themenzentrierte Interaktion (TZI) ist ein Konzept und eine Methode zur Arbeit
in Gruppen und unterstützt Moderatoren und Führungskräfte in ihrem Tun.
4. Postulate der TZI – Regeln für die Gruppenarbeit
Sei deine eigene Chairperson, die Chairperson deiner selbst!
Störungen haben Vorrang! (im Sinne von „nehmen sich Vorrang“)
Verantworte dein Tun und Lassen – persönlich und gesellschaftlich!
Diese Regeln an die
Gruppe weitergeben!
5. Themenzentrierte Interaktion
Thema
Moderatoren und
Führungskräfte
vermitteln zwischen
diesen Polen, damit die
Gruppe arbeitsfähig
wird.
Ich Wir
Ich_ selbstbezogenes Verhalten Ich_ individuelle Bedürfnisse und Stimmungen
Wir_interaktionsbezogenes Verhalten Wir_das verbindende Gemeinsame
Thema_aufgabenbezogenes Verhalten Thema_das aktuell zu bewältigende Thema
6. Forming, Storming, Norming, Performing,
Re-forming, Adjourning
Gruppenphasen
jede Gruppe durchläuft mehr oder minder konstruktive Phasen. Für Moderatoren ist es wichtig
zu wissen, dass diese Phasen dazugehören und wichtig sind. Manchmal gehen die Phasen
durcheinander, manchmal wird eine Phase übersprungen – alles ganz normal ;-)
8. Themenzentrierte Interaktion und Gruppenphasen
Wissenstransferweisheit 1
Thema
Performing
Ich Wir
Forming
Achten Sie darauf, dass
Storming
Regeln eingehalten
Norming
werden, und behalten Sie
das Ziel der Gruppe im
Auge.
10. Ihr Team „stormt“. Man mag sich noch nicht, streitet und stellt alles
mögliche in Frage z.B. die Tagesordnungen. Wichtig: Jetzt werden
Rollen gefunden, Regeln geklärt. Sie halten das aus und
visualisieren den Prozess – das hilft schnell Lösungen zu finden.
STORMINGPHASE
11. Typische Rollen bilden sich
Innerhalb der Gruppe Außerhalb der Gruppe
Leiter Das Gegenüber, die Gegner:
Experte Gruppe findet durch Abgrenzung
Realisierer zur eigenen Identität
Zuarbeiter
Bremser, Zweifler
Unterhalter, Clown
Mitschwimmer ….
Sie kennen
bestimmt noch mehr Rollen.
Jeder nimmt in einer Gruppe eine
bestimmte Rolle ein. Und bedenken
Sie: Heterogene Teams arbeiten oft
erfolgreicher als homogene Teams.
12. Rollenübernahme – so kann sie zustande kommen
• formell oder informell
• selbstgewählt, selbstentwickelt
• „zwanghafte“ Rollenübernahme
• von der Gruppe übergestülpt
Die letzten beiden Punkte sind
kritisch –
Hilfestellungen, z.B.
Personen stärker über Fragen
einbeziehen und um Mitarbeit
bitten, können hilfreich sein
14. Informelle Gruppenregeln
Ihre Gruppe wird sich finden – bestimmt.
Manchmal geht es schneller – manchmal nicht.
Mal sind die Konflikte groß – mal nicht.
Alles normal.
Tipp: Regeln um Konflikte zu moderieren sind für
Führungskräfte und Moderatoren sehr hilfreich. Darüber
werde ich aber ein anderes mal berichten. Oder fragen Sie
Prof. Google…***
Auf der nächsten Folien sehen Sie
lustige informelle Gruppenregeln – und solange
alle damit einverstanden sind, und das Ziel erreicht wird, ist
alles erlaubt.
15. Informeller Gruppenvertrag eines
Streichquartetts
• Man siezt sich
• Keine Witze auf Kosten anderer. Ausnahme: Frau Meier
• Übungszeit Mi 17:00. Ausnahme: Herr Deng darf sich
ungestraft bis zu 15 Minuten verspäten
• Konkurrenz ist unerwünscht! Selbstprofilierung ebenso!
Ausnahme: Herr Weimer darf ungestraft mit seiner
Vergangenheit als Solist protzen.
• Entscheidungen werden einstimmig gefällt. Ausnahme:
Weimers „Nein“ darf überhört werden.
• Konflikte werden sachlich ausgetragen.
In Anlehnung an Stahl 2002, S.12
17. Ach ist das schön!
Ihre Gruppe oder ihr Team hat sich gefunden. Alles läuft
wunderbar – Höchstleistungen sind an der Tagesordnung. Jetzt
kann gearbeitet werden und Projekte entwickelt werden.
18. Gutes Projektmanagement
• Zielformulierung: schriftlich, Unterziele festlegen
• Aufgabenformulierung: Gesamtaufgabe ausformulieren,
Unteraufgaben ableiten
• Arbeitsleitung: Unteraufgaben zwischen den Mitgliedern
aufteilen, Vorgehen diskutieren und festlegen
• Zeitplanung: Meilensteine setzen, Ablaufplan fest schreiben
• Feedback: Am Ende jeder Sitzung ein Blitzlicht: „Wo stehen
wir?“ „Wollen wir so weiter machen?“ „Muss etwas geändert
werden?“ „Muss noch jemand mit ins Boot?“
19. Vorsicht vor:
Ineffektivitätsfallen von Gruppenarbeit
• Verantwortungsdiffusion: Die Einzelnen strengen sich
weniger an, wenn der individuelle Beitrag nicht genau
festgelegt wird. (Latanes &Darley 1970 in Schwatz 1994)
• Konformitätsdruck: Der eigene (interessante) Ansatz
wird nicht verfolgt, weil die Mehrheit ihn nicht annimmt
oder weil man nicht als Außenseiter dastehen will.
• (Asch 1955 in Schwartz 1994)
Sie sind gefragt!
Individuelle Aufgaben
festlegen, interessante Ansätze
auf die Tagesordnung setzen.
20. Nie tun. Gilt für Moderatoren und Führungskräfte
Beispiele Zu wenig Zu viel
Forming Kein Kaffeerunde statt
Kennenlernen Arbeitsgruppe
Nie
warmgeworden
Storming „Verkappte Streitforum
Positionen“
Norming Schlechte Überreguliert
Organisation
Performing Keine Ergebnisse Keine Identität,
keine Originalität
(fleißige
Arbeitsbienen)
21. Gruppentypen –meistens Dauer
ist es irgendwas
dazwischen und von allem
etwas und das ist gut!
Truppe
Gemeinschaft Gnadenlosigkeit
Verschmelzung Intoleranz
Zwangs-Solidarität Kälte
Scheinheiligkeit Erfolgsorientiert
Verbindlichkeit Selbstdisziplin
Wir-Gefühl Sachorientierung
Herzlichkeit
Nähe Distanz
Team Haufen
Lebendigkeit Eigensinn
Kreativität Freiheit
Flexibilität Autonomie
Strukturlosigkeit Egozentrik
Inkonsequenz Bindungslosigkeit
Disziplinlosigkeit Autarke
Wechsel
Stahl 2002, S.254. Dynamik in
Gruppen, Weinheim
22. Kollektive Intelligenz sollten wir so oft es geht in
Unternehmen nutzen, off- und online.
Da Führungskräfte heute immer Moderatoren in
Gruppenprozessen sind, sind Grundlagenwissen wie
„Gruppendynamik“ wichtig.
Der kleine Ausschnitt zeigt einen Teil der Smart
Moderatorenausbildung von
FÖHR
Agentur für Wissenstransfer
23.
24. Tanja Föhr ist zertifizierter Business Coach (IACC),
Kommunikationstrainerin, Moderatorin, Journalistin und Diplom-
Geografin. Sie ist Inhaberin von FÖHR, einer Agentur für
Wissenstransfer mit Sitz in der Region Hannover.
Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Optimierung von
Wissenstransferprozessen über Kommunikation und
Wissensmanagement in Organisationen. Zuvor war Tanja Föhr
im Innovationszentrum Niedersachsen GmbH, dem Think Tank
der niedersächsischen Landesregierung, tätig und hat
niedersächsische Ministerien im Bereich Innovations- und
Kommunikationspolitik beraten.
Im Rahmen von Weiterbildungen hat sich Tanja Föhr in den
Themenfeldern Neurowissenschaften und Neurodidaktik, Führung,
Moderation, Konfliktmanagement und Interkulturelle Kompetenz
qualifiziert. An der FU Berlin hat sie eine Trainerausbildung
absolviert, um Schulen im Bereich Bildung für nachhaltige
Entwicklung zu beraten. Tanja Föhr studiert an der Leibniz
Universität Hannover berufsbegleitend Arbeitswissenschaften.