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„Bildung als der Schlüssel zur Integration“
57. Europäischer Wettbewerb 2010
Soziale Integration durch Bildung
Eine Wettbewerbsarbeit von
Christian Steck
Backnang
M B G
13e
57. Europäischer Wettbewerb 2010
Soziale Integration durch Bildung
Eine Analyse von
Christian Steck
Klasse 13
MBG
„Bildung als der Schlüssel zur Integration“
„Zeus hatte sich unsterblich in die schöne Königstochter aus Phönizien, namens Europa,
verliebt. Um sich ihr zu nähern, verwandelte sich der mächtigste Gott in einen herrlichen
Stier und täuschte so Europa. Sie kam um das prächtige Tier zu schmücken und traute sich
schließlich, auf seinen Rücken zu sitzen. Zunächst unmerklich, jedoch immer bestimmter trug
er sie von ihren Spielgefährtinnen fern, bis das ungleiche Paar schließlich in den Fluten
verschwand. Der Göttervater schwamm über das Meer und brachte Europa auf die ihr
fremde Insel Kreta.“
Höchstwahrscheinlich ist es Prinzessin Europa nicht leichtgefallen sich in dem neuen Land
zurechtzufinden, sich einzuleben, sich zu „integrieren“ – doch vielleicht tröstete sich die
schöne Prinzessin damit, dass man einen Kontinent nach ihr benennen würde…
Eben jener Erdteil, der nach einer „Migrantin“ benannt wurde, steht nun vor der eminent
wichtigen Aufgabe der Integration. Aus diesem Grund hat die Europäische Union das
laufende Jahr zum „Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ erklärt.
Die Beantwortung der Frage, wie man diese Problematik angeht, ist denkbar einfach:
INTEGRATION heißt das Schlüsselwort! Stellt man die „Wie-Frage“ aber nunmehr bezüglich
der Integration selbst, so wird die Beantwortung schon schwieriger. Politiker, Medien und
Experten scheinen sich daran den Kopf zerbrochen zu haben. Doch in einem Punkt kommen
alle Theorien zur sozialen Eingliederung überein, welchen die Wiener Gemeinderätin Sirvan
Ekici wie folgt formuliert: „Bildung ist der Schlüssel zur Integration und sorgt für einen
Ausgleich sozialer Ungleichheiten.“
Als ich dieses Zitat während meiner Vorbereitung las, habe ich mir dieses Bild zu Ende
gedacht : Drehen Sie sich einmal in dem Raum, in welchem Sie sich gerade
befinden, um und sie werden den Gegenstand meiner erdachten
Metapher sofort sehen: Eine Tür!
Eine geschlossene Türe, welche Symbol sein soll für die Hürden,
die es auf dem Weg in unsere Gesellschaft zu überwinden gilt.
An dieser Tür befindet sich ein Türschloss, stellvertretend für die Integration. Ohne dessen
Betätigung wird sich die Tür wohl nie öffnen. Das Schloss lässt sich mittels eines Schlüssels
öffnen, welcher, wie Frau Ekici bereits formuliert hat, aus Bildung besteht!
Im Zusammenhang mit Integration ist Bildung in Form von Schule also Schlüsselbegriff,
vermittelt die Schlüsselqualifikation zur Eingliederung und kann daher als Schlüssel selbst
angesehen werden.
INTEGRATION. Jeder von uns hat eine ungefähre Bedeutung des viersilbigen Nomens im
Kopf - doch wie definiert man diesen Prozess genau?
“Integration means the incorporation as equals into society or an organization of individuals
of different groups from various backgrounds.” – Merriam Webster
Es genügt, sich die Wörter dieser Definition vor Augen zu führen, und man bemerkt, worum
sich das Ganze dreht: Eingliederung, Gleichberechtigung und Gesellschaft.
Doch ist es einzig und allein Aufgabe von Gesellschaft und Politik, zu integrieren?
Ist Integration eine Art Rolltreppe, auf welche der Migrant sich stellt und ohne eigenes Zutun
nach oben gebracht wird?
Selbstverständlich nicht! Eine ausführliche Erklärung hierzu liefert das
„Basler Integrationsmodell“:
Es geht von ganz ähnlichen Annahmen aus , wie ich sie bisher genannt habe und teilt die
Pflichten im Zusammenhang mit Integration in zwei: Jene der Gesellschaft und jene des
einzelnen Migranten. Ich würde also den Prozess der Integration keineswegs als eine
Rolltreppe, sondern vielmehr als eine „einfache“ Treppe sehen: Diese muss von Gesellschaft
und Politik gebaut worden sein, doch der Integrationswillige muss den Bau unterstützen und
vor allem selbst die Treppe nach oben gehen, um dabei die verschiedenen Stufen der
Integration zu durchlaufen.
Ein sehr interessantes Phänomen ergibt sich aus den weiteren Auslegungen dieses viel
verwendeten Begriffes: Denn die Ziele der soziologischen Integration könnten durch nichts
besser erläutert werden, als durch die Bedeutungen des Begriffs in anderen Bereichen!
In der Technik integriert man ein bestimmtes Teil in ein bereits bestehendes System um
dieses noch besser und reibungsloser zu machen.
Der Mathematiker integriert verschiedene Funktionen um sie sozusagen auf einen
gemeinsamen Nenner – ihre Stammfunktion – zu bringen: Aus dem, was völlig verschieden
wirkt, wird eine Einheit gebildet.
Wohl am schönsten erkennbar sind die Ziele am Beispiel der wirtschaftlichen Integration:
Mehrere Staaten wollen einen möglichst homogenen Wirtschaftsraum schaffen, um im
Zusammenschluss unterschiedlicher Wirtschaftsregionen bestmögliche Stärke zu finden –
die Europäische Union selbst ist das beste Beispiel.
Die Frage, wie ich nun den Bogen zurück zur Schule schlagen kann ist zwar berechtigt, aber
ebenso simpel zu beantworten: Denn in meinen bisherigen 7 ½ Jahren des Gymnasiums
habe ich von all diesen Begriffen schon viel erfahren.
Und auch für Schulen galt es zu erfahren, dass soziale Integration oftmals kein Leichtes ist:
Denn aus der o.g. Definition lässt sich eine zentrale Erkenntnis ableiten.
Bevor Schule Integrationsarbeit in die Gesellschaft leisten kann, gilt es zunächst einmal,
Migranten überhaupt erst in die Schule zu integrieren.
Nachdem ich nunmehr den Grundstock für meine weiteren Ausführungen gelegt habe, will
ich den Schlüsselsatz „Integration durch Bildung“ am Beispiel meiner eigenen Schule und an
dem von Schulen aus ganz Europa analysieren.
„Ich konnte kaum über den Tresen im Sekretariat schauen und ich glaube, dass ich gar nicht
begriffen hatte, dass der Mann, der mir gegenüber saß, mein zukünftiger Schulleiter sein
würde, doch schon damals habe ich mich in dem Gebäude mit den vielen Treppen wohl
gefühlt.“ So meine Gefühle bei der Anmeldung aufs Max-Born-Gymnasium.
Sie mögen sich nun sicher denken, dass es für mich sehr schön sein mag, wenn ich mich in
der Schule so wohl fühle, doch dass hierbei der Bezug zur Integration fehle.
Sicherlich, ich selbst bin kein Migrant und war der deutschen Sprache schon vorher mächtig,
jedoch lässt sich aus meinem subjektiven Gefühl etwas für die Integration von zentraler
Wichtigkeit ableiten:
Der offene Geist / Das Klima der Schule!
Denn jener „positive, aufgeschlossene Geist der Schule“ bringt einiges mit sich. Er sorgt eben
für jenen ersten Eindruck, im Falle von Integration sogar für den – ansonsten vielleicht sogar
ausbleibenden – ersten Schritt.
Warum das so ist? Eigentlich kann man sich diese Frage im Selbstexperiment beantworten.
Stellen Sie sich vor, Sie möchten Essen gehen. Sie haben nunmehr die Wahl zwischen zwei
preislich identischen Restaurants. Die Tür des ersten ist heruntergekommen und
geschlossen. Das zweite Gasthaus begrüßt sie einladend und der Wirt steht freundlich
lächelnd in der Tür. Die Frage für welches man sich entscheidet, erübrigt sich wohl.
Das Max-Born-Gymnasium – also meine Schule – hat sich diesen freundlich-offenen Geist in
der „MBG-Vision“ zum Ziel gemacht. Das im Jahr 2002
erarbeitete Papier wurde seitdem von allen Schülern,
Lehrern und Eltern unterschrieben.
Jenes Projekt schließt die Lücken, welche von der Schul-
und Hausordnung hinterlassen werden. Denn Werte wie
Freundschaft, Respekt und Offenheit, lassen sich nicht
durch Paragraphen zementieren. Ein Jeder muss selbst
diese Dinge verinnerlichen und sie (vor-)leben! Unter dem
Motto „Miteinander Bildung Gestalten“ verpflichten sich
die drei Gruppen des MBG, jene Werte zu achten und vor allem die Würde sowie Rechte des
Anderen zu respektieren. Das seit über fünf Jahren bewährte Projekt präsentiert sich
mehrsprachig und fährt zweigleisig: Es strebt ein kollektives Ziel der Schule an, aber ordnet
auch jedem Einzelnen genaue Rechte und Pflichten zu. Beim vergleichbaren Projekt unserer
französischen Partnerschule „College de la Sidoine“ in Trévoux vermisse ich jene
Zweigleisigkeit ein wenig:
Zwar gibt das „Projet educatif“ ehrgeizige und durchaus richtige Ziele vor, jedoch mangelt es
an Umsetzungsideen für Integration. Die Frage, was jeder Einzelne tun kann, tun sollte und
tun muss, konnten die Initiatoren von der „La Sidoine“ leider nicht ausreichend
beantworten. Warum das dem Ganzen einen Abbruch tut?
Weil eben jener Geist der Schule sich nicht durch leere Worthülsen erschaffen lässt, sondern
jeder Einzelne ihn mit aufbauen und erhalten muss und das geht eben am einfachsten, wenn
abgesteckt wurde, was es zu tun gilt. Nichtsdestotrotz macht ein Projekt dieser
Größenordnung immer Sinn und deswegen gilt an dieser Stelle mein Lob natürlich auch
unseren französischen Nachbarn.
Vielgelobt werden in den Medien immer wieder Pilotprojekte, welche Migranten deutsche
Sprachkenntnisse vermitteln. Werden diese Maßnahmen ihrem Ruf gerecht oder handelt es
sich dabei schlichtweg um politischen Aktionismus?
„ Jede neue Sprache ist wie ein offenes Fenster“ - Mit diesem Zitat des amerikanischen
Dichters Frank Harris möchte ich die Frage beantworten. Dieser Ausspruch stellt nämlich in
hervorragender Art und Weise die Bedeutung des Erlernens einer neuen Sprache – in
unserem Fall, der des neuen Heimatlandes – heraus. Denn zu einer zentralen Erkenntnis bin
ich bereits gekommen: Sieht man den unbedingt notwendigen Willen zur Integration als
Fundament an, so ist das Erlernen der Sprache die erste Stufe der Integrationstreppe.
Vor allem in Norden Italiens, genauer gesagt in Südtirol, scheint man das erkannt zu haben.
In Vorbereitung auf diesen Wettbewerb habe ich verschiedene europäische Schulen, die mir
interessant schienen, angeschrieben. Vor allem die „Fachoberschule für Soziales Marie
Curie“ in Meran hat sich meiner Sache sehr angenommen und mir ausführlich geantwortet.
Auf die Frage mit welchen Methoden man Integrationsarbeit betreibe, antwortete mir
Sekretariatsassistentin Tanja Kling folgendes:
„Sprachkurse werden in allen größeren Orten von der Schulbehörde zentral angeboten. In
den Klassen selbst gibt es bei Bedarf Zusatzstunden.
Für den Kontakt mit Eltern steht im 1. Halbjahr für einige Stunden pro Woche eine Person
zur Vefügung, welche sich mit ihnen in ihrer Muttersprache verständigen kann und so eine
Mittlerrolle zwischen Schule und Eltern darstellt (z.B. auch Übersetzungen der
Schulmitteilungen usw.). Eine Stunde pro Woche steht eine Lehrperson unserer Schule zur
Verfügung, welche die Kontakte mit den Schüler/innen hält und so auch zwischen
Lehrpersonen und Schüler/innen vermittelt, die Lehrperson und Schüler/innen sogar berät.“
Meine Reaktion auf diese Zeilen will ich durchaus salopp formulieren: „Mir ist nämlich im
wahrsten Sinne des Wortes der Mund offen stehen geblieben!“
Denn auf ein so lückenloses Netz bin ich bei meiner gesamten Recherche zu dem Thema
nicht gestoßen. Das Meraner System, welches übrigens in ganz Südtirol Anwendung findet,
ist von Grund auf sehr gut durchdacht und genauso hervorragend umgesetzt. Die zuständige
Bozener Schulbehörde muss ein wahrhaft offenes Ohr für Migranten gehabt haben, denn
das Prinzip gründet sich voll und ganz auf ihre Bedürfnisse.
In Ansätzen findet man so etwas durchaus auch in unserer Region, doch mit dem komplett
durchdachten Südtiroler System können wir nicht mithalten. An Meran kommen wir bisher
wohl noch nicht heran….…
Zur Verteidigung meiner Schule muss ich jedoch einen entscheidenden Sachverhalt
erwähnen. Das Sekretariat hat mir bestätigt, dass es am Max-Born-Gymnasium bisher noch
keinen Schüler gab und gibt, der der deutschen Sprache nicht von Anfang an mächtig war
oder ist. Reine Sprachkurse erübrigen sich also von selbst.
Doch verständlicherweise haben viele Migranten sprachliche Defizite. Für jene, aber auch für
andere Schwächere, wurde seit diesem Schuljahr ein bisher sich sehr bewährendes Projekt
ins Leben gerufen: Die Lerngruppen. Das Prinzip ist eigentlich sehr einfach. Schüler aus den
oberen Klassen helfen jüngeren, schwächeren Schülern je nach Bedarf in diversen Fächern.
In den ersten Wochen konnten Oberstufenschüler sich freiwillig für ein bestimmtes Fach
melden und erhielten eine kurze Ausbildung von der betreuenden Lehrerin. Auf diese
können auch die Unterstufenschüler zugehen um dann den entsprechenden Lerngruppen
zugeteilt zu werden. Mangelt es dabei an Eigeninitiative so können durchaus auch Eltern und
Lehrer diese Schritte für die Betreffenden ergreifen. Bisher war dies aber so gut wie nicht
nötig, da das System der Lerngruppen sich auch so größter Beliebtheit erfreut. Die
Nachhelfenden bekommen eine kleine Entschädigung für ihren (Zeit-)Aufwand, den
Jüngeren macht es einfach Spaß in lockerer Atmosphäre zu lernen und sich mit Freunden
gemeinsam zu verbessern. Außerdem wird dadurch auch der bereits genannte Kontakt
zwischen den verschiedenen Stufen intensiviert. Und das fügt sich dann wiederum in eine
andere Antwort ein, welche ich von Frau Tanja Kling erhalten habe. Auf die Frage was das
Wichtigste beim Thema Integration sei, bekam ich die Antwort:
„Willen und Bemühen der Schule, der Schüler/innen (und Eltern): Jeder übernimmt seinen
Teil an Verantwortung“ . In Südtirol scheut man – selbst wenn nur die Hälfte dessen, was mir
geschrieben wurde, stimmte – absolut keine Mühen um Allen gleiche Bildungschancen zu
ermöglichen.
Wie man das geschafft hat? Da ich kein Verantwortlicher aus Südtirol bin, kann ich diese
Frage natürlich nicht vollständig beantworten.
Aber ich glaube einen Grund deutlich erkannt zu haben: Man scheint den Migranten und vor
allem ihren Kindern sehr gut zugehört zu haben und dementsprechend seine
Integrationsbemühungen darauf abgestimmt zu haben.
Integration ist keine Hülle die man Fremden einfach so überstülpen kann, sondern etwas,
das man schrittweise gemeinsam erarbeiten und meistern muss. Das scheinen sich alle
Südtrioler Schulen in herausragender Weise klargemacht zu haben.
Die Schule muss aber auch der Gesellschaft etwas klarmachen: Dass Schüler mit
Migrationshintergrund keineswegs Schüler zweiter Klasse sind! Der folgende Spiegel-Artikel
zeigt klar die Blockade die noch in den Köpfen einiger Unternehmen herrscht.
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,676649,00.html
Können die Schulen daran überhaupt etwas ändern? Sie können dies durchaus: Denn zum
Einen sucht die „Industrie- und Handelskammer“ auf diversen Kongressen stets sehr engen
Kontakt zu den Schulen und zum Anderen machen es uns unsere europäischen Nachbarn
vor: Wenn Schulen gegenüber der IHK das Thema Migrationshintergrund thematisieren und
bestehende Blockaden damit einreißen, dann kann man dem im Artikel erwähnten
Teufelskreis durchaus entkommen. Bisher haben nämliche viele Unternehmen eine sehr
verschlossene Haltung gegenüber Migranten und stellen deswegen keine ein. Dadurch, dass
es zu Letzerem nicht kommt, können sie ihre Meinung aber auch nicht revidieren. Legen es
die Schulen aktiv darauf an diese alten Muster zu durchbrechen, dann ist ein wichtiger
Schritt auf dem Weg zur Integration getan.
Ein Beispiel hierfür ist mir durch meinen Austausch nach Aarhus/Dänemark bekannt. Die
Schule hat sich dort ein Netzwerk zu lokalen Unternehmen aufgebaut, welche dafür
garantieren, Praktikumsplätze für jeden, unabhängig von schulischer Leistung oder Herkunft
anzubieten. Umgesetzt wurde dies über eine Kartei ehemaliger und nun berufstätiger
Schüler und Eltern. Solche Sachen sind simple aber höchst effektive Methoden der
schulischen Integrationsarbeit.
Was mit den nächsten Punkt zusammenhängt: Hierbei werden keinesfalls zwangsläufig
schlechtere Schüler in die Wirtschaft „gepusht“. Denn in der in den meisten Fällen
bestehenden Zweisprachigkeit von Migranten liegt eine sehr große Chance verborgen!
Automatisch zweisprachig aufzuwachsen kann pädagogisch betrachtet ein großer Segen
sein. Dann fällt nämlich in vielen Fällen das Erlernen einer Fremdsprache in der Schule umso
leichter. Denn darauf, Worte in einer neuen Sprache kennenzulernen, sind Migranten seit
frühster Kindheit gepolt. Ich will selbstverständlich nicht behaupten, dass das immer zum
Schulerfolg führt, es gibt jedoch genügend Beispiele, die das beweisen. So ist es auch mit
einem unser Unterstufenschüler. Ibrahim K. wird an meiner Schule schon als zukünftiges
Sprach-Genie gewertet. Deutsch und Türkisch spricht er seit jeher fehlerfrei und fließend,
während er in English und Französisch seinen Kollegen aus der 6. Klasse schon um Jahre
voraus ist. Seine Englischlehrerin – die auch mich zurzeit perfekt auf das Abi vorbereitet –
hat mir etwas sehr Interessantes erzählt: Der junge Türke ist in der Lage neue Vokabeln und
komplexe grammatische Strukturen zu erfassen, ohne sie wirklich erlernen zu müssen. Ein –
oder mehrmaliges Hören genügen ihm um diese Wörter sofort in seinen Sprachgebrauch
aufzunehmen. Seine Fremdsprachenlehrer führen dies auf seine Zweisprachigkeit zurück.
Schulen müssen sich diesen Fähigkeiten anpassen und sie fördern und damit ebenfalls
Integrationsarbeit leisten. Denn auch das noch so schöne Pflänzchen wird nicht wachsen und
geht sogar ein, wenn es nicht gegossen wird.
Die „Gießkanne“ für solche Begabungen stellt an meinem Gymnasium der bilinguale Zug dar.
Er wurde vor drei Jahren zum ersten Mal ins Leben gerufen und dient dazu
Fremdsprachenkenntnisse zu intensivieren. Es werden verschiedenste Fächer, wie z.B. Sport
und Geographie zusätzlich zum Lehrplan in englischer Sprache unterrichtet. Ob sich der
„BILI-Zug“ großer Beliebtheit erfreut? Hierbei sprechen die Zahlen für sich: Auf etwas über
30 zu vergebende Plätz gab es ca. 70 Anmeldungen, was wohl weitere Erklärungen erübrigt…
Ich will aber meine Augen nicht vor der Realität verschließen und keinesfalls Zustände
beschönigen: Denn die bisherigen Pisa-Studien bescheinigen Deutschland schlechteste
Noten bei der Eingliederung von Migranten in unser Schulsystem.
Seitdem ist eine hitzig geführte Debatte um soziale Herkunft in der Schule entbrannt. Viele
der in der Debatte herbeigezogenen Lösungsansätze habe ich bereits analysiert.
Doch gleich zu Beginn dieses Absatzes möchte ich Mr. PISA, Andreas Schleicher, in einem
Punkt den Wind aus den Segeln nehmen.
Und zwar, dass all dies an unserem dreigliedrigen Schulsystem läge. Diese Aussage wird
durch frühe Selektion und mangelnde Durchlässigkeit begründet.
Ich persönlich erachte diese Haltung als falsch und zu oberflächlich betrachtet, möchte aber
im gleichen Atemzug nicht unerwähnt lassen, dass eine genaue, differenzierte und absolut
neutrale Beurteilung dieser Sache wohl eine Wettbewerbsarbeit für sich wäre.
Trotzallem möchte ich meine Meinung an einem einfachen Beispiel illustrieren: Ich
persönlich bin ein musikalisch leider vollkommen unbegabter Mensch. Setzte man es mir zur
Aufgabe ein Musikinstrument zu erlernen, würde man mich dann direkt zu den Berliner
Philharmonikern setzen oder mich zuerst im Anfängerunterricht fördern?
Die Antwort liegt wohl auf der Hand: Da ich die Philharmoniker wohl durch meine
Unfähigkeit zu Beginn sofort allesamt aus dem Takt bringen würde, wäre es das einzig
Sinnvolle mir zuerst das Instrument an sich näher zu bringen! Danach könnte ich mit
Musikern des gleichen Leistungsniveaus spielen und sollten alle Voraussetzungen gegeben
sein, so könnte ich eines Tages sogar beim Berliner Orchester mitspielen – doch das Pferd
von hinten nach vorne aufzuzäumen dürfte einige Probleme bereiten!
Allerdings bin ich natürlich kein Verfechter des Status Quo, bzw. des Zustandes vor 2001: So
ist es natürlich unbestritten, dass man die einzelnen Schritte zur Durchlässigkeit noch
entscheidend verbessern kann und muss, vor allem durch die bereits erläuterten Methoden.
Jene möchte ich allerdings noch um eine erweitern: Das Prinzip der Sozialarbeiter!
Als ich mich mit dem Thema noch nicht näher befasst hatte, stellte ich es mir immer
folgendermaßen vor: Ein junger Mann genießt eine entspannte Zeit an irgendeiner Schule,
in den Pausen kickt er ein bisschen mit den Jugendlichen und ansonsten übernimmt er
kleinere Hausmeisterdienste: Eine quasi überflüssige Stelle?!
Die Realität sieht wesentlich anders aus. Denn Sozialarbeiter an Schulen übernehmen eine
wertvolle Mittlerrolle zwischen Schülern, Lehrern und Eltern. Sie füllen damit bestehende
Lücken und haben vor allem Einblick in Situationen und Problematiken, die Außenstehende
gar nicht erfassen können. Der Sozialarbeiter einer Schule wird nämlich von den meisten als
eine Art „Kumpel“ angesehen, so dass ihm ganz anders gegenübergetreten wird, als etwa
einem Lehrer. Seine Sozial- und Integrationsarbeit kann er deswegen – im wahrsten Sinne
des Wortes – spielerisch ableisten.
An meiner Schule versuchen zwar die beiden Vertrauenslehrer sowie unsere
Schulpsychologin Ähnliches zu leisten, geben ihr Bestes und leisten dabei wertvolle Arbeit –
doch das Niveau des Sozialarbeiters kann aus den o.g. Gründen nicht erreicht werden.
Der Schulsozialarbeiter kann als neutraler Mittler auch gefestigte Strukturen aufbrechen.
So wird mehrfach von einer konkreten Situation berichtet. Nämlich, wenn sich Schüler
verschiedener ethnischer Minderheiten in ihren Cliquen isolieren und diese vielleicht sogar
verfeindet sind: Zwischen Türken und Griechen kommt das nicht selten vor.
Solche Cliquen verhindern Integration oftmals auf beiden Seiten, denn das würde ja ein
Aufeinander zugehen bedeuten, da man sich sozusagen in der Mitte träfe.
Lehrer sind hier machtlos, denn durch Zwang und Sanktionen ändert man an der Situation
wenig. Sozialarbeiter können sich mit beiden Gruppen verbrüdern und sind nicht auf
kurzfristige Teilerfolge angewiesen, sondern können langfristig und nachhaltig
Integrationsarbeit betreiben.
Die Wichtigkeit der Schulsozialarbeit wurde mittlerweile auch von der Politik erkannt und
seit dem 11. März 2009 in Winnenden auch stark ausgeweitet, doch auch hier besteht noch
Handlungsbedarf.
Dass Handlungsbedarf im Bezug auf Rechtsextremismus besteht, dachten sich wohl auch die
Initiatoren von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Ich bin fest davon überzeugt, dass viele meiner Mitbewerber dies als löbliches Beispiel als
Teil von Integration anführen. Auch wir am Max-Born-Gymnasium haben uns intensiv mit
dem Thema befasst, uns letztendlich aber gegen das Projekt entschieden und so möchte
auch ich jetzt konstruktive Kritik daran leisten:
Zunächst will ich klarstellen, dass ein Projekt an Schulen gegen Gewalt und soziale
Ausgrenzung richtig und wichtig ist – vor allem auch im europaweiten Netzwerk.
Allerdings pauschalisiert und generalisiert SOR ein bisschen zu stark. Denn Fakt ist:
Die Probleme im Zusammenhang mit Integration lassen sich nur in manchen Fällen
tatsächlich auf Rechtsextremismus zurückführen. Dort wo es der Fall ist, macht SOR in seiner
momentanen Form definitiv Sinn: Im Sommerurlaub habe ich einen Schulsprecherkollegen
aus der Nähe von Nürnberg kennengelernt. An seiner Realschule verteilten Neo-
Nationalsozialisten regelmäßig CDs mit verfassungswidrigem und fremdenfeindlichem Inhalt.
Die Schule hat durch den Beitritt zu SOR ein entscheidendes Zeichen gesetzt.
Doch in anderen Gegenden sollte SOR die Scheuklappen ablegen und sich auch anderen
Themen gegenüber öffnen, wie z.B. Mobbing und vor allem konkrete Integrationsansätze
vorstellen. Es muss ja nicht einmal eine komplett Kursänderung sein, denn den einzelnen
Schulen mehr Gestaltungsfreiraum zu geben, wäre schon viel wert, so hätte meine Schule
vielleicht durchaus teilgenommen, wenn man individuell von der Schulgemeinschaft
erarbeitete Ziel hätte einbringen dürfen. Doch so war für uns klar, dass wir lieber bei der
bewährten, auf uns abgestimmten MBG-Vision bleiben!
Ein weiterer Punkt den ich als problematisch ansehe, sind bestimmte Äußerungen der SOR-
Zeitung „Q-Rage - Selam“. So ist zum Beispiel der Artikel „Aus Stefanie wird Amira“ sogar
kontraproduktiv zur Integration! Es geht um ein Mädchen, das zum Islam konvertiert – ein
durchaus respektabler Schritt. Doch die Art und Weise, was der Artikel dazu sagt ist
erschreckend. Es fallen Zitate wie: „Nichts bleibt wie es war“, „Amiras Freundeskreis
verändert sich“ und vor allem „Amira zieht inzwischen einen ganz klaren Trennungsstrich
zwischen `Wir die Muslime´ und der anderen Seite `Ihr die Nichtmuslime´“.
Der Artikel scheint gänzlich darauf bedacht, möglichst viele Unterschiede zwischen
Muslimen und Christen herauszustellen und gemeinsame Konsensfindung absolut zu
vernachlässigen. Gülcin S., eine gute Freundin von mir und Nachfolgerin im Amt des
Schulsprechers, hat mir außerdem zwei neue Aspekte näher gebracht: „Für Muslime ist die
Religion etwas Heiliges. Der Artikel erweckt den Eindruck als sei das Konvertieren eine Lust,
welche aus einer Lebenskrise heraus entstanden ist. Durch solche Äußerungen sehen sich
Muslime vielmehr diffamiert als dass sie es als Lob betrachten. Außerdem kann man genau
so gut Muslima sein, wenn man kein Kopftuch trägt!“
Gülcins Beispiel soll mir auch als Überleitung zum nächsten Punkt dienen: Denn es muss
nicht immer bewusste Integration sein, sie kann auch ganz unbewusst ablaufen.
Dazu eignet sich z.B. hervorragend die SMV! Denn jeden aktiven SMV-ler verbindet das Ziel
sich in herausragender Weise einzubringen, etwas für Schule und Schülerschaft zu tun.
Schulnoten, soziale oder ethnische Herkunft spielen dabei absolut keine Rolle.
Selbst wer sich in der Klassengemeinschaft anders fühlt, erkennt schnell, dass er durch die
Einbringung seiner Talente vollwertiges Mitglied wird und sogar die Schule durch seine Ideen
mitgestalten kann! Gülcin hat dies ebenfalls erkannt und ist binnen weniger Jahre zum
höchsten Amt, das die Schüler-Mit-Verwaltung zu vergeben hat, aufgestiegen und hat damit
entscheidende Integrationsarbeit geleistet. Schließlich kann sie damit auch Vorbildfunktion
für andere Migranten übernehmen.
Für Deutschland wiederum kann hier Polen eine Vorbildfunktion einnehmen: Zwar haben
alle unsere europäischen Partnerschulen in irgendeiner Form Schülervertretungen, doch am
„Lycee Warszawa“ in einem Außenbezirk Warschaus – welches ich 2008 für eine Woche
besucht habe – gibt es als Teil der dortigen SMV einen „internationalen Klub“ in dem Schüler
aus möglichst vielen verschiedenen Ländern sitzen, tagen und das internationale Klima
aufrecht erhalten – was selbstverständlich exzellent zur Integration beiträgt!
„Wir heißen Euch Herzlich Willkommen am Max-Born-
Gymnasium“, „Bien venue a la Max-Born-Gymnasium“, „Добро
пожаловать мы называемся Вами в гимназии Макса Борн“ – so
und in noch 14 weiteren Sprachen werden internationale Gäste an
meiner Schule begrüßt: Bei den Europameisterschaften im
Debating, welche jährlich auch in Backnang stattfinden, begrüßten
17 unserer Schüler die Teams jeweils in ihrer Muttersprache. Und
das leitet mich schon zur nächsten Art von Integrationsarbeit über:
Dem Debating selbst! Doch wie komme ich zu dem Schluss, dass
reines Diskutieren der sozialen Ausgrenzung entgegenwirkt?
Zunächst einmal bedeutet Debating weit mehr als nur in englischer
Sprache zu diskutieren. Dies ist zwar ein elementarer Teil, doch es
geht weit darüber hinaus. Man trifft auf Gleichaltrige aus den verschiedensten Ländern der
Welt, schließt enge Freundschaften und wird den unterschiedlichsten Kulturen
gegenübergestellt. Debating als Hobby bedeutet über den Tellerrand hinauszublicken und
dabei seinen Horizont zu erweitern. Scheu vor zunächst Fremden und Scheuklappen vor
deren Weltbildern legt man dabei ganz automatisch ab. Bezogen auf Integration fährt
Debating deswegen sogar zweigleisig: Auf mich als Deutscher wirken Menschen mit
anderem kulturellen Hintergrund in keinster Art und Weise befremdlich, und bin deswegen
absolut offen für sie. Debating integriert aber auch, da man immer und auf jeden Fall ein Teil
des Teams ist und in der Vorbereitung der Einfluss anderer Kulturen sogar erwünscht und
hochgeschätzt ist. Der bereits genannte Imbrahim K., Mary-Anne J. aus den USA, der aus
Serbien stammende Aleksandar J. und die ebenfalls bereits erwähnte Gülcin S. sind hierbei
nur einige Beispiele. Auch in diesem Punkt ist Gülcin wieder ein exzellentes Beispiel. Sie kam
vor einigen Jahren – ohne ein Wort unserer Sprache zu kennen – in die Bundesrepublik. Sie
ist nunmehr Schulsprecherin, doch das Wichtigste: Gülcin vertritt zurzeit Deutschland bei der
Debating-WM in Katar – als erste Türkischstämmige überhaupt!
Aber auch der Lehrplan ist meiner Meinung nach bei der Integration von Ausländern stärker
gefragt. So habe ich zum Beispiel in den letzten acht Jahren meiner Gymnasialzeit nie den
Unterschied zwischen „Assimilation“ und „Integration“ näher gebracht bekommen. Wie soll
denn die Gesellschaft Integration betreiben, wenn die breite Masse nicht einmal in groben
Zügen weiß, worum es dabei genau geht? Schon eine kleine – im besten Falle
fächerübergreifende Lehrplaneinheit – würde hierbei deutlich Abhilfe schaffen!
Nichtsdestotrotz gibt es auch löbliche Beispiele: Im Englisch-Unterricht ist ein
Sternchenthema das Buch „One Language, Many Voices (Caught between Cultures)“.
Vor allem im Bezug auf die ungerechte Behandlung die stärkere Kulturen schwächeren
zugefügt haben, die Probleme bei der Integration, sowie dem schweren Weg der
Selbstfindung im neuen Heimatland wurden dadurch den meisten meiner Klassenkameraden
die Augen geöffnet.
Mit offenen Augen und Armen geht auch ein Europäer durch die Welt. Denn die Geschichte
seines Kontinents ist selbst eine Geschichte des Aufeinanderzugehens und der Verbrüderung
verschiedenster Kulturen: Nicht umsonst spricht man vom Begriff der europäischen
Integration! Das Leitbild jenes Prozesses kann auch jedem von uns bei der Integration im
Alltag helfen: Bildung kann und muss uns zu Europäern machen!
Dadurch wird Weltoffenheit Einem in die Wiege gelegt und die Integration als wichtige
Pflicht anerkannt. Sie fragen mich nach konkreten Methoden dazu?
Dieser Wettbewerb selbst ist eine zentrale Methode davon! Ganz gleich ob es ein/e
Migrant/in ist der/die sich mit der Ausschreibung befasst oder ob ich selbst es bin: Wir beide
sind nun ein Stück mehr Europäer als wir es vorher waren, und wissen noch besser wie wir
aufeinander zugehen können.
Auf den letzten zehn Seiten habe ich mich in intensivster Art und Weise mit dem Thema
Integration auseinandergesetzt. Nachdem zunächst eine sehr ausführliche Begriffsklärung
von Nöten war, wandte ich mich Schritt für Schritt den diversen Methoden zur besseren
Integrationsarbeit zu. All das basiert sowohl auf dem europäischen Vergleich in Form von
Gesprächen und Erinnerungen als auch auf meinen eigenen persönlichen Erfahrungen.
Als ich die Ausschreibung des Europäischen Wettbewerbs zum ersten Mal las, war ich mir
nicht einmal sicher, ob ich teilnehmen möchte: Denn vor mir sah ich ein komplexes und
scheinbar undurchdringliches Labyrinth, über welches ich scheinbar nur Halbwissen besaß.
Durch meine intensive Recherche und das Auseinandersetzen mit dem Thema verwandelte
sich dieses Labyrinth für mich in eine logische Treppe:
Es ist keine, die man einfach besteigen könnte, doch wenn alle an ihr mit bauen, man
integrationswillig ist und Bereitschaft besitzt, Stufe für Stufe zu gehen, dann ist der Weg
nach oben frei und absolut machbar.
Begonnen habe ich meine Ausführungen mit dem Mythos über die Gründung Europas und
ich will enden mit der Europahymne selbst:
In der „Ode an die Freude“ beschreibt Friedrich Schiller seine Vision davon, wie Einzelne und
Völker durch das Band der Freundschaft zusammengehalten werden und in Frieden leben.
Und ist es überhaupt möglich das Ziel der Integration in bessere Worte zu fassen als in
diese?
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum….
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Seit umschlungen Millionen!
Textnachweise und Quellen
Gegenstand Quelle Bemerkung
„Bildung ist der
Schlüssel zur
Integration und
sorgt für einen
Ausgleich sozialer
Ungleichheiten.“
http://www.sirvan-ekici.at/6462/?MP=61-1298
Bild 1: Sirvan
Ekici
http://www.sirvan-ekici.at Befindet
sich direkt
auf der
Startseite
„Integration
means the…
www.merriam-webster.com/ dictionary/integration Original-
Definition
Basler
Integrationsmo
dell
http://www.welcome-to-basel.bs.ch/
www.wikipedia.org
MBG-Vision http://www.max-born-
gymnasium.de/unsermbg/lehrerbereich/leitfad
en/vision.pdf
Projet educatif http://www.lasidoine.com/spip.php?article7
“Jede Sprache
ist wie ein
neues offense
Fenster”
Zitat von Frank Harris aus dem DUDEN „Das
große Buch der Ziate“
Email-Kontakt
mit Tanja Kling
aus Südtirol
Tania.Kling@schule.suedtirol.it
Lerngruppen-
Projekt am
MBG
Koordiniert von Frau Reif
Bild 2: FOS
Marie Curie
http://www.fos-me.it/de/information/index.asp Direkt
oben auf
der
Startseite
Spiegel-Artikel
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,
676649,00.html
Bild 3: Bilingual
http://www.vibrante.com/index.php?
cPath=43&main_page=index
Bild4:
Schulsozial-
arbeit
http://www.paed-aktiv.de/angebot/ganztagsschule_em.html
www.schulsozialarbeit.net
Bild 5:
Q-Rage: Selam
http://www.schule-ohne-rassismus.org/fileadmin/pdf/q-
rage-ausgabe-04-web-komplett.pdf
Auf der
dritten
Seite der
PDF
Diverse Zitate
http://www.schule-ohne-rassismus.org/fileadmin/pdf/q-
rage-ausgabe-04-web-komplett.pdf
Auf der
dritten
Seite der
PDF
Bild 6: Logo der
DSG
www.schoolsdebate.org
Rechts
oben auf
der
Startseite
Bild 7:
Jugendliche
http://www.forum-generationen
unna.de/sprachfoerderung.htm
Bild 8:
Europas Jugend
http://www.youthagenda.eu/?page_id=25
Ode an die
Freude Friedrich Schiller – Gesammelte Werke 1
Prof. Alfred Brandstetter, Xenos-Verlag, 1986
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10 steck christian

  • 1. „Bildung als der Schlüssel zur Integration“ 57. Europäischer Wettbewerb 2010 Soziale Integration durch Bildung Eine Wettbewerbsarbeit von Christian Steck Backnang M B G 13e
  • 2. 57. Europäischer Wettbewerb 2010 Soziale Integration durch Bildung Eine Analyse von Christian Steck Klasse 13 MBG „Bildung als der Schlüssel zur Integration“ „Zeus hatte sich unsterblich in die schöne Königstochter aus Phönizien, namens Europa, verliebt. Um sich ihr zu nähern, verwandelte sich der mächtigste Gott in einen herrlichen Stier und täuschte so Europa. Sie kam um das prächtige Tier zu schmücken und traute sich schließlich, auf seinen Rücken zu sitzen. Zunächst unmerklich, jedoch immer bestimmter trug er sie von ihren Spielgefährtinnen fern, bis das ungleiche Paar schließlich in den Fluten verschwand. Der Göttervater schwamm über das Meer und brachte Europa auf die ihr fremde Insel Kreta.“ Höchstwahrscheinlich ist es Prinzessin Europa nicht leichtgefallen sich in dem neuen Land zurechtzufinden, sich einzuleben, sich zu „integrieren“ – doch vielleicht tröstete sich die schöne Prinzessin damit, dass man einen Kontinent nach ihr benennen würde… Eben jener Erdteil, der nach einer „Migrantin“ benannt wurde, steht nun vor der eminent wichtigen Aufgabe der Integration. Aus diesem Grund hat die Europäische Union das laufende Jahr zum „Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ erklärt. Die Beantwortung der Frage, wie man diese Problematik angeht, ist denkbar einfach: INTEGRATION heißt das Schlüsselwort! Stellt man die „Wie-Frage“ aber nunmehr bezüglich der Integration selbst, so wird die Beantwortung schon schwieriger. Politiker, Medien und Experten scheinen sich daran den Kopf zerbrochen zu haben. Doch in einem Punkt kommen alle Theorien zur sozialen Eingliederung überein, welchen die Wiener Gemeinderätin Sirvan Ekici wie folgt formuliert: „Bildung ist der Schlüssel zur Integration und sorgt für einen Ausgleich sozialer Ungleichheiten.“ Als ich dieses Zitat während meiner Vorbereitung las, habe ich mir dieses Bild zu Ende gedacht : Drehen Sie sich einmal in dem Raum, in welchem Sie sich gerade befinden, um und sie werden den Gegenstand meiner erdachten Metapher sofort sehen: Eine Tür! Eine geschlossene Türe, welche Symbol sein soll für die Hürden, die es auf dem Weg in unsere Gesellschaft zu überwinden gilt.
  • 3. An dieser Tür befindet sich ein Türschloss, stellvertretend für die Integration. Ohne dessen Betätigung wird sich die Tür wohl nie öffnen. Das Schloss lässt sich mittels eines Schlüssels öffnen, welcher, wie Frau Ekici bereits formuliert hat, aus Bildung besteht! Im Zusammenhang mit Integration ist Bildung in Form von Schule also Schlüsselbegriff, vermittelt die Schlüsselqualifikation zur Eingliederung und kann daher als Schlüssel selbst angesehen werden. INTEGRATION. Jeder von uns hat eine ungefähre Bedeutung des viersilbigen Nomens im Kopf - doch wie definiert man diesen Prozess genau? “Integration means the incorporation as equals into society or an organization of individuals of different groups from various backgrounds.” – Merriam Webster Es genügt, sich die Wörter dieser Definition vor Augen zu führen, und man bemerkt, worum sich das Ganze dreht: Eingliederung, Gleichberechtigung und Gesellschaft. Doch ist es einzig und allein Aufgabe von Gesellschaft und Politik, zu integrieren? Ist Integration eine Art Rolltreppe, auf welche der Migrant sich stellt und ohne eigenes Zutun nach oben gebracht wird? Selbstverständlich nicht! Eine ausführliche Erklärung hierzu liefert das „Basler Integrationsmodell“: Es geht von ganz ähnlichen Annahmen aus , wie ich sie bisher genannt habe und teilt die Pflichten im Zusammenhang mit Integration in zwei: Jene der Gesellschaft und jene des einzelnen Migranten. Ich würde also den Prozess der Integration keineswegs als eine Rolltreppe, sondern vielmehr als eine „einfache“ Treppe sehen: Diese muss von Gesellschaft und Politik gebaut worden sein, doch der Integrationswillige muss den Bau unterstützen und vor allem selbst die Treppe nach oben gehen, um dabei die verschiedenen Stufen der Integration zu durchlaufen. Ein sehr interessantes Phänomen ergibt sich aus den weiteren Auslegungen dieses viel verwendeten Begriffes: Denn die Ziele der soziologischen Integration könnten durch nichts besser erläutert werden, als durch die Bedeutungen des Begriffs in anderen Bereichen! In der Technik integriert man ein bestimmtes Teil in ein bereits bestehendes System um dieses noch besser und reibungsloser zu machen. Der Mathematiker integriert verschiedene Funktionen um sie sozusagen auf einen gemeinsamen Nenner – ihre Stammfunktion – zu bringen: Aus dem, was völlig verschieden wirkt, wird eine Einheit gebildet. Wohl am schönsten erkennbar sind die Ziele am Beispiel der wirtschaftlichen Integration: Mehrere Staaten wollen einen möglichst homogenen Wirtschaftsraum schaffen, um im Zusammenschluss unterschiedlicher Wirtschaftsregionen bestmögliche Stärke zu finden – die Europäische Union selbst ist das beste Beispiel.
  • 4. Die Frage, wie ich nun den Bogen zurück zur Schule schlagen kann ist zwar berechtigt, aber ebenso simpel zu beantworten: Denn in meinen bisherigen 7 ½ Jahren des Gymnasiums habe ich von all diesen Begriffen schon viel erfahren. Und auch für Schulen galt es zu erfahren, dass soziale Integration oftmals kein Leichtes ist: Denn aus der o.g. Definition lässt sich eine zentrale Erkenntnis ableiten. Bevor Schule Integrationsarbeit in die Gesellschaft leisten kann, gilt es zunächst einmal, Migranten überhaupt erst in die Schule zu integrieren. Nachdem ich nunmehr den Grundstock für meine weiteren Ausführungen gelegt habe, will ich den Schlüsselsatz „Integration durch Bildung“ am Beispiel meiner eigenen Schule und an dem von Schulen aus ganz Europa analysieren. „Ich konnte kaum über den Tresen im Sekretariat schauen und ich glaube, dass ich gar nicht begriffen hatte, dass der Mann, der mir gegenüber saß, mein zukünftiger Schulleiter sein würde, doch schon damals habe ich mich in dem Gebäude mit den vielen Treppen wohl gefühlt.“ So meine Gefühle bei der Anmeldung aufs Max-Born-Gymnasium. Sie mögen sich nun sicher denken, dass es für mich sehr schön sein mag, wenn ich mich in der Schule so wohl fühle, doch dass hierbei der Bezug zur Integration fehle. Sicherlich, ich selbst bin kein Migrant und war der deutschen Sprache schon vorher mächtig, jedoch lässt sich aus meinem subjektiven Gefühl etwas für die Integration von zentraler Wichtigkeit ableiten: Der offene Geist / Das Klima der Schule! Denn jener „positive, aufgeschlossene Geist der Schule“ bringt einiges mit sich. Er sorgt eben für jenen ersten Eindruck, im Falle von Integration sogar für den – ansonsten vielleicht sogar ausbleibenden – ersten Schritt. Warum das so ist? Eigentlich kann man sich diese Frage im Selbstexperiment beantworten. Stellen Sie sich vor, Sie möchten Essen gehen. Sie haben nunmehr die Wahl zwischen zwei preislich identischen Restaurants. Die Tür des ersten ist heruntergekommen und geschlossen. Das zweite Gasthaus begrüßt sie einladend und der Wirt steht freundlich lächelnd in der Tür. Die Frage für welches man sich entscheidet, erübrigt sich wohl. Das Max-Born-Gymnasium – also meine Schule – hat sich diesen freundlich-offenen Geist in der „MBG-Vision“ zum Ziel gemacht. Das im Jahr 2002 erarbeitete Papier wurde seitdem von allen Schülern, Lehrern und Eltern unterschrieben. Jenes Projekt schließt die Lücken, welche von der Schul- und Hausordnung hinterlassen werden. Denn Werte wie Freundschaft, Respekt und Offenheit, lassen sich nicht durch Paragraphen zementieren. Ein Jeder muss selbst diese Dinge verinnerlichen und sie (vor-)leben! Unter dem Motto „Miteinander Bildung Gestalten“ verpflichten sich
  • 5. die drei Gruppen des MBG, jene Werte zu achten und vor allem die Würde sowie Rechte des Anderen zu respektieren. Das seit über fünf Jahren bewährte Projekt präsentiert sich mehrsprachig und fährt zweigleisig: Es strebt ein kollektives Ziel der Schule an, aber ordnet auch jedem Einzelnen genaue Rechte und Pflichten zu. Beim vergleichbaren Projekt unserer französischen Partnerschule „College de la Sidoine“ in Trévoux vermisse ich jene Zweigleisigkeit ein wenig: Zwar gibt das „Projet educatif“ ehrgeizige und durchaus richtige Ziele vor, jedoch mangelt es an Umsetzungsideen für Integration. Die Frage, was jeder Einzelne tun kann, tun sollte und tun muss, konnten die Initiatoren von der „La Sidoine“ leider nicht ausreichend beantworten. Warum das dem Ganzen einen Abbruch tut? Weil eben jener Geist der Schule sich nicht durch leere Worthülsen erschaffen lässt, sondern jeder Einzelne ihn mit aufbauen und erhalten muss und das geht eben am einfachsten, wenn abgesteckt wurde, was es zu tun gilt. Nichtsdestotrotz macht ein Projekt dieser Größenordnung immer Sinn und deswegen gilt an dieser Stelle mein Lob natürlich auch unseren französischen Nachbarn. Vielgelobt werden in den Medien immer wieder Pilotprojekte, welche Migranten deutsche Sprachkenntnisse vermitteln. Werden diese Maßnahmen ihrem Ruf gerecht oder handelt es sich dabei schlichtweg um politischen Aktionismus? „ Jede neue Sprache ist wie ein offenes Fenster“ - Mit diesem Zitat des amerikanischen Dichters Frank Harris möchte ich die Frage beantworten. Dieser Ausspruch stellt nämlich in hervorragender Art und Weise die Bedeutung des Erlernens einer neuen Sprache – in unserem Fall, der des neuen Heimatlandes – heraus. Denn zu einer zentralen Erkenntnis bin ich bereits gekommen: Sieht man den unbedingt notwendigen Willen zur Integration als Fundament an, so ist das Erlernen der Sprache die erste Stufe der Integrationstreppe. Vor allem in Norden Italiens, genauer gesagt in Südtirol, scheint man das erkannt zu haben. In Vorbereitung auf diesen Wettbewerb habe ich verschiedene europäische Schulen, die mir interessant schienen, angeschrieben. Vor allem die „Fachoberschule für Soziales Marie Curie“ in Meran hat sich meiner Sache sehr angenommen und mir ausführlich geantwortet. Auf die Frage mit welchen Methoden man Integrationsarbeit betreibe, antwortete mir Sekretariatsassistentin Tanja Kling folgendes: „Sprachkurse werden in allen größeren Orten von der Schulbehörde zentral angeboten. In den Klassen selbst gibt es bei Bedarf Zusatzstunden. Für den Kontakt mit Eltern steht im 1. Halbjahr für einige Stunden pro Woche eine Person zur Vefügung, welche sich mit ihnen in ihrer Muttersprache verständigen kann und so eine Mittlerrolle zwischen Schule und Eltern darstellt (z.B. auch Übersetzungen der Schulmitteilungen usw.). Eine Stunde pro Woche steht eine Lehrperson unserer Schule zur Verfügung, welche die Kontakte mit den Schüler/innen hält und so auch zwischen Lehrpersonen und Schüler/innen vermittelt, die Lehrperson und Schüler/innen sogar berät.“
  • 6. Meine Reaktion auf diese Zeilen will ich durchaus salopp formulieren: „Mir ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes der Mund offen stehen geblieben!“ Denn auf ein so lückenloses Netz bin ich bei meiner gesamten Recherche zu dem Thema nicht gestoßen. Das Meraner System, welches übrigens in ganz Südtirol Anwendung findet, ist von Grund auf sehr gut durchdacht und genauso hervorragend umgesetzt. Die zuständige Bozener Schulbehörde muss ein wahrhaft offenes Ohr für Migranten gehabt haben, denn das Prinzip gründet sich voll und ganz auf ihre Bedürfnisse. In Ansätzen findet man so etwas durchaus auch in unserer Region, doch mit dem komplett durchdachten Südtiroler System können wir nicht mithalten. An Meran kommen wir bisher wohl noch nicht heran….… Zur Verteidigung meiner Schule muss ich jedoch einen entscheidenden Sachverhalt erwähnen. Das Sekretariat hat mir bestätigt, dass es am Max-Born-Gymnasium bisher noch keinen Schüler gab und gibt, der der deutschen Sprache nicht von Anfang an mächtig war oder ist. Reine Sprachkurse erübrigen sich also von selbst. Doch verständlicherweise haben viele Migranten sprachliche Defizite. Für jene, aber auch für andere Schwächere, wurde seit diesem Schuljahr ein bisher sich sehr bewährendes Projekt ins Leben gerufen: Die Lerngruppen. Das Prinzip ist eigentlich sehr einfach. Schüler aus den oberen Klassen helfen jüngeren, schwächeren Schülern je nach Bedarf in diversen Fächern. In den ersten Wochen konnten Oberstufenschüler sich freiwillig für ein bestimmtes Fach melden und erhielten eine kurze Ausbildung von der betreuenden Lehrerin. Auf diese können auch die Unterstufenschüler zugehen um dann den entsprechenden Lerngruppen zugeteilt zu werden. Mangelt es dabei an Eigeninitiative so können durchaus auch Eltern und Lehrer diese Schritte für die Betreffenden ergreifen. Bisher war dies aber so gut wie nicht nötig, da das System der Lerngruppen sich auch so größter Beliebtheit erfreut. Die Nachhelfenden bekommen eine kleine Entschädigung für ihren (Zeit-)Aufwand, den Jüngeren macht es einfach Spaß in lockerer Atmosphäre zu lernen und sich mit Freunden gemeinsam zu verbessern. Außerdem wird dadurch auch der bereits genannte Kontakt zwischen den verschiedenen Stufen intensiviert. Und das fügt sich dann wiederum in eine andere Antwort ein, welche ich von Frau Tanja Kling erhalten habe. Auf die Frage was das Wichtigste beim Thema Integration sei, bekam ich die Antwort: „Willen und Bemühen der Schule, der Schüler/innen (und Eltern): Jeder übernimmt seinen Teil an Verantwortung“ . In Südtirol scheut man – selbst wenn nur die Hälfte dessen, was mir geschrieben wurde, stimmte – absolut keine Mühen um Allen gleiche Bildungschancen zu ermöglichen. Wie man das geschafft hat? Da ich kein Verantwortlicher aus Südtirol bin, kann ich diese Frage natürlich nicht vollständig beantworten. Aber ich glaube einen Grund deutlich erkannt zu haben: Man scheint den Migranten und vor allem ihren Kindern sehr gut zugehört zu haben und dementsprechend seine Integrationsbemühungen darauf abgestimmt zu haben. Integration ist keine Hülle die man Fremden einfach so überstülpen kann, sondern etwas, das man schrittweise gemeinsam erarbeiten und meistern muss. Das scheinen sich alle Südtrioler Schulen in herausragender Weise klargemacht zu haben.
  • 7. Die Schule muss aber auch der Gesellschaft etwas klarmachen: Dass Schüler mit Migrationshintergrund keineswegs Schüler zweiter Klasse sind! Der folgende Spiegel-Artikel zeigt klar die Blockade die noch in den Köpfen einiger Unternehmen herrscht. http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,676649,00.html Können die Schulen daran überhaupt etwas ändern? Sie können dies durchaus: Denn zum Einen sucht die „Industrie- und Handelskammer“ auf diversen Kongressen stets sehr engen Kontakt zu den Schulen und zum Anderen machen es uns unsere europäischen Nachbarn vor: Wenn Schulen gegenüber der IHK das Thema Migrationshintergrund thematisieren und bestehende Blockaden damit einreißen, dann kann man dem im Artikel erwähnten Teufelskreis durchaus entkommen. Bisher haben nämliche viele Unternehmen eine sehr verschlossene Haltung gegenüber Migranten und stellen deswegen keine ein. Dadurch, dass es zu Letzerem nicht kommt, können sie ihre Meinung aber auch nicht revidieren. Legen es die Schulen aktiv darauf an diese alten Muster zu durchbrechen, dann ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Integration getan. Ein Beispiel hierfür ist mir durch meinen Austausch nach Aarhus/Dänemark bekannt. Die Schule hat sich dort ein Netzwerk zu lokalen Unternehmen aufgebaut, welche dafür garantieren, Praktikumsplätze für jeden, unabhängig von schulischer Leistung oder Herkunft anzubieten. Umgesetzt wurde dies über eine Kartei ehemaliger und nun berufstätiger Schüler und Eltern. Solche Sachen sind simple aber höchst effektive Methoden der schulischen Integrationsarbeit. Was mit den nächsten Punkt zusammenhängt: Hierbei werden keinesfalls zwangsläufig schlechtere Schüler in die Wirtschaft „gepusht“. Denn in der in den meisten Fällen bestehenden Zweisprachigkeit von Migranten liegt eine sehr große Chance verborgen! Automatisch zweisprachig aufzuwachsen kann pädagogisch betrachtet ein großer Segen sein. Dann fällt nämlich in vielen Fällen das Erlernen einer Fremdsprache in der Schule umso leichter. Denn darauf, Worte in einer neuen Sprache kennenzulernen, sind Migranten seit frühster Kindheit gepolt. Ich will selbstverständlich nicht behaupten, dass das immer zum Schulerfolg führt, es gibt jedoch genügend Beispiele, die das beweisen. So ist es auch mit einem unser Unterstufenschüler. Ibrahim K. wird an meiner Schule schon als zukünftiges Sprach-Genie gewertet. Deutsch und Türkisch spricht er seit jeher fehlerfrei und fließend, während er in English und Französisch seinen Kollegen aus der 6. Klasse schon um Jahre voraus ist. Seine Englischlehrerin – die auch mich zurzeit perfekt auf das Abi vorbereitet – hat mir etwas sehr Interessantes erzählt: Der junge Türke ist in der Lage neue Vokabeln und komplexe grammatische Strukturen zu erfassen, ohne sie wirklich erlernen zu müssen. Ein – oder mehrmaliges Hören genügen ihm um diese Wörter sofort in seinen Sprachgebrauch aufzunehmen. Seine Fremdsprachenlehrer führen dies auf seine Zweisprachigkeit zurück. Schulen müssen sich diesen Fähigkeiten anpassen und sie fördern und damit ebenfalls Integrationsarbeit leisten. Denn auch das noch so schöne Pflänzchen wird nicht wachsen und geht sogar ein, wenn es nicht gegossen wird. Die „Gießkanne“ für solche Begabungen stellt an meinem Gymnasium der bilinguale Zug dar. Er wurde vor drei Jahren zum ersten Mal ins Leben gerufen und dient dazu Fremdsprachenkenntnisse zu intensivieren. Es werden verschiedenste Fächer, wie z.B. Sport und Geographie zusätzlich zum Lehrplan in englischer Sprache unterrichtet. Ob sich der „BILI-Zug“ großer Beliebtheit erfreut? Hierbei sprechen die Zahlen für sich: Auf etwas über 30 zu vergebende Plätz gab es ca. 70 Anmeldungen, was wohl weitere Erklärungen erübrigt…
  • 8. Ich will aber meine Augen nicht vor der Realität verschließen und keinesfalls Zustände beschönigen: Denn die bisherigen Pisa-Studien bescheinigen Deutschland schlechteste Noten bei der Eingliederung von Migranten in unser Schulsystem. Seitdem ist eine hitzig geführte Debatte um soziale Herkunft in der Schule entbrannt. Viele der in der Debatte herbeigezogenen Lösungsansätze habe ich bereits analysiert. Doch gleich zu Beginn dieses Absatzes möchte ich Mr. PISA, Andreas Schleicher, in einem Punkt den Wind aus den Segeln nehmen. Und zwar, dass all dies an unserem dreigliedrigen Schulsystem läge. Diese Aussage wird durch frühe Selektion und mangelnde Durchlässigkeit begründet. Ich persönlich erachte diese Haltung als falsch und zu oberflächlich betrachtet, möchte aber im gleichen Atemzug nicht unerwähnt lassen, dass eine genaue, differenzierte und absolut neutrale Beurteilung dieser Sache wohl eine Wettbewerbsarbeit für sich wäre. Trotzallem möchte ich meine Meinung an einem einfachen Beispiel illustrieren: Ich persönlich bin ein musikalisch leider vollkommen unbegabter Mensch. Setzte man es mir zur Aufgabe ein Musikinstrument zu erlernen, würde man mich dann direkt zu den Berliner Philharmonikern setzen oder mich zuerst im Anfängerunterricht fördern? Die Antwort liegt wohl auf der Hand: Da ich die Philharmoniker wohl durch meine Unfähigkeit zu Beginn sofort allesamt aus dem Takt bringen würde, wäre es das einzig Sinnvolle mir zuerst das Instrument an sich näher zu bringen! Danach könnte ich mit Musikern des gleichen Leistungsniveaus spielen und sollten alle Voraussetzungen gegeben sein, so könnte ich eines Tages sogar beim Berliner Orchester mitspielen – doch das Pferd von hinten nach vorne aufzuzäumen dürfte einige Probleme bereiten! Allerdings bin ich natürlich kein Verfechter des Status Quo, bzw. des Zustandes vor 2001: So ist es natürlich unbestritten, dass man die einzelnen Schritte zur Durchlässigkeit noch entscheidend verbessern kann und muss, vor allem durch die bereits erläuterten Methoden. Jene möchte ich allerdings noch um eine erweitern: Das Prinzip der Sozialarbeiter! Als ich mich mit dem Thema noch nicht näher befasst hatte, stellte ich es mir immer folgendermaßen vor: Ein junger Mann genießt eine entspannte Zeit an irgendeiner Schule, in den Pausen kickt er ein bisschen mit den Jugendlichen und ansonsten übernimmt er kleinere Hausmeisterdienste: Eine quasi überflüssige Stelle?! Die Realität sieht wesentlich anders aus. Denn Sozialarbeiter an Schulen übernehmen eine wertvolle Mittlerrolle zwischen Schülern, Lehrern und Eltern. Sie füllen damit bestehende Lücken und haben vor allem Einblick in Situationen und Problematiken, die Außenstehende gar nicht erfassen können. Der Sozialarbeiter einer Schule wird nämlich von den meisten als eine Art „Kumpel“ angesehen, so dass ihm ganz anders gegenübergetreten wird, als etwa einem Lehrer. Seine Sozial- und Integrationsarbeit kann er deswegen – im wahrsten Sinne des Wortes – spielerisch ableisten. An meiner Schule versuchen zwar die beiden Vertrauenslehrer sowie unsere Schulpsychologin Ähnliches zu leisten, geben ihr Bestes und leisten dabei wertvolle Arbeit – doch das Niveau des Sozialarbeiters kann aus den o.g. Gründen nicht erreicht werden. Der Schulsozialarbeiter kann als neutraler Mittler auch gefestigte Strukturen aufbrechen. So wird mehrfach von einer konkreten Situation berichtet. Nämlich, wenn sich Schüler verschiedener ethnischer Minderheiten in ihren Cliquen isolieren und diese vielleicht sogar verfeindet sind: Zwischen Türken und Griechen kommt das nicht selten vor. Solche Cliquen verhindern Integration oftmals auf beiden Seiten, denn das würde ja ein Aufeinander zugehen bedeuten, da man sich sozusagen in der Mitte träfe. Lehrer sind hier machtlos, denn durch Zwang und Sanktionen ändert man an der Situation wenig. Sozialarbeiter können sich mit beiden Gruppen verbrüdern und sind nicht auf
  • 9. kurzfristige Teilerfolge angewiesen, sondern können langfristig und nachhaltig Integrationsarbeit betreiben. Die Wichtigkeit der Schulsozialarbeit wurde mittlerweile auch von der Politik erkannt und seit dem 11. März 2009 in Winnenden auch stark ausgeweitet, doch auch hier besteht noch Handlungsbedarf. Dass Handlungsbedarf im Bezug auf Rechtsextremismus besteht, dachten sich wohl auch die Initiatoren von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Ich bin fest davon überzeugt, dass viele meiner Mitbewerber dies als löbliches Beispiel als Teil von Integration anführen. Auch wir am Max-Born-Gymnasium haben uns intensiv mit dem Thema befasst, uns letztendlich aber gegen das Projekt entschieden und so möchte auch ich jetzt konstruktive Kritik daran leisten: Zunächst will ich klarstellen, dass ein Projekt an Schulen gegen Gewalt und soziale Ausgrenzung richtig und wichtig ist – vor allem auch im europaweiten Netzwerk. Allerdings pauschalisiert und generalisiert SOR ein bisschen zu stark. Denn Fakt ist: Die Probleme im Zusammenhang mit Integration lassen sich nur in manchen Fällen tatsächlich auf Rechtsextremismus zurückführen. Dort wo es der Fall ist, macht SOR in seiner momentanen Form definitiv Sinn: Im Sommerurlaub habe ich einen Schulsprecherkollegen aus der Nähe von Nürnberg kennengelernt. An seiner Realschule verteilten Neo- Nationalsozialisten regelmäßig CDs mit verfassungswidrigem und fremdenfeindlichem Inhalt. Die Schule hat durch den Beitritt zu SOR ein entscheidendes Zeichen gesetzt. Doch in anderen Gegenden sollte SOR die Scheuklappen ablegen und sich auch anderen Themen gegenüber öffnen, wie z.B. Mobbing und vor allem konkrete Integrationsansätze vorstellen. Es muss ja nicht einmal eine komplett Kursänderung sein, denn den einzelnen Schulen mehr Gestaltungsfreiraum zu geben, wäre schon viel wert, so hätte meine Schule vielleicht durchaus teilgenommen, wenn man individuell von der Schulgemeinschaft erarbeitete Ziel hätte einbringen dürfen. Doch so war für uns klar, dass wir lieber bei der bewährten, auf uns abgestimmten MBG-Vision bleiben! Ein weiterer Punkt den ich als problematisch ansehe, sind bestimmte Äußerungen der SOR- Zeitung „Q-Rage - Selam“. So ist zum Beispiel der Artikel „Aus Stefanie wird Amira“ sogar kontraproduktiv zur Integration! Es geht um ein Mädchen, das zum Islam konvertiert – ein durchaus respektabler Schritt. Doch die Art und Weise, was der Artikel dazu sagt ist erschreckend. Es fallen Zitate wie: „Nichts bleibt wie es war“, „Amiras Freundeskreis verändert sich“ und vor allem „Amira zieht inzwischen einen ganz klaren Trennungsstrich zwischen `Wir die Muslime´ und der anderen Seite `Ihr die Nichtmuslime´“. Der Artikel scheint gänzlich darauf bedacht, möglichst viele Unterschiede zwischen Muslimen und Christen herauszustellen und gemeinsame Konsensfindung absolut zu vernachlässigen. Gülcin S., eine gute Freundin von mir und Nachfolgerin im Amt des Schulsprechers, hat mir außerdem zwei neue Aspekte näher gebracht: „Für Muslime ist die Religion etwas Heiliges. Der Artikel erweckt den Eindruck als sei das Konvertieren eine Lust, welche aus einer Lebenskrise heraus entstanden ist. Durch solche Äußerungen sehen sich Muslime vielmehr diffamiert als dass sie es als Lob betrachten. Außerdem kann man genau so gut Muslima sein, wenn man kein Kopftuch trägt!“ Gülcins Beispiel soll mir auch als Überleitung zum nächsten Punkt dienen: Denn es muss nicht immer bewusste Integration sein, sie kann auch ganz unbewusst ablaufen. Dazu eignet sich z.B. hervorragend die SMV! Denn jeden aktiven SMV-ler verbindet das Ziel sich in herausragender Weise einzubringen, etwas für Schule und Schülerschaft zu tun. Schulnoten, soziale oder ethnische Herkunft spielen dabei absolut keine Rolle.
  • 10. Selbst wer sich in der Klassengemeinschaft anders fühlt, erkennt schnell, dass er durch die Einbringung seiner Talente vollwertiges Mitglied wird und sogar die Schule durch seine Ideen mitgestalten kann! Gülcin hat dies ebenfalls erkannt und ist binnen weniger Jahre zum höchsten Amt, das die Schüler-Mit-Verwaltung zu vergeben hat, aufgestiegen und hat damit entscheidende Integrationsarbeit geleistet. Schließlich kann sie damit auch Vorbildfunktion für andere Migranten übernehmen. Für Deutschland wiederum kann hier Polen eine Vorbildfunktion einnehmen: Zwar haben alle unsere europäischen Partnerschulen in irgendeiner Form Schülervertretungen, doch am „Lycee Warszawa“ in einem Außenbezirk Warschaus – welches ich 2008 für eine Woche besucht habe – gibt es als Teil der dortigen SMV einen „internationalen Klub“ in dem Schüler aus möglichst vielen verschiedenen Ländern sitzen, tagen und das internationale Klima aufrecht erhalten – was selbstverständlich exzellent zur Integration beiträgt! „Wir heißen Euch Herzlich Willkommen am Max-Born- Gymnasium“, „Bien venue a la Max-Born-Gymnasium“, „Добро пожаловать мы называемся Вами в гимназии Макса Борн“ – so und in noch 14 weiteren Sprachen werden internationale Gäste an meiner Schule begrüßt: Bei den Europameisterschaften im Debating, welche jährlich auch in Backnang stattfinden, begrüßten 17 unserer Schüler die Teams jeweils in ihrer Muttersprache. Und das leitet mich schon zur nächsten Art von Integrationsarbeit über: Dem Debating selbst! Doch wie komme ich zu dem Schluss, dass reines Diskutieren der sozialen Ausgrenzung entgegenwirkt? Zunächst einmal bedeutet Debating weit mehr als nur in englischer Sprache zu diskutieren. Dies ist zwar ein elementarer Teil, doch es geht weit darüber hinaus. Man trifft auf Gleichaltrige aus den verschiedensten Ländern der Welt, schließt enge Freundschaften und wird den unterschiedlichsten Kulturen gegenübergestellt. Debating als Hobby bedeutet über den Tellerrand hinauszublicken und dabei seinen Horizont zu erweitern. Scheu vor zunächst Fremden und Scheuklappen vor deren Weltbildern legt man dabei ganz automatisch ab. Bezogen auf Integration fährt Debating deswegen sogar zweigleisig: Auf mich als Deutscher wirken Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund in keinster Art und Weise befremdlich, und bin deswegen absolut offen für sie. Debating integriert aber auch, da man immer und auf jeden Fall ein Teil des Teams ist und in der Vorbereitung der Einfluss anderer Kulturen sogar erwünscht und hochgeschätzt ist. Der bereits genannte Imbrahim K., Mary-Anne J. aus den USA, der aus Serbien stammende Aleksandar J. und die ebenfalls bereits erwähnte Gülcin S. sind hierbei nur einige Beispiele. Auch in diesem Punkt ist Gülcin wieder ein exzellentes Beispiel. Sie kam vor einigen Jahren – ohne ein Wort unserer Sprache zu kennen – in die Bundesrepublik. Sie ist nunmehr Schulsprecherin, doch das Wichtigste: Gülcin vertritt zurzeit Deutschland bei der Debating-WM in Katar – als erste Türkischstämmige überhaupt! Aber auch der Lehrplan ist meiner Meinung nach bei der Integration von Ausländern stärker gefragt. So habe ich zum Beispiel in den letzten acht Jahren meiner Gymnasialzeit nie den Unterschied zwischen „Assimilation“ und „Integration“ näher gebracht bekommen. Wie soll denn die Gesellschaft Integration betreiben, wenn die breite Masse nicht einmal in groben Zügen weiß, worum es dabei genau geht? Schon eine kleine – im besten Falle fächerübergreifende Lehrplaneinheit – würde hierbei deutlich Abhilfe schaffen! Nichtsdestotrotz gibt es auch löbliche Beispiele: Im Englisch-Unterricht ist ein Sternchenthema das Buch „One Language, Many Voices (Caught between Cultures)“. Vor allem im Bezug auf die ungerechte Behandlung die stärkere Kulturen schwächeren
  • 11. zugefügt haben, die Probleme bei der Integration, sowie dem schweren Weg der Selbstfindung im neuen Heimatland wurden dadurch den meisten meiner Klassenkameraden die Augen geöffnet. Mit offenen Augen und Armen geht auch ein Europäer durch die Welt. Denn die Geschichte seines Kontinents ist selbst eine Geschichte des Aufeinanderzugehens und der Verbrüderung verschiedenster Kulturen: Nicht umsonst spricht man vom Begriff der europäischen Integration! Das Leitbild jenes Prozesses kann auch jedem von uns bei der Integration im Alltag helfen: Bildung kann und muss uns zu Europäern machen! Dadurch wird Weltoffenheit Einem in die Wiege gelegt und die Integration als wichtige Pflicht anerkannt. Sie fragen mich nach konkreten Methoden dazu? Dieser Wettbewerb selbst ist eine zentrale Methode davon! Ganz gleich ob es ein/e Migrant/in ist der/die sich mit der Ausschreibung befasst oder ob ich selbst es bin: Wir beide sind nun ein Stück mehr Europäer als wir es vorher waren, und wissen noch besser wie wir aufeinander zugehen können. Auf den letzten zehn Seiten habe ich mich in intensivster Art und Weise mit dem Thema Integration auseinandergesetzt. Nachdem zunächst eine sehr ausführliche Begriffsklärung von Nöten war, wandte ich mich Schritt für Schritt den diversen Methoden zur besseren Integrationsarbeit zu. All das basiert sowohl auf dem europäischen Vergleich in Form von Gesprächen und Erinnerungen als auch auf meinen eigenen persönlichen Erfahrungen. Als ich die Ausschreibung des Europäischen Wettbewerbs zum ersten Mal las, war ich mir nicht einmal sicher, ob ich teilnehmen möchte: Denn vor mir sah ich ein komplexes und scheinbar undurchdringliches Labyrinth, über welches ich scheinbar nur Halbwissen besaß. Durch meine intensive Recherche und das Auseinandersetzen mit dem Thema verwandelte sich dieses Labyrinth für mich in eine logische Treppe: Es ist keine, die man einfach besteigen könnte, doch wenn alle an ihr mit bauen, man integrationswillig ist und Bereitschaft besitzt, Stufe für Stufe zu gehen, dann ist der Weg nach oben frei und absolut machbar. Begonnen habe ich meine Ausführungen mit dem Mythos über die Gründung Europas und ich will enden mit der Europahymne selbst: In der „Ode an die Freude“ beschreibt Friedrich Schiller seine Vision davon, wie Einzelne und Völker durch das Band der Freundschaft zusammengehalten werden und in Frieden leben. Und ist es überhaupt möglich das Ziel der Integration in bessere Worte zu fassen als in diese? Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elisium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligthum…. Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. Seit umschlungen Millionen!
  • 12. Textnachweise und Quellen Gegenstand Quelle Bemerkung „Bildung ist der Schlüssel zur Integration und sorgt für einen Ausgleich sozialer Ungleichheiten.“ http://www.sirvan-ekici.at/6462/?MP=61-1298 Bild 1: Sirvan Ekici http://www.sirvan-ekici.at Befindet sich direkt auf der Startseite „Integration means the… www.merriam-webster.com/ dictionary/integration Original- Definition Basler Integrationsmo dell http://www.welcome-to-basel.bs.ch/ www.wikipedia.org MBG-Vision http://www.max-born- gymnasium.de/unsermbg/lehrerbereich/leitfad en/vision.pdf Projet educatif http://www.lasidoine.com/spip.php?article7 “Jede Sprache ist wie ein neues offense Fenster” Zitat von Frank Harris aus dem DUDEN „Das große Buch der Ziate“ Email-Kontakt mit Tanja Kling aus Südtirol Tania.Kling@schule.suedtirol.it Lerngruppen- Projekt am MBG Koordiniert von Frau Reif Bild 2: FOS Marie Curie http://www.fos-me.it/de/information/index.asp Direkt oben auf der Startseite
  • 13. Spiegel-Artikel http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518, 676649,00.html Bild 3: Bilingual http://www.vibrante.com/index.php? cPath=43&main_page=index Bild4: Schulsozial- arbeit http://www.paed-aktiv.de/angebot/ganztagsschule_em.html www.schulsozialarbeit.net Bild 5: Q-Rage: Selam http://www.schule-ohne-rassismus.org/fileadmin/pdf/q- rage-ausgabe-04-web-komplett.pdf Auf der dritten Seite der PDF Diverse Zitate http://www.schule-ohne-rassismus.org/fileadmin/pdf/q- rage-ausgabe-04-web-komplett.pdf Auf der dritten Seite der PDF Bild 6: Logo der DSG www.schoolsdebate.org Rechts oben auf der Startseite Bild 7: Jugendliche http://www.forum-generationen unna.de/sprachfoerderung.htm Bild 8: Europas Jugend http://www.youthagenda.eu/?page_id=25 Ode an die Freude Friedrich Schiller – Gesammelte Werke 1 Prof. Alfred Brandstetter, Xenos-Verlag, 1986 Ausschnitt von S. 168/169