SlideShare uma empresa Scribd logo
1 de 8
Baixar para ler offline
USP-D enhancing effectiveness




360 Grad Feedback oder Assessment
Center – Wirksamkeit, Erfolg, Beliebtheit
360 Grad Feedback versus Assessment Center? Welches Instrument ist
passender für den individuellen Anlass und die angestrebte Zielsetzung?


White Paper 08/09




Ernst Oberdorfer
USPD Schulte & Ster Consulting GmbH   T +43 1 585 55 94                  www.usp-d.com             Wien-Düsseldorf
Winckelmannstrasse 8                  F +43 1 585 62 26
1150 Wien                             ernst.oberdorfer@usp-d.com
USP-D enhancing effectiveness


Funktioniert ein   360° Feedback und Assessment Center sind höchst erfolgreiche Tools im Pool
Vergleich?         der Personalentwicklungsinstrumente - sowohl als Informations- und
                   Entwicklungs-Instrument für Kunden und Anwender als auch als Reputations-
                   Verstärker für Personalabteilungen, die zeitgemäße, effektive Tools anwenden
                   wollen.
                   Höchste Zeit also, sich etwas näher mit der Frage zu befassen, was diese
                   Instrumente im Vergleich können.

                   Welches Instrument ist besser? Ist das eine berechtigte Frage?
                   Lassen sich die beiden Methoden überhaupt miteinander vergleichen? Und
                   wenn ja, nach welchen Kriterien soll ein HR-Verantwortlicher entscheiden?
                   Ist es sinnvoll beide Instrumente im Unternehmen anzubieten oder sollte die
                   Entscheidung für eine der beiden Methoden getroffen werden?

                   Einige wesentliche Antworten bereits vorausgeschickt:
                   Beide Methoden sind gute, ausgereifte Methoden. Es ist nicht die eine per se
                   besser als die andere. Die Entscheidung über den Einsatz dieser Methoden
                   hängt vom Anlass und der Zielsetzung ab, was damit erreicht werden soll.

                   Zudem gibt es einige feine Unterschiede in der Akzeptanz durch verschiedene
                   Zielgruppen. Top-Manager beispielsweise sind viel eher bereit ein 360°
                   Feedback einzuholen als an einem AC teilzunehmen.
                   Sachbearbeiter werden kein komplettes 360° Feedback erhalten können, weil
                   sie keine Direct Reports haben.
                   Personal- und Karriereentscheidungen sollten mit dem 360° Feedback nicht
                   gefällt werden. Für Recruiting-Zwecke eignet sich das Assessment Center.

                   Es ist also nicht nur möglich sondern sogar sinnvoll, beide Methoden im
                   unternehmensinternen Angebot zu haben.

                   Dennoch gibt es Situationen, in denen die Entscheidung zwischen einer der
                   beiden Methoden nicht so leicht fällt.
                   Diese sollen hier ebenso betrachtet werden, wie jene Fälle, bei welchen die
                   Wahl auf der Hand liegt.




                                                                                         Seite 1 von 7
USP-D enhancing effectiveness


Definitionen        Zunächst eine kurze Zusammenfassung und Definition. Wodurch zeichnen sich
                    Assessment Center und 360° Feedback aus?


360° Feedback       Feedback ist die Rückmeldung von wahrgenommenen Handlungen, Leistungen
                    und deren Auswirkungen. Das spezielle Charakteristikum des 360° Feedback
                    besteht in der Erschließung unterschiedlicher Rückmeldeebenen im Umfeld
                    des Feedbacknehmers: Vorgesetzter, Mitarbeiter, Kollegen,
                    Kunden/Lieferanten, manchmal auch andere Stakeholder wie
                    Geschäftspartner oder Vertreter öffentlicher Institutionen, die keiner anderen
                    Gruppen eindeutig zuordenbar sind.

                                                        Vorgesetzter




                                                                          Kunden / Lieferanten
                                                        Feedback-
                                             Kollegen




                                                        empfänger

                                                           Selbst-
                                                        einschätzung


                                                        Mitarbeiter


                    Dadurch kommt es zu einer „Rundum-Rückmeldung“ im Abgleich zum
                    Selbstbild (der Selbsteinschätzung), siehe auch Neuberger (der einen sehr
                    interessanten und nicht unkritischen Text zu diesem Thema erarbeitet hat).
                    Die Ergebnisse des 360° Feedback können zur individuellen Mitarbeiter- und
                    Führungskräfteentwicklung beitragen, eröffnen Lernfelder und blinde Flecken
                    des Feedbacknehmers, stärken die Feedbackkultur und bieten auch der
                    Organisation unmittelbare Nutzenaspekte (z.B. intensive Auseinandersetzung
                    der Mitarbeiter mit den im Unternehmen erwünschten Verhaltensmustern).


Assessment Center   Assessment Center sind ein- bis mehrtägige Veranstaltungen, die zur
(AC)                Beurteilung der wesentlichen Kompetenzen (Leistungspotenzial, Motivation,
                    Sozialkompetenz, u.a.) der ca. 8-10 Teilnehmer durchgeführt werden. Gruppen
                    AC werden am häufigsten für Führungskräfte, Potenzial-Führungskräfte sowie
                    die untere und mittlere Managementebene eingesetzt. Das Ziel des ACs kann
                    unterschiedlich (Auswahlentscheidung oder Entwicklung) sein. Zudem sind
                    Mischformen verbreitet. Gleichzeitig mit der Auswahl für eine Position
                    bekommt der Teilnehmer gezielte Lernhinweise. Und im Development Center
                    wird nicht selten die Auswahl etwa für nachfolgende
                    Weiterbildungsprogramme getroffen.
                    Weitere Definitionen und Erläuterungen zum Thema Assessment Center
                    finden Sie auch in meinem Artikel „Mini-AC“.

                                                                                                 Seite 2 von 7
USP-D enhancing effectiveness

Wo ordnen sich AC     Die nachfolgende Darstellung soll einen Überblick über gängige Methoden zur
und 360° Feedback     Erhebung, Analyse und Auswertung von individuellen Stärken und Lernfeldern
ein?                  ermöglichen.
                      Assessment Center und 360° Feedback sind optisch hervorgehoben. Sie
                      bewegen sich in einer ähnlichen Liga bezogen auf die Zielgruppen, aber in
                      unterschiedlichen Spielklassen bezogen auf die Vielfalt der Methoden, die mit
                      dem Instrument zur Anwendung kommen.




                                   Top-Management                                 Management Audit

                                                                   360° Feedback
                                   Mittleres Management                                  Einzel AC       Assessment Center
                      Zielgruppe




                                                                     und andere
                                                                 multiperspektivische                       (für Manager,
                                                                      Verfahren           Mini AC          Führungskräfte,
                                   Projekt-/Sales-/ Front Line                                           Potenzialträger und
                                   Manager                                        Erweiterte                   Talente)
                                                                              Interviewtechniken
                                                                                (Multimodalität)
                                   Sachbearbeiter                   klassische
                                                                 Interviews und
                                                                  Testverfahren
                                   Lehrlinge                                                       Lehrlings AC



                                                                              Methodenvielfalt


360° Feedback – ein   In einem gut gemachten AC arbeitet jeder Teilnehmer an mehreren
Reality AC?           Situationen, die sich in ihren Anforderungen (mental, kognitiv, kreativ, sozial-
                      interaktiv, motivational, usw.) unterscheiden und ergänzen.
                      360° Feedback ist die strukturierte Einschätzung von Kompetenzen anhand von
                      konkreten Kriterien. Der Feedbackgeber sitzt dabei in der Regel am PC und
                      kreuzt einen Bewertungsbogen an. Übungen wie im AC kommen hier nicht vor,
                      da es ein reiner Bewertungsvorgang ist.
                      Wird allerdings miteinbezogen, dass ein idealtypischer Feedbackgeber den
                      Feedbacknehmer auf Basis all der Erfahrungen bewertet, die er mit diesem
                      (teils über Jahre) macht, wäre die Methodenvielfalt anders zu bewerten. Denn
                      die Beobachtungen können sehr breit gestreut sein und insofern eine größere
                      Methodenvielfalt beinhalten, als es ein AC jemals simulieren könnte. So
                      betrachtet wäre das 360° Feedback das Ergebnis einer Art Real Life AC mit
                      mehr oder weniger laienhaften Assessoren, wobei sowohl Teilnehmer als auch
                      Assessoren erst hinterher - nämlich dann, wenn der Feedbackprozess gestartet
                      wurde - von diesen speziellen Rollen erfahren.




                                                                                                                  Seite 3 von 7
USP-D enhancing effectiveness

Real Life oder         Die Laienhaftigkeit der Assessoren (bzw. Feedbackgeber) beim 360° Feedback
Simulation?            soll keineswegs abwertend verstanden werden. Jeder Feedbackgeber ist eine
                       Person, die im Alltag Wahrnehmungen hat, Eindrücke gewinnt und diese aus
                       einer bestimmten Perspektive (z.B. Vorgesetzter, Kunde, Kollege) an den
                       Feedbacknehmer rückmeldet.
                       Experteneinschätzungen, wie sie im AC durch externe und interne Personal-
                       Diagnostiker (professionelle Assessoren,) sowie gut geschulte Beobachter
                       abgerufen werden, sind im 360° Feedback allerdings nicht vorgesehen.
                       Experten kommen beim 360° Feedback erst nach Vorliegen der Ergebnisse als
                       Interpreten (z.B. bei der Erstellung eines Auswertungsreports) zum Einsatz und
                       ggf. als Coaches bei der Definition nachfolgender Maßnahmen.


Akzeptanz              Im AC wird von Teilnehmern nicht selten beanstandet, dass man sich bei aller
                       Praxisrelevanz der Übungen, in Rollenspielen schließlich doch anders verhalte
                       als in der Wirklichkeit und daher würden die Schlussfolgerungen nur
                       eingeschränkte Relevanz haben. Dieser Einwand mag in manchen Fällen
                       berechtigt sein, in vielen allerdings auch nicht. Fakt ist: Auch durch
                       ambitionierteste AC-Ansätze, wie AC-on-the-job oder Planspiel-AC, ist der
                       Realitätsbezug nicht in einer Weise zu erreichen, wie im 360° Feedback. Und
                       das hat Auswirkung auf die Akzeptanz der Ergebnisse. Durch Praxisrelevanz
                       und Realitätsnähe erreicht das 360° Feedback sehr hohe Akzeptanz bei den
                       Betroffenen. Hier ist es die Realität die bewertet wird - wenn auch, wie wir aus
                       dem Konstruktivismus wissen, die subjektive Realität.


Manager ohne           Die Akzeptanz des 360° Feedback betrifft aus anderen Gründen auch Manager
Gesichtsverlust        auf Top-Ebene, die selten oder keinesfalls einer Teilnahme an einem AC
                       zustimmen würden. Das Gesichtsverlustrisiko kann im AC zwar durch ein
                       umsichtiges Design stark reduziert werden, hat aber dennoch eine gewisse
                       Präsenz, da das AC auf offener Bühne stattfindet. Der Teilnehmer kann von den
                       internen Assessoren oder / und den anderen AC-Teilnehmern (in
                       gemeinsamen Gruppenübungen) begutachtet werden.
                       Im 360° Feedback gibt es nur eine Etappe, die eine gewisse Öffentlichkeit hat -
                       das Debriefing. Dieser Schritt sollte zwar verpflichtend verankert sein, um die
                       Nachhaltigkeit des gesamten Prozesses zu gewährleisten. Gleichzeitig sollte
                       dem Feedbacknehmer freigestellt sein, ob und inwieweit er konkrete
                       Auswertungsergebnisse im Rahmen eines Debriefing-Meetings mit den
                       Mitarbeitern einer transparenten Diskussion zugänglich macht.


Potenzialanalyse als   Die Ergebnisse des 360° Feedback sind also sehr stark mit dem Business Alltag
Faktor hoher           des Feedbacknehmers verflochten, während im AC eine Art Auszeit vom
Akzeptanz im AC        eigentlichen Alltag vorliegt, auch wenn die Simulationen aus dem beruflichen
                       Kontext der Teilnehmer stammen.
                       Die Simulationen im AC ermöglichen eine gezielte Potenzialanalyse, da AC-
                       Teilnehmer sich in – teils auch unerprobten Situationen – bewegen können,
                       zum Beispiel in der Rolle einer Führungskraft, als Key Account Manager oder in
                       vielen anderen Rollen von Relevanz.
                                                                                               Seite 4 von 7
USP-D enhancing effectiveness

                       Im Förder AC stehen neben den bereits ausgeprägten auch die latenteren
                       Potenziale und Talente eines Teilnehmers im Fokus. Die Möglichkeiten, sich
                       auszuprobieren und unmittelbar Feedback auf das soeben gezeigte Verhalten
                       zu bekommen, werden im AC als sehr akzeptanzfördernd erlebt.
                       Im 360° Feedback stehen das wahrgenommene Verhalten und dessen
                       Auswirkungen im Alltag im Zentrum. Die Identifikation von Potenzialen ist
                       beim 360° Feedback daher nur eingeschränkt möglich und ist im Einzelfall eine
                       anspruchsvolle Expertenaufgabe, die viel Erfahrung in der Interpretation von
                       360° Feedback Ergebnissen und den ausführlichen, konstruktiven Dialog mit
                       dem Feedbacknehmer erfordert.


Vergleichbarkeit der   Die Vergleichbarkeit der Leistungen einzelner Teilnehmer ist im AC hoch, da
Leistungen             sich alle Beteiligten denselben Situationen stellen. Das ist speziell bei
                       Auswahlverfahren ein nicht unwesentliches Kriterium.
                       Im 360° Feedback kann das Ergebnis der Führungskraft A in der Regel nicht
                       direkt mit dem Ergebnis von Führungskraft B verglichen werden. Beide
                       bewegen sich in unterschiedlichen Umwelten, unterschiedlicher Feedback-
                       Mikrokultur und sie sind mit unterschiedlichen Personen / Feedbackgebern
                       konfrontiert.


C&B Anbindung –        Trotz Performanceorientierung ist eine Anbindung der Ergebnisse an ein
bitte nicht!           Compensation & Benefits-System weder beim 360° Feedback noch beim
                       Förder AC anzuraten. Im Vordergrund steht bei beiden die Förderung von
                       Entwicklung bzw. deren Katalysatorwirkung. Durch die direkte Verknüpfung mit
                       monetären Aspekten gerät der Entwicklungsgedanke in den Hintergrund und
                       das Instrument verkommt zum unsauberen Performance Measurement Tool.
                       Beide Methoden sind kein Ersatz für Mitarbeiter- oder
                       Zielerreichungsgespräche.


Spin-off Infos         Situativ können im 360° Feedback stimmungsgefärbte Beurteilungen eine Rolle
                       spielen (z.B. aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen in einer Abteilung).
                       Dieser Umstand kann durch umsichtige Nachbearbeitung des Feedbacks
                       positiv genutzt werden, da schwelende Konfliktpotenziale transparent werden
                       und eine Lösung angestrebt und herbeigeführt werden kann.
                       Die Ergebnisse im 360° Feedback ermöglichen nicht nur eine Einschätzung von
                       Stärken und Optimierungsfeldern des Betroffenen. Sie sagen auch viel über die
                       aktuelle Qualität der Zusammenarbeit des Feedbacknehmers mit seinem
                       Umfeld und die aktuelle Abteilungskultur aus. So können bei umsichtiger
                       Aufarbeitung konkrete Inputs zur Teamentwicklung und Kooperation mit
                       anderen Stakeholdern herausgefiltert werden. Anhand solcher Spin-off
                       Interpretationen kann der Feedbacknehmer konkrete Maßnahmen zur
                       Verbesserung überlegen, planen und initiieren.
                       Die Erfahrung zeigt, dass im Zuge dessen vor allem professionell durchgeführte
                       Debriefing-Meetings hohe Effektivität haben, die mit minimalem Aufwand eine
                       ausgeprägt kooperationsstiftende Wirkung auf alle Beteiligten
                       (Feedbacknehmer und -geber) erzeugen.
                                                                                             Seite 5 von 7
USP-D enhancing effectiveness



Plus-Minus                    360° Feedback                           Assessment Center
                     •   Einsatz-Effizienz                    •   Verhaltensbeobachtung
                     •   User-Akzeptanz                       •   TN-Direktvergleich
                     •   Realitäts-Relevanz                   •   Trainingschance
                     •   Top-Mgmt.-Eignung                    •   Prognosevalidität
                     •
                     •
                         FB-Kultur fördernd
                         performanceorientiert
                                                         +    •
                                                              •
                                                                  Selektionseignung
                                                                  potenzialorientiert
                     •   teamstärkend                         •   Initialzündung
                     •   geringe lfd. Kosten


                     • sensible Implementierung               • Ressorcenaufwand
                     • Techniklastigkeit                      • Gesichtsverlustrisiko
                     • situative Einflüsse               -    • Beurteilungsfehler




Ressourcen        Der Ressourcenaufwand ist bei den beiden Instrumenten an unterschiedlichen
                  Stellen hoch.
                  Das 360°FB erfordert kompromisslose Exaktheit, bevor es als ein für die in
                  Frage kommenden Mitarbeiter verfügbares Instrument im Unternehmen
                  verankert wird. Hier kommt also vor allem der Entwicklungsaufwand in der
                  Pre-Implementierungsphase zum Tragen. Die effiziente Durchführung macht
                  dafür den häufigen, auch individuell wiederholten Einsatz attraktiv, da die
                  laufenden Betriebskosten vergleichsweise sehr gering sind.
                  Das AC hat höhere Betriebskosten. Der Entwicklungsaufwand ist zwar
                  vergleichsweise gering, allerdings schlägt der hohe Personalaufwand bei jeder
                  einzelnen AC Durchführung zu Buche.
                  Beim 360° Feedback ist die Durchführung von den Usern ohne weiteres in den
                  normalen Arbeitsalltag integrierbar, während das AC meist zumindest einen
                  Tag Abwesenheit vom Arbeitsplatz bedeutet. Gerade dieses Argument spricht
                  häufig stark für das 360° Feedback, da es der Forderung von wirksamen
                  Kurzinterventionen entspricht.


Implementierung   Das Prozess-Design und die Implementierung eines 360° Feedback erfordern
                  spezielle Umsicht und die Beachtung einiger Spielregeln. Beim Assessment
                  Center hängt ebenfalls vieles am Design und an der internen Kommunikation.
                  Dem vorliegenden Artikel liegen Fallbeispiele vor, die bereits erfolgreich in die
                  Praxis umgesetzt wurden. Von diesem Idealfall ist allerdings nicht immer
                  auszugehen. Daher finden sich weitere Informationen zur erfolgreichen
                  Konzeption und Implementierung dieser Methoden in anderen White Papers.


                                                                                           Seite 6 von 7
USP-D enhancing effectiveness

Fazit und              Beide Instrumente haben zweifelsfrei ihre gute Berechtigung im Spektrum der
Auswahlkriterien       Personalentwicklung. Auf Basis der teilweise unterschiedlichen Zielsetzungen
                       leisten sich zahlreiche Unternehmen daher aus gutem Grund beide
                       Instrumente, um damit spezifische Bereiche abdecken zu können.
                       Bei der Entscheidung zwischen einer der beiden Methoden erscheint unter
                       anderen die Beachtung folgender Auswahlkriterien wichtig:

                       1. Anlass und Zielsetzung
                       • Auswahl und Karriereentscheidungen à AC
                       • Entwicklung à beide möglich
                       • Potenzialanalyse à eher AC
                       • Teamentwicklung à 360° FB als stärkendes Element möglich

                       2. Zielgruppe
                       • Hierarchieebenen à je höher, desto eher 360° FB
                       • Nachwuchsführungskräfte à eher AC (360° FB ggf. begleitend)

                       3. Vorhandene Feedbackkultur
                       • bei begründeter Gefahr von Kollusion è besser AC

                       4. Ressourcen und Organisation
                       • Betriebskosten à generell niedriger beim 360° FB
                       • Sehr wenige Teilnehmer à besser AC
                       • Viele internationale Teilnehmer à 360° FB spart Reisekosten


Literatur              Sarges, W. (2000): Management-Diagnostik (3. Aufl.), Hogrefe
                       Neuberger, O. (2000): Das 360° Feedback. Hampp, Mering




Mehr zu diesem Thema erfahren Sie gerne von mir.

Autor:        Ernst Oberdorfer              ernst.oberdorfer(at)usp-d.com


Auf unserer Website können Sie sich für die regelmäßige Zusendung unserer
White Papers anmelden.

USPD Schulte & Ster Consulting GmbH
Winckelmannstrasse 8, 1150 Wien
T: +43 1 585 55 94
www.usp-d.com
                                                                                            Seite 7 von 7

Mais conteúdo relacionado

Destaque

Destaque (9)

U 400 Baden-Baden.pdf
U 400 Baden-Baden.pdfU 400 Baden-Baden.pdf
U 400 Baden-Baden.pdf
 
954.pdf
954.pdf954.pdf
954.pdf
 
Das Netzwerk der Seltenen Erden am Beispiel Neodym
Das Netzwerk der Seltenen Erden am Beispiel NeodymDas Netzwerk der Seltenen Erden am Beispiel Neodym
Das Netzwerk der Seltenen Erden am Beispiel Neodym
 
Rewrites überleben
Rewrites überlebenRewrites überleben
Rewrites überleben
 
Die Führungskraft als Coach
Die Führungskraft als CoachDie Führungskraft als Coach
Die Führungskraft als Coach
 
Die Zukunft im Service - Leseprobe
Die Zukunft im Service - LeseprobeDie Zukunft im Service - Leseprobe
Die Zukunft im Service - Leseprobe
 
Strategisches marketing einführung
Strategisches marketing einführungStrategisches marketing einführung
Strategisches marketing einführung
 
C1 SetCon Broschüre Unternehmen
C1 SetCon Broschüre UnternehmenC1 SetCon Broschüre Unternehmen
C1 SetCon Broschüre Unternehmen
 
Lernkultur als (didaktische) Gestaltungsperspektive
Lernkultur als (didaktische) GestaltungsperspektiveLernkultur als (didaktische) Gestaltungsperspektive
Lernkultur als (didaktische) Gestaltungsperspektive
 

Mais de USP-D Deutschland Consulting GmbH

USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"
USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"
USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"USP-D Deutschland Consulting GmbH
 
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"USP-D Deutschland Consulting GmbH
 
USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...
USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...
USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...USP-D Deutschland Consulting GmbH
 
USP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung Gruppencoaching
USP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung GruppencoachingUSP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung Gruppencoaching
USP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung GruppencoachingUSP-D Deutschland Consulting GmbH
 

Mais de USP-D Deutschland Consulting GmbH (20)

Die Kraft des Steering Committee
Die Kraft des Steering CommitteeDie Kraft des Steering Committee
Die Kraft des Steering Committee
 
USP-D white paper "HR strategy workshop"
USP-D white paper "HR strategy workshop"USP-D white paper "HR strategy workshop"
USP-D white paper "HR strategy workshop"
 
USP-D WP HR Strategie Workshop
USP-D WP HR Strategie WorkshopUSP-D WP HR Strategie Workshop
USP-D WP HR Strategie Workshop
 
USP-D White Paper 360 Degree Feedback Group Report
USP-D White Paper 360 Degree Feedback Group ReportUSP-D White Paper 360 Degree Feedback Group Report
USP-D White Paper 360 Degree Feedback Group Report
 
USP-D White Paper 360 Grad Feedback Group Report
USP-D White Paper 360 Grad Feedback Group ReportUSP-D White Paper 360 Grad Feedback Group Report
USP-D White Paper 360 Grad Feedback Group Report
 
USP-D Die Kunst des Talent Managements
USP-D Die Kunst des Talent ManagementsUSP-D Die Kunst des Talent Managements
USP-D Die Kunst des Talent Managements
 
USP-D White Paper Wander-Coaching
USP-D White Paper Wander-CoachingUSP-D White Paper Wander-Coaching
USP-D White Paper Wander-Coaching
 
USP-D White Paper Group Coaching versus Team Coaching
USP-D White Paper Group Coaching versus Team CoachingUSP-D White Paper Group Coaching versus Team Coaching
USP-D White Paper Group Coaching versus Team Coaching
 
USP-D White Paper Gruppen-Coaching versus Team-Coaching
USP-D White Paper Gruppen-Coaching versus Team-CoachingUSP-D White Paper Gruppen-Coaching versus Team-Coaching
USP-D White Paper Gruppen-Coaching versus Team-Coaching
 
USP-D Belastungen von Führungskräften
USP-D Belastungen von FührungskräftenUSP-D Belastungen von Führungskräften
USP-D Belastungen von Führungskräften
 
USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"
USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"
USP-D White Paper "A Group Coaching program at Executive Board level"
 
USP-D White Paper Women in Management
USP-D White Paper Women in ManagementUSP-D White Paper Women in Management
USP-D White Paper Women in Management
 
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
USP-D White Paper "Talent Management - Teil 1: Die strategische Annäherung"
 
USP-D Whitepaper "Gruppen-Coaching auf Vorstandsebene"
USP-D Whitepaper "Gruppen-Coaching auf Vorstandsebene"USP-D Whitepaper "Gruppen-Coaching auf Vorstandsebene"
USP-D Whitepaper "Gruppen-Coaching auf Vorstandsebene"
 
USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...
USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...
USP-D - EAWOP 2013 „High Trust Culture – A driver of organizational and leade...
 
USP-D Entwicklungspsychologische Perspektive
USP-D Entwicklungspsychologische PerspektiveUSP-D Entwicklungspsychologische Perspektive
USP-D Entwicklungspsychologische Perspektive
 
USP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung Gruppencoaching
USP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung GruppencoachingUSP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung Gruppencoaching
USP-D 10.-DGFP Fachtagung Personalentwicklung Gruppencoaching
 
USP-D Gruppencoaching mit Methodenmix
USP-D Gruppencoaching mit MethodenmixUSP-D Gruppencoaching mit Methodenmix
USP-D Gruppencoaching mit Methodenmix
 
USP-D 360 Grad Feedback Gruppenreport
USP-D 360 Grad Feedback GruppenreportUSP-D 360 Grad Feedback Gruppenreport
USP-D 360 Grad Feedback Gruppenreport
 
USP-D 360 Degree Feedback Group Report
USP-D 360 Degree Feedback Group ReportUSP-D 360 Degree Feedback Group Report
USP-D 360 Degree Feedback Group Report
 

USP-D 360 Grad Feedback versus Assessment Center

  • 1. USP-D enhancing effectiveness 360 Grad Feedback oder Assessment Center – Wirksamkeit, Erfolg, Beliebtheit 360 Grad Feedback versus Assessment Center? Welches Instrument ist passender für den individuellen Anlass und die angestrebte Zielsetzung? White Paper 08/09 Ernst Oberdorfer USPD Schulte & Ster Consulting GmbH T +43 1 585 55 94 www.usp-d.com Wien-Düsseldorf Winckelmannstrasse 8 F +43 1 585 62 26 1150 Wien ernst.oberdorfer@usp-d.com
  • 2. USP-D enhancing effectiveness Funktioniert ein 360° Feedback und Assessment Center sind höchst erfolgreiche Tools im Pool Vergleich? der Personalentwicklungsinstrumente - sowohl als Informations- und Entwicklungs-Instrument für Kunden und Anwender als auch als Reputations- Verstärker für Personalabteilungen, die zeitgemäße, effektive Tools anwenden wollen. Höchste Zeit also, sich etwas näher mit der Frage zu befassen, was diese Instrumente im Vergleich können. Welches Instrument ist besser? Ist das eine berechtigte Frage? Lassen sich die beiden Methoden überhaupt miteinander vergleichen? Und wenn ja, nach welchen Kriterien soll ein HR-Verantwortlicher entscheiden? Ist es sinnvoll beide Instrumente im Unternehmen anzubieten oder sollte die Entscheidung für eine der beiden Methoden getroffen werden? Einige wesentliche Antworten bereits vorausgeschickt: Beide Methoden sind gute, ausgereifte Methoden. Es ist nicht die eine per se besser als die andere. Die Entscheidung über den Einsatz dieser Methoden hängt vom Anlass und der Zielsetzung ab, was damit erreicht werden soll. Zudem gibt es einige feine Unterschiede in der Akzeptanz durch verschiedene Zielgruppen. Top-Manager beispielsweise sind viel eher bereit ein 360° Feedback einzuholen als an einem AC teilzunehmen. Sachbearbeiter werden kein komplettes 360° Feedback erhalten können, weil sie keine Direct Reports haben. Personal- und Karriereentscheidungen sollten mit dem 360° Feedback nicht gefällt werden. Für Recruiting-Zwecke eignet sich das Assessment Center. Es ist also nicht nur möglich sondern sogar sinnvoll, beide Methoden im unternehmensinternen Angebot zu haben. Dennoch gibt es Situationen, in denen die Entscheidung zwischen einer der beiden Methoden nicht so leicht fällt. Diese sollen hier ebenso betrachtet werden, wie jene Fälle, bei welchen die Wahl auf der Hand liegt. Seite 1 von 7
  • 3. USP-D enhancing effectiveness Definitionen Zunächst eine kurze Zusammenfassung und Definition. Wodurch zeichnen sich Assessment Center und 360° Feedback aus? 360° Feedback Feedback ist die Rückmeldung von wahrgenommenen Handlungen, Leistungen und deren Auswirkungen. Das spezielle Charakteristikum des 360° Feedback besteht in der Erschließung unterschiedlicher Rückmeldeebenen im Umfeld des Feedbacknehmers: Vorgesetzter, Mitarbeiter, Kollegen, Kunden/Lieferanten, manchmal auch andere Stakeholder wie Geschäftspartner oder Vertreter öffentlicher Institutionen, die keiner anderen Gruppen eindeutig zuordenbar sind. Vorgesetzter Kunden / Lieferanten Feedback- Kollegen empfänger Selbst- einschätzung Mitarbeiter Dadurch kommt es zu einer „Rundum-Rückmeldung“ im Abgleich zum Selbstbild (der Selbsteinschätzung), siehe auch Neuberger (der einen sehr interessanten und nicht unkritischen Text zu diesem Thema erarbeitet hat). Die Ergebnisse des 360° Feedback können zur individuellen Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung beitragen, eröffnen Lernfelder und blinde Flecken des Feedbacknehmers, stärken die Feedbackkultur und bieten auch der Organisation unmittelbare Nutzenaspekte (z.B. intensive Auseinandersetzung der Mitarbeiter mit den im Unternehmen erwünschten Verhaltensmustern). Assessment Center Assessment Center sind ein- bis mehrtägige Veranstaltungen, die zur (AC) Beurteilung der wesentlichen Kompetenzen (Leistungspotenzial, Motivation, Sozialkompetenz, u.a.) der ca. 8-10 Teilnehmer durchgeführt werden. Gruppen AC werden am häufigsten für Führungskräfte, Potenzial-Führungskräfte sowie die untere und mittlere Managementebene eingesetzt. Das Ziel des ACs kann unterschiedlich (Auswahlentscheidung oder Entwicklung) sein. Zudem sind Mischformen verbreitet. Gleichzeitig mit der Auswahl für eine Position bekommt der Teilnehmer gezielte Lernhinweise. Und im Development Center wird nicht selten die Auswahl etwa für nachfolgende Weiterbildungsprogramme getroffen. Weitere Definitionen und Erläuterungen zum Thema Assessment Center finden Sie auch in meinem Artikel „Mini-AC“. Seite 2 von 7
  • 4. USP-D enhancing effectiveness Wo ordnen sich AC Die nachfolgende Darstellung soll einen Überblick über gängige Methoden zur und 360° Feedback Erhebung, Analyse und Auswertung von individuellen Stärken und Lernfeldern ein? ermöglichen. Assessment Center und 360° Feedback sind optisch hervorgehoben. Sie bewegen sich in einer ähnlichen Liga bezogen auf die Zielgruppen, aber in unterschiedlichen Spielklassen bezogen auf die Vielfalt der Methoden, die mit dem Instrument zur Anwendung kommen. Top-Management Management Audit 360° Feedback Mittleres Management Einzel AC Assessment Center Zielgruppe und andere multiperspektivische (für Manager, Verfahren Mini AC Führungskräfte, Projekt-/Sales-/ Front Line Potenzialträger und Manager Erweiterte Talente) Interviewtechniken (Multimodalität) Sachbearbeiter klassische Interviews und Testverfahren Lehrlinge Lehrlings AC Methodenvielfalt 360° Feedback – ein In einem gut gemachten AC arbeitet jeder Teilnehmer an mehreren Reality AC? Situationen, die sich in ihren Anforderungen (mental, kognitiv, kreativ, sozial- interaktiv, motivational, usw.) unterscheiden und ergänzen. 360° Feedback ist die strukturierte Einschätzung von Kompetenzen anhand von konkreten Kriterien. Der Feedbackgeber sitzt dabei in der Regel am PC und kreuzt einen Bewertungsbogen an. Übungen wie im AC kommen hier nicht vor, da es ein reiner Bewertungsvorgang ist. Wird allerdings miteinbezogen, dass ein idealtypischer Feedbackgeber den Feedbacknehmer auf Basis all der Erfahrungen bewertet, die er mit diesem (teils über Jahre) macht, wäre die Methodenvielfalt anders zu bewerten. Denn die Beobachtungen können sehr breit gestreut sein und insofern eine größere Methodenvielfalt beinhalten, als es ein AC jemals simulieren könnte. So betrachtet wäre das 360° Feedback das Ergebnis einer Art Real Life AC mit mehr oder weniger laienhaften Assessoren, wobei sowohl Teilnehmer als auch Assessoren erst hinterher - nämlich dann, wenn der Feedbackprozess gestartet wurde - von diesen speziellen Rollen erfahren. Seite 3 von 7
  • 5. USP-D enhancing effectiveness Real Life oder Die Laienhaftigkeit der Assessoren (bzw. Feedbackgeber) beim 360° Feedback Simulation? soll keineswegs abwertend verstanden werden. Jeder Feedbackgeber ist eine Person, die im Alltag Wahrnehmungen hat, Eindrücke gewinnt und diese aus einer bestimmten Perspektive (z.B. Vorgesetzter, Kunde, Kollege) an den Feedbacknehmer rückmeldet. Experteneinschätzungen, wie sie im AC durch externe und interne Personal- Diagnostiker (professionelle Assessoren,) sowie gut geschulte Beobachter abgerufen werden, sind im 360° Feedback allerdings nicht vorgesehen. Experten kommen beim 360° Feedback erst nach Vorliegen der Ergebnisse als Interpreten (z.B. bei der Erstellung eines Auswertungsreports) zum Einsatz und ggf. als Coaches bei der Definition nachfolgender Maßnahmen. Akzeptanz Im AC wird von Teilnehmern nicht selten beanstandet, dass man sich bei aller Praxisrelevanz der Übungen, in Rollenspielen schließlich doch anders verhalte als in der Wirklichkeit und daher würden die Schlussfolgerungen nur eingeschränkte Relevanz haben. Dieser Einwand mag in manchen Fällen berechtigt sein, in vielen allerdings auch nicht. Fakt ist: Auch durch ambitionierteste AC-Ansätze, wie AC-on-the-job oder Planspiel-AC, ist der Realitätsbezug nicht in einer Weise zu erreichen, wie im 360° Feedback. Und das hat Auswirkung auf die Akzeptanz der Ergebnisse. Durch Praxisrelevanz und Realitätsnähe erreicht das 360° Feedback sehr hohe Akzeptanz bei den Betroffenen. Hier ist es die Realität die bewertet wird - wenn auch, wie wir aus dem Konstruktivismus wissen, die subjektive Realität. Manager ohne Die Akzeptanz des 360° Feedback betrifft aus anderen Gründen auch Manager Gesichtsverlust auf Top-Ebene, die selten oder keinesfalls einer Teilnahme an einem AC zustimmen würden. Das Gesichtsverlustrisiko kann im AC zwar durch ein umsichtiges Design stark reduziert werden, hat aber dennoch eine gewisse Präsenz, da das AC auf offener Bühne stattfindet. Der Teilnehmer kann von den internen Assessoren oder / und den anderen AC-Teilnehmern (in gemeinsamen Gruppenübungen) begutachtet werden. Im 360° Feedback gibt es nur eine Etappe, die eine gewisse Öffentlichkeit hat - das Debriefing. Dieser Schritt sollte zwar verpflichtend verankert sein, um die Nachhaltigkeit des gesamten Prozesses zu gewährleisten. Gleichzeitig sollte dem Feedbacknehmer freigestellt sein, ob und inwieweit er konkrete Auswertungsergebnisse im Rahmen eines Debriefing-Meetings mit den Mitarbeitern einer transparenten Diskussion zugänglich macht. Potenzialanalyse als Die Ergebnisse des 360° Feedback sind also sehr stark mit dem Business Alltag Faktor hoher des Feedbacknehmers verflochten, während im AC eine Art Auszeit vom Akzeptanz im AC eigentlichen Alltag vorliegt, auch wenn die Simulationen aus dem beruflichen Kontext der Teilnehmer stammen. Die Simulationen im AC ermöglichen eine gezielte Potenzialanalyse, da AC- Teilnehmer sich in – teils auch unerprobten Situationen – bewegen können, zum Beispiel in der Rolle einer Führungskraft, als Key Account Manager oder in vielen anderen Rollen von Relevanz. Seite 4 von 7
  • 6. USP-D enhancing effectiveness Im Förder AC stehen neben den bereits ausgeprägten auch die latenteren Potenziale und Talente eines Teilnehmers im Fokus. Die Möglichkeiten, sich auszuprobieren und unmittelbar Feedback auf das soeben gezeigte Verhalten zu bekommen, werden im AC als sehr akzeptanzfördernd erlebt. Im 360° Feedback stehen das wahrgenommene Verhalten und dessen Auswirkungen im Alltag im Zentrum. Die Identifikation von Potenzialen ist beim 360° Feedback daher nur eingeschränkt möglich und ist im Einzelfall eine anspruchsvolle Expertenaufgabe, die viel Erfahrung in der Interpretation von 360° Feedback Ergebnissen und den ausführlichen, konstruktiven Dialog mit dem Feedbacknehmer erfordert. Vergleichbarkeit der Die Vergleichbarkeit der Leistungen einzelner Teilnehmer ist im AC hoch, da Leistungen sich alle Beteiligten denselben Situationen stellen. Das ist speziell bei Auswahlverfahren ein nicht unwesentliches Kriterium. Im 360° Feedback kann das Ergebnis der Führungskraft A in der Regel nicht direkt mit dem Ergebnis von Führungskraft B verglichen werden. Beide bewegen sich in unterschiedlichen Umwelten, unterschiedlicher Feedback- Mikrokultur und sie sind mit unterschiedlichen Personen / Feedbackgebern konfrontiert. C&B Anbindung – Trotz Performanceorientierung ist eine Anbindung der Ergebnisse an ein bitte nicht! Compensation & Benefits-System weder beim 360° Feedback noch beim Förder AC anzuraten. Im Vordergrund steht bei beiden die Förderung von Entwicklung bzw. deren Katalysatorwirkung. Durch die direkte Verknüpfung mit monetären Aspekten gerät der Entwicklungsgedanke in den Hintergrund und das Instrument verkommt zum unsauberen Performance Measurement Tool. Beide Methoden sind kein Ersatz für Mitarbeiter- oder Zielerreichungsgespräche. Spin-off Infos Situativ können im 360° Feedback stimmungsgefärbte Beurteilungen eine Rolle spielen (z.B. aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen in einer Abteilung). Dieser Umstand kann durch umsichtige Nachbearbeitung des Feedbacks positiv genutzt werden, da schwelende Konfliktpotenziale transparent werden und eine Lösung angestrebt und herbeigeführt werden kann. Die Ergebnisse im 360° Feedback ermöglichen nicht nur eine Einschätzung von Stärken und Optimierungsfeldern des Betroffenen. Sie sagen auch viel über die aktuelle Qualität der Zusammenarbeit des Feedbacknehmers mit seinem Umfeld und die aktuelle Abteilungskultur aus. So können bei umsichtiger Aufarbeitung konkrete Inputs zur Teamentwicklung und Kooperation mit anderen Stakeholdern herausgefiltert werden. Anhand solcher Spin-off Interpretationen kann der Feedbacknehmer konkrete Maßnahmen zur Verbesserung überlegen, planen und initiieren. Die Erfahrung zeigt, dass im Zuge dessen vor allem professionell durchgeführte Debriefing-Meetings hohe Effektivität haben, die mit minimalem Aufwand eine ausgeprägt kooperationsstiftende Wirkung auf alle Beteiligten (Feedbacknehmer und -geber) erzeugen. Seite 5 von 7
  • 7. USP-D enhancing effectiveness Plus-Minus 360° Feedback Assessment Center • Einsatz-Effizienz • Verhaltensbeobachtung • User-Akzeptanz • TN-Direktvergleich • Realitäts-Relevanz • Trainingschance • Top-Mgmt.-Eignung • Prognosevalidität • • FB-Kultur fördernd performanceorientiert + • • Selektionseignung potenzialorientiert • teamstärkend • Initialzündung • geringe lfd. Kosten • sensible Implementierung • Ressorcenaufwand • Techniklastigkeit • Gesichtsverlustrisiko • situative Einflüsse - • Beurteilungsfehler Ressourcen Der Ressourcenaufwand ist bei den beiden Instrumenten an unterschiedlichen Stellen hoch. Das 360°FB erfordert kompromisslose Exaktheit, bevor es als ein für die in Frage kommenden Mitarbeiter verfügbares Instrument im Unternehmen verankert wird. Hier kommt also vor allem der Entwicklungsaufwand in der Pre-Implementierungsphase zum Tragen. Die effiziente Durchführung macht dafür den häufigen, auch individuell wiederholten Einsatz attraktiv, da die laufenden Betriebskosten vergleichsweise sehr gering sind. Das AC hat höhere Betriebskosten. Der Entwicklungsaufwand ist zwar vergleichsweise gering, allerdings schlägt der hohe Personalaufwand bei jeder einzelnen AC Durchführung zu Buche. Beim 360° Feedback ist die Durchführung von den Usern ohne weiteres in den normalen Arbeitsalltag integrierbar, während das AC meist zumindest einen Tag Abwesenheit vom Arbeitsplatz bedeutet. Gerade dieses Argument spricht häufig stark für das 360° Feedback, da es der Forderung von wirksamen Kurzinterventionen entspricht. Implementierung Das Prozess-Design und die Implementierung eines 360° Feedback erfordern spezielle Umsicht und die Beachtung einiger Spielregeln. Beim Assessment Center hängt ebenfalls vieles am Design und an der internen Kommunikation. Dem vorliegenden Artikel liegen Fallbeispiele vor, die bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt wurden. Von diesem Idealfall ist allerdings nicht immer auszugehen. Daher finden sich weitere Informationen zur erfolgreichen Konzeption und Implementierung dieser Methoden in anderen White Papers. Seite 6 von 7
  • 8. USP-D enhancing effectiveness Fazit und Beide Instrumente haben zweifelsfrei ihre gute Berechtigung im Spektrum der Auswahlkriterien Personalentwicklung. Auf Basis der teilweise unterschiedlichen Zielsetzungen leisten sich zahlreiche Unternehmen daher aus gutem Grund beide Instrumente, um damit spezifische Bereiche abdecken zu können. Bei der Entscheidung zwischen einer der beiden Methoden erscheint unter anderen die Beachtung folgender Auswahlkriterien wichtig: 1. Anlass und Zielsetzung • Auswahl und Karriereentscheidungen à AC • Entwicklung à beide möglich • Potenzialanalyse à eher AC • Teamentwicklung à 360° FB als stärkendes Element möglich 2. Zielgruppe • Hierarchieebenen à je höher, desto eher 360° FB • Nachwuchsführungskräfte à eher AC (360° FB ggf. begleitend) 3. Vorhandene Feedbackkultur • bei begründeter Gefahr von Kollusion è besser AC 4. Ressourcen und Organisation • Betriebskosten à generell niedriger beim 360° FB • Sehr wenige Teilnehmer à besser AC • Viele internationale Teilnehmer à 360° FB spart Reisekosten Literatur Sarges, W. (2000): Management-Diagnostik (3. Aufl.), Hogrefe Neuberger, O. (2000): Das 360° Feedback. Hampp, Mering Mehr zu diesem Thema erfahren Sie gerne von mir. Autor: Ernst Oberdorfer ernst.oberdorfer(at)usp-d.com Auf unserer Website können Sie sich für die regelmäßige Zusendung unserer White Papers anmelden. USPD Schulte & Ster Consulting GmbH Winckelmannstrasse 8, 1150 Wien T: +43 1 585 55 94 www.usp-d.com Seite 7 von 7