Vortrag von Christian Reinboth aus der Vortragsreihe der Sternwarte Sankt Andreasberg. Der Vortrag greift drei Schlaglichter zur Rolle des roten Planeten in Kunst und Science Fiction aus dem 19. und 20. Jahrhundert heraus.
Eine kleine Kulturgeschichte des Mars im 19. und 20. Jahrhundert
1. Eine kleine Kulturgeschichte des
Mars im 19. und 20. Jahrhundert
Drei Schlaglichter zur Rolle des roten
Planeten in Kunst und Science Fiction
Christian Reinboth – Dipl.-WiInf. (FH) – Sternwarte Sankt Andreasberg e.V.
4. Kurze Marsgeschichte bis 1877
Frühe astronomische Beobachtungen
● Eine genaue Beobachtung des Mars war
auch nach der Erfindung des Fernrohrs
(1609) aufgrund der Distanz unmöglich
● Die erste Marsdarstellung (noch ohne
Oberflächenmerkmale) wurde 1636 von
Francisco Fontana (1585 - 1656) gezeichnet
● Erste detaillierte Darstellungen mit Merkmalen
der Oberfläche stammen von Christian Huygens
(1629 - 1695), dem Entdecker des Saturnmonds
Titan und Erfinder der Pendeluhr
Zwei wichige Ereignisse prägen das Jahr der Opposition von 1877
● Die Entdecklung der beiden Marsmonde Phobos und Deimos
durch Asaph Hall (1829 - 1907) und die Marskartographierung
durch Giovanni Schiaparelli (1835 - 1910)
5. Die Eröffnung des Suez-Kanals im Jahr
1869 (unbekannter Künstler, gemeinfrei)
6. Percival L. Lowell
● Begeistert von Schiaparellis
Karten, gründete Lowell 1894
eine Sternwarte und legte bis
1908 drei Mars-Atlanten auf
● Lowell hielt die Kanäle für
kultiviertes Land und war
damit einer der ersten
Verfechter der Theorie
eines bewohnten Mars
Giovanni Schiaparelli
● Schiaparelli zeichnete die
erste detaillierte Marskarte
● Diese enthielt 133 „canali“,
denen er die Namen irdischer
Flüsse (Ganges, Indus...) gab
● Schiaparelli hielt die canali
für natürliche Wasserwege
– die Übersetzung in „Kanäle“
implizierte jedoch Künstlichkeit
7. Der "Marsrummel" 1877 - 1965
Gängige Theorien zur Bedeutung der Marskanäle
● Künstlich geschaffene Kanäle einer gegenwärtigen Zivilisation
● Künstlich geschaffene Kanäle einer vergangenen Zivilisation
● Künstlich geschaffene Kanäle einer sterbenden Zivilisation
(künstliche Bewässerung des Planeten über die Polkappen)
● Vegetationszonen (Moose, Flechten) nahe Wasserläufen
Der "Marsrummel" flachte in den 1930er Jahren ab – die Vorstellung,
dass die "Marskanäle" die Existenz von Leben implizieren, hielt sich
jedoch bis zu den ersten Sondenaufnahmen in den 1960er Jahren,
welche die "Kanäle" als Canyons und Albedo-Effekte entlarvten.
Die Enttäuschung der "Mars-Enthusiasten" schlug mit der Entdeckung
des "Marsgesichts" im Jahr 1975 allerdings bald wieder in Euphorie um.
8. Der Krieg der Welten
H. G. Wells (1866 - 1946)
● Britischer Pionier der Science Fiction und
u.a. Autor von "Der Unsichtbare", "Die Zeit-
maschine" und "Krieg der Welten"
● Handlung: Hochentwickelte Marsianer
entfliehen aus ihrer sterbenden Welt
und kolonisieren den Planeten Erde
Orson Welles (1915 - 1985)
● US-amerikanischer Film- ("Citizen Kane")
und Hörspiel-Regisseur ("Krieg der Welten"),
Schauspieler ("Casino Royale") und Autor
Aufnahme von George Beresford
aus dem Jahr 1920 (gemeinfrei)
Erstausgabe von „The War of the
Worlds“ von 1898 (gemeinfrei)
16. Wichtige "Marswerke"
der SciFi-Literatur
● The War of the Worlds, H.G. Wells, 1898
● A Princess of Mars, E.R. Burroughs, 1917
● The Martian Chronicles, R. Bradbury, 1950
● The Sands of Mars, Arthur C. Clarke, 1951
● Stranger in a strange Land, R.A. Heinlein, 1961
● We can remember it for you wholesale, Phillip
K. Dick, 1966 (besser bekannt als "Total Recall")
● Meteor, Dan Brown, 2001 (über ALH 84001)
● Ein bekanntes modernes Werk ist "The Martian"
von Andy Weir (2011), das aktuell von Ridley
Scott ("Alien", "Blade Runner") verfilmt wird
„The Martian Chronicles“, Ray
Bradbury, Simon & Schuster, 1950
The Martian, Andy Weir,
Broadway Books, 2011