Banken schöpfen Giralgeld “aus dem Nichts”. Ausgelöst durch die jüngste Krise wird wieder zunehmend diskutiert, ob dadurch ein systemisches Problem entsteht. Vor allem die neue Studie aus dem Jahr 2013 der beiden IWF Mitarbeiter M. Kumhof und J.Benes zum 100%-Geld und das Konzept des “Vollgeldsystems” von Joseph Huber als Weiterentwicklung des 100%-Geldes finden immer größere Beachtung in der Öffentlichkeit. Höchste Zeit zu wissen, worum es dabei geht, um mitdiskutieren zu können.
Die Partei als Inkubator des Politischen. Gesellschaftspolitik als Existenzgr...
2013 05 22 sektion 8 präsentation überblick über die macht des geldes
1. Überblick über die Macht des Geldes
Ist die Giralgeldschöpfung der Banken ein Problem?
Erhard Glötzl
22.5.2013 Sektion 8
Univ. Doz. Mag. Dipl. Ing. Karl-Kautsky-Weg 26
Dr. Erhard Glötzl A – 4040 Linz
+ 43 676 4075014
erhard.gloetzl@gmail.com
http://sites.google.com/site/gloetzlerhard/
http://de.wikipedia.org/wiki/Erhard_Glötzl
2. Inhalt Vortrag Sektion 8
• Überblick über die Macht des Geldes
– Macht der Gläubiger
– Macht der Geldschöpfer (Giralgeld)
– Macht der politisch-ökonomischen Institutionen
• Finanzmärkte
• Banken
• Staatsfinanzierun
• Giralgeld
– Giralgeldschöpfung
– Probleme
• Maßnahmen zur Überwindung der Macht des Geldes
– Überblick
– Grundlagen der Geldschöpfung
– Vollgeld
– 100%- Geld
– Trennbankensystem
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 2
3. Ökonomie und Geld
• Ziel
– materieller Wohlstand
– für alle
– dauerhaft
• Zu lösendes Problem
– Produktionsproblem
– Verteilungsproblem
– Stabilitätsproblem
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 3
Produktion→Arbeitsteilung → Schuldverhältnisse →
Zahlungsmittel zur Dokumentation → Geld
Geld: allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel zur
Dokumentation von Ansprüchen aus Schuldverhältnissen
4. Auswirkungen von Geld
• Positiv: Erleichtert Produktionsproblem
• Negativ: Erschwert Verteilungsproblem
• Negativ: Erschwert Stabilitätsproblems
• Warum?:
– Geld ist nicht neutral
– Geld beeinflusst die Machtverhältnisse
• Daher:
– Maßnahmen notwendig:
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 4
5. 5
Die Macht der Gläubiger 1
1. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre
• 1.Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre.
– In einer abgeschlossenen Wirtschaft gilt immer:
(Guthaben = monetäre Forderungen = Geldvermögen)
– Wer setzt sich durch? Die Schuldner oder die Gläubiger?
• Interesse der Gläubiger: Guthaben sollen wachsen
• Interesse der Schuldner: Schulden sollen sinken
• Wie in der Physik führen die Erhaltungssätze in der Ökonomie
(= Saldenmechanik!) zu Zwangskräften („Differentialalgebraische
Gleichungen“)
15.5.2013 copyright E. Glötzl
Summe Schulden = Summe Guthaben
Die Macht des Geldes
6. Die Macht der Gläubiger 2
Fundamentalparadoxon der Volkswirtschaftslehre
• Das Fundamentalparadoxon der Geldwirtschaft:
„Die Ohnmacht der Schuldner“ oder „die Macht der Gläubiger“
Beispiel: 1000 € Guthaben am Sparbuch
- wie wird Guthaben weniger: durch Kauf von Waren
- wer kann sie zwingen: niemand
- Theorie: wenn Schuldner viel produzieren, werden Waren billiger. Wenn Waren billiger
werden , werden Gläubiger (Sparer) Waren kaufen und damit Guthaben abbauen.
Das gilt aber nur in Mangelwirtschaft und nicht in Überflusswirtschaft!!!
Folgerung: Es genügt nicht, dass Schuldner (in Summe) Waren produzieren, um (in Summe) Schulden
bedienen zu können, sie müssen die Waren auch (in Summe an Gläubiger) verkaufen können,
um Schulden (in Summe) abbauen zu können.
Beispiel: Deutschland / Südeuropa
China / USA
Industrieländer / Entwicklungsländer
Summe aller Gläubiger / Summe aller Schuldner
Imperialismus
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 6
Wenn die Gläubiger nicht bereit sind, von den Schuldnern Waren zu
kaufen, haben die Schuldner kein Geld, Zinsen (und Tilgungen) zu zahlen.
7. Die Macht der Gläubiger 3
Der 2. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre
• Die Gläubiger wollen dass die Guthaben wachsen
• Wegen der Ohnmacht der Schuldner haben sie auch die
Macht das durchzusetzen
• Wegen des Zinseszinses wachsen daher Schulden, Guthaben
und Kapitaleinkommen exponentiell
• Im Gegenzug müssen die Arbeitseinkommen in Summe ab
einem gewissen Zeitpunkt sinken, weil die Wirtschaft nur
linear wächst
• Wachsende Umverteilung
• Endstadium: Krise
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 7
9. Fragen zum Giralgeld
• Was ist Giralgeld?
– täglich fällige Forderung an die Bank, „elekronischer Schuldschein, Anspruch auf Bargeld)“
• Wie wird Giralgeld derzeit geschöpft/geschaffen
– Geschöpft durch Banken „aus dem Nichts“
• Durch Kreditvergabe der Banken (Kerngeschäft)
• Durch Ankauf von Aktiva durch Banken (Eigengeschäft)
– Geschaffen durch Nichtbanken:
• Durch Einlage von Bargeld
• Warum ist die Giralgeldschöpfung durch die Banken ein Problem?
– Ursache für Konjunkturschwankungen, Nachfragesteuerung, Geldmengensteuerung,
– Erleichterung von Blasen, Privatisierung der Gewinne in Blasen, Sozialisierung der Verluste aus Blasen
– Giralgeld ist eine Forderung an eine Bank. Bei Bankkonkurs, wird Giralgeld vernichtet, damit ist der
Zahlungsverkehr gefährdet
– Geld ist ein öffentliches Gut. Der Vorteil aus der Geldschöpfung (Seignoragegewinn) soll dem Staat zufließen.
– Historisch gesehen wurden daher alle „privaten Zahlungsmittel“ immer irgendwann „verstaatlicht“
• Haben Banken durch die Giralgeldschöpfung einen monetären Vorteil (Seignoragegewinn)?
– Bei Kreditvergabe (Kerngeschäft): nein
– Bei Ankauf von Aktiva (Eigengeschäft): ja
• Sind die Zinsen im Zusammenhang mit Giralgeld ein Problem? („zinsbehaftetes
Schuldgeld“). Sind sie die Ursache für die Umverteilungswirkungen aus den Zinserträgen
– nein
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 9
10. Giralgeldschöpfung durch Kauf von
Aktiva: Eigengeschäft
Bank B Produzent P
Aktiva Passiva Aktiva Passiva
Anfangsbilanz
0 0 10 Ware 10 EK
1.Schritt: Bilanzverlängerung, Kredit an sich selbst
10 F an B
Giralgeld
10 V an B 10 Ware 10 EK
2.Schritt: Kauf der Ware
10 Ware 10 V an P
10 F an B
Giralgeld
10 EK
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 10
F = Forderung, V = Verbindlichkeit,
Einzige Einschränkungen : Liquiditätserfordernisse, Eigenkapitalerfordernisse
Neues Geld entsteht, Geldmenge M0 wächst, Nachfrage wächst
11. Giralgeldschöpfung durch
Kreditvergabe: Kerngeschäft
Bank B Kreditnehmer K Produzent P
Aktiva Passiva Aktiva Passiva Aktiva Passiva
Anfangsbilanz
0 0 0 0 10 Ware 10 EK
1.Schritt: Bilanzverlängerung, Kredit an sich selbst
10 F an B
Giralgeld
10 V an B 0 0 10 Ware 10 EK
2. Schritt: Kreditvergabe
10 F an K 10 V an K
10 F an B
Giralgeld
10 V an B 10 Ware 10 EK
3. Schritt: Warenkauf
10 F an K 10 V an P 10 Ware 10 V an B
10 F an B
Giralgeld
10 EK
11
F = Forderung, V = Verbindlichkeit, Einschränkungen wie vorher
Neues Geld entsteht, Geldmenge M0 wächst, Nachfrage wächst
12. Buchungsmethode
• Englische Buchungsmethode:
– Kreditvergabe und Kreditinanspruchnahme werden
getrennt verbucht
• 1. und 2. Schritt werden gleichzeitig gebucht
• 3. Schritt wird bei Inanspruchnahme des Kredits verbucht
• Kontinentale Buchungsmethode: (heute nicht
mehr verwendet):
– Alle 3 Schritte werden gleichzeitig, aber erst bei
Inanspruchnahme des Kredits gebucht
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 12
13. Giralgeld-“Entstehung“ durch
Einzahlung von Bargeld (Einlage)
Bank B Produzent P
Aktiva Passiva Aktiva Passiva
Anfangsbilanz
0 0 10 Bargeld 10 EK
1.Schritt: Einzahlung von Bargeld
10 Bargeld 10 V an P
10 F an B
Giralgeld
10 EK
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 13
F = Forderung, V = Verbindlichkeit,
keine Einschränkungen
Umlaufendes Bargeld (Bargeld von Nichtbanken) wird in Giralgeld verwandelt
Geldmenge M0 ändert sich nicht, Nachfrage ändert sich nicht
14. Giralgeldvernichtung
• Bei der Umkehrung der 3 Vorgänge wird Giralgeld vernichtet:
• Giralgeldschöpfung Giralgeldvernichtung
Kreditvergabe Kreditrückzahlung
Ankauf von Aktiva Verkauf von Aktiva
Einlage von Bargeld Abhebung von Bargeld
• Nettozuwachs von Giralgeld pro Jahr:
= Giralgeldschöpfung – Giralgeldvernichtung
= Größenordnung 50 Milliarden €/Jahr in Deutschland
5 Milliarden €/Jahr in Österreich
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 14
15. Problem 1: Konjunkturschwankungen
• Nachfrage = Einkommen – Sparen + Kreditvergabe
• Sparen und Kreditvergabe erfolgen wegen der Möglichkeit der Kreditschöpfung der
Banken aus dem Nichts weitgehend unabhängig voneinander! (BINSWANGER)
(Eine gegenseitige Kopplung über den Zinsmechanismus erfolgt nur langfristig)
• „Beim Wirt ein Bier auf Kredit zu bekommen, hat nichts damit zu tun ob jemand
Geld bei der Bank einlegt, die Bank kann ihm den Kredit zum Einkauf des Bieres
auch ohne vorherige Einlage geben“
• Konjunkturschwankung =
= Nachfrageschwankung
= (Einkommensschwankung) - (Sparschwankungen)+ Kreditvergabeschwankung
= wesentlich bestimmt durch Verhalten der Banken
• Banken verhalten sich prozyklisch
• Problem der Notenbank: geringer Einfluss auf Kreditvergabe der Banken:
– Quantitativ: Leitzinsen und Quantitative Easing wirkt primär nur auf Notenbankgeldmenge
– Qualitativ: Geld in Finanzwirtschaft statt Realwirtschaft
• Schlussfolgerung: Die Möglichkeit der Banken zur Kreditschöpfung aus dem Nichts,
ist wesentliche Ursache für Konjunkturschwankungen
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 15
16. Problem 2: Finanzblasen
• Finanzblase: Übergroße Nachfrage in speziellem
Sektor: z.B.
– Immobilien
– Aktien
• Finanzblasen werden genauso wie
Konjunkturaufschwungen durch die Kreditschöpfung
der Banken aus dem Nichts ermöglicht
• Problem:
– Gewinne im Zuge der Blase: privat
– Verluste beim Platzen der Blase: werden sozialisiert
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 16
17. Problem 3: Bankenkonkurs
• Der überwiegende Teil der Transaktionen erfolgt heute mit
Giralgeld (unbar)
• Giralgeld ist eine Forderung an die Bank
• Im Konkursfall der Bank verliert eine Forderung an die Bank ihre
Werthaltigkeit.
• Wenn Giralgeld seine Werthaltigkeit verliert:
– Probleme beim Zahlungsverkehr
– Bankrun um Verlust von Giralgeld (täglich fällige Forderung) zu
verhindern
• Hinweis: Ein Bankrun findet auch statt, um Verlust von
Spareinlagen (längerfristige Forderungen) zu verhindern. Ein
Bankrun wird daher auch in einem Vollgeldsystem nicht
verhindert. Nur der Zusammenbruch des Zahlungsverkehrs wird
in einem Vollgeldsystem verhindert
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 17
18. Problem 4: Seignoragegewinn 1
• Kernfrage: Erzielen die Banken durch das Giralgeldschöpfungsmonopol
einen Gewinn?
– Bei der Giralgeldschöpfung durch Ankauf von Aktiva
(Eigengeschäft): ja
– Bei der Giralgeldschöpfung durch Kreditvergabe
(Kerngeschäft): nein
• Der Grund dafür:
– Die Herstellungskosten für 100 € Giralgeld sind praktisch nahe 0:
• Kosten für Mindestreserve: 1% Zinsen von 1% von 100 €: 0,01%
• 0,1% Spar-Zinsen für täglich fällige Einlagen: 0,1% von 100 €
– Die jährliche Ausweitung der Giralgeldmenge
– Die unterschiedliche Wettbewerbssituation:
• Bei Eigengeschäft: Wettbewerb mit Nichtbanken
• Bei Kerngeschäft: Wettbewerb nur mit Banken
• Beispiel: Wettbewerbsunterschied Benzinhändler
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 18
19. Problem 4: Seignoragegewinn 2
• Was ist das Kerngeschäft der Banken (Kreditvergabe)?
– Intermediär: Sie zahlen Sparzinsen für Einlagen (Kosten) und geben
die Einlagen gegen Kreditzinsen weiter
– Giralgeldschöpfer: Sie haben nahezu keine Kosten bei der
Giralgeldschöpfung und geben Giralgeld gegen Kreditzinsen weiter
• Der Rohgewinn beim Kerngeschäft (Zinseinnahmen–Zinskosten)
wird durch die Konkurrenz der Banken genau untereinander
bestimmt. (Einlagen entgegennehmen und Giralgeld schöpfen
dürfen nur Banken). Er liegt bei wenigen Prozenten
• Obwohl die Banken bei einem Teil ihres Geschäftes praktisch keine
Herstellkosten haben, können sie aus Wettbewerbsgründen
daraus keinen Vorteil ziehen, genauso wie die Handelsspanne der
Benzinhändler gleichbleibt, wenn der Einkaufspreis für alle sinkt
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 19
20. Problem 4: Seignoragegewinn 3
• Was ist das Eigengeschäft der Banken?
Kauf von Aktiva: Immobilien, Firmen, Aktien, Wertpapieren („to hold“)
• Der Rohgewinn dabei ergibt sich aus den Renditen und
Wertsteigerungen dieser Aktiva minus den Einkaufskosten
• Die Renditen und Wertsteigerungen ergeben sich am freien Markt durch
Wettbewerb der NICHTbanken untereinander. Wenn Banken durch die
Möglichkeit der Giralgeldschöpfung niedrigere „Einkaufskosten“ haben
gegenüber Nichtbanken, erzielen sie dadurch einen monetären Vorteil in
Höhe der vermiedenen Einkaufskosten, so wie wenn ein einzelner
Benzinhändler einen höheren Gewinn als die anderen erzielt, wenn nur
er als einzelner einen niedrigeren Einkaufspreis hat.
• Der monetäre Vorteil des Bankensystems gegenüber Nichtbanken ist
dabei ist gleich der Höhe des Nettozuwachses der Giralgeldmenge, weil
dafür (fast) keine Kosten anfallen und das Giralgeld in der Höhe des
Nettozuwachses (de facto) nie zurückgezahlt werden muss
• .
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 20
21. Problem 4: Seignoragegewinn 4
• Ausweitung der Giralgeldmenge der Nichtbanken pro Jahr
größenordnungsmäßig:
– Deutschland: 50 Milliarden €, Österreich: 5 Milliarden €
• Gesamte Giralgeldmenge der Nichtbanken größenordnungsmäßig:
– Deutschland: 1000 Milliarden €, Österreich: 100 Milliarden €
• Der monetäre Vorteil des gesamten Bankensystems Deutschlands
durch das Giralgeldschöpfungsmonopol ist beim Eigengeschäft pro
Jahr:
– 50 Milliarden €, wenn Eigengeschäft > 50 Mrd
– In der Höhe des Eigengeschäftes, wenn Eigengeschäft < 50 Mrd
• Das ist der wahre Grund warum das Eigengeschäft von den
Banken so ausgeweitet wird
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 21
22. Problem 4: Seignoragegewinn 5
• Maßnahmen zur Beseitigung des wettbewerbswidrigen Seignoragegewinns der Banken aus
Giralgeldschöpfungsmonopol und Eigengeschäft:
– Vollgeld: keine Giralgeldschöpfung für Banken
– 100%-Geld: Erhöhung der Kosten der Giralgeldschöpfung durch 100% Mindestreserve
– Trennbankensystem:
• kein Eigengeschäft für Geschäftsbanken
• keine Giralgeldschöpfung für Investmentbanken
– Bankensteuer
• Trugschluss:
– Es wäre falsch zu glauben, dass durch die obigen Maßnahmen sich der Gewinn des Bankensystems um den
vollen Betrag (z.B. ca. 50 Mrd. € in Deutschland) vermindert. Banken könnten dann z.B. eventuell eine
höhere Zinsspanne am Markt durchsetzen. Durch Beseitigung dieses Wettbewerbsvorteiles kommt es nur
zu einer Machtverschiebung:
• Vollgeld: Banken→Staat
• 100%-Geld: Banken→Staat
• Trennbankensystem: Banken→Realwirtschaft
• Bankensteuer: Banken→Staat
– Die tatsächlichen Auswirkungen können nur durch Simulationen abgeschätzt werden.
• Rechtliche Bekämpfung macht Sinn und theoretisch möglich:
– EuGH wegen Wettbewerbswidrigkeit
– VfGH wegen Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 22
23. Möglichkeiten zur Beseitigung der
Probleme durch die Verwendung von Geld
• Neue Geldsysteme
– Vollgeld (Joseph Huber 1998, Monetative, positive Money,…)
– 100%-Geld (Frederic Soddy 1926, I. Fisher 1935, M. Kumhof(IWF)2012)
– Freiwirtschaft (Gesell)
– Komplementäre/alternative Geldsysteme (Kennedy, Lietaer)
• Möglichkeiten innerhalb des bestehenden Systems
– Kapitalbesteuerung
– Trennbankensystem (Roosevelt 1933)
– Islamisches Bankensystem
– Produktive Kreditschöpfung (Lautenbach 1931), Kreditlenkung
– Regulierung nach dem Erlaubnisprinzip
– Direkte staatliche Geldschöpfung (d.h. Seignoragegewinn an den Staat)
– Geldpolitik der Notenbank
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 23
24. 15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 24
Bewertung der
Maßnahmen
hinsichtlich der
Wirkung auf:
Neue Geldsysteme Maßnahmen im bestehenden Geldsystem
Vollgeld
100%-Geld
Freiwirtschaft
Komplementäre
/alternative
Geldsysteme
Kapital-
besteuerung
Trennbanken-
system
Islamische
Bankensystem
Produktive
Kreditschöpfung
Kreditlenkung
Regulierungen
nachdem
Erlaubnisprinzip
Direkte
staatliche
Geldschöpfung
Geldpolitikder
Notenbank
Macht der
Gläubiger
(Eigentümer)
Schulden-
wachstum
Guthaben-
wachstum
Umverteilung
? + ?
Giralgeld-
schöpfung
Konjunktur + + ? +
Blasen,
Sozialisierung
der Verluste
+ + + +
Zahlungs-
verkehr
Bankkonkurs
+ + +
Seignorage-
gewinn + + + +
Macht der
politisch-
ökonomischen
Institutionen
Finanzmärkte +
Banken + + +
Staatsfinan-
zierung + + +
http://www.europa-geht-anders.eu
25. Trennbankensystem 1
• Verschärftes Trennbankensystem:
– Geschäftsbanken:
• Keine Spekulation
• Kein Eigengeschäft mit Finanzprodukten
– Investmentbanken:
• Refinanzierung ausschließlich über Eigenkapital
(Eigenkapitaldeckung 100%)
• Keine Refinanzierung durch
Fremdkapital, Geschäftsbanken, Notenbank
• Keine staatliche Einlagengarantie
– Infrastrukturbanken
• Günstige Finanzierung durch Notenbank
• Produktive Kreditschöpfung
• Problem des bestehenden Geldsystems
– Wettbewerbsverzerrung durch Leverage
– Finanzierungskosten für hohes Risiko zu niedrig
– Finanzierungskosten für Realwirtschaft zu hoch
25
26. Trennbankensystem 2
Verschärftes
Trennbankensystem
Geschäftsbanken Investmentbanken
Zahlungsverkehr ja bedingt
Einlagen (Spargelder) ja nein
Kredite für Realwirtschaft ja ja
Eigenkapital für Realwirtschaft ja ja
Finanzdienstleistungen ja ja
Spekulation nein ja
Eigengeschäft mit Finanzprodukten nein ja
Staatliche Einlagengarantie ja nein
Refinanzierung durch Notenbank ja nein
Refinanzierung durch Fremdkapital ja nein
Refinanzierung d. Geschäftsbanken ja nein
Refinanzierung durch Eigenkapital ja ja
26
27. Grundkonzept Vollgeld, 100%-Geld
• Vollgeld
– Direkte staatliche Geldschöpfung
– Verstaatlichung von Giralgeld
• 100%-Geld
– Direkte staatliche Geldschöpfung
– 100% Mindestreserve
– Elemente des Trennbankensystems
• Meine Präferenz:
– Vollgeld + Trennbankensystem
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 27
28. Ziele von Vollgeld, 100%-Geld
1. Konjunktursteuerung
– Derzeitiges Geldsystem: direkte Steuerung durch Notenbank nur für M0
– Vollgeld: durch „Verstaatlichung“ von Giralgeld, M1
– 100%-Geld: durch 100% Mindestreserve für Giralgeld und Spargeld: M3
2. Entschärfung des Problems Bankenkonkurs
– Derzeitiges System:
• Für Nichtbanken nur der Besitz von M0 durch Bankenkonkurs nicht gefährdet
• Giralgeld (=M1 – M0) durch Bankenkonkurs gefährdet, weil es eine Forderung an Bank ist
• Spargeld M3 durch Bankenkonkurs gefährdet
– Vollgeld: „Verstaatlichung“ von Giralgeld M1
– 100%-Geld: 100% Mindestreserve für Giralgeld und Spargeld: M3
3. Seignoragegewinn M1-Geldschöpfung an den Staat: direkte staatliche
Geldschöpfung
– EZB:
• Staat: Notenbank-Leitzinsrate mal Geldmengenausweitung M0
• Banken: Kredit-Zinsrate minus Leitzinsrate mal Geldmengenausweitung von M0 + Kredit-Zinsrate mal
Geldmengenausweitung von (M1 minus M0)
– US-FED:
• Staat: Direkte staatliche Geldschöpfung + Leitzinsrate mal (Geldmengenausweitung M0 minus direkte
staatliche Geldschöpfung)
– Vollgeld:
• Staat: Geldmengenausweitung M1
• Banken: 0
– 100%-Geld:
• Staat: Geldmengenausweitung M3
• Banken: 0
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 28
29. Grundlagen Geldschöpfung 1
Teilnehmer, Arten, Seignoragegewinn
• 2 Teilnehmer:
– Geldschöpfer
– Geldverwender
• 2 Arten:
– Schöpfer kauft Aktiva von Verwender mit geschöpftem Geld
• Seignoragegewinn: Rendite und Wertsteigerung der Aktiva mal Geldmengenerhöhung
minus Kosten der Geldschöpfung
– Schöpfer gibt geschöpftes Geld als Kredit an Verwender
• Seignoragegewinn: Zinsrate mal Geldmengenerhöhung minus Kosten
– Hinweis: Geldmengenvernichtung durch Umkehrung der Vorgänge
• Weitergabe des Seignoragegewinns
– Dividende an Eigentümer
• Seignoragegewinn minus Kosten
– Bei Schöpfung durch Kredit:
• Wenn Kreditzinsen des Schöpfers niedriger sind als die Kreditzinsen des Verwenders,
die er durch (weitere) Kreditvergabe erzielt ist der weitergegebene Seignoragegewinn
gleich: Zinsdifferenz mal Geldmengenerhöhung –Kosten der weiteren Kreditvergabe
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 29
30. Grundlagen Geldschöpfung 2
Entscheidung über Geldmenge
• Bestimmung der Geldmengenausweitung
– Externe Vorgaben
• Liquiditätsbestimmungen (z.B. Mindestreserve)
• Eigenkapitalbestimmungen
– Durch Schöpfer und Verwender
• Kauf von Aktiva: Schöpfer (Verwender) will (ver-)kaufen
• Vergabe von Kredit: Schöpfer (Verwender) will Kredit geben (nehmen)
• Bestimmung der Geldmengeneinschränkung
– Externe Vorgaben: wie oben
– Durch Schöpfer und Verwender
• Schöpfer (Verwender) verkauft (kauft) Aktiva
• Schöpfer stellt Kredit fällig, Verwender zahlt Kredit zurück
• Hinweis:
– Entscheidung über Geldmenge und Erhalt des Seignoragegewinns müssen
nicht in einer Hand liegen (z.B. staatliches Münzregal: Notenbank
entscheidet, Staat erhält Seignoragegewinn)
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 30
31. Grundlagen der Geldschöpfung 3
Hierarchie der Geldschöpfer, Geldarten
• Die Hierarchie der Geldschöpfer, Geldarten
– Staat: Staats-Schuldscheinen („Staats“- Geld)
• (z.B. Münzen nach dem staatl. Münzregal)
– Notenbank: Notenbank-Schuldscheine (Notenbankgeld)
• (=Bargeld+Notenbankbuchgeld)
– Bank: Bank-Schuldscheine (z.B. Bank-Buchgeld)
• (=Giralgeld)
– Privat: private Schuldscheine
• Umwandlung von Geldarten
– Private Schuldscheine→ Bank-Schuldscheine
– Bankschuldscheine → Notenbank-Schuldscheine
– Notenbank-Schuldscheine → Staats-Schuldscheine
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 31
32. 15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 32
Die Wandlung von privaten
Schuldscheinen zu staatlichem Geld
Münze
Vollgeld
Notenbankgeld Giralgeld
Banknote Buchgeld
Privater Schuldschein
Kreditkarte
Ursprüngl.Kreditkarte
? ?
Internetgeld
Durch Staat geschöpftes
Zahlungsmittel,
Schuldschein
Durch Bank geschöpftes
Zahlungsmittel,
Schuldschein
Privat geschöpftes
Zahlungsmittel,
Schuldschein
33. Gläubiger Bank Zentralbank
Aktiva Passiva Aktiva Passiva Aktiva Passiva
1. Ausgangsbilanz
10 tfFaB
Bank-Banknote
10 EK 10 Aktiva 10 tfVaG
2. Umwandlung Bank-Banknoten in Zenralbank-Banknoten
10 tfFaB
Bank-Banknote
10 EK 10 Aktiva 10 tfVaG
10 tfFaZB
ZB-Banknote
10 tfVaZB 10 tfFaB 10 tfVaG
3. Endbilanz
10 tfFaZB
ZB-Banknote
10 EK 10 Aktiva 10 tfVaZB 10 tfFaB 10 tfVaG
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 33
Verstaatlichung von (Bank-)Banknoten
(Bank-) Banknoten → (Zentralbank-) Banknoten
34. Gläubiger Bank Zentralbank
Aktiva Passiva Aktiva Passiva Aktiva Passiva
1. Ausgangsbilanz
10 tfFaB
Bank-Giralgeld
10 EK 10 Aktiva 10 tfVaG
2. Umwandlung Bank-Banknoten in Zenralbank-Banknoten
10 tfFaB
Bank-Giralgeld
10 EK 10 Aktiva 10 tfVaG
10 tfVGFaZB
Vollgeld
10 tfVGVaZB 10 tfVGFaB 10 tfVGVaG
3. Endbilanz
10 tfVGFaZB
Vollgeld
10 EK 10 Aktiva 10 tfVaZB 10 tfFaB 10 tfVaG
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 34
Verstaatlichung von (Bank-)Giralgeld
(Bank-) Giralgeld → Vollgeld
35. Grundlagen Geldschöpfung 4
Direkte staatliche Geldschöpfung
• 2 äquivalente Formen der direkten staatlichen Geldschöpfung
– Notenbankgeld:
Notenbank schöpft Geld, gibt zinsfreien „ewigen“ (niemals fälligen , unbefristeten, nicht
rückzahlbaren) Kredit an Staat. Notenbank schreibt Kredit ab, Staat kann seine
Kreditverbindlichkeit als Eigenkapital buchen.
– Staatsgeld:
Staat schöpft Geld (z.B. Münzen nach dem Münzregal) vermögenswirksam, Realisierung des
Seignoragegewinns durch
• Kauf von Waren
• Kreditvergabe an Notenbank (Seignoragegewinn durch Zinsen von der Notenbank)
• US-FED: Mischform: Notenbank gibt „billigen“ Kredit an Staat, der de facto nicht
zurückgezahlt werden muss. Seignoragegewinn an den Staat
• EZB: direkte staatliche Geldschöpfung verboten: Großteil des Seignoragegewinns
(Bankkreditzinsen minus Notenbank-Leitzinsen mal M0-Ausweitung) geht an die
Banken. Begründung für das Verbot: weil man fälschlicherweise glaubt, dass der
Staat in diesem Fall über Geldmengenausweitung entscheidet. Entscheidung über
Geldmengenausweitung könnte und sollte auch in diesem Fall bei Notenbank
bleiben
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 35
36. Münzgeldschöpfung
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 36
Schöpfung als Bezeichnung Seignorage-
gewinn
Wer bekommt
Seignorage
gewinn
Wer
entscheidet
über Menge
1. Staatsgeld Klassisches
Münzregal
Einmalig im
Nennwert
Staat Notenbank
2.Unbefristeter
unverzinster
Kredit an Staat
Derzeitiges
Münzregal
Einmalig im
Nennwert
Staat Notenbank
3. Kredit an
Banken, wie
Banknoten
Österreich seit
Lacina
Als Zins Staat über
Gewinne der
Notenbank
Notenbank
1. Und 2. sind inhaltlich gleichwertig, nur buchungstechnischer Unterschied
37. Münzgeldschöpfung als Staatsgeld
Münzgeldschöpfung durch Staat, Kredit an Zentralbank
Zentralbank Staat
Aktiva Passiva Aktiva Passiva
1. Anfangsbilanz
0 0 0 0
2. Münzgeldschöpfung durch den Staat
10 Münzen 10 EK
3. Münzen-Kredit von Staat an Zentralbank
10 Münzen 10 EK
10 Münzen
10 tfVaS
=10 Münzen*
10 tfFaZB
=10 ZBGG
10 EK
4. Endbilanz
10 Münzen 10 Münzen* 10 ZBGG 10 EK
Bilanzgewinn
10 EK
Änderung des Zahlungsmittelbestandes
10 ZM
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 37
EK
Eigenkapital
tfFaZB
täglich
fällige
Forderung
an
Zentral-
Bank
tfVaZB
Verbindlichkeit
ZBGG
Zentralbank
Giralgeld
38. Münzgeldschöpfung als Kredit an Staat
Münzgeldschöpfung durch Zentralbank, direkte Staatsfinanzierung durch Zentralbank
Zentralbank Staat
Aktiva Passiva
1. Ausgangsbilanz
0 0 0 0
2. Münzgeldschöpfung durch Zentralbank
10 Münzen 10 EK
3. Niemals fälliger (unbefristeter nicht rückzahlbarer) zinsfreier Kredit von Zentralbank an
den Staat im Umfang der Münzen
10 Münzen 10 EK
10 nfFaS
10 tfVaS
=10 Münze*
10 tfFaZB
=10 ZBGG
10 nfVaZB
4. Abschreibung der niemals fälligen Forderung
10 Münzen 10 EK
10 nfFaS
10 tfVaS
=10 Münze*
10 tfFaZB
=10 ZBGG
10 nfVaZB
5. Ausbuchung der niemals fälligen Verbindlichkeit
10 Münzen 10 EK 10 EK
10 nfFaS
10 tfVaS
=10 Münze*
10 tfFaZB
=10 ZBGG
10 nfVaZB
Endbilanz
10 Münzen 10 Münze* 10 ZBGG 10 EK
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 38
EK
Eigenkapital
tfFaZB
täglich
fällige
Forderung
an
Zentral-
Bank
tfVaZB
Verbindlichkeit
nfFaS
Niemals fällige
Forderung a. S.
39. Technische Umsetzung von Vollgeld
1. „Verstaatlichung“ von Giralgeld (M1-M0) durch Umwandlung der
Girokonten bei den Banken in „Vollgeld“Girokonten bei der Notenbank, die
von den Banken als Dienstleister im Auftrag der Nichtbank geführt werden
– Forderung des Gläubigers an Bank auf Bargeld→
→Forderung des Gläubigers an Zentralbank auf Bargeld
– Verbindlichkeit der Bank an Gläubiger in Bargeld→
→Verbindlichkeit der Bank an Zentralbank in Bargeld
2. Die dafür bei der Umstellung auf Vollgeld notwendige Bilanzverlängerung
der Notenbank erfolgt durch direkte staatliche Geldschöpfung im Ausmaß
von M1-M0, dadurch fällt beim Staat eine Übergangsseignorage in Höhe
von M1-M0 an.
3. Der Staat tilgt mit diesem Geld einen Teil seiner Staatsschulden. Der
Gewinn wird dabei als zukünftige vermiedene Zinszahlungen auf die
Staatsanleihen realisiert
4. Über zukünftige weitere Geldmengenausweitungen entscheidet die
unabhängige Notenbank („Monetative“). Den dabei anfallenden
Erweiterungsseignoragegewinn verwendet der Staat für produktive
Investitionen in Sach- und Humankapital
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 39
40. Technische Umsetzung von 100%-Geld
1. Banken müssen 100% Mindestreserve für Giralgeld (M1-M0) von
Notenbank erwerben
2. Die dazu notwendige notwendige Bilanzverlängerung der Notenbank
erfolgt durch direkte staatliche Geldschöpfung im Ausmaß von M1-M0,
dadurch fällt beim Staat eine Übergangsseignorage in Höhe von M1-M0 an.
3. Der Staat tilgt mit diesem Geld einen Teil seiner Staatsschulden. Der
Gewinn wird dabei als zukünftige vermiedene Zinszahlungen auf die
Staatsanleihen realisiert
4. Über zukünftige weitere Geldmengenausweitungen entscheidet die
unabhängige Notenbank. Den dabei anfallenden
Erweiterungsseignoragegewinn verwendet der Staat für produktive
Investitionen in Sach- und Humankapital.
5. Weitere Ergänzungen beim 100%-Geld nach Benes/Kumhof (CPR „Chicago
Plan Revisited“)
– Auch für Teile von Spargeld M3 wird 100% Mindestreserve gefordert
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 40
41. Gemeinsame Vorteile von
Vollgeld, 100%-Geld
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 41
• Einmaliger Staatschuldenabbau durch Übergangsseignorage
• Dauerhafte Staatsfinanzierung über Erweiterungsseignorage
• Geldmengensteuerung, Konjunktursteuerung
– Derzeit: M0
– Vollgeld: M1
– 100%- Geld (CPR): M3
• Längerfristig höheres Wirtschaftswachstum
– Vermeidung von Konjunkturschwankungen
– Vermeidung von Finanzblasen
– Rückgang der langfistigen Zinsen wegen Rückgang der
Staatsnachfrage nach langfristigen Krediten → langfristige
Investitionen erleichter
• Vermeidung von Bankrun
– Vollgeld: Sicherheit für M1
– 100%-Geld: Sicherheit für M3
45. Unterschiede Vollgeld, 100%-Geld
Vollgeld 100%-Geld (CPR)
Geldkreisläufe 1 Geldart: Vollgeld
Alle Erscheinungsformen (Münze,
Banknote, Buchgeld) ineinander von
Allen frei umtauschbar
2 getrennte Geldkreisläufe:
Notenbank/Bank: Reserven
Nank/Nichtbank: Geld M1
Spareinlagen von
Nichtbanken
An Geschäftsbanken: ja
An Investmentbanken: ja
An Geschäftsbanken: nein
An Investmentbanken nur Eigenkapitaleinlage
Einschränkungen für
Kreditverwendung
keine Für Geschäftsbanken: nur produktive Investitionen in
Realwirtschaft
Kreditrefinanzierung Durch Vollgeld-Einlagen der
Nichtbanken an Banken.
Geschäftsbank: nur bei der Notenbank
Investmentbank: Durch Eigenkapital der Nichtbanken
negative Zinsen
Inflation nahe 0 möglich
nein Ja, möglich wegen Einschränkung auf
realwirtschaftliche Investitionen,
Liquditätsfalle nicht möglich
Sicherheit für: M1 durch Vollgeld
(Forderung an Notenbank)
M3 durch 100% Deckung mit Notenbankgeld
(Forderung an Notenbank)
Seignoragegewinn M1-M0 M3– M0
Seignoragegewinn-
verwendung
1. Rückkauf von Staatsanleihen 1. Rückkauf von Staatsanleihen
2. Bürgerdividende zur Zurückzahlung von privaten
Krediten
Entscheidung über
Geldmenge
„Monetative“ 4. Gewalt
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 45
46. Resumee
• Geld ist unabdingbar zur Lösung des Produktionsproblems
• Es ist aber eine wesentliche Kraft zum Wachstum der Ungleichheit und
damit der Instabilität.
• Wenn eine Gesellschaft das Produktionsproblem löst, entsteht eine
Hochkultur.
• Hochkulturen gehen in der Regel aber unter, wenn sie das
Verteilungsproblem nicht lösen.
• Unser Geld- und Wirtschaftssystem bedarf daher grundlegender
Änderungen oder Ergänzungen.
• Dies international durchzusetzen, ist die größte politische
Herausforderung für das 21. Jahrhundert.
• Denn wer aus der Geschichte nicht lernt,
muss sie wiederholen.
15.5.2013 copyright E. Glötzl Die Macht des Geldes 46