Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaft an der Universität Duisburg_Essen
NPK2012 - Dr. Bernhard Holle: DemenzMonitor
1. DemenzMonitor – Ziele und
praxisorientierter Nutzen eines
Forschungsprojektes am Deutschen
Zentrum für Neurodegenerative
Erkrankungen (DZNE) – Standort
Witten
4. Niederrheinischer Pflegekongress, 13.09.2012
Dr. Bernhard Holle (DZNE)
Martina Helpa (Evangelisches Altenheim Wahlscheid e.V.)
2. Agenda
Inhalt
1. Das Projekt DemenzMonitor
2. QUALIDEM als Instrument zur Messung von
Lebensqualität
3. Praxisorientierte Anwendungsmöglichkeit von
QUALIDEM
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3. 1. Das Projekt
DemenzMonitor
Hintergrund:
Umsetzung der „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem
Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe“
2007 veröffentlicht vom BMG
(Bartholomeyczik et al. 2007)
Empfehlungen zum derzeitigen Stand
des Wissens zur Umsetzung
pflegerischer Interventionen:
• Verstehende Diagnostik
• Assessmentinstrumente
• Validieren
• Erinnerungspflege
• Berührung, Basale Stimulation,
Snoezelen
• Bewegungsförderung
• Handeln in akuten psychiatrischen
Krisen
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4. 1. Das Projekt
DemenzMonitor
Ziel der Studie & Forschungsfragen
• Beschreibung des Versorgungsangebots und der Versorgungsstrukturen stationärer
Altenpflegeeinrichtungen im Hinblick auf die Umsetzung der Rahmenempfehlungen
Welche allgemeinen und demenzspezifischen Organisationsmerkmale weisen
Einrichtungen auf, in den Menschen mit Demenz versorgt werden?
Welche demenzspezifischen Konzepte und Interventionen zum Umgang mit
herausforderndem Verhalten werden in den Einrichtungen umgesetzt?
Welche allgemeinen und demenzspezifischen Merkmale (insbesondere
„Lebensqualität“ und „herausforderndes Verhalten“) weisen Bewohner/-innen von
Einrichtungen auf?
• Analyse potentieller Zusammenhänge zwischen Merkmalen der Organisation, der
umgesetzten Konzepte und Interventionen und der Bewohner
• Datenerhebung in 47 Einrichtungen / ca. 1700 Bewohnern
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5. 1. Das Projekt
DemenzMonitor
DemenzMonitor – inhaltliche Schwerpunkte
Versorgung
Organisation Konzepte
Bewohner
Einrichtung Interventionen
- allgemeine - Verstehende Diagnostik - Soziodemografie
Charakteristika - Assessmentinstrumente - Demenzdiagnose/-
- Haus- und - Validieren screening
Milieugestaltung - Erinnerungspflege - herausforderndes
- Wohnkonzept - Berührung, Basale Verhalten
- Personalbesetzung Stimulation, Snoezelen - Pflegeabhängigkeit
und Qualifikation - Bewegungsförderung - Lebensqualität
- Betreuungs- und - Pflegerisches Handeln in - Pflegerische
Pflegekonzept akuten psychiatrischen Krisen Interventionen
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8. Lebensqualität
Definition
• Keine allgemeingültige Definition
• Große Varianz, je nach Fokus und Hintergrund des jeweiligen Instrumentes
Konzeptualisierung Lebensqualität von Menschen mit Demenz nach Lawton (1991):
• Subjektives Wohlbefinden
• Verhaltenskompetenz
• Objektive Umwelt
• Wahrgenommene Lebensqualität
Perspektiven der Erfassung
• Selbsteinschätzung
• Fremdeinschätzung
• Kombination von Fremd- und Selbsteinschätzung
Generische (allgemeingültige) und krankheitsspezifische Instrumente
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9. 2. QUALIDEM
Entwicklung
• 2005-2007 entwickelt am EMG Institut der VU Universität Amsterdam (Ettema et al. 2007)
• 2008 übersetzt in die deutsche Sprache (Nordheim et al. 2008)
• 2010 erste Untersuchung der wissenschaftlichen Güte des Instrumentes (Dichter et al. 2011)
Anwendung
• Lebensqualität als Fremdeinschätzung der Pflegenden fokussiert auf die letzten 14
Tage
• Einschätzung durch Bezugspflegende
• Einsatz in allen Phasen der Demenzerkrankung möglich
Inhalt
• 37-Item Version für leichte bis schwere Demenz
• 9 Subskalen, 4 Antwortkategorien von nie bis oft
• 18-Item Version für sehr schwere Demenz
• 6 Subskalen, 4 Antwortkategorien von nie bis oft
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10. 2. QUALIDEM
Dimensionen des QUALIDEM bei Dimensionen des QUALIDEM bei
leichter bis schwerer Demenz sehr schwerer Demenz
Pflegebeziehung Pflegebeziehung
Positiver Affekt Positiver Affekt
Negativer Affekt Negativer Affekt
Ruheloses, angespanntes Verhalten Ruheloses, angespanntes Verhalten
Positives Selbstbild Soziale Beziehungen
Soziale Beziehungen Soziale Isolation
Soziale Isolation
Sich zu Hause fühlen
Etwas zu tun haben
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11. 2. QUALIDEM
Pflegebeziehung:
Bew. weist die Hilfe der Pflegenden ab
Bew. ist verärgert
Bew. hat Konflikte mit den Pflegenden
Bew. beschuldigt Andere
Bew. schätzt die Hilfe die er/sie bekommt
Bew. nimmt Hilfe an
Bew. hat an den Routineabläufen etwas auszusetzen
Positiver Affekt: Negativer Affekt:
Bew. ist fröhlich Bew. macht einen ängstlichen Eindruck
Bew. hat eine zufriedene Ausstrahlung Bew. ist traurig
Bew. kann Dinge im tägl. Leben genießen Bew. weint
Bew. ist gut gelaunt
Bew. hat ein Lächeln um den Mund
seine/ihre Stimmung lässt sich positiv
beeinflussen
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12. Auswertung des QUALIDEM
im Projekt DemenzMonitor
• Auswertung erfolgt in
kooperierenden Einrichtungen
computergestützt.
• Darstellung erfolgt in einem
Diagramm, in welchem die 9
Subskalen abgebildet werden.
• Es existieren 3 negative
Dimensionen:
• Negative Affekte
• Ruheloses, angespanntes Verhalten
• Soziale Isolation
• Unabhängig der Dimension
bedeutet es ein positives
Ergebnis, umso weiter die
Linien nach außen gehen bzw.
die Flächen größer werden.
• Ein Vergleich mit den
Vorwerten ist dabei möglich.
DZNE e. V. – Witten Seite 12
13. 3. Praxisorientierte
Anwendung des QUALIDEM
3. Praxisorientierte Anwendungsmöglichkeit
von QUALIDEM
Implementierungsverlauf im
Ev. Altenheim Wahlscheid e.V.
Konzeptentwicklung
Fallbeispiele
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14. Implementierung im Ev. Altenheim Wahlscheid e.V.
März 2009
• Erste Sichtung von Instrumenten zur Abbildung von Lebensqualität dementer
Menschen (u.a. H.I.L.DE.)
September 2009
• Niederrheinischer Pflegekongress: Vortrag „Die Erfassung der Lebensqualität von
Menschen mit Demenz in der stationären Altenpflege-Möglichkeiten und Nutzen“
Martin Dichter (Institut für Pflegewissenschaften, Universität Witten Herdecke)
Dezember 2009
• erstes einrichtungsinternes Treffen zur Einführung von QUALIDEM als
systematisches Erfassungsinstrument zum Wohlbefinden bei Menschen mit
Demenz
• Überlegungen zur Schaffung umsetzbarer Rahmenbedingungen
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15. Implementierung im Ev. Altenheim Wahlscheid e.V.
Februar 2010
• Einbeziehung weiterer Einrichtungen der stationären Altenpflege
• Gründung der AG Lebensqualität von Menschen mit Demenz
unter wissenschaftlicher Begleitung des DZNE
• Festlegung eines Konzepts zum Einsatz von QUALIDEM
November 2010
• Anpassung der zeitlichen und räumlichen Rahmenbedingungen
April 2012
• Evaluation des Konzepts hinsichtlich Einsatzhäufigkeit, Sicherung des
Informationsflusses und Berücksichtigung der Vorerhebungen
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16. Voraussetzungen für erfolgreiche Implementierung
• Schulung aller Mitarbeitenden
Grundverständnis für das Instrument
Akzeptanz für bereitzustellende Ressourcen
• Planung
Zeitfenster in der Dienstplangestaltung
Ressourcen für gemeinsame Erhebung
• Qualität statt Quantität
Erhebung und Analyse sowie Besprechung der Ergebnisse im Team und
Anpassung der Pflegeplanung gelingen nicht zwischen Tür und Angel
Zeitaufwand: ca. 1 Stunde pro Fall bei eingespieltem Verfahren und Übung
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17. 2. 1. Beispiel - Herr B.
1. Erhebung
Beschreibung:
• Herr B. wirkt sehr
unausgeglichen seit der
Medikamentenumstellung.
• Er kann schlecht in die
Gruppe integriert werden auf
Grund zunehmender
Erregungszustände und
autoaggressivem Verhalten.
• Kann sich nicht mehr wie
zuvor selbst beschäftigen.
Maßnahmen:
• bei Erregung Begleitung und
Betreuung in seinem eigenen
Zimmer.
• Rücksprache mit dem
behandelndem Arzt.
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18. 1. Beispiel - Herr B.
2. Erhebung nach 4 Monaten
Beschreibung:
• Es hat keine Medikamenten-
umstellung stattgefunden.
• Herr B. zeigt weiterhin, dass
er unter innerer Anspannung
leidet, drückt dies in auto-
aggressivem Verhalten aus.
Er kann auf seinem Zimmer
ausgeleitet werden.
• Er wirkt jedoch mit sich
zufriedener, was auf eine gute
Beziehung zu den MA zurück-
geführt wird.
• Er nimmt wieder an
Angeboten des SD teil.
Maßnahmen:
• Erneute Rücksprache mit dem
behandelndem Arzt.
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19. 2. Beispiel - Frau D.
1. Erhebung
Beschreibung:
• Mit zunehmender Demenz
wird es schwieriger Grund-
versorgung durchzuführen.
• Störfaktoren am Schlafplatz
bei Frau D., evtl. Unruhe
dadurch bedingt.
• Starker Bewegungsbedarf
auch in kalter Jahreszeit.
Maßnahmen:
• Versuch, nur weibliche PK in
der Intimpflege einzusetzen.
• Veränderung des
Schlafplatzes.
• Miteinbeziehen bei Pflanzen-
pflege oder Versorgung der
Haustiere im Haus.
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20. 2. Beispiel - Frau D.
2. Erhebung nach 3 Monaten
Beschreibung:
• Grundversorgung wird
schwieriger unabhängig der
Pflegekraft.
• Erfährt weniger Störfaktoren
in der Nacht durch Wechsel
des Schlafplatzes.
• Frau D. ist ruhiger geworden,
zieht sich dafür aber auch
häufiger zurück.
Maßnahmen:
• Weiterhin Einbindung in
Aufgaben auf dem WB bzw.
dem Haus, um ihrem
Bewegungsbedarf gerecht zu
werden.
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21. Praxisbezogener Nutzen der
QUALIDEM-Auswertung
pflegerische Versorgung stationäre Altenpflegeeinrichtung
Systematische Erfassung von Bessere Vernetzung Abteilung Pflege
psychosozialen Aspekten, die und Sozialer Dienst
unmittelbar im Pflegeprozess genutzt
werden können.
Möglichkeit zur Evaluation Möglichkeit zur Evaluation von
pflegerischer Interventionen. Konzepten zur Versorgung von
Menschen mit Demenz.
Aber: Die Identifizierung, Planung und Nutzung der Ergebnisse im Rahmen
Entscheidung für pflegerische der MDK-Qualitätsprüfung.
Interventionen bleibt die eigentliche
pflegerische Herausforderung und
Kompetenz!
DZNE e. V. – Witten Seite 21
22. Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
http://www.dzne.de/standorte/witten/projekte/demenzmonitor.html
Das Projektteam (DZNE):
Dr. Bernhard Holle Rebecca Palm, MSc Kerstin Köhler,
Leitung der AG wissenschaftl. Mitarbeiterin Dipl.- Geront.
Versorgungsstrukturen wissenschaftl. Mitarbeiterin
rebecca.palm@dzne.de
bernhard.holle@dzne.de +49 (0) 2302 / 926-224 kerstin.koehler@dzne.de
+49 (0) 2302 / 926-241 +49 (0) 2302 / 926-223
Evangelisches Altenheim Wahlscheid e.V.:
Martina Helpa
Qualitätsmanagementbeauftragte
m.helpa@altenheim-wahlscheid.de
+49 (0) 2206 / 6111
DZNE e. V. – Witten Seite 22