FocusBranche Druckindustrie - Vom Familienbetrieb handwerklicher Prägung zum Industriebetrieb
1. fokusbranche 03|2007
Druckindustrie
Vom Familienbetrieb handwerk-
licher Prägung zum industriellen
Unternehmensverbund
Standpunkt
Die Talsohle ist durchschritten, aber die
Konsolidierung dauert an - so können wir die
aktuellen Entwicklungen in der Druckindustrie
charakterisieren. Um in Zukunft erfolgreich zu
sein, müssen die Player der Branche diese
jetzt aktiv gestalten. Fusion statt Übernahme –
Netzwerke sind der Schlüssel zu einer soliden
wirtschaftlichen Basis.
Der aktuelle Status
Die Druckindustrie befindet sich seit Jahren in
einem massiven Veränderungsprozess. Dieser
ist im Kern technologisch getrieben (z.B.
Konkurrenz der Druckverfahren untereinander:
Rolle vs. Rollenoffset und Digital vs. Bogen-
offset) und in Verbindung mit den wirtschaft-
lichen Herausforderungen der letzten Jahre
bekommt er eine ganz andere Dynamik.
Die aktuelle Entwicklung zeigt eine hohe
Auslastung und den vordergründig betrachtet
widersprüchlichen Preisverfall. Mittel- und
langfristig werden die Auflagenhöhen von der
Tendenz her weiter sinken und dafür die
Druckobjekte selber eine weitaus höhere
Vielfalt aufweisen.
Der Markt, der sich heute zu je rund einem
Drittel auf kleinere, mittlere und große Betriebe
aufteilt, verändert sich mittelfristig noch weiter.
So rechnen wir beispielsweise damit, dass sich
rund acht bis zehn Rollenoffset-Gruppen den
deutschen Markt aufteilen. Dies zeichnet sich
bereits ab und wird 2010 abgeschlossen sein.
Ein Drittel der heutigen Druckereien finden wir
in fünf Jahren nicht mehr am Markt wieder.
Aufgabe, Insolvenz oder das Aufgehen in
einem größeren Verbund führen zu dieser
Entwicklung. Die Veränderungen in der
Branche finden ohne große Öffentlichkeits-
wirkungen statt.
Closing the Gap
Kernthemen, welche uns auf dem Weg
begleiten werden, sind Automation, industrielle
Organisationsansätze und neue Dienst-
leistungsangebote auch für die Druckereien.
Dabei stehen in Zukunft nicht nur Investitionen
in Anlagen mit hohen Volumenleistungen im
Vordergrund - intelligente Vertriebs- und Auto-
matisierungskonzepte sind gefragt. Rationa-
lisierung darf jedoch nicht nur aus technischem
Blickwinkel gesehen werden.
Die Vorteile einer größeren Unternehmens-
Struktur sind Schlüsselfaktoren. Synergien im
Einkauf und im Vertrieb führen zu einer
anderen Kostenposition. Übergreifende
Auslastung der Druckkapazitäten und sich
ergänzende Drucktechnologien ermöglichen
ein breiteres und somit Alleinstellung gener-
ierendes Angebotsspektrum.
Eine häufig diskutierte Frage in den Projekten
ist das Outsourcing von Dienstleistungen zu
spezialisierten Partnern im Inland sowie nach
Osteuropa, wie z.B. die einfache
Bildbearbeitung/Druckvorstufe, sogar bis in
den asiatischen Raum. Logistik und
leistungsfähige Datenleitungen machen vieles
möglich. Aber auch hier sind Qualität und
Service jeder einzelnen Dienstleistung zu
prüfen und ggf. noch zu entwickeln.
Outsourcing von Wertschöpfung: Nicht um
jeden Preis, aber es gibt durchaus Ansätze,
die heute bei oberflächlicher Betrachtung nicht
besonders vielversprechend erscheinen und
sicherlich noch Entwicklungsarbeit notwendig
machen. Sie zeigen aber den Weg auf. Es
geht darum, bewährte Vertriebskonzepte zu
bewahren und die Kundenbindung mittels
neuer Konzepte strategisch abzusichern und
wirtschaftlicher zu gestalten.
Neben den bisher aufgeführten Überlegungen
bekommt die Führung durch betriebs-
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wirtschaftliche Kennzahlen beispielsweise für
das Vertriebs- und Produktionscontrolling eine
ganz neue Bedeutung. Hier heißt es, aus
anderen Branchen lernen! Eng verbunden mit
dem „Führen über Zahlen“ sind auch andere
betriebswirtschaftliche Fragestellungen:
Wachstumsstrategien erfordern immer eine
gewisse Eigenkapital-Quote.
Die Verbundidee
Aus den verschiedenen –
Projekten in der Medienindustrie heraus sind
die zukünftigen Erfolgsfaktoren in ein
ganzheitliches Organisationskonzept einge-
flossen, welches mittel- und langfristig ein
erfolgreiches Druck-Netzwerk entwickelt.
Abb.: Projektbeispiel
Neben der zunehmenden Automatisierung sind
Service und Beratung, ein integrierter Vertrieb
und die Einkaufsorganisation wichtige Erfolgs-
elemente.
Service und Beratung sind für die Kunden eine
wichtige Komponente in der zukünftigen
Auftragsvergabe und dies möglichst alles aus
einer Hand. Daher müssen sich die
Geschäftsmodelle weiter in Richtung Logistik,
Versand, Veredelung und Konfektionierung
entwickeln. Auch unkonventionelle Lösungen
sind gefragt.
Unternehmensübergreifende Anlagenauslast-
ung und der passende Mix von Aufträgen ist
Kernaufgabe eines integrierten Verbund-
vertriebs, der über die Grenzen bisheriger
Regionen hinausgehen. Ein gemeinsamer
Vertrieb in einem Druckereiverbund sorgt für
Synergien und bessere Auslastung.
Um den Kostendruck nachhaltig weiter
auffangen zu können, federt eine pro-
fessionelle Einkaufsorganisation diesen weiter
ab. Es ist unbedingt notwendig, weil die
Kostenpositionen für Energie, Papier und
Farben weiter steigen werden.
Aus diesen Beispielaspekten ergibt sich eine
Zielstruktur für einen Unternehmensverbund
der Synergien im Vertrieb und Einkauf nutzt,
interessante logistische Konzepte liefert und
eine logische regionale Vernetzung anstreben
muss. Dies zeigt auch das beschriebene Pro-
jektbeispiel.
Kernkomponenten in diesem Ansatz sind
ein deutschlandweites Vertriebsteam
Synergien durch eine gemeinsame
Einkaufsorganisation
Konfektionierung und neue Dienstleistungen
durch Integration eines osteuropäischen
Partners
drei regionale Produktionsschwerpunkte mit
mittelfristig abgestimmtem Technologie-Mix
Einbindung in ein internationales
Produktionsnetzwerk um auch global
agierende Kunden bedienen zu können.
Wird im Unternehmen offensiv mit den
notwendigen Strukturveränderungen umge-
gangen, hat die Druckindustrie auch in Zukunft
beste Chancen auf Erfolg und Profitabiliät.
ist ein Positionspapier zu
ausgewählten Fragestellungen in den
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