2. Die Förderung der Selbstlernkompetenz von Werkrealschülern
Wenn ich nur darf, wenn ich soll,
aber nie kann, wenn ich will,
dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
Wenn ich aber darf, wenn ich will,
dann mag ich auch, wenn ich soll,
und dann kann ich auch, wenn ich muss.
Denn schließlich:
Die können sollen,
müssen auch wollen dürfen!
(Autor unbekannt)
4. 1. Die Entwicklung der Hauptschule
2. Die aktuelle Situation in Baden-Württemberg
3. Haupt- und Werkrealschüler im Bildungssystem
4. Übergänge in die berufliche Ausbildung
5. Die Zukunft der Haupt-/ Werkrealschule
Die Hauptschule
5. Die Entwicklung der Hauptschule
Ging 1964 aus der
'Volksschule'
hervor
Allgemeinbildende und
weiterführende Schulart
Pflichtschule stark praxisbezogen
endet mit der
Berufsschulreife
6. Die aktuelle Situation
in Baden-Württemberg
Hauptschule
unter
Druck
+ Wirtschaftliche u.
demografische Entwicklung
+ Bildungsentwicklung
+ Bildungsstudien
+ Mediale Berichterstattung
+ Wegfall der Grundschul-
empfehlung
Werk-
realschule
mit
verschiedenen
Schul-
abschlüssen
Neue Bildungspläne
+ berufsorientierte Bildung
+ Kompetenztraining
+ neue Kooperationen
7. Haupt- und Werkrealschüler
im Bildungssystem
StrukturelleVeränderungen
Belastungsfaktoren
Bildungsungleichheit
“Creaming-out”-Prozess
(Solga & Wagner)
"Entsorgungsmentalität"
(Fend)
Homogenisierung
fehlende
Durchlässigkeit
Faktoren-
geflecht
8. Haupt- und Werkrealschüler
im Bildungssystem
Die subjektive Perspektive
Selbstlernkompetenz stärken
Strategien, um Ziele zu erreichen
Selbstwirksamkeitsüberzeugung
Misserfolg - Angst -
Scheitern
Benachteiligung
- von Anfang an -
Lebensabschnitt Pubertät Lernort Familie
Lernort Peers
Zufriedenheit in der
Schule
9. Übergänge in die berufliche Ausbildung
Verdrängung
durch Real- und
Gymnasial-
schüler
Begrenzte
Perspektive
Erschwernis:
Migrations-
hintergrund
nur 25 %
finden sofort
eine
Ausbildung
im dritten Jahr:
noch 16 %
ohne
Ausbildung
Selbstlern-
Kompetenz
stärken
10. Die Zukunft der Haupt- / Werkrealschule
Steigerung der Attraktivität der Schule
Neue Chancen im Landesbildungsplan
Neue Schul- und Lernmodelle
Wichtige Anstöße von Hattie
Selbstlernkompetenz entwickeln
Pädagogische und didaktische Neuentwicklungen
11. Die Selbstregulation des Lernens
Warum
Selbstregulation?
●
Ziele eigenständig planen
●
geeignete Lernstrategien wählen
●
Lernprozess überwachen
●
Ziel-Erreichung überprüfen
●
kognitive Prozesse
●
motivationale Prozesse
●
emotionale Prozesse
(Nückles et. al.)
Definition
●
Wissen ist in naher Zukunft veraltet
●
Entwicklungen in der Werkrealschule
●
Übergänge in die Berufswelt
●
Selbstverantwortung stärken
12. Die Selbstregulation des Lernens
Theoretischer Hintergrund der Selbstregulation
- Zeitlich-zyklische Modelle
- Psychologische Aspekte
13. Theoretischer Hintergrund der Selbstregulation
Zeitlich-zyklische Modelle
Rubikon-Modell
Prozessmodell der
Selbstregulation
Integrated Modell of
Self-regulated learning
16. Psychologische Aspekte der Selbstregulation
+ Definition: Zielgerichtetheit, Intensität und Ausdauer (Rheinberg & Krug),
+ intrinsische und extrinsische M.
+ Wie fördere ich die intrinsische Motivation von Schülern?
+ Autonomie, Kompetenzerleben, soziale Einbindung (Ryan & Deci)
+ ARCS-V (Keller): 5 zentrale motivationale Bedingung
- Autonomy, relevance, confidence, satisfaction, Volition
- ARCS-V-Bedingungen im Lerntagebuch erfüllen
+ "Wille" als Steuermann (Deimann), Handlungsabsicht durchsetzen,
+ Definition: "management, protection, and maintenance of attention, motivation, and
emotion in tasks” (Corno & Randi),
+ Volitionale (und motivationale) Phänomene in allen Handlungsphasen (Kehr)
+ "Willens-Akku" (Deimann), hoher Ressourcenverbrauch, zeitlich befristet einsetzbar
Motivation
Volition
17. Psychologische Aspekte der Selbstregulation
+ „Von grundlegender Bedeutung für das psychische Geschehen“ (Grawe)
+ Bei allen Reaktion auf wichtige Ereignisse und Lebenslagen dabei (z.B. Noten)
+ „Verhaltensenergetisierung" (Sokolowski)
+ Verflochten mit Motivation und Volition
+ Zur Optimierung von positiven Emotionen und Prävention von negativen Emotionen,
ist kaum etwas bekannt (Pekrun)
+ Lernstrategien stehen signifikant im Zusammenhang mit Interesse, Wohlbefinden
und Schulzufriedenheit (Gläser-Zikuda)
Emotion
18. Psychologische Aspekte der Selbstregulation
Lageorientierung :
Aufmerksamkeit auf eine vergangene Lage oder z.B. auf einen zukünftigen
Zustand gerichtet, die Handlungsbereitschaft ist gehemmt
Handlungsorientierung
Das Verhalten bleibt trotz Widerständen, Fehlschlägen oder Verlockungen
auf Kurs bleibt (Rheinberg)
+ Die persönliche Überzeugung, eine Situation angemessen einschätzen
Und aus eigener Kraft bewältigen zu können
+ Vier Quellen der Selbstwirksamkeitserwartung:
(1) Eigene Erfolgserlebnisse, (2) Stellvertretende Erfahrung,
(3) Verbale Ermutigung, (4) Physiologische Reaktion.
+ Verlässlicher Prädiktor für die Motivation und das Lernen an sich
(Zimmerman, Bandura)
Lage- und
Handlungs-
Orientierung
(Kuhl)
Perceived
Self-efficacy
(Bandura)
19. Die Förderung der Selbstlernkompetenz
- Lernstrategien -
Allgemeine Systematik
Handlungskontrollstrategien
Volitionale Aspekte der Selbststeuerung
Motivationale Aspekt der Selbststeuerung
Emotionale Aspekte der Selbststeuerung
20. Lernstrategien - Allgemeine Systematik
Handlungsabfolge, die aus dem eigenen Repertoire abgerufen werden kann
Verschiedene Strategien
Kognitive Strategien
Metakognitive Strategien
ressourcenbezogene Strategien
Informationsaufnahme, -verarbeitung, -speicherung
Planens, Überwachens, Auswertens und
Regulierens von Lernschritten
interne
(Anstrengung, Aufmerksamkeit, Zeitmanagement)
externe
(Lernumgebung, Lernen mit anderen)(nach Schmitz)
22. Lernstrategien
Volition – Motivation – Emotion
Volition
Metakognitive, metamotivationale und
metaemotionale Kontrollstrategien (Lynn & Randi)
Volitionales Designmodell (Deimann)
Motivation
ARCS-V-Modell
Die Aufmerksamkeit für das Thema, die Relevanz des
Lernstoffes, das Vertrauen in die eigene Kompetenz,
die Befriedigung über das eigene Lernergebnis und
die volitionalen Strategien, wenn die Motivation
absinkt
Emotion
Gefühle sollen dem aktuellen Vorhaben dienen und es
nicht behindern (Kuhl)
Einfluss auf die Wahl und Realisierung von
kognitiven und metakognitiven Lernstrategien
(Pekrun)
23. Die Förderung der Selbstlernkompetenz
Das Lerntagebuch
Allgemeine
Gesichtspunkte
Entwurf des
Lerntagebuchs
Einsatz des Lerntagebuchs
24. Die Förderung der Selbstlernkompetenz
Das Lerntagebuch (LTB)
Allgemeine
Gesichtspunkte
Entwurf des
Lerntagebuchs
Einsatz des Lerntagebuchs
25. ●
Alleine das Ausfüllen des LTB bringt Veränderung (Schmidt & Schmitz)
●
An konkreten Lernzielen und Lerninhalten ausgerichtet (Felten & Stern)
●
Angeleitet und strukturiert (Hübner, Nückles & Renkl)
●
Einsatz von Prompts (Hübner, Nückles & Renkl)
●
Angemessene Sprache
●
Einüben des LTB und der Strategien, Scaffolding (Schett)
●
Nicht für alle Jugendliche geeignet (Löb, Perels & Schmitz)
Das Lerntagebuch
- Allgemeine Gesichtspunkte -
Dokumentation des eigenen Denk-
und Lernprozesses
Individuell 'maßgeschneiderte'
Lernstrategien
Angemessene Förderung durch
Lernbegleiter
Struktur des LTB folgt
dem Prozessmodell der
Selbstregulation
Einsatz verschiedener
Strategien in allen
Phasen des Modells
Grundlagen
26. Das Lerntagebuch
- Entwurf des Lerntagebuchs -
Grundlagen
Systematisch entwickelte
Lernstrategien
Aktuelle Bedürfnisse jedes
Schülers
Klar zielorientiert
Mittlerer Schwierigkeitsgrad
Strategien
kognitive, metakognitive oder
ressourcenbezogene Strategien
motivationale, volitionale und
emotionale Aspekte der
Handlungssteuerung
27. Entwurf des Lerntagebuch
- ADDIE-Modell -
Fünf
Grundkomponenten,
wirkungsvolles
Planungswerkzeug der
didaktischen
Entwicklungsarbeit,
Rückkopplungs-
möglichkeiten zw.
den Komponenten
Prädesizionale Phase → Präaktionale Phase → Aktionale Phase → Postaktionale Phase →
Evaluation
Analyse
Design
Develop-
ment
Implemen-
tation
28. Entwurf des Lerntagebuch
- ADDIE-Modell – Prädesizionale Phase
Ziele des Trainings, möglicher Gewinn, ARCS-Dimensionen
im Unterricht u.v.a.
Strategien und Übungen sammeln, motivationale, volitionale
und emotionale Aspekte, metakognitive und
ressourcenbezogene Aspekte
Ziele (SMART) formulieren, Erstellung von Zeit- und
Ablaufplänen, Materialien erstellen
Einführungsveranstaltung durchführen, an die aktuelle
Situation anpassen
Anzahl der Teilnehmer, Erfolgszuversicht,
Verbesserungsvorschläge
Welche Anliegen in die Tat umsetzen? (Heckhausen)
Wollen die Jugendlichen die Anstrengung auf sich nehmen?
Überschreiten des Rubikon (Heckhausen)
Evaluation
Design
Development
Implementation
Analyse
32. Einsatz des Lerntagebuchs
- Anwendung des ADDIE-Modells -
Situation Ziele
Werkrealschule - siebte Klasse -
"Brennpunktgebiet"
viele Konflikte untereinander,
Konflikte mit Schulregeln,
50% machen immer Hausaufgaben,
die meisten beteiligen sich im
Unterricht,
offene und freundliche Atmosphäre,
hoch motivierte Lehrerin
allgemein Strategien zu vermehrtem
selbständigem Arbeiten,
Strategien zur Steigerung der Leistung,
für regelmäßigere Hausaufgaben,
zu mehr Selbstvertrauen und
für eine höhere Fehlerfreundlichkeit
Durchführung von acht Trainingsmodulen
Struktur: Vorbereitung – Durchführung – Impuls – Nachbereitung – Vorbereitung ...
33. Einsatz des Lerntagebuchs
- Einführungsveranstaltung -
Themen:
LTB-Vorstellung,
möglicher 'Gewinn',
Ihnen schon bekannte Lernstrategien,
Fragebogen (anonym): Zufriedenheit,
Lehrer-Schüler-Kontakt,
Schulmotivation, Aufmerksamkeit,
Hausaufgabenverhalten, eigene
Lernleistung
Zwei Tage Bedenkzeit
Nachbereitung
hohe Zufriedenheit,
Selbsteinschätzung: geringe
Aufmerksamkeit, geringe Lernleistung
Alle möchten teilnehmen
34. Einsatz des Lerntagebuchs
Themen der Trainingsmodule
1
Planung der wöchentlichen Lernzeit
Fragebogen zu vorhandenen kognitiven, metakognitiven und ressourcenbezogenen
Strategien
Hausaufgabe: Tägliche Dokumentation des Lernverhaltens
2
(kognitive Lernstrategien werden direkt im Unterricht bearbeitet)
Revision der Wochenpläne
Strategien des externen Ressourcenmanagements
Hausaufgabe: Lernzeiten einhalten, Ressourcenstrategien täglich anwenden und ins LTB
eintragen
3
Revision der Wochenpläne
Wiederholung des Ressourcenmanagements
Erweiterung der geplanten Lernzeit für die Klassenarbeit
Übungsblatt: Lernziele planen, Umgang mit Ablenkungen, Willensstärkung
Fragebogen zur Selbstwirksamkeit
35. Einsatz des Lerntagebuchs
Themen der Trainingsmodule 4 - 8
4
Fragen zum Ressourcenmanagement klären
Selbstwertschätzung: Fortschritte dokumentieren, Erfolge würdigen
individuelle 'Stark-mach'-Sätze
Ressourcen-Pool: Umgang mit Angst, Stress und Anspannung
Merkblatt: Ausruhen, Entspannen, Beruhigen
5
Gesprächskreis: Umgang mit Misserfolg und Frustration
Übungsblatt zum Misserfolg: Akzeptanz und Handlungspläne entwickeln
Input: Zusammenhang zwischen Anstrengung und Erfolg
(mit der Lehrerin: langfristige Planung für Misserfolgserlebnisse)
Fragebogen: Was fehlt?
6
Übung: Metakognitive Selbstlernstrategien
7
Wiederholung und Ergänzung: Metakognitive Lernstrategien
Übungsblatt: Aktionsplan
8
Evaluation: anonymer Fragebogen
Evaluation: Gruppeninterview
Abschluss: kreative Geschichten und Dank
36. 3. Messung der Reaktion der Lernenden hinsichtlich der Instruktion
Belastung meist im mittleren Bereich, Ablauf, Zusammenarbeit
4. Messung der Lernleistung
erreicht: Basiskompetenz bezüglich Lernstrategien, Instrumente zur
Lernkontrolle, regelmäßigere Hausaufgaben, gesteigertes Selbstvertrauen
nicht erreicht: Individualisierung, Fehlerfreundlichkeit
5. Abschätzung der Konsequenzen
Einschätzung: Einsatz von Lernstrategien sind auch in Zukunft zu
erwarten; Bedingung: regelmäßige Anwendung und Unterstützung
2. Qualitätskontrolle des Entwicklungsprozesses
Verbessern: Zeiteinteilung, mehr Üben, Themen: Erholung und Pausen,
Umgang mit Anspannung und Stress, Umgang mit Misserfolg
1. Evaluation der Lehr-Lernmaterialien
Materialien gut; teilweise: Formulierungen verbessern
Trainingsnachbereitung – Evaluation
Fünf Evaluationsschritte (Deimann / Gagné u.a.)
37. Zum Abschluss
Erschwerte Startchancen – erschwerte Perspektive
Umgestaltung der Werkrealschule
Unterstützung für Jugendliche (z.B.: LTB)
Lernen und Zukunft selbstverantwortlich gestalten