Ein schneller Atomausstieg ist notwendig und machbar – diese Aussage untermauerte Dr. Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator Energie & Klimaschutz am Öko-Institut, in der Expertenanhörung der Ethikkommission am 28. April 2011 mit wissenschaftlichen Fakten.
Wald und Klimaschutz - Kann Waldbewirtschaftung helfen die Klimaziele zu erre...
Expertenanhörung der Ethikkommission, 28. April 2011: Präsentation von Dr. Felix Chr. Matthes
1. Gesellschaftliche Aspekte
einer sicheren Energieversorgung:
Zentrale Elemente
für ein gesellschaftliches Einvernehmen
Öffentliche Anhörung der Ethik-Kommission
„Sichere Energieversorgung“
Dr. Felix Chr. Matthes
Berlin, 28. April 2011
2. Ausgangspunkt: Schadensumfang als
zentrale Leitplanke des Diskurses
– Wie lange soll der massive (potenzielle) Schadensumfang der
Kernenergie riskiert werden …
• der ein Mehrfaches des gesamten deutschen Steuer-
Aufkommens beträgt, der um mehr als den Faktor 50 über
der Marktkapitalisierung des größten Betreibers und mehr
als den Faktor 1.000 über der Deckungsvorsorge liegt
• von KKW, die keineswegs neuesten Standards genügen
– … wenn die massive Reduktion der Treibhausgasemissionen
(95% bis 2050) für Deutschland notwendig ist …
• angesichts unserer historischen Verantwortung
• und unserer Handlungs- und Innovationskapazitäten
• mit einem robusten Portfolio von Lösungsoptionen
– … und die dafür notwendige „Große Transformation“ als
hochindustrialisiertes Industrieland bewältigt werden soll …
– … und „Weiter so“ ohnehin keine verantwortbare Option ist
3. Schwerpunkt 1: Worüber wohl schnell
Einvernehmen erzielt werden kann
– Der kurz- und langfristige Verzicht auf KKW ist handhabbar
• Versorgungssicherheit kann gesichert werden, technische
Optionen und rechtliche Regularien sind verfügbar
• kurz- und mittelfristige Klimaeffekte sind vor dem
Hintergrund des existierenden regulatorischen Rahmens
(EU-Emissionshandelssystem) neutral
• kontraproduktive Effekte (Kernstrom-Importe) können
plausibel ausgeschlossen werden
– Die Diskussion um Kosten muss transparent geführt werden
• es gibt Kosteneffekte, diese sind überschau-, gestalt- und
verkraftbar; die Bandbreite entspricht der der letzten Jahre
• die (Vorzieh-) Effekte eines kurzfristigen Verzichts auf die
Kernenergie sind weniger signifikant als die des (nötigen)
grundlegenden Umbaus der Energiewirtschaft
• Verteilungsprobleme sind wichtig, aber kompensierbar
• auch Nicht-/verzögertes Handeln hat (erhebliche) Kosten
4. Schwerpunkt 2: Worüber (schnell)
Einvernehmen erzielt werden sollte
– Der Einstieg in die Alternativen bildet die zentrale Frage
• die (notwendige) wirklich robuste Klimaschutzpolitik wird
es letztlich nur ohne Kernenergie geben können,
Deutschland kann hier (erneut) ein Rollenmodell bilden
• der Verzicht auf die Kernenergie gibt nur im Kontext einer
ambitionierten und glaubwürdigen Klimapolitik (Ziele,
Maßnahmen) die notwendigen, belastbaren Signale
– für unser Land und darüber hinaus
• die „große Transformation“ muss als übergeordnetes
gesellschaftliches Ziel entwickelt werden, bei den damit
verbundenen Verständigungsprozessen (Konflikte um
Infrastrukturen etc.) bildet die Kernenergie (oft) ein
wesentliches Hemmnis
– Heutige Kosten sind Investitionen in die Zukunft, es wird für
absehbare Verletzbarkeiten vorgesorgt werden müssen
(nukleare Risiken, Klimawandel-Folgen, wirtschaftliche
Verletzbarkeit, etc.)
5. Ohne Herkunft keine Zukunft:
Die lange Diskussion zur Energiewende
Der Titel der „Energiewende- … geht zurück auf ein heute noch
Studie“ von 1980 … eindrückliches Buch von 1975
… auch und gerade wenn es heute um Wachstum, Wohlstand &
Fortschritt ohne Treibhausgas-Emissionen und Kernenergie geht
6. Besten Dank
für Ihre Aufmerksamkeit.
Weiteres & Details
gern in der Diskussion
Dr. Felix Chr. Matthes
Energy & Climate Division
Büro Berlin
Schicklerstraße 5-7
D-10179 Berlin
f.matthes@oeko.de
www.oeko.de
8. Regulatorische Anforderungen und
tatsächliche Anlagensicherheit
Stand von Wissenschaft und Technik - für Genehmigung ( 7 Abs. 2 (3) AtG)
Stand der Nachrüsttechnik
Tatsächlicher Stand der Anlagen
Sicherheitsniveau
Freiwillige Nachrüstungen
Widerruf der Genehmigung wegen erheblicher Gefährdung ( 17 (5) AtG)
1979 (TMI) 1986 (Tschernobyl) ca. 1995 2011?
Öko-Institut 2011
12. Klimaeffekte des KE-Ausstiegs: Flexibilität
durch das EU-Emissionshandelssystem
3.000
Pilot 2nd Phase 3rd Phase 4th+ Phases
Scope changes
2.500
30% adjustment? Adoption of adjusted linear reduction factor
(Art 9 ETS Directive)
2.000
mln t CO2e
1.500
1.000 -71% vs 2005
500
EU ETS phase 1 & 2 cap
EU ETS phase 3+ cap based on linear reduction factor 1.74%
Sub-cap for free allocation
0
2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050
Öko-Institut 2011