Die Folien„Finanzen & Steuern“ geben Antworten auf Fragen zur aktuellen Finanz- und Steuerpolitik. Nach dem Motto „Steuern gehen uns alle an“ vermittelt das Medienpaket ein Grundwissen über unser Steuersystem, den Staatshaushalt und die internationale Finanzpolitik.
1. Finanzen&Steuern Folie 1
Steueraufteilung
Deutschland ist ein föderal aufgebauter Staat. Dabei haben alle drei Ebenen – Bund, Länder und Ge
meinden – einen Anspruch auf einen Teil der Steuereinnahmen. Bestimmte Steuereinnahmen müssen
Bund, Länder und Gemeinden untereinander aufteilen, andere wiederum verwenden sie allein für ihre
Aufgaben. Wer welche Steuern bekommt, steht im Grundgesetz (Artikel 106), dies wird als Ertrags
kompetenz bezeichnet.
Gemeinschaftliche Steuern
50% Körperschaftsteuern 50%
42,5% Lohn- und Einkommensteuer 42,5%
Länder 44,1% 53,9%
Bund
Umsatzsteuer / MwSt.
44% Kapitaldeckungs- / Abgeltungssteuer 44%
12% 2% 15%
Gemeinden
Steuern
Einzelne Steuern
Bund Länder Gemeinden
u.a. u.a. u.a.
• Energiesteuer • Erbschaftsteuer • Gewerbesteuer
• Versicherungsteuer • Biersteuer • Grundsteuer
• Stromsteuer • Lotteriesteuer • Hundesteuer
Quelle: Bundesministerium der Finanzen
2. FinanzenSteuern Folie 2
Der Weg der Lohnsteuer
Schritt 1
Die Buchhaltung einer Firma stellt Gehaltszettel aus und rechnet
Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer aus,
und zwar mit einem Lohnprogramm, in dem die aktuellen Lohn
steuertabellen hinterlegt sind.
Schritt 2
Die Angestellten erhalten ihre Gehaltszahlung in der Regel über
ein Bankkonto und den Gehaltszettel persönlich oder per Post.
Sie sehen auf dem Gehaltszettel, welche Summen vom Brutto
gehalt abgezogen wurden.
Schritt 3
Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer meldet
der Arbeitgeber mittels Lohnsteueranmeldung an das zuständige
Finanzamt und überweist die Summe an die Finanzkasse des
Finanzamts.
Schritt 4
Die Finanzkasse überwacht den Zahlungseingang per Computer
und prüft, ob die Steuern termingerecht eingegangen sind.
Schritt 5
Die Finanzämter überweisen die Steuern an die Bundesfinanz
kasse. Die Lohnsteuer wird aufgeteilt: 42,5 Prozent gehen an den
Bund, 42,5 Prozent an die Länder und 15 Prozent an die Gemein
den. Die Beträge für Länder und Gemeinden werden innerhalb
des Finanzausgleichs ermittelt. Der Bund überweist also einen
Teil der Einkommensteuer zurück an Länder und Gemeinden.
3. FinanzenSteuern Folie 3
Defizite und Kredite
Im Jahr 2011 ergab sich für den Bund ein Finanzierungsdefizit von 48,4 Milliarden Euro. Wenn die Ein
nahmen nicht ausreichen, um die Ausgaben zu decken, greifen die öffentlichen Haushalte auf Rück
lagenmittel zurück oder nehmen Fremdmittel als Kredite auf. Finanzierungsdefizite in öffentlichen
Haushalten werden überwiegend aus Schuldenaufnahmen am Kreditmarkt gedeckt. Die Differenz
zwischen den Einnahmen und Ausgaben bezeichnet man als Finanzierungssaldo. Dieser wird durch die
so genannte Nettokreditaufnahme geschlossen.
Entwicklung von Einnahmen, Ausgaben
und Der Nettokreditaufnahme
Angaben in Mrd. Euro
315,0
311,5 309,9
305,8 306,0
303,7 14,7
24,9 18,7
292,3 48,4 27,2
44,0
300,3
282,3
34,1 291,2
286,6
270,4 11,5 Nettokreditaufnahme
278,8
261,0
259,8 14,3 270,8
251,6
27,9 259,7
31,2 256,1 258,2 257,4
39,5
233,1
228,6
Ausgaben
212,1 Einnahmen
Ohne Sondervermögen, mit Kreditermächtigungen
Quelle: Bundesministerium der Finanzen, 2011 (Ist 2004– 2010, Soll 2011– 2015)
4. FinanzenSteuern Folie 4
Staatsverschuldung in Deutschland
Reichen die Einnahmen nicht aus, die Ausgaben zu decken, muss der Staat einen Kredit aufnehmen.
Da dies in Deutschland, wie auch in den meisten anderen Industrienationen, der Regelfall ist, baut sich
durch die jedes Jahr hinzukommende Neuverschuldung (Nettokreditaufnahme) seit Jahrzehnten konti
nuierlich eine Gesamtverschuldung auf. Diese lag Ende 2010 bei etwa 1.999 Milliarden Euro. Für den
einzelnen Bürger ergibt sich daraus eine Schuldenbelastung von 24.450 Euro pro Kopf.
Entwicklung der Staatsverschuldung
in Deutschland
in Milliarden Euro. jeweils zum 31.12.
1.998
1.448
1.198
1.009
536
387
237
129
43 63
10 21 29
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2011
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2011
5. FinanzenSteuern Folie 5
Energieträger und Strompreis
In den Industrieländern und damit auch in Deutschland bestimmen die Energieträger Kohle, Mineral l,ö
Gas und Kernenergie nach wie vor das Bild. Mineralöl, das vor allem im Verkehrsbereich und Wärme
markt genutzt wird, ist der mit Abstand wichtigste Energieträger. Doch in Zukunft wird der Anteil
erneuer arer Energien weiter steigen: Die Emissionen von Treibhausgasen sollen bis zum Jahr 2020
b
um 40 Prozent und bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zurückgeführt werden. Dies
erfordert nicht nur, dass der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommarkt steigt (bis zum Jahr 2020
auf 35 Prozent). Auch der Anteil der erneuerbaren Energien im Verkehrsbereich muss beispielsweise
durch Biokraftstoffe und Elektrofahrzeuge einen Beitrag leisten. Vor allem durch verbesserte Wärme
dämmung der Gebäude soll die Nachfrage nach fossilen Energieträgern in diesem Bereich sinken.
Primärenergieverbrauch in Deutschland 2010
9,4 % 12,1%
Steinkohle 1.694 PJ *
10,9%
Braunkohle 1.510 PJ 10,7%
1,5 %
Mineralöle 4.727 PJ
Gase 3.063 PJ
Kernenergie 1.532 PJ
Erneuerbare Energien 1.320 PJ 21,8 %
Sonstige Energieträger 211 PJ
33,6%
Gesamt 14.057 PJ
* 1 Petajoule ist gleich 1 Billiarde Joule
Bestandteile der Verbraucherpreise für Strom (derzeit überschlägig bei 23 Cent/KWh)
Abgabe Cent/KWh Bemerkungen
Konzessions 1,32 Abgabe zu Gunsten der Gemeinden regional sehr unterschiedlich:
abgabe bis gemäß § 2 Konzessionsabgabenverordnung je nach Gemeinde
2,39 größe maximal 1,32 bis 2,39 Cent/KWh;
einige Gemeinden verzichten auf diese Einnahme
Kraft-Wärme- 0,03 Umlage zu Gunsten der Betreiber von KWK-Anlagen,
Kopplungsgesetz wird jährlich nach § 7 KWK-Gesetz neu festgelegt
Erneuerbare- 3,53 Umlage zu Gunsten der Betreiber von EEG-Anlagen. Die Umlage
Energien-Gesetz wird nach der Ausgleichsmechanismusverordnung zum EEG
jährlich neu festgelegt.
Stromsteuer 2,05 Steuer fließt dem Bund zu
Summe 6,93 - 8,00 Höhe der Abgaben variiert mit der Höhe der Konzessions bgabe
a
der Gemeinde
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2011
6. FinanzenSteuern Folie 6
Demografischer Wandel und Rente in der Zukunft
Die Altersstruktur hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert. Die
durchschnittliche Lebenszeit hat sich verlängert, gleichzeitig sinkt die Zahl der Geburten. So wird es in
Zukunft mehr alte und immer weniger junge Menschen geben. Der Gesetzgeber ist gefordert, die sozia
len Sicherungssysteme auf eine zukunftsfähige, solide finanzielle Basis zu stellen.
Altenquotient 67+:
Auf EInhundert 20- bis unter 67-jährige kommen ... 67-jährige und ältere
100
90
80
70
60
50
40
30
20
29,0 33,3 43,9 55,0 56,3 59,4
10
0
2008 2020 2030 2040 2050 2060
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2010
7. FinanzenSteuern Folie 7
Staatsschulden in Europa
Die Schuldenstandquote ist ein Wert, um die Staatsverschuldung eines Landes zu messen und inter
national vergleichbar zu machen. Dabei wird der Schuldenstand eines Landes oder Wirtschaftraums in
Relation zum Bruttoinlandsprodukt in Prozent angegeben.
Schuldenstandquoten der EU-Mitgliedstaaten (Bruttoschulden), konsolidiert,
in Prozent des Bruttoinlandsprodukts*
*Rechenstand: Notifikation vor dem 01. April 2012
Ländergruppe/Land 2007 2009 2010 2011
Belgien 84,2 96,2 96,8 98,0
Deutschland 64,9 73,5 83,2 81,2
Griechenland 105,4 127,1 142,8 165,3
Spanien 36,1 53,3 60,1 68,5
Frankreich 63,9 78,3 81,7 85,8
Irland 25,0 65,6 96,2 108,2
Italien 103,6 116,1 119,0 120,1
Zypern 48,9 58,5 61,5 71,6
Luxemburg 6,7 14,6 18,4 18,2
Malta 62,0 67,6 68,0 72,0
Portugal 68,3 83,0 93,0 107,8
Slowenien 23,1 35,2 38,0 47,6
Slowakei 29,6 35,4 41,0 43,3
Finnland 35,2 43,8 48,4 48,6
Estland 3,7 7,2 6,6 6,0
Eurozone zusammen 66,2 79,3 85,1 87,2
Tschechien 29,0 35,3 38,5 41,2
Dänemark 27,5 41,8 43,6 46,5
Lettland 9,0 36,7 44,7 42,6
Litauen 16,9 29,5 38,2 38,5
Ungarn 66,1 78,4 80,2 80,6
Polen 45,0 50,9 55,0 56,3
Schweden 40,2 42,8 39,8 38,4
Großbritannien 44,5 69,6 80,0 85,7
Bulgarien 17,2 14,6 16,2 16,3
Rumänien 12,6 23,6 30,8 33,3
EU-Mitgliedstaaten zusammen 59,0 74,4 80,0 82,5
Quelle: Eurostat, April 2012
8. FinanzenSteuern Folie 8
Zinsentwicklung bei Staatsanleihen
Wenn ein Staat im Euroraum langfristig nicht nachhaltig wirtschaftet und möglicherweise zahlungs
unfähig wird – beispielsweise Griechenland im Frühjahr 2011 – hat das erhebliche Folgen: Griechenlands
Kreditbonität wurde von den Rating-Agenturen umgehend herabgestuft, was zu einem starken Zins
anstieg für griechische Staatspapiere führte.
Die Finanzmärkte übertragen die Sorge um Griechenland auf andere Euro-Länder, die ebenfalls hohe
Staatsdefizite aufweisen: Irland, Spanien, Portugal und Italien. Weil das Risiko hoch ist, dass Anleger
das in verschuldete Länder investierte Geld nicht mehr wieder bekommen, steigen die Zinsen für solche
Staatsanleihen. So wächst die Gefahr, dass die betreffenden Staaten am freien Kapitalmarkt keine aus
reichende Liquidität mehr erhalten.
Zinsentwicklung bei zehnjährigen Staatsanleihen
20,0
%
17,5
15,0
12,5
10,0
7,5
5,0
2,5
0
Jan Jun Jan Jun Jan Jun Sep
2009 2010 2011 2011
Deutschland Italien Spanien Portugal Irland Griechenland
Quelle: Reuters, 2011