1. DigiMediaL
Musikmachen im Web 2.0
Die vorliegenden Folien sind ein
Matthias Krebs
05.10.2010 Kommunikationsangebot und sollen
einen knappen Überblick zur aktuellen
Entwicklung, zu den Phänomenen und
den Bedingungen des Musikmachens
im Web 2.0 sowie zum
musikpädagogischen Potenzial des
vernetzten Lernens bieten.
3. Inhalt: Musikmachen im Web 2.0
• Eigenschaften und Perspektiven
• Methodische Empfehlungen für die Nutzung
von Web-2.0-Werkzeugen in der
Musikvermittlung
• Verdeutlichung an Praxisbeispielen
• Trend: Musikmachen auf mobilen
Endgeräten (Handy, iPad, PSP, Nintendo DS etc.)
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4. Zum Geleit: Um Missverständnisse auszuräumen…
… Beim eLearning (verstanden als digitalisiertes
Klassenzimmer wie z.B. mit Moodle) bleibt
wesentliches Potenzial des Netzes unberücksichtigt.
… Musikmachen im Web 2.0 heißt nicht Musik allein
am Computerbildschirm zu produzieren.
… Wesentlich am Gestalten von Musik im Internet
ist das Prozessieren (im Sinne eines gemeinsamen
Musizierens).
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5. Zum Geleit: Was ist Web 2.0?
• Die Begriffe Web 2.0, Social Web und Social Media
werden zwar häufig synonym benutzt.
• Dabei wird Web 2.0 in wesentlich umfassenderen
Zusammenhängen verwendet. Hier können
technische, ökonomische und rechtliche sowie
soziale Aspekte mit einbezogen werden.
• Social Media (soziale Plattformen) dienen zum
gegenseitigen Austausch von Meinungen,
Erfahrungen und nutzergenerierten Inhalten.
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6. Zum Geleit: Was ist Web 2.0?
Auch wenn es einige Schwierigkeiten bereitet, derart
kommerziell belegte und unscharfe Begriffe zu
verwenden, so sind diese ideenleitenden Schlagworte
(Web 2.0, Social Web etc.) gegenwärtig mit
Implikationen verbunden, die die vielschichtigen
Veränderungen im Internet anhand von bestimmten
Eigenschaften zu beschreiben.
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8. Lernen im Web2.0: zentrale Unterschiede gegenüber früheren Medien
1. Das Netzprinzip: Überall kann jeder jederzeit mit
jedem verknüpft werden und der potentielle
Austausch mit allen ist möglich (auch mit Gleichgesinnten).
2. Das Prinzip der Selbststeuerung:
Die Vernetzung provoziert die Selbststeuerung und
setzt sie zugleich voraus.
3. Das Prinzip des persönlichen Sinns: Das Subjekt
und seine individuelle Perspektive auf die Welt erhält
ausschlaggebende Bedeutung.
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9. Musikmachen im Internet
Das Internet befördert durch seine technische Struktur
und seine typischen Gebrauchsformen die
Verwendung offener Prozesse und tendiert zur
Aktivierung der Rezipienten.
Da Online-Musikplattformen hauptsächlich durch
Interaktion geprägt sind, ähneln sie aus dem
traditionellen Repertoire der Unterrichtsgestaltung
besonders der Musikpraxis.
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10. Lernen im Netz (Wissen wird in Interaktion co-konstruiert)
• Wissen existiert innerhalb des Netzes, verteilt in
„den Köpfen“ der beteiligten Personen und in den
technischen Hilfsmitteln
• In Zukunft wird es immer wichtiger, in Netzwerken
kompetent zu agieren und dort gemeinsam mit
anderen Personen Wissen konstruieren zu können.
• Lernende müssen erkennen, dass sie selbst Träger
von Ressourcen sind, die in gemeinsamen
Problemlösungen nutzbar gemacht werden können.
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11. Anforderungen
• Das Internet ist nicht per se für die Vermittlung von
Musik geeignet. Es kommt darauf an
Lernumgebungen zu gestalten, die den Lernenden
Lust am musikalischen Spiel (Spaß),
Herausforderung und (im weitesten Sinne) einen
Nutzen bringt.
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15. Phänomen
• Social Media fördert insbesondere Prozesse wie
Kommunizieren und Kollaborieren und dient als
Plattform zum gemeinsamen Problemlösen
• In sozialen Netzen wird Vernetzung explizit
gemacht: Vernetzung ist nicht Selbstzweck, sondern
Voraussetzung für gemeinsame Lösungen von
Problemen.
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16. WEB2.0 = VERSION 2.0 DES
INTERNETS?
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17. Was charakterisiert das Web 2.0?
• Entwicklung des Internets ist nicht in (technischen)
Versionen darstellbar
• Web 2.0 kennzeichnet Entwicklungen um das Netz
herum: z.B. wirtschaftliche und soziale Phänomene.
• Statt technischen Aspekten steht eine veränderte
Nutzung des Internets im Fokus „Mitmach-Internet“
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19. Web2.0 = Version 2.0 des Internets?
• für das „World Wide Web“ (Tim Berners-Lee, 1995)
gibt es jedoch nicht mal eine definierte Version 1.0
Ist der Begriff Web2.0 ein reines Marketing-Schlagwort?
• nicht alle Aspekte des Web2.0 kamen gleichzeitig
auf, einige Entwicklungen (z.B. die Programmier-
schnittstelle Ajax) gab es schon seit Beginn
• neuste Entwicklungen werden von Kritikern als
Modeerscheinung interpretiert
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20. Web2.0-Begriff nach Tim O‘Reilly – Kriterien:
1. Internet wird als Plattform benutzt
2. Interaktion als Prinzip – „Mitmach-Internet“
3. die Anwendung besitzt eine einzigartige Datenbasis
4. perpetual beta – ständige Weiterentwickelung
5. wieder verwendbaren Komponenten, Ver-
knüpfungen der Daten zwischen verschiedenen Seiten
6. die Benutzer werden in Gemeinschaften integriert
7. die bekannten „Best Practices“ (Web-Standards)
werden umgesetzt
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21. Tag-Cloud zum Thema Web2.0, erstellt von Markus Angermeier (2005)
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23. Veränderte Mediennutzung
• klassischen Medien verlieren zu Gunsten des Internets
Täglicher Mediamix der 14-19Jährigen in Min.
9
97 120
100
Quelle: JIM-Studie 2008 (Jugend, Information, Multimedia)
„Sie alle sind das, was wir ‚Digital Natives‘ nennen – Menschen also, die nach 1980 direkt
in das digitale Zeitalter hineingeboren wurden, als Technologien wie Usenet und Bulletin
Board-Systeme online gingen. Sie sind durchweg vernetzt und mit den neuen digitalen
Medien und Möglichkeiten bestens vertraut.“ Palfrey, John und Gasser, Urs: Generation Internet. München (2008)
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24. Mediennutzung im Detail: Die neue Generation der „Digital Natives“
• Fast 96% der 14-19-Jährigen haben
Zugang zum Internet Tägliche Mediennutzung in Deutschland
250
225
• Mehr als 50% besitzen einen eigenen Min./Tag
Internetanschluss 200
insgesamt
14-19jährige
• Seit 2008 besitzen Jugendliche erstmals
eher Computer als Fernseher 150 120
Min./Tag
100
• Sie sind 123 Minuten pro Tag online – Min./Tag
100
dagegen 97 Minuten vor dem Fernseher 58
Min./Tag
und 89 Minuten Radio 50
• Internet ist das Medium, auf das die
0
meisten Jugendlichen am wenigsten Fernsehen Internet
verzichten könnten Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie, 2009; JIM-Studie 2008
(Jugend, Information, Multimedia)
• 95 % der Jugendlichen besitzen ein
eigenes Handy Studie: www.mpfs.de
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25. Welche Themen sind im Internet für Jugendliche interessant?
• Das Internet stellt gleich für 7 von 13
Themengebieten das Leitmedium dar. Es hat also
alle anderen Medien als Informationsquelle
überflügelt.
http://www.jugendmarketing.de/2009/11/jugendstudie-mediennutzung-stark-themenabhangig/
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27. Web 2.0 – Notenschreiben und gemeinsame Kompositionen
• Mit dem Notensatzprogramm Noteflight
(http://www.noteflight.com) können Noten
im Internet-Browser mit intuitiver Noten-
eingabe gesetzt sowie fertige Kompositionen
im Internet publiziert werden.
• Die Noten können akustisch wiedergegeben
werden (auch einzelne Stimmen), Möglichkeit
zum Ausdrucken sowie Speicherfunktion
• Die Noten können auch in und
aus anderen Notationsprogrammen • Kollaboratives Editieren von Noten –
exportiert bzw. importiert werden ermöglicht Gemeinschaftskompositionen oder
(MusicXML, MIDI, WAV)
das Unterstützen von Lehrern/Mitschülern
• Notenblätter können auf andere
Seiten und z.B. Blogs angezeigt • Die Nutzung von Noteflight ist kostenlos.
und abgespielt
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28. Web 2.0 – Musik aus viele kurzen musikalischen Gedanken
• Auf thounds (www.thounds.com) können Musiker kurze musikalische
Gedanken mit dem (Laptop-)Mikrophon direkt ins Internet aufnehmen.
Befreundete Musiker können dann weitere Instrumente hinzuspielen.
1. Einzelaufnahme 2. Kollaborative Musik
• einzelne Spuren können auch
stummgeschalten werden
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29. Web 2.0 – Musikbegleitung aus der Box
• Jamstudio (http://www.jamstudio.com)
ist eine Online-Musikplattform auf der
man Begleitungen entwickeln kann.
• Taktweise können Harmonien
festgelegt und dazu Perkussion-
und Begleitinstrumente in
verschiedenen Stilistiken arrangiert
werden. • Jamstudio eignet sich z.B.
• Harmoniewahl mit Grundakkorden und wunderbar für das Hören von
erweiterten Akkorden (7, maj7...) harmonischen Wendungen
(entdeckendes Lernen: Wie klingen
• Transponieren der Akkordfolgen bestimmte Harmonieverbindungen?)
• 8 Slots beliebig mit insgesamt 8 • Zu eigenen Arrangements kann
verschiedenen Instrumententypen gesungen oder improvisiert werden.
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30. Web 2.0 – musikalisches Spielzeug
• Unter www.inudge.net findet man das
sehr reduzierte Musikprogramm
iNudge, mit dem auch Nutzer ohne
musikalische Vorkenntnisse
experimentieren können.
• iNudge bietet eine einfache Version
und eine erweiterte Version, in der
man die Zeitleiste um weitere
Abschnitte verlängern kann.
• Die entstehenden mehrstimmigen
Kompositionen können an Freunde
verschickt werden, die ihrerseits
musikalisch antworten können.
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31. Web 2.0 – Tonstudio im Internet-Browser
http://www.aviary.com/tools/Myna
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32. Web 2.0 – komplexes Musikstudio mit Sequenzer
http://www.audiotool.com
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33. Web 2.0 – Lernen eines Instruments im Internet?
• iPerform3D (www.iperform3d.com/) ist eine kommerzielle
Online-Gitarrenschule
• Angefangen beim Spielen einfacher Akkorde und
Anschlagarten werden auch Notenkenntnisse vermittelt
• Als Gitarrenlehrer fungiert eine Gruppe realer Menschen, die
über aufwendige Technik in allen Bewegungen digitalisiert
wurden
• Das virtuelles Modell eines Gitarrenlehrers kann frei von allen
Seiten betrachtet (auch durch das Griffbrett hindurch) und
das Tempo kann frei gewählt werden
• Der iPerform-Gitarrenkurs ist ganz klar kein Ersatz
• Das System sieht Stufen unterschiedlichen
für eine Instrumentalausbildung an einer
Schwierigkeitsgrades vor, die frei wiederholt oder
Musikschule. Hier werden aber Ansätze deutlich, wie
übersprungen werden können das Musiklernen im digitalen Zeitalter aussehen
• Der Gitarrenschüler, kann sein Spiel aufnehmen und kann und welche Konsequenzen die neuen
bewerten lassen – die realen Lehrer geben Feedback Technologien auch für den Instrumentalunterricht
• Es gibt auch Funktionen um andere Schüler kennenzulernen haben werden.
um auch gemeinsam zu üben • Üben muss jeder Gitarrenschüler noch selbst!
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34. SEMINARE IM WEB 2.0
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35. Seminare im Web 2.0
• Seminardokumentation:
www.musiklernen.tumblr.com
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36. Seminare im Web 2.0…
… ermöglichen Kommunikation und Kollaboration
in Gruppen über die Präsenzzeit hinaus
… fördern allgemeine Kompetenzen wie Methoden-
und Sozialkompetenz
… rücken neben Fachwissen insbesondere die
methodische/didaktische Reflexion in Fokus
… weisen Lernenden aktive Rolle zu (Partizipation)
… sind automatisch verbunden mit Planung und
Dokumentation/Präsentation (Veröffentlichung)
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37. Motivation (Lernmotivation)
• In realen Problemsituationen kann die eigene
Lernanstrengung als sinnvoll und bedeutsam
erlebt werden („Weltverbesserungsprojekt“).
• Lernen weniger passiv und theoretisch und ohne
konkreten Anwendungsbezug, sondern Gestalten in
realen und authentischen Kontexten
• Ergebnisse werden nicht für den Lehrenden
produziert, sondern „echter“ realweltlicher Nutzen
• Feedback von Experten aus Praxis (communities of practice)
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38. Öffentliches Lernen
• Wissen wird in Interaktion mit dem Kontext und
anderen Personen konstruiert
• Produktion und Diskussion nicht in abgeschlossenen
LMS (Learning Managment Systems, wie Moodle)
• Statt konstruierte (oder Fall-)Beispiele oder Modelle
authentische Problemstellungen
• Inhaltliche Relevanz / Verantwortung als positiver
Einflussfaktor
Erfahrung, dass Öffnung eine inhaltliche Bereicherung darstellt
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40. Chancen und Risiken
• Werden Seminare geöffnet, so muss Dozent für
überraschende Entwicklungen offen sein, die er
kaum beeinflussen kann.
• Alternative Formen der Bewertung, da es sich bei
Arbeitsergebnissen um Gruppenproduktionen
handelt.
• Es muss berücksichtigt werden, dass es Studierende
geben kann, die nicht öffentlich arbeiten möchten –
alternative Angebote.
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41. Kompetenz- und Prozessorientierte Ansätze
• Neben der Aneignung von (Fach-)Wissen geht es
um Anwendung in komplexen Zusammenhängen:
fachspezifische Methoden wie Problemlösen,
Klassifizieren, Erforschen und Kommunizieren
• Lehrperson präsentiert weniger Wissen, sondern
bietet geeignete Umgebungen und unterstützt beim
Kompetenzerwerb (coaching)
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42. Kollaboration
• Im Kontext der Lehrerausbildung können
verschiedene Phasen der Lehramtsausbildung
(Studierende, Referendare, Lehrer) miteinander
vernetzt und zu gemeinsamen Projekten angeregt
werden
• Entwicklung von didaktischen Patterns
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49. Ich freue mich auf Ihre Fragen und Hinweise
Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW)
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Projektentwicklung
krebs@udk-berlin.de
www.matthiaskrebs.net
Artikel:
„Musikmachen im Web 2.0“, www.netzmusik.wordpress.com
in: Üben&Musizieren 5/10, www.musiklernen.tumblr.com
Schott Music
www.slideshare.net/matzerak
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