43. AfS-Bundeskongress für Musikpädagogik 2011
Eine Vision ist es, musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen, die sich nur noch über die Kreativität des Nutzers, nicht durch die Bedienung eines Gerätes, definiert.
Musizieren mit SchulklassenPraxis • Konzepte • Perspektiven
von Matthias Krebs
www.matthiaskrebs.net
Zeitschriftenartikel: DigiMediaL Musik - Die Kunst der Selbstdarstellung
Musikmachen mit Smartphones - AfS Kongress 2011
1. Das digitale Ensemble.
Musik mit Smartphones.
Musikmachen mit iPod,
iPad, iPhone & Co
43. AfS-Bundeskongress für Musikpädagogik 2011
Matthias Krebs Musizieren mit Schulklassen
25. September 2011 Praxis • Konzepte • Perspektiven
2. Intro – Worum geht es?
Seminar-Szene
Uni Potsdam
Musikunterricht
mit mobilen
Endgeräten
(mEiMu-LAB)
Fotos: Matthias Krebs, Monika Wulff
Senioren-
Workshop mit
mobilen
Endgeräten
Konzert-Foto
DigiEnsemble
Berlin
• Nicht die Geräte und deren Funktionalität stehen im Fokus, sondern
das gemeinsame Musizieren mit flexiblen, intuitiv bedienbaren Geräten.
Matthias Krebs / 2
3. Matthias Krebs
• Studienrat (Musik, Physik), Dipl.-Musikpädagoge, Opernsänger
• Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Weiterbildung an der
Universität der Künste Berlin, Projektentwicklung „DigiMediaL“
• Lehrbeauftragter an der UdK Berlin und der Universität Potsdam
• Dissertationsvorhaben „Musiklernen im Social Web“
• Initiator einer Reihe von medienbezogenen Projekten im Musikunterricht:
MuviPro (Musikvideos), mEiMu (Smartphones), popMUpro (Popmusik) etc.
• Blogger: www.handymusik.wordpress.com | www.netzmusik.wordpress.com
• Gründer/Leiter des „DigiEnsemble Berlin“ - Musik mit Smartphones
Matthias Krebs / 3
4. Intro
• Eine Vision ist es, musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen, die sich
nur noch über die Kreativität des Nutzers, nicht durch die Bedienung eines
Gerätes, definiert.
DigiEnsemble Berlin - "St. Anna" for HANNAH JAMMING WITH
iPod (VQ: Youtube) POLYCHORD (VQ: Youtube)
Matthias Krebs / 4
5. Intro
Hobby? Geräusch? echt?
Zukunft?
Instrument?
Proberaum? Musizieren?
Musik? Ausgrenzung?
Ablauf?
professionelle
Klänge?
Musiker/-innen?
Interaktion?
Musikunterricht? Noten?
Apple- musikalischer
Spielzeug?
Marke? Ausdruck?
• Es geht natürlich nicht darum, herkömmliche Instrumente zu ersetzen. Vielmehr
soll der musikalische Nutzen der neuartigen medialen und technischen
Entwicklungen untersucht werden. Interessanter Weise stehen dabei schnell
musikbezogene und gestalterische Fragen im Fokus der damit musizierenden
Spieler.
Matthias Krebs / 5
6. Fragestellungen (Auswahl, Ausgangspunkt für verschiedene Projekte)
• Welche neuartigen Spielweisen gibt es bei den
App-Instrumenten?
• Wie lassen sich die Musik-Apps kategorisieren?
• Wie entwickeln sich die App-Instrumente
(funktional, qualitativ und quantitativ)?
Foto: Cora-Mae Gregorschewski
• Wie gestaltet sich das gemeinsame
musikalische Spiel mit Smartphones und Tablet-PCs?
• Was macht das Musizieren mit mobilen Endgeräten interessant für Leute mit
geringen musikalischen Erfahrung oder Profimusiker?
• Welche Ansätze gibt es für die Entwicklung einer zukünftigen Musikkultur mit
mobilen Endgeräten?
• Ziel: Die genuinen Eigenschaften der Geräte und der Apps erkunden, die den
Umgang mit Musik determinieren.
Matthias Krebs / 6
7. Ausgangspunkt
• Als erstes Smartphone mit Touch-Steuerung kam 2007
das iPhone auf den Markt.
• Millionen von Menschen besitzen Smartphones oder
vergleichbare mobile Endgeräte (iPhone, iPod touch,
iPad, Android-Geräte, Nintendo DS etc.). BQ: Comscore, Feb. 2011
• Am 11. Juli 2008 wurde der App Store mit 500 Apps
eröffnet.
• Mittlerweile gibt es über 450.000 Apps, davon allein ca.
11.000 Musik-Apps für iOS (iPhone etc.)
• Aber nur ein Teil dieser Apps ermöglicht Musik selbst
zu gestalten bzw. zu musizieren (Schätzung: 15%).
-> App-Instrumente (ca. 600 )
Matthias Krebs / 7
8. Ausgangspunkt
• Auch auf anderen Plattformen als iOS (Apple) gibt es vergleichbare Musik-
Anwendungen. Z. B.:
• auf Smartphone und Tablet-PCs mit Android/Windows-Betriebssystem
• https://market.android.com/apps/MUSIC_AND_AUDIO
• http://www.windowsphone.com/de-DE/categories/musicandvideo
• auf Nintendo-Spielkonsolen
• Im Vergleich zum Angebot an Musik-Apps auf iOS gibt es große Unterschiede
zu Android/Nintendo und anderen Plattformen: Anzahl, Leistung, Hardware-
Erweiterbarkeit, Funktionalität sind bei iOS weit fortgeschrittener.
Im Folgenden werden insbesondere Musikprogramme (Musik-Apps) für die
iOS-Plattform demonstriert.
Matthias Krebs / 8
9. Themenbereiche dieser Präsentation
1. Elektronische Instrumente – App-Instrumente
• Sind Smartphones richtige Musikinstrumente?
2. Gemeinsames Musizieren mit Smartphones
• Mit Smartphones im Ensemble spielen…
Matthias Krebs / 9
11. Elektroakustische Anfänge
• K-H. Stockhausen, seit 1952 in Köln (Studio
für Elektronische Musik des WDR)
BQ: http://www.elektropolis.de
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12. Zur Vorgeschichte der Elektronischen Musik Kölner Schule
• Arbeitsgeräte:
Tonbandmaschinen,
Mischpulte,
Tongeneratoren, Filter,
Ringmodulatoren,
Hallräume.
• „Geschnitten" wurde im
wörtlichen Sinn: das
Tonmaterial wurde in
Gestalt von
Tonbandstücken BQ: http://www.musik-for.uni-oldenburg.de/elektronischemusik/blatt6.htm
zurechtgelegt und dann
zusammengeklebt.
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13. Modulare Synthesizer mit Tastatur
Heinz Funk demonstriert das
MOOG Modular System
(ZDF 1978, VQ: Youtube)
The Poog (Pogo Studio Moog Modular Synth, 1977,
BQ: http://www.marksmart.net)
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14. Weitere Entwicklung elektronischer bzw. digitaler Klangerzeuger
MOOG Minimoog (1970) Atari ST (1985)
Yamaha DX7 (1983) NI Reaktor (1998)
BQ: http://sequencer.de)
Matthias Krebs / 14
15. Neuere Entwicklungen
Seaquence: Modulare Netzmusik? Reactable: Klötzchen-Musik?
• „Seaquence ist eine experimentelle • Reactable ist ein elektronisches
musikalische Petrischale, in die man Musikinstrument auf einem Tisch
Lebensformen hineinwerfen kann, die mit einer anfassbaren Benutzer-
dann zu Kompositionen werden.“ schnittstelle um das spezielle
DeBug Computerprogramm zu steuern.
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16. musikalische Module/Objekte auf dem Smartphone bzw. Tablet-PC
Screenshot, Youtube
• Musikmachen von Unterwegs
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17. Soundtoys: NodeBeat / Soundrop (iPad )
Screenshot, iPad
Screenshot, iPad
• „generative Musik“ – Anwendungen, die Musik nach bestimmten Regeln sowie
menschlichen Interaktionen generieren.
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19. Frage: Was charakterisiert eigentlich Musikinstrumente?
Screenshot: Six Strings (iPad)
• Töne und Harmonien schöpfen…
• gemeinsames Musizieren, kulturelles Ereignis…
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20. Definitionsversuch: Musikinstrumente
• Musikinstrumente zeichnen sich im Allgemeinen durch eine gezielte
Kontrollierbarkeit eines spezifischen, fein nuancierbaren Spektrums an
Klangfarben aus. Sie geben Musizierenden Möglichkeiten an die Hand, sich
durch Kombination verschiedener Klangfarben und die Gestaltung von
Klangverläufen musikalisch auszudrücken.
Foto: Heinz-Eberhard Boden
Matthias Krebs / 20
21. Definitionsversuch: App-Instrumente
• Smartphones = tragbare Computer (mit Telefonfunktion) = „Möglichkeitsmaschine“
• Apps (=Applikationen): verbreitete Bezeichnung für flexibel kombiniere und
erweiterbare Anwendungsprogramme mit einem klar umgrenzten/einge-
schränkten Funktionsumfang.
• App-Instrumente erweitern die strukturelle Flexibilität von Software-Instrumenten,
indem sie die Vorteile einer prinzipiell frei gestaltbaren Klangerzeugung mit einer
variablen Spieloberfläche (Multitouch-Bedienung und weitere Sensoren)
kombinieren. Besonders grafische Konzepte, die nicht einfach nur traditionelle
Instrumente abbilden, sondern ein musikalisches Konzept anbieten, dass
schlüssig auf die mobilen Geräte abgestimmt ist, haben sich als musikalisch gut
nutzbar erwiesen.
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22. App-Instrumente: eher Nachbildungen trad. Instrumente
Screenshots, iPad
• Six Strings | iBone | OMGuitar
• Drum Meister | Pianist Pro | iShred (iPhone)
Matthias Krebs / 22
26. App-Musik
• Bei der App-Musik wird Musik als Kunstform nicht neu erfunden. Vielmehr
adaptiert sie Handlungsformen und Ästhetiken aus vergangenen musikalischen
Epochen mit Bezug auf die unterschiedlichsten Musikgenre, ohne bisher
besonders innovativ zu werden.
• Die Verwendung des Begriffs >App-Musik< bezeichnet diejenige Musik, welche durch
die Verwendung von Programmen (Apps) auf mobilen Endgeräten entsteht und über
den reinen Konsum von Musikaufnahmen hinausgeht. Die Musik entsteht in Interaktion
des Nutzers mit dem Medium (teilweise auch umgekehrt). Eine eigenständiges Feld
musikalischer Praxis lässt sich bisher nur erahnen. Die Experimente stehen noch am
Anfang. Dafür gibt es aber sehr viele Versuche von Hobbymusikern - wie man auf
Youtube sehen kann. Hier entwickelt sich eine eigene Dynamik, an der Viele teilhaben
und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Matthias Krebs / 26
28. Musizieren auf mobilen Endgeräten (Beispielvideos )
Screenshots, VQ: Youtube
• Umfangreiche Videosammlung unter:
www.youtube.de/digiensemble [Favoriten] [Playlists] und auf Anfrage
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29. Magic Fiddle for iPad [St. Lawrence String Quartet]
Screenshot, VQ: Youtube
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30. Musikmachen mit Laien
Foto: Monika Wulff
• Vortrag und Workshops bei der • selbstinitiiertes Projekt „mobile
26. Berliner Sommer-Uni der Berliner Endgeräte im Musikunterricht“
Akademie mit 450 begeisterten (mEiMu) mit Studierenden der Uni
Senioren (20 Senioren im Workshop) Potsdam (Mai 2011)
• weitere Treffen verabredet, ab • Eigenkomposition und Gruppen-
Oktober (lange Mailingliste) musizieren in einer Schulstunde
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31. mobile Endgeräte im Musikunterricht (mEiMu) (SoSe 2011)
• Musikpädagogisches Proseminar an der Universität Potsdam
• Das Projekt wird unter www.meimulab.wordpress.com dokumentiert.
• 24. Mai 2011 - Unterrichtsprojekt mEiMu-LAB
• 11 Studierende
• 5 verschiedene Projekte
• 5 Musikstücke mit Videoaufnahme
• Musikbesprechungen mit den
SuS in Folgestunden, Hörspielproduktion
• Videoergebnisse unter
www.youtube.de/user/meimulab
• Alle Konzepte zu den einzelnen Musikprojekten werden als Unterrichtsideen
für Musiklehrerinnen und -lehrer auf dem Blog veröffentlicht.
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32. mEiMu-LAB – das Unterrichtsprojekt mit Smartphones im Musikunterricht
Fotos: Matthias Krebs
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33. Artikel zum mEiMu-Projekt (erschienen am 20. Juni 2011, Laurence Thio)
http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2011-06/handy-
musikunterricht-schule
• Viele Leser des Artikels waren irritiert. Wie der musikalische
Umgang der Schüler mit den Geräten stattfand und welche
Unterrichtsziele verfolgt wurden, konnten sie sich schwer
vorstellen.
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34. Bitte nicht verwechseln…
VQ: Youtube
• Musikunterricht ist keine Apple-Werbeveranstaltung.
• App-Instrumente sind kein „besseres“ Keyboard.
• Moderne Geräte wie Smartphones und Tablet-PCs bewirkt das, was den
Menschen seit jeher dazu gebracht hat, Fortschritt zu akzeptieren: Sie senken
Komplexität. Musik ist aber eine reiche Kunstform. Simplizität in der Nutzung
sollte ein „Mehr“ für die unmittelbare musikalische Gestaltung bedeuten. Dazu
sollten stets Ziele (Unterrichtsziele, Transparenz, Spielbarkeit, Visualisierung
etc.) für die Nutzung der „Möglichkeitsmaschinen“ entscheidend sein.
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35. Musik mit Smartphones
• Im DigiEnsemble Berlin spielen professionelle Musikerinnen und Musiker mit
unterschiedlichem musikalischem Hintergrund. Sie erproben, wie mit Smartphones und
Tablet-PCs im gemeinsamen Spiel musiziert werden kann und experimentieren mit
unterschiedlichen Musikgenres. Prinzipielle mediale und technische Bedingungen
stecken den Möglichkeitsrahmen für die künstlerische Praxis ab. Mit fokussierten
Projekten untersucht das DigiEnsemble Berlin systematisch neuartige Musikrichtungen
und -praktiken. Es präsentiert seine Ergebnisse in Konzerten und veröffentlicht
regelmäßig Materialien zum Thema App-Musik.
Fotos: Lukasz Fabijanczyk
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36. Ostinato für 8 iPods (iPhone/iPad) – DigiEnsemble Berlin
Screenshots: Video und Noten unter www.digiensemble.de/ostinato
• „Ostinato für 8 iPods“ ist ein Versuchsaufbau. Wie klingt wohl ein pseudo-
klassisches Stück auf einem Smartphone?
Das Stück soll dazu anregen, kreativ mit App-Instrumenten umzugehen und
musikalische Erfahrungen im gemeinsamen Spiel zu sammeln. Die einfach
gehaltene Komposition steht jedem Interessierten frei zur Verfügung.
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37. Weiterentwicklung – 2. Phase
Foto: Matthias Krebs | Laborkonzert des DigiEnsemble Berlin, Dokumentiert von DWtv
• Gibt es eine originäre „App-Musik“ und wie klingt sie?
• Wie ist Musik gemacht, die nur mit Smartphones/Tablet-PCs erklingen kann?
Matthias Krebs / 37
38. Finale
• Eine Vision ist es, musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu
schaffen, die sich nur noch über die Kreativität des Nutzers, nicht
durch die Bedienung eines Gerätes, definiert.
• Aber warum von Hardware reden, scheint doch genau deren
allmähliches Verschwinden die Magie der digitalen Welt
auszumachen.
Denkt man diese Entwicklung zu Ende, wird schließlich sämtliches
musikalisches Schaffen zu einer Form kreativen Umgangs und
Austausches mit Klang sein – eine App.
Matthias Krebs / 38
39. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Matthias Krebs
www.matthiaskrebs.net
43. AfS-Bundeskongress für Musikpädagogik 2011
Musizieren mit Schulklassen
Praxis • Konzepte • Perspektiven
Matthias Krebs / 39
40. Creative-Commons-Lizenz für diese Vortragsfolien
Was sind Creative-Commons-Lizenzen? http://de.creativecommons.org/was-ist-cc/
Matthias Krebs
41. Ich freue mich auf Ihre Fragen und Hinweise.
Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW)
Matthias Krebs
Wissenschaftliche Projektentwicklung
DigiMediaL
krebs@udk-berlin.de
Kontakt: www.matthiaskrebs.net
krebs@udk-berlin.de
0177 7373939 www.handymusik.wordpress.com
www.netzmusik.wordpress.com
www.facebook.com/matthiaskrebs
www.meimulab.wordpress.com
www.gplus.to/matthiaskrebs www.muvipro.wordpress.com
www.musiklernen.tumblr.com
www.twitter.com/matzerak
www.slideshare.net/matzerak
Matthias Krebs