Ohde, Brendler-Lodigkeit: Steuerliche Aspekte im Hospitality- Bereich, Teil 2
Meuser: Kultur im Internet
1. B Urheber- und Leistungsschutzrechte sowie Verwertungsgesellschaften
B1 Urheberrecht
Kultur im Internet
Ein Überblick über die Möglichkeiten der Nutzung des Internets für
die Kulturarbeit und die damit verbundenen rechtlichen Probleme
Julia Meuser
B
Rechtsanwältin in Hamburg mit den Schwerpunkten Medien-, EDV- und Internet-
recht. Dozentin an der Akademie für Publizistik, Hamburg
1.3
S. 1
Inhalt Seite
1. Einführung 2
2. Möglichkeiten der Kulturarbeit im Internet 3
3. Kosten und Finanzierung einer Website 6
4. Der Weg ins Internet 9
5. Urheber- und weitere rechtliche Probleme im Überblick 10
Das Internet hat sich in der Kulturarbeit zu einem der wichtigsten Informations-
und Kommunikationsmedium entwickelt. Die Möglichkeiten für PR und Wer-
bung sind vielfältig, setzen aber eine exakte Kostenanalyse und Finanzierungs-
planung voraus. Als Einführung am Anfang einer Beitragsreihe zum Thema „In-
ternet und Recht“ konzipiert, gibt dieser Beitrag auch einen kurzen Überblick
über die wichtigsten juristischen Problemkreise des Internet.
5 Kultur & Recht Dezember 1999
2. B Urheber- und Leistungsschutzrechte sowie Verwertungsgesellschaften
B1 Urheberrecht
1. Einführung
Das Internet hat in den letzten Jahren einen beachtlichen Sog entwickelt. Bis zur
Mitte der neunziger Jahren stellte dieses Medium noch eine Nische für Insider
und Freaks dar, die 1994 von Bill Gates, Microsoft Corporation, noch abfällig als
ein vorübergehendes Phänomen bezeichnet wurde, an dem für sein Unternehmen
„nichts zu verdienen“ sei. Mittlerweile ist das Internet in aller Munde, der Inter-
B net-Zugang beinahe eine Selbstverständlichkeit und die Präsenz im www für
1.3 Unternehmen und Selbstständige ein zunehmend wichtiges Feld für Werbung und
S. 2 Geschäftstätigkeit. Explosionsartig hat sich nicht nur die Zahl der Anschlüsse
entwickelt, sondern auch die Nutzung des Netzes. Während das Internet sich
zunächst nur als ein weiteres Kommunikationsmedium präsentierte, das vor allem
zum Austausch von Informationen genutzt wurde, hat sich in den letzten zwei
Jahren der Begriff des E-Business, der Geschäftstätigkeit im Netz, geprägt und zu
einer rasanten Entwicklung der Präsenz von Unternehmen und Angeboten im
Internet geführt.
In Deutschland stieg im Jahre 1998 die Zahl der Internet-Anschlüsse auf
7,3 Millionen, erreicht werden damit ca. 10 Millionen Nutzer. Der Umsatz mit
Geschäftstätigkeit im Netz, der sog. E-Commerce, entwickelte sich in Deutsch-
land von 400.000,- DM auf rund 180 Mrd. DM im Jahre 1997. Experten schätzen
die Umsatzentwicklung für das Jahr 2001 auf rund 28 Mrd. DM, teilweise liegen
die Schätzungen für die ersten Jahre des neuen Jahrtausends noch erheblich dar-
über. Unternehmen der Softwarebranche expandieren und machten in den ver-
gangenen zwei Jahren durch aufsehenerregend erfolgreiche Börsengänge am
neuen Markt auf sich aufmerksam - obwohl kaum eines von ihnen bisher schwar-
ze Zahlen schreibt. Die Entwicklungsmöglichkeiten des Internet vom Kommuni-
kationsmedium zum Geschäftsfeld scheinen unbegrenzt, die Erwartungen der
Unternehmen sind entsprechend hoch.
Dabei wird auch das Recht vor neue Aufgaben gestellt. Die Parlamente und Insti-
tutionen, allen voran die EU Kommission, haben darauf reagiert: Zur Regelung
der vielfältigen rechtlichen Probleme, die das Internet und seine Nutzungsmög-
lichkeiten bieten, wurden alte Gesetze auf ihre Tauglichkeit für die sog. neuen
Medien untersucht und neue Richtlinien und Gesetze geschaffen, so z. B.
- die Fernabsatzrichtlinie zur Regelung von Verkäufen u. a. über das Internet,
- die E-Commerce Richtlinie,
- das Signaturgesetz zur Regelung von verbindlichen Unterschriften im Internet
und
- das Telekommunikationsgesetz sowie
- der Mediendienstestaatsvertrag,
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3. B Urheber- und Leistungsschutzrechte sowie Verwertungsgesellschaften
B1 Urheberrecht
die die Zugangsvoraussetzungen für Anbieter von Diensten im Netz regeln. Das
Urheberrecht ist nur ein Teilbereich, in dem sich die Möglichkeiten und Gewohn-
heiten der Nutzer des Internet besonders stark auswirken.
2. Möglichkeiten der Kulturarbeit im Internet
B
Das Internet ermöglicht zunächst vor allem, Daten schnell verfügbar zu machen. 1.3
Es gewährleistet einen schnellen Zugang zu Informationen jeder Art und zur S. 3
Kommunikation auch über weite Entfernungen und Landesgrenzen hinweg. Das
Internet eignet sich aber nicht nur speziell zum effizienten Datentransfer und
-austausch, sondern kann auch dazu genutzt werden, das eigene Leistungsangebot
in leicht zugänglicher Form einer breiten Öffentlichkeit anzubieten und die
Kommunikationsmöglichkeiten zur Abwicklung von Bestellungen und - soweit
sich die angebotene „Ware“ dazu eignet - auch zur Lieferung zu nutzen.
Auch im Bereich der Kulturarbeit bietet das Internet interessante Möglichkeiten,
einen weiteren Informationskanal für Kulturinteressierte zu schaffen und eigene
Leistungen anzubieten. So kann mit einer Website, dem „Aushängeschild“ jedes
Anbieters, im Netz das eigene Angebot zusätzlich
- zu Werbeanzeigen,
- eigenen Publikationen wie Zeitschriften oder Katalogen,
- Flyern etc.
dem Publikum zugänglich gemacht werden. Die im Netz vorhandenen Suchma-
schinen wie etwa Alta Vista, Hot Pot, Lycos und andere führen dazu, dass nicht
nur derjenige, der von der Existenz einer Institution oder eines Unternehmens
bereits Kenntnis besitzt, sich Informationen verschaffen kann und auf die Ange-
bote aufmerksam wird. Suchmaschinen werden als erster Einstieg bei der Infor-
mationsbeschaffung genutzt, etwa wie das Nachschlagen im Stichwortregister.
Mit den Suchmaschinen kann nach bestimmten Schlüsselbegriffen oder Kombi-
nationen solcher Begriffe gesucht werden. Das Programm der Suchmaschine
durchsucht sämtliche Websites und die darin vorhandenen Informationsangebote
im Netz auf den eingegebenen Begriff und führt den Anwender zu allen Websites,
die mit seinem Schlüsselbegriff in Zusammenhang stehen können. Der Suchende
wird hier auch auf eine Reihe von Websites aufmerksam, die er u. U. nicht aus
eigener Initiative gesucht hätte oder von deren Existenz er bisher nichts wusste.
Dieser Rechercheumfang hat zwar auch seine Nachteile - die Suchergebnisse
sind häufig, vor allem bei ungeübten „Suchern“, so unspezifisch, dass es nicht
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4. B Urheber- und Leistungsschutzrechte sowie Verwertungsgesellschaften
B1 Urheberrecht
einfach ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Dennoch ist die Bereicherung
durch die Zufallsfunde und - aus der Sicht der Anbieter - der interessierten „Zu-
fallsfinder“ ein großer Vorteil des Internets gegenüber den spezifischen Informa-
tionsmöglichkeiten wie Fachzeitschriften, Kataloge o. ä. die vor allem den bereits
vorgebildeten Interessenten erreichen.
Auch die Möglichkeit, Angebote, wie z. B.
B
1.3 - Kartenvorverkauf,
S. 4 - Anmeldungen zu Veranstaltungen und Kursen,
- Bestellungen von Abonnements,
- Nutzung von Datenbanken,
- Ankündigungen von Ausstellungen,
- Konzerten und ähnlichem
über das Internet zu verbreiten, eignet sich für die Kulturarbeit.
So hat z. B. das Thalia-Theater in Hamburg eine Website eingerichtet, die
über den Spielplan, die bevorstehenden Premieren etc. informiert. Zusätz-
lich können Vormerkungen für Eintrittskarten vorgenommen und Kommentare zu
gespielten Stücken abgegeben werden. Solche Angebote können auch in Zusam-
menarbeit verschiedener Institutionen, z. B. eines Kulturvereins mit einer Tages-
zeitschrift oder mit Opern- oder Konzerthäusern gestaltet werden, was die Kosten
senkt und zu einer Verbreiterung des Angebots führt.
Interessant zur gezielten Information der Internetbenutzer ist auch die Einbindung
von
- Newsgroups,
- Foren,
- Chat-Angeboten und
- Instant Messaging Software
als Ergänzung zum Informationsangebot der Website. Newsgroups, Foren und
Chat-Angebote sind Kontakt- und Informationsgruppen, die grundsätzlich jedem
Benutzer offen stehen und in denen zu bestimmten Themen ein Meinungs- und
Informationsaustausch vorgenommen wird. So setzen z. B. Zeitschriften Chat-
Angebote in ihrer Online-Ausgabe gezielt und erfolgreich für PR-Aktionen mit
bekannten Künstlern ein. Die Künstler werden zu bestimmten Terminen eingela-
den, zu denen sie dann für eine oder zwei Stunden für einen direkten Chat mit
den Lesern zur Verfügung stehen.
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