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B 2.14
Nachhaltige Entwicklung in Kulturpolitik und
Kulturmanagement
Einführung in ein virulentes Themen- und Handlungsfeld




                                           Dr. Patrick S. Föhl
                                            Yvonne Pröbstle



„Nachhaltigkeit“ und „nachhaltige Entwicklung“ stellen Schlüsselbegriffe dar, wenn es darum geht,
Zukunft verteilungs- und generationengerecht zu gestalten. Dabei dreht sich die Diskussion längst
nicht mehr allein um den verantwortungsvollen Umgang mit ökologischen Ressourcen. Das Leit-
bild Nachhaltigkeit impliziert ein Problembewusstsein für die Komplexität der gesamtgesellschaft-
lichen Herausforderungen und sensibilisiert für Interdependenzen gesellschaftlichen Handelns.
Diese Mehrdimensionalität legt nahe, „Nachhaltigkeit“ als Zukunftsvision für die notwendige Re-
formpolitik in Kulturmanagement und Kulturpolitik zu diskutieren sowie Kunst und Kultur im
Nachhaltigkeitsdiskurs zu verorten.


Gliederung                                                                                 Seite

1.      Herausforderungen wohin man blickt                                                     2
2.      Nachhaltige Entwicklung – Was ist das, was könnte das sein?                            9
3.      Nachhaltigkeit in Kulturpolitik und Kulturmanagement –
        Diskussionen und Schwerpunkte                                                         15
4.      Denkanstöße: Nachhaltigkeit in aktuelle Themenfelder
        der Kulturentwicklung integrieren                                                     17
5.      Ausblick: Semantischer Goldstaub oder entwicklungsfähiger Politik-
        und Managementansatz in der Kulturentwicklung?                                        19




KMP 1 32 12 12                                                                                  1
B 2.14                                                                               Kultur und Politik

Wirtschaft, Gesellschaft und Politik




                                 1.    Herausforderungen wohin man blickt

                                 1.1 Was kommt nach dem Wachstum?

                                   „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen ihre Herzen öffnen.
                                   Dass wir in die Zukunft schauen können, ist ein großes Geschenk,
                                   aber manchmal vergessen wir das. Wir blicken oft zu ängstlich in die
                                   Zukunft und erstarren dadurch. Je mehr wir aber daran arbeiten, kreativ
                                   und positiv in die Zukunft zu schauen, desto besser wird sie werden.“

                                                                               (SPIEGEL ONLINE 2010)


Generationengerechte             Das Zitat stammt aus einem Interview mit dem Ungar Sándor Fülöp,
(Kultur-)Politik                 einem von gegenwärtig weltweit lediglich zwei „Nachhaltigkeits-
                                 Kommissaren“, die in ihren Parlamenten kontrollieren sollen, ob die
                                 Abgeordneten eine nachhaltige Politik realisieren. Der besondere Fo-
                                 kus liegt dabei auf einer generationengerechten Politik in Bezug auf
                                 ökologische, ökonomische und soziale Fragen. Angesichts der auf
                                 Legislaturperioden und damit einer eher kurzfristig – also folglich in
                                 der Regel nicht auf zukünftige Generationen – ausgerichteten (Kultur-)
                                 Politik sicherlich eine herausfordernde Aufgabe.

Komplexität der                  Der oben Interviewte sieht in diesem Kontext den wesentlichen Hin-
Herausforderungen                derungsgrund für die Umsetzung einer nachhaltigen Politik in einer
erzeugt „Schockstarre“           Art Schockstarre, die bislang aus einer umfassenden Zukunftsangst
                                 resultiert. Die gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Globali-
                                 sierung, die globale Erwärmung, eine zunehmende soziale Polarisie-
                                 rung, der demografische Wandel, hier insbesondere die voranschrei-
                                 tende Überalterung und Schrumpfung der Bevölkerung in zahlreichen
                                 Industrienationen, oder als Gegensatz die „Bevölkerungsexplosion“ in
                                 vielen Entwicklungsländern, scheinen zu komplex, um die Politik in
                                 die Lage zu versetzen, Prozesse und Gewohnheiten tatsächlich „nach-
                                 haltig“ beeinflussen und verändern zu können. Andererseits sind die
                                 geschaffenen Kommissar-Stellen als konsequenter Ansatz zu bewerten
                                 und für sich genommen ein Plädoyer für mehr Mut sowie zugleich
                                 Verpflichtung eine strategisch fundierte Politik abseits von Klientel-
                                 und Partikularinteressen zu realisieren beziehungsweise perspekti-
                                 visch anzustreben.

Oszillation zwischen             In Deutschland und hier insbesondere in den (kultur-)politischen
Sicherheit und                   Gremien und Parlamenten kann allerdings nicht selten der Eindruck
Unsicherheit                     gewonnen werden, dass gegenwärtig ein Entscheidungsvakuum zwi-
                                 schen den Polen Sicherheit und Unsicherheit vorhanden ist1 und sich
                                 die Politik einen Zustand geschaffen hat, der zwischen Innovation und
                                 Beharrung oszilliert2.




2                                                                                             KMP 1 32 12 12
Kultur und Politik                                                                               B 2.14

                                                                      Wirtschaft, Gesellschaft und Politik




Es scheint einerseits, als ob die bestehenden Förderinstrumente, die                    Organisierte
organisierte „Unverantwortlichkeit“ öffentlicher beziehungsweise               „Unverantwortlichkeit“
bürokratischer Entscheidungs- sowie Verfügungsstrukturen und die –
zumindest mental „gefühlten“ – Sicherungssysteme des Staates ein
Hinauszögern konsequenter Entscheidungen begünstigen sowie die
Hoffnung wecken, dass alles wieder so werden wird, wie es einst war.
Dieses vermeintliche Sicherheitsparadigma gilt sogar für nachweislich
strukturschwache Regionen in Deutschland – und betrifft Politiker und
öffentliche Einrichtungen ebenso wie privatwirtschaftliche Akteure,
die mit öffentlichen Geldern gefördert werden und viele Bürger, die
sich mit diesen Themen beschäftigen. Die zahlreichen, aber nicht sel-
ten von wenig Erfolg geprägten Infrastrukturmaßnahmen in den neuen
Ländern stehen hierfür exemplarisch3.

Die nach wie vor zahlreich vorhandenen, aber perspektivisch abneh-               „Wachstumsfetisch“
menden Förder- und Aufbauprogramme versprechen vor allem eine in                als zentrales Problem
„schrumpfenden Regionen“ realiter nicht mehr vorhandene bezie-
hungsweise zu erwartende Sicherheit. Sie bedienen einen „Wachs-
tumsfetisch“, der als universeller Problemlösungsansatz verstanden
wird, doch angesichts der evidenten ökologischen und sozialen und
damit auch ökonomischen Grenzen des Wachstums zu kurz und mit-
unter gar nicht mehr greift4. Es ist ein offensichtlicher Widersinn, dass
gerade in den entwickelten Industrienationen, die seit Jahren de facto
mit sinkenden Wachstumsraten zu kämpfen haben, eben dieses Wachs-
tum nach wie vor das solitäre politische Mantra darstellt. So kritisierte
auch jüngst die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Le-
bensqualität“ des Deutschen Bundestages mehr als deutlich die singu-
läre Ausrichtung der Bundespolitik auf das Wirtschaftswachstum. Das
Bruttoinlandsprodukt würde immer noch als wesentliche Messgröße
für gesellschaftliches und individuelles Wohlergehen dienen, wenn-
gleich für die Ermittlung des Wohlstandsniveaus einer Nation viel-
mehr die Möglichkeiten, die sich den Bürgern für ein aktives und kre-
atives Schaffen böten, entscheidend wären. Die Fragen, wie zeitgemä-
ße und den gegenwärtigen Herausforderungen gerecht werdende ge-
sellschaftliche Entwicklungsprozesse aussehen können, bleiben jedoch
bislang in ihrer nötigen Tiefe und Reichweite überwiegend unbeant-
wortet.

Dem gegenüber sind sämtliche der genannten Gegenwarts- und Zu-              Verharren im Status-Quo
kunftsprobleme bekannt und entsprechende Unsicherheiten scheinen
das beschriebene Verharren im Status-Quo zu befördern. Die Verant-
wortung für die notwendigen Entscheidungs- und Veränderungspro-
zesse wird auf zukünftige (Politiker-)Generationen verlagert. Beson-
ders evident ist dies aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive im Hin-
blick auf die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Letztendlich ist diese
Notwendigkeit in Europa (fast) jedem Gesellschaftsmitglied bekannt.
Zahlreiche Bürger machen von entsprechenden Handlungsoptionen
nur eingeschränkt Gebrauch (z. B. Anschaffung eines sparsameren
Automobils), da man noch nicht direkt vom Klimawandel betroffen ist




KMP 1 32 12 12                                                                                          3
B 2.14                                                                              Kultur und Politik

Wirtschaft, Gesellschaft und Politik




                                 beziehungsweise den eigenen Beitrag als zu gering einschätzt und die
                                 Verantwortung auf die „Anderen“, die Politik, die Wirtschaft und ins-
                                 besondere zukünftige Generationen verlagert5.

Operative vor                    Dabei entsteht eine deutliche Diskrepanz. Die auf Sicherheit zielenden
strategischer Perspektive        Systeme des „Versorgungsstaates“ behindern – so die Annahme – vor-
                                 nehmlich in den öffentlichen Einrichtungen beziehungsweise öffent-
                                 lich geförderten Bereichen eine konsequente Auseinandersetzung mit
                                 den virulenten Herausforderungen und tragen perspektivisch dazu bei,
                                 dass Unsicherheiten eher zu- als abnehmen. Eine Folge solchen Han-
                                 delns kann die Implementierung von kurzfristig und damit in der Re-
                                 gel nur eingeschränkt wirksamen Maßnahmen sein.

Kulturpolitik und                Der dargestellte Befund adressiert alle Politik- und Gesellschaftsberei-
Kulturmanagement                 che. In diesem Beitrag sollen allerdings der Kulturbereich bzw. die
im Fokus                         Kulturpolitik und das Kulturmanagement im Fokus stehen. Vor dem
                                 Hintergrund der hier und im Folgenden dargestellten Ausgangssituati-
                                 on wird das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ als potenzieller
                                 Ansatz einer Zukunftsvision von strategischer Kulturentwicklung
                                 beleuchtet. Denn letztendlich ist eine „nachhaltige“ Kulturpolitik zu-
                                 nehmend in der

                                       „Verantwortung auch für die kommenden Generationen [zu
                                       handeln], indem sie ihre Entscheidungen mit Rücksicht auf die
                                       Grenzen des finanziell Machbaren und im Interesse des Erhalts
                                       von zukünftigen Spielräumen für kulturpolitische Gestaltung
                                       trifft. Sie sorgt [idealiter] dafür, dass nicht ungesicherte Folge-
                                       kosten die massive Beeinträchtigung zukünftiger Entwick-
                                       lungspotenziale in der Kulturlandschaft nach sich ziehen.“6


                                 1.2 Ein Blick auf die Herausforderungen des
                                     Kulturbereichs

„Kultur in der Krise?“           Bereits im Jahr 1994 wähnte die Kulturpolitische Gesellschaft die
                                 Museen in der Krise7. Neben finanziellen und strukturellen Herausfor-
                                 derungen wurde vor allem die Zentrierung auf das Angebot und weni-
                                 ger auf die Besucher diskutiert. Ein Fazit war, dass

                                         „Der Umbruch [...] als Chance begriffen werden [sollte], die
                                         Museen fester im gesellschaftlichen Geschehen zu verankern
                                         und die verschiedenen Aspekte der Museumsarbeit neu zu er-
                                         fassen. Dabei dürfte die Hauptaufgabe darin bestehen, für je-
                                         des Haus eine individuelle und eigenständige Position einer-
                                         seits mit Bezug auf die Bewußtseins- und Unterhaltungsin-
                                         dustrie und andererseits mit Bezug auf seine jeweilige ›com-
                                         munity‹ herauszuarbeiten.“8




4                                                                                           KMP 1 32 12 12

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Dr. Patrick S. Föhl, Yvonne Pröbstle: Nachhaltige Entwicklung in Kulturpolitik und Kulturmanagement

  • 1. B 2.14 Nachhaltige Entwicklung in Kulturpolitik und Kulturmanagement Einführung in ein virulentes Themen- und Handlungsfeld Dr. Patrick S. Föhl Yvonne Pröbstle „Nachhaltigkeit“ und „nachhaltige Entwicklung“ stellen Schlüsselbegriffe dar, wenn es darum geht, Zukunft verteilungs- und generationengerecht zu gestalten. Dabei dreht sich die Diskussion längst nicht mehr allein um den verantwortungsvollen Umgang mit ökologischen Ressourcen. Das Leit- bild Nachhaltigkeit impliziert ein Problembewusstsein für die Komplexität der gesamtgesellschaft- lichen Herausforderungen und sensibilisiert für Interdependenzen gesellschaftlichen Handelns. Diese Mehrdimensionalität legt nahe, „Nachhaltigkeit“ als Zukunftsvision für die notwendige Re- formpolitik in Kulturmanagement und Kulturpolitik zu diskutieren sowie Kunst und Kultur im Nachhaltigkeitsdiskurs zu verorten. Gliederung Seite 1. Herausforderungen wohin man blickt 2 2. Nachhaltige Entwicklung – Was ist das, was könnte das sein? 9 3. Nachhaltigkeit in Kulturpolitik und Kulturmanagement – Diskussionen und Schwerpunkte 15 4. Denkanstöße: Nachhaltigkeit in aktuelle Themenfelder der Kulturentwicklung integrieren 17 5. Ausblick: Semantischer Goldstaub oder entwicklungsfähiger Politik- und Managementansatz in der Kulturentwicklung? 19 KMP 1 32 12 12 1
  • 2. B 2.14 Kultur und Politik Wirtschaft, Gesellschaft und Politik 1. Herausforderungen wohin man blickt 1.1 Was kommt nach dem Wachstum? „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen ihre Herzen öffnen. Dass wir in die Zukunft schauen können, ist ein großes Geschenk, aber manchmal vergessen wir das. Wir blicken oft zu ängstlich in die Zukunft und erstarren dadurch. Je mehr wir aber daran arbeiten, kreativ und positiv in die Zukunft zu schauen, desto besser wird sie werden.“ (SPIEGEL ONLINE 2010) Generationengerechte Das Zitat stammt aus einem Interview mit dem Ungar Sándor Fülöp, (Kultur-)Politik einem von gegenwärtig weltweit lediglich zwei „Nachhaltigkeits- Kommissaren“, die in ihren Parlamenten kontrollieren sollen, ob die Abgeordneten eine nachhaltige Politik realisieren. Der besondere Fo- kus liegt dabei auf einer generationengerechten Politik in Bezug auf ökologische, ökonomische und soziale Fragen. Angesichts der auf Legislaturperioden und damit einer eher kurzfristig – also folglich in der Regel nicht auf zukünftige Generationen – ausgerichteten (Kultur-) Politik sicherlich eine herausfordernde Aufgabe. Komplexität der Der oben Interviewte sieht in diesem Kontext den wesentlichen Hin- Herausforderungen derungsgrund für die Umsetzung einer nachhaltigen Politik in einer erzeugt „Schockstarre“ Art Schockstarre, die bislang aus einer umfassenden Zukunftsangst resultiert. Die gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Globali- sierung, die globale Erwärmung, eine zunehmende soziale Polarisie- rung, der demografische Wandel, hier insbesondere die voranschrei- tende Überalterung und Schrumpfung der Bevölkerung in zahlreichen Industrienationen, oder als Gegensatz die „Bevölkerungsexplosion“ in vielen Entwicklungsländern, scheinen zu komplex, um die Politik in die Lage zu versetzen, Prozesse und Gewohnheiten tatsächlich „nach- haltig“ beeinflussen und verändern zu können. Andererseits sind die geschaffenen Kommissar-Stellen als konsequenter Ansatz zu bewerten und für sich genommen ein Plädoyer für mehr Mut sowie zugleich Verpflichtung eine strategisch fundierte Politik abseits von Klientel- und Partikularinteressen zu realisieren beziehungsweise perspekti- visch anzustreben. Oszillation zwischen In Deutschland und hier insbesondere in den (kultur-)politischen Sicherheit und Gremien und Parlamenten kann allerdings nicht selten der Eindruck Unsicherheit gewonnen werden, dass gegenwärtig ein Entscheidungsvakuum zwi- schen den Polen Sicherheit und Unsicherheit vorhanden ist1 und sich die Politik einen Zustand geschaffen hat, der zwischen Innovation und Beharrung oszilliert2. 2 KMP 1 32 12 12
  • 3. Kultur und Politik B 2.14 Wirtschaft, Gesellschaft und Politik Es scheint einerseits, als ob die bestehenden Förderinstrumente, die Organisierte organisierte „Unverantwortlichkeit“ öffentlicher beziehungsweise „Unverantwortlichkeit“ bürokratischer Entscheidungs- sowie Verfügungsstrukturen und die – zumindest mental „gefühlten“ – Sicherungssysteme des Staates ein Hinauszögern konsequenter Entscheidungen begünstigen sowie die Hoffnung wecken, dass alles wieder so werden wird, wie es einst war. Dieses vermeintliche Sicherheitsparadigma gilt sogar für nachweislich strukturschwache Regionen in Deutschland – und betrifft Politiker und öffentliche Einrichtungen ebenso wie privatwirtschaftliche Akteure, die mit öffentlichen Geldern gefördert werden und viele Bürger, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Die zahlreichen, aber nicht sel- ten von wenig Erfolg geprägten Infrastrukturmaßnahmen in den neuen Ländern stehen hierfür exemplarisch3. Die nach wie vor zahlreich vorhandenen, aber perspektivisch abneh- „Wachstumsfetisch“ menden Förder- und Aufbauprogramme versprechen vor allem eine in als zentrales Problem „schrumpfenden Regionen“ realiter nicht mehr vorhandene bezie- hungsweise zu erwartende Sicherheit. Sie bedienen einen „Wachs- tumsfetisch“, der als universeller Problemlösungsansatz verstanden wird, doch angesichts der evidenten ökologischen und sozialen und damit auch ökonomischen Grenzen des Wachstums zu kurz und mit- unter gar nicht mehr greift4. Es ist ein offensichtlicher Widersinn, dass gerade in den entwickelten Industrienationen, die seit Jahren de facto mit sinkenden Wachstumsraten zu kämpfen haben, eben dieses Wachs- tum nach wie vor das solitäre politische Mantra darstellt. So kritisierte auch jüngst die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Le- bensqualität“ des Deutschen Bundestages mehr als deutlich die singu- läre Ausrichtung der Bundespolitik auf das Wirtschaftswachstum. Das Bruttoinlandsprodukt würde immer noch als wesentliche Messgröße für gesellschaftliches und individuelles Wohlergehen dienen, wenn- gleich für die Ermittlung des Wohlstandsniveaus einer Nation viel- mehr die Möglichkeiten, die sich den Bürgern für ein aktives und kre- atives Schaffen böten, entscheidend wären. Die Fragen, wie zeitgemä- ße und den gegenwärtigen Herausforderungen gerecht werdende ge- sellschaftliche Entwicklungsprozesse aussehen können, bleiben jedoch bislang in ihrer nötigen Tiefe und Reichweite überwiegend unbeant- wortet. Dem gegenüber sind sämtliche der genannten Gegenwarts- und Zu- Verharren im Status-Quo kunftsprobleme bekannt und entsprechende Unsicherheiten scheinen das beschriebene Verharren im Status-Quo zu befördern. Die Verant- wortung für die notwendigen Entscheidungs- und Veränderungspro- zesse wird auf zukünftige (Politiker-)Generationen verlagert. Beson- ders evident ist dies aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive im Hin- blick auf die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Letztendlich ist diese Notwendigkeit in Europa (fast) jedem Gesellschaftsmitglied bekannt. Zahlreiche Bürger machen von entsprechenden Handlungsoptionen nur eingeschränkt Gebrauch (z. B. Anschaffung eines sparsameren Automobils), da man noch nicht direkt vom Klimawandel betroffen ist KMP 1 32 12 12 3
  • 4. B 2.14 Kultur und Politik Wirtschaft, Gesellschaft und Politik beziehungsweise den eigenen Beitrag als zu gering einschätzt und die Verantwortung auf die „Anderen“, die Politik, die Wirtschaft und ins- besondere zukünftige Generationen verlagert5. Operative vor Dabei entsteht eine deutliche Diskrepanz. Die auf Sicherheit zielenden strategischer Perspektive Systeme des „Versorgungsstaates“ behindern – so die Annahme – vor- nehmlich in den öffentlichen Einrichtungen beziehungsweise öffent- lich geförderten Bereichen eine konsequente Auseinandersetzung mit den virulenten Herausforderungen und tragen perspektivisch dazu bei, dass Unsicherheiten eher zu- als abnehmen. Eine Folge solchen Han- delns kann die Implementierung von kurzfristig und damit in der Re- gel nur eingeschränkt wirksamen Maßnahmen sein. Kulturpolitik und Der dargestellte Befund adressiert alle Politik- und Gesellschaftsberei- Kulturmanagement che. In diesem Beitrag sollen allerdings der Kulturbereich bzw. die im Fokus Kulturpolitik und das Kulturmanagement im Fokus stehen. Vor dem Hintergrund der hier und im Folgenden dargestellten Ausgangssituati- on wird das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ als potenzieller Ansatz einer Zukunftsvision von strategischer Kulturentwicklung beleuchtet. Denn letztendlich ist eine „nachhaltige“ Kulturpolitik zu- nehmend in der „Verantwortung auch für die kommenden Generationen [zu handeln], indem sie ihre Entscheidungen mit Rücksicht auf die Grenzen des finanziell Machbaren und im Interesse des Erhalts von zukünftigen Spielräumen für kulturpolitische Gestaltung trifft. Sie sorgt [idealiter] dafür, dass nicht ungesicherte Folge- kosten die massive Beeinträchtigung zukünftiger Entwick- lungspotenziale in der Kulturlandschaft nach sich ziehen.“6 1.2 Ein Blick auf die Herausforderungen des Kulturbereichs „Kultur in der Krise?“ Bereits im Jahr 1994 wähnte die Kulturpolitische Gesellschaft die Museen in der Krise7. Neben finanziellen und strukturellen Herausfor- derungen wurde vor allem die Zentrierung auf das Angebot und weni- ger auf die Besucher diskutiert. Ein Fazit war, dass „Der Umbruch [...] als Chance begriffen werden [sollte], die Museen fester im gesellschaftlichen Geschehen zu verankern und die verschiedenen Aspekte der Museumsarbeit neu zu er- fassen. Dabei dürfte die Hauptaufgabe darin bestehen, für je- des Haus eine individuelle und eigenständige Position einer- seits mit Bezug auf die Bewußtseins- und Unterhaltungsin- dustrie und andererseits mit Bezug auf seine jeweilige ›com- munity‹ herauszuarbeiten.“8 4 KMP 1 32 12 12