Ich finde Interviews spannend, weil sie interessante Menschen zum Sprechen bringen. Und zwar genau zu dem Thema, zu dem der Autor des Interviews etwas hören möchte. Damit aber ein gutes Interview entsteht, reicht es meistens nicht, einfach drauf los zu fragen. Man muss wissen, wen man vor sich hat, was man wissen will, welche Themen man raus kriegen kann und wie man das ganze dann in einen guten Text transportiert.
Ich kann euch erklären, wie ich die Interviews für meinen Blog (www.40stunden.de) konzipiere und schreibe. Das ist eine Session für Leute mit eigenem Blog, Leute, die bessere Texte schreiben wollen und eben Leute, die mal die Interviews in Hochglanzmagazinen durchschauen wollen.
2. Was soll ein Interview?
„Ein gutes Interview zur Person
unterhält und belehrt, zeigt dem Leser
den Gesprächspartner als Mensch mit
Ecken und Kanten, mit Stärken und
Schwächen, wie er tickt und wie er
spricht, was er lustig findet und was
nicht.“
Christian Thiele: „Interviews führen“, S.11
3. Wissen was man will…
• Warum der?
• Was ist das Thema?
• Was erwarte ich?
• Was erwarten die Leser?
4. Egal wen ich vor mir habe…
• Wer ist das?
• Wie sieht der aus? Was sagt mir das?
• Was hat der erlebt? Wie wird er sein?
• Was denkt der? Wofür ist er bekannt?
• Wo gibt es Hacken/Anekdoten?
• Womit schmeicheln wir ihm? Erfolge?
• Was wird ihn provozieren?
• Was nehme ich wahr, was er nicht sagt?
5. Und dann… FRAGEN
Alles aufschreiben, was dir in den Kopf
kommt.
Sortieren. Welche Fragen lassen sich zu
einem Thema clustern?
Gibt es Themen, die ich hier unbedingt ansprechen
muss und habe ich schon Fragen dazu?
Andere nach Fragen fragen!
6. Vom Konzept zum fertigen Fragen-Zettel
THEMA: Barkeeper als Psychologe
Was war die krasseste Geschichte, die dir
mal anvertraut wurde?
Was muss ich jemandem bestellen, wenn
ich ihn an der Bar anquatschen will?
THEMA: Betrunkene Menschen
Was ist toll an betrunkenen Menschen?
Verkaufst du einem Alkoholiker sein Gift?
THEMA: Der Beruf
Was macht einen guten Barkeeper aus?
Was ist Erfolg in deinem Job?
Und dann die Fragen
verteilen, dass ein
Gespräch fließt.
7. DER EINSTIEG
Geschüttelt oder gerührt?
Denkt ein Barkeeper ähnlich schlecht über alkoholfreie
Cocktails, wie ich als Fleischfresser über vegane
Currywürste?
Wem würdest du gerne mal einen Drink mixen?
Überraschen!!!
Selber Kante zeigen!!!
Fahrt aufnehmen
8. Themen abarbeiten und langsam herleiten
THEMA: Betrunkene Menschen
• Was ist toll an betrunkenen Menschen?
• Verkaufst du einem Alkoholiker sein Gift?
Was magst du an betrunkenen Menschen?
Du merkst das wahrscheinlich, wenn jemand
Alkoholiker ist, oder?
Und gibst du ihm Alkohol?
Hast du da ein schlechtes Gewissen?
Und wenn ihr „normale“ Gäste habt, schürt ihr da,
dass die mehr trinken?
Abholen!!!
Direkte, klare Frage
Gefühle ausdrücken
Übergang neues Thema
9. DER AUSSTIEG
Den Leser entlassen, nicht feuern!
Wenn es gelingt, eine Klammer schließen.
Live ≠ Geschrieben => kann nachbearbeitet werden
Barkeeper
Einstieg:
Geschüttelt oder gerührt?
Ausstieg:
Aber auch nur, weil James Bond
auch ein Weichei-Trinker ist. Ich
brauche jetzt nen Drink. Sag mir, was
ich nehme!
Müllmann
Einstieg:
Ist das eigentlich ok, wenn man zu
Ihnen Müllmann sagt?
Ausstieg:
Gibt’s eigentlich auch Müllfrauen?
10. Während des Interviews
• den Fragenablauf kennen
• Stift für Notizen / eine Seite
• nicht nur aus Blatt starren / flexibel bleiben
• Zuhören / Nachfragen. Warum? Warum? Warum?
• Pausen aushalten. Ihr fragt die Frage, der andere ist am
Zug. #durchhalten #Überlegen lassen
• beim Konzept bleiben bzw. zurück kommen
• auf die Zeit achten!
• ruhig bleiben (hahaha!)
• DANKE sagen!
2 Diktiergeräte…
12. Verschriftlichen
• Was brauche ich wirklich?
• Kürzen, kürzen, kürzen
• Schieben, puzzeln, schieben
• Sich immer mal wieder fragen, was eigentlich
die einzelnen Themen waren.
• Sich immer mal wieder Fragen, was man
eigentlich will.
• An den Leser denken. #Dramaturgie
#Abwechslung
14. Andere Quellen:
• Alles zum Interview auf einen Blick
Thiele: Interviews führen, S. 116
• Geniale Interviews als Bücher:
Arno Luik: „Wer zum Teufel sind Sie nun?“
Alexander Gorkow: „Draußen scheint die Sonne“
Charlotte Roche in „Fast Forward“ auf YouTube
Schmidt/Di Lorenz: „Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“
Moritz von Uslar: „100 Fragen an…“
15. Eure Fragen? Mein Kontakt!
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Julia Kottkamp
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