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Wirtschaftspolitik ver.di




                                        Konzept
                                        Steuer-
                                        gerechtigkeit
Mehr Steuergerechtigkeit,               Gerechte Steuern
mehr Binnennachfrage               1
                                        für mehr Zukunftsvorsorge
Einkommensteuer –
Tarif gerecht gestalten            4


Mehr brutto für mehr netto!        6


Familien fördern –
Reform des Ehegattensplitting      8


Reform der Entfernungspauschale    9


Zahlen die Reichen zu viel ?      10


Vermögen gerecht besteuern        12


Erbschaftsteuer reformieren –
aber richtig!                     14


Unternehmensgewinne
wieder stärker besteuern          16


Gemeindefinanzen stärken:
G
­ emeindewirtschaftsteuer         22


Finanztransaktionsteuer           24


Kapital – das „scheue Reh“        26


Verbesserung des Steuervollzugs   28
K o n ze p t S te u e rg e re chtigkeit
Gesamtüberblick
 Hier soll etwas geändert       So viel fließt mehr
 werden                         (+) bzw. weniger (–)
                                in die Staatskasse
 Lohn- und Einkommen-
                                  ± 0 Mrd. Euro
 steuer
 Vermögensteuer                 + 20 Mrd. Euro
 Erbschaftsteuer                  + 6 Mrd. Euro
 Unternehmensteuer              + 20 Mrd. Euro
 Gemeindewirtschaftsteuer         + 3 Mrd. Euro
 Finanztransaktionsteuer        + 10 Mrd. Euro
 Steuervollzug                  + 12 Mrd. Euro
 insgesamt                      + 71 Mrd. Euro

Änderungen bei der Lohn- und Einkommensteuer
 Die wichtigsten                So viel fließt mehr
 Ä
 ­ nderungen                    (+) bzw. weniger (–)
                                in die Staatskasse     Herausgeber:

 Tarifverlauf                                          ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
                                – 13 Mrd. Euro
 (ohne Reichensteuer)                                  Bundesvorstand
 Reform „Reichensteuer“                                Ressort 1
                                  + 2 Mrd. Euro
 (53 % ab 125.000 Euro;                                Paula-Thiede-Ufer 10
 80 % ab 2 Mio. Euro)                                  10179 Berlin
 Reform der Entfernungspau-
                                  – 1 Mrd. Euro
 schale                                                Verantwortlich:
 Realistische                                          Frank Bsirske
                                  + 4 Mrd. Euro
 ­ ewinnermittlung
 G
 Vollständige Erfassung                                Bearbeitung:
 und progressive ­ esteuerung
                  B               + 2 Mrd. Euro
                                                       Bereich Wirtschaftspolitik
 von Kapitalerträgen
                                                       Michael Schlecht (Bereichsleiter)
 Reform Ehegattensplitting        + 6 Mrd. Euro
                                                       Ralf Krämer
 insgesamt                        ± 0 Mrd. Euro        Dr. Sabine Reiner
                                                       Dr. Norbert Reuter
                                                       Anita Weber


                                                       Kontakt:
                                                       Wirtschaftspolitik@verdi.de
                                                       www.wipo.verdi.de


                                                       Karikaturen:
                                                       Reinhard Alff


                                                       Gestaltung und Satz:
                                                       Hauer+Ege GmbH, Stuttgart
                                                       www.hauer-ege.de


                                                       Druck:
                                                       alpha print medien AG, Darmstadt


                                                       W-2131-12-1208
                                                       Januar 2009
Mehr Steuergerechtigkeit,
                                                 mehr Binnennachfrage

N
                                       !
     och im Sommer 2007 sah SPD-                                                                    Aber auch wirtschaftspolitisch                               1
                                               D
                                                er Sozialstaat muss
     Kanzlerkandidat Steinmeier                w
                                               ­ ieder ausgebaut werden.                        ist diese Entwicklung verheerend.
ein neues deutsches „Wirtschafts-              Mehr Sozialleistungen,                           Der letzte Aufschwung hat nur
wunder“. Ein gutes halbes Jahr                 finanziert durch höhere                          Unternehmern, Reichen und Ver-
später drehte die Konjunktur jedoch            Steuern für Reiche und                           mögenden etwas gebracht. In brei-
bereits in Richtung Rezession. Im              V
                                               ­ ermögende.                                     ten Teilen der Bevölkerung ist er
Herbst 2008 begannen die Auswir-                                                                nie angekommen. Zum ersten Mal
kungen der Finanzmarktkrise auf           In den letzten zehn Jahren sind                       in der Nachkriegsgeschichte ist die
die ohnehin kränkelnde Wirtschaft      außerdem rund 500 Milliarden Euro                        konsumtive Binnennachfrage nicht
durchzuschlagen. Der Export bricht     aufgrund ungenügender Steige-                            angestiegen; weil die Einkommen
ein, die Kreditvergabe an die Be­-     rung der Arbeitseinkommen der                            stagnierten und vor allem bei tarif-
triebe wird restriktiver. Im Oktober   Kapitalseite zusätzlich zugeflossen.                     lich nicht geschützten Beschäftig-
2008 peitscht die Bundesregierung      Damit sind allein in diesem Zeitraum                     ten gekürzt wurde. Auch der Staat
innerhalb einer Woche ein gigan­       rund eine Billion Euro von unten                         blieb weiter auf Sparkurs. Dieser
tisches Rettungspaket für die Ban-     nach oben umverteilt worden; eine                        Ausfall der Binnennachfrage führte
ken von 480 Milliarden Euro durch      Art Enteignung der arbeitenden                           bereits seit Anfang 2008 dazu,
das Parlament. Viele Bürger und        Menschen. Ein sozial-politischer                         dass der Aufschwung abgewürgt
Bürgerinnen fragen sich: ­ üssen
                            M          Skandal.                                                 wurde.
wir das am Ende bezahlen? Durch                                                                     Ebenso verheerend ist, dass die
mehr Steuern und durch weiteren                                                                 zunehmende Konzentration der
Sozialabbau?                                                                                    Einkommen und Vermögen und das
    Die Kanzlerin sagt: Wir müssen                                                              Trommeln für die private, kapital-
alles tun, damit sich die gegen­                                                                gedeckte Altersvorsorge die Finanz­
wärtige Krise nicht wiederholt. Dem                                                             märkte weiter angeheizt haben.
kann man nur zustimmen. Aller-                                                                  Ähnliche Entwicklungen sind in
dings ist dazu eine grundlegende                                                                vielen anderen Ländern gelaufen.
Kehrtwende in unserer Wirtschafts-
politik notwendig. Hierzu gehört
eine deutliche Stärkung der Binnen­      Öffentliche Investitionen in Deutschland gering
wirtschaft.                                                                                                                                       4,6%
                                         2007, in Prozent des Bruttoinlandsproduktes
    Rot-Grün und dann die Große
Koalition haben in den letzten zehn                                                                                                       3,9%
Jahren die Entstaatlichung massiv                                                                                             3,4%
                                                                                                                 3,3%
vorangetrieben. Mit der Agenda
2010 wurde Sozialabbau und eine
                                                                                                                                                          2,6%
Verschlechterung der Arbeitsbedin-                                                     2,4%           2,4%
gungen in bislang ungeahnter Weise
                                                                              1,9%
durchgesetzt. Gleichzeitig wurden
                                                             1,5%
rund 500 Milliarden Euro den Rei-
chen und Vermögenden als Steuer-               1,0%
geschenke zugeschustert. Anstatt
für ein anständiges Bildungswesen,
ordentliche Infrastruktur und
­ enschenwürdige Sozialleistungen
m
                                                                              n




                                                                                           n




                                                                                                                     e




                                                                                                                              ch




                                                                                                                                          n




                                                                                                                                                  n
                                                h




                                                                                                                                                          27
                                                              d




                                                                                                     d



                                                                                                                nd
                                                                              ie




                                                                                      lie




                                                                                                                                          ie




                                                                                                                                                  le
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                                                                                                  an




                                                                                                                            ei




zu sorgen.
                                             re




                                                                                                                                                         EU
                                                                         nn




                                                                                                                                      an




                                                                                                                                                 Po
                                                                                     Ita




                                                                                                               rla
                                                           l




                                                                                                 nl




                                                                                                                          kr
                                                        ch
                                           er




                                                                                                                                     Sp
                                                                        ita




                                                                                                  n




                                                                                                                         an
                                                                                                             de
                                                        ts
                                          st




                                                                                               Fi
                                                                      br
                                                     eu




                                                                                                                         Fr
                                         Ö




                                                                                                         ie
                                                                  oß




                                                                                                         N
                                                    D



                                                                  G




                                         Deutschland leistet sich im Verhältnis zur Wirtschaftskraft nur sehr geringe öffentliche Investitionen.
                                         Eine Erhöhung um rund 25 Milliarden Euro im Jahr würde die Investitionsquote gerade einmal auf den
                                         europäischen Durchschnitt anheben.
                                         Quelle: Europäische Kommission




                                       K O N Z E P T           S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Mehr Steuergerechtigkeit,
                                mehr Binnennachfrage




2                               Während weltweit die Realwirt-                   Binnennachfrage stärken                     Maßnahmen zum Klimaschutz sind
                                schaft seit 1980 um das Sechsfache                   Die Binnenwirtschaft muss               notwendig, ebenso wie die Sanie-
                                gewachsen ist, wurden die Finanz-                gestärkt werden. Deshalb fordert            rung von Gebäuden, Brücken,
                                märkte um den Faktor 17 aufge-                   ver.di ein Zukunftsinvestitionspro-         S
                                                                                                                             ­ traßen, des Abwassersystems und
                                bläht. Diese Kapitalmassen wollen                gramm in Höhe von 50 Milliarden             vieles andere mehr.
                                sich verwerten – auf Teufel komm                 Euro jährlich! Es ist mehr als eine              Die Krankenhäuser brauchen
                                raus. Je größer die auf den Finanz-              kurzfristige Konjunkturstütze. Es ist       eine ausreichende Finanzierung,
                                märkten angelegten Vermögen,                     ein wichtiger Beitrag, um die Bin-          die nicht durch die Entwicklung
                                desto größer die Verselbständigung               nennachfrage langfristig zu stärken.        der Lohnsumme begrenzt ist. Der
                                dieser Sphäre gegenüber der Real-                Sozial und ökologisch sinnvolle             Budget-Deckel muss weg. In der
                                wirtschaft, desto größer der gesell-             Wachstumsimpulse von drei Pro-              Krankenversicherung muss zur vol-
                                schaftliche Schaden, der angerichtet             zent und eine Million zusätzliche           len paritätischen Finanzierung
                                wird. Deshalb ist das Ausbremsen                 Arbeits­ lätze wären die Folge.
                                                                                         p                                   zurückgekehrt werden.
                                der Reichtumskonzentration u. a.                     Das Zukunftsinvestitionspro-                 Um die Binnennachfrage kurz-
                                durch die Steuerpolitik nicht nur                gramm verbindet die binnenwirt-             fristig zu stärken sind weitere
                                sozial gerecht, sondern auch wirt-               schaftliche Stärkung mit einer bes-         Schritte notwendig:
                                schaftspolitisch notwendig.                      seren Versorgung der Bevölkerung.           n  as Arbeitslosengeld II muss auf
                                                                                                                                D
                                                                                 Die Daseinsvorsorge muss massiv                mindestens 420 Euro erhöht wer­
                                                                                 ausgebaut werden. Wir brauchen                 den. Dies ist sozialpolitisch mehr
                                                                                 25 Milliarden Euro mehr für Kinder­            als überfällig. Wirtschaftspolitisch
                                                                                 tagesstätten, Schulen und Hoch-                wird so ein Kaufkraftschub von
                                                                                 schulen. Weitere 25 Milliarden                 s
                                                                                                                                ­ ieben Milliarden Euro bewirkt.
                                                                                 Euro sind für Investitionen in die          n  ie Bundesregierung muss Gut-
                                                                                                                                D
                                                                                 Infrastruktur und den ökologischen             scheine (Barschecks) in Höhe von
                                                                                 Umbau vorgesehen. Vielfältige                  500 Euro mit sozial gestaffelten
                                                                                                                                Bedingungen an die Bürgerinnen
                                                                                                                                und Bürger ausgeben. Je nach
                                                                                                                                Ausgestaltung wird hierdurch ein
    Steuer- und Abgabenquoten im Vergleich                                                                                      konjunktureller Impuls von rund
    2007, in Prozent des Bruttoinlandsprodukts                                                                                  20 Milliarden Euro ausgelöst.




                                                                                                                             !
       48,2 %
                                                              Sozialabgabenquote                      Steuerquote
                                                                                                                                   D
                                                                                                                                    er Niedriglohnsektor muss
                       43,6%          43,3 %
                                                  41,9 %                                                                           trockengelegt werden.
        12,6 %
                                                               36,6 %       36,4 %        36,2 %
                       16,2 %         14,8 %
                                                  14,1 %
                                                                6,8 %
                                                                                                       29,8 %
                                                                                          13,2 %                    28,3 %       Über die staatlichen Leistungen
                                                                            16,1 %
                                                                                                                     6,7 %   hinaus müssen deutlich höhere
                                                                                                       11,9 %
                                                                                                                             Einkommenssteigerungen durch­
        35,6 %                                                                                                               gesetzt werden. Hierzu brauchen
                       27,4 %          28,5 %     27,8 %
                                                               29,8 %                                                        wir die Stärkung der tarifpolitischen
                                                                            20,3 %
                                                                                          23 ,0 %                   21,6 %   Handlungsmöglichkeiten wie zum
                                                                                                       17,9 %
                                                                                                                             Beispiel die erleichterte Möglichkeit,
                                                                                                                             Tarifverträge für allgemeinverbind-
                                                                                                                             lich erklären zu können und Tarif­
      Schweden       Frankreich        Italien   Österreich     Groß-      Tschechien   Deutschland   Slowakei       USA     treueregelungen. Lohndumping
                                                              britannien
                                                                                                                             durch Leiharbeit und Mini-Jobs muss
    Die Belastung mit Steuern und Sozialbeiträgen liegt in Deutschland deutlich unter dem europäischen Durch-                beendet werden. Beim Arbeits­
    schnitt. Insbesondere die Steuerquote ist niedrig, speziell die Steuerbelastung von Vermögen und Gewinnen.               losengeld II muss der Zumutbarkeits­
    Quelle: OECD, Revenue Statistics 2008
                                                                                                                             schutz wiederhergestellt ­ erden.
                                                                                                                                                        w



                                                         K O N Z E P T        S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
!
Gerade deshalb brauchen wir den                                                                  n   D
                                                                                                      ie Steuereinnahmen müssen                                           3
                                             D
                                              ie Profiteure müssen zur
gesetzlichen Mindestlohn mit                 Kasse gebeten werden.                                   ausreichen, um die notwendigen
7,50 Euro, der in schnellen Schrit-                                                                  staatlichen Aufgaben, vor allem
ten auf neun Euro angehoben wird.                                                                    die der Daseinsvorsorge und der
Hierdurch werden die Kaufkraft                                                                       sozialen Sicherung sowie der
um mindestens zehn Milliarden Euro                                                                   Zukunftsvorsorge zu gewährleis-
                                           Bei den Kosten des Zukunfts­
gestärkt und über 100.000 Arbeits-                                                                   ten und so auch die Binnennach-
                                       investitionsprogramms ist zu berück­
plätze geschaffen.                                                                                   frage zu stärken.
                                       sichtigen, dass es Selbstfinanzie-                        n   D
                                                                                                      as Steuersystem muss gerecht



!
                                       rungseffekte von rund 50 Prozent
     M
      indestlohn bringt                                                                             sein. Gering- und Durchschnitts-
                                       gibt. Durch die steigenden Steuer-
     100.000 Arbeitsplätze und                                                                       verdiener müssen entlastet und
                                       einnahmen und gleichzeitig sin-
     über zehn Milliarden Euro                                                                       Besserverdienende – vor allem
                                       kende Sozialabgaben fallen damit
     Kaufkraftschub.                                                                                 Reiche und Vermögende – wieder
                                       Kosten von lediglich rund 25 Milli-
                                                                                                     stärker zur Finanzierung öffent­
                                       arden Euro an.
                                                                                                     licher Aufgaben heran­ ezogen
                                                                                                                             g
Wer soll das bezahlen?                     Die steuerpolitischen Vorstel-
                                                                                                     werden.
    Viele fragen sich: Wie soll das    lungen von ver.di orientieren sich                        n   D
                                                                                                      ie steuerliche Entlastung von
alles bezahlt werden? Erst die         an folgenden Grundsätzen:
                                                                                                     Gering- und Durchschnittsverdie-
K
­ osten für die Bankenrettung und                                                                    nern bei gleichzeitiger Gegen­
dann auch noch das Zukunftsinves-                                                                    finanzierung durch die stärkere
titionsprogramm sowie weitere                                                                        Besteuerung von Reichen und
konjunkturelle Impulse.                                                                              Vermögenden ist auch ein Instru-
    Wir brauchen eine dauerhaft                                                                      ment, um die Binnennachfrage
höhere Besteuerung großer Ver-                                                                       zu stärken.
mögen und Erbschaften, hoher
Einkommen und Unternehmens­
gewinne. Es muss Schluss sein mit
der seit Jahren fortgesetzten
s
­ teuerpolitischen Begünstigung der
                                         Öffentliche Investitionen: stärkste Wirkung
Unternehmen, der Reichen und der
                                         Über einen Zeitraum von drei Jahren würden sich auswirken*...
Vermögenden. Sie müssen zur
Finanzierung der Lasten der Krise
herangezogen werden. Sie haben                                   Steuersenkung                                                       Erhöhung öffentlicher
                                                                                                                                         Investitionen
von dem vorangegangenen Anstieg
bei Gewinnen und Vermögen auch                          Zunahme der              Wirtschafts-
                                                                                                                                                  346.600
                                                        Erwerbstätigen           wachstum
alleine profitiert. Das hoch konzen-                                                                                                        312.900
trierte private Vermögen muss                                                                                                                            15,7 Mrd. �
gerechter verteilt werden. Damit
wird auch der Zustrom von Geld
auf die Finanzmärkte vermindert.                                      135.800                                                   174.100
Dann bleibt auch mehr Einkommen                                 126.300
                                                                                   6,2 Mrd. �
für die Beschäftigten. Das stärkt
                                                       67.100
die binnenwirtschaftliche Nach-
frage. Sie hat es auch bitter nötig.
So kann unser Projekt – eine neue                         1.       2.       3.     3-Jahres-                                        1.        2.    3.       3-Jahres-
Sozialstaatsoffensive – solide und                                Jahr            Durchschnitt                                               Jahr           Durchschnitt

solidarisch gegenfinanziert werden.
                                         Eine Steigerung der öffentlichen Investitionen hat eine weitaus stärkere Wirkung auf Wachstum und
                                         Beschäftigung als etwa Steuersenkungen. Deshalb finanzieren sie sich auch zu über der Hälfte selbst.
                                         Das Investitionsprogramm von ver.di würde eine Million zusätzliche Arbeitsplätze bringen.
                                         *bei staatlichen Ausgaben in Höhe von jeweils 15 Mrd. Euro jährlich; Quelle: Heilemann u.a. 2008




                                       K O N Z E P T           S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Einkommensteuer –
                                   Tarif gerecht gestalten




                                   Einkommensteuer – Tarif gerecht gestalten
4
                                   D    ie Lohn- und Einkommensteuer
                                        ist neben der Umsatzsteuer
                                   die aufkommensstärkste Steuer.
                                                                                           Der 15.000ste im Jahr verdiente
                                                                                       Euro wird also höher besteuert
                                                                                       als der 10.000ste Euro. Wie hoch
                                                                                                                               betrag in Höhe von 920 Euro sowie
                                                                                                                               ein Teil der geleisteten Sozialver­
                                                                                                                               sicherungsbeiträge.
                                   Sie trägt zu rund einem Drittel zum                 jeder verdiente Euro besteuert              Oberhalb des Grundfreibetrags
                                   gesamten Steueraufkommen bei.                       wird, sagen die sogenannten Grenz­      setzt gegenwärtig die Besteuerung
                                   Wie bei keiner anderen Steuer                       steuersätze. Die von den Beschäf-       mit 15 Prozent ein. Allerdings ist
                                   spiegeln sich in ihr Gerechtigkeits-                tigten zu zahlende Steuer ergibt        dieser niedrige Eingangsteuersatz
                                   überlegungen wider: Beschäftigte                    sich dann als die Summe der jewei-      irreführend, denn mit jedem
                                   mit sehr niedrigen Einkommen                        ligen steuerlichen Belastung jedes      w
                                                                                                                               ­ eiteren verdienten Euro steigt die
                                   zahlen gar keine Steuern. Mit stei-                 verdienten Euros.                       Besteuerung im unteren Einkom-
                                   gendem Einkommen wird dann                                                                  mensbereich steil an. Auf den
* 
 Alle folgenden Angaben
 beziehen sich auf allein-
                                   jeder zusätzlich verdiente Euro etwas               Tarifverlauf heute*                     12.700sten Euro werden bereits
 stehende Steuerpflich­            höher besteuert. Hochverdiener                         Derzeit bleiben 7.665 Euro im        23,5 Prozent Steuern fällig. Erst
 tige. Bei Verheirateten
 sind für das gemeinsame
                                   zahlen deshalb einen höheren Pro-                   Jahr steuerfrei. Das ist der soge-      oberhalb dieser Marke knickt die
 Einkommen jeweils die             zentsatz an Steuern auf ihr Ein-                    nannte Grundfreibetrag. Brutto          Steuerkurve deutlich ab. Die Steuer­
 doppelten Eurobeträge
 anzusetzen.                       kommen als Beschäftigte mit nied-                   bedeutet das für alleinstehende         belastung auf jeden weiteren
                                   rigen Einkommen. Steuerexperten                     Beschäftigte ein steuerfreies Jahres­   ­ erdienten Euro steigt dann lang-
                                                                                                                               v
                                   nennen dies die Steuerprogression.                  einkommen von etwa 10.800 Euro.         samer.
                                                                                       Denn vor der Berechnung der zu



                                    !
                                             S
                                              teuergerechtigkeit heißt:               zahlenden Steuern werden auto-          Unten entlasten – oben belasten
                                             Mit steigenden Einkommen                  matisch pauschale Beträge abge­             ver.di will den Knick bei der
                                             steigt auch der Steuersatz.               zogen: der Arbeitnehmer-Pausch­    -    Be­ teuerung beseitigen: Der Ein-
                                                                                                                                  s
                                             Breite Schultern müssen                                                           gangsteuersatz bleibt bei 15 Pro-
                                             mehr tragen als schmale.                                                          zent, wird aber erst ab Einkommen
                                                                                                                               von 8.500 Euro erhoben. Das ent-
                                                                                                                               lastet vor allem Beschäftigte mit
                                                                                                                               nied­ igen Einkommen. Die deutli-
                                                                                                                                     r
                                                                                                                               che Erhöhung ist zudem notwen-
       Tarifverlauf 2008 und ver.di-Tarifverlauf                                                                               dig, weil wir auch für Erwerbslose
                       60 %                                                                                                    das Arbeitslosengeld II auf 420
                                                                                                                               Euro zuzüglich Kosten der Unter-
                                                                                                                               kunft erhöhen wollen. Bei einem
                       50 %                                                                                                    Grundfreibetrag von 8.500 Euro
                                      Tarifverlauf
                                           ver.di                                                                              bleiben für Alleinstehende rund
                       40 %
                                                                                                                               11.600 Euro brutto im Jahr steuer-
    Grenzsteuersätze




                                                                                              Belastung für                    frei.
                                                                             Tarifverlauf     Hochverdiener/-innen




                                                                                                                               !
                                                                             2008
                       30 %
                                                                                                                                    D
                                                                                                                                     ie tatsächliche Besteue­
                                                                                                                                    rung liegt immer deutlich
                       20 %                                                                                                         unter dem Höchststeuer­
                                           Entlastung vor allem für
                                                                                                                                    satz und nähert sich diesem
                                           Normalverdiener/-innen                                                                   erst bei sehr hohen Ein­
                       10 %                                                                                                         kommen an.


                       0%
                              0   20.000          40.000        60.000        80.000        100.000     120.000      140.000
                                                             zu versteuerndes Einkommen

       Beim Konzept Steuergerechtigkeit liegen die Steuersätze im unteren Einkommensbereich niedriger
       als heute, bei den Großverdienern jedoch darüber. Damit werden Normalverdienende (gelb) ent- und
       Großverdiener (rot) belastet.




                                                              K O N Z E P T       S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Die Steuerbelastung steigt ab         Tarifverlauf der Einkommensteuer:                                               sachten Steuerausfälle jedoch nur                                5
dem 8.501sten Euro für jeden wei-        Oberhalb der zwei Millionen Euro-                                               zu einem Teil gegenfinanzieren.
teren Euro geradlinig – also ohne        Grenze soll jeder weitere Euro mit                                              Denn im unteren Einkommens­
„Knick“ – auf den Höchststeuersatz       80 Prozent besteuert werden.                                                    bereich befinden sich wesentlich
von 50 Prozent ab einem Einkom-                                                                                          mehr Menschen als im oberen.
men von 60.000 Euro an. Ab dem           Es bleiben Steuerausfälle                                                       Deshalb bleiben trotz zum Teil deut­
60.000sten Euro wird jeder weitere           Durch diese Reform des Einkom­                                              licher Steuererhöhung im oberen
Euro konstant mit 50 Prozent be­ -       mensteuertarifs werden Beschäf-                                                 Bereich Steuerausfälle in Höhe von
steuert. Das sind immer noch sechs       tigte mit einem zu versteuernden                                                elf Milliarden Euro. Diese Mehraus-
Prozentpunkte weniger als zuletzt        Einkommen unter 66.800 Euro                                                     gaben durch den geänderten Tarif-
im Jahr 1989 zu zahlen waren.            steuerlich entlastet, während ober-                                             verlauf werden jedoch durch wei-
Bei einem zu versteuernden Jahres­       halb von 66.800 Euro mehr Steuern                                               tere Reformen bei der Lohn- und
einkommen von 60.000 Euro liegt          gezahlt werden müssen.                                                          Einkommensteuer – wie im Folgen-
dann die Steuerbelastung im ver.di-          Durch die Höchststeuersätze von                                             den dargestellt – vollständig
Tarif insgesamt – also beim Durch-       50 Prozent, 53 Prozent und 80 Pro­                                              gegenfinanziert.
schnittssteuersatz – bei 27,9 Pro­       zent für sehr hohe Einkommen
zent.                                    l
                                         ­assen sich die durch die Tarifsen-                                              ver.di fordert:
                                         kungen im unteren Bereich verur­  -
Reichensteuer                                                                                                             Der Höchststeuersatz soll
    Für besonders hohe private                                                                                            w
                                                                                                                          ­ ieder auf 50 Prozent ange­
                                                                                                                          hoben werden.
­ inkommen sind zwei weitere Stu-
E
fen vorgesehen: Wir greifen den                                                                                           Gering- und Normalverdiener
Vorschlag der SPD auf und setzen                                                                                          müssen dagegen entlastet
den Beginn der „Reichensteuer“                                                                                            w
                                                                                                                          ­ erden.
ebenfalls auf 125.000 Euro fest.
Ab diesem Einkommen wird für
jeden weiteren verdienten Euro
eine Steuer von 53 Prozent fällig.
Der Satz liegt damit wie beim SPD-              Entlastung unten – Belastung oben
Konzept drei Prozentpunkte über                 Konzept Steuergerechtigkeit im Vergleich zum Tarif 2008
dem normalen Höchststeuersatz,
der nach der ver.di-Forderung bei
50 Prozent liegt.                                                                                                                                                             38.402 �




!
                                           Steuerliche Be- und Entlastung




      M
       illionengehälter sind
      kein Ausdruck besonderer
      Leis­ ung, sondern Resultat
           t
      von Macht. Hohe Steuern
                                                                                      bis 66.800 Euro wird entlastet                         ab 66.800 Euro wird belastet
      sind hier ein notwendiges
      Korrektiv.
                                                                                     Beschäftigte mit einem durchschnitt-                                         12.902 �
                                                                                     lichen Einkommen müssen im Jahr
   In den letzten Jahren ist immer                                                   gut 1.000 Euro weniger Steuern zahlen
wieder der Skandal von extremen
                                                                                                                                                       2.652 �
Managergehältern diskutiert wor-                                                                                                     252 �   1.052 �
den. Geht man davon aus, dass                                               –675 �                                         – 548 �
                                                                                        –1.011 �   –1.126 �   –1.019 �
das Erwerbseinkommen Resultat
                                                                            20.000       30.000     40.000     50.000      60.000    70.000   80.000    100.000     200.000     500.000
eigener, geleisteter Arbeit sein soll,
                                                                                                                   zu versteuerndes Einkommen
so sind Millionengehälter in keiner
Weise zu rechtfertigen. Deshalb                 Im Konzept Steuergerechtigkeit werden zu versteuernde Einkommen bis 66.800 Euro pro Jahr
fordert ver.di eine weitere Stufe im            im Vergleich zu heute entlastet. Darüberliegende Einkommen werden belastet – je höher, desto mehr.




                                         K O N Z E P T                                   S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Mehr brutto für mehr netto!




                             Mehr brutto für mehr netto!

                            „L
                                                                                      !
6                                   ohnerhöhung lohnt sich nicht,
                                                                                            H
                                                                                             öhere Steuern für            Mit „kalter Progression“ ist eine
                                    die kalte Progression frisst                            höhere Einkommen ist ein       schleichende Steuererhöhung
                             alles wieder auf.“ Mit solchen Aus-                            wesentliches Prinzip eines     gemeint: Wenn eine Lohnerhö­
                             sagen schrecken selbst ernannte                                gerechten Steuersystems.       hung durch steigende Preise auf­
                             Steuerexperten immer wieder die                                                               gefressen wird, rutschen die
                             Öffentlichkeit. Durch die Presse                                                              Beschäftigten dennoch auf der
                             geistern Milliardensummen, die der                     Mit „kalter Progression“               Steuerkurve nach oben. Durch die
                             Staat den Steuerzahlern angeblich                      gegen gerechte Besteuerung             höheren Steuern können sie sich
                             zusätz­ich aus der Tasche zieht.
                                    l                                                   Mit dem Hinweis auf die „kalte     im Ergebnis sogar weniger leisten
                             Deshalb müssten dringend die                           Progression“ versuchen diejenigen      als vorher.
                                                                                    für Steuersenkungen zu trommeln,       Durch die Steuerreformen der Ver­
                             Steuern gesenkt werden. „Weniger
                                                                                    denen die höhere Besteuerung von       gangenheit, von denen zwar vor
                             Steuern für mehr netto“, so die                                                               allem Reiche und Besserverdienen­
                             populistische Forderung.                               Reichen und Besserverdienenden
                                                                                                                           de profitiert haben, wurde der
                                 Das Wesen einer gerechten                          schon immer ein Dorn im Auge ist.      Effekt der „kalten Progression“
                             Besteuerung ist jedoch der anstei-                     „Mehr Gehalt – aber weniger Geld       aber aufgehoben. Steuerliche Mehr­
                             gende Tarifverlauf: Wer mehr                           in der Tasche“, heißt es ebenso        belastungen für Gering- und Nor­
                             ­ erdient, soll einen höheren Ein-
                             v                                                      reißerisch wie falsch. Denn natür-     malverdiener sind ausgeblieben.
                             kommensanteil an Steuern zahlen.                       lich bleibt nach einer Lohnerhö-




                                                                                                                          !
                             Dieses Prinzip gilt auch für Lohn­                     hung immer mehr Geld im Port­
                             erhöhungen. Für jeden zusätzlichen                     monee. Das wirkliche Problem ist            M
                                                                                                                                 it dem Hinweis auf die
                                                                                    nicht die „kalte Progression“,              „kalte Progression“ wollen
                             Euro Lohn zahlt man einen etwas
                                                                                    s
                                                                                    ­ ondern sind die zu geringen Lohn-         Lobbyisten weitere Steuer­
                             höheren Steuersatz.                                                                                senkungen erreichen –
                                                                                    steigerungen der vergangenen
                                                                                                                                von denen dann vor allem
                                                                                    Jahre.                                      die Reichen profitieren.


                                                                                                                          Kalt erwischt
    Mehr Brutto für Unternehmer und Reiche                                                                                    Eine Verkäuferin mit 1.500 Euro
    Reale Löhne sowie Gewinne und Vermögenseinkommen                                                                      brutto im Monat zahlt 2008
                                                                                                                          132 Euro Steuern und Soli. Eine
            953 Mrd. �
                                Brutto      920 Mrd. �                                                                    Lohnerhöhung von zwei Prozent
                                                                                                                          bedeutet für sie brutto 30 Euro
                                                                                                                          mehr. Davon zahlt sie etwa neun
                           Lohnsteuern
             338 Mrd. �        und       321 Mrd. �
                                                                                                                          Euro an zusätzlichen Steuern und
                          Sozialbeiträge                                                                    670 Mrd. �    Soli. Bitter ist das für sie dann, wenn
                                                                                              Brutto
                                                                                                                          die Lohnerhöhung gerade einmal
                                                                            513 Mrd. �                                    die Preissteigerung ausgleicht.
                                                                                                                          Dann greift die höhere Steuer­
                                                                                              Private                     belastung als „kalte Progression“,
                                                                                          Gewinne und                     und die Verkäuferin kann sich
             615 Mrd. �                                                                    Vermögens-
                            Nettolöhne 599 Mrd. �                                                                         wegen der höheren Steuer in der
                                                                                           einkommen
                           und -gehälter
                                                                                                                          Tat weniger kaufen.



                2000                            2007                           2000                            2007

    Beschäftigte haben 2007 netto 16 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2000. Das liegt aber nicht an
    den Abzügen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, die sogar 17 Milliarden Euro niedriger sind.
    Es liegt am Rückgang beim Brutto von über 30 Milliarden Euro. Unternehmer und Reiche dagegen
    haben fast 160 Milliarden Euro mehr.
    Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen, in Preisen von 2005




                                                         K O N Z E P T          S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
!                                                                            !
                                          Pro Stunde sind die Einkommen                                            7
     N
      icht die „kalte Progres­                                                   D
                                                                                   ie Behauptung, die
     sion“ ist das Problem,           seither um knapp zwei Prozent               „kalte Progression“ habe
     s
     ­ ondern die zu geringen         jährlich gestiegen – das ergibt ein         alle Gehaltszuwächse
     Lohnsteigerungen.                heutiges Jahresbrutto von rund              a
                                                                                  ­ ufgefressen, ist falsch.
                                      35.000 Euro. Darauf müssen
                                      6.620 Euro Steuern und Soli bezahlt
    Um diesen Effekt zu vermeiden,                                           Konzept Steuergerechtigkeit
                                      werden, macht netto 28.380 Euro.
muss von Zeit zu Zeit der Einkom-                                            entlastet besonders unten
                                      Vom Plus beim Brutto in Höhe von
mensteuertarif angepasst werden.                                                 Die von ver.di vorgeschlagenen
                                      5.000 Euro bleiben netto also
Dies ist im Rahmen von Steuer­                                               Tarifänderungen entlasten vor allem
                                      4.820 Euro übrig.
reformen auch immer wieder                                                   diejenigen, die unter den Preis­
                                          Bei verheirateten Durchschnitts-
geschehen. Von den Steuerentlas-                                             steigerungen und den niedrigen
                                      verdienenden sieht es noch besser
tungen haben zwar besonders die                                              Lohnzuwächsen der vergangenen
                                      aus: Betrugen Steuern und Soli auf
Reichen und Besserverdienenden                                               Jahre besonders gelitten haben.
                                      ein Einkommen von 30.000 Euro
profitiert. Wer zum Beispiel                                                 Sie spüren die Erhöhung des Grund­
                                      im Jahr 1998 noch 3.200 Euro, müs­
500.000 Euro pro Jahr an Einkom-                                             freibetrags und die Steuersenkung
                                      sen heute auf 35.000 Euro sogar
men bezieht, zahlt heute fast                                                im unteren Einkommensbereich
                                      weniger Steuern gezahlt werden –
50.000 Euro weniger Steuern als                                              am deutlichsten. Die Verkäuferin
                                      nur noch 3.090 Euro.
1998.                                                                        mit 1.500 Euro brutto zahlt nach
    Aber auch im unteren Einkom-                                             dem ver.di-Konzept fast 40 Euro
mensbereich kam es zu Entlas­                                                weniger Steuern im Monat als
tungen. So wurde über mehrere                                                heute. Die Wirkung der „kalten
­ tufen die Summe erhöht, die ganz
S                                                                            Progression“ ist somit auch mit
von der Steuer ausgenommen ist,                                              Blick in die Zukunft auf Jahre hin
der sogenannte Grundfreibetrag.                                              ausgeglichen.
1998 waren lediglich 6.322 Euro
steuerfrei. Der dann auf den ersten
weiteren Euro zu zahlende Steuer-
satz – der sogenannte Eingang-
steuersatz – betrug 25,9 Prozent.
Heute liegt der Grundfreibetrag bei
7.664 Euro, der Eingangssteuersatz
bei nur noch 15 Prozent.
    Von diesen Steuerreformen hat-
ten Beschäftigte mit Durchschnitts-
einkommen zumindest so viel, dass
die „kalte Progression“ der vergan-
genen Jahre in etwa ausgeglichen
wurde.

Fakten gegen Propaganda
    1998 zahlten Vollzeitbeschäf-
tigte mit einem Durchschnittsver-
dienst von 30.000 Euro brutto im
Jahr 6.440 Euro Steuern und Soli.
Netto blieben somit 23.560 Euro.




                                      K O N Z E P T   S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Familien fördern –
    Reform des Ehegattensplittings




    Familien fördern –
    Reform des Ehegattensplittings
8
    F   ür das Ehegattensplitting – das
        angeblich Ehe und Familie för-
    dern soll – gibt der Staat 20 Milli-
                                                 Nach dem ver.di-Konzept soll
                                             der Grundfreibetrag von 8.500 Euro,
                                             der jedem zusteht – zusammen
                                                                                   Abschaffung des Ehegattensplit-
                                                                                   tings nicht zusätzlich belastet wer-
                                                                                   den. Erst oberhalb von 48.500 Euro
    arden Euro im Jahr aus. Das Split-       also 17.000 Euro –, je nach Ein-      müssen mehr Steuern gezahlt wer-
    ting fördert aber nicht Familien,        kommen flexibel verteilt werden       den. Diese Grenze gilt auch dann,
    sondern Ehen mit ungleich verteil-       können. Verdient nur eine oder        wenn beide verdienen.
    ten Einkommen. Der Steuervorteil         einer, kann er oder sie den nicht
    ist am größten, wenn nur einer           genutzten Grundfreibetrag von          Ehegattensplitting –
    verdient – meistens der Mann. Im         8.500 Euro dem berufstätigen           so funktioniert’s:
    Jahr 2008 konnten so Hochverdie-         Partner übertragen. Dieser muss        Das gesamte zu versteuernde Ein­
    ner bis zu 15.414 Euro Steuern           dann sein Einkommen erst ab            kommen von Mann und Frau wird
    sparen.                                  17.000 Euro versteuern.                zusammengezählt und für die
                                                 Dies führt zusammen mit unse-      Steuer wird unterstellt, dass beide




    !
                                             rer Reform des Steuertarifs dazu,      gleich viel verdienen.
          D
           as Ehegattensplitting                                                   Hat zum Beispiel nur einer der
          kostet den Staat jährlich          dass Alleinverdienerehen bei Ein-
                                                                                    b
                                                                                    ­ eiden Ehegatten ein Einkommen
          20 Milliarden Euro.                kommen bis 48.500 Euro trotz
                                                                                    von 100.000 Euro zu versteuern,
                                                                                    werden beide so behandelt, als ob
                                                                                    sie jeweils 50.000 Euro zu ver­
                                                                                    steuern hätten. Wegen der Steuer­
                                                                                    progression müssen für zwei
                                                                                    mal 50.000 Euro weniger Steuern
                                                                                    gezahlt werden als für einmal
                                                                                    100.000 Euro.
                                                                                    Verdienen beide tatsächlich
                                                                                    jeweils 50.000 Euro, ist der Steuer­
                                                                                    spar­ ffekt gleich null.
                                                                                         e


                                                                                   Gute Arbeit, gutes Leben
                                                                                       Dieser Reformschritt ist ein­
                                                                                   gebettet in weitere wichtige Ver-
                                                                                   änderungen: Die Kinderbetreuung
                                                                                   wird erheblich ausgebaut. Durch
                                                                                   das von ver.di geforderte Zukunfts­
                                                                                   investitionsprogramm im Umfang
                                                                                   von 50 Milliarden Euro pro Jahr
                                                                                   würden außerdem eine Million
                                                                                   zusätzliche Arbeitsplätze geschaf-
                                                                                   fen. Damit wird es Eltern erleich-
                                                                                   tert, ihren Wunsch nach Berufs­
                                                                                   tätigkeit zu erfüllen.




                                                                                   !
                                                                                        D
                                                                                         ie Rahmenbedingungen
                                                                                        müssen stimmen: Wer
                                                                                        arbeiten will, muss auch
                                                                                        arbeiten können.




                        K O N Z E P T      S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Reform der
                                                        Entfernungspauschale
    Von der Umstellung ausge­
nommen bleiben die heute bereits
über 50-Jährigen. Meist haben sie
                                       A    nfang 2007 wurde den
                                            Be­ chäftigten die Entfernungs­
                                              s
                                       pauschale gekürzt. Fortan waren
                                                                                  In der bis Ende 2006 gültigen
                                                                              Regelung reduzierte die Pendler-
                                                                              pauschale lediglich das zu versteu-
                                                                                                                    9


bereits Kinder erzogen. Sie haben      Fahrtkosten zum Arbeitsplatz erst      ernde Einkommen. Hiervon profi-
nichts mehr von Verbesserungen         ab dem 20. Entfernungskilometer        tieren besonders Steuerpflichtige
bei der Kinderbetreuung. Außerdem      absetzbar. ver.di hat die willkür­     mit hohem Einkommen, da auf das
ist es besonders für ältere Frauen,    liche Streichung der ersten 20 Kilo-   durch die Pendlerpauschale redu-
die sich Jahrzehnte nur der Familie    meter von Anfang an kritisiert. Zu     zierte Einkommen am oberen Ende
gewidmet haben, schwierig wieder       Recht: Ende 2008 hat das Bundes-       sonst ein vergleichsweise hoher
einen neuen Job zu finden. Zusätz-     verfassungsgericht die gekürzte        Steuersatz fällig geworden wäre.
lich wollen wir, dass auch in nicht­   Pendlerpauschale als verfassungs-
ehelichen Lebensgemeinschaften         widrig erklärt.                         ver.di fordert:
der Grundfreibetrag übertragen



                                       !
werden kann, wenn Unterhalts­                                                  Statt einfach zur alten Rege­
                                            F
                                             ahrten zum Arbeitsplatz          lung zurückzukehren muss die
verpflichtungen zur Kürzung von             sind notwendige Aufwen­            bisherige Entfernungspauschale
Sozialleistungen führen.                    dungen, die vollständig            in eine Pendlerzulage von
    Aufgrund der sozialen Abfede-           steuerlich berücksichtigt          8,5 Cent je Entfernungskilometer
rung bringt diese Form der Strei-           werden müssen.                     umgewandelt werden.
chung des Ehegattensplittings
keine Entlastung der Staatsfinanzen                                            Damit erhält jeder Steuerpflich­
                                           Die Bundesregierung hatte           tige unabhängig vom Einkom­
in Höhe von 20 Milliarden Euro.        argumentiert, die Arbeit beginne        men den gleichen Betrag je
Aber es bleibt ein Effekt zusätz­      erst am Werkstor. Der Weg dorthin       Kilometer vom Staat erstattet.
licher Steuereinnahmen von             sei Privatvergnügen, das nicht
zu­ ächst rund sechs Milliarden
   n                                   s
                                       ­ teuerlich berücksichtigt werden
Euro. Aufgrund des langfristigen       müsse. Eine abenteuerliche Begrün­          Die von ver.di geforderte
Auslaufens der Regelung für über       dung. Insbesondere weil sonst          Berücksichtigung der Wegekosten
50-Jährige wird sich dieser Betrag     gebetsmühlenartig die Notwendig-       vom ersten Kilometer an und die
jedoch nach und nach erhöhen.          keit einer hohen Mobilität der         parallele Umwandlung in eine
                                       Beschäftigten beschworen wird.         k
                                                                              ­ ilometerabhängige Entfernungs-
 ver.di fordert:                                                              zulage würden den Staat mit
                                                                              gut drei Milliarden Euro belasten.
 Das bisherige Ehegattensplit­                                                Das ist nur knapp eine Milliarde
 ting muss abgeschafft werden.                                                Euro mehr als die Rückkehr zur
 Jede und jeder Beschäftigte soll                                             alten Regelung kostet.
 im Prinzip einzeln besteuert
 werden. Soziale Flankierungen
 vermeiden Härten.
 Einsparun­ en müssen vor
           g
 allem für eine bessere Kinder­
 betreuung genutzt werden.




                                       K O N Z E P T    S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Zahlen die Reichen zu viel?




                                 Zahlen die Reichen zu viel ?

                                 Z
                                                                                     !
10                                   ahlen die Reichen nicht ohnehin                                                      zahlen so über ihren Verbrauch noch
                                                                                           G
                                                                                            erechte Einkommen­ teuer
                                                                                                                 s
                                     schon zu viel Steuern? Hört man                       heißt: Breite Schultern        einmal Steuern auf ihr komplettes
                                 immer wieder! Richtig ist: Zehn                           m
                                                                                           ­ üssen auch mehr tragen.      Nettoeinkommen. Nicht so Besser-
                                 Prozent der Steuerpflichtigen zah-                                                       verdienende und Reiche. Sie geben
                                 len etwas mehr als die Hälfte der                                                        nur einen Teil ihres Einkommens
                                 Lohn- und Einkommensteuer. Dies                                                          aus und sparen den Rest.
                                                                                        Der Blick allein auf die Ein­
                                 liegt aber vor allem daran, dass
                                                                                    kommensteuer gibt ohnehin ein
                                 knapp 30 Prozent der 35 Millionen                                                        An der Steuer vorbei…
                                                                                    schiefes Bild. Über die Hälfte des
                                 Steuerpflichtigen weniger als                                                                Viele Einkommen tauchen zu­    -
                                                                                    Steueraufkommens kommt aus
                                 10.000 Euro im Jahr zu versteuern                                                        dem gar nicht bei der Steuer auf.
                                                                                    Steuern, bei denen die unteren
                                 haben. Deshalb zahlen sie fast                                                           Gerade Unternehmer und Frei­
                                                                                    Einkommenschichten sogar stärker
                                 keine Steuern. Die „oberen zehn                                                          berufler haben erhebliche Möglich-
                                                                                    belastet sind. Von der Umsatzsteuer
                                 Prozent“ verfügen dagegen über                                                           keiten, die Steuern kleinzurechnen.
                                                                                    über die Energie- und Stromsteuer
                                 35 Prozent des Einkommens aller                                                          Mehr als ein Viertel aller Steuer-
                                                                                    bis hin zur Tabaksteuer. Beschäf-
                                 Steuerzahler. 110.000 Euro pro                                                           pflichtigen mit Einkünften aus
                                                                                    tigte mit niedrigen Einkommen
                                 Jahr sind das im Durchschnitt. Und                                                       Gewerbebetrieb geben sogar Ver-
                                 darauf müssen eben höhere Steu-                                                          luste an.
                                 ern gezahlt werden – im Durch-                                                               In vielen Fällen stehen diese
                                 schnitt 30 Prozent. Netto bleiben                                                        Verluste aber nur auf dem Papier.
                                 immer noch 77.000 Euro im Jahr                                                           So werden Abschreibungen –
                                 übrig – mehr als genug.                                                                  also Wertverluste – von Immobilien,
                                                                                                                          Maschinen und anderen Gegen-
                                                                                                                          ständen abgezogen, auch wenn
                                                                                                                          deren Wert kaum oder gar nicht
                                                                                                                          gesunken, vielleicht sogar erheb-
                                                                                                                          lich gestiegen ist. So entstehen
                                                                                                                          unversteuerte „stille Reserven“.
                                                                                                                          Auch Aufwendungen der privaten
     Wer finanziert den Staat?                                                                                            Lebensführung werden als steuer-
     Anteil der Steuerarten am Gesamtsteueraufkommen 2008                                                                 mindernde Betriebsausgaben
                                                                                                                          a
                                                                                                                          ­ bgezogen, von Einrichtungsgegen­
                                                                        Gewerbesteuer 7,5 %                               ständen bis zu Bewirtungskosten.

                       Lohnsteuer
                         25,2 %                                                                                            ver.di fordert:
                                                                      Kapitalertrag- und
                                                                      Zinssteuer 5,1 %                   Steuern auf
                                                                                                         Gewinne und       Möglichkeiten, die Steuern
                                                                                                         Kapital-          kleinzurechnen, sind massiv
                                                                                                         einkommen
                                                                         veranlagte                      21,5 %            einzuschränken und Steuer­
                                                                         Einkommensteuer 5,8 %                             erklärungen sind verstärkt zu
           Umsatzsteuer
             31,3 %                                                                                                        kontrollieren.
                                                                      Körperschaftsteuer 3,1%
                                             Sonstige                 (Gewinnsteuer der AGs und GmbHs)
                                             Steuern
                                             12,6 %                                                                          Im Bereich der Einkommen-
                                                                                                                          steuer rechnen wir mit Mehrein-
                                                                                                                          nahmen durch eine realistischere
                                                                                                                          Gewinnermittlung in der Größen-
                                                Energiesteuer 7,0 %
                   Tabaksteuer 2,4 %
                                                                                                                          ordnung von vier Milliarden Euro
                                                                                                                          jährlich.
     Den überwiegenden Anteil an der Finanzierung des Staates tragen die Beschäftigten und die
     Verbraucherinnen und Verbraucher. Auf Kapitaleinkommen und Gewinne entfallen nur ein Fünftel
     der Steuern.
     Quelle: Steuerschätzung November 2008




                                                            K O N Z E P T        S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Kapitalerträge realistisch                  Der Finanzminister rechnet trotz   bei vermieteten Immobilien zur        11
b
­ esteuern                              besserer Erfassung deshalb mit         Steuersenkung eingesetzt. Die pri-
    Den reichsten zehn Prozent          Steuerausfällen in Höhe von 1,3 Mil­   vat genutzte Immobilie wird hinge-
gehören knapp 60 Prozent des            liarden Euro.                          gen mit dem gesamten verfügba-
gesamten Vermögens. Sie beziehen            Statt Mindereinnahmen in Höhe      ren Eigenkapital finanziert, häufig
jedes Jahr Vermögenseinkünfte           von 1,3 Milliarden Euro in Folge der   ist sie schuldenfrei.
von rund 100 Milliarden Euro. Doch      Abgeltungsteuer ist im ver.di-Kon-
nur ein Bruchteil taucht in Steuer-     zept mit Mehreinnahmen in Höhe          ver.di fordert:
erklärungen auf. 2003 gerade ein-       von zwei Milliarden Euro zu rechnen.
mal 17 Milliarden Euro. Das „Bank-                                              Die Anrechnung von Verlusten
geheimnis“ schützt letztlich Steuer­
                                   -    Schlupfloch Vermietung                  im Rahmen von Vermietungen
                                                                                ist zu begrenzen.
hinterzieher und die Interessen der         Clevere Steuerberater haben bei
Banken, die mit ihnen Geschäfte         Einkünften aus „Vermietung und          Abschreibungsmöglichkeiten
machen.                                 Verpachtung“ ein weites Spielfeld.      sind ein­ udämmen. Von der
                                                                                        z
                                        Großzügige Abschreibungsmög-            generellen Abschreibung von




!
                                        lichkeiten von Baukosten, Baumaß-       zwei Prozent sollte nicht abge­
      D
       ie Entlastung von Kapital­                                              wichen werden.
      einkünften durch die              nahmen in Sanierungsgebieten
      Abgeltungsteuer passt             und an Baudenkmälern sind hier
      nicht in eine Zeit mit einer      der Hebel. Auch hohe Schuldzinsen          Steuermehreinnahmen sind hier
      immer skandalöseren Reich­        werden als „Vermietungsverlust“        schwer zu quantifizieren. Experten
      tumskonzentration.                                                       gehen von Mehrerträgen von bis
                                                                               zu sieben Milliarden Euro aus.
     Seit 2009 gibt es die Abgeltung­                                          Wir haben in unserer Rechnung aus
steuer auf Kapitalerträge. Diese                                               Vorsichtsgründen keinen Mehr­
s
­ ollen so vollständiger erfasst und                                           ertrag eingestellt.
besteuert werden. Doch der Steuer­
satz beträgt nur noch 25 Prozent
zuzüglich Solidaritätszuschlag und
gegebenenfalls Kirchensteuer,
zusammen höchstens 28 Prozent.
Für Reiche bedeutet das eine mas-
sive Steuersenkung, denn ihr Höchst­
steuersatz liegt heute bei 42 bzw.
inklusive Soli 45 Prozent.


 ver.di fordert:
 Banken müssen verpflichtet
 werden, regelmäßig vollstän­
 dige Mitteilungen über die
 Kapitaleinkünfte ihrer Kundin­
 nen und Kunden an die zustän­
 digen Finanzämter zu senden.
 Kapitaleinkünfte müssen wie
 Arbeitseinkünfte progressiv be­-
 steuert werden. Gleiches gilt auch
 für Veräußerungsgewinne aus
 Wertpapieren – unabhängig von
 der Haltedauer. Der Sparerfrei­
 betrag soll beibehalten werden.




                                        K O N Z E P T   S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Vermögen gerecht besteuern




                                  Vermögen gerecht besteuern

                                  K
                                                                                      !
12                                    aum ein Land verschont Reiche                                                          Vermögensteuer entspricht
                                                                                              D
                                                                                               ie Besteuerung von Ver­
                                      und Vermögende bei der Be­   -                          mögen bringt in Deutsch­       der Verfassung
                                  steuerung so sehr wie Deutschland.                          land weniger als halb so           Die Vermögensteuer wurde in
                                  Nach einer Studie der Organisation                          viel wie der Durchschnitt      Deutschland bis 1997 erhoben.
                                  für wirtschaftliche Zusammenarbeit                          der anderen Länder.            Ein Urteil des Bundesverfassungs-
                                  und Entwicklung – OECD – erzielen                                                          gerichts hatte nicht die Vermögen-
                                  außer Österreich nur Mexiko, Tsche­                                                        steuer selbst, sondern lediglich die
                                                                                         Vermögensteuer und Reform
                                  chien und die Slowakei weniger                                                             Art ihrer Erhebung für rechtswidrig
                                                                                     der Erbschaftsteuer bringen nach
                                  Einnahmen aus diesen Steuerarten.                                                          erklärt. Immobilien und Grund­ e­
                                                                                                                                                             b
                                                                                     dem ver.di-Konzept zusammen zu­     -
                                  Zu diesen Steuern gehören die                                                              sitz waren gegenüber Geldvermö-
                                                                                     sätzliche Einnahmen von 26 Milli-
                                  Grund-, Vermögen-, Erbschaft- und                                                          gen steuerlich bevorzugt, weil sie
                                                                                     arden Euro pro Jahr. Eine recht
                                  Schenkungsteuer.                                                                           nicht nach ihren jeweiligen Markt-
                                                                                     große Zahl. Doch angesichts eines
                                     Die Einnahmen aus den vermö-                                                            werten bewertet wurden. Der
                                                                                     Vermögensbestandes von weit
                                  gensbezogenen Steuern betragen                                                             Gesetz­ eber hätte lediglich die
                                                                                                                                     g
                                                                                     über fünf Billionen Euro – in Zah-
                                  in Deutschland gerade einmal                                                               Ungleichbehandlung beseitigen
                                                                                     len: 5.400.000.000.000 – ist dies
                                  0,9 Prozent des Bruttoinlands­                                                             müssen. Obwohl im Koalitions­
                                                                                     ein kleiner, aber wichtiger Beitrag
                                  produkts. Das ist weniger als die                                                          vertrag 1998 vereinbart, ist auch
                                                                                     für Investitionen in unsere Zukunft,
                                  Hälfte des OECD-Durchschnitts.                                                             Rot-Grün den Auflagen des Ver­
                                                                                     für die Zukunft unserer Kinder.
                                  Mit unseren Vorschlägen für eine                                                           fassungsgerichts nicht nachgekom-
                                  gerechte Reform der Erbschaft-                                                             men. Seit dem Urteil haben sämt­
                                  steuer und der Wiedererhebung                                                              liche Bundesregierungen auf die
                                  der Vermögensteuer würde der                                                               Erhebung einer gesetzeskonformen
                                  Anteil etwas mehr als verdoppelt                                                           Vermögensteuer schlicht und ein-
                                  und damit der internationale Durch­                                                        fach verzichtet.
                                  schnitt erreicht.                                                                              Gegner der Vermögensteuer
                                                                                                                             behaupten immer wieder, der
                                                                                                                             bürokratische Aufwand für eine
                                                                                                                             gesetzeskonforme Bewertung von
     Vermögensteuer für die Bundesländer                                                                                     Grund und Immobilien sei zu hoch.
                                              Schleswig-Holstein                                                             Zur Frage der Bewertung hatte die
                                                  0,7 Mrd. �     Thüringen 0,5 Mrd. �                                        rot-grüne Regierung immerhin eine
                              Sachsen-Anhalt 0,5 Mrd. �                     Baden-Württemberg
                                                                                2,7 Mrd. �                                   Sachverständigenkommission ein-
                                    Sachsen 1 Mrd. �                                                                         gesetzt. Sie legte im Jahr 2000
                               Saarland 0,2 Mrd. �                                                                           praktikable Vorschläge für Bewer-
                  Rheinland-Pfalz 0,9 Mrd. �                                                                                 tungsverfahren vor. Passiert ist
                                                                                                                             dennoch nichts.
                                                                                                   Bayern 3,1 Mrd. �
                                                                       20 Mrd.                                               Fixe Idee
                                                                        Euro
                  Nordrhein-Westfalen                                                                                        „
                                                                                                                             ­ Halbteilungsgrundsatz“
                      4,3 Mrd. �                                                                                                Lange hielt sich auch die fixe
                                                                                              Berlin 1 Mrd. �
                                                                                                                             Idee des Professors Kirchhof über
                                                                                            Brandenburg 0,6 Mrd. �           den sogenannten Halbteilungs-
                                                                                          Bremen 0,2 Mrd. �
                                                                                                                             grundsatz: Vermögen dürfe insge-
                                                                                          Hamburg 0,6 Mrd. �                 samt nur so hoch besteuert wer-
                               Niedersachsen 1,9 Mrd. �
                                                                                          Hessen 1,5 Mrd. �                  den, dass dem Besitzer mindestens
                                                                 Mecklenburg-Vorpommern
                                                                        0,4 Mrd. �                                           die Hälfte der Einkünfte bleibt. Bis
                                                                                                                             das Verfassungsgericht auch hier
     Vermögensteuer erhalten nicht nur die Orte mit den meisten Millionären. Sie ist eine Steuer der Bundes-
                                                                                                                             ein Machtwort sprach und diesen
     länder, die sich ungefähr nach dem Anteil der Gesamtbevölkerung verteilt. Deshalb haben auch ärmere
     Länder etwas davon. Die Länder geben einen Teil an die Gemeinden weiter.                                                „Grundsatz“ zurückwies.
     Quelle: Bundesministerium der Finanzen, eigene Berechnung




                                                                  K O N Z E P T   S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
Normales Familienvermögen                  Seither ist das Vermögen nicht         Das Geldvermögen der privaten                             13
nicht betroffen                        nur weiter angewachsen. Auch            Haushalte ist nach Angaben der
    ver.di fordert die Wiederer­       die Verteilung hat sich – wie die       Bundesbank zwischen 2000 und
hebung einer reformierten Vermö-       Armuts- und Reichtumsberichte           2007 um 30 Prozent angestiegen.
gensteuer. Ausreichend hohe Frei-      der Bundesregierung zeigen –            Abzüglich aller Schulden sogar um
beträge sollen garantieren, dass       ­ eiter auseinanderentwickelt.
                                       w                                       50 Prozent. Insgesamt gehen wir
normales Familienvermögen nicht        Denn das Vermögen konzentriert          anhand der Datenlage davon aus,
betroffen ist. Auch wenn Grund         sich immer stärker bei denjenigen,      dass die Vermögensteuer heute
und Immobilien zu ihrem tatsäch­       die vermögensteuerpflichtig sind.       mindestens 20 Milliarden Euro ein-
lichen Wert bewertet werden. Kon-                                              bringen würde.



                                       !
kret schlägt ver.di einen Freibetrag         G
                                              erade einmal ein halbes
von 500.000 Euro für eine vierköp-           Prozent der erwachsenen            ver.di fordert:
fige Familie oder ein Rentnerpaar            Bevölkerung verfügt über
vor. Alle Vermögen, die unter dem            ein Viertel des gesamten           Die Wiedererhebung der Ver­
Freibetrag liegen, sind vermögen-            Geldvermögens.                     mögensteuer mit einem Steuer­
                                                                                satz von einem Prozent.
steuerfrei. Bei höheren Vermögen
ist nur der über dem Freibetrag                                                 Ein Freibetrag von 500.000 Euro
                                           Eine aktuellere Studie des DIW
l
­iegende Anteil steuerpflichtig.*                                               soll sicher stellen, dass normale   * 
                                                                                                                     Vgl. ver.di-Bundesvor-
                                       zeigt: Rund zwei Drittel der Bevölke­    Familienvermögen nicht betrof­       stand (Hrsg.): Vermögen-
                                       rung in Deutschland hat kein oder                                             steuer, Erbschaftsteuer.




!
                                                                                fen sind.                            Millionen zahlen Steuern –
     A
      ls Grundsatz muss gelten:       nur ein sehr geringes Vermögen.                                               Millionäre sollen es auch,
     Normale Familienvermögen                                                                                        Berlin 2003. Darin sind
                                       Umgekehrt besaßen die oberen                                                  konkrete Rechenbeispiele
     bleiben steuerfrei. ver.di        zehn Prozent fast 60 Prozent des                                              enthalten, wer Vermö-
     will nicht, dass eine Familie     Vermögens. Für die Vermögen-
                                                                                                                     gensteuer zahlen muss.
     Vermögensteuern zahlt,            steuer kommt nur diese Gruppe
     nur weil sie im eigenen
                                       der oberen zehn Prozent in Frage,
     Haus wohnt.
                                       und darunter nur Familien, deren
                                       Vermögen den Freibetrag über-
Millionen zahlen Steuern –             steigt.
M
­ illionäre sollen es auch
    Das Deutsche Institut für
W
­ irtschaftsforschung (DIW) hatte
bereits im Jahr 2002 berechnet,
wie viel Einnahmen mit der refor-
mierten Vermögensteuer erzielt
werden können. Ein Steuersatz von
einem Prozent ergab schon damals
ein Aufkommen von 16 Milliarden
Euro.




                                       K O N Z E P T    S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
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Konzept steuergerechtigkeit

  • 1. Wirtschaftspolitik ver.di Konzept Steuer- gerechtigkeit Mehr Steuergerechtigkeit, Gerechte Steuern mehr Binnennachfrage 1 für mehr Zukunftsvorsorge Einkommensteuer – Tarif gerecht gestalten 4 Mehr brutto für mehr netto! 6 Familien fördern – Reform des Ehegattensplitting 8 Reform der Entfernungspauschale 9 Zahlen die Reichen zu viel ? 10 Vermögen gerecht besteuern 12 Erbschaftsteuer reformieren – aber richtig! 14 Unternehmensgewinne wieder stärker besteuern 16 Gemeindefinanzen stärken: G ­ emeindewirtschaftsteuer 22 Finanztransaktionsteuer 24 Kapital – das „scheue Reh“ 26 Verbesserung des Steuervollzugs 28
  • 2. K o n ze p t S te u e rg e re chtigkeit Gesamtüberblick Hier soll etwas geändert So viel fließt mehr werden (+) bzw. weniger (–) in die Staatskasse Lohn- und Einkommen-   ± 0 Mrd. Euro steuer Vermögensteuer + 20 Mrd. Euro Erbschaftsteuer   + 6 Mrd. Euro Unternehmensteuer + 20 Mrd. Euro Gemeindewirtschaftsteuer   + 3 Mrd. Euro Finanztransaktionsteuer + 10 Mrd. Euro Steuervollzug + 12 Mrd. Euro insgesamt + 71 Mrd. Euro Änderungen bei der Lohn- und Einkommensteuer Die wichtigsten So viel fließt mehr Ä ­ nderungen (+) bzw. weniger (–) in die Staatskasse Herausgeber: Tarifverlauf ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft – 13 Mrd. Euro (ohne Reichensteuer) Bundesvorstand Reform „Reichensteuer“ Ressort 1   + 2 Mrd. Euro (53 % ab 125.000 Euro; Paula-Thiede-Ufer 10 80 % ab 2 Mio. Euro) 10179 Berlin Reform der Entfernungspau-   – 1 Mrd. Euro schale Verantwortlich: Realistische Frank Bsirske   + 4 Mrd. Euro ­ ewinnermittlung G Vollständige Erfassung Bearbeitung: und progressive ­ esteuerung B   + 2 Mrd. Euro Bereich Wirtschaftspolitik von Kapitalerträgen Michael Schlecht (Bereichsleiter) Reform Ehegattensplitting   + 6 Mrd. Euro Ralf Krämer insgesamt   ± 0 Mrd. Euro Dr. Sabine Reiner Dr. Norbert Reuter Anita Weber Kontakt: Wirtschaftspolitik@verdi.de www.wipo.verdi.de Karikaturen: Reinhard Alff Gestaltung und Satz: Hauer+Ege GmbH, Stuttgart www.hauer-ege.de Druck: alpha print medien AG, Darmstadt W-2131-12-1208 Januar 2009
  • 3. Mehr Steuergerechtigkeit, mehr Binnennachfrage N ! och im Sommer 2007 sah SPD- Aber auch wirtschaftspolitisch 1 D er Sozialstaat muss Kanzlerkandidat Steinmeier w ­ ieder ausgebaut werden. ist diese Entwicklung verheerend. ein neues deutsches „Wirtschafts- Mehr Sozialleistungen, Der letzte Aufschwung hat nur wunder“. Ein gutes halbes Jahr finanziert durch höhere Unternehmern, Reichen und Ver- später drehte die Konjunktur jedoch Steuern für Reiche und mögenden etwas gebracht. In brei- bereits in Richtung Rezession. Im V ­ ermögende. ten Teilen der Bevölkerung ist er Herbst 2008 begannen die Auswir- nie angekommen. Zum ersten Mal kungen der Finanzmarktkrise auf In den letzten zehn Jahren sind in der Nachkriegsgeschichte ist die die ohnehin kränkelnde Wirtschaft außerdem rund 500 Milliarden Euro konsumtive Binnennachfrage nicht durchzuschlagen. Der Export bricht aufgrund ungenügender Steige- angestiegen; weil die Einkommen ein, die Kreditvergabe an die Be­- rung der Arbeitseinkommen der stagnierten und vor allem bei tarif- triebe wird restriktiver. Im Oktober Kapitalseite zusätzlich zugeflossen. lich nicht geschützten Beschäftig- 2008 peitscht die Bundesregierung Damit sind allein in diesem Zeitraum ten gekürzt wurde. Auch der Staat innerhalb einer Woche ein gigan­ rund eine Billion Euro von unten blieb weiter auf Sparkurs. Dieser tisches Rettungspaket für die Ban- nach oben umverteilt worden; eine Ausfall der Binnennachfrage führte ken von 480 Milliarden Euro durch Art Enteignung der arbeitenden bereits seit Anfang 2008 dazu, das Parlament. Viele Bürger und Menschen. Ein sozial-politischer dass der Aufschwung abgewürgt Bürgerinnen fragen sich: ­ üssen M Skandal. wurde. wir das am Ende bezahlen? Durch Ebenso verheerend ist, dass die mehr Steuern und durch weiteren zunehmende Konzentration der Sozialabbau? Einkommen und Vermögen und das Die Kanzlerin sagt: Wir müssen Trommeln für die private, kapital- alles tun, damit sich die gegen­ gedeckte Altersvorsorge die Finanz­ wärtige Krise nicht wiederholt. Dem märkte weiter angeheizt haben. kann man nur zustimmen. Aller- Ähnliche Entwicklungen sind in dings ist dazu eine grundlegende vielen anderen Ländern gelaufen. Kehrtwende in unserer Wirtschafts- politik notwendig. Hierzu gehört eine deutliche Stärkung der Binnen­ Öffentliche Investitionen in Deutschland gering wirtschaft. 4,6% 2007, in Prozent des Bruttoinlandsproduktes Rot-Grün und dann die Große Koalition haben in den letzten zehn 3,9% Jahren die Entstaatlichung massiv 3,4% 3,3% vorangetrieben. Mit der Agenda 2010 wurde Sozialabbau und eine 2,6% Verschlechterung der Arbeitsbedin- 2,4% 2,4% gungen in bislang ungeahnter Weise 1,9% durchgesetzt. Gleichzeitig wurden 1,5% rund 500 Milliarden Euro den Rei- chen und Vermögenden als Steuer- 1,0% geschenke zugeschustert. Anstatt für ein anständiges Bildungswesen, ordentliche Infrastruktur und ­ enschenwürdige Sozialleistungen m n n e ch n n h 27 d d nd ie lie ie le ic an an ei zu sorgen. re EU nn an Po Ita rla l nl kr ch er Sp ita n an de ts st Fi br eu Fr Ö ie oß N D G Deutschland leistet sich im Verhältnis zur Wirtschaftskraft nur sehr geringe öffentliche Investitionen. Eine Erhöhung um rund 25 Milliarden Euro im Jahr würde die Investitionsquote gerade einmal auf den europäischen Durchschnitt anheben. Quelle: Europäische Kommission K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 4. Mehr Steuergerechtigkeit, mehr Binnennachfrage 2 Während weltweit die Realwirt- Binnennachfrage stärken Maßnahmen zum Klimaschutz sind schaft seit 1980 um das Sechsfache Die Binnenwirtschaft muss notwendig, ebenso wie die Sanie- gewachsen ist, wurden die Finanz- gestärkt werden. Deshalb fordert rung von Gebäuden, Brücken, märkte um den Faktor 17 aufge- ver.di ein Zukunftsinvestitionspro- S ­ traßen, des Abwassersystems und bläht. Diese Kapitalmassen wollen gramm in Höhe von 50 Milliarden vieles andere mehr. sich verwerten – auf Teufel komm Euro jährlich! Es ist mehr als eine Die Krankenhäuser brauchen raus. Je größer die auf den Finanz- kurzfristige Konjunkturstütze. Es ist eine ausreichende Finanzierung, märkten angelegten Vermögen, ein wichtiger Beitrag, um die Bin- die nicht durch die Entwicklung desto größer die Verselbständigung nennachfrage langfristig zu stärken. der Lohnsumme begrenzt ist. Der dieser Sphäre gegenüber der Real- Sozial und ökologisch sinnvolle Budget-Deckel muss weg. In der wirtschaft, desto größer der gesell- Wachstumsimpulse von drei Pro- Krankenversicherung muss zur vol- schaftliche Schaden, der angerichtet zent und eine Million zusätzliche len paritätischen Finanzierung wird. Deshalb ist das Ausbremsen Arbeits­ lätze wären die Folge. p zurückgekehrt werden. der Reichtumskonzentration u. a. Das Zukunftsinvestitionspro- Um die Binnennachfrage kurz- durch die Steuerpolitik nicht nur gramm verbindet die binnenwirt- fristig zu stärken sind weitere sozial gerecht, sondern auch wirt- schaftliche Stärkung mit einer bes- Schritte notwendig: schaftspolitisch notwendig. seren Versorgung der Bevölkerung. n as Arbeitslosengeld II muss auf D Die Daseinsvorsorge muss massiv mindestens 420 Euro erhöht wer­ ausgebaut werden. Wir brauchen den. Dies ist sozialpolitisch mehr 25 Milliarden Euro mehr für Kinder­ als überfällig. Wirtschaftspolitisch tagesstätten, Schulen und Hoch- wird so ein Kaufkraftschub von schulen. Weitere 25 Milliarden s ­ ieben Milliarden Euro bewirkt. Euro sind für Investitionen in die n ie Bundesregierung muss Gut- D Infrastruktur und den ökologischen scheine (Barschecks) in Höhe von Umbau vorgesehen. Vielfältige 500 Euro mit sozial gestaffelten Bedingungen an die Bürgerinnen und Bürger ausgeben. Je nach Ausgestaltung wird hierdurch ein Steuer- und Abgabenquoten im Vergleich konjunktureller Impuls von rund 2007, in Prozent des Bruttoinlandsprodukts 20 Milliarden Euro ausgelöst. ! 48,2 % Sozialabgabenquote Steuerquote D er Niedriglohnsektor muss 43,6% 43,3 % 41,9 % trockengelegt werden. 12,6 % 36,6 % 36,4 % 36,2 % 16,2 % 14,8 % 14,1 % 6,8 % 29,8 % 13,2 % 28,3 % Über die staatlichen Leistungen 16,1 % 6,7 % hinaus müssen deutlich höhere 11,9 % Einkommenssteigerungen durch­ 35,6 % gesetzt werden. Hierzu brauchen 27,4 % 28,5 % 27,8 % 29,8 % wir die Stärkung der tarifpolitischen 20,3 % 23 ,0 % 21,6 % Handlungsmöglichkeiten wie zum 17,9 % Beispiel die erleichterte Möglichkeit, Tarifverträge für allgemeinverbind- lich erklären zu können und Tarif­ Schweden Frankreich Italien Österreich Groß- Tschechien Deutschland Slowakei USA treueregelungen. Lohndumping britannien durch Leiharbeit und Mini-Jobs muss Die Belastung mit Steuern und Sozialbeiträgen liegt in Deutschland deutlich unter dem europäischen Durch- beendet werden. Beim Arbeits­ schnitt. Insbesondere die Steuerquote ist niedrig, speziell die Steuerbelastung von Vermögen und Gewinnen. losengeld II muss der Zumutbarkeits­ Quelle: OECD, Revenue Statistics 2008 schutz wiederhergestellt ­ erden. w K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 5. ! Gerade deshalb brauchen wir den n D ie Steuereinnahmen müssen 3 D ie Profiteure müssen zur gesetzlichen Mindestlohn mit Kasse gebeten werden. ausreichen, um die notwendigen 7,50 Euro, der in schnellen Schrit- staatlichen Aufgaben, vor allem ten auf neun Euro angehoben wird. die der Daseinsvorsorge und der Hierdurch werden die Kaufkraft sozialen Sicherung sowie der um mindestens zehn Milliarden Euro Zukunftsvorsorge zu gewährleis- Bei den Kosten des Zukunfts­ gestärkt und über 100.000 Arbeits- ten und so auch die Binnennach- investitionsprogramms ist zu berück­ plätze geschaffen. frage zu stärken. sichtigen, dass es Selbstfinanzie- n D as Steuersystem muss gerecht ! rungseffekte von rund 50 Prozent M indestlohn bringt sein. Gering- und Durchschnitts- gibt. Durch die steigenden Steuer- 100.000 Arbeitsplätze und verdiener müssen entlastet und einnahmen und gleichzeitig sin- über zehn Milliarden Euro Besserverdienende – vor allem kende Sozialabgaben fallen damit Kaufkraftschub. Reiche und Vermögende – wieder Kosten von lediglich rund 25 Milli- stärker zur Finanzierung öffent­ arden Euro an. licher Aufgaben heran­ ezogen g Wer soll das bezahlen? Die steuerpolitischen Vorstel- werden. Viele fragen sich: Wie soll das lungen von ver.di orientieren sich n D ie steuerliche Entlastung von alles bezahlt werden? Erst die an folgenden Grundsätzen: Gering- und Durchschnittsverdie- K ­ osten für die Bankenrettung und nern bei gleichzeitiger Gegen­ dann auch noch das Zukunftsinves- finanzierung durch die stärkere titionsprogramm sowie weitere Besteuerung von Reichen und konjunkturelle Impulse. Vermögenden ist auch ein Instru- Wir brauchen eine dauerhaft ment, um die Binnennachfrage höhere Besteuerung großer Ver- zu stärken. mögen und Erbschaften, hoher Einkommen und Unternehmens­ gewinne. Es muss Schluss sein mit der seit Jahren fortgesetzten s ­ teuerpolitischen Begünstigung der Öffentliche Investitionen: stärkste Wirkung Unternehmen, der Reichen und der Über einen Zeitraum von drei Jahren würden sich auswirken*... Vermögenden. Sie müssen zur Finanzierung der Lasten der Krise herangezogen werden. Sie haben Steuersenkung Erhöhung öffentlicher Investitionen von dem vorangegangenen Anstieg bei Gewinnen und Vermögen auch Zunahme der Wirtschafts- 346.600 Erwerbstätigen wachstum alleine profitiert. Das hoch konzen- 312.900 trierte private Vermögen muss 15,7 Mrd. � gerechter verteilt werden. Damit wird auch der Zustrom von Geld auf die Finanzmärkte vermindert. 135.800 174.100 Dann bleibt auch mehr Einkommen 126.300 6,2 Mrd. � für die Beschäftigten. Das stärkt 67.100 die binnenwirtschaftliche Nach- frage. Sie hat es auch bitter nötig. So kann unser Projekt – eine neue 1. 2. 3. 3-Jahres- 1. 2. 3. 3-Jahres- Sozialstaatsoffensive – solide und Jahr Durchschnitt Jahr Durchschnitt solidarisch gegenfinanziert werden. Eine Steigerung der öffentlichen Investitionen hat eine weitaus stärkere Wirkung auf Wachstum und Beschäftigung als etwa Steuersenkungen. Deshalb finanzieren sie sich auch zu über der Hälfte selbst. Das Investitionsprogramm von ver.di würde eine Million zusätzliche Arbeitsplätze bringen. *bei staatlichen Ausgaben in Höhe von jeweils 15 Mrd. Euro jährlich; Quelle: Heilemann u.a. 2008 K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 6. Einkommensteuer – Tarif gerecht gestalten Einkommensteuer – Tarif gerecht gestalten 4 D ie Lohn- und Einkommensteuer ist neben der Umsatzsteuer die aufkommensstärkste Steuer. Der 15.000ste im Jahr verdiente Euro wird also höher besteuert als der 10.000ste Euro. Wie hoch betrag in Höhe von 920 Euro sowie ein Teil der geleisteten Sozialver­ sicherungsbeiträge. Sie trägt zu rund einem Drittel zum jeder verdiente Euro besteuert Oberhalb des Grundfreibetrags gesamten Steueraufkommen bei. wird, sagen die sogenannten Grenz­ setzt gegenwärtig die Besteuerung Wie bei keiner anderen Steuer steuersätze. Die von den Beschäf- mit 15 Prozent ein. Allerdings ist spiegeln sich in ihr Gerechtigkeits- tigten zu zahlende Steuer ergibt dieser niedrige Eingangsteuersatz überlegungen wider: Beschäftigte sich dann als die Summe der jewei- irreführend, denn mit jedem mit sehr niedrigen Einkommen ligen steuerlichen Belastung jedes w ­ eiteren verdienten Euro steigt die zahlen gar keine Steuern. Mit stei- verdienten Euros. Besteuerung im unteren Einkom- gendem Einkommen wird dann mensbereich steil an. Auf den *  Alle folgenden Angaben beziehen sich auf allein- jeder zusätzlich verdiente Euro etwas Tarifverlauf heute* 12.700sten Euro werden bereits stehende Steuerpflich­ höher besteuert. Hochverdiener Derzeit bleiben 7.665 Euro im 23,5 Prozent Steuern fällig. Erst tige. Bei Verheirateten sind für das gemeinsame zahlen deshalb einen höheren Pro- Jahr steuerfrei. Das ist der soge- oberhalb dieser Marke knickt die Einkommen jeweils die zentsatz an Steuern auf ihr Ein- nannte Grundfreibetrag. Brutto Steuerkurve deutlich ab. Die Steuer­ doppelten Eurobeträge anzusetzen. kommen als Beschäftigte mit nied- bedeutet das für alleinstehende belastung auf jeden weiteren rigen Einkommen. Steuerexperten Beschäftigte ein steuerfreies Jahres­ ­ erdienten Euro steigt dann lang- v nennen dies die Steuerprogression. einkommen von etwa 10.800 Euro. samer. Denn vor der Berechnung der zu ! S teuergerechtigkeit heißt: zahlenden Steuern werden auto- Unten entlasten – oben belasten Mit steigenden Einkommen matisch pauschale Beträge abge­ ver.di will den Knick bei der steigt auch der Steuersatz. zogen: der Arbeitnehmer-Pausch­ - Be­ teuerung beseitigen: Der Ein- s Breite Schultern müssen gangsteuersatz bleibt bei 15 Pro- mehr tragen als schmale. zent, wird aber erst ab Einkommen von 8.500 Euro erhoben. Das ent- lastet vor allem Beschäftigte mit nied­ igen Einkommen. Die deutli- r che Erhöhung ist zudem notwen- Tarifverlauf 2008 und ver.di-Tarifverlauf dig, weil wir auch für Erwerbslose 60 % das Arbeitslosengeld II auf 420 Euro zuzüglich Kosten der Unter- kunft erhöhen wollen. Bei einem 50 % Grundfreibetrag von 8.500 Euro Tarifverlauf ver.di bleiben für Alleinstehende rund 40 % 11.600 Euro brutto im Jahr steuer- Grenzsteuersätze Belastung für frei. Tarifverlauf Hochverdiener/-innen ! 2008 30 % D ie tatsächliche Besteue­ rung liegt immer deutlich 20 % unter dem Höchststeuer­ Entlastung vor allem für satz und nähert sich diesem Normalverdiener/-innen erst bei sehr hohen Ein­ 10 % kommen an. 0% 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 140.000 zu versteuerndes Einkommen Beim Konzept Steuergerechtigkeit liegen die Steuersätze im unteren Einkommensbereich niedriger als heute, bei den Großverdienern jedoch darüber. Damit werden Normalverdienende (gelb) ent- und Großverdiener (rot) belastet. K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 7. Die Steuerbelastung steigt ab Tarifverlauf der Einkommensteuer: sachten Steuerausfälle jedoch nur 5 dem 8.501sten Euro für jeden wei- Oberhalb der zwei Millionen Euro- zu einem Teil gegenfinanzieren. teren Euro geradlinig – also ohne Grenze soll jeder weitere Euro mit Denn im unteren Einkommens­ „Knick“ – auf den Höchststeuersatz 80 Prozent besteuert werden. bereich befinden sich wesentlich von 50 Prozent ab einem Einkom- mehr Menschen als im oberen. men von 60.000 Euro an. Ab dem Es bleiben Steuerausfälle Deshalb bleiben trotz zum Teil deut­ 60.000sten Euro wird jeder weitere Durch diese Reform des Einkom­ licher Steuererhöhung im oberen Euro konstant mit 50 Prozent be­ - mensteuertarifs werden Beschäf- Bereich Steuerausfälle in Höhe von steuert. Das sind immer noch sechs tigte mit einem zu versteuernden elf Milliarden Euro. Diese Mehraus- Prozentpunkte weniger als zuletzt Einkommen unter 66.800 Euro gaben durch den geänderten Tarif- im Jahr 1989 zu zahlen waren. steuerlich entlastet, während ober- verlauf werden jedoch durch wei- Bei einem zu versteuernden Jahres­ halb von 66.800 Euro mehr Steuern tere Reformen bei der Lohn- und einkommen von 60.000 Euro liegt gezahlt werden müssen. Einkommensteuer – wie im Folgen- dann die Steuerbelastung im ver.di- Durch die Höchststeuersätze von den dargestellt – vollständig Tarif insgesamt – also beim Durch- 50 Prozent, 53 Prozent und 80 Pro­ gegenfinanziert. schnittssteuersatz – bei 27,9 Pro­ zent für sehr hohe Einkommen zent. l ­assen sich die durch die Tarifsen- ver.di fordert: kungen im unteren Bereich verur­ - Reichensteuer Der Höchststeuersatz soll Für besonders hohe private w ­ ieder auf 50 Prozent ange­ hoben werden. ­ inkommen sind zwei weitere Stu- E fen vorgesehen: Wir greifen den Gering- und Normalverdiener Vorschlag der SPD auf und setzen müssen dagegen entlastet den Beginn der „Reichensteuer“ w ­ erden. ebenfalls auf 125.000 Euro fest. Ab diesem Einkommen wird für jeden weiteren verdienten Euro eine Steuer von 53 Prozent fällig. Der Satz liegt damit wie beim SPD- Entlastung unten – Belastung oben Konzept drei Prozentpunkte über Konzept Steuergerechtigkeit im Vergleich zum Tarif 2008 dem normalen Höchststeuersatz, der nach der ver.di-Forderung bei 50 Prozent liegt. 38.402 � ! Steuerliche Be- und Entlastung M illionengehälter sind kein Ausdruck besonderer Leis­ ung, sondern Resultat t von Macht. Hohe Steuern bis 66.800 Euro wird entlastet ab 66.800 Euro wird belastet sind hier ein notwendiges Korrektiv. Beschäftigte mit einem durchschnitt- 12.902 � lichen Einkommen müssen im Jahr In den letzten Jahren ist immer gut 1.000 Euro weniger Steuern zahlen wieder der Skandal von extremen 2.652 � Managergehältern diskutiert wor- 252 � 1.052 � den. Geht man davon aus, dass –675 � – 548 � –1.011 � –1.126 � –1.019 � das Erwerbseinkommen Resultat 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 100.000 200.000 500.000 eigener, geleisteter Arbeit sein soll, zu versteuerndes Einkommen so sind Millionengehälter in keiner Weise zu rechtfertigen. Deshalb Im Konzept Steuergerechtigkeit werden zu versteuernde Einkommen bis 66.800 Euro pro Jahr fordert ver.di eine weitere Stufe im im Vergleich zu heute entlastet. Darüberliegende Einkommen werden belastet – je höher, desto mehr. K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 8. Mehr brutto für mehr netto! Mehr brutto für mehr netto! „L ! 6 ohnerhöhung lohnt sich nicht, H öhere Steuern für Mit „kalter Progression“ ist eine die kalte Progression frisst höhere Einkommen ist ein schleichende Steuererhöhung alles wieder auf.“ Mit solchen Aus- wesentliches Prinzip eines gemeint: Wenn eine Lohnerhö­ sagen schrecken selbst ernannte gerechten Steuersystems. hung durch steigende Preise auf­ Steuerexperten immer wieder die gefressen wird, rutschen die Öffentlichkeit. Durch die Presse Beschäftigten dennoch auf der geistern Milliardensummen, die der Mit „kalter Progression“ Steuerkurve nach oben. Durch die Staat den Steuerzahlern angeblich gegen gerechte Besteuerung höheren Steuern können sie sich zusätz­ich aus der Tasche zieht. l Mit dem Hinweis auf die „kalte im Ergebnis sogar weniger leisten Deshalb müssten dringend die Progression“ versuchen diejenigen als vorher. für Steuersenkungen zu trommeln, Durch die Steuerreformen der Ver­ Steuern gesenkt werden. „Weniger denen die höhere Besteuerung von gangenheit, von denen zwar vor Steuern für mehr netto“, so die allem Reiche und Besserverdienen­ populistische Forderung. Reichen und Besserverdienenden de profitiert haben, wurde der Das Wesen einer gerechten schon immer ein Dorn im Auge ist. Effekt der „kalten Progression“ Besteuerung ist jedoch der anstei- „Mehr Gehalt – aber weniger Geld aber aufgehoben. Steuerliche Mehr­ gende Tarifverlauf: Wer mehr in der Tasche“, heißt es ebenso belastungen für Gering- und Nor­ ­ erdient, soll einen höheren Ein- v reißerisch wie falsch. Denn natür- malverdiener sind ausgeblieben. kommensanteil an Steuern zahlen. lich bleibt nach einer Lohnerhö- ! Dieses Prinzip gilt auch für Lohn­ hung immer mehr Geld im Port­ erhöhungen. Für jeden zusätzlichen monee. Das wirkliche Problem ist M it dem Hinweis auf die nicht die „kalte Progression“, „kalte Progression“ wollen Euro Lohn zahlt man einen etwas s ­ ondern sind die zu geringen Lohn- Lobbyisten weitere Steuer­ höheren Steuersatz. senkungen erreichen – steigerungen der vergangenen von denen dann vor allem Jahre. die Reichen profitieren. Kalt erwischt Mehr Brutto für Unternehmer und Reiche Eine Verkäuferin mit 1.500 Euro Reale Löhne sowie Gewinne und Vermögenseinkommen brutto im Monat zahlt 2008 132 Euro Steuern und Soli. Eine 953 Mrd. � Brutto 920 Mrd. � Lohnerhöhung von zwei Prozent bedeutet für sie brutto 30 Euro mehr. Davon zahlt sie etwa neun Lohnsteuern 338 Mrd. � und 321 Mrd. � Euro an zusätzlichen Steuern und Sozialbeiträge 670 Mrd. � Soli. Bitter ist das für sie dann, wenn Brutto die Lohnerhöhung gerade einmal 513 Mrd. � die Preissteigerung ausgleicht. Dann greift die höhere Steuer­ Private belastung als „kalte Progression“, Gewinne und und die Verkäuferin kann sich 615 Mrd. � Vermögens- Nettolöhne 599 Mrd. � wegen der höheren Steuer in der einkommen und -gehälter Tat weniger kaufen. 2000 2007 2000 2007 Beschäftigte haben 2007 netto 16 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2000. Das liegt aber nicht an den Abzügen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, die sogar 17 Milliarden Euro niedriger sind. Es liegt am Rückgang beim Brutto von über 30 Milliarden Euro. Unternehmer und Reiche dagegen haben fast 160 Milliarden Euro mehr. Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen, in Preisen von 2005 K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 9. ! ! Pro Stunde sind die Einkommen 7 N icht die „kalte Progres­ D ie Behauptung, die sion“ ist das Problem, seither um knapp zwei Prozent „kalte Progression“ habe s ­ ondern die zu geringen jährlich gestiegen – das ergibt ein alle Gehaltszuwächse Lohnsteigerungen. heutiges Jahresbrutto von rund a ­ ufgefressen, ist falsch. 35.000 Euro. Darauf müssen 6.620 Euro Steuern und Soli bezahlt Um diesen Effekt zu vermeiden, Konzept Steuergerechtigkeit werden, macht netto 28.380 Euro. muss von Zeit zu Zeit der Einkom- entlastet besonders unten Vom Plus beim Brutto in Höhe von mensteuertarif angepasst werden. Die von ver.di vorgeschlagenen 5.000 Euro bleiben netto also Dies ist im Rahmen von Steuer­ Tarifänderungen entlasten vor allem 4.820 Euro übrig. reformen auch immer wieder diejenigen, die unter den Preis­ Bei verheirateten Durchschnitts- geschehen. Von den Steuerentlas- steigerungen und den niedrigen verdienenden sieht es noch besser tungen haben zwar besonders die Lohnzuwächsen der vergangenen aus: Betrugen Steuern und Soli auf Reichen und Besserverdienenden Jahre besonders gelitten haben. ein Einkommen von 30.000 Euro profitiert. Wer zum Beispiel Sie spüren die Erhöhung des Grund­ im Jahr 1998 noch 3.200 Euro, müs­ 500.000 Euro pro Jahr an Einkom- freibetrags und die Steuersenkung sen heute auf 35.000 Euro sogar men bezieht, zahlt heute fast im unteren Einkommensbereich weniger Steuern gezahlt werden – 50.000 Euro weniger Steuern als am deutlichsten. Die Verkäuferin nur noch 3.090 Euro. 1998. mit 1.500 Euro brutto zahlt nach Aber auch im unteren Einkom- dem ver.di-Konzept fast 40 Euro mensbereich kam es zu Entlas­ weniger Steuern im Monat als tungen. So wurde über mehrere heute. Die Wirkung der „kalten ­ tufen die Summe erhöht, die ganz S Progression“ ist somit auch mit von der Steuer ausgenommen ist, Blick in die Zukunft auf Jahre hin der sogenannte Grundfreibetrag. ausgeglichen. 1998 waren lediglich 6.322 Euro steuerfrei. Der dann auf den ersten weiteren Euro zu zahlende Steuer- satz – der sogenannte Eingang- steuersatz – betrug 25,9 Prozent. Heute liegt der Grundfreibetrag bei 7.664 Euro, der Eingangssteuersatz bei nur noch 15 Prozent. Von diesen Steuerreformen hat- ten Beschäftigte mit Durchschnitts- einkommen zumindest so viel, dass die „kalte Progression“ der vergan- genen Jahre in etwa ausgeglichen wurde. Fakten gegen Propaganda 1998 zahlten Vollzeitbeschäf- tigte mit einem Durchschnittsver- dienst von 30.000 Euro brutto im Jahr 6.440 Euro Steuern und Soli. Netto blieben somit 23.560 Euro. K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 10. Familien fördern – Reform des Ehegattensplittings Familien fördern – Reform des Ehegattensplittings 8 F ür das Ehegattensplitting – das angeblich Ehe und Familie för- dern soll – gibt der Staat 20 Milli- Nach dem ver.di-Konzept soll der Grundfreibetrag von 8.500 Euro, der jedem zusteht – zusammen Abschaffung des Ehegattensplit- tings nicht zusätzlich belastet wer- den. Erst oberhalb von 48.500 Euro arden Euro im Jahr aus. Das Split- also 17.000 Euro –, je nach Ein- müssen mehr Steuern gezahlt wer- ting fördert aber nicht Familien, kommen flexibel verteilt werden den. Diese Grenze gilt auch dann, sondern Ehen mit ungleich verteil- können. Verdient nur eine oder wenn beide verdienen. ten Einkommen. Der Steuervorteil einer, kann er oder sie den nicht ist am größten, wenn nur einer genutzten Grundfreibetrag von Ehegattensplitting – verdient – meistens der Mann. Im 8.500 Euro dem berufstätigen so funktioniert’s: Jahr 2008 konnten so Hochverdie- Partner übertragen. Dieser muss Das gesamte zu versteuernde Ein­ ner bis zu 15.414 Euro Steuern dann sein Einkommen erst ab kommen von Mann und Frau wird sparen. 17.000 Euro versteuern. zusammengezählt und für die Dies führt zusammen mit unse- Steuer wird unterstellt, dass beide ! rer Reform des Steuertarifs dazu, gleich viel verdienen. D as Ehegattensplitting Hat zum Beispiel nur einer der kostet den Staat jährlich dass Alleinverdienerehen bei Ein- b ­ eiden Ehegatten ein Einkommen 20 Milliarden Euro. kommen bis 48.500 Euro trotz von 100.000 Euro zu versteuern, werden beide so behandelt, als ob sie jeweils 50.000 Euro zu ver­ steuern hätten. Wegen der Steuer­ progression müssen für zwei mal 50.000 Euro weniger Steuern gezahlt werden als für einmal 100.000 Euro. Verdienen beide tatsächlich jeweils 50.000 Euro, ist der Steuer­ spar­ ffekt gleich null. e Gute Arbeit, gutes Leben Dieser Reformschritt ist ein­ gebettet in weitere wichtige Ver- änderungen: Die Kinderbetreuung wird erheblich ausgebaut. Durch das von ver.di geforderte Zukunfts­ investitionsprogramm im Umfang von 50 Milliarden Euro pro Jahr würden außerdem eine Million zusätzliche Arbeitsplätze geschaf- fen. Damit wird es Eltern erleich- tert, ihren Wunsch nach Berufs­ tätigkeit zu erfüllen. ! D ie Rahmenbedingungen müssen stimmen: Wer arbeiten will, muss auch arbeiten können. K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 11. Reform der Entfernungspauschale Von der Umstellung ausge­ nommen bleiben die heute bereits über 50-Jährigen. Meist haben sie A nfang 2007 wurde den Be­ chäftigten die Entfernungs­ s pauschale gekürzt. Fortan waren In der bis Ende 2006 gültigen Regelung reduzierte die Pendler- pauschale lediglich das zu versteu- 9 bereits Kinder erzogen. Sie haben Fahrtkosten zum Arbeitsplatz erst ernde Einkommen. Hiervon profi- nichts mehr von Verbesserungen ab dem 20. Entfernungskilometer tieren besonders Steuerpflichtige bei der Kinderbetreuung. Außerdem absetzbar. ver.di hat die willkür­ mit hohem Einkommen, da auf das ist es besonders für ältere Frauen, liche Streichung der ersten 20 Kilo- durch die Pendlerpauschale redu- die sich Jahrzehnte nur der Familie meter von Anfang an kritisiert. Zu zierte Einkommen am oberen Ende gewidmet haben, schwierig wieder Recht: Ende 2008 hat das Bundes- sonst ein vergleichsweise hoher einen neuen Job zu finden. Zusätz- verfassungsgericht die gekürzte Steuersatz fällig geworden wäre. lich wollen wir, dass auch in nicht­ Pendlerpauschale als verfassungs- ehelichen Lebensgemeinschaften widrig erklärt. ver.di fordert: der Grundfreibetrag übertragen ! werden kann, wenn Unterhalts­ Statt einfach zur alten Rege­ F ahrten zum Arbeitsplatz lung zurückzukehren muss die verpflichtungen zur Kürzung von sind notwendige Aufwen­ bisherige Entfernungspauschale Sozialleistungen führen. dungen, die vollständig in eine Pendlerzulage von Aufgrund der sozialen Abfede- steuerlich berücksichtigt 8,5 Cent je Entfernungskilometer rung bringt diese Form der Strei- werden müssen. umgewandelt werden. chung des Ehegattensplittings keine Entlastung der Staatsfinanzen Damit erhält jeder Steuerpflich­ Die Bundesregierung hatte tige unabhängig vom Einkom­ in Höhe von 20 Milliarden Euro. argumentiert, die Arbeit beginne men den gleichen Betrag je Aber es bleibt ein Effekt zusätz­ erst am Werkstor. Der Weg dorthin Kilometer vom Staat erstattet. licher Steuereinnahmen von sei Privatvergnügen, das nicht zu­ ächst rund sechs Milliarden n s ­ teuerlich berücksichtigt werden Euro. Aufgrund des langfristigen müsse. Eine abenteuerliche Begrün­ Die von ver.di geforderte Auslaufens der Regelung für über dung. Insbesondere weil sonst Berücksichtigung der Wegekosten 50-Jährige wird sich dieser Betrag gebetsmühlenartig die Notwendig- vom ersten Kilometer an und die jedoch nach und nach erhöhen. keit einer hohen Mobilität der parallele Umwandlung in eine Beschäftigten beschworen wird. k ­ ilometerabhängige Entfernungs- ver.di fordert: zulage würden den Staat mit gut drei Milliarden Euro belasten. Das bisherige Ehegattensplit­ Das ist nur knapp eine Milliarde ting muss abgeschafft werden. Euro mehr als die Rückkehr zur Jede und jeder Beschäftigte soll alten Regelung kostet. im Prinzip einzeln besteuert werden. Soziale Flankierungen vermeiden Härten. Einsparun­ en müssen vor g allem für eine bessere Kinder­ betreuung genutzt werden. K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 12. Zahlen die Reichen zu viel? Zahlen die Reichen zu viel ? Z ! 10 ahlen die Reichen nicht ohnehin zahlen so über ihren Verbrauch noch G erechte Einkommen­ teuer s schon zu viel Steuern? Hört man heißt: Breite Schultern einmal Steuern auf ihr komplettes immer wieder! Richtig ist: Zehn m ­ üssen auch mehr tragen. Nettoeinkommen. Nicht so Besser- Prozent der Steuerpflichtigen zah- verdienende und Reiche. Sie geben len etwas mehr als die Hälfte der nur einen Teil ihres Einkommens Lohn- und Einkommensteuer. Dies aus und sparen den Rest. Der Blick allein auf die Ein­ liegt aber vor allem daran, dass kommensteuer gibt ohnehin ein knapp 30 Prozent der 35 Millionen An der Steuer vorbei… schiefes Bild. Über die Hälfte des Steuerpflichtigen weniger als Viele Einkommen tauchen zu­ - Steueraufkommens kommt aus 10.000 Euro im Jahr zu versteuern dem gar nicht bei der Steuer auf. Steuern, bei denen die unteren haben. Deshalb zahlen sie fast Gerade Unternehmer und Frei­ Einkommenschichten sogar stärker keine Steuern. Die „oberen zehn berufler haben erhebliche Möglich- belastet sind. Von der Umsatzsteuer Prozent“ verfügen dagegen über keiten, die Steuern kleinzurechnen. über die Energie- und Stromsteuer 35 Prozent des Einkommens aller Mehr als ein Viertel aller Steuer- bis hin zur Tabaksteuer. Beschäf- Steuerzahler. 110.000 Euro pro pflichtigen mit Einkünften aus tigte mit niedrigen Einkommen Jahr sind das im Durchschnitt. Und Gewerbebetrieb geben sogar Ver- darauf müssen eben höhere Steu- luste an. ern gezahlt werden – im Durch- In vielen Fällen stehen diese schnitt 30 Prozent. Netto bleiben Verluste aber nur auf dem Papier. immer noch 77.000 Euro im Jahr So werden Abschreibungen – übrig – mehr als genug. also Wertverluste – von Immobilien, Maschinen und anderen Gegen- ständen abgezogen, auch wenn deren Wert kaum oder gar nicht gesunken, vielleicht sogar erheb- lich gestiegen ist. So entstehen unversteuerte „stille Reserven“. Auch Aufwendungen der privaten Wer finanziert den Staat? Lebensführung werden als steuer- Anteil der Steuerarten am Gesamtsteueraufkommen 2008 mindernde Betriebsausgaben a ­ bgezogen, von Einrichtungsgegen­ Gewerbesteuer 7,5 % ständen bis zu Bewirtungskosten. Lohnsteuer 25,2 % ver.di fordert: Kapitalertrag- und Zinssteuer 5,1 % Steuern auf Gewinne und Möglichkeiten, die Steuern Kapital- kleinzurechnen, sind massiv einkommen veranlagte 21,5 % einzuschränken und Steuer­ Einkommensteuer 5,8 % erklärungen sind verstärkt zu Umsatzsteuer 31,3 % kontrollieren. Körperschaftsteuer 3,1% Sonstige (Gewinnsteuer der AGs und GmbHs) Steuern 12,6 % Im Bereich der Einkommen- steuer rechnen wir mit Mehrein- nahmen durch eine realistischere Gewinnermittlung in der Größen- Energiesteuer 7,0 % Tabaksteuer 2,4 % ordnung von vier Milliarden Euro jährlich. Den überwiegenden Anteil an der Finanzierung des Staates tragen die Beschäftigten und die Verbraucherinnen und Verbraucher. Auf Kapitaleinkommen und Gewinne entfallen nur ein Fünftel der Steuern. Quelle: Steuerschätzung November 2008 K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 13. Kapitalerträge realistisch Der Finanzminister rechnet trotz bei vermieteten Immobilien zur 11 b ­ esteuern besserer Erfassung deshalb mit Steuersenkung eingesetzt. Die pri- Den reichsten zehn Prozent Steuerausfällen in Höhe von 1,3 Mil­ vat genutzte Immobilie wird hinge- gehören knapp 60 Prozent des liarden Euro. gen mit dem gesamten verfügba- gesamten Vermögens. Sie beziehen Statt Mindereinnahmen in Höhe ren Eigenkapital finanziert, häufig jedes Jahr Vermögenseinkünfte von 1,3 Milliarden Euro in Folge der ist sie schuldenfrei. von rund 100 Milliarden Euro. Doch Abgeltungsteuer ist im ver.di-Kon- nur ein Bruchteil taucht in Steuer- zept mit Mehreinnahmen in Höhe ver.di fordert: erklärungen auf. 2003 gerade ein- von zwei Milliarden Euro zu rechnen. mal 17 Milliarden Euro. Das „Bank- Die Anrechnung von Verlusten geheimnis“ schützt letztlich Steuer­ - Schlupfloch Vermietung im Rahmen von Vermietungen ist zu begrenzen. hinterzieher und die Interessen der Clevere Steuerberater haben bei Banken, die mit ihnen Geschäfte Einkünften aus „Vermietung und Abschreibungsmöglichkeiten machen. Verpachtung“ ein weites Spielfeld. sind ein­ udämmen. Von der z Großzügige Abschreibungsmög- generellen Abschreibung von ! lichkeiten von Baukosten, Baumaß- zwei Prozent sollte nicht abge­ D ie Entlastung von Kapital­ wichen werden. einkünften durch die nahmen in Sanierungsgebieten Abgeltungsteuer passt und an Baudenkmälern sind hier nicht in eine Zeit mit einer der Hebel. Auch hohe Schuldzinsen Steuermehreinnahmen sind hier immer skandalöseren Reich­ werden als „Vermietungsverlust“ schwer zu quantifizieren. Experten tumskonzentration. gehen von Mehrerträgen von bis zu sieben Milliarden Euro aus. Seit 2009 gibt es die Abgeltung­ Wir haben in unserer Rechnung aus steuer auf Kapitalerträge. Diese Vorsichtsgründen keinen Mehr­ s ­ ollen so vollständiger erfasst und ertrag eingestellt. besteuert werden. Doch der Steuer­ satz beträgt nur noch 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer, zusammen höchstens 28 Prozent. Für Reiche bedeutet das eine mas- sive Steuersenkung, denn ihr Höchst­ steuersatz liegt heute bei 42 bzw. inklusive Soli 45 Prozent. ver.di fordert: Banken müssen verpflichtet werden, regelmäßig vollstän­ dige Mitteilungen über die Kapitaleinkünfte ihrer Kundin­ nen und Kunden an die zustän­ digen Finanzämter zu senden. Kapitaleinkünfte müssen wie Arbeitseinkünfte progressiv be­- steuert werden. Gleiches gilt auch für Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren – unabhängig von der Haltedauer. Der Sparerfrei­ betrag soll beibehalten werden. K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 14. Vermögen gerecht besteuern Vermögen gerecht besteuern K ! 12 aum ein Land verschont Reiche Vermögensteuer entspricht D ie Besteuerung von Ver­ und Vermögende bei der Be­ - mögen bringt in Deutsch­ der Verfassung steuerung so sehr wie Deutschland. land weniger als halb so Die Vermögensteuer wurde in Nach einer Studie der Organisation viel wie der Durchschnitt Deutschland bis 1997 erhoben. für wirtschaftliche Zusammenarbeit der anderen Länder. Ein Urteil des Bundesverfassungs- und Entwicklung – OECD – erzielen gerichts hatte nicht die Vermögen- außer Österreich nur Mexiko, Tsche­ steuer selbst, sondern lediglich die Vermögensteuer und Reform chien und die Slowakei weniger Art ihrer Erhebung für rechtswidrig der Erbschaftsteuer bringen nach Einnahmen aus diesen Steuerarten. erklärt. Immobilien und Grund­ e­ b dem ver.di-Konzept zusammen zu­ - Zu diesen Steuern gehören die sitz waren gegenüber Geldvermö- sätzliche Einnahmen von 26 Milli- Grund-, Vermögen-, Erbschaft- und gen steuerlich bevorzugt, weil sie arden Euro pro Jahr. Eine recht Schenkungsteuer. nicht nach ihren jeweiligen Markt- große Zahl. Doch angesichts eines Die Einnahmen aus den vermö- werten bewertet wurden. Der Vermögensbestandes von weit gensbezogenen Steuern betragen Gesetz­ eber hätte lediglich die g über fünf Billionen Euro – in Zah- in Deutschland gerade einmal Ungleichbehandlung beseitigen len: 5.400.000.000.000 – ist dies 0,9 Prozent des Bruttoinlands­ müssen. Obwohl im Koalitions­ ein kleiner, aber wichtiger Beitrag produkts. Das ist weniger als die vertrag 1998 vereinbart, ist auch für Investitionen in unsere Zukunft, Hälfte des OECD-Durchschnitts. Rot-Grün den Auflagen des Ver­ für die Zukunft unserer Kinder. Mit unseren Vorschlägen für eine fassungsgerichts nicht nachgekom- gerechte Reform der Erbschaft- men. Seit dem Urteil haben sämt­ steuer und der Wiedererhebung liche Bundesregierungen auf die der Vermögensteuer würde der Erhebung einer gesetzeskonformen Anteil etwas mehr als verdoppelt Vermögensteuer schlicht und ein- und damit der internationale Durch­ fach verzichtet. schnitt erreicht. Gegner der Vermögensteuer behaupten immer wieder, der bürokratische Aufwand für eine gesetzeskonforme Bewertung von Vermögensteuer für die Bundesländer Grund und Immobilien sei zu hoch. Schleswig-Holstein Zur Frage der Bewertung hatte die 0,7 Mrd. � Thüringen 0,5 Mrd. � rot-grüne Regierung immerhin eine Sachsen-Anhalt 0,5 Mrd. � Baden-Württemberg 2,7 Mrd. � Sachverständigenkommission ein- Sachsen 1 Mrd. � gesetzt. Sie legte im Jahr 2000 Saarland 0,2 Mrd. � praktikable Vorschläge für Bewer- Rheinland-Pfalz 0,9 Mrd. � tungsverfahren vor. Passiert ist dennoch nichts. Bayern 3,1 Mrd. � 20 Mrd. Fixe Idee Euro Nordrhein-Westfalen „ ­ Halbteilungsgrundsatz“ 4,3 Mrd. � Lange hielt sich auch die fixe Berlin 1 Mrd. � Idee des Professors Kirchhof über Brandenburg 0,6 Mrd. � den sogenannten Halbteilungs- Bremen 0,2 Mrd. � grundsatz: Vermögen dürfe insge- Hamburg 0,6 Mrd. � samt nur so hoch besteuert wer- Niedersachsen 1,9 Mrd. � Hessen 1,5 Mrd. � den, dass dem Besitzer mindestens Mecklenburg-Vorpommern 0,4 Mrd. � die Hälfte der Einkünfte bleibt. Bis das Verfassungsgericht auch hier Vermögensteuer erhalten nicht nur die Orte mit den meisten Millionären. Sie ist eine Steuer der Bundes- ein Machtwort sprach und diesen länder, die sich ungefähr nach dem Anteil der Gesamtbevölkerung verteilt. Deshalb haben auch ärmere Länder etwas davon. Die Länder geben einen Teil an die Gemeinden weiter. „Grundsatz“ zurückwies. Quelle: Bundesministerium der Finanzen, eigene Berechnung K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T
  • 15. Normales Familienvermögen Seither ist das Vermögen nicht Das Geldvermögen der privaten 13 nicht betroffen nur weiter angewachsen. Auch Haushalte ist nach Angaben der ver.di fordert die Wiederer­ die Verteilung hat sich – wie die Bundesbank zwischen 2000 und hebung einer reformierten Vermö- Armuts- und Reichtumsberichte 2007 um 30 Prozent angestiegen. gensteuer. Ausreichend hohe Frei- der Bundesregierung zeigen – Abzüglich aller Schulden sogar um beträge sollen garantieren, dass ­ eiter auseinanderentwickelt. w 50 Prozent. Insgesamt gehen wir normales Familienvermögen nicht Denn das Vermögen konzentriert anhand der Datenlage davon aus, betroffen ist. Auch wenn Grund sich immer stärker bei denjenigen, dass die Vermögensteuer heute und Immobilien zu ihrem tatsäch­ die vermögensteuerpflichtig sind. mindestens 20 Milliarden Euro ein- lichen Wert bewertet werden. Kon- bringen würde. ! kret schlägt ver.di einen Freibetrag G erade einmal ein halbes von 500.000 Euro für eine vierköp- Prozent der erwachsenen ver.di fordert: fige Familie oder ein Rentnerpaar Bevölkerung verfügt über vor. Alle Vermögen, die unter dem ein Viertel des gesamten Die Wiedererhebung der Ver­ Freibetrag liegen, sind vermögen- Geldvermögens. mögensteuer mit einem Steuer­ satz von einem Prozent. steuerfrei. Bei höheren Vermögen ist nur der über dem Freibetrag Ein Freibetrag von 500.000 Euro Eine aktuellere Studie des DIW l ­iegende Anteil steuerpflichtig.* soll sicher stellen, dass normale *  Vgl. ver.di-Bundesvor- zeigt: Rund zwei Drittel der Bevölke­ Familienvermögen nicht betrof­ stand (Hrsg.): Vermögen- rung in Deutschland hat kein oder steuer, Erbschaftsteuer. ! fen sind. Millionen zahlen Steuern – A ls Grundsatz muss gelten: nur ein sehr geringes Vermögen. Millionäre sollen es auch, Normale Familienvermögen Berlin 2003. Darin sind Umgekehrt besaßen die oberen konkrete Rechenbeispiele bleiben steuerfrei. ver.di zehn Prozent fast 60 Prozent des enthalten, wer Vermö- will nicht, dass eine Familie Vermögens. Für die Vermögen- gensteuer zahlen muss. Vermögensteuern zahlt, steuer kommt nur diese Gruppe nur weil sie im eigenen der oberen zehn Prozent in Frage, Haus wohnt. und darunter nur Familien, deren Vermögen den Freibetrag über- Millionen zahlen Steuern – steigt. M ­ illionäre sollen es auch Das Deutsche Institut für W ­ irtschaftsforschung (DIW) hatte bereits im Jahr 2002 berechnet, wie viel Einnahmen mit der refor- mierten Vermögensteuer erzielt werden können. Ein Steuersatz von einem Prozent ergab schon damals ein Aufkommen von 16 Milliarden Euro. K O N Z E P T S T E U E R G E R E C H T I G K E I T