Grünlandverbesserung, Grünlanderneuerung oder Grünlandregeneration sind Synonyme. Diese sehr ähnlich bis gleich bedeutende Verfahren stehen für: Einsaat, Nachsaat oder Übersaat von Futterwiesen. Damit soll wierder volle Ertragsfähigkeit von Wiesen herstellt werden soll. Absicht dabei ist den spürbaren Ertragsrückgang bei Futterwiesen infolge Ausbreitung minderwertiger Pflanzenarten und zunehmender Lückigkeit der Narbe zu stoppen und umzukehren. Angestrebt werden dichte, ertragreiche und qualitativ hochwertige Futterbestände um hochleistende Rauhfutter verzehrende Wiederkäuer artgerecht ernähren zu können. Die eigenen langjährigen Erfahrungen zeigen aber, dass die oben angeführten Säverfahren und verwendeten eingesäten Gräserarten in der Regel leider keinen garantierten Erfolg bringen. In der überwiegenden Praxis werden in NÖ meist nur Teilerfolge bei Einsaaten beobachtet. Deshalb ist es gut alle Für und Wider vor einer geplanten Grünlanderneuerung zu kennen.
2004 PPT HUMER Giftpflanzen im Vormarsch in Futterwiesen Ursachen und Abhilfe
Grünlanderneuerung alle FÜR und WIDER mit Fotos, Johann Jumer, Juli 2013
1. Fachbeitrag
für „Die Landwirtschaft“ August 2013 und das LK Web Internet
Grünlanderneuerung - alle Für und Wider
Autor: Dipl.-Ing. Johann HUMER
Grünlandverbesserung, Grünlanderneuerung oder Grünlandregeneration sind synonyme (gleich
bedeutende) Verfahren wobei mit Einsaat, Nachsaat oder Übersaat die volle Ertragsfähigkeit von
Futterwiesen herstellt werden soll. Absicht dabei ist den spürbaren Ertragsrückgang bei Futterwiesen
infolge Ausbreitung minderwertiger Pflanzenarten und zunehmender Lückigkeit der Narbe zu stoppen
und umzukehren. Angestrebt werden dichte, ertragreiche und qualitativ hochwertige Futterbestände
um hochleistende Rauhfutter verzehrende Wiederkäuer artgerecht ernähren zu können. Die eigenen
langjährigen Erfahrungen zeigen aber, dass die oben angeführten Säverfahren und verwendeten
eingesäten Gräserarten in der Regel leider keinen garantierten Erfolg bringen. In der überwiegenden
Praxis werden in NÖ meist nur Teilerfolge bei Einsaaten beobachtet. Deshalb ist es gut alle Für und
Wider vor einer geplanten Grünlanderneuerung zu kennen.
Viele Futterwiesen haben einen unbefriedigenden Mix an Futterpflanzenarten. Oft dominiert
minderwertiges Wiesenfutter aus Ungräsern wie Gemeiner Rispe, Wolligem Honiggras,
Flechtstraußgras und Weicher Trespe. Auch ein einseitiger Kräutermix aus Doldenblütern,
Hahnenfußarten, Platzräubern, Lückenfüller oder Giftpflanzen erfüllt die Futteransprüche nicht. Viele
Wiesen liefern oft nur mehr die Hälfte ihrer natürlichen Ertragsfähigkeit; etwa nur mehr 6 t/ha
Trockenmasse statt 12 t TM/ha.
Fehlen hochwertige Futtergräser, können die hohen Futteransprüche an Futterstruktur und Energie
nicht erfüllt werden. Dann können Zuchtrinder ihre Leistung nicht bringen zudem erkranken
hochleistende Tiere infolge Energiemangels vermehrt an Stoffwechselkrankheiten und Unfruchtbarkeit.
Minderwertiges Wiesenfutter wird von Rauhfutter verzehrenden Rindern mit hohen Leistungen immer
mehr verweigert, wird von der Praxis berichtet. Daher ist es wichtig die hochwertigen Futtergräser zu
kennen und zum Wachsen zu bringen.
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2. Ungräser und Unkräuter als Ursache minderwertigen Wiesenfutters
Die Hauptursache für minderwertiges Wiesenfutter ist die Abnahme oder das Verschwinden der guten
Massengräser wie Timothe, Wiesenschwingel und Knaulgras durch die immer frühere und häufigere
Futternutzung. Inzwischen gibt es auch in NÖ Sieben-Schnittwiesen. Für hohe Energiegehalte im
Futter ist die frühe Nutzung zur Zeit des Ährenschiebens wichtig. Der frühe Schnitt dünnt aber die
guten Arten an Futtergräsern wie Timothe, Wiesenschwingel und auch Knaulgras immer mehr aus.
Davon sind spätblühende und horstbildende Obergräser besonders betroffen, weil ihnen die natürliche
Vermehrungsmöglichkeit genommen wird. In der Folge treten oft sehr anpassungsfähige
niedrigwüchsige, ertragsmindernde Ungräser und Unkräuter wie Gemeine Rispe, Flechtstraußgras,
Weiches Honiggras, Löwenzahn, Hahnenfuß, Doldenblütler und Giftpflanzen auf. Wer also bei früh
geschnittenen Futterwiesen die Grünlandverbesserung unterlässt, muss mit der Zeit mit immer
geringeren Erträgen rechnen. Auch Maulwürfe, Engerlinge, Schnakenlarven und mechanische
Verletzungen der Narbe durch Fahrspuren, Erntegräte und Wildschäden sind Gründe, warum Wiesen
immer wieder repariert werden müssen. Ohne Gegensteuerung durch Wiesenverbesserung führt das
bei Dauerwiesen zu einem fortschreitenden Ertragsabfall bis 50%.
Um dauerhaft gutes Futter ernten zu können, muss alles unternommen werden um unsere besten,
wuchsfreudigen Futtergräser zu fördern. Unsere besten Futtergräser können aber nur anwachsen und
dann eine hohe Leistung bringen, wenn sie von Unkraut nicht bedrängt werden. Sie brauchen daher
zum Aufwuchs und gutem Wachstum viel Freiraum, also offenen Boden als Wuchsfläche und genug
Licht, Wasser und Nährstoffe. Fehlen diese Voraussetzungen, ist der Erfolg von Einsaaten zur
Grünlandverbesserung gering.
Grünlanderneuerungsverfahren im Überblick
1. Umbruch im Sommer mit Neuanlage
2. Neuanlage in einem Zug mit dem ROTOTILLER
3. Unkrautbekämpfung im Herbst, Einsaat im Frühjahr
4. Dauergrünlanderneuerung mittels Einsaat, Nachsaat oder Übersaat
5. Natürliches AUSSAMEN von Wiesen
Neuanlage durch Umbruch
Die Neuanlage durch Umbruch ist das sicherste Wiesenanlageverfahren von allen. Die gesäten Arten
wachsen dabei fast immer gut an. Die Verunkrautung aus dem Altbestand ist am geringsten, wenn
man die Wiesenansaat durch die Deckfrucht Hafer mit ca 70kg/ha unterstützt. Es ist zwar das
teuerste Verfahren und mit einem Futterausfall von etwa einem Jahr, dafür aber auch die beständigste
Wiesenverbesserung. Am sinnvollsten ist der Umbruch mit dem Pflug im Sommer mit einer
Bodenbearbeitung (Egge) für die Ansaat bis Ende Sommer, weil der Futterausfall in Ertrag wie
Qualität dabei am geringsten ist. Wenn der Umbruch erst im Herbst erfolgt kann die Ansaat erst im
Frühjahr erfolgen und man verliert den wichtigen ersten Schnitt. Die Ansaat im Frühjahr ist im März
bis April durchzuführen, wenn der Boden gut befahrbar ist und die ersten Gräser ergrünen.
Sätechniken sind dabei: Sämaschine mit Kleinsamenstreuer, Saatstriegel oder per Hand bei
Kleinflächen.
Saatgutmischungen für Wiesenneuanlagen
Wer Futterwiesen das erste Mal neu anlegt, dem wird geraten, die offiziellen österreichischen
Standardmischungen für Dauerwiesen (A,B,C.D), Dauerweiden (G,H) oder Wechselwiesen (WM.WR)
zu verwenden. Diese Mischungen gibt es in üblicher EU-Handelsqualität und in höherer ÖAG-Qualität.
Die etwa 30% teurere ÖAG-Qualität verspricht Ampferfreiheit und die Garantie für besonders für
Österreich bewährte, da intensiver geprüfte, Zuchtsorten. Eine sehr übersichtliche Darstellung aller
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3. Standard- und ÖAG-Handels-Saatgutmischungen finden Sie unter diesem Weblink HIER
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4. Düngeempfehlungen für Wiesenneuanlagen
Zur Einhaltung der Richtlinien für die sachgerechte Düngung SGD6 kann man den LK-Düngerechner
nutzen. Die Bodenuntersuchung vor dem Umbruch ist immer sehr zweckmäßig. Sie ist mit etwa einem
EURO je Jahr und Hektar eine sehr kostengünstige Information zum Nährstoffbedarf. Häufig liegt
Düngebedarf pro Jahr für 3 bis 4 Schnittwiesen je ha insgesamt bei: 100 kg N, 70 kg P2O5 und 200
kg K2O. Die beste Stickstoffwirkung erreicht man mit 50% Wirtschaftsdünger-N und 50 %
Mineraldünger-N. Diammonphosphat hat sich als Ersatz für das altbekannte Thomasphosphat
bewährt.
Neuanlage in einem Zug mit dem Rototiller
Der Rototiller ist ein Bodenbearbeitungsgerät, das Keilzinken statt Frässchaufeln hat. Durch die
Keilzinken ist er auf steinigen Böden einsetzbar. Damit treten die nachteiligen Effekte einer
Bodenfräse wie Erosionsgefahr, Vermehrung von Wurzelunkräutern nicht auf. Der größte Vorteil ist,
dass Bodenbearbeitung und Saat in einem Zug erledigbar sind und dass der Rototiller bei seichten wie
steinigen Böden einsetzbar ist. Die Wiesennarbe soll vorher möglichst kurz gemäht werden, damit die
Wurzelstöcke gut in den Boden eingearbeitet werden. Die Nachteile der Rototillersaat sind, dass bei
einem Stopp während der Saat das Gerät angehoben werden muss, da sonst Fräsmulden und
Erdhaufen entstehen. Außerdem sind etwas mehr Niederschläge als beim Umbruch für den guten
Aufgang notwendig. Wenn viele Unkräuter im Altbestand sind, kann auch ein Teil wieder
durchwachsen.
Rototiller mit Frontanbau, der Mittelweg zwischen Umbruch und Einsaat
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5. Unkrautbekämpfung im Herbst, Einsaat im Frühjahr
Der Vorteil dieses Verfahrens ist das relativ leichte und preisgünstige Ausschalten vieler Unkräuter im
Herbst durch Herbizide, mit geringstem Futterausfall. Damit wird rasch ein freier Platz ohne
Konkurrenz für die neue Saat geschaffen. Für Löwenzahn stehen 7 selektive Herbizide, für
Spitzwegerich 5 selektive Herbizide zur Verfügung, die bei sachgerechter Anwendung eine 100%ige
Wirkung etwa für 3 bis 5 Jahre versprechen. Nach der Karenzfrist für die Saat (siehe Beipacktext,
meist nach 3 bis 6 Wochen) kann die Saat in den offenen Boden mit allen üblichen Grünlandsägeräten
in den schon erwähnten Zeiträumen erfolgen. Bei rasch auflaufenden Unkräutern ist ein
Reinigungsschnitt notwendig, um das rasche Anwachsen der Saat zu unterstützen. Das Verfahren hat
eine mittlere Anlagesicherheit
und einen tolerierbaren
Futterausfall ab Sommer bis
Herbst, wo ohnedies die
schlechteren und geringeren
Ernte- und Futterqualitäten
anfallen. Der folgende erste
Schnitt sollte schon die volle
neue Ertragsfähigkeit bringen.
Wirkung der
Herbstunkrautspritzung u.
Nichtspritzung (Bildmitte mit
verblühtem Löwenzahn) im
Frühjahr, als Vorbereitung
verunkrauteter Einsaatflächen
(Karrotte, 2012)
Dauergrünlanderneuerung mittels Einsaat, Nachsaat oder Übersaat
Sie erfolgt umbruchslos mittels Schlitzsaat, Striegel oder Eggen. Einsaat, Nachsaat, Übersaat oder
Durchsaat bedeutet dass man Wiesensaatgut in eine bestehende Wiesennarbe sät. Je nach
Konkurrenz der Altnarbe ist mit einem sehr verschiedenen Erfolg zu rechnen.
Springender Punkt bei Einsaaten
Die Wasserversorgung und der freie, offene Boden ist bei Einsaaten ein springender Punkt für den
Erfolg. Von allen Verfahren der Grünlanderneuerung haben Einsaaten den höchsten Wasserbedarf. Die
Altnarbe mit ihrem besseren Wurzelsystem ist nämlich der größte Wasser- wie Nährstoffkonkurrent
für die junge Saat. Alle unsere leistungsfähigen Kulturgräser brauchen eine reichliche
Niederschlagsversorgung. Einsaaterfolge mit über 800 mm Niederschlag sind daher logischerweise
günstiger und darunter sind die Erfolgschancen dementsprechend schlechter.
Erfolgsbild von Einsaaten in NÖ
Langjährige Erfahrungen in Niederösterreich zeigen, dass Grünlanderneuerungen mit nur einmaliger
Saat eher selten gelingen. Sichtbare Erfolge von Einsaat, Nachsaat oder Übersaat liegen in NÖ etwa
nur bei 50 % für die einzelne Einsaat, egal mit welcher Sätechnik das erfolgt. Das Verfahren einer
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6. einmaligen Einsaat ist daher recht unsicher. Wenn nach 3 Jahren keine spürbare Ertragsverbesserung
eingetreten ist, kann man davon ausgehen, dass die Einsaat ohne Erfolg war. Häufig werden Wiesen
in NÖ meist in einem Abstand von 3 bis 8 Jahren eingesät. Damit sieht man, dass viele noch ein
hohes ungenutztes Potential für bessere Futterwiesen haben. Erst die deutlich höhere Einsaatfrequenz
mit mindestens 20 kg/ha Saatgut je Jahr, verspricht einen neuen Futterschub. Die jährlichen Einsaat,
und drei Jahre hintereinander erhöht die Wahrscheinlichkeit zum gewünschten ertraglichen Erfolg.
Wer den Umgang und Nutzen wiederholter Einsaaten erkannt hat, wird das ungenutzte
Ertragspotential vieler Wiesen ausschöpfen. Nach eigener Einschätzung könnte so die Ertragsleistung
von Futterwiesen leicht um 50% bis sogar 100% verbessert werden.
Einsaaten in Wiesenaltnarben - Provisorium und Kompromiss
Einsaaten in bestehende Wiesen sind deshalb ein Provisorium oder Kompromiss, weil alle NachsaatTechniken keine zuverlässliche Saatgutablage haben. Es fehlt einfach das ordentlich vorbereitete
Saatbett, wie man es im Ackerbau hat. Somit ist kein zuverlässiger Samenaufgang in 1 bis 2 Wochen
gewährleistet, so wie man das bei einer klassischen Wiesenneuanlage mit Umbruch,
Bodenvorbereitung und präziser Saatablage kennt. Einsaaten mit ihrer trotzdem geringen Effizienz
werden aber von vielen Grünlandbauern, vor allem in den Bergregionen bevorzugt. Erklärbar ist das,
weil die klassische Bodenbearbeitung für eine Neuanlage in den bergigen Lagen, mit den heutigen
immer schwerer gewordenen Bodenbearbeitungsgeräten, in dem oft recht hängigen und steinigen
Gelände unmöglich ist.
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7. Offener Boden - Voraussetzung für gute Einsaatwirkungen
Voraussetzung für eine gute Einsaatwirkung ist ein ausreichend offener Boden, wo die Samen Platz
zum Keimen haben und wachsen können. Erst wenn die jungen Grassämlinge genug Licht haben,
kommt es zum Wachstumsschub. Ist aber die Saatfläche noch mit vielen Graswurzelstöcken der alten
Wiese bewachsen, verbrauchen sie das meiste Licht und Bodenwasser. Und den zarten jungen
Gräsertrieben fehlt es an Licht wie Wasser. Je nachdem wie viele alte Graswurzelstöcke die junge Saat
bedrängen, wird sie sich gut oder gar nicht entwickeln. Damit erklärt sich der oft geringe Einsaaterfolg
bei Grünlanderneuerungen mittels Einsaaten.
Je öfter Wiesen eingesät werden, umso eher fällt der Samen auf offenen Boden und kann keimen. Mit
der geduldig wiederholten Saat baut sich außerdem ein gewisses Samenpotential gesäter und noch
ungekeimter Samen im Boden auf. Der Boden fungiert wie eine Samenbank, ähnlich wie es bei allen
Samenunkräutern der Fall ist. Man denke allein an die riesige Samenbank die der Ampfer in vielen
Wiesenböden hat. Wenn günstige Keim- und Wachstumsbedingungen herrschen, wenn also der Boden
offen und genug feucht ist, besteht die Chance, dass ein Teil der ungekeimten Gräsersamen auch
noch Monate bis Jahre nach der Saat keimen, so wie viele Kräutersamen. Deshalb hat die regelmäßige
Saat eine hohe Bedeutung, weil in der Regel bei bewachsenen Wiesen mit einer einzigen Saat selten
ein guter Aufgang gelingt.
Die richtigen Einsaatzeitpunkte
Am ehesten sind in Niederösterreich Einsaaten im Sommer erfolgsversprechend. Aber es gibt
Ausnahmen. In der Regel ist der Sommer die niederschlagreichste Jahreszeit in Österreich und der
Futternachwuchs der Altnarbe ist nicht so stark wie im Frühjahr. Das Frühjahr ist für Einsaaten dann
besser und sinnvoller, ja sogar dringend notwendig, wenn größere Flecken im Frühjahr offenen Boden
haben. Beispiele sind dafür: selektive Unkrautbekämpfung im Herbst von Ampfer, Hahnenfuß,
Spitzwegerich, Bärenklau, Löwenzahn, Engerlingsbefall, Wildschäden oder Auswinterung.
Natürliches AUSSAMEN von Wiesen, Verbesserung bei niedrigem Mitteleinsatz
Eine Möglichkeit damit verkrautete Wiesen wieder zu ihrem Gräsergerüst mit guten Futtergräsern
kommen, ist das natürliche Aussamen der Wiesen. Die wenigen Erfahrungen, die bislang vorliegen
sind eher ermutigend. Interessanterweise vermehren sich dabei weniger die Problemkräuter sondern
vielmehr unsere wichtigen und ertragreichen Obergräser. Dazu muss eine Wiese bis Anfang Juli
ungemäht bleiben. Damit nicht der Bestand schon vorher zusammenbricht ist nur eine sehr mäßige
Düngung sinnvoll. Zwischen 20 bis 40 kg N/ha
sollte nicht überschritten werden.
Empfehlenswert ist es, mit einem Streifen am
Wiesenrand, oder einer kleineren Fläche zu
beginnen. Man hat zwar nicht den vollen
Leistungseffekt von Zuchtgräsern, dafür halten
sich der Aufwand und der Futterausfall aus dem
ersten Schnitt in Grenzen, da vor allem keine
Technik für die Unkrautbekämpfung oder Saat
notwendig ist. Sinnvoll ist das Verfahren vor
allem für Betriebe, die nicht unbedingt
Spitzenerträge anstreben, aber dennoch eine
Verbesserung ihrer Futtererträge und
-Qualitäten erreichen wollen, wenn auch auf
einem niedrigerem Investitionsniveau.
Aussamungsfläche in Sankt Georgen in der Klaus.
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8. Von der gesäten Grasart hängt der Erfolg von Nachsaatmischungen ab
Umstritten ist welche Nachsaatmischungen wirklich am besten taugen. Es gibt dazu keine klaren
hilfebringenden Untersuchungen. Klar ist, dass sich in einer bestehenden Wiesenaltnarbe zunächst nur
konkurrenzstarke und schnell anwachsende Arten am ehesten durchsetzen können. Konkurrenzstarke
Arten sind: Englisches Raygras, Rotklee, Knaulgras, Glatthafer und Goldhafer. Nachsaatmischungen
mit konkurrenzschwachen und langsam auflaufenden Arten in Wiesen werden sich kaum oder nur bei
oft wiederholter Saat durchsetzen. Nach eigenen Erfahrungen sind das: Timothe, Wiesenschwingel,
Rotschwingel, Luzerne und teils Wiesenrispe.
Futterarten und Kampfkraft
von ÖAG-Nachsaat-Mischungen
und Ertragsmischungen
Pflanzenart
N
Na i
NiK
K
wei
Englisches Raygras
Knaulgras
Na tro Na wei
Ertragmischungen
nach HUMER
Durchsetzungskraft
KONKURRENZSTARK
KONKURRENZSTARK
KONKURRENZSTARK
KONKURRENZSTARK
KONKURRENZSTARK
Glatthafer
Goldhafer
Rotklee
Weißklee
Luzerne
Timothe
Wiesenschwingel
Rotschwingel
Wiesenrispe
konkurrenzschwach
konkurrenzschwach
konkurrenzschwach
kurzfristig mittel
konkurrenzschwach
konkurrenzschwach
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9. Tabelle: Untaugliche Effizienz der Einsaat von Timothe bei einmaliger und dreimaliger
Frühjahreseinsaat mit 15 kg/ha ÖAG-Nachsaatmischungen des Wiesenverbesserungsversuchs von
PÖTSCH (2012) in Gumpenstein und Piber. Die Median-Werte unter dem Mittelwert zeigen, dass mehr
Versuchsvarianten unter als über dem Mittelwert lagen.
Der einzig bekannte Einsaatversuch mit den ÖAG-Mischungen NA und NI bei einer Saatmenge von
15kg/ha im Frühjahr von PÖTSCH (2012) zeigt, dass konkurrenzschwache Gräser wie Timothe und
Wiesenschwingel, aber auch teils Wiesenrispe zu keiner klar erkennbaren Zunahme der eingesäten Art
Timothe gebracht hat. Selbst die 3malige Einsaat auf Drei- und Vierschnittwiesen in Gumpenstein und
Piber brachte weder mit dem Hatzenbichler-Übersaatstriegel noch der VREDO-Schlitzdrillsaat eine
spürbare Erhöhung des Anteiles von Timothegras, obwohl das Saatgut 15% bzw. 20% Timothe
enthielt. Das Ergebnis zeigt, dass diese Art von Einsaat oder Übersaat keine eindeutige positive
Grünlandverbesserung im Pflanzenbestand brachte. Diese 5jährigen Ergebnisse stehen klar im
Widerspruch zu den ÖAG-Nachsaatempfehlungen für Timothe, Wiesenschwingel und Rotschwingel in
Nachsaatmischungen und der Wirkungseffizienz von Nachsaaten wie sie manche Grünlandexperten
propagieren. Die unbefriedigende Wirkung von Einsaaten in NÖ deckt sich auch mit vielen
Rückmeldungen und eigenen Befragungen aus der landwirtschaftlcihen Praxis. Auch der bekannte
deutsche Grünlandexperte PD Dr. Martin Elsäßer schreibt 2009: „Bei Nachsaaten wird häufig eine
wirkungslose Übersaat vorgenommen“. Mehr zur Einsaatwirkung aller eingesäten Gräser erfahren Sie
unter: „Eingesäte Gräser und ihre reale Zunahme.pdf“
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10. Fazit
Erfolgreiche Grünlanderneuerungen hängen von sehr vielen Faktoren ab. Nur wer die wichtigen
Faktoren wie Wachstumsbedingungen, Konkurrenzverhalten der Altnarbe und die Wuchseigenschaften
der gesäten Gräser bestens kennt und bei der entscheidenden Wasserversorgung günstige
Bedingungen hat, hat gute Voraussetzungen bei der schwierigen Wiesenverbesserung einer
Dauerwiese.
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