Bei Track & Trace Projekten ist eine gute Planung elementar – doch wie kann man das Management davon überzeugen? Wann macht es Sinn, mit externen Partnern (finanziell oder logistisch) zu kooperieren?
Daniel Pawelka, Projektleiter Track and Trace bei Octapharma Pharmazeutika Produktionsgesellschaft mbH, spricht über Chancen und Herausforderungen der Serialisierungsprojekte auf technischer und strategischer Ebene.
Lesen Sie das Interview kostenlos hier:
http://bit.ly/Interview_Pawelka
Experteninterview mit Octapharma - Umsetzung der Serialisierungsprojekte
1. Interview mit Daniel Pawelka, Projektleiter Track and Trace
bei Octapharma Pharmazeutika Produktionsgesellschaft mbH
Bei der 7. Jahreskonferenz Pharma Track & Trace im September kommen Experten aus der Pharma-
branche zusammen, um sich über Maßnahmen, Projekte und Pläne nach dem Delegierten Rechtsakt und
über Serialisierung weltweit auszutauschen. Auf der letzten Track & Trace im September 2014 war Daniel
Pawelka von Octapharma einer dieser Experten. In seiner Präsentation hat er sehr anschaulich und offen
über die Erfahrungen in einem Serialisierungsprojekt in Asien berichtet. Wir hatten die Gelegenheit, uns
kurz zu einem exklusiven Interview zusammen zu setzen, dass Sie hier lesen können!
IQPC: Ich sitze hier mit Daniel Pawelka, Projek-
tleiterTrack andTrace bei der Octapharma Phar-
mazeutika Produktionsgesellschaft mbH. Erst
mal vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen
haben, ein paar Fragen zu beantworten. Als er-
ste Frage für die Leser, die Sie vielleicht noch
nicht kennen:Was haben Sie für eine Rolle in der
Firma?
Daniel Pawelka: Ich habe im Rahmen des Corpo-
rate Track and Trace-Projekts letztes Jahr eine Ver-
packungslinie für China aufrüsten müssen in relativ
kurzer Zeit. Das Ganze wurde lokal ausgegliedert,
in Wien durchgeführt. Ich bin dafür verantwortlich,
dass wir weiterhin den chinesischen Markt belief-
ern können in dieser Hinsicht.
IQPC: Lokaler Projektleiter bedeutet?
Daniel Pawelka: Das bedeutet, dass ich nur für die
Umsetzung in Wien verantwortlich war, das IT-Sys-
tem zu implementieren, die Verpackungslinie
hochzurüsten. Aber alles, was die gesamte Octa-
pharma betrifft, dafür gibt’s eine Corporate-Projek-
tleitung. Da ist aber das Projekt noch nicht so weit,
wie wir sind nur für China.
IQPC: Ein Thema, dass wir oft hören, ist, dass
Track and Trace-Projekte schwer zu etablieren
seien.WürdenSiediesePerspektiveteilen?das?
Daniel Pawelka: Es ist erstens schwer zu starten,
dass man das Management also überzeugt, dass es
wichtig ist. Denn da wird gerne zugewartet. Dann
ist es auch schwierig, dass man die ganzen Abtei-
lungen sensibilisiert, dass man alle ins Projektteam
holt. Das fängt ganz oben an und geht bis ganz
runter. IT Administrator, Packmitteldesign, alles was
das Herz begehrt, ist dabei und betroffen. Also ja,
es ist nicht so leicht, das Projekt zu etablieren.
IQPC: Wie sind Sie dann vorgegangen, zum
Beispiel die Managementebene davon zu über-
zeugen?
Daniel Pawelka: Na ja, es hat lange gedauert, aber
irgendwann hat die Supply Chain die Zahlen durch-
gerechnet und haben realisiert, dass man den
Markt dann irgendwann nicht mehr beliefern kann.
Wenn man die Zahlen vor sich hat, ist das eher ein
Argument, als von sich aus zu starten. Das ist immer
das ziehende Argument.
IQPC: Zahlen sind immer gut für die Manage-
mentebene.
Daniel Pawelka: Stimmt.
IQPC: Gibt es Ihrer Meinung nach Unterschie-
de im Bedarf für mittelständische Pharmaun-
ternehmen im Gegensatz zu großen Pharmaun-
ternehmen?
Daniel Pawelka: Kann ich schwer beantworten,
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2. weil ich es nur von mittelgroßen oder großen Un-
ternehmen kenne. Ich denke, es kann natürlich
für ein kleines Unternehmen weitaus schwieriger
sein, die finanziellen Mittel dafür aufzubringen für
die ganzen Investitionen, die notwendig sind. Das
ist dann schon eine größere Hürde. Je nachdem,
welche Märkte auch beliefert werden.
IQPC: Sind Sie der Meinung, dass es nötig ist,
einen Partner bei der Etablierung zu haben?
Daniel Pawelka: Einen Partner wofür?
IQPC: Das ist dann die Frage. Wenn es für klei-
nere Unternehmen schwieriger ist, vielleicht
bräuchten sie da einen Investor oder einen lo-
gistischen Partner.
Daniel Pawelka: Das kommt wahrscheinlich von Fir-
ma zu Firma auf den Lösungsansatz an. Das kann
sehr weit auseinanderdriften. Ich glaube, die Frage
ist sehr schwierig, allgemeingültig zu beantworten.
IQPC: Sie haben Ihren Vortrag über Lessons
Learnedgehalten.VonwelchenLessonsLearned
aus Ihrer Firma können Sie uns berichten?
Daniel Pawelka: Das Wichtigste ist vielleicht, dass
bei uns genau der Fall eingetreten ist, dass wir viel
zu spät gestartet sind, sodass die Projektlaufzeit
der bestimmende Faktor war. Und ein richtig totes
Ende, also ein Projektendziel hat man recht selten,
dass man dann wirklich einen Endzeitpunkt hat.
Das ist nicht schön. Das ist als Projektleiter nicht
schön, ist für die Firma nicht schön. Das ist eigen-
tlich die wichtigste Lektion, die man weitergeben
kann: dass man starten soll, sobald es geht, weil
einfach im Nachhinein die Qualität darunter leidet,
wenn man schnell etwas implementieren muss
und dann natürlich auch die Effizienz an der Linie
am Anfang leidet.
IQPC: Ein Do Not wäre also, zu spät anzufan-
gen. Gibt es weitere Not tos, die man vielleicht
schnell übersieht?
Daniel Pawelka: Es ist ja so, dass dadurch, dass so
viele Abteilungen betroffen sind, es hier und da zu
kleinen Abweichungen kommt usw. Die können
aber mitunter recht große Auswirkungen haben.
Und die darf man nicht unterschätzen. Das kann
sehr schnell ins Auge gehen. Wenn man dann eben
abhängig ist von Lieferzeiten oder anderen Fristen,
die man dann nicht mehr beeinflussen kann, ist es
sehr wichtig, auch diese kleinen Sachen im Auge zu
behalten, egal ob es intern oder extern ist bei einer
Firma, sei es IT oder Technikzulieferer.
IQPC: Für die Zukunft, welche Entwicklungen
erhoffen Sie sich für Octapharma?
Daniel Pawelka: Dass wir bald mit dem Corpo-
rate-Projekt starten.
IQPC: Zu guter Letzt noch mal einen Blick in die
Glaskugel: Wie sehen Sie denn die allgemeine
Zukunft der Technologie?
Daniel Pawelka: An der Linie oder IT-technisch?
IQPC: Technologien für die Realisierung bei der
Serialisierung.
Daniel Pawelka: Gut, wenn man bei der Technik un-
ten anfängt, wird es immer dieselbe Lösung sein:
Man druckt etwas auf, man muss es kontrollieren.
Also Kamera und Drucksysteme werden sich nicht
mehr großartig verändern in der nächsten Zeit. Die
Sache ist die, dass die Anbieter von diesen Line
Controllern oder Line Manager oder wie auch im-
mer man das nennen will begrenzt sind in ihren
Ressourcen. Das ist es, glaube ich, auf der Technik-
ebene. Ich weiß nicht, was es da an Weiterentwick-
lungen geben könnte.
IQPC: Was sind die Entwicklungen, die jetzt
gerade erkennbar sind?
Daniel Pawelka: Dass man aufpassen muss, dass
man nicht übrigbleibt, wenn man ein kleineres
Unternehmen ist oder so. Irgendwann sind die
Kapazitäten bei den Anbieterfirmen auch nicht
mehr da – je nachdem, wann halt die große Welle
dann wirklich anrollt mit den Umsetzungen. Das
ist schwer zu beantworten. Das ist so eine riesige
Frage. Dann geht’s weiter über die IT, da könnte
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3. man auch ausholen ohne Ende. Es gibt sicher viel
Verbesserungsbedarf und Optimierungsbedarf.
IQPC: Welche konkreten Handlungen werden
erforderlich, wenn die EU-Direktive verabschie-
det wird Ihrer Meinung nach?
Daniel Pawelka: Es ist natürlich von Verpackungs-
standard zu Verpackungsstandard unterschiedlich.
Man muss einerseits seine Linien so ausrüsten,
dass man den Code aufbringen kann, drucken
und kontrollieren kann. Das wird mit den meisten
Maschinen machbar sein. Was eine andere Sache
ist, ist eben diese Tamper Evident-Geschichte. Das
ist abhängig davon, welche Lösungen genommen
werden. Das wird auch einen großen Einfluss ha-
ben wahrscheinlich auf die Investitionen, falls man
noch keine Maschinen zur Verfügung hat, falls man
keinen Platz mehr hat in der Linie, wo man das in-
tegrieren kann. Das wären ja Maschinen, die im
Schnitt zwei Meter und größer sind, je nach Bau-
weise. Das muss alles natürlich qualifiziert werden,
eingebaut werden, am besten in Kombination. Und
das kostet alles Geld, das kostet alles Zeit. Wenn
man dann halt von mehreren Linien spricht, ist das
für einen kleineren oder mittleren Pharmazeuten
dann schon recht heftig, also denke ich mir, dass
das recht heftig sein wird, das umzusetzen. Nach-
dem in der EU-Direktive keine Aggregation derzeit
gefordert ist, ist die sonstige Umsetzung an der
Verpackungslinie technisch gesehen eigentlich eh
schon vorbei, was im Endeffekt wirklich die OEE
runterzieht, ist von Fall zu Fall verschieden. Aber
ich denke mal, dass der Platz und die Kosten für die
Investitionen immer die beiden Hauptfaktoren sein
werden. Ich glaube, damit kämpfen viele.
IQPC: Im Interview haben wir ja schon hatten wir
über den Zeitpunkt des Starts der Serialisierung
gesprochen. Nun noch mal zu den Handlungen
in Bezug auf die EU-Direktive: Wie sieht Ihrer
Meinung nach ein realistischer Zeitplan aus?
Daniel Pawelka: Je nachdem, wie viele Linien man
umrüsten muss, um den Markt zu beliefern oder
weiterhin beliefern zu können, muss man immer
von mindestens einem halben Jahr für die Liefer-
zeiten von Maschinen rechnen. Das kann natürlich
noch viel länger dauern. In Glücksfällen kürzer, je
nachdem, ob es gerade funktioniert oder nicht.
Dann muss man das Ganze implementieren, quali-
fizieren, wenn man überhaupt schon einen Anbiet-
er im engeren Fokus hat. Sagen wir mal, 2017, 2018.
Das hört sich weit weg an. Aber aus eigener leidvol-
len Erfahrung kann ich sagen, es gibt kein zu früh,
um zu starten, denn die Erfahrungen, die man bis
2017 oder 108 sammeln kann, sind halt dann Gold
wert. Je nachdem, wann ich den richtigen Investi-
tionszeitpunkt habe oder nicht, kann ich dann die
Kosten später wieder reinholen. Also man erspart
sich relativ viel, wenn man frühzeitig startet und in
der Planungsphase mehr investiert, als dann später
im Nachhinein draufkommt: Hätte ich doch früher
was gemacht, dann hätte ich mir das, das und das
im Nachhinein erspart. Es ist eine recht einfache
Antwort, aber ich glaube, das ist ziemlich treffend
in der Hinsicht – auch wenn es viele nicht glauben
wollen, speziell im Management.
IQPC: Das ist dann der knifflige Part des Projek-
tleiters?
Daniel Pawelka: Ja. Natürlich hätte man gerne eine
Projektlaufzeit, die lang genug ist, um alles imple-
mentieren zu können. Ist aber auch nicht realis-
tisch. Die Anbieter für diese Maschinen, Line-Con-
troller-Lösungen, IT-Lösungen sind halt endlich.
Wenn der ganze europäische Markt zuwartet und
dann der ganze europäische Markt startet, dann
wird es schwer oder kann sehr schwer werden. Die
wichtigste Botschaft ist eigentlich, dass man start-
en sollte, sobald man kann.
IQPC: Herr Pawelka, wir bedanken uns recht her-
zlich für das Gespräch!
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