Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte zeigt, welche Möglichkeiten sich für Anleger bieten, um ihre Aktienpositionen abzusichern.
Der Klassiker: Stop-Loss-Order
Put-Optionen zur Absicherung großer Bestände einzelner Aktien
Short-ETFs: Absicherung von gesamten Aktienportfolios
DIE MARKTMEINUNG AUS STUTTGART: Die Griechenland-Tragödie
Kapital & Märkte, Ausgabe November 2014
1. Bewegte Börsen –
Wie Privatanleger ihr Depot
absichern können
Bis Mitte des Jahres war die Welt an den Kapitalmärkten in
Ordnung: Die Konjunktur in Europa schien sich aufzuhellen,
wenn auch ohne große Euphorie. Gleichzeitig entwickelte
sich die Wirtschaft in Nordamerika und Asien dynamischer.
Für Unterstützung an den Aktienmärkten sorgten derweil die
großen Notenbanken mit ihrer expansiven bzw. wenig rest-
riktiven Geldpolitik.
Aktionäre konnten sich so in den vergangenen beiden Jahren
über stattliche Kursgewinne freuen. Zusätzlich schütteten viele
Unternehmen üppige Dividenden an ihre Eigentümer aus. In
vielen Aktienmärkten standen dadurch seit Anfang 2012 bis
Juni 2014 deutliche Kursgewinne zu Buche. Zum Beispiel
legte der Dax in diesem Zeitraum um 61,8 Prozent zu. An
fallende Börsen schienen nur Pessimisten oder solche Anleger
zu glauben, die die Börsenhausse bis dahin verpasst hatten.
Anfang Juli wendete sich das Blatt jedoch. Der Dax30 verlor
zunächst rund zehn Prozent von über 10.000 auf unter 9.000
Punkte. Nach einer kurzen Erholung ging es erneut abwärts –
von 9.800 Punkten bis auf ein Zwischentief von 8355 Punkten.
Somit betrug der temporäre Verlust allein im Dax über 17 Pro-
zent. Im gleichen Zeitraum verdoppelte sich der VDax, der
die Schwankungen des Dax dokumentiert, von 12,07 auf über
28 Punkte. Diese Volatilität war auch in den Tagesschwankun-
gen von über 200 Punkten im Dax deutlich sichtbar.
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Kapital & Märkte
Ausgabe November 2014
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Quelle: Bloomberg, Eigene Darstellung
ABBILDUNG 1: ENTWICKLUNG DES DAX30 VOM SEPTEMBER 2009 BIS OKTOBER 2014
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
2. Besorgte Anleger fragen sich in diesem Umfeld, wie sie sich
vor Kursverlusten schützen können.
Aktien verkaufen
Die sicherste Möglichkeit, Aktienkursschwankungen zu redu-
zieren, ist naturgemäß seine Bestände zu verkaufen. Ein An-
leger, der die klare Meinung hat, dass die Börsen ab jetzt nur
noch weiter fallen, ist mit dieser Strategie am besten bedient.
Er sollte sich allerdings gleichzeitig folgendes überlegen: Was
mache ich, wenn die Kurse doch weiter nach oben laufen?
Handle ich dann mit derselben Konsequenz und kaufe die
Papiere zu höheren Kursen zurück? Oder gehöre ich nachher
zu den Anlegern, die über Monate vom Seitenrand aus zu-
schauen, wie die Aktienmärkte auf neue Höchststände klettern?
Ebenso ist zu bedenken, wie man als Anleger dann die neu
gewonnenen liquiden Mittel investiert. Im aktuellen Umfeld
sind Tagesgelder, Festgelder oder bonitätsstarke Anleihen
auch keine dauerhafte Lösung.
Vorteile
•• Aktueller Wert der Position ist sofort vollständig gesichert.
•• Einfache Abwicklung und geringer Aufwand.
Nachteile
•• Keine Chance, an weiteren Kursgewinnen teilzunehmen.
•• Aktuell wenig attraktive Alternativanlage zur Reinvestition
der freiwerdenden Liquidität. ❚
Stop-Loss-Order
Der Verkauf der Aktienpositionen, mit dem Anleger sämtliche
Chancen auf zukünftige Gewinne aufgeben, ist sicherlich
nicht die optimale Lösung. Besser ist es, eine automatische
Verlustbegrenzung einzubauen. Hierzu gibt es den Ordertyp
der Stop-Loss-Order. Dabei definiert der Anleger einen Kurs
unterhalb des aktuellen Aktienkurses, bei dem er aus der
Position aussteigen möchte.
Der große Vorteil liegt in der Möglichkeit, weiter von Kurs-
gewinnen zu profitieren, sollte das erwartete Negativszenario
nicht eintreten.
Auf der anderen Seite müssen sich Anleger bewusst sein, dass
sie ihr Stop-Loss-Limit mit ausreichendem Abstand zum ak-
tuellen Kurs festlegen sollten. Andernfalls ist die Gefahr groß,
bereits bei kurzfristigen Schwankungen „ausgestoppt“ zu
werden. Wie hoch der Abstand konkret ist, sollte sich anhand
der Schwankungsbreite (Volatilität) der Aktie bemessen.
Bevor Anleger sich über Stop-Loss-Limite absichern, sollten
sie ein entscheidendes Detail kennen: Die Eingabe des Limits
garantiert nicht, dass der Verkauf auch tatsächlich zu diesem
Kurs abgerechnet wird. Technisch wird bei einer Stop-Loss-
Order nämlich wie folgt vorgegangen: Sobald das vorge
gebene Stop-Loss-Limit erreicht ist, wird eine unlimitierte
Verkaufsorder in den Markt gegeben. Dies führt dazu, dass
es mit der nächsten Kursfeststellung zu einer Ausführung der
Order kommt. Die Folge: Insbesondere bei sehr stark schwan-
kenden Werten kann das dazu führen, dass der tatsächliche
Ausführungskurs spürbar vom definierten Stop-Loss-Limit
abweicht. Dies passiert vor allem dann, wenn außerhalb der
Börsenhandelszeit Nachrichten veröffentlicht werden, die die
Aktie gleich zu Börsenbeginn deutlich unter dem Stop-Loss-
Limit eröffnen lassen.
Dennoch sind Stop-Loss-Orders alles in allem eine gute Mög-
lichkeit, um Aktienbestände abzusichern. Voraussetzung ist,
dass der Anleger grundsätzlich von weiter steigenden Kursen
ausgeht.
Vorteile
•• Der automatische Verkauf schützt davor, bei Kursrück
gängen nicht oder zu spät zu reagieren.
•• Kostengünstig, da i.d.R. erst bei erfolgtem Verkauf Gebüh-
ren anfallen.
•• Transparente und einfach umzusetzende Absicherung.
Nachteile
•• Der Verkaufskurs liegt unter dem Wert der Aktie bei Order
erteilung.
•• Das Stop-Loss-Limit kann in Extremfällen (deutlich) unter-
schritten werden.
•• Bei weiter steigenden Kursen muss sich der Anleger selbst
darum kümmern, sein SL-Limit schrittweise mit zu erhöhen.
•• Automatische Löschung der Order bei bestimmten Ereig-
nissen, wie z.B. Dividendenzahlung, Jahreswechsel, Kapital
maßnahmen. ❚
Trailing-Stop-Order
Die Trailing-Stop-Order ist eine Sonderform der Stop-Loss-
Order, die sich erst in den letzten Jahren unter Privatanlegern
etabliert hat. Ihre Grundfunktion ist identisch mit der eines
„normalen“ Stop-Loss-Limits. Der wesentliche Unterschied ist,
2
3. dass der Anleger sich nicht mehr selbst darum kümmern
muss, bei steigenden Kursen das Limit nachzuziehen.
Hierzu definiert er bei Auftragserteilung, wie das Limit auto-
matisiert angepasst werden soll. Dies kann in Form eines
prozentualen Abstands oder einer festen Differenz in Euro
zum Aktienkurs erfolgen. Steigt der Aktienkurs in der Folge,
so wird das Limit automatisch entsprechend der Vorgabe
angepasst.
Vorteile
•• Der automatische Verkauf schützt davor, bei Kursrück
gängen nicht oder zu spät zu reagieren.
•• Kostengünstig, da i.d.R. erst bei erfolgtem Verkauf Gebühren
anfallen
Nachteile
•• Der Verkaufskurs liegt unter dem Wert der Aktie bei Order
erteilung.
•• Das Stop-Loss-Limit kann in Extremfällen (deutlich) unter-
schritten werden.
•• Automatische Anpassung des Limits bei steigenden Aktien-
kursen.
•• Automatische Löschung der Order bei bestimmten Ereig-
nissen wie z.B. Dividendenzahlung, Jahreswechsel, Kapital-
maßnahmen.
•• Weniger transparent, da der Anleger immer nachschauen
muss, um zu wissen, wo sein SL-Limit aktuell liegt. ❚
Kauf von Put-Optionen (auch: Protective Put)
Wie wäre es eigentlich, wenn Anleger sich gegen Kursverlus-
te „versichern“ könnten? Vergleichbar mit einer Kfz-Versiche-
rung, bei der man regelmäßig Beiträge zahlt und diese im
Schadensfall einspringt. Auf die Anlagewelt bezogen, würde
man hier von Put-Optionen sprechen. Mit diesen lassen sich
Aktienpositionen absichern. Konkret handelt es sich um ein
Termingeschäft, bei dem der Anleger eine einmalige Prämie
bezahlt und hierfür für einen begrenzten Zeitraum eine Ab-
sicherung seiner Aktienposition erhält. Er erwirbt dazu das
Recht, seine Aktien zu einem festen Kurs verkaufen zu können.
Festgelegt wird auch, wie lange die Absicherung ihn schützen
soll (Optionslaufzeit), welchen Kurs der Anleger im Verlustfall
ausgeglichen bekommen möchte (Basispreis) und welche
Stückzahl an Aktien abgesichert wird (Kontraktzahl).
Der Preis der Put-Option hängt – vergleichbar einer Versiche-
rungsprämie – davon ab, wie der Anleger die oben genann-
ten Eckdaten wählt. Je länger die Optionslaufzeit und je höher
der Basispreis, desto höher ist auch die Prämie. Somit besteht
die Wahlmöglichkeit zwischen einem „Vollkasko-Schutz“, bei
dem der Basispreis dem aktuellen Aktienkurs entspricht oder
einem niedrigeren Basispreis.
Was passiert nun, wenn der Verlustfall tatsächlich eintritt? Der
Anleger kann in diesem Fall von der Gegenpartei, mit der er
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
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Aktienkurs
Quelle: Eigene Darstellung
ABBILDUNG 2: EXEMPLARISCHER VERLAUF EINES TRAILING-STOP-LIMITS MIT 5% LIMITABSTAND ZUM AKTIENKURS
Aktienkurs
Trailing-Stop-Limit
Unterschreitung des Stop-Loss-Limits
und Verkauf der Aktien
in Monaten
3
4. eine Call-Option mit derselben Laufzeit und Kontraktzahl wie
bei der Put-Option. Dabei definiert er einen Basispreis für die
Call-Option, der oberhalb des aktuellen Aktienkurses liegt.
Im Gegenzug erhält er eine Optionsprämie, deren Höhe da-
von abhängt, wo der Basispreis liegt. Je höher der Basispreis,
desto geringer ist die vereinnahmte Prämie.
Was hat der Verkauf der Call-Option zur Folge? Der Anleger
verpflichtet sich gegenüber einem Dritten ihm die Aktien auf
Abruf zum vorab festgelegten Basispreis zu verkaufen, auch
wenn der Börsenkurs der Aktie höher ist. Somit limitiert der
Anleger seine Chance auf Kursgewinne. Die Höhe der maxi-
malen Gewinne wird durch den Basispreis bestimmt.
Diese Kombination aus Put- und Call-Option ist somit für
diejenigen geeignet, die für die entsprechende Aktie eine
seitwärts verlaufende Kursentwicklung bzw. moderat steigen-
de Kurse erwarten und gleichzeitig einen spürbaren Kursrück-
gang nicht ausschließen.
Vorteile
•• Freie Wahl der Absicherung von Voll- bis Teilabsicherung.
•• Verlustausgleich möglich, auch ohne die Aktie verkaufen
zu müssen (insbesondere bei steuerfreien Altbeständen
interessant).
•• Standardisierte Abwicklung über Terminbörse EUREX.
•• Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit der Gegenpartei durch
hinterlegte Sicherheiten bei der Terminbörse.
Nachteile
•• Anlageerfahrung und Kenntnisse zu Termingeschäften sind
notwendig.
•• Die unterschiedlichen Einflussfaktoren auf die Höhe der
Optionsprämie setzen gute Produktkenntnis voraus.
•• Hohe Kosten; daher nicht zur dauerhaften Absicherung
geeignet.
•• Begrenzung möglicher Kursgewinne.
•• Geringere Kosten im Vergleich zur reinen Put-Option. ❚
Kauf von Short-ETFs
Für Anleger, die sich ein diversifiziertes Aktienportfolio aufge-
baut haben und dieses komplett absichern möchten, ohne
für jede Position einzeln Absicherungen vorzunehmen, gibt
es die Möglichkeit, Short-ETFs einzusetzen. Während ein nor-
maler ETF (auch Indexfonds genannt) passiv versucht, die
Entwicklung eines Index 1:1 nachzubilden, ist das Ziel eines
Short-ETFs, sich immer komplett entgegengesetzt zum Index
zu entwickeln.
das Termingeschäft abgeschlossen hat, verlangen, dass er
dieser die Aktien zum vorher definierten Basispreis verkauft.
Alternativ kann er sich innerhalb der Optionszeit jederzeit
entscheiden seine Aktien zu behalten und das Options
geschäft zu schließen. Diesen Vorgang nennt man Closing
und führt dazu, dass der Anleger seinen Versicherungsschutz
aufgibt. Als Ausgleich hierfür erhält er seinerseits von einem
Dritten die Prämie für die noch verbliebene Optionslaufzeit.
Ist der Kurs zwischenzeitlich deutlich unter dem Basispreis,
so ist auch die Prämie, die der Anleger im Rahmen des Closing
erhält, um die Differenz zwischen Basispreis und aktuellem
Kurs höher. Er gleicht somit durch den Gewinn im Options-
geschäft die Verluste mit seiner Aktienposition aus.
Die Absicherung über Optionen ist jedoch nur für diejenigen
Anleger möglich und sinnvoll, die über große Bestände ein-
zelner Aktien verfügen. Denn in der Regel kann man Optio-
nen nur in Stückelungen (Kontraktgröße) von 10 oder 100
Aktien erwerben. Zudem fallen für den Kauf und für ein even-
tuelles Closing Erwerbs- und Veräußerungskosten an. Absi-
cherungen sind daher in der Regel erst ab Aktienpositionen
im Wert von circa 40.000 Euro sinnvoll.
Vorteile
•• Freie Wahl des Basispreises bestimmt den Grad der
Absicherung (Voll- oder Teilabsicherung).
•• Verlustausgleich möglich, auch ohne die Aktie verkaufen
zu müssen (insbesondere bei steuerfreien Altbeständen
interessant).
•• Standardisierte Abwicklung über Terminbörse EUREX.
•• Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit der Gegenpartei durch
hinterlegte Sicherheiten bei der Terminbörse.
Nachteile
•• Anlageerfahrung und Kenntnisse zu Termingeschäften sind
notwendig.
•• Die unterschiedlichen Einflussfaktoren auf die Höhe der
Optionsprämie setzen gute Produktkenntnis voraus.
•• Hohe Kosten; daher nicht zur dauerhaften Absicherung
geeignet. ❚
Kauf von Put-Optionen und gleichzeitiger
Verkauf einer Call-Option
Für Anleger, die die Absicherung durch eine Put-Option
nutzen möchten, aber gleichzeitig die hohen Kosten scheuen,
besteht die Möglichkeit, durch ein kombiniertes Options
geschäft die Gesamtprämie zu reduzieren. Hierzu verkauft
der Anleger für dieselbe Aktie an der Terminbörse zusätzlich
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5. Vorteile
•• Freie Wahl der Absicherung von Voll- bis Teilabsicherung.
•• Verlustausgleich möglich, auch ohne die Aktie verkaufen
zu müssen (insbesondere bei steuerfreien Altbeständen
interessant).
•• Liquider Handel über XETRA.
•• Transparent.
•• Unbegrenzte Laufzeit.
Nachteile
•• Anlageerfahrung und Kenntnisse zu Termingeschäften sind
notwendig.
•• Keine direkte Absicherung einzelner Positionen, sondern
nur nährungsweise Absicherung über historische Korrelati-
onen.
•• Keine Absicherung von unternehmensspezifischen Risiken.
•• Hoher Kapitaleinsatz, auch bei gehebelten Short-ETFs.
•• Hohe Kosten bei Kauf des ETFs aufgrund des hohen Trans-
aktionsvolumens.
•• Begrenzung der möglichen Kursgewinne, da Kursgewinne
gleichzeitig durch Verluste des Short-ETFs kompensiert
werden. Somit nur zur kurzfristigen Absicherung geeignet.
Fazit:
Die Absicherungsmöglichkeiten für Aktienpositionen sind
vielseitig und bieten Anlegern für fast alle Markterwartungen
eine passende Lösung. Insbesondere bei Absicherungen über
Termingeschäfte sind jedoch einige spezifische Eigenschaften
zu beachten. Deshalb sollten sich Anleger professionell
unterstützen lassen.
Gleichzeitig zeigen die vorangegangenen Ausführungen
auch, dass es keine Absicherungsmöglichkeit gibt, die nicht
mit Nachteilen oder hohen Kosten verbunden ist. Vor diesem
Hintergrund sind Absicherungsgeschäfte oder verlustbegren-
zende Ordertypen lediglich als ein Baustein innerhalb einer
Gesamtstrategie sinnvoll.
Die beste Möglichkeit, sein Vermögen langfristig vor Verlusten
zu schützen, bleibt weiterhin, dieses mit einer klaren Struktur
breit zu diversifizieren. Nur durch die Kombination verschie-
dener Anlageklassen und die Vermeidung von Klumpenrisiken
lassen sich Schwankungen effizient managen und Verluste
eingrenzen.
Nicht zuletzt belegen zahlreiche Studien, dass die richtige
Assetallokation zu über 90 Prozent über den langfristigen
Erfolg oder Misserfolg einer Anlagestrategie entscheidet. Ab-
sicherungsgeschäfte allein sind dagegen nur ein Teil einer
Gesamtstrategie. ❚
Hierzu ist zunächst zu ermitteln, welcher Index dem ab
zusichernden Portfolio am ähnlichsten ist. Beispielsweise kann
für ein Portfolio aus mehreren Aktien von Dax-Unternehmen
geprüft werden, wie parallel sich diese zum Dax-Index
entwickeln. Maßstab hierfür ist die Korrelation (die Größe,
die den statischen Zusammenhang hier zwischen den Aktien
und dem Dax aufzeigt). Bei einer hohen Korrelation kann
davon ausgegangen werden, dass diese Aktien ebenfalls Kurs-
verluste erleiden, wenn sich der Dax negativ entwickelt. Die-
sen Zusammenhang machen sich Käufer von Short-ETFs zu-
nutze. Sie kaufen zur Absicherung eines solchen Portfolios
einen Short-ETF auf den Dax, der sich – abgesehen von ge-
ringen Abweichungen (sog. Tracking-Error) – gegenläufig
zum Index entwickelt. Folglich sollte ein Rückgang von ein
Prozent im Aktienportfolio durch einen Anstieg des Short-ETFs
um ein Prozent kompensiert werden.
Es gibt allerdings einen großen Nachteil bei dieser Absiche-
rung: Da die Korrelationen im Zeitverlauf nicht immer stabil
sind, kommt es nie zu einer exakt gegenläufigen Entwicklung
von Aktienportfolio zum Short-ETF. Daneben lässt sich das
Einzeltitelrisiko nicht ausgleichen. Das bedeutet: Falls eine
Aktie des Portfolios aufgrund individueller Gründe einbricht,
wird dies durch den Index nicht kompensiert. Es findet somit
lediglich ein Hedging – eine Absicherung – des Gesamtmarkt-
risikos statt, nicht aber der unternehmensspezifischen Einzel-
risiken.
Zudem ist eine volle Absicherung des Aktienportfolios mit
großen Kapitalinvestitionen verbunden. So muss man zur
Absicherung eines Portfolios im Wert von 1.000.000 Euro
auch ungefähr diesen Betrag in den Short-ETF investieren.
Um den Kapitaleinsatz zu reduzieren, kann statt eines Short-
ETFs auch ein gehebelter Short-ETF herangezogen werden.
Der Hebel-Faktor gibt an, wie stark der Preis des gehebelten
Produkts auf die Preisänderung des Basiswertes reagiert und
verstärkt entsprechend die Verlustrisiken und Gewinnchancen.
Beispielsweise gewinnt ein 3-fach gehebelter Short-ETF bei
einem Kursverlust des zugrundeliegenden Index von ein
Prozent um circa 3 Prozent an Wert gewinnt. Damit ist zur
Absicherung nur ein Drittel des Kapitals notwendig – ver
glichen mit einem normalen Short-ETF.
Trotzdem bleiben Short-ETFs in der Praxis ausschließlich ein
Vehikel, um ein Portfolio teilweise abzusichern und somit
Kursverluste nur zu reduzieren, anstatt sie auszuschließen.
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6. 8 PLUS 1:
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Redaktion:
Björn Lenzner
Financial Planner, Anlageberater Private Banking
www.privatbank.de/kapitalmarkt
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