1. Presseinformation
Stuttgart, 02. November 2011
von Arnim E. Kogge
Die Marktmeinung aus Stuttgart
Aktienmärkte in neuen Turbulenzen
Es kommt einem vor, als hätte es die letzten Tage nicht gegeben
und als wäre die Beruhigung, dass die Schuldenfrage mit dem
Rettungsschirm und einer Hebelwirkung von über 1 Billion Euro
alles regeln würde, nun wieder passé. Griechenland möchte ein
Referendum und somit die Bevölkerung fragen, ob sie mit den
Sparauflagen einverstanden ist. Verständlicherweise hat dies die
Aktienmärkte in Unruhe versetzt, sämtliche Hilfspakete sind
damit in Frage gestellt und insbesondere der Bereich der Banken
musste zweistellige Kursverluste hinnehmen. Auch die Frage, ob
Griechenland selbst aus dem Euroverbund austritt, ist inzwischen
nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Banken müssen mit
schweren Verwerfungen rechnen. Nicht nur, dass die
Quartalsergebnisse bei den meisten Instituten schlecht ausfielen,
jetzt kommen noch zusätzliche Abschreibungsängste auf die
Häuser zu. Damit sind auch die Krisentreffen wieder aktuell. So
werden heute Bundeskanzlerin Merkel und der französische
Staatspräsident Sarkozy ein neues Treffen mit dem IWF und
dem griechischen Ministerpräsidenten Papandreou arrangieren.
Aber auch der Blick auf die USA wird die Aktienmärkte nicht
beruhigen, hier ist davon auszugehen, dass die amerikanische
Notenbank abermals Aufbauspritzen für die Konjunktur geben
muss, um ein minimales Wirtschaftswachstum erzeugen zu
können. Insofern wird es den Investoren nicht viel nützen, aus
dem Euro zu flüchten und in den Dollar hineinzugehen, denn dort
.
.
2. sieht es nach wie vor nicht viel besser aus. Dahingehend dürfte
nach dem Rückschlag des Euros die wichtige Marke von 1,35
zum US-Dollar nicht unterschritten werden. Dies ist allerdings nur
so lange möglich, wie Italien nicht doch in den Strudel der Krise
gerät. Beunruhigend ist der jetzt wieder starke Anstieg der
Renditen für italienische Staatsanleihen. Da die italienische
Wirtschaft noch gesund ist, könnten wirklich durchgeführte
Reformen für Italien ein Befreiungsschlag sein. Nach den starken
Kursrückgängen werden die Aktienmärkte aber erst einmal eine
Verschnaufpause einlegen. Der DAX dürfte somit seine
Unterstützungslinie von 5.750 Punkten, die er kurzfristig
unterschritten hatte, halten können. Ob es ausreicht und er einen
neuen Anlauf über die 6.000-Punkte-Marke nehmen kann, bleibt
aber abzuwarten. Der Euro Stoxx 50 fiel zurück auf die
Unterstützungslinie von 2.250 Punkten. Auch hier dürfte die
Beruhigung ihn wieder Richtung 2.300 Punkte nach oben
schieben. Der Dow-Jones-Index liegt zwischen der 200- und der
100-Tages-Durchschnittslinie. Sollte es hier zu einer Beruhigung
kommen, dürfte die Marke von 12.000 Punkten schnell wieder
erreicht sein.
Unter rein charttechnischen Gesichtspunkten war der rasante
Aufstieg der letzten Tage an den Aktienmärkten weit überzogen
und insofern eine Reaktion zu erwarten. Dass sie allerdings so
schnell und so stark ausfällt, war nicht vorhersehbar. Aber wie
bei allen Extremausschlägen, insbesondere wenn sie politisch
bedingt sind, dauert das Tal der Tränen meist nicht allzu lange
an. Erstaunlich ist, dass die asiatischen Börsen dieses Thema
noch extremer gesehen haben und die Situation teilweise
schlimmer sehen als 2008. Sicherlich war die Lehman-Krise rein
bankenbezogen und derzeit haben wir es mit
Staatsverschuldungen und Haushaltsproblemen zu tun, die
weitaus komplizierter sind und die Steuersystemfrage aufwerfen.
Und das ist, wie man weiß, hochpolitisch und insofern meist nicht
2
3. komplett lösbar. Trotz allem ist zu erwarten, dass die
Aktienmärkte sich von diesem Schlag auch wieder erholen
werden und insbesondere der DAX wieder einen neuen Anstieg
über 6.000 Punkte wahrscheinlich macht. Das heißt, eine
Jahresendrallye ist unverändert möglich, wobei das Maximalziel
von 6.500 Punkten weiter bestehen bleibt. Neukäufe sollten nur
an Tagen von extremen Rückschlägen vorgenommen werden.
Sollte es tatsächlich Richtung Jahresende noch zu starken
Kursanstiegen kommen, sind dies eher Verkaufskurse, da im
neuen Jahr auch ein Rückgang der guten Unternehmenszahlen
zu erwarten ist. Positiv bleiben wir für die Branchen Pharma und
Gesundheitswesen und bei den Einzelwerten für Novartis und
das Rhön-Klinikum.
Kontakt für den Leser:
Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG
Arnim E. Kogge
Leiter Private Banking
Leiter Institutional Banking
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